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St. Galler Volksblatt. Nr. 53, Uznach, 02. 07. 1890.

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[Spaltenumbruch] Uferseiten; Höhe bedeutend über der von 1888, seit halb
5 Uhr fällt er allmälig. Die neue Brücke unterhalb
der Station, über den Bach, erhielt im obern Aufsatzsockel
Risse; Alles arbeitete die ganze Nacht noch fortwährend
an den neuen Dämmen dieses Baches. Rheineck steht
wieder in vielen Theilen im Wasser. Die Eselschwanz-
rinne ist ein gewaltiger Strom, der Gaißau zur Insel
macht.

Thal, 30. Juni. Der Steinlibach ist ausgetreten,
aber ohne größeren Schaden anzurichten.

Montlingen, 29. Juni, Abends 8 Uhr. Der
Rhein hat bereits die Höhe der Wuhrung erreicht, an
einzelnen Stellen dieselbe schon überschritten. Fast das
ganze Dorf liegt tief im Stau- und Druckwasser. Man
beginnt das Vieh in höhere Lagen zu flüchten. Wenn
der strömende Regen noch etwas anhält, ist die Gefahr
eines Durchbruches groß. Gott schütze das durch viele
Mißjahre sonst schon schwer heimgesuchte Rheinthal.

Wangs, 30. Juni, 11 Uhr Mittags. Wasserverhee-
rung durch die fürchterlich angeschwollenen Bergbäche. Die
Gefahr für das Dorf Wangs ist groß.




St. Gallisches.



-- Rheindurchstich.

Zur Zeit sind beidseitig die
Kostenvoranschläge in Bezug auf zulässige Preisreduktionen
einer nochmaligen Prüfung unterstellt. Es kommt dabei
namentlich auch die Anwendung der Lübecker Excavateurs
bei den Aushebungs- und Baggerarbeiten in Betracht.
Nächste Woche wird, der internationalen Schlußkonferenz
vorgängig, eine bezügliche Vorkonferenz stattfinden.

-- * Wittenbach.

Sonntag den 29. Juni hat die
außerordentliche Kirchgenossenversammlung folgende Be-
schlüsse gefaßt: 1. Renovation des Meßmerhauses. 2.
Fondanlegung für eine innere und äußere Renovation der
Pfarrkirche. 3. Aufbesserung des Pfarrgehaltes um Fr.
200. 4. Die Gemeindeversammlung beauftragt durch
ihren einstimmigen Beschluß den Kirchenverwaltungsrath,
auf die nächste Kirchgenossenversammlung ein Gutachten
vorzubringen über die Aufbesserung des Kaplangehaltes.

-- Freitags fand in Lichtensteig die Generalver-
sammlung der Aktionäre der Toggenburger Bahn statt.
Berichterstatter der Rechnungskommission war Hr. Vezirks-
ammann Gerig; die Rechnungen wurden sämmtlich ge-
nehmiget.

-- Die am 1. Juli d. J. in's Leben tretende Na-
turalverpflegung
für arme Durchreisende ist für
den Kreis Rapperswil folgendermaßen organisirt:
Station Rapperswil: Verwaltungskommission Vorsitzender
Herr Bezirksammann Rüegg. Schmerikon: HH. Gemeind-
ammann Müller, Gemeinderath Kuster, Sparkassen-Ver-
walter. Jona: HH. Gemeindammann Winiger, Ver-
mittler und Gemeinderath Alb. Helbling. Rapperswil:
HH. Gemeindammann Suter, Gemeinderath Breny. Be-
triebskommission: HH. Gemeinderath Wieland, Kanzlei-
Adjunkt Städeli, Jakob Egli, Agent. Stationskontroleur:
Herr Wachtmeister Löhrer. Herberge im "Hirschen". An-
meldungs- und Arbeitsnachweisbureau ebenfalls im "Hir-
schen", ebener Erde.




Kantone.



Zürich.
Zürich.

Das Gesetz betreffend unent-
geltliche Beerdigung (auf Staatskosten) wurde mit 34,699
Ja gegen 16,484 Nein angenommen, ebenso das abge-
änderte Wahlgesetz (Stimmzwang) mit 24,199 Ja gegen
23,906 Nein.

-- Zürich, 30. Juni.

Als Bezirksrath wurde der
liberale Hr. Cramer-Wyß gewählt.

-- Rechtsufrige Seebahn.

Der Regierungs-
rath des Kantons Zürich hat in Betreff des von der Nord-
ostbahn gestellten Gesuches um Verlängerung der Baufristen
für die rechtsufrige Zürichseebahn dem h. Bundesrathe ge-
antwortet, daß er damit einverstanden sei, daß für die
Strecke Stadelhofen-Bahnhof die verlangte Fristverlänge-
rung ertheilt werde; für die Strecke Stadelhofen-Rappers-
wil dagegen sei eine Fristverlängerung nicht am Platze.

-- Am linken Seeufer wurden letzte Woche, während
die Bewohner beim Heuen waren, 2 Bauernhäuser aus-
geplündert.

-- Die Bewohner des zürcherischen Sihlthals sind in
nicht geringer Aufregung, seit der berüchtigte Aus- und
Einbrecher Weiß aus dem Bezirksgefängnisse in Horgen
entwichen ist. Er soll sich, wie des Bestimmtesten
versichert wird, im Sihlwalde herumtreiben, seinen Unter-
halt erbettelnd oder auch bezahlend. Er wird als ein
großer Mann mit Vollbart und intelligenten Gesichtszügen
geschildert. Die Polizei sucht ihn allenthalben, aber bis
dato ist es nicht gelungen, seiner habhaft zu werden.

Uri.

Die Schützen der Urkantone ziehen am 26.
Juli in gemeinsamer Schützenfahrt mit ihren Kantonal-
fahnen nach Frauenfeld.

-- Uebereinstimmende Aussagen konstatiren, Hr. Land-
ammann Muheim habe als Vorsitzender den Ständerath
in letzter Session in vorzüglicher Weise präsidirt.

Schwyz.

Am Steinerberg wurde in der Nacht vom
25. zum 26. Juni gewaltsam in die Pfarrkirche eingebrochen.
Auch der Friedhofkapelle wurde mittelst Demolirung eines
Fensters ein vorübergehender Besuch abgestattet. Da dem
Dieb die Erbrechung des Tabernakel und der Sakristei
nicht gelang, so mußte er wohl oder übel ohne jegliche
Werthsachen wieder das Weite suchen.

-- Ein werthvolles und zugleich sinniges Geschenk
[Spaltenumbruch] hat die Gemeinde Einsiedeln einem Lehrer bei der Feier
von dessen 50jährigen Dieustjubiläum zugewendet; eine
hübsche Zufriedenheitsurkunde und ein ABC-Buch, dessen
Blätter 5 Hundertfrankenbanknoten bilden. Der Fort-
bildungsverein fügte seinerseits noch 250 Fr. in Baar
bei. In einem solchen ABC-Buch würde noch mancher
Lehrer blättern und sich zurechtfinden. Macht's nach!

Glarns.

Das Polizeigericht hatte einen mehr hu-
moristischen als bösartigen Fall zu behandeln. Kam ein
gewisser Alexander Jenni, Bürger von Eunenda, in Biel
aufgewachsen und von Beruf Schuhmacher, aber unver-
besserlicher Vagant, nach Mitlödi zu einem Vetter, der ihn
irrthümlich als Sohn seines Bruders begrüßte und bewir-
thete. Der vermeintliche Neffe ließ sich's beim hablichen
Onkel wohl sein und gab ihm vor, er sei von Biel aus
abgeschickt, um ihm mitzutheilen, ihm und seinem Bruder
in Biel sei aus Amerika eine Erbschaft von 25,000 Mark
gefallen, und er, der Onkel, möge nach Biel kommen, das
halbe Erbe in Empfang zu nehmen. Der gute Onkel
entließ den Glücksboten mit einem Baargeschenk und machte
sich sogleich auf die Reise nach Biel, wo er erfuhr, daß
er das Opfer seiner Leichtgläubigkeit geworden. Sogleich
wußte man aber auch in Biel; wer der "Neffe" gewesen
sein mochte, weil derselbe schon öfters derartige Streiche
gespielt hatte. Das Gericht erklärt ihn schuldig des ein-
fachen Betruges und verurtheilte ihn zu 4 Wochen Ge-
fängniß. ("Glarn. Nachr.")

-- Glarus.

In der Pragelkonferenz vom letzten
Samstag einigten sich die Abgeordneten von Glarus und
Schwyz zur Aufnahme von Plänen und Kostenberechnungen.

Graubünden.

Letzten Montag Mittag langten
per Schub von Zürich in Malans zwei schriftenlose Hand-
werksburschen aus dem Engadin an. Der Landjäger von
Malans sollte selbe bis nach Klosters weiters befördern.
In Fiderisau sprang einer der Arrestanten aus dem Eisen-
bahnwagen und direkt in die hochangeschwollene Landquart,
wo er den gesuchten Tod fand.

Tessiu.

Das vom Großen Rathe einstimmig an-
genommene Steuergesetz ist in der Volksabstimmung mit
gewaltigem Mehr verworfen worden.




Ausland.



Deutsches Reich.

Die vielbesprochene Militär-
vorlage, welche letzthin vom Reichstage angenommen wurde,
setzt für die Zeit vom 1. Oktober 1890 an die Mann-
schaftszahl des deutschen Heeres im Friedensbestand auf
486,983 fest. Die Zunahme gegenüber der bisherigen
"Friedenspräsenzstärke" beträgt 18,000 Mann und eine
Vermehrung der Artillerie um 70 Batterien.

-- Windthorst hat im deutschen Reichstage einige sehr
bemerkenswerthe Außerungen im Bezug auf die Abrüstungs-
frage gethan. Er sagte u. A.: "Wenn die Regierung
die Sachlage ruhig betrachtet, so wird sich auch ihr die
Nothwendigkeit solcher Abrüstung aufdrängen und ich er-
warte von ihrem Pflichtgefühl, daß sie dazu mitwirkt. Das
mächtige Deutschland kann in dieser Hinsicht in Europa
ein kräftiges Wort mitsprechen. Der Antrag Bonghi in
Italien wegen eines internationalen Schiedsgerichts kann
von uns mit großer Sympathie begrüßt werden. Wenn
uns nicht die Geschäfte des Hauses drängten, würde ich
auch meinerseits solche Anträge stellen und ich zweifle nicht,
eine Majorität dafür zu erlangen, obwohl die Ausführung
solcher Anträge nicht so leicht ist. (Heiterkeit.) Daraus,
daß etwas nicht so leicht ist, kann ich niemals einen Grund
dagegen entnehmen; wir haben größere Schwierigkeiten
schon überwunden. Haben Sie geglaubt, daß es möglich
gewesen wäre, so rasch die Idee der Arbeiterschutzgesetz-
gebung in einem internationalen Kongreß zu erörtern?
Und haben Sie geglaubt, daß ein solcher Kongreß solche
Erfolge haben würde? (Sehr richtig! im Zentrum.) Hat
man nicht gesagt, es wäre ein Schlag ins Wasser? Wenn
der Kaiser einen Kongreß hieher berufen würde, um über
ein solches internationales Schiedsgericht zu verhandeln,
ich glaube, auch damit würde er Erfolg haben. (Sehr
richtig! im Zentrum.) Aber wenn wir es bloß mit den
Ideen lassen, ist nichs erreicht. Ich bin noch jung genug
(große Heiterkeit), um zu sagen, es ist hohe Zeit, daß
diese Frage international erörtert wird. Bonghi hat den
ersten Schritt gemacht; er wird es nicht vergeblich gethan
haben. Wir wollen ihm nachfolgen. Ich habe sonst keine
Veranlassung, mich für die Herren da in Italien zu be-
geistern. (Heiterkeit.) Uebrigens ist Bonghi sehr viel besser
als Crispi. (Große Heiterkeit) Wir sind aber zur Zeit
noch nicht an die Ausführung der Abrüstungsideen ge-
gekommen und dürfen daher als praktische Männer nicht
etwas versäumen, was zur Sicherheit des Vaterlandes
nöthig ist."

England.

Das sogen. deutsch-englische Abkommen,
durch welches Deutschland die kleine Insel Helgoland, welche
mit ihren 2600 Bewohnern deutsch-friesischen Stammes
sich in der Nordsee nördlich von Hannover befindet, erhält
und dafür dem britischen Reiche die Schutzherrschaft über
weite afrikanische Gebiete (Sansibar, Witu und Somali-
land) überläßt, bildet noch immer Gegenstand der politischen
Diskussion. Es läßt sich nicht leugnen, daß der Hinter-
grund der bezüglichen Abmachungen viel wichtiger ist, als
die bekannten gegenseitigen Abtretungen. Einmal sucht
sich Deutschland aus einem, stets Verwicklungen rufenden
und kostspieligen Ländererwerb loszumachen und besonders
das Nationalgefühl der Engländer zu schonen, welches einen
deutschen Eingriff in die afrikanifche Machtsphäre nur
schwer erträgt. Dann aber hat der Ausgleich zwischen
[Spaltenumbruch] Deutschland und England unwidersprochen auch Einfluß
auf die Politik der europäischen Großmächte. Er kräftigt
die Freundschaft der zwei kontrahirenden Staaten-Völker.
Als sehr wahrscheinlich wird zudem betrachtet, daß er einen
Schritt weiter in der Annäherung Englands an den mittel-
europäischen Dreibund, an die "Tripelallianz" bedeutet.
Dadurch würde auch das nicht ganz zuverlässige Italien
mehr im Dreibund festgehalten. Anderseits wird ein
engeres Zusammenhalten von Rußland und Fraukreich
befördert. Während bisher von der kaiserlich russischen
Regierung die Franzosen als Republikaner für unsichere
Genossen angesehen wurden, wird jetzt darnach gestrebt,
dieselben als Freunde der Ordnung als auch der Russen
zu bezeichnen. Nachdem am 29. Mai l. J. in Paris 13
russische Anarchisten und Nihilisten wegen Hantirung oder
Vorbereitungen mit Attentatswerkzeugen polizeilich verhaftet
worden, machten die russische Regierung und Presse großes
Wesen aus der guten Gesinnung Frankreichs und sowohl
dessen Staatspräsident Carnot, als auch 3 Minister er-
hielten hohe russische Orden. In letzter Zeit behauptet
man, daß zwischen Frankreich und Rußland ein Bündniß
abgeschlossen sei. Sei dem wie ihm wolle, so begreift sich
die Annahme: Die Gruppirung von Staaten im "Drei-
bund" ruft leicht einer Gruppirung von Mächten der
entgegengesetzten Interessen und Neigungen. Mehr oder
weniger ist sie schon vorhanden.

-- Der fünfundsiebenzigste Jahrestag der Schlacht von
Waterloo wurde am 18. Juni in England in der her-
kömmlichen Weise gefeiert. Es sind nur noch drei Leute
am Leben, welche die denkwürdige Schlacht unter Welling-
ton mitgemacht haben. Dieselben sind der nunmehrige
General Lord Albemarle, geboren im Juni 1799; General
Whichcote, geboren im Dezember 1794 und Oberstlieutenant
William Hewet, geboren im Juli 1795. Diese drei sind
also zusammen 282 Jahre alt.

Spanien.

In Malaga ist das gelbe Fieber aus
New-Orleans eingeschleppt worden. In Folge davon haben
die Sanitätsbehörden die Ausladung von 1700 Ballen
Baumwolle, welche aus der gleichen Gegend kommen,
untersagt.

-- In Gandia sind Sonntags drei Cholerafälle und
ein Todesfall vorgekommen.




Verschiedenes.

-- Die Bevölkerung der Erde wird auf 1438
Millionen geschätzt. Hievon sind in Europa 312 Millionen,
in Asten 831 Mill., in Afrika 205 Mill., in Amerika
86 Mill. und in Australien 4 Millionen. Weiße gibt es
ungefähr 500 Millionen, Schwarze 250 Millionen und
der Rest in Zwischenfarben. 500 Millionen wohnen in
Häusern, 800 Millionen in Hütten und Höhlen und die
übrigen kennen gar kein festes Obdach.

-- Aus Linz wird berichtet: Die Sennerin Josepha
Schwein wurde von dem 25jährigen Garstener Sträfling
Ruppert Hau (aus Wien) auf der Hobisch-Alm ermordet.
Hau wurde in der Nähe von St. Gallen wegen verdäch-
tigen Benehmens von Gensdarmen aufgegriffen und, da
er sich mit dem Messer widersetzte, im Kampfe -- mit
dem Bajonnet -- niedergestochen.

-- Ein seltsamer Unfall stieß in Marienburg
einem Herrn zu, der in einer Wirthschaft einen Aal ver-
zehrte. Eben hatte er ein Stück zum Munde geführt,
als er plötzlich mit einem Schmerzensschrei Messer und
Gabel fallen ließ; er hatte auf einen Angelhaken gebissen,
der ihm nun im Gaumen saß, zum Glück aber ohne allzu
große Schmerzen entfernt werden konnte.

-- Eine feiste Ratte beehrte dieser Tage eine Sitzung
des Bundessenats in Washington mit ihrem Besuch. Man
war gerade mit Erledigung von Pensionsgesuchen beschäftigt,
als das "niedliche" Thierchen unter dem Sitz des Senators
Conquitt von Georgia zum Vorschein kam und dem ge-
nannten Herrn in das Hosenbein kroch. Als der erschro-
ckene Senator mit der Hand nach der Stelle fuhr, wo er
den Eindringling verspürte, biß ihn das Vieh auch noch
in's Bein, da es den Ausweg versperrt sah. Mit der
Ruhe und Aufmerksamkeit der Anwesenden war es natür-
lich vorbei.

-- Der ehrliche Finder.

Bei einem Fuhrherrn
meldet sich für die ausgeschriebene Stelle eines Droschken-
kutschers ein sehr bieder aussehender Bewerber. Vor allen
Dingen, sagt der Fuhrherr, müssen Sie also siets recht
höflich zu den Fahrgästen sein und sich auch der größten
Ehrlichkeit befleißigen. Wenn Sie nun z. B. in Ihrem
Wagen eine Brieftasche mit 100,000 Mark fänden, was
würden Sie thun? -- Na, nischt mehr, von meinen
Zinsen leben! lautet die prompte Antwort.




Butterpreis in Uznach, den 28. Juni.

Fr. 1. 30 per Halb-Kils.

Wochenmarkt in St. Gallen, 28. Juni 1890.

Butter per 1/2 Kilozentner Fr. 1. 28, zollenweise Fr. 1. 32
per 1/2 Kilo Fr. 1. 36.

Erdäpfel per 1/2 Kiloztr. Fr. 7. bis 8, per 1/2 Kilo 10--12 Rp.
Salat per Kopf 8--10 Rp. Zwiebeln per 1/2 Kilo 20--25
Rp. Kohl per Kopf 25--30 Rp. Kohlraben per Dutz. 60
Rp. bis 70 Rp. Carrotten per Buschel 15--20 Rp. Gurken
per Stück 30--50 Rp. Rettige ver Stück 8--10 Rp.
Kirschen, korbweise 18--22 Rp., per 1/2 Kilo 25--35 Rp.
Bohnen per 1/2 Kilo 30--35 Rp.

Viehmarkt. Aufgef. an Großvieh 91 Stück; Schmalvieh 128 Stück.

[irrelevantes Material]

[Spaltenumbruch] Uferſeiten; Höhe bedeutend über der von 1888, ſeit halb
5 Uhr fällt er allmälig. Die neue Brücke unterhalb
der Station, über den Bach, erhielt im obern Aufſatzſockel
Riſſe; Alles arbeitete die ganze Nacht noch fortwährend
an den neuen Dämmen dieſes Baches. Rheineck ſteht
wieder in vielen Theilen im Waſſer. Die Eſelſchwanz-
rinne iſt ein gewaltiger Strom, der Gaißau zur Inſel
macht.

Thal, 30. Juni. Der Steinlibach iſt ausgetreten,
aber ohne größeren Schaden anzurichten.

Montlingen, 29. Juni, Abends 8 Uhr. Der
Rhein hat bereits die Höhe der Wuhrung erreicht, an
einzelnen Stellen dieſelbe ſchon überſchritten. Faſt das
ganze Dorf liegt tief im Stau- und Druckwaſſer. Man
beginnt das Vieh in höhere Lagen zu flüchten. Wenn
der ſtrömende Regen noch etwas anhält, iſt die Gefahr
eines Durchbruches groß. Gott ſchütze das durch viele
Mißjahre ſonſt ſchon ſchwer heimgeſuchte Rheinthal.

Wangs, 30. Juni, 11 Uhr Mittags. Waſſerverhee-
rung durch die fürchterlich angeſchwollenen Bergbäche. Die
Gefahr für das Dorf Wangs iſt groß.




St. Galliſches.



Rheindurchſtich.

Zur Zeit ſind beidſeitig die
Koſtenvoranſchläge in Bezug auf zuläſſige Preisreduktionen
einer nochmaligen Prüfung unterſtellt. Es kommt dabei
namentlich auch die Anwendung der Lübecker Excavateurs
bei den Aushebungs- und Baggerarbeiten in Betracht.
Nächſte Woche wird, der internationalen Schlußkonferenz
vorgängig, eine bezügliche Vorkonferenz ſtattfinden.

— * Wittenbach.

Sonntag den 29. Juni hat die
außerordentliche Kirchgenoſſenverſammlung folgende Be-
ſchlüſſe gefaßt: 1. Renovation des Meßmerhauſes. 2.
Fondanlegung für eine innere und äußere Renovation der
Pfarrkirche. 3. Aufbeſſerung des Pfarrgehaltes um Fr.
200. 4. Die Gemeindeverſammlung beauftragt durch
ihren einſtimmigen Beſchluß den Kirchenverwaltungsrath,
auf die nächſte Kirchgenoſſenverſammlung ein Gutachten
vorzubringen über die Aufbeſſerung des Kaplangehaltes.

— Freitags fand in Lichtenſteig die Generalver-
ſammlung der Aktionäre der Toggenburger Bahn ſtatt.
Berichterſtatter der Rechnungskommiſſion war Hr. Vezirks-
ammann Gerig; die Rechnungen wurden ſämmtlich ge-
nehmiget.

— Die am 1. Juli d. J. in’s Leben tretende Na-
turalverpflegung
für arme Durchreiſende iſt für
den Kreis Rapperswil folgendermaßen organiſirt:
Station Rapperswil: Verwaltungskommiſſion Vorſitzender
Herr Bezirksammann Rüegg. Schmerikon: HH. Gemeind-
ammann Müller, Gemeinderath Kuſter, Sparkaſſen-Ver-
walter. Jona: HH. Gemeindammann Winiger, Ver-
mittler und Gemeinderath Alb. Helbling. Rapperswil:
HH. Gemeindammann Suter, Gemeinderath Breny. Be-
triebskommiſſion: HH. Gemeinderath Wieland, Kanzlei-
Adjunkt Städeli, Jakob Egli, Agent. Stationskontroleur:
Herr Wachtmeiſter Löhrer. Herberge im „Hirſchen“. An-
meldungs- und Arbeitsnachweisbureau ebenfalls im „Hir-
ſchen“, ebener Erde.




Kantone.



Zürich.
Zürich.

Das Geſetz betreffend unent-
geltliche Beerdigung (auf Staatskoſten) wurde mit 34,699
Ja gegen 16,484 Nein angenommen, ebenſo das abge-
änderte Wahlgeſetz (Stimmzwang) mit 24,199 Ja gegen
23,906 Nein.

Zürich, 30. Juni.

Als Bezirksrath wurde der
liberale Hr. Cramer-Wyß gewählt.

Rechtsufrige Seebahn.

Der Regierungs-
rath des Kantons Zürich hat in Betreff des von der Nord-
oſtbahn geſtellten Geſuches um Verlängerung der Baufriſten
für die rechtsufrige Zürichſeebahn dem h. Bundesrathe ge-
antwortet, daß er damit einverſtanden ſei, daß für die
Strecke Stadelhofen-Bahnhof die verlangte Friſtverlänge-
rung ertheilt werde; für die Strecke Stadelhofen-Rappers-
wil dagegen ſei eine Friſtverlängerung nicht am Platze.

— Am linken Seeufer wurden letzte Woche, während
die Bewohner beim Heuen waren, 2 Bauernhäuſer aus-
geplündert.

— Die Bewohner des zürcheriſchen Sihlthals ſind in
nicht geringer Aufregung, ſeit der berüchtigte Aus- und
Einbrecher Weiß aus dem Bezirksgefängniſſe in Horgen
entwichen iſt. Er ſoll ſich, wie des Beſtimmteſten
verſichert wird, im Sihlwalde herumtreiben, ſeinen Unter-
halt erbettelnd oder auch bezahlend. Er wird als ein
großer Mann mit Vollbart und intelligenten Geſichtszügen
geſchildert. Die Polizei ſucht ihn allenthalben, aber bis
dato iſt es nicht gelungen, ſeiner habhaft zu werden.

Uri.

Die Schützen der Urkantone ziehen am 26.
Juli in gemeinſamer Schützenfahrt mit ihren Kantonal-
fahnen nach Frauenfeld.

— Uebereinſtimmende Ausſagen konſtatiren, Hr. Land-
ammann Muheim habe als Vorſitzender den Ständerath
in letzter Seſſion in vorzüglicher Weiſe präſidirt.

Schwyz.

Am Steinerberg wurde in der Nacht vom
25. zum 26. Juni gewaltſam in die Pfarrkirche eingebrochen.
Auch der Friedhofkapelle wurde mittelſt Demolirung eines
Fenſters ein vorübergehender Beſuch abgeſtattet. Da dem
Dieb die Erbrechung des Tabernakel und der Sakriſtei
nicht gelang, ſo mußte er wohl oder übel ohne jegliche
Werthſachen wieder das Weite ſuchen.

— Ein werthvolles und zugleich ſinniges Geſchenk
[Spaltenumbruch] hat die Gemeinde Einſiedeln einem Lehrer bei der Feier
von deſſen 50jährigen Dieuſtjubiläum zugewendet; eine
hübſche Zufriedenheitsurkunde und ein ABC-Buch, deſſen
Blätter 5 Hundertfrankenbanknoten bilden. Der Fort-
bildungsverein fügte ſeinerſeits noch 250 Fr. in Baar
bei. In einem ſolchen ABC-Buch würde noch mancher
Lehrer blättern und ſich zurechtfinden. Macht’s nach!

Glarns.

Das Polizeigericht hatte einen mehr hu-
moriſtiſchen als bösartigen Fall zu behandeln. Kam ein
gewiſſer Alexander Jenni, Bürger von Eunenda, in Biel
aufgewachſen und von Beruf Schuhmacher, aber unver-
beſſerlicher Vagant, nach Mitlödi zu einem Vetter, der ihn
irrthümlich als Sohn ſeines Bruders begrüßte und bewir-
thete. Der vermeintliche Neffe ließ ſich’s beim hablichen
Onkel wohl ſein und gab ihm vor, er ſei von Biel aus
abgeſchickt, um ihm mitzutheilen, ihm und ſeinem Bruder
in Biel ſei aus Amerika eine Erbſchaft von 25,000 Mark
gefallen, und er, der Onkel, möge nach Biel kommen, das
halbe Erbe in Empfang zu nehmen. Der gute Onkel
entließ den Glücksboten mit einem Baargeſchenk und machte
ſich ſogleich auf die Reiſe nach Biel, wo er erfuhr, daß
er das Opfer ſeiner Leichtgläubigkeit geworden. Sogleich
wußte man aber auch in Biel; wer der „Neffe“ geweſen
ſein mochte, weil derſelbe ſchon öfters derartige Streiche
geſpielt hatte. Das Gericht erklärt ihn ſchuldig des ein-
fachen Betruges und verurtheilte ihn zu 4 Wochen Ge-
fängniß. („Glarn. Nachr.“)

Glarus.

In der Pragelkonferenz vom letzten
Samſtag einigten ſich die Abgeordneten von Glarus und
Schwyz zur Aufnahme von Plänen und Koſtenberechnungen.

Graubünden.

Letzten Montag Mittag langten
per Schub von Zürich in Malans zwei ſchriftenloſe Hand-
werksburſchen aus dem Engadin an. Der Landjäger von
Malans ſollte ſelbe bis nach Kloſters weiters befördern.
In Fiderisau ſprang einer der Arreſtanten aus dem Eiſen-
bahnwagen und direkt in die hochangeſchwollene Landquart,
wo er den geſuchten Tod fand.

Teſſiu.

Das vom Großen Rathe einſtimmig an-
genommene Steuergeſetz iſt in der Volksabſtimmung mit
gewaltigem Mehr verworfen worden.




Ausland.



Deutſches Reich.

Die vielbeſprochene Militär-
vorlage, welche letzthin vom Reichstage angenommen wurde,
ſetzt für die Zeit vom 1. Oktober 1890 an die Mann-
ſchaftszahl des deutſchen Heeres im Friedensbeſtand auf
486,983 feſt. Die Zunahme gegenüber der bisherigen
„Friedenspräſenzſtärke“ beträgt 18,000 Mann und eine
Vermehrung der Artillerie um 70 Batterien.

— Windthorſt hat im deutſchen Reichstage einige ſehr
bemerkenswerthe Außerungen im Bezug auf die Abrüſtungs-
frage gethan. Er ſagte u. A.: „Wenn die Regierung
die Sachlage ruhig betrachtet, ſo wird ſich auch ihr die
Nothwendigkeit ſolcher Abrüſtung aufdrängen und ich er-
warte von ihrem Pflichtgefühl, daß ſie dazu mitwirkt. Das
mächtige Deutſchland kann in dieſer Hinſicht in Europa
ein kräftiges Wort mitſprechen. Der Antrag Bonghi in
Italien wegen eines internationalen Schiedsgerichts kann
von uns mit großer Sympathie begrüßt werden. Wenn
uns nicht die Geſchäfte des Hauſes drängten, würde ich
auch meinerſeits ſolche Anträge ſtellen und ich zweifle nicht,
eine Majorität dafür zu erlangen, obwohl die Ausführung
ſolcher Anträge nicht ſo leicht iſt. (Heiterkeit.) Daraus,
daß etwas nicht ſo leicht iſt, kann ich niemals einen Grund
dagegen entnehmen; wir haben größere Schwierigkeiten
ſchon überwunden. Haben Sie geglaubt, daß es möglich
geweſen wäre, ſo raſch die Idee der Arbeiterſchutzgeſetz-
gebung in einem internationalen Kongreß zu erörtern?
Und haben Sie geglaubt, daß ein ſolcher Kongreß ſolche
Erfolge haben würde? (Sehr richtig! im Zentrum.) Hat
man nicht geſagt, es wäre ein Schlag ins Waſſer? Wenn
der Kaiſer einen Kongreß hieher berufen würde, um über
ein ſolches internationales Schiedsgericht zu verhandeln,
ich glaube, auch damit würde er Erfolg haben. (Sehr
richtig! im Zentrum.) Aber wenn wir es bloß mit den
Ideen laſſen, iſt nichs erreicht. Ich bin noch jung genug
(große Heiterkeit), um zu ſagen, es iſt hohe Zeit, daß
dieſe Frage international erörtert wird. Bonghi hat den
erſten Schritt gemacht; er wird es nicht vergeblich gethan
haben. Wir wollen ihm nachfolgen. Ich habe ſonſt keine
Veranlaſſung, mich für die Herren da in Italien zu be-
geiſtern. (Heiterkeit.) Uebrigens iſt Bonghi ſehr viel beſſer
als Criſpi. (Große Heiterkeit) Wir ſind aber zur Zeit
noch nicht an die Ausführung der Abrüſtungsideen ge-
gekommen und dürfen daher als praktiſche Männer nicht
etwas verſäumen, was zur Sicherheit des Vaterlandes
nöthig iſt.“

England.

Das ſogen. deutſch-engliſche Abkommen,
durch welches Deutſchland die kleine Inſel Helgoland, welche
mit ihren 2600 Bewohnern deutſch-frieſiſchen Stammes
ſich in der Nordſee nördlich von Hannover befindet, erhält
und dafür dem britiſchen Reiche die Schutzherrſchaft über
weite afrikaniſche Gebiete (Sanſibar, Witu und Somali-
land) überläßt, bildet noch immer Gegenſtand der politiſchen
Diskuſſion. Es läßt ſich nicht leugnen, daß der Hinter-
grund der bezüglichen Abmachungen viel wichtiger iſt, als
die bekannten gegenſeitigen Abtretungen. Einmal ſucht
ſich Deutſchland aus einem, ſtets Verwicklungen rufenden
und koſtſpieligen Ländererwerb loszumachen und beſonders
das Nationalgefühl der Engländer zu ſchonen, welches einen
deutſchen Eingriff in die afrikanifche Machtſphäre nur
ſchwer erträgt. Dann aber hat der Ausgleich zwiſchen
[Spaltenumbruch] Deutſchland und England unwiderſprochen auch Einfluß
auf die Politik der europäiſchen Großmächte. Er kräftigt
die Freundſchaft der zwei kontrahirenden Staaten-Völker.
Als ſehr wahrſcheinlich wird zudem betrachtet, daß er einen
Schritt weiter in der Annäherung Englands an den mittel-
europäiſchen Dreibund, an die „Tripelallianz“ bedeutet.
Dadurch würde auch das nicht ganz zuverläſſige Italien
mehr im Dreibund feſtgehalten. Anderſeits wird ein
engeres Zuſammenhalten von Rußland und Fraukreich
befördert. Während bisher von der kaiſerlich ruſſiſchen
Regierung die Franzoſen als Republikaner für unſichere
Genoſſen angeſehen wurden, wird jetzt darnach geſtrebt,
dieſelben als Freunde der Ordnung als auch der Ruſſen
zu bezeichnen. Nachdem am 29. Mai l. J. in Paris 13
ruſſiſche Anarchiſten und Nihiliſten wegen Hantirung oder
Vorbereitungen mit Attentatswerkzeugen polizeilich verhaftet
worden, machten die ruſſiſche Regierung und Preſſe großes
Weſen aus der guten Geſinnung Frankreichs und ſowohl
deſſen Staatspräſident Carnot, als auch 3 Miniſter er-
hielten hohe ruſſiſche Orden. In letzter Zeit behauptet
man, daß zwiſchen Frankreich und Rußland ein Bündniß
abgeſchloſſen ſei. Sei dem wie ihm wolle, ſo begreift ſich
die Annahme: Die Gruppirung von Staaten im „Drei-
bund“ ruft leicht einer Gruppirung von Mächten der
entgegengeſetzten Intereſſen und Neigungen. Mehr oder
weniger iſt ſie ſchon vorhanden.

— Der fünfundſiebenzigſte Jahrestag der Schlacht von
Waterloo wurde am 18. Juni in England in der her-
kömmlichen Weiſe gefeiert. Es ſind nur noch drei Leute
am Leben, welche die denkwürdige Schlacht unter Welling-
ton mitgemacht haben. Dieſelben ſind der nunmehrige
General Lord Albemarle, geboren im Juni 1799; General
Whichcote, geboren im Dezember 1794 und Oberſtlieutenant
William Hewet, geboren im Juli 1795. Dieſe drei ſind
alſo zuſammen 282 Jahre alt.

Spanien.

In Malaga iſt das gelbe Fieber aus
New-Orleans eingeſchleppt worden. In Folge davon haben
die Sanitätsbehörden die Ausladung von 1700 Ballen
Baumwolle, welche aus der gleichen Gegend kommen,
unterſagt.

— In Gandia ſind Sonntags drei Cholerafälle und
ein Todesfall vorgekommen.




Verſchiedenes.

— Die Bevölkerung der Erde wird auf 1438
Millionen geſchätzt. Hievon ſind in Europa 312 Millionen,
in Aſten 831 Mill., in Afrika 205 Mill., in Amerika
86 Mill. und in Auſtralien 4 Millionen. Weiße gibt es
ungefähr 500 Millionen, Schwarze 250 Millionen und
der Reſt in Zwiſchenfarben. 500 Millionen wohnen in
Häuſern, 800 Millionen in Hütten und Höhlen und die
übrigen kennen gar kein feſtes Obdach.

— Aus Linz wird berichtet: Die Sennerin Joſepha
Schwein wurde von dem 25jährigen Garſtener Sträfling
Ruppert Hau (aus Wien) auf der Hobiſch-Alm ermordet.
Hau wurde in der Nähe von St. Gallen wegen verdäch-
tigen Benehmens von Gensdarmen aufgegriffen und, da
er ſich mit dem Meſſer widerſetzte, im Kampfe — mit
dem Bajonnet — niedergeſtochen.

Ein ſeltſamer Unfall ſtieß in Marienburg
einem Herrn zu, der in einer Wirthſchaft einen Aal ver-
zehrte. Eben hatte er ein Stück zum Munde geführt,
als er plötzlich mit einem Schmerzensſchrei Meſſer und
Gabel fallen ließ; er hatte auf einen Angelhaken gebiſſen,
der ihm nun im Gaumen ſaß, zum Glück aber ohne allzu
große Schmerzen entfernt werden konnte.

— Eine feiſte Ratte beehrte dieſer Tage eine Sitzung
des Bundesſenats in Waſhington mit ihrem Beſuch. Man
war gerade mit Erledigung von Penſionsgeſuchen beſchäftigt,
als das „niedliche“ Thierchen unter dem Sitz des Senators
Conquitt von Georgia zum Vorſchein kam und dem ge-
nannten Herrn in das Hoſenbein kroch. Als der erſchro-
ckene Senator mit der Hand nach der Stelle fuhr, wo er
den Eindringling verſpürte, biß ihn das Vieh auch noch
in’s Bein, da es den Ausweg verſperrt ſah. Mit der
Ruhe und Aufmerkſamkeit der Anweſenden war es natür-
lich vorbei.

Der ehrliche Finder.

Bei einem Fuhrherrn
meldet ſich für die ausgeſchriebene Stelle eines Droſchken-
kutſchers ein ſehr bieder ausſehender Bewerber. Vor allen
Dingen, ſagt der Fuhrherr, müſſen Sie alſo ſiets recht
höflich zu den Fahrgäſten ſein und ſich auch der größten
Ehrlichkeit befleißigen. Wenn Sie nun z. B. in Ihrem
Wagen eine Brieftaſche mit 100,000 Mark fänden, was
würden Sie thun? — Na, niſcht mehr, von meinen
Zinſen leben! lautet die prompte Antwort.




Butterpreis in Uznach, den 28. Juni.

Fr. 1. 30 per Halb-Kils.

Wochenmarkt in St. Gallen, 28. Juni 1890.

Butter per ½ Kilozentner Fr. 1. 28, zollenweiſe Fr. 1. 32
per ½ Kilo Fr. 1. 36.

Erdäpfel per ½ Kiloztr. Fr. 7. bis 8, per ½ Kilo 10—12 Rp.
Salat per Kopf 8—10 Rp. Zwiebeln per ½ Kilo 20—25
Rp. Kohl per Kopf 25—30 Rp. Kohlraben per Dutz. 60
Rp. bis 70 Rp. Carrotten per Buſchel 15—20 Rp. Gurken
per Stück 30—50 Rp. Rettige ver Stück 8—10 Rp.
Kirſchen, korbweiſe 18—22 Rp., per ½ Kilo 25—35 Rp.
Bohnen per ½ Kilo 30—35 Rp.

Viehmarkt. Aufgef. an Großvieh 91 Stück; Schmalvieh 128 Stück.

[irrelevantes Material]
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[3/0003] Uferſeiten; Höhe bedeutend über der von 1888, ſeit halb 5 Uhr fällt er allmälig. Die neue Brücke unterhalb der Station, über den Bach, erhielt im obern Aufſatzſockel Riſſe; Alles arbeitete die ganze Nacht noch fortwährend an den neuen Dämmen dieſes Baches. Rheineck ſteht wieder in vielen Theilen im Waſſer. Die Eſelſchwanz- rinne iſt ein gewaltiger Strom, der Gaißau zur Inſel macht. Thal, 30. Juni. Der Steinlibach iſt ausgetreten, aber ohne größeren Schaden anzurichten. Montlingen, 29. Juni, Abends 8 Uhr. Der Rhein hat bereits die Höhe der Wuhrung erreicht, an einzelnen Stellen dieſelbe ſchon überſchritten. Faſt das ganze Dorf liegt tief im Stau- und Druckwaſſer. Man beginnt das Vieh in höhere Lagen zu flüchten. Wenn der ſtrömende Regen noch etwas anhält, iſt die Gefahr eines Durchbruches groß. Gott ſchütze das durch viele Mißjahre ſonſt ſchon ſchwer heimgeſuchte Rheinthal. Wangs, 30. Juni, 11 Uhr Mittags. Waſſerverhee- rung durch die fürchterlich angeſchwollenen Bergbäche. Die Gefahr für das Dorf Wangs iſt groß. St. Galliſches. — Rheindurchſtich. Zur Zeit ſind beidſeitig die Koſtenvoranſchläge in Bezug auf zuläſſige Preisreduktionen einer nochmaligen Prüfung unterſtellt. Es kommt dabei namentlich auch die Anwendung der Lübecker Excavateurs bei den Aushebungs- und Baggerarbeiten in Betracht. Nächſte Woche wird, der internationalen Schlußkonferenz vorgängig, eine bezügliche Vorkonferenz ſtattfinden. — * Wittenbach. Sonntag den 29. Juni hat die außerordentliche Kirchgenoſſenverſammlung folgende Be- ſchlüſſe gefaßt: 1. Renovation des Meßmerhauſes. 2. Fondanlegung für eine innere und äußere Renovation der Pfarrkirche. 3. Aufbeſſerung des Pfarrgehaltes um Fr. 200. 4. Die Gemeindeverſammlung beauftragt durch ihren einſtimmigen Beſchluß den Kirchenverwaltungsrath, auf die nächſte Kirchgenoſſenverſammlung ein Gutachten vorzubringen über die Aufbeſſerung des Kaplangehaltes. — Freitags fand in Lichtenſteig die Generalver- ſammlung der Aktionäre der Toggenburger Bahn ſtatt. Berichterſtatter der Rechnungskommiſſion war Hr. Vezirks- ammann Gerig; die Rechnungen wurden ſämmtlich ge- nehmiget. — Die am 1. Juli d. J. in’s Leben tretende Na- turalverpflegung für arme Durchreiſende iſt für den Kreis Rapperswil folgendermaßen organiſirt: Station Rapperswil: Verwaltungskommiſſion Vorſitzender Herr Bezirksammann Rüegg. Schmerikon: HH. Gemeind- ammann Müller, Gemeinderath Kuſter, Sparkaſſen-Ver- walter. Jona: HH. Gemeindammann Winiger, Ver- mittler und Gemeinderath Alb. Helbling. Rapperswil: HH. Gemeindammann Suter, Gemeinderath Breny. Be- triebskommiſſion: HH. Gemeinderath Wieland, Kanzlei- Adjunkt Städeli, Jakob Egli, Agent. Stationskontroleur: Herr Wachtmeiſter Löhrer. Herberge im „Hirſchen“. An- meldungs- und Arbeitsnachweisbureau ebenfalls im „Hir- ſchen“, ebener Erde. Kantone. Zürich. Zürich. Das Geſetz betreffend unent- geltliche Beerdigung (auf Staatskoſten) wurde mit 34,699 Ja gegen 16,484 Nein angenommen, ebenſo das abge- änderte Wahlgeſetz (Stimmzwang) mit 24,199 Ja gegen 23,906 Nein. — Zürich, 30. Juni. Als Bezirksrath wurde der liberale Hr. Cramer-Wyß gewählt. — Rechtsufrige Seebahn. Der Regierungs- rath des Kantons Zürich hat in Betreff des von der Nord- oſtbahn geſtellten Geſuches um Verlängerung der Baufriſten für die rechtsufrige Zürichſeebahn dem h. Bundesrathe ge- antwortet, daß er damit einverſtanden ſei, daß für die Strecke Stadelhofen-Bahnhof die verlangte Friſtverlänge- rung ertheilt werde; für die Strecke Stadelhofen-Rappers- wil dagegen ſei eine Friſtverlängerung nicht am Platze. — Am linken Seeufer wurden letzte Woche, während die Bewohner beim Heuen waren, 2 Bauernhäuſer aus- geplündert. — Die Bewohner des zürcheriſchen Sihlthals ſind in nicht geringer Aufregung, ſeit der berüchtigte Aus- und Einbrecher Weiß aus dem Bezirksgefängniſſe in Horgen entwichen iſt. Er ſoll ſich, wie des Beſtimmteſten verſichert wird, im Sihlwalde herumtreiben, ſeinen Unter- halt erbettelnd oder auch bezahlend. Er wird als ein großer Mann mit Vollbart und intelligenten Geſichtszügen geſchildert. Die Polizei ſucht ihn allenthalben, aber bis dato iſt es nicht gelungen, ſeiner habhaft zu werden. Uri. Die Schützen der Urkantone ziehen am 26. Juli in gemeinſamer Schützenfahrt mit ihren Kantonal- fahnen nach Frauenfeld. — Uebereinſtimmende Ausſagen konſtatiren, Hr. Land- ammann Muheim habe als Vorſitzender den Ständerath in letzter Seſſion in vorzüglicher Weiſe präſidirt. Schwyz. Am Steinerberg wurde in der Nacht vom 25. zum 26. Juni gewaltſam in die Pfarrkirche eingebrochen. Auch der Friedhofkapelle wurde mittelſt Demolirung eines Fenſters ein vorübergehender Beſuch abgeſtattet. Da dem Dieb die Erbrechung des Tabernakel und der Sakriſtei nicht gelang, ſo mußte er wohl oder übel ohne jegliche Werthſachen wieder das Weite ſuchen. — Ein werthvolles und zugleich ſinniges Geſchenk hat die Gemeinde Einſiedeln einem Lehrer bei der Feier von deſſen 50jährigen Dieuſtjubiläum zugewendet; eine hübſche Zufriedenheitsurkunde und ein ABC-Buch, deſſen Blätter 5 Hundertfrankenbanknoten bilden. Der Fort- bildungsverein fügte ſeinerſeits noch 250 Fr. in Baar bei. In einem ſolchen ABC-Buch würde noch mancher Lehrer blättern und ſich zurechtfinden. Macht’s nach! Glarns. Das Polizeigericht hatte einen mehr hu- moriſtiſchen als bösartigen Fall zu behandeln. Kam ein gewiſſer Alexander Jenni, Bürger von Eunenda, in Biel aufgewachſen und von Beruf Schuhmacher, aber unver- beſſerlicher Vagant, nach Mitlödi zu einem Vetter, der ihn irrthümlich als Sohn ſeines Bruders begrüßte und bewir- thete. Der vermeintliche Neffe ließ ſich’s beim hablichen Onkel wohl ſein und gab ihm vor, er ſei von Biel aus abgeſchickt, um ihm mitzutheilen, ihm und ſeinem Bruder in Biel ſei aus Amerika eine Erbſchaft von 25,000 Mark gefallen, und er, der Onkel, möge nach Biel kommen, das halbe Erbe in Empfang zu nehmen. Der gute Onkel entließ den Glücksboten mit einem Baargeſchenk und machte ſich ſogleich auf die Reiſe nach Biel, wo er erfuhr, daß er das Opfer ſeiner Leichtgläubigkeit geworden. Sogleich wußte man aber auch in Biel; wer der „Neffe“ geweſen ſein mochte, weil derſelbe ſchon öfters derartige Streiche geſpielt hatte. Das Gericht erklärt ihn ſchuldig des ein- fachen Betruges und verurtheilte ihn zu 4 Wochen Ge- fängniß. („Glarn. Nachr.“) — Glarus. In der Pragelkonferenz vom letzten Samſtag einigten ſich die Abgeordneten von Glarus und Schwyz zur Aufnahme von Plänen und Koſtenberechnungen. Graubünden. Letzten Montag Mittag langten per Schub von Zürich in Malans zwei ſchriftenloſe Hand- werksburſchen aus dem Engadin an. Der Landjäger von Malans ſollte ſelbe bis nach Kloſters weiters befördern. In Fiderisau ſprang einer der Arreſtanten aus dem Eiſen- bahnwagen und direkt in die hochangeſchwollene Landquart, wo er den geſuchten Tod fand. Teſſiu. Das vom Großen Rathe einſtimmig an- genommene Steuergeſetz iſt in der Volksabſtimmung mit gewaltigem Mehr verworfen worden. Ausland. Deutſches Reich. Die vielbeſprochene Militär- vorlage, welche letzthin vom Reichstage angenommen wurde, ſetzt für die Zeit vom 1. Oktober 1890 an die Mann- ſchaftszahl des deutſchen Heeres im Friedensbeſtand auf 486,983 feſt. Die Zunahme gegenüber der bisherigen „Friedenspräſenzſtärke“ beträgt 18,000 Mann und eine Vermehrung der Artillerie um 70 Batterien. — Windthorſt hat im deutſchen Reichstage einige ſehr bemerkenswerthe Außerungen im Bezug auf die Abrüſtungs- frage gethan. Er ſagte u. A.: „Wenn die Regierung die Sachlage ruhig betrachtet, ſo wird ſich auch ihr die Nothwendigkeit ſolcher Abrüſtung aufdrängen und ich er- warte von ihrem Pflichtgefühl, daß ſie dazu mitwirkt. Das mächtige Deutſchland kann in dieſer Hinſicht in Europa ein kräftiges Wort mitſprechen. Der Antrag Bonghi in Italien wegen eines internationalen Schiedsgerichts kann von uns mit großer Sympathie begrüßt werden. Wenn uns nicht die Geſchäfte des Hauſes drängten, würde ich auch meinerſeits ſolche Anträge ſtellen und ich zweifle nicht, eine Majorität dafür zu erlangen, obwohl die Ausführung ſolcher Anträge nicht ſo leicht iſt. (Heiterkeit.) Daraus, daß etwas nicht ſo leicht iſt, kann ich niemals einen Grund dagegen entnehmen; wir haben größere Schwierigkeiten ſchon überwunden. Haben Sie geglaubt, daß es möglich geweſen wäre, ſo raſch die Idee der Arbeiterſchutzgeſetz- gebung in einem internationalen Kongreß zu erörtern? Und haben Sie geglaubt, daß ein ſolcher Kongreß ſolche Erfolge haben würde? (Sehr richtig! im Zentrum.) Hat man nicht geſagt, es wäre ein Schlag ins Waſſer? Wenn der Kaiſer einen Kongreß hieher berufen würde, um über ein ſolches internationales Schiedsgericht zu verhandeln, ich glaube, auch damit würde er Erfolg haben. (Sehr richtig! im Zentrum.) Aber wenn wir es bloß mit den Ideen laſſen, iſt nichs erreicht. Ich bin noch jung genug (große Heiterkeit), um zu ſagen, es iſt hohe Zeit, daß dieſe Frage international erörtert wird. Bonghi hat den erſten Schritt gemacht; er wird es nicht vergeblich gethan haben. Wir wollen ihm nachfolgen. Ich habe ſonſt keine Veranlaſſung, mich für die Herren da in Italien zu be- geiſtern. (Heiterkeit.) Uebrigens iſt Bonghi ſehr viel beſſer als Criſpi. (Große Heiterkeit) Wir ſind aber zur Zeit noch nicht an die Ausführung der Abrüſtungsideen ge- gekommen und dürfen daher als praktiſche Männer nicht etwas verſäumen, was zur Sicherheit des Vaterlandes nöthig iſt.“ England. Das ſogen. deutſch-engliſche Abkommen, durch welches Deutſchland die kleine Inſel Helgoland, welche mit ihren 2600 Bewohnern deutſch-frieſiſchen Stammes ſich in der Nordſee nördlich von Hannover befindet, erhält und dafür dem britiſchen Reiche die Schutzherrſchaft über weite afrikaniſche Gebiete (Sanſibar, Witu und Somali- land) überläßt, bildet noch immer Gegenſtand der politiſchen Diskuſſion. Es läßt ſich nicht leugnen, daß der Hinter- grund der bezüglichen Abmachungen viel wichtiger iſt, als die bekannten gegenſeitigen Abtretungen. Einmal ſucht ſich Deutſchland aus einem, ſtets Verwicklungen rufenden und koſtſpieligen Ländererwerb loszumachen und beſonders das Nationalgefühl der Engländer zu ſchonen, welches einen deutſchen Eingriff in die afrikanifche Machtſphäre nur ſchwer erträgt. Dann aber hat der Ausgleich zwiſchen Deutſchland und England unwiderſprochen auch Einfluß auf die Politik der europäiſchen Großmächte. Er kräftigt die Freundſchaft der zwei kontrahirenden Staaten-Völker. Als ſehr wahrſcheinlich wird zudem betrachtet, daß er einen Schritt weiter in der Annäherung Englands an den mittel- europäiſchen Dreibund, an die „Tripelallianz“ bedeutet. Dadurch würde auch das nicht ganz zuverläſſige Italien mehr im Dreibund feſtgehalten. Anderſeits wird ein engeres Zuſammenhalten von Rußland und Fraukreich befördert. Während bisher von der kaiſerlich ruſſiſchen Regierung die Franzoſen als Republikaner für unſichere Genoſſen angeſehen wurden, wird jetzt darnach geſtrebt, dieſelben als Freunde der Ordnung als auch der Ruſſen zu bezeichnen. Nachdem am 29. Mai l. J. in Paris 13 ruſſiſche Anarchiſten und Nihiliſten wegen Hantirung oder Vorbereitungen mit Attentatswerkzeugen polizeilich verhaftet worden, machten die ruſſiſche Regierung und Preſſe großes Weſen aus der guten Geſinnung Frankreichs und ſowohl deſſen Staatspräſident Carnot, als auch 3 Miniſter er- hielten hohe ruſſiſche Orden. In letzter Zeit behauptet man, daß zwiſchen Frankreich und Rußland ein Bündniß abgeſchloſſen ſei. Sei dem wie ihm wolle, ſo begreift ſich die Annahme: Die Gruppirung von Staaten im „Drei- bund“ ruft leicht einer Gruppirung von Mächten der entgegengeſetzten Intereſſen und Neigungen. Mehr oder weniger iſt ſie ſchon vorhanden. — Der fünfundſiebenzigſte Jahrestag der Schlacht von Waterloo wurde am 18. Juni in England in der her- kömmlichen Weiſe gefeiert. Es ſind nur noch drei Leute am Leben, welche die denkwürdige Schlacht unter Welling- ton mitgemacht haben. Dieſelben ſind der nunmehrige General Lord Albemarle, geboren im Juni 1799; General Whichcote, geboren im Dezember 1794 und Oberſtlieutenant William Hewet, geboren im Juli 1795. Dieſe drei ſind alſo zuſammen 282 Jahre alt. Spanien. In Malaga iſt das gelbe Fieber aus New-Orleans eingeſchleppt worden. In Folge davon haben die Sanitätsbehörden die Ausladung von 1700 Ballen Baumwolle, welche aus der gleichen Gegend kommen, unterſagt. — In Gandia ſind Sonntags drei Cholerafälle und ein Todesfall vorgekommen. Verſchiedenes. — Die Bevölkerung der Erde wird auf 1438 Millionen geſchätzt. Hievon ſind in Europa 312 Millionen, in Aſten 831 Mill., in Afrika 205 Mill., in Amerika 86 Mill. und in Auſtralien 4 Millionen. Weiße gibt es ungefähr 500 Millionen, Schwarze 250 Millionen und der Reſt in Zwiſchenfarben. 500 Millionen wohnen in Häuſern, 800 Millionen in Hütten und Höhlen und die übrigen kennen gar kein feſtes Obdach. — Aus Linz wird berichtet: Die Sennerin Joſepha Schwein wurde von dem 25jährigen Garſtener Sträfling Ruppert Hau (aus Wien) auf der Hobiſch-Alm ermordet. Hau wurde in der Nähe von St. Gallen wegen verdäch- tigen Benehmens von Gensdarmen aufgegriffen und, da er ſich mit dem Meſſer widerſetzte, im Kampfe — mit dem Bajonnet — niedergeſtochen. — Ein ſeltſamer Unfall ſtieß in Marienburg einem Herrn zu, der in einer Wirthſchaft einen Aal ver- zehrte. Eben hatte er ein Stück zum Munde geführt, als er plötzlich mit einem Schmerzensſchrei Meſſer und Gabel fallen ließ; er hatte auf einen Angelhaken gebiſſen, der ihm nun im Gaumen ſaß, zum Glück aber ohne allzu große Schmerzen entfernt werden konnte. — Eine feiſte Ratte beehrte dieſer Tage eine Sitzung des Bundesſenats in Waſhington mit ihrem Beſuch. Man war gerade mit Erledigung von Penſionsgeſuchen beſchäftigt, als das „niedliche“ Thierchen unter dem Sitz des Senators Conquitt von Georgia zum Vorſchein kam und dem ge- nannten Herrn in das Hoſenbein kroch. Als der erſchro- ckene Senator mit der Hand nach der Stelle fuhr, wo er den Eindringling verſpürte, biß ihn das Vieh auch noch in’s Bein, da es den Ausweg verſperrt ſah. Mit der Ruhe und Aufmerkſamkeit der Anweſenden war es natür- lich vorbei. — Der ehrliche Finder. Bei einem Fuhrherrn meldet ſich für die ausgeſchriebene Stelle eines Droſchken- kutſchers ein ſehr bieder ausſehender Bewerber. Vor allen Dingen, ſagt der Fuhrherr, müſſen Sie alſo ſiets recht höflich zu den Fahrgäſten ſein und ſich auch der größten Ehrlichkeit befleißigen. Wenn Sie nun z. B. in Ihrem Wagen eine Brieftaſche mit 100,000 Mark fänden, was würden Sie thun? — Na, niſcht mehr, von meinen Zinſen leben! lautet die prompte Antwort. Butterpreis in Uznach, den 28. Juni. Fr. 1. 30 per Halb-Kils. Wochenmarkt in St. Gallen, 28. Juni 1890. Butter per ½ Kilozentner Fr. 1. 28, zollenweiſe Fr. 1. 32 per ½ Kilo Fr. 1. 36. Erdäpfel per ½ Kiloztr. Fr. 7. bis 8, per ½ Kilo 10—12 Rp. Salat per Kopf 8—10 Rp. Zwiebeln per ½ Kilo 20—25 Rp. Kohl per Kopf 25—30 Rp. Kohlraben per Dutz. 60 Rp. bis 70 Rp. Carrotten per Buſchel 15—20 Rp. Gurken per Stück 30—50 Rp. Rettige ver Stück 8—10 Rp. Kirſchen, korbweiſe 18—22 Rp., per ½ Kilo 25—35 Rp. Bohnen per ½ Kilo 30—35 Rp. Viehmarkt. Aufgef. an Großvieh 91 Stück; Schmalvieh 128 Stück. _

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grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: St. Galler Volksblatt. Nr. 53, Uznach, 02. 07. 1890, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_stgaller53_1890/3>, abgerufen am 28.11.2024.