Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Männertreue. Weißt Du, Seele, als Du mein gewesen, Thränenströme mir im Schooß vergossest, Thränenström' und unter Weinen schwurest? Gott soll jedes arme Mädchen strafen, Die den Männern treuen Glauben beimißt! Wie der helle Himmel ist dort oben, Jetzo heiter, aber itzt bewölket, Also ist die Treue bei den Männern. Wenn sie lieben: "Herz! ich will Dich freien!" Sind erhört sie: "Warte bis zum Herbste!" Herbst vergeht, es rückt heran der Winter: Sprechen dann mit einem andern Mädchen! Männertreue. Weißt Du, Seele, als Du mein gewesen, Thränenströme mir im Schooß vergossest, Thränenström' und unter Weinen schwurest? Gott soll jedes arme Mädchen strafen, Die den Männern treuen Glauben beimißt! Wie der helle Himmel ist dort oben, Jetzo heiter, aber itzt bewölket, Also ist die Treue bei den Männern. Wenn sie lieben: „Herz! ich will Dich freien!“ Sind erhört sie: „Warte bis zum Herbste!“ Herbst vergeht, es rückt heran der Winter: Sprechen dann mit einem andern Mädchen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0124" n="58"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Männertreue</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <lg> <l><hi rendition="#in">W</hi>eißt Du, Seele, als Du mein gewesen,</l><lb/> <l>Thränenströme mir im Schooß vergossest,</l><lb/> <l>Thränenström' und unter Weinen schwurest?</l><lb/> <l>Gott soll jedes arme Mädchen strafen,</l><lb/> <l>Die den Männern treuen Glauben beimißt!</l><lb/> <l>Wie der helle Himmel ist dort oben,</l><lb/> <l>Jetzo heiter, aber itzt bewölket,</l><lb/> <l>Also ist die Treue bei den Männern.</l><lb/> <l>Wenn sie lieben: „Herz! ich will Dich freien!“</l><lb/> <l>Sind erhört sie: „Warte bis zum Herbste!“</l><lb/> <l>Herbst vergeht, es rückt heran der Winter:</l><lb/> <l>Sprechen dann mit einem andern Mädchen!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [58/0124]
Männertreue.
Weißt Du, Seele, als Du mein gewesen,
Thränenströme mir im Schooß vergossest,
Thränenström' und unter Weinen schwurest?
Gott soll jedes arme Mädchen strafen,
Die den Männern treuen Glauben beimißt!
Wie der helle Himmel ist dort oben,
Jetzo heiter, aber itzt bewölket,
Also ist die Treue bei den Männern.
Wenn sie lieben: „Herz! ich will Dich freien!“
Sind erhört sie: „Warte bis zum Herbste!“
Herbst vergeht, es rückt heran der Winter:
Sprechen dann mit einem andern Mädchen!
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