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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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Den Leser in die ältesten Zeiten zurückzuführen, würde
unsrem Zwecke wenig gemäß seyn. Völkerschaften bewohnten
einst diese Gegenden, deren Namen der Strom der Begeben-
heiten längst mit sich fortgerissen. Dardassier und Triballer,
thracischen Stammes, Scordisker, eine celtische Nation,
Beßen, ein wildes Räubervolk in der Gegend des Rhodope
und Hämus, scheinen bis kurz vor Christi Geburt hier ge-
haust zu haben, und endlich von den Römern besiegt worden
zu seyn. Zur Zeit der Herrschaft dieser letztern machten jene
Länder einen Theil des alten Pannoniens und Mösiens aus,
und theilten die harten, ja entsetzlichen Schicksale dieser Pro-
vinzen. Von den Hunnen überschwemmt, während der Völ-
kerwanderung von zahllosen barbarischen Horden überzogen,
gelang es nur selten den byzantinischen Kaisern, hier wieder
einiges Ansehn zu gewinnen. Endlich, gegen die Mitte des
siebenten Jahrhunderts, nahmen die Serben von einem
Theil der die Donau südlich begränzenden, Landschaften
Besitz.

Was dieser Name bedeute, wo eigentlich die Heimath
dieses Volkes zu suchen, ob es ursprünglich ein und dasselbe
mit den Sorben der Lausitz, oder was noch bessere Grün-
de für sich hat, näher mit Croaten und Russen ver-
wandt gewesen, -- darüber haben Geschichts- und Sprach-
forscher vielfältig gestritten. Sie sind zu keinem Resultate
gekommen. Gewiß ist nur, daß es slavischen Stammes
ist. Ueber seine ersten Niederlassungen an der Donau wis-
sen wir wenig. Binnen kurzer Zeit hatten sie das heutige
Serbien und Boßnien, Sachulm, Trebunien, die Primorje
und das Küstenland zwischen Cattaro und Durrazzo, besetzt.
Das übrige Dalmatien hatten bereits wenige Jahre früher
die Croaten in Besitz genommen, ein ihnen verwandtes Volk,
das lange ein gleiches Schicksal mit ihnen theilte. Unter der
Oberhoheit des griechischen Kaisers wurden beyde daheim von

Den Leser in die ältesten Zeiten zurückzuführen, würde
unsrem Zwecke wenig gemäß seyn. Völkerschaften bewohnten
einst diese Gegenden, deren Namen der Strom der Begeben-
heiten längst mit sich fortgerissen. Dardassier und Triballer,
thracischen Stammes, Scordisker, eine celtische Nation,
Beßen, ein wildes Räubervolk in der Gegend des Rhodope
und Hämus, scheinen bis kurz vor Christi Geburt hier ge-
haust zu haben, und endlich von den Römern besiegt worden
zu seyn. Zur Zeit der Herrschaft dieser letztern machten jene
Länder einen Theil des alten Pannoniens und Mösiens aus,
und theilten die harten, ja entsetzlichen Schicksale dieser Pro-
vinzen. Von den Hunnen überschwemmt, während der Völ-
kerwanderung von zahllosen barbarischen Horden überzogen,
gelang es nur selten den byzantinischen Kaisern, hier wieder
einiges Ansehn zu gewinnen. Endlich, gegen die Mitte des
siebenten Jahrhunderts, nahmen die Serben von einem
Theil der die Donau südlich begränzenden, Landschaften
Besitz.

Was dieser Name bedeute, wo eigentlich die Heimath
dieses Volkes zu suchen, ob es ursprünglich ein und dasselbe
mit den Sorben der Lausitz, oder was noch bessere Grün-
de für sich hat, näher mit Croaten und Russen ver-
wandt gewesen, — darüber haben Geschichts- und Sprach-
forscher vielfältig gestritten. Sie sind zu keinem Resultate
gekommen. Gewiß ist nur, daß es slavischen Stammes
ist. Ueber seine ersten Niederlassungen an der Donau wis-
sen wir wenig. Binnen kurzer Zeit hatten sie das heutige
Serbien und Boßnien, Sachulm, Trebunien, die Primorje
und das Küstenland zwischen Cattaro und Durrazzo, besetzt.
Das übrige Dalmatien hatten bereits wenige Jahre früher
die Croaten in Besitz genommen, ein ihnen verwandtes Volk,
das lange ein gleiches Schicksal mit ihnen theilte. Unter der
Oberhoheit des griechischen Kaisers wurden beyde daheim von

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[IV/0024] Den Leser in die ältesten Zeiten zurückzuführen, würde unsrem Zwecke wenig gemäß seyn. Völkerschaften bewohnten einst diese Gegenden, deren Namen der Strom der Begeben- heiten längst mit sich fortgerissen. Dardassier und Triballer, thracischen Stammes, Scordisker, eine celtische Nation, Beßen, ein wildes Räubervolk in der Gegend des Rhodope und Hämus, scheinen bis kurz vor Christi Geburt hier ge- haust zu haben, und endlich von den Römern besiegt worden zu seyn. Zur Zeit der Herrschaft dieser letztern machten jene Länder einen Theil des alten Pannoniens und Mösiens aus, und theilten die harten, ja entsetzlichen Schicksale dieser Pro- vinzen. Von den Hunnen überschwemmt, während der Völ- kerwanderung von zahllosen barbarischen Horden überzogen, gelang es nur selten den byzantinischen Kaisern, hier wieder einiges Ansehn zu gewinnen. Endlich, gegen die Mitte des siebenten Jahrhunderts, nahmen die Serben von einem Theil der die Donau südlich begränzenden, Landschaften Besitz. Was dieser Name bedeute, wo eigentlich die Heimath dieses Volkes zu suchen, ob es ursprünglich ein und dasselbe mit den Sorben der Lausitz, oder was noch bessere Grün- de für sich hat, näher mit Croaten und Russen ver- wandt gewesen, — darüber haben Geschichts- und Sprach- forscher vielfältig gestritten. Sie sind zu keinem Resultate gekommen. Gewiß ist nur, daß es slavischen Stammes ist. Ueber seine ersten Niederlassungen an der Donau wis- sen wir wenig. Binnen kurzer Zeit hatten sie das heutige Serbien und Boßnien, Sachulm, Trebunien, die Primorje und das Küstenland zwischen Cattaro und Durrazzo, besetzt. Das übrige Dalmatien hatten bereits wenige Jahre früher die Croaten in Besitz genommen, ein ihnen verwandtes Volk, das lange ein gleiches Schicksal mit ihnen theilte. Unter der Oberhoheit des griechischen Kaisers wurden beyde daheim von

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/24>, abgerufen am 22.11.2024.