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[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].

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grund aus seiner eignen Art nicht unfruchtbahr ist/ also haben desselben Inwohner auch gute Wissenschafft und Practic von guter Haußhaltung/ sowol in den Aecker-als Wiesen-Feldern / sonderlich in Ober-Ungarn/ dann zu Winterszeiten brennen selbige die noch überbliebene aus der Erden heraus stehende Stoppeln deß Grases/ und der Kräuter völlig ab/ welches nachgehends gantz frisch und in vollem Uberfluß wieder heraus zu wachsen beginnet. Sie gebrauchen keine Scheuren oder Städel umb ihr Getraid darein zu verwahren/ sondern sie haben an statt derselben viel tieffe und grosse Höhlen unter der Erden/ dahinein sie solches ohn Gefahr legen/ und seynd solche Hölen wohl verwahret sowohl vor den Räubern als auch vor jähen Uberfall und Anlauff der Feind/ ob sie gleich mannigmahl Zwischen Tockay- und Wardein ist kein Holtz 1. Meilen wegs zu finden. solche zu nächst an den Land-Strassen haben. Holtz ist zur Gnüge in Ungarn ausser zwischen Tokay und Wardein/ da eine Ebne von 14. Meilen lang und kein Gehöltz zu sehen ist; die Lufft im gantzen Land ist gar gesund / ausser an wenig Orthen/ aber im Sommer auff der Ebne hitziger und auff den Bergen kühler.

Ich hab oben gemeldet von der grossen Menge Fisch/ daß alle Ungarische Ströhm voll seyn/ nun wil dessen gröste Flüß/ Seen und Eylande etwas genauer beschreiben/ dann es ist kein Land in gantzem Europa/ welches mit so vortrefflichen und bequemen Wasserflüssen durchflossen wird/ als dieses; gegen Auffgang wird selbiges begossen von dem Edlen und fruchtbahren Fluß der Theisse / welcher seinen Ursprung nimbt in der Landschafft Maromorus an dem Fluß deß hohen Capatischen Gebürgs/ 4. Meil von seiner Quelle wird selbiger schon Schiffrelch/ und nachdeme er zu sich empfangen hat die Marissa und viel andere Flüß/ stürtzet er sich zwischen Beschreibung der für.[unleserliches Material]chmsten Flüß. Wardein/ Sr. Peter und Bellgrad mit vollem Lauff in die Donau. Dieser Theiß-Fluß führet ein grosse Menge deß natürlichen Stein-Saltzes/ welches aus den häuffigen Saltz-Minen in Ungarn und Siebenbürgen entspringet/ von welchen ein grosser Theil nach Preßburg/ aber nicht höher verführt wird/ damit dem Oesterreichischen Saltz/ welches der Käyser umb 11000. fl. verpachtet/ kein Eintrag geschehe/ darvon auch kein kleine Quantität die Donau herab kombt/ und nachgehends längst dem Fluß Morava nach Servia und in die benachbahrte Länder gebracht wird. Diese Saltzwerck seynd nichts anders/ als sehr tieffe Brunnen/ aus welchen es vermittels der Haspel-Wercke und Ketten mit Eymern außgeschöpffet Herrliche Saltzwerck. wird/ da es dann hernach durch einige Rinnen nach der Saltz-Pfannen zulauffet/ in welcher man es zu einem Saltz kochet; auch nehmen sie wol die fette Saltz-Erden/ und bringen solche an das Orth/ allwo

grund aus seiner eignen Art nicht unfruchtbahr ist/ also haben desselben Inwohner auch gute Wissenschafft und Practic von guter Haußhaltung/ sowol in den Aecker-als Wiesen-Feldern / sonderlich in Ober-Ungarn/ dann zu Winterszeiten brennen selbige die noch überbliebene aus der Erden heraus stehende Stoppeln deß Grases/ und der Kräuter völlig ab/ welches nachgehends gantz frisch und in vollem Uberfluß wieder heraus zu wachsen beginnet. Sie gebrauchen keine Scheuren oder Städel umb ihr Getraid darein zu verwahren/ sondern sie haben an statt derselben viel tieffe und grosse Höhlen unter der Erden/ dahinein sie solches ohn Gefahr legen/ und seynd solche Hölen wohl verwahret sowohl vor den Räubern als auch vor jähen Uberfall und Anlauff der Feind/ ob sie gleich mannigmahl Zwischen Tockay- und Wardein ist kein Holtz 1. Meilen wegs zu finden. solche zu nächst an den Land-Strassen haben. Holtz ist zur Gnüge in Ungarn ausser zwischen Tokay und Wardein/ da eine Ebne von 14. Meilen lang und kein Gehöltz zu sehen ist; die Lufft im gantzen Land ist gar gesund / ausser an wenig Orthen/ aber im Sommer auff der Ebne hitziger und auff den Bergen kühler.

Ich hab oben gemeldet von der grossen Menge Fisch/ daß alle Ungarische Ströhm voll seyn/ nun wil dessen gröste Flüß/ Seen und Eylande etwas genauer beschreiben/ dann es ist kein Land in gantzem Europa/ welches mit so vortrefflichen und bequemen Wasserflüssen durchflossen wird/ als dieses; gegen Auffgang wird selbiges begossen von dem Edlen und fruchtbahren Fluß der Theisse / welcher seinen Ursprung nimbt in der Landschafft Maromorus an dem Fluß deß hohen Capatischen Gebürgs/ 4. Meil von seiner Quelle wird selbiger schon Schiffrelch/ und nachdeme er zu sich empfangen hat die Marissa und viel andere Flüß/ stürtzet er sich zwischen Beschreibung der für.[unleserliches Material]chmsten Flüß. Wardein/ Sr. Peter und Bellgrad mit vollem Lauff in die Donau. Dieser Theiß-Fluß führet ein grosse Menge deß natürlichen Stein-Saltzes/ welches aus den häuffigen Saltz-Minen in Ungarn und Siebenbürgen entspringet/ von welchen ein grosser Theil nach Preßburg/ aber nicht höher verführt wird/ damit dem Oesterreichischen Saltz/ welches der Käyser umb 11000. fl. verpachtet/ kein Eintrag geschehe/ darvon auch kein kleine Quantität die Donau herab kombt/ und nachgehends längst dem Fluß Morava nach Servia und in die benachbahrte Länder gebracht wird. Diese Saltzwerck seynd nichts anders/ als sehr tieffe Brunnen/ aus welchen es vermittels der Haspel-Wercke und Ketten mit Eymern außgeschöpffet Herrliche Saltzwerck. wird/ da es dann hernach durch einige Rinnen nach der Saltz-Pfannen zulauffet/ in welcher man es zu einem Saltz kochet; auch nehmen sie wol die fette Saltz-Erden/ und bringen solche an das Orth/ allwo

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[18/0030] grund aus seiner eignen Art nicht unfruchtbahr ist/ also haben desselben Inwohner auch gute Wissenschafft und Practic von guter Haußhaltung/ sowol in den Aecker-als Wiesen-Feldern / sonderlich in Ober-Ungarn/ dann zu Winterszeiten brennen selbige die noch überbliebene aus der Erden heraus stehende Stoppeln deß Grases/ und der Kräuter völlig ab/ welches nachgehends gantz frisch und in vollem Uberfluß wieder heraus zu wachsen beginnet. Sie gebrauchen keine Scheuren oder Städel umb ihr Getraid darein zu verwahren/ sondern sie haben an statt derselben viel tieffe und grosse Höhlen unter der Erden/ dahinein sie solches ohn Gefahr legen/ und seynd solche Hölen wohl verwahret sowohl vor den Räubern als auch vor jähen Uberfall und Anlauff der Feind/ ob sie gleich mannigmahl solche zu nächst an den Land-Strassen haben. Holtz ist zur Gnüge in Ungarn ausser zwischen Tokay und Wardein/ da eine Ebne von 14. Meilen lang und kein Gehöltz zu sehen ist; die Lufft im gantzen Land ist gar gesund / ausser an wenig Orthen/ aber im Sommer auff der Ebne hitziger und auff den Bergen kühler. Zwischen Tockay- und Wardein ist kein Holtz 1. Meilen wegs zu finden. Ich hab oben gemeldet von der grossen Menge Fisch/ daß alle Ungarische Ströhm voll seyn/ nun wil dessen gröste Flüß/ Seen und Eylande etwas genauer beschreiben/ dann es ist kein Land in gantzem Europa/ welches mit so vortrefflichen und bequemen Wasserflüssen durchflossen wird/ als dieses; gegen Auffgang wird selbiges begossen von dem Edlen und fruchtbahren Fluß der Theisse / welcher seinen Ursprung nimbt in der Landschafft Maromorus an dem Fluß deß hohen Capatischen Gebürgs/ 4. Meil von seiner Quelle wird selbiger schon Schiffrelch/ und nachdeme er zu sich empfangen hat die Marissa und viel andere Flüß/ stürtzet er sich zwischen Wardein/ Sr. Peter und Bellgrad mit vollem Lauff in die Donau. Dieser Theiß-Fluß führet ein grosse Menge deß natürlichen Stein-Saltzes/ welches aus den häuffigen Saltz-Minen in Ungarn und Siebenbürgen entspringet/ von welchen ein grosser Theil nach Preßburg/ aber nicht höher verführt wird/ damit dem Oesterreichischen Saltz/ welches der Käyser umb 11000. fl. verpachtet/ kein Eintrag geschehe/ darvon auch kein kleine Quantität die Donau herab kombt/ und nachgehends längst dem Fluß Morava nach Servia und in die benachbahrte Länder gebracht wird. Diese Saltzwerck seynd nichts anders/ als sehr tieffe Brunnen/ aus welchen es vermittels der Haspel-Wercke und Ketten mit Eymern außgeschöpffet wird/ da es dann hernach durch einige Rinnen nach der Saltz-Pfannen zulauffet/ in welcher man es zu einem Saltz kochet; auch nehmen sie wol die fette Saltz-Erden/ und bringen solche an das Orth/ allwo Beschreibung der für._ chmsten Flüß. Herrliche Saltzwerck.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686], S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/30>, abgerufen am 04.05.2024.