Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

Vaterland schlummern; aber dennoch glimmte unter den
Schlacken einer traurigen Zeit die Urkraft des deutschen
Wesens fort, um unter Gottes Beistand in unserem
Jahrhundert wieder neue Keime zu treiben. Freudig
wurden als solche erkannt: die Erhebung gegen den
französischen Uebermuth im ewig denkwürdigen Befreiungs-
kriege, die wieder hergestellte politische Einheit Germa-
niens durch den deutschen Bund, der Zollverein als
Vorbote freien Verkehrs und großartiger Entwickelung
der deutschen Gewerbe. Jhnen, als bedeutenden Erschei-
nungen des äußeren Lebens, schließen sich ergänzend an
zwei Keime, die in dem Jnnern des deutschen Gemüthes
wurzeln: der Gesang und die Turnkunst, mit ihnen
wieder erhebende, des deutschen Charakters würdige
Volksfeste. Beide haben auch in Frankfurt einen frucht-
baren Boden gefunden, und sind, um mit Klumpp zu
reden, auch in unserem Kreise zu nationalen Entwickelungs-
Momenten geworden; davon zeugen die blühenden Ge-
sangvereine, davon zeugt die immer wachsende Theil-
nahme an des Verfassers Turnanstalt. Zunächst ist es
nun jene Theilnahme und sodann der Wunsch, über
eine Anstalt, die in der Oeffentlichkeit ihre vorzüglichste
Schutzwaffe gegen Mißgunst oder Vorurtheile findet,
klares Licht zu verbreiten, welche den Entschluß hervor
riefen, von nun an in diesen Blättern jährlich einen
Bericht über das hiesige Turnwesen im Allgemeinen und
die Wirksamkeit jener Turnanstalt insbesondere zu geben.
Die Bestimmung dieser Blätter als Chronik läßt es
jedoch wünschenswerth erscheinen, diesen Berichten eine
kurze Geschichte der Leibesübungen überhaupt, wie und
wo solche in Frankfurt früher und bis zur Gründung
der allgemeinen öffentlichen Turnanstalt, betrieben wurden,
voran zu schicken. Wohl fühlend, daß die Lösung dieser
Aufgabe Schwierigkeiten eigener Art darbietet, bittet der
Verfasser dieser, in wohlmeinender Absicht niedergeschrie-
benen Zeilen um die Nachsicht des Publikums, so wie
derselbige etwaige, ihm durch die Redaction dieser Blätter

Vaterland ſchlummern; aber dennoch glimmte unter den
Schlacken einer traurigen Zeit die Urkraft des deutſchen
Weſens fort, um unter Gottes Beiſtand in unſerem
Jahrhundert wieder neue Keime zu treiben. Freudig
wurden als ſolche erkannt: die Erhebung gegen den
franzöſiſchen Uebermuth im ewig denkwürdigen Befreiungs-
kriege, die wieder hergeſtellte politiſche Einheit Germa-
niens durch den deutſchen Bund, der Zollverein als
Vorbote freien Verkehrs und großartiger Entwickelung
der deutſchen Gewerbe. Jhnen, als bedeutenden Erſchei-
nungen des äußeren Lebens, ſchließen ſich ergänzend an
zwei Keime, die in dem Jnnern des deutſchen Gemüthes
wurzeln: der Geſang und die Turnkunſt, mit ihnen
wieder erhebende, des deutſchen Charakters würdige
Volksfeſte. Beide haben auch in Frankfurt einen frucht-
baren Boden gefunden, und ſind, um mit Klumpp zu
reden, auch in unſerem Kreiſe zu nationalen Entwickelungs-
Momenten geworden; davon zeugen die blühenden Ge-
ſangvereine, davon zeugt die immer wachſende Theil-
nahme an des Verfaſſers Turnanſtalt. Zunächſt iſt es
nun jene Theilnahme und ſodann der Wunſch, über
eine Anſtalt, die in der Oeffentlichkeit ihre vorzüglichſte
Schutzwaffe gegen Mißgunſt oder Vorurtheile findet,
klares Licht zu verbreiten, welche den Entſchluß hervor
riefen, von nun an in dieſen Blättern jährlich einen
Bericht über das hieſige Turnweſen im Allgemeinen und
die Wirkſamkeit jener Turnanſtalt insbeſondere zu geben.
Die Beſtimmung dieſer Blätter als Chronik läßt es
jedoch wünſchenswerth erſcheinen, dieſen Berichten eine
kurze Geſchichte der Leibesübungen überhaupt, wie und
wo ſolche in Frankfurt früher und bis zur Gründung
der allgemeinen öffentlichen Turnanſtalt, betrieben wurden,
voran zu ſchicken. Wohl fühlend, daß die Löſung dieſer
Aufgabe Schwierigkeiten eigener Art darbietet, bittet der
Verfaſſer dieſer, in wohlmeinender Abſicht niedergeſchrie-
benen Zeilen um die Nachſicht des Publikums, ſo wie
derſelbige etwaige, ihm durch die Redaction dieſer Blätter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0023" n="19"/>
Vaterland &#x017F;chlummern; aber dennoch glimmte unter den<lb/>
Schlacken einer traurigen Zeit die Urkraft des deut&#x017F;chen<lb/>
We&#x017F;ens fort, um unter Gottes Bei&#x017F;tand in un&#x017F;erem<lb/>
Jahrhundert wieder neue Keime zu treiben. Freudig<lb/>
wurden als &#x017F;olche erkannt: die Erhebung gegen den<lb/>
franzö&#x017F;i&#x017F;chen Uebermuth im ewig denkwürdigen Befreiungs-<lb/>
kriege, die wieder herge&#x017F;tellte politi&#x017F;che Einheit Germa-<lb/>
niens durch den deut&#x017F;chen Bund, der Zollverein als<lb/>
Vorbote freien Verkehrs und großartiger Entwickelung<lb/>
der deut&#x017F;chen Gewerbe. Jhnen, als bedeutenden Er&#x017F;chei-<lb/>
nungen des äußeren Lebens, &#x017F;chließen &#x017F;ich ergänzend an<lb/>
zwei Keime, die in dem Jnnern des deut&#x017F;chen Gemüthes<lb/>
wurzeln: der Ge&#x017F;ang und die Turnkun&#x017F;t, mit ihnen<lb/>
wieder erhebende, des deut&#x017F;chen Charakters würdige<lb/>
Volksfe&#x017F;te. Beide haben auch in Frankfurt einen frucht-<lb/>
baren Boden gefunden, und &#x017F;ind, um mit Klumpp zu<lb/>
reden, auch in un&#x017F;erem Krei&#x017F;e zu nationalen Entwickelungs-<lb/>
Momenten geworden; davon zeugen die blühenden Ge-<lb/>
&#x017F;angvereine, davon zeugt die immer wach&#x017F;ende Theil-<lb/>
nahme an des Verfa&#x017F;&#x017F;ers Turnan&#x017F;talt. Zunäch&#x017F;t i&#x017F;t es<lb/>
nun jene Theilnahme und &#x017F;odann der Wun&#x017F;ch, über<lb/>
eine An&#x017F;talt, die in der Oeffentlichkeit ihre vorzüglich&#x017F;te<lb/>
Schutzwaffe gegen Mißgun&#x017F;t oder Vorurtheile findet,<lb/>
klares Licht zu verbreiten, welche den Ent&#x017F;chluß hervor<lb/>
riefen, von nun an in die&#x017F;en Blättern jährlich einen<lb/>
Bericht über das hie&#x017F;ige Turnwe&#x017F;en im Allgemeinen und<lb/>
die Wirk&#x017F;amkeit jener Turnan&#x017F;talt insbe&#x017F;ondere zu geben.<lb/>
Die Be&#x017F;timmung die&#x017F;er Blätter als Chronik läßt es<lb/>
jedoch wün&#x017F;chenswerth er&#x017F;cheinen, die&#x017F;en Berichten eine<lb/>
kurze Ge&#x017F;chichte der Leibesübungen überhaupt, wie und<lb/>
wo &#x017F;olche in Frankfurt früher und bis zur Gründung<lb/>
der allgemeinen öffentlichen Turnan&#x017F;talt, betrieben wurden,<lb/>
voran zu &#x017F;chicken. Wohl fühlend, daß die Lö&#x017F;ung die&#x017F;er<lb/>
Aufgabe Schwierigkeiten eigener Art darbietet, bittet der<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;er, in wohlmeinender Ab&#x017F;icht niederge&#x017F;chrie-<lb/>
benen Zeilen um die Nach&#x017F;icht des Publikums, &#x017F;o wie<lb/>
der&#x017F;elbige etwaige, ihm durch die Redaction die&#x017F;er Blätter<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0023] Vaterland ſchlummern; aber dennoch glimmte unter den Schlacken einer traurigen Zeit die Urkraft des deutſchen Weſens fort, um unter Gottes Beiſtand in unſerem Jahrhundert wieder neue Keime zu treiben. Freudig wurden als ſolche erkannt: die Erhebung gegen den franzöſiſchen Uebermuth im ewig denkwürdigen Befreiungs- kriege, die wieder hergeſtellte politiſche Einheit Germa- niens durch den deutſchen Bund, der Zollverein als Vorbote freien Verkehrs und großartiger Entwickelung der deutſchen Gewerbe. Jhnen, als bedeutenden Erſchei- nungen des äußeren Lebens, ſchließen ſich ergänzend an zwei Keime, die in dem Jnnern des deutſchen Gemüthes wurzeln: der Geſang und die Turnkunſt, mit ihnen wieder erhebende, des deutſchen Charakters würdige Volksfeſte. Beide haben auch in Frankfurt einen frucht- baren Boden gefunden, und ſind, um mit Klumpp zu reden, auch in unſerem Kreiſe zu nationalen Entwickelungs- Momenten geworden; davon zeugen die blühenden Ge- ſangvereine, davon zeugt die immer wachſende Theil- nahme an des Verfaſſers Turnanſtalt. Zunächſt iſt es nun jene Theilnahme und ſodann der Wunſch, über eine Anſtalt, die in der Oeffentlichkeit ihre vorzüglichſte Schutzwaffe gegen Mißgunſt oder Vorurtheile findet, klares Licht zu verbreiten, welche den Entſchluß hervor riefen, von nun an in dieſen Blättern jährlich einen Bericht über das hieſige Turnweſen im Allgemeinen und die Wirkſamkeit jener Turnanſtalt insbeſondere zu geben. Die Beſtimmung dieſer Blätter als Chronik läßt es jedoch wünſchenswerth erſcheinen, dieſen Berichten eine kurze Geſchichte der Leibesübungen überhaupt, wie und wo ſolche in Frankfurt früher und bis zur Gründung der allgemeinen öffentlichen Turnanſtalt, betrieben wurden, voran zu ſchicken. Wohl fühlend, daß die Löſung dieſer Aufgabe Schwierigkeiten eigener Art darbietet, bittet der Verfaſſer dieſer, in wohlmeinender Abſicht niedergeſchrie- benen Zeilen um die Nachſicht des Publikums, ſo wie derſelbige etwaige, ihm durch die Redaction dieſer Blätter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/23
Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/23>, abgerufen am 09.11.2024.