Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite


Husa. Jch verstehe es eben nicht, habe mir
aber sagen lassen, daß diese Schulmonarchen in
den ersten Jahren ihrer ruhmvollen Regierung,
weit sorgfältiger und fleissiger gewesen sind.
Friedenlieb. Ei, reden sie doch nicht so von
Leuten, die wenigstens nicht alle von solcher Art
sind, und die sich gewiß genug herumplacken müssen.
Husa. Ja, das achte ich nicht, wenn sie ihre
Stündchen, nach hergebrachter Weise, gelehret
haben, können sie bei der grösten Gemächlichkeit
ihrer selbst warten. Mögten sie nur ein paar Jah-
re mit zu Felde gewesen seyn, sie würden nicht so
viel klagen, und die Last ihres Amts beseufzen.
Die Leute sind noch dabei so hochmüthig, als ich
kaum einen General im Felde gesehen habe. Kön-
nen sie von andern solche Ehre verlangen, als sie
von ihren Schülern erzwingen? wer will sich an
ihre Einbildung kehren?
Friedenlieb. Wie, Herr Hauptmann, er ist ia
gar Uebel mit diesen Männern zufrieden, denen
der Staat doch geschickte Köpfe zu danken hat.
Rechtswalt. Gewiß, sie können so nicht von
allen urtheilen; es giebt einige die mit allem mög-
lichen Fleiß ihrem gewiß nicht geringen Amte su-
chen ein Genüge zu thun. Und geschicht dieser Haupt-
sache ihr Recht, muß man ihnen, ein heroisches
und erhabenes Gesichte, Centnerpfündige Wörter,
und spanische Schritte, verzeihen. Genug sie sind
von ihnen zum Besten der Jugend angenommen,
und dienen dazu sich in einem nöthigen Ansehen zu
erhalten. Jch kann ihnen dies weit eher verzeihen,
als


Huſa. Jch verſtehe es eben nicht, habe mir
aber ſagen laſſen, daß dieſe Schulmonarchen in
den erſten Jahren ihrer ruhmvollen Regierung,
weit ſorgfaͤltiger und fleiſſiger geweſen ſind.
Friedenlieb. Ei, reden ſie doch nicht ſo von
Leuten, die wenigſtens nicht alle von ſolcher Art
ſind, und die ſich gewiß genug herumplacken muͤſſen.
Huſa. Ja, das achte ich nicht, wenn ſie ihre
Stuͤndchen, nach hergebrachter Weiſe, gelehret
haben, koͤnnen ſie bei der groͤſten Gemaͤchlichkeit
ihrer ſelbſt warten. Moͤgten ſie nur ein paar Jah-
re mit zu Felde geweſen ſeyn, ſie wuͤrden nicht ſo
viel klagen, und die Laſt ihres Amts beſeufzen.
Die Leute ſind noch dabei ſo hochmuͤthig, als ich
kaum einen General im Felde geſehen habe. Koͤn-
nen ſie von andern ſolche Ehre verlangen, als ſie
von ihren Schuͤlern erzwingen? wer will ſich an
ihre Einbildung kehren?
Friedenlieb. Wie, Herr Hauptmann, er iſt ia
gar Uebel mit dieſen Maͤnnern zufrieden, denen
der Staat doch geſchickte Koͤpfe zu danken hat.
Rechtswalt. Gewiß, ſie koͤnnen ſo nicht von
allen urtheilen; es giebt einige die mit allem moͤg-
lichen Fleiß ihrem gewiß nicht geringen Amte ſu-
chen ein Genuͤge zu thun. Und geſchicht dieſer Haupt-
ſache ihr Recht, muß man ihnen, ein heroiſches
und erhabenes Geſichte, Centnerpfuͤndige Woͤrter,
und ſpaniſche Schritte, verzeihen. Genug ſie ſind
von ihnen zum Beſten der Jugend angenommen,
und dienen dazu ſich in einem noͤthigen Anſehen zu
erhalten. Jch kann ihnen dies weit eher verzeihen,
als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0097" n="93"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <sp who="#HUS">
            <speaker>Hu&#x017F;a.</speaker>
            <p>Jch ver&#x017F;tehe es eben nicht, habe mir<lb/>
aber &#x017F;agen la&#x017F;&#x017F;en, daß die&#x017F;e Schulmonarchen in<lb/>
den er&#x017F;ten Jahren ihrer ruhmvollen Regierung,<lb/>
weit &#x017F;orgfa&#x0364;ltiger und flei&#x017F;&#x017F;iger gewe&#x017F;en &#x017F;ind.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRI">
            <speaker>Friedenlieb.</speaker>
            <p>Ei, reden &#x017F;ie doch nicht &#x017F;o von<lb/>
Leuten, die wenig&#x017F;tens nicht alle von &#x017F;olcher Art<lb/>
&#x017F;ind, und die &#x017F;ich gewiß genug herumplacken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HUS">
            <speaker>Hu&#x017F;a.</speaker>
            <p>Ja, das achte ich nicht, wenn &#x017F;ie ihre<lb/>
Stu&#x0364;ndchen, nach hergebrachter Wei&#x017F;e, gelehret<lb/>
haben, ko&#x0364;nnen &#x017F;ie bei der gro&#x0364;&#x017F;ten Gema&#x0364;chlichkeit<lb/>
ihrer &#x017F;elb&#x017F;t warten. Mo&#x0364;gten &#x017F;ie nur ein paar Jah-<lb/>
re mit zu Felde gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, &#x017F;ie wu&#x0364;rden nicht &#x017F;o<lb/>
viel klagen, und die La&#x017F;t ihres Amts be&#x017F;eufzen.<lb/>
Die Leute &#x017F;ind noch dabei &#x017F;o hochmu&#x0364;thig, als ich<lb/>
kaum einen General im Felde ge&#x017F;ehen habe. Ko&#x0364;n-<lb/>
nen &#x017F;ie von andern &#x017F;olche Ehre verlangen, als &#x017F;ie<lb/>
von ihren Schu&#x0364;lern erzwingen? wer will &#x017F;ich an<lb/>
ihre Einbildung kehren?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRI">
            <speaker>Friedenlieb.</speaker>
            <p>Wie, Herr Hauptmann, er i&#x017F;t ia<lb/>
gar Uebel mit die&#x017F;en Ma&#x0364;nnern zufrieden, denen<lb/>
der Staat doch ge&#x017F;chickte Ko&#x0364;pfe zu danken hat.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#REC">
            <speaker>Rechtswalt.</speaker>
            <p>Gewiß, &#x017F;ie ko&#x0364;nnen &#x017F;o nicht von<lb/>
allen urtheilen; es giebt einige die mit allem mo&#x0364;g-<lb/>
lichen Fleiß ihrem gewiß nicht geringen Amte &#x017F;u-<lb/>
chen ein Genu&#x0364;ge zu thun. Und ge&#x017F;chicht die&#x017F;er Haupt-<lb/>
&#x017F;ache ihr Recht, muß man ihnen, ein heroi&#x017F;ches<lb/>
und erhabenes Ge&#x017F;ichte, Centnerpfu&#x0364;ndige Wo&#x0364;rter,<lb/>
und &#x017F;pani&#x017F;che Schritte, verzeihen. Genug &#x017F;ie &#x017F;ind<lb/>
von ihnen zum Be&#x017F;ten der Jugend angenommen,<lb/>
und dienen dazu &#x017F;ich in einem no&#x0364;thigen An&#x017F;ehen zu<lb/>
erhalten. Jch kann ihnen dies weit eher verzeihen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0097] Huſa. Jch verſtehe es eben nicht, habe mir aber ſagen laſſen, daß dieſe Schulmonarchen in den erſten Jahren ihrer ruhmvollen Regierung, weit ſorgfaͤltiger und fleiſſiger geweſen ſind. Friedenlieb. Ei, reden ſie doch nicht ſo von Leuten, die wenigſtens nicht alle von ſolcher Art ſind, und die ſich gewiß genug herumplacken muͤſſen. Huſa. Ja, das achte ich nicht, wenn ſie ihre Stuͤndchen, nach hergebrachter Weiſe, gelehret haben, koͤnnen ſie bei der groͤſten Gemaͤchlichkeit ihrer ſelbſt warten. Moͤgten ſie nur ein paar Jah- re mit zu Felde geweſen ſeyn, ſie wuͤrden nicht ſo viel klagen, und die Laſt ihres Amts beſeufzen. Die Leute ſind noch dabei ſo hochmuͤthig, als ich kaum einen General im Felde geſehen habe. Koͤn- nen ſie von andern ſolche Ehre verlangen, als ſie von ihren Schuͤlern erzwingen? wer will ſich an ihre Einbildung kehren? Friedenlieb. Wie, Herr Hauptmann, er iſt ia gar Uebel mit dieſen Maͤnnern zufrieden, denen der Staat doch geſchickte Koͤpfe zu danken hat. Rechtswalt. Gewiß, ſie koͤnnen ſo nicht von allen urtheilen; es giebt einige die mit allem moͤg- lichen Fleiß ihrem gewiß nicht geringen Amte ſu- chen ein Genuͤge zu thun. Und geſchicht dieſer Haupt- ſache ihr Recht, muß man ihnen, ein heroiſches und erhabenes Geſichte, Centnerpfuͤndige Woͤrter, und ſpaniſche Schritte, verzeihen. Genug ſie ſind von ihnen zum Beſten der Jugend angenommen, und dienen dazu ſich in einem noͤthigen Anſehen zu erhalten. Jch kann ihnen dies weit eher verzeihen, als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/97
Zitationshilfe: [N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/97>, abgerufen am 23.11.2024.