[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.glücklich machen, so ist es ungereimt, wie vielmehr sündlich den Theil zu beleidigen, durch dessen Vollkommenheit die Meinige erhalten und ver- mehret wird: und deren Kränkung mich selbst un- vollkommen machet. Aller Haß, Bitterkeit, Mißtrauen, vielmehr aber Bedrängung muß gar weit von einem ieglichen Gliede derselben entfer- ner seyn und verhütet werden. Die Vorzüge des männlichen Geschlechtes müssen in dieser Gesell- schaft sonderlich kentlich und würksam seyn: als wodurch das Band derselben nicht nur kann er- halten, sondern auch unzertrennlich und anmuthig gemachet werden. Dies fordert die Offenbarung in denen Worten: Jhr Männer wohnet bei eu- ren Weibern mit Vernunft u. s. w. Jedoch will ich hiemit auch denen nicht das Wort geredet ha- ben, die von der andern Seite die Schranken der Treue, der Gefälligkeit und des Gehorsams überschreiten. Haferstroh. Das sechste Gebot habe ich längst mit und ohne Auslegung gewust. Treulieb. Daran zweifele ich nicht, sondern glaube vielmehr, daß ihnen das achte und alle ubrigen eben sowohl bekant sind: sie haben mir Beispiele abgeben müssen, zu erleutern, wie das Gesetz der Natur theils dabei zum Grunde liege, theils aber auch, daß wir nicht nach dem römi- schen Gesetze die Pflichten solcher Gesellschaft be- urtheilen können. Duldeviel. Herr Amtschreiber, ihre Ehe wird uns denn noch einmal viel sonderliches lehren. Hü- ten E 4
gluͤcklich machen, ſo iſt es ungereimt, wie vielmehr ſuͤndlich den Theil zu beleidigen, durch deſſen Vollkommenheit die Meinige erhalten und ver- mehret wird: und deren Kraͤnkung mich ſelbſt un- vollkommen machet. Aller Haß, Bitterkeit, Mißtrauen, vielmehr aber Bedraͤngung muß gar weit von einem ieglichen Gliede derſelben entfer- ner ſeyn und verhuͤtet werden. Die Vorzuͤge des maͤnnlichen Geſchlechtes muͤſſen in dieſer Geſell- ſchaft ſonderlich kentlich und wuͤrkſam ſeyn: als wodurch das Band derſelben nicht nur kann er- halten, ſondern auch unzertrennlich und anmuthig gemachet werden. Dies fordert die Offenbarung in denen Worten: Jhr Maͤnner wohnet bei eu- ren Weibern mit Vernunft u. ſ. w. Jedoch will ich hiemit auch denen nicht das Wort geredet ha- ben, die von der andern Seite die Schranken der Treue, der Gefaͤlligkeit und des Gehorſams uͤberſchreiten. Haferſtroh. Das ſechſte Gebot habe ich laͤngſt mit und ohne Auslegung gewuſt. Treulieb. Daran zweifele ich nicht, ſondern glaube vielmehr, daß ihnen das achte und alle ubrigen eben ſowohl bekant ſind: ſie haben mir Beiſpiele abgeben muͤſſen, zu erleutern, wie das Geſetz der Natur theils dabei zum Grunde liege, theils aber auch, daß wir nicht nach dem roͤmi- ſchen Geſetze die Pflichten ſolcher Geſellſchaft be- urtheilen koͤnnen. Duldeviel. Herr Amtſchreiber, ihre Ehe wird uns denn noch einmal viel ſonderliches lehren. Huͤ- ten E 4
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gluͤcklich machen, ſo iſt es ungereimt, wie vielmehr
ſuͤndlich den Theil zu beleidigen, durch deſſen
Vollkommenheit die Meinige erhalten und ver-
mehret wird: und deren Kraͤnkung mich ſelbſt un-
vollkommen machet. Aller Haß, Bitterkeit,
Mißtrauen, vielmehr aber Bedraͤngung muß gar
weit von einem ieglichen Gliede derſelben entfer-
ner ſeyn und verhuͤtet werden. Die Vorzuͤge des
maͤnnlichen Geſchlechtes muͤſſen in dieſer Geſell-
ſchaft ſonderlich kentlich und wuͤrkſam ſeyn: als
wodurch das Band derſelben nicht nur kann er-
halten, ſondern auch unzertrennlich und anmuthig
gemachet werden. Dies fordert die Offenbarung
in denen Worten: Jhr Maͤnner wohnet bei eu-
ren Weibern mit Vernunft u. ſ. w. Jedoch will
ich hiemit auch denen nicht das Wort geredet ha-
ben, die von der andern Seite die Schranken
der Treue, der Gefaͤlligkeit und des Gehorſams
uͤberſchreiten.
Haferſtroh. Das ſechſte Gebot habe ich laͤngſt
mit und ohne Auslegung gewuſt.
Treulieb. Daran zweifele ich nicht, ſondern
glaube vielmehr, daß ihnen das achte und alle
ubrigen eben ſowohl bekant ſind: ſie haben mir
Beiſpiele abgeben muͤſſen, zu erleutern, wie das
Geſetz der Natur theils dabei zum Grunde liege,
theils aber auch, daß wir nicht nach dem roͤmi-
ſchen Geſetze die Pflichten ſolcher Geſellſchaft be-
urtheilen koͤnnen.
Duldeviel. Herr Amtſchreiber, ihre Ehe wird
uns denn noch einmal viel ſonderliches lehren. Huͤ-
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