[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.den dadurch nur aufgehalten, und ich habe nicht mehr das Vergnügen, mich an einer fei- nen und eifrigen Schreibart zu belustigen. Treulieb. Ward nicht der Prediger, so wie gewöhnlich ist, mit in den Handel verwickelt, und wie ist es ausgefallen? Rechtswalt. Der wuste sich bald heraus- zuhelffen, da er sich sorgfältig gehütet hatte zu weit zu gehen. Es kann seyn, daß er einiger- massen dazu Gelegenheit gegeben hat, daß der schläfrige Bauer einmal das Hertz fassete seinem kleinen Tyrannen den Kopf zu biethen. Doch da die Sache so fein war angesponnen worden, war mit ihm wohl nichts anzufangen. Und wer will es mir denn auch wehren, einem Bedrengten zu rathen, den Schutz und Gerechtigkeit ei- ner höhern Obrigkeit anzugehen? Er hat da- hero gar klug gehandelt, wenn er sich gar nicht einmal hat eingelassen. Treulieb. Wir sind in solchen Fällen ge- wiß nicht wohl daran. Hat der Landmann mit seinem Nachbar, Voigt oder Amt- mann irgend einen Handel; es ist das erste, daß er sich zu uns wendet, und sich bei uns Raths erholet. Bringet man einem die Sa- che noch deutlich vor, und nimt man sich nur etwas dabei in acht, so darf man eben keine wei- tere Folgen, als den gegenseitigen Haß be- fürchten. Husa. G 3
den dadurch nur aufgehalten, und ich habe nicht mehr das Vergnuͤgen, mich an einer fei- nen und eifrigen Schreibart zu beluſtigen. Treulieb. Ward nicht der Prediger, ſo wie gewoͤhnlich iſt, mit in den Handel verwickelt, und wie iſt es ausgefallen? Rechtswalt. Der wuſte ſich bald heraus- zuhelffen, da er ſich ſorgfaͤltig gehuͤtet hatte zu weit zu gehen. Es kann ſeyn, daß er einiger- maſſen dazu Gelegenheit gegeben hat, daß der ſchlaͤfrige Bauer einmal das Hertz faſſete ſeinem kleinen Tyrannen den Kopf zu biethen. Doch da die Sache ſo fein war angeſponnen worden, war mit ihm wohl nichts anzufangen. Und wer will es mir denn auch wehren, einem Bedrengten zu rathen, den Schutz und Gerechtigkeit ei- ner hoͤhern Obrigkeit anzugehen? Er hat da- hero gar klug gehandelt, wenn er ſich gar nicht einmal hat eingelaſſen. Treulieb. Wir ſind in ſolchen Faͤllen ge- wiß nicht wohl daran. Hat der Landmann mit ſeinem Nachbar, Voigt oder Amt- mann irgend einen Handel; es iſt das erſte, daß er ſich zu uns wendet, und ſich bei uns Raths erholet. Bringet man einem die Sa- che noch deutlich vor, und nimt man ſich nur etwas dabei in acht, ſo darf man eben keine wei- tere Folgen, als den gegenſeitigen Haß be- fuͤrchten. Huſa. G 3
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den dadurch nur aufgehalten, und ich habe
nicht mehr das Vergnuͤgen, mich an einer fei-
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Treulieb. Ward nicht der Prediger, ſo wie
gewoͤhnlich iſt, mit in den Handel verwickelt, und
wie iſt es ausgefallen?
Rechtswalt. Der wuſte ſich bald heraus-
zuhelffen, da er ſich ſorgfaͤltig gehuͤtet hatte zu
weit zu gehen. Es kann ſeyn, daß er einiger-
maſſen dazu Gelegenheit gegeben hat, daß der
ſchlaͤfrige Bauer einmal das Hertz faſſete ſeinem
kleinen Tyrannen den Kopf zu biethen. Doch da
die Sache ſo fein war angeſponnen worden, war
mit ihm wohl nichts anzufangen. Und wer will
es mir denn auch wehren, einem Bedrengten
zu rathen, den Schutz und Gerechtigkeit ei-
ner hoͤhern Obrigkeit anzugehen? Er hat da-
hero gar klug gehandelt, wenn er ſich gar nicht
einmal hat eingelaſſen.
Treulieb. Wir ſind in ſolchen Faͤllen ge-
wiß nicht wohl daran. Hat der Landmann
mit ſeinem Nachbar, Voigt oder Amt-
mann irgend einen Handel; es iſt das erſte,
daß er ſich zu uns wendet, und ſich bei uns
Raths erholet. Bringet man einem die Sa-
che noch deutlich vor, und nimt man ſich nur
etwas dabei in acht, ſo darf man eben keine wei-
tere Folgen, als den gegenſeitigen Haß be-
fuͤrchten.
Huſa.
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