Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Liebe, alles ergänzend. Gieng ein Knabe durchs Dorf entlang, Finster war es, ich sah ihn nicht. Uebel ward mir, zum Tode weh! "Laß ihn Herberg' finden bei Dir, Mutter, o' ruf ihn an, um Gott!" -- "Laß, o Tochter, den Knaben, laß! Vornehm und städtisch ist jener Knab', Will zum Morgentrunk Branntewein, Köstlich Gericht zum Abendmahl, Städtisch weiches Lager zur Nacht!" -- "Mutter, lad' ihn zur Herberg' hier! Lad' ihn, o meine Mutter, um Gott! Meine Augen soll'n ihm Branntwein seyn, Kuchen mein jungfräulich Angesicht, Zuckerbrodt ihm mein weißer Hals! Weiches Lager das thauige Gras, Decke der heitere Himmel, Polster des Haupts mein Arm und Hand! Mutter, lad' ihn zur Herberg hier! Lad' ihn, o meine Mutter, um Gott!" Liebe, alles ergänzend. Gieng ein Knabe durchs Dorf entlang, Finster war es, ich sah ihn nicht. Uebel ward mir, zum Tode weh! „Laß ihn Herberg' finden bei Dir, Mutter, o' ruf ihn an, um Gott!“ — „Laß, o Tochter, den Knaben, laß! Vornehm und städtisch ist jener Knab', Will zum Morgentrunk Branntewein, Köstlich Gericht zum Abendmahl, Städtisch weiches Lager zur Nacht!“ — „Mutter, lad' ihn zur Herberg' hier! Lad' ihn, o meine Mutter, um Gott! Meine Augen soll'n ihm Branntwein seyn, Kuchen mein jungfräulich Angesicht, Zuckerbrodt ihm mein weißer Hals! Weiches Lager das thauige Gras, Decke der heitere Himmel, Polster des Haupts mein Arm und Hand! Mutter, lad' ihn zur Herberg hier! Lad' ihn, o meine Mutter, um Gott!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0125" n="59"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Liebe, alles ergänzend</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <lg> <l><hi rendition="#in">G</hi>ieng ein Knabe durchs Dorf entlang,</l><lb/> <l>Finster war es, ich sah ihn nicht.</l><lb/> <l>Uebel ward mir, zum Tode weh!</l><lb/> <l>„Laß ihn Herberg' finden bei Dir,</l><lb/> <l>Mutter, o' ruf ihn an, um Gott!“ —</l><lb/> <l>„Laß, o Tochter, den Knaben, laß!</l><lb/> <l>Vornehm und städtisch ist jener Knab',</l><lb/> <l>Will zum Morgentrunk Branntewein,</l><lb/> <l>Köstlich Gericht zum Abendmahl,</l><lb/> <l>Städtisch weiches Lager zur Nacht!“ —</l> </lg><lb/> <lg> <l>„Mutter, lad' ihn zur Herberg' hier!</l><lb/> <l>Lad' ihn, o meine Mutter, um Gott!</l><lb/> <l>Meine Augen soll'n ihm Branntwein seyn,</l><lb/> <l>Kuchen mein jungfräulich Angesicht,</l><lb/> <l>Zuckerbrodt ihm mein weißer Hals!</l><lb/> <l>Weiches Lager das thauige Gras,</l><lb/> <l>Decke der heitere Himmel,</l><lb/> <l>Polster des Haupts mein Arm und Hand!</l><lb/> <l>Mutter, lad' ihn zur Herberg hier!</l><lb/> <l>Lad' ihn, o meine Mutter, um Gott!“</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [59/0125]
Liebe, alles ergänzend.
Gieng ein Knabe durchs Dorf entlang,
Finster war es, ich sah ihn nicht.
Uebel ward mir, zum Tode weh!
„Laß ihn Herberg' finden bei Dir,
Mutter, o' ruf ihn an, um Gott!“ —
„Laß, o Tochter, den Knaben, laß!
Vornehm und städtisch ist jener Knab',
Will zum Morgentrunk Branntewein,
Köstlich Gericht zum Abendmahl,
Städtisch weiches Lager zur Nacht!“ —
„Mutter, lad' ihn zur Herberg' hier!
Lad' ihn, o meine Mutter, um Gott!
Meine Augen soll'n ihm Branntwein seyn,
Kuchen mein jungfräulich Angesicht,
Zuckerbrodt ihm mein weißer Hals!
Weiches Lager das thauige Gras,
Decke der heitere Himmel,
Polster des Haupts mein Arm und Hand!
Mutter, lad' ihn zur Herberg hier!
Lad' ihn, o meine Mutter, um Gott!“
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