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[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].

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sie mit demselben fast unauffhörlich in Scharmützeln begriffen/ seynd sie in den Waffen sehr geübt/ und vor tapffere Leut zu achten/ als die bey so gestalten Die Vngarsseynd in den Waffen wol geübt. Sachen mehr auff das Gewehr als auff die Wissenschafften und Bücher sich legen. Dannoch gibt es auch verständige gelehrte Leute unter ihnen/ die es auff den Teutschen und Mittelländischen Academien sehr hoch bringen/ und ist wol merckwürdig das Privilegium, so ihnen und den Siebenbürgern An. 1628. von Churfürst Johann Wilhelm zu Brandeburg auff der hohen Schul zu Franckfurt an der Oder ertheilet worden/ daß man ihnen die Bachanten-Hörner nicht solle abstossen/ als welche ihnen von den Türcken ohne dem gnugsam deponirt werden. Eben dieser Freyheit sollen sie auch zu Heydelberg geniessen. Es ist ein Gesetz unter dieser Nation/ daß wann ein Ungarischer Herr ohne Manns-Erben verstirbt/ die Güter dem König heimfallen/ und sie pflegen umb die Freundschafft desto besser fortzupflantzen/ ihre Kinder in der Wiegen miteinander zu vermählen; Ihre Die Lateinische Sprach ist sehr gemein unter ohnen. Sprach hat mit keiner Europ[unleserliches Material]eischen Haupt-Sprach Gemeinschafft/ doch ist die Lateinische Sprach auch sehr gemein unter ihnen/ sowol Hohen als Niedrigen/ also daß sie auch die Soldat[unleserliches Material]n / Kutscher/ Schiffer und andere geringe Personen mittels derselben gegen eine andere Nation gar wol expliciren können. Doch verstehen sie auch fast durchgehends die Sclavonische/ Teutsche und Türckische Sprach. Die Ungarn dienen besser zu Roß als zu Fuß/ ihr Gewehr ist eine Lantze/ so sie Kopie nennen/ ein Säbel/ Pa[unleserliches Material]lasch/ Barte oder Hacke/ ein Rohr/ Streithammer und eine Peitsche. Vngarische Kleydung. Ihre Kleidung ist überaus bequem/ und bestehet in einem Rock/ der doch nicht lang/ sie füttern denselben/ wie die Polen mit Beltzwerck. Die Edelleuth und Stands-Personen haben köstliche Kleider von stattlichem Zeug/ meist rothe Farbe. Die Frauen und Jungfrauen tragen kurtze Mäntelein mit köstlichem Beltzwerck gefüttert. Der Bauern Kleydung ist ein blauer/ rother oder grüner Unterrock von Carsey/ der Oberrock aber von grobem Filtztuch/ wird Gerberneck genant/ diese vorbeschriebene Kleidung ist absonderlich denen zu Pferd sehr bequem/ daß sich auch die Croaten/ Sclavonier/ und andere Nationen/ ja selbst die Türcken/ so nahe an den Gräntzen wohnen/ derselben meist bedienen. Im übrigen haben die Ungarn Frische Farben [unleserliches Material] beliedt. grosses Belieben an frischen Farben/ und tragen gerne roth/ blau/ gelb/ grün/ und purpur / selten siehet man jemand im schwartzen Habit/ wie dann auch allerdings die Priester purpurfärbige lange Kleider tragen.

Die Regiments-Form dieses Reichs betreffend/ haben die Inwohner (nachdem sie bey Regierung deß H. Stephani und dessen Nachfolgern ihren groben heydnischen Aberglauben verlassen) auch zugleich mit der neuen

sie mit demselben fast unauffhörlich in Scharmützeln begriffen/ seynd sie in den Waffen sehr geübt/ und vor tapffere Leut zu achten/ als die bey so gestalten Die Vngarsseynd in den Waffen wol geübt. Sachen mehr auff das Gewehr als auff die Wissenschafften und Bücher sich legen. Dannoch gibt es auch verständige gelehrte Leute unter ihnen/ die es auff den Teutschen und Mittelländischen Academien sehr hoch bringen/ und ist wol merckwürdig das Privilegium, so ihnen und den Siebenbürgern An. 1628. von Churfürst Johañ Wilhelm zu Brandeburg auff der hohen Schul zu Franckfurt an der Oder ertheilet worden/ daß man ihnen die Bachanten-Hörner nicht solle abstossen/ als welche ihnen von den Türcken ohne dem gnugsam deponirt werden. Eben dieser Freyheit sollen sie auch zu Heydelberg geniessen. Es ist ein Gesetz unter dieser Nation/ daß wann ein Ungarischer Herr ohne Manns-Erben verstirbt/ die Güter dem König heimfallen/ und sie pflegen umb die Freundschafft desto besser fortzupflantzen/ ihre Kinder in der Wiegen miteinander zu vermählen; Ihre Die Lateinische Sprach ist sehr gemein unter ohnen. Sprach hat mit keiner Europ[unleserliches Material]eischen Haupt-Sprach Gemeinschafft/ doch ist die Lateinische Sprach auch sehr gemein unter ihnen/ sowol Hohen als Niedrigen/ also daß sie auch die Soldat[unleserliches Material]n / Kutscher/ Schiffer und andere geringe Personen mittels derselben gegen eine andere Nation gar wol expliciren können. Doch verstehen sie auch fast durchgehends die Sclavonische/ Teutsche und Türckische Sprach. Die Ungarn dienen besser zu Roß als zu Fuß/ ihr Gewehr ist eine Lantze/ so sie Kopie nennen/ ein Säbel/ Pa[unleserliches Material]lasch/ Barte oder Hacke/ ein Rohr/ Streithammer und eine Peitsche. Vngarische Kleydung. Ihre Kleidung ist überaus bequem/ und bestehet in einem Rock/ der doch nicht lang/ sie füttern denselben/ wie die Polen mit Beltzwerck. Die Edelleuth und Stands-Personen haben köstliche Kleider von stattlichem Zeug/ meist rothe Farbe. Die Frauen und Jungfrauen tragen kurtze Mäntelein mit köstlichem Beltzwerck gefüttert. Der Bauern Kleydung ist ein blauer/ rother oder grüner Unterrock von Carsey/ der Oberrock aber von grobem Filtztuch/ wird Gerberneck genant/ diese vorbeschriebene Kleidung ist absonderlich denen zu Pferd sehr bequem/ daß sich auch die Croaten/ Sclavonier/ und andere Nationen/ ja selbst die Türcken/ so nahe an den Gräntzen wohnen/ derselben meist bedienen. Im übrigen haben die Ungarn Frische Farben [unleserliches Material] beliedt. grosses Belieben an frischen Farben/ und tragen gerne roth/ blau/ gelb/ grün/ und purpur / selten siehet man jemand im schwartzen Habit/ wie dann auch allerdings die Priester purpurfärbige lange Kleider tragen.

Die Regiments-Form dieses Reichs betreffend/ haben die Inwohner (nachdem sie bey Regierung deß H. Stephani und dessen Nachfolgern ihren groben heydnischen Aberglauben verlassen) auch zugleich mit der neuen

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[22/0034] sie mit demselben fast unauffhörlich in Scharmützeln begriffen/ seynd sie in den Waffen sehr geübt/ und vor tapffere Leut zu achten/ als die bey so gestalten Sachen mehr auff das Gewehr als auff die Wissenschafften und Bücher sich legen. Dannoch gibt es auch verständige gelehrte Leute unter ihnen/ die es auff den Teutschen und Mittelländischen Academien sehr hoch bringen/ und ist wol merckwürdig das Privilegium, so ihnen und den Siebenbürgern An. 1628. von Churfürst Johañ Wilhelm zu Brandeburg auff der hohen Schul zu Franckfurt an der Oder ertheilet worden/ daß man ihnen die Bachanten-Hörner nicht solle abstossen/ als welche ihnen von den Türcken ohne dem gnugsam deponirt werden. Eben dieser Freyheit sollen sie auch zu Heydelberg geniessen. Es ist ein Gesetz unter dieser Nation/ daß wann ein Ungarischer Herr ohne Manns-Erben verstirbt/ die Güter dem König heimfallen/ und sie pflegen umb die Freundschafft desto besser fortzupflantzen/ ihre Kinder in der Wiegen miteinander zu vermählen; Ihre Sprach hat mit keiner Europ_ eischen Haupt-Sprach Gemeinschafft/ doch ist die Lateinische Sprach auch sehr gemein unter ihnen/ sowol Hohen als Niedrigen/ also daß sie auch die Soldat_ n / Kutscher/ Schiffer und andere geringe Personen mittels derselben gegen eine andere Nation gar wol expliciren können. Doch verstehen sie auch fast durchgehends die Sclavonische/ Teutsche und Türckische Sprach. Die Ungarn dienen besser zu Roß als zu Fuß/ ihr Gewehr ist eine Lantze/ so sie Kopie nennen/ ein Säbel/ Pa_ lasch/ Barte oder Hacke/ ein Rohr/ Streithammer und eine Peitsche. Ihre Kleidung ist überaus bequem/ und bestehet in einem Rock/ der doch nicht lang/ sie füttern denselben/ wie die Polen mit Beltzwerck. Die Edelleuth und Stands-Personen haben köstliche Kleider von stattlichem Zeug/ meist rothe Farbe. Die Frauen und Jungfrauen tragen kurtze Mäntelein mit köstlichem Beltzwerck gefüttert. Der Bauern Kleydung ist ein blauer/ rother oder grüner Unterrock von Carsey/ der Oberrock aber von grobem Filtztuch/ wird Gerberneck genant/ diese vorbeschriebene Kleidung ist absonderlich denen zu Pferd sehr bequem/ daß sich auch die Croaten/ Sclavonier/ und andere Nationen/ ja selbst die Türcken/ so nahe an den Gräntzen wohnen/ derselben meist bedienen. Im übrigen haben die Ungarn grosses Belieben an frischen Farben/ und tragen gerne roth/ blau/ gelb/ grün/ und purpur / selten siehet man jemand im schwartzen Habit/ wie dann auch allerdings die Priester purpurfärbige lange Kleider tragen. Die Vngarsseynd in den Waffen wol geübt. Die Lateinische Sprach ist sehr gemein unter ohnen. Vngarische Kleydung. Frische Farben _ beliedt. Die Regiments-Form dieses Reichs betreffend/ haben die Inwohner (nachdem sie bey Regierung deß H. Stephani und dessen Nachfolgern ihren groben heydnischen Aberglauben verlassen) auch zugleich mit der neuen

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Zitationshilfe: [N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686], S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/34>, abgerufen am 04.05.2024.