Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite


möglich, grössern Verdacht zu setzen, als darin
man selbst stehet.
Haferstroh. Ja Jhro Hochwohlgebornen, das
habe ich wohl etwan ehemals - - -
v. Kohlstengel. Nun höre er nur weiter. Jch
vermogte* einen meiner Kerl dazu, daß er sich
auskleidete als ein Prediger, und da er ohne dem
in seiner Bildung etwas ähnliches an sich hat mit
dem Herrn Pastor, sein ganzes Wesen annehmen
muste. Er ging darauf in die Schenke, in wel-
cher man schon Bescheid wuste, wo er fertig trin-
ken, und mit fremdem Weibsvolke, dessen An-
kunft mir allezeit berichtet wird, vertraut umging.
Dieses habe ich durch kräftige und glänzende Mit-
tel zum Zeugniß gegen ihm aufgebracht und bewo-
gen. Die Sache fand anfangs bei denen Obe-
ren ziemlich Glaubwürdigkeit, denn wir leben ia
Gott Lob zu einer Zeit, in welcher man denen
Priestern schon was in die Schuhe giessen mag,
und sie mit leichter Mühe anschwärzen kann, da
ein ieder geneigt ist, das Schlimmste von ihnen
zu reden, und sich selbst damit fortzuhelfen. Aber,
hören sie weiter, der Mann hat sich an königliche
Regie-
* Solte iemand meinen, diese Sache überstiege alle
Wahrscheinlichkeit, wie sie dem ersten Anblicke nach
denn thut; dem rathen wir, sich um die Geschichte,
die vor einigen Jahren in der Gegend Hannover vor-
gefallen ist, zu bekümmern Der Ausgang derselben
wird ihn aber auch belehren, mit welch einer Billig-
keit man sich der Unschuld angenommen und Recht
hat wiederfahren lassen, ob man solche gleich anfangs
sehr kränkete.
C 2


moͤglich, groͤſſern Verdacht zu ſetzen, als darin
man ſelbſt ſtehet.
Haferſtroh. Ja Jhro Hochwohlgebornen, das
habe ich wohl etwan ehemals ‒ ‒ ‒
v. Kohlſtengel. Nun hoͤre er nur weiter. Jch
vermogte* einen meiner Kerl dazu, daß er ſich
auskleidete als ein Prediger, und da er ohne dem
in ſeiner Bildung etwas aͤhnliches an ſich hat mit
dem Herrn Paſtor, ſein ganzes Weſen annehmen
muſte. Er ging darauf in die Schenke, in wel-
cher man ſchon Beſcheid wuſte, wo er fertig trin-
ken, und mit fremdem Weibsvolke, deſſen An-
kunft mir allezeit berichtet wird, vertraut umging.
Dieſes habe ich durch kraͤftige und glaͤnzende Mit-
tel zum Zeugniß gegen ihm aufgebracht und bewo-
gen. Die Sache fand anfangs bei denen Obe-
ren ziemlich Glaubwuͤrdigkeit, denn wir leben ia
Gott Lob zu einer Zeit, in welcher man denen
Prieſtern ſchon was in die Schuhe gieſſen mag,
und ſie mit leichter Muͤhe anſchwaͤrzen kann, da
ein ieder geneigt iſt, das Schlimmſte von ihnen
zu reden, und ſich ſelbſt damit fortzuhelfen. Aber,
hoͤren ſie weiter, der Mann hat ſich an koͤnigliche
Regie-
* Solte iemand meinen, dieſe Sache uͤberſtiege alle
Wahrſcheinlichkeit, wie ſie dem erſten Anblicke nach
denn thut; dem rathen wir, ſich um die Geſchichte,
die vor einigen Jahren in der Gegend Hannover vor-
gefallen iſt, zu bekuͤmmern Der Ausgang derſelben
wird ihn aber auch belehren, mit welch einer Billig-
keit man ſich der Unſchuld angenommen und Recht
hat wiederfahren laſſen, ob man ſolche gleich anfangs
ſehr kraͤnkete.
C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#KOH">
            <p><pb facs="#f0039" n="35"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
mo&#x0364;glich, gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Verdacht zu &#x017F;etzen, als darin<lb/>
man &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;tehet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HAF">
            <speaker>Hafer&#x017F;troh.</speaker>
            <p>Ja Jhro Hochwohlgebornen, das<lb/>
habe ich wohl etwan ehemals &#x2012; &#x2012; &#x2012;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KOH">
            <speaker>v. Kohl&#x017F;tengel.</speaker>
            <p>Nun ho&#x0364;re er nur weiter. Jch<lb/>
vermogte<note place="foot" n="*">Solte iemand meinen, die&#x017F;e Sache u&#x0364;ber&#x017F;tiege alle<lb/>
Wahr&#x017F;cheinlichkeit, wie &#x017F;ie dem er&#x017F;ten Anblicke nach<lb/>
denn thut; dem rathen wir, &#x017F;ich um die Ge&#x017F;chichte,<lb/>
die vor einigen Jahren in der Gegend Hannover vor-<lb/>
gefallen i&#x017F;t, zu beku&#x0364;mmern Der Ausgang der&#x017F;elben<lb/>
wird ihn aber auch belehren, mit welch einer Billig-<lb/>
keit man &#x017F;ich der Un&#x017F;chuld angenommen und Recht<lb/>
hat wiederfahren la&#x017F;&#x017F;en, ob man &#x017F;olche gleich anfangs<lb/>
&#x017F;ehr kra&#x0364;nkete.</note> einen meiner Kerl dazu, daß er &#x017F;ich<lb/>
auskleidete als ein Prediger, und da er ohne dem<lb/>
in &#x017F;einer Bildung etwas a&#x0364;hnliches an &#x017F;ich hat mit<lb/>
dem Herrn Pa&#x017F;tor, &#x017F;ein ganzes We&#x017F;en annehmen<lb/>
mu&#x017F;te. Er ging darauf in die Schenke, in wel-<lb/>
cher man &#x017F;chon Be&#x017F;cheid wu&#x017F;te, wo er fertig trin-<lb/>
ken, und mit fremdem Weibsvolke, de&#x017F;&#x017F;en An-<lb/>
kunft mir allezeit berichtet wird, vertraut umging.<lb/>
Die&#x017F;es habe ich durch kra&#x0364;ftige und gla&#x0364;nzende Mit-<lb/>
tel zum Zeugniß gegen ihm aufgebracht und bewo-<lb/>
gen. Die Sache fand anfangs bei denen Obe-<lb/>
ren ziemlich Glaubwu&#x0364;rdigkeit, denn wir leben ia<lb/>
Gott Lob zu einer Zeit, in welcher man denen<lb/>
Prie&#x017F;tern &#x017F;chon was in die Schuhe gie&#x017F;&#x017F;en mag,<lb/>
und &#x017F;ie mit leichter Mu&#x0364;he an&#x017F;chwa&#x0364;rzen kann, da<lb/>
ein ieder geneigt i&#x017F;t, das Schlimm&#x017F;te von ihnen<lb/>
zu reden, und &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t damit fortzuhelfen. Aber,<lb/>
ho&#x0364;ren &#x017F;ie weiter, der Mann hat &#x017F;ich an ko&#x0364;nigliche<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Regie-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0039] moͤglich, groͤſſern Verdacht zu ſetzen, als darin man ſelbſt ſtehet. Haferſtroh. Ja Jhro Hochwohlgebornen, das habe ich wohl etwan ehemals ‒ ‒ ‒ v. Kohlſtengel. Nun hoͤre er nur weiter. Jch vermogte * einen meiner Kerl dazu, daß er ſich auskleidete als ein Prediger, und da er ohne dem in ſeiner Bildung etwas aͤhnliches an ſich hat mit dem Herrn Paſtor, ſein ganzes Weſen annehmen muſte. Er ging darauf in die Schenke, in wel- cher man ſchon Beſcheid wuſte, wo er fertig trin- ken, und mit fremdem Weibsvolke, deſſen An- kunft mir allezeit berichtet wird, vertraut umging. Dieſes habe ich durch kraͤftige und glaͤnzende Mit- tel zum Zeugniß gegen ihm aufgebracht und bewo- gen. Die Sache fand anfangs bei denen Obe- ren ziemlich Glaubwuͤrdigkeit, denn wir leben ia Gott Lob zu einer Zeit, in welcher man denen Prieſtern ſchon was in die Schuhe gieſſen mag, und ſie mit leichter Muͤhe anſchwaͤrzen kann, da ein ieder geneigt iſt, das Schlimmſte von ihnen zu reden, und ſich ſelbſt damit fortzuhelfen. Aber, hoͤren ſie weiter, der Mann hat ſich an koͤnigliche Regie- * Solte iemand meinen, dieſe Sache uͤberſtiege alle Wahrſcheinlichkeit, wie ſie dem erſten Anblicke nach denn thut; dem rathen wir, ſich um die Geſchichte, die vor einigen Jahren in der Gegend Hannover vor- gefallen iſt, zu bekuͤmmern Der Ausgang derſelben wird ihn aber auch belehren, mit welch einer Billig- keit man ſich der Unſchuld angenommen und Recht hat wiederfahren laſſen, ob man ſolche gleich anfangs ſehr kraͤnkete. C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/39
Zitationshilfe: [N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/39>, abgerufen am 16.04.2024.