[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.ben? Morgen vielmehr erwarte ich meinen Bruder ganz gewiß, und wie sehr sehne ich mich darnach. Tugendhold. Gedenken sie sich denn bestän- dig bey ihrem Herrn Bruder aufzuhalten? und wollen sie nicht lieber in der Nachbarschaft bleiben. Duldeviel. Nein, der entlegenste Ort wird mir der angenehmste seyn, wo mir keine Dinge so leichte zu Ohren kommen, die mich kränken können. Jndeß bitte ich sehr, meine geliebte Freundin, unterhalten unsere Verbindung in ei- nem angenehmen Briefwechsel. Dies wird das einzige Angenehme seyn, so ich von diesem Ort er- warten kann. Sie werden sonder Zweifel be- reits unserer vertrauten Freundin zu N. geant- wortet haben, auf letzteres Schreiben: machen sie ihr doch ausserdem meine gänzliche Verstossung und Entfernung bekant. Künftigen Sommer, so mir das Leben gefristet wird. Hoffe ich sie zu besuchen, da ich ihre Ankunft hier nicht mehr er- warten darf. Tugendhold. Jch habe eben die Antwort fertig, und so es ihnen nicht beschwerlich ist, will ich ih- nen solche vorlesen. Gelehrte Schöne und vertraute Schwester. Euer Schreiben hat unserer Frau Amt- mannin und mir viel Vergnügen er- wecket.
ben? Morgen vielmehr erwarte ich meinen Bruder ganz gewiß, und wie ſehr ſehne ich mich darnach. Tugendhold. Gedenken ſie ſich denn beſtaͤn- dig bey ihrem Herrn Bruder aufzuhalten? und wollen ſie nicht lieber in der Nachbarſchaft bleiben. Duldeviel. Nein, der entlegenſte Ort wird mir der angenehmſte ſeyn, wo mir keine Dinge ſo leichte zu Ohren kommen, die mich kraͤnken koͤnnen. Jndeß bitte ich ſehr, meine geliebte Freundin, unterhalten unſere Verbindung in ei- nem angenehmen Briefwechſel. Dies wird das einzige Angenehme ſeyn, ſo ich von dieſem Ort er- warten kann. Sie werden ſonder Zweifel be- reits unſerer vertrauten Freundin zu N. geant- wortet haben, auf letzteres Schreiben: machen ſie ihr doch auſſerdem meine gaͤnzliche Verſtoſſung und Entfernung bekant. Kuͤnftigen Sommer, ſo mir das Leben gefriſtet wird. Hoffe ich ſie zu beſuchen, da ich ihre Ankunft hier nicht mehr er- warten darf. Tugendhold. Jch habe eben die Antwort fertig, und ſo es ihnen nicht beſchwerlich iſt, will ich ih- nen ſolche vorleſen. Gelehrte Schoͤne und vertraute Schweſter. Euer Schreiben hat unſerer Frau Amt- mannin und mir viel Vergnuͤgen er- wecket.
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ben? Morgen vielmehr erwarte ich meinen
Bruder ganz gewiß, und wie ſehr ſehne ich
mich darnach.
Tugendhold. Gedenken ſie ſich denn beſtaͤn-
dig bey ihrem Herrn Bruder aufzuhalten? und
wollen ſie nicht lieber in der Nachbarſchaft
bleiben.
Duldeviel. Nein, der entlegenſte Ort wird
mir der angenehmſte ſeyn, wo mir keine Dinge
ſo leichte zu Ohren kommen, die mich kraͤnken
koͤnnen. Jndeß bitte ich ſehr, meine geliebte
Freundin, unterhalten unſere Verbindung in ei-
nem angenehmen Briefwechſel. Dies wird das
einzige Angenehme ſeyn, ſo ich von dieſem Ort er-
warten kann. Sie werden ſonder Zweifel be-
reits unſerer vertrauten Freundin zu N. geant-
wortet haben, auf letzteres Schreiben: machen
ſie ihr doch auſſerdem meine gaͤnzliche Verſtoſſung
und Entfernung bekant. Kuͤnftigen Sommer,
ſo mir das Leben gefriſtet wird. Hoffe ich ſie zu
beſuchen, da ich ihre Ankunft hier nicht mehr er-
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/80>, abgerufen am 16.02.2025. |