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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

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hiesigen Magistrat hatte nur den Erfolg, daß derselbe
einen schlecht gelegenen Platz hinter der Stadtmauer
gegen einen jährlichen Miethzins von 50 Thlrn. abzu-
treten geneigt war. Da ein solcher Miethzins für die
geringen disponiblen Gelder zu bedeutend erschien, wur-
den Unterhandlungen mit einigen Gartenbesitzern ange-
knüpft, die jedoch zu keinem genügenden Resultate
führten. Da endlich half ein edler Mann; der hiesige
Oberförster Graf v. d. Schulenburg. Derselbe erklärte
sich bereit, bei den betreffenden Behörden darauf anzu-
tragen, daß dem Gymnasium ein Stück Wald zu einem
Turnplatze abgetreten werden möchte. Nach vielen
Schreibereien wurde zu Anfang des Jahres 1842 von
dem Hohen Ministerium des Königl. Hauses jener Platz
im Thiergarten dem Gymnasium überlassen, und der
Abraum des stehenden Holzes angeordnet. Zugleich trug
Dr. Kießling bei den Behörden des Gymnasiums auf
Geldunterstützung zur weitern Einrichtung des Turn-
platzes an, die bereitwillig gewährt wurde. Mit einem
Kostenaufwande von circa 180 Thlrn. wurde der Turn-
platz eingerichtet. Bei dem Zeit raubenden Geschäfts-
gange, auf welchem das Bewilligen der nöthigen Gelder,
die Revision der Anschläge etc. erfolgen muß, wurde es
erst am 15. Septbr. 1842 möglich, den Turnplatz
durch eine kleine Feier zu eröffnen. Ein heiterer Tag
begünstigte dieselbe. Merseburger Turner gedachten uns
mit ihrem Turnlehrer Freyer zu besuchen, wurden aber
davon abgehalten, da eine Revision des Gymnasiums in
diese Zeit fiel. Nachmittags drei Uhr versammelten sich
sämmtliche Gymnasiasten in Turnanzügen mit ihren
Lehrern und vielen Honoratioren der Stadt auf dem
Turnplatze, in dessen Mitte eine mit Eichenlaubgewinden
geschmückte Tribüne errichtet war. Nach der Melodie:
"Heil Dir im Siegerkranz" etc. wurde ein vaterländisches
Lied, von Blasinstrumenten begleitet, angestimmt, worauf
der Conrector Fehmer, der in den Jahren 1811 und
1812 den großen Berliner Turnplatz besuchte, das Wort

hieſigen Magiſtrat hatte nur den Erfolg, daß derſelbe
einen ſchlecht gelegenen Platz hinter der Stadtmauer
gegen einen jährlichen Miethzins von 50 Thlrn. abzu-
treten geneigt war. Da ein ſolcher Miethzins für die
geringen disponiblen Gelder zu bedeutend erſchien, wur-
den Unterhandlungen mit einigen Gartenbeſitzern ange-
knüpft, die jedoch zu keinem genügenden Reſultate
führten. Da endlich half ein edler Mann; der hieſige
Oberförſter Graf v. d. Schulenburg. Derſelbe erklärte
ſich bereit, bei den betreffenden Behörden darauf anzu-
tragen, daß dem Gymnaſium ein Stück Wald zu einem
Turnplatze abgetreten werden möchte. Nach vielen
Schreibereien wurde zu Anfang des Jahres 1842 von
dem Hohen Miniſterium des Königl. Hauſes jener Platz
im Thiergarten dem Gymnaſium überlaſſen, und der
Abraum des ſtehenden Holzes angeordnet. Zugleich trug
Dr. Kießling bei den Behörden des Gymnaſiums auf
Geldunterſtützung zur weitern Einrichtung des Turn-
platzes an, die bereitwillig gewährt wurde. Mit einem
Koſtenaufwande von circa 180 Thlrn. wurde der Turn-
platz eingerichtet. Bei dem Zeit raubenden Geſchäfts-
gange, auf welchem das Bewilligen der nöthigen Gelder,
die Reviſion der Anſchläge ꝛc. erfolgen muß, wurde es
erſt am 15. Septbr. 1842 möglich, den Turnplatz
durch eine kleine Feier zu eröffnen. Ein heiterer Tag
begünſtigte dieſelbe. Merſeburger Turner gedachten uns
mit ihrem Turnlehrer Freyer zu beſuchen, wurden aber
davon abgehalten, da eine Reviſion des Gymnaſiums in
dieſe Zeit fiel. Nachmittags drei Uhr verſammelten ſich
ſämmtliche Gymnaſiaſten in Turnanzügen mit ihren
Lehrern und vielen Honoratioren der Stadt auf dem
Turnplatze, in deſſen Mitte eine mit Eichenlaubgewinden
geſchmückte Tribüne errichtet war. Nach der Melodie:
„Heil Dir im Siegerkranz“ ꝛc. wurde ein vaterländiſches
Lied, von Blasinſtrumenten begleitet, angeſtimmt, worauf
der Conrector Fehmer, der in den Jahren 1811 und
1812 den großen Berliner Turnplatz beſuchte, das Wort

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[112/0116] hieſigen Magiſtrat hatte nur den Erfolg, daß derſelbe einen ſchlecht gelegenen Platz hinter der Stadtmauer gegen einen jährlichen Miethzins von 50 Thlrn. abzu- treten geneigt war. Da ein ſolcher Miethzins für die geringen disponiblen Gelder zu bedeutend erſchien, wur- den Unterhandlungen mit einigen Gartenbeſitzern ange- knüpft, die jedoch zu keinem genügenden Reſultate führten. Da endlich half ein edler Mann; der hieſige Oberförſter Graf v. d. Schulenburg. Derſelbe erklärte ſich bereit, bei den betreffenden Behörden darauf anzu- tragen, daß dem Gymnaſium ein Stück Wald zu einem Turnplatze abgetreten werden möchte. Nach vielen Schreibereien wurde zu Anfang des Jahres 1842 von dem Hohen Miniſterium des Königl. Hauſes jener Platz im Thiergarten dem Gymnaſium überlaſſen, und der Abraum des ſtehenden Holzes angeordnet. Zugleich trug Dr. Kießling bei den Behörden des Gymnaſiums auf Geldunterſtützung zur weitern Einrichtung des Turn- platzes an, die bereitwillig gewährt wurde. Mit einem Koſtenaufwande von circa 180 Thlrn. wurde der Turn- platz eingerichtet. Bei dem Zeit raubenden Geſchäfts- gange, auf welchem das Bewilligen der nöthigen Gelder, die Reviſion der Anſchläge ꝛc. erfolgen muß, wurde es erſt am 15. Septbr. 1842 möglich, den Turnplatz durch eine kleine Feier zu eröffnen. Ein heiterer Tag begünſtigte dieſelbe. Merſeburger Turner gedachten uns mit ihrem Turnlehrer Freyer zu beſuchen, wurden aber davon abgehalten, da eine Reviſion des Gymnaſiums in dieſe Zeit fiel. Nachmittags drei Uhr verſammelten ſich ſämmtliche Gymnaſiaſten in Turnanzügen mit ihren Lehrern und vielen Honoratioren der Stadt auf dem Turnplatze, in deſſen Mitte eine mit Eichenlaubgewinden geſchmückte Tribüne errichtet war. Nach der Melodie: „Heil Dir im Siegerkranz“ ꝛc. wurde ein vaterländiſches Lied, von Blasinſtrumenten begleitet, angeſtimmt, worauf der Conrector Fehmer, der in den Jahren 1811 und 1812 den großen Berliner Turnplatz beſuchte, das Wort

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/116>, abgerufen am 22.11.2024.