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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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Habt Ihr mir nicht angelobt die Gaben?
Und Ihr steht verwirrt jetzt und bedenkt Euch? 945
Nun so hör'! wenn treu seyn Dir so schwer fällt:
Ueberlassen will ich Dir das Meiste,
Will's aus Achtung für die wackren Freunde.
Erstlich geb' ich Dir von den Geschenken,
Die Lateinerin und ihren Rappen, 950
Denn, soll strenges Recht barob entscheiden,
Mein ist dieses Mädchen, mir geschenket,
Mir geschenkt von Vater und von Mutter,
Mir geschenkt von ihren beiden Brüdern.
Doch darob will ich kein Wort verlieren. 955
Zum Geschenk empfange sie von mir nun,
Auch des Rosses Gold und Silber, alles,
Auch der graue Falke sey der Deine,
Und der Säbel selbst von meinen Hüften.
Alles dieß will ich Dir willig lassen; 960
Dreierlei nur will ich selbst behalten:
Dieses rundgefleckte Oberkleid hier,
Auf dem Haupt die prächtige Tschelenka,
Und das wundersame Hemd von Golde.
In die schöne Heimath will ich's tragen, 965
Daß ich Lob von meinen Brüdern erndte.
Bei dem Herrn und unserm Christenglauben!
Von den dreien werd' ich nimmer lassen!" --
Aber die geschmückten Hochzeitleute,
Eines Lautes riefen sie und sagten: 970
"Preis und Dank Dir, Du Woiwode Milosch!

Habt Ihr mir nicht angelobt die Gaben?
Und Ihr steht verwirrt jetzt und bedenkt Euch? 945
Nun so hör'! wenn treu seyn Dir so schwer fällt:
Ueberlassen will ich Dir das Meiste,
Will's aus Achtung für die wackren Freunde.
Erstlich geb' ich Dir von den Geschenken,
Die Lateinerin und ihren Rappen, 950
Denn, soll strenges Recht barob entscheiden,
Mein ist dieses Mädchen, mir geschenket,
Mir geschenkt von Vater und von Mutter,
Mir geschenkt von ihren beiden Brüdern.
Doch darob will ich kein Wort verlieren. 955
Zum Geschenk empfange sie von mir nun,
Auch des Rosses Gold und Silber, alles,
Auch der graue Falke sey der Deine,
Und der Säbel selbst von meinen Hüften.
Alles dieß will ich Dir willig lassen; 960
Dreierlei nur will ich selbst behalten:
Dieses rundgefleckte Oberkleid hier,
Auf dem Haupt die prächtige Tschelenka,
Und das wundersame Hemd von Golde.
In die schöne Heimath will ich's tragen, 965
Daß ich Lob von meinen Brüdern erndte.
Bei dem Herrn und unserm Christenglauben!
Von den dreien werd' ich nimmer lassen!“ —
Aber die geschmückten Hochzeitleute,
Eines Lautes riefen sie und sagten: 970
„Preis und Dank Dir, Du Woiwode Milosch!

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[106/0172] Habt Ihr mir nicht angelobt die Gaben? Und Ihr steht verwirrt jetzt und bedenkt Euch? Nun so hör'! wenn treu seyn Dir so schwer fällt: Ueberlassen will ich Dir das Meiste, Will's aus Achtung für die wackren Freunde. Erstlich geb' ich Dir von den Geschenken, Die Lateinerin und ihren Rappen, Denn, soll strenges Recht barob entscheiden, Mein ist dieses Mädchen, mir geschenket, Mir geschenkt von Vater und von Mutter, Mir geschenkt von ihren beiden Brüdern. Doch darob will ich kein Wort verlieren. Zum Geschenk empfange sie von mir nun, Auch des Rosses Gold und Silber, alles, Auch der graue Falke sey der Deine, Und der Säbel selbst von meinen Hüften. Alles dieß will ich Dir willig lassen; Dreierlei nur will ich selbst behalten: Dieses rundgefleckte Oberkleid hier, Auf dem Haupt die prächtige Tschelenka, Und das wundersame Hemd von Golde. In die schöne Heimath will ich's tragen, Daß ich Lob von meinen Brüdern erndte. Bei dem Herrn und unserm Christenglauben! Von den dreien werd' ich nimmer lassen!“ — Aber die geschmückten Hochzeitleute, Eines Lautes riefen sie und sagten: „Preis und Dank Dir, Du Woiwode Milosch!

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/172>, abgerufen am 29.03.2024.