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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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Ziehet straff das stählerne Gebiß an,
Daß der Kranich, zierlich springend, hinfliegt.
Keiner sah ihn Anfangs aus dem Hause,70
Bis die treue Gattin ihn erblickte,
Die am Fenster stand, im weißen Thurme.
Sie gewahrt ihn, und ihn schnell erkennend,
Ihren Herren und das Kampfroß Kranich,
Eilte sie vom hohen Thurm hinunter,75
Eilte sie und rief mit lauter Stimme,
Rief die Diener, herrschte zu den Mägden:
"Auf, Ihr Diener, flieget auf das Feld 'naus.
Eilet Eurem Herren dort entgegen!
Rührt Euch, Mägde, feget Mir den Vorhof!80
Aber wo bist Du, Maxim, mein Söhnchen?
Hurtig eile vor das Thor der Feste!
Siehe, Kind, es naht Dein lieber Vater,
Ja, er kehrt zurück, mein Herr, Dein Vater!
Wohlgemuth kommt er daher geritten,85
Ganz gewiß hat er die Schnur erfreiet!" --
Und die Diener liefen ihm entgegen,
Trafen auf dem Felde ihren Herren;
Auch entgegen eilt' ihm seine Gattin,
Saum und Hand mit Küssen ihm bedeckend,90
Los die glänzend blanken Waffen gürtend,
Drückte sie ans Herz die blanken Waffen,
Trug mit eigner Hand sie in den Erker,
Während deß für's Roß die Diener sorgen.
Ziehet straff das stählerne Gebiß an,
Daß der Kranich, zierlich springend, hinfliegt.
Keiner sah ihn Anfangs aus dem Hause,70
Bis die treue Gattin ihn erblickte,
Die am Fenster stand, im weißen Thurme.
Sie gewahrt ihn, und ihn schnell erkennend,
Ihren Herren und das Kampfroß Kranich,
Eilte sie vom hohen Thurm hinunter,75
Eilte sie und rief mit lauter Stimme,
Rief die Diener, herrschte zu den Mägden:
„Auf, Ihr Diener, flieget auf das Feld 'naus.
Eilet Eurem Herren dort entgegen!
Rührt Euch, Mägde, feget Mir den Vorhof!80
Aber wo bist Du, Maxim, mein Söhnchen?
Hurtig eile vor das Thor der Feste!
Siehe, Kind, es naht Dein lieber Vater,
Ja, er kehrt zurück, mein Herr, Dein Vater!
Wohlgemuth kommt er daher geritten,85
Ganz gewiß hat er die Schnur erfreiet!“ —
Und die Diener liefen ihm entgegen,
Trafen auf dem Felde ihren Herren;
Auch entgegen eilt' ihm seine Gattin,
Saum und Hand mit Küssen ihm bedeckend,90
Los die glänzend blanken Waffen gürtend,
Drückte sie ans Herz die blanken Waffen,
Trug mit eigner Hand sie in den Erker,
Während deß für's Roß die Diener sorgen.
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[74/0140] Ziehet straff das stählerne Gebiß an, Daß der Kranich, zierlich springend, hinfliegt. Keiner sah ihn Anfangs aus dem Hause, Bis die treue Gattin ihn erblickte, Die am Fenster stand, im weißen Thurme. Sie gewahrt ihn, und ihn schnell erkennend, Ihren Herren und das Kampfroß Kranich, Eilte sie vom hohen Thurm hinunter, Eilte sie und rief mit lauter Stimme, Rief die Diener, herrschte zu den Mägden: „Auf, Ihr Diener, flieget auf das Feld 'naus. Eilet Eurem Herren dort entgegen! Rührt Euch, Mägde, feget Mir den Vorhof! Aber wo bist Du, Maxim, mein Söhnchen? Hurtig eile vor das Thor der Feste! Siehe, Kind, es naht Dein lieber Vater, Ja, er kehrt zurück, mein Herr, Dein Vater! Wohlgemuth kommt er daher geritten, Ganz gewiß hat er die Schnur erfreiet!“ — Und die Diener liefen ihm entgegen, Trafen auf dem Felde ihren Herren; Auch entgegen eilt' ihm seine Gattin, Saum und Hand mit Küssen ihm bedeckend, Los die glänzend blanken Waffen gürtend, Drückte sie ans Herz die blanken Waffen, Trug mit eigner Hand sie in den Erker, Während deß für's Roß die Diener sorgen.

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/140>, abgerufen am 19.04.2024.