wieder, wo, plötzlich zur Mitternachtsstunde überfallen und erwürgt, er unter dem letzten Röcheln dem Sohne und dessen Nachkommenschaft flucht. (1336.)
Unter solchen graunhaften Ereignissen begann die Regie- rung Stephan Duschan, des Gewaltigen (silni).
In mannichfachen Verhältnissen bewies er, sich als ein Mann von den ausgezeichnetsten Eigenschaften, ungewöhn- lichen Feldherrngaben, großer Verschlagenheit und Willens- kraft. Er vergrößerte Serbien durch bedeutende Eroberungen, erhob es zum Zarenreiche, und verbreitete weithin den Ruhm seiner Waffen. Er gab dem serbischen Namen einen Glanz, den er nie, weder vorher, noch nachher gehabt. Zu- letzt gieng er damit um, selbst orientalischer Kaiser zu werden, und hatte alle Vorbereitungen dazu schon getroffen, als plötz- lich der Tod seinem Ehrgeiz ein Ziel setzte. Nach byzanti- nischen Nachrichten hatte er sich bereits früher zum Impera- tor der Römer und Triballer erklärt.
Zum Theil in Constantinopel erzogen, wo er während der siebenjährigen Verbannung seines Vaters mit diesem lebte, hatte er andre Begriffe von dem äußern Anstand eines Mo- narchen und der Würde eines Hofstaates bekommen, als nach denen seine Vorfahren in roher Einfachheit einst ihre Umge- bungen geformt. In Titeln, Hofämtern, Strenge des Ce- remoniels sehen wir ihn mit den byzantinischen Kaisern wett- eifern. Aber auch occidentalische Sitte und Weise fand sei- nen Beyfall, wenn sie dazu diente, seinen Glanz zu erhöhen. Ein Ritterorden des heiligen Stephan ward gestiftet, und sowohl mehrere serbische Große, als auch die bei der Krönung gegenwärtigen Gesandten von Nagusa, damit beehrt. So soll auch das, noch in der Wiener Hofbibliothek befindliche, Wap- penbuch von Illyrien unter seiner Regierung und auf seine Veranlassung verfaßt seyn. Wichtiger indessen als alles die- ses, ist, daß er seine Staaten mit einem vollständigen Gesetz-
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wieder, wo, plötzlich zur Mitternachtsstunde überfallen und erwürgt, er unter dem letzten Röcheln dem Sohne und dessen Nachkommenschaft flucht. (1336.)
Unter solchen graunhaften Ereignissen begann die Regie- rung Stephan Duschan, des Gewaltigen (silni).
In mannichfachen Verhältnissen bewies er, sich als ein Mann von den ausgezeichnetsten Eigenschaften, ungewöhn- lichen Feldherrngaben, großer Verschlagenheit und Willens- kraft. Er vergrößerte Serbien durch bedeutende Eroberungen, erhob es zum Zarenreiche, und verbreitete weithin den Ruhm seiner Waffen. Er gab dem serbischen Namen einen Glanz, den er nie, weder vorher, noch nachher gehabt. Zu- letzt gieng er damit um, selbst orientalischer Kaiser zu werden, und hatte alle Vorbereitungen dazu schon getroffen, als plötz- lich der Tod seinem Ehrgeiz ein Ziel setzte. Nach byzanti- nischen Nachrichten hatte er sich bereits früher zum Impera- tor der Römer und Triballer erklärt.
Zum Theil in Constantinopel erzogen, wo er während der siebenjährigen Verbannung seines Vaters mit diesem lebte, hatte er andre Begriffe von dem äußern Anstand eines Mo- narchen und der Würde eines Hofstaates bekommen, als nach denen seine Vorfahren in roher Einfachheit einst ihre Umge- bungen geformt. In Titeln, Hofämtern, Strenge des Ce- remoniels sehen wir ihn mit den byzantinischen Kaisern wett- eifern. Aber auch occidentalische Sitte und Weise fand sei- nen Beyfall, wenn sie dazu diente, seinen Glanz zu erhöhen. Ein Ritterorden des heiligen Stephan ward gestiftet, und sowohl mehrere serbische Große, als auch die bei der Krönung gegenwärtigen Gesandten von Nagusa, damit beehrt. So soll auch das, noch in der Wiener Hofbibliothek befindliche, Wap- penbuch von Illyrien unter seiner Regierung und auf seine Veranlassung verfaßt seyn. Wichtiger indessen als alles die- ses, ist, daß er seine Staaten mit einem vollständigen Gesetz-
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[XIX/0039]
wieder, wo, plötzlich zur Mitternachtsstunde überfallen und
erwürgt, er unter dem letzten Röcheln dem Sohne und dessen
Nachkommenschaft flucht. (1336.)
Unter solchen graunhaften Ereignissen begann die Regie-
rung Stephan Duschan, des Gewaltigen (silni).
In mannichfachen Verhältnissen bewies er, sich als ein
Mann von den ausgezeichnetsten Eigenschaften, ungewöhn-
lichen Feldherrngaben, großer Verschlagenheit und Willens-
kraft. Er vergrößerte Serbien durch bedeutende Eroberungen,
erhob es zum Zarenreiche, und verbreitete weithin den
Ruhm seiner Waffen. Er gab dem serbischen Namen einen
Glanz, den er nie, weder vorher, noch nachher gehabt. Zu-
letzt gieng er damit um, selbst orientalischer Kaiser zu werden,
und hatte alle Vorbereitungen dazu schon getroffen, als plötz-
lich der Tod seinem Ehrgeiz ein Ziel setzte. Nach byzanti-
nischen Nachrichten hatte er sich bereits früher zum Impera-
tor der Römer und Triballer erklärt.
Zum Theil in Constantinopel erzogen, wo er während
der siebenjährigen Verbannung seines Vaters mit diesem lebte,
hatte er andre Begriffe von dem äußern Anstand eines Mo-
narchen und der Würde eines Hofstaates bekommen, als nach
denen seine Vorfahren in roher Einfachheit einst ihre Umge-
bungen geformt. In Titeln, Hofämtern, Strenge des Ce-
remoniels sehen wir ihn mit den byzantinischen Kaisern wett-
eifern. Aber auch occidentalische Sitte und Weise fand sei-
nen Beyfall, wenn sie dazu diente, seinen Glanz zu erhöhen.
Ein Ritterorden des heiligen Stephan ward gestiftet, und
sowohl mehrere serbische Große, als auch die bei der Krönung
gegenwärtigen Gesandten von Nagusa, damit beehrt. So soll
auch das, noch in der Wiener Hofbibliothek befindliche, Wap-
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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. XIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/39>, abgerufen am 21.03.2023.
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