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Sonntags-Blatt. Nr. 32. Berlin, 9. August 1868.

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[Beginn Spaltensatz]
Folgen einer Bedientenklatscherei.
Aus den Erinnerungen des Lakaien Ferard.
( Fortsetzung. )

Es war am 20. Dezember 1756 eine große Gesellschaft bei dem Rath
Herrn Lenoir, der in der Straße Tiquetonne wohnte. Dieser Rath war
Notar am Hof des Chatelet und ein sehr reicher Mann. Er zählte kaum
dreiunddreißig Jahre, machte ein hübsches Haus, war ein guter Gesell-
schafter und hatte beharrlich sich geweigert zu beirathen, denn er liebte die
Veränderung, was jedoch die Damen nicht [unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]abhielt, sein Haus in Gesell-
schaft ihrer Männer zu besuchen; denn Herr Lenoir hielt streng auf äußern
[unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]Anstand. Am besagten Abend hatte der Rath eine sehr heitere Gesell-
schaft bei sich versammelt. Herr Drou, Advokat, war mit seiner Gattin,
seiner Schwiegermutter der Frau Deulau geladen, der Herr Guairal, Se-
kretair des Palais, mit seiner Ehehälfte, der Rath Tribolet, die Herren
Bournaux, Dumesnil und Naudif -- lauter bekannte und geachtete Per-
sonen, befanden sich unter den Gästen. Herr Lenoir hatte seit längerer
Zeit einen Diener in seinem Hause, dem er als Hagestolz sein Vertrauen
unbedingt schenkte. Dieser Diener hieß Noel Roi. Er war etwa acht-
und vierzig Jahre alt und galt bei uns jüngeren Leuten für eine Auto-
rität in Sachen des Lakaienwesens. Er konnte nun, wie Viele seines
Gleichen, keinen Nebenbuhler im Hause und am Tisch seines Herrn leiden.
Nicht allein die Verkürzung der Trinkgelder war es, was Roi im Auge
hatte -- er litt überhaupt keinen Widerspruch, und da Herr Lenoir sich
sehr ungern um Dinge seines Junggesellenhausstandes kümmerte, durfte
Roi ungehindert schalten. Daher kam es denn, daß häufig, wenn keine
allzu große Zahl von Gästen an der Tafel Lenoirs speiste, Herr Roi ganz
allein die Schmausenden bediente. Am 20. Dezember waren etwa vierzehn
Gäste bei Herrn Lenoir versammelt, und Roi hatte sich daher anheischig
gemacht, diese Herrschaften allein zu bedienen. Jch wurde noch vor Be-
ginn der Tafel in das Zimmer bestellt, weil Herr Foi sier, der ebenfalls
zugegen war, mir eine Bestellung gab. Nachdem ich diese empfangen hatte,
ging ich fort. Der alte Roi hatte schon mit scheelen Blicken unsere Ver-
sammlung in dem Vorzimmer bemerkt; denn wenn recht viele der Bedienten
anwesend waren, dann gab Herr Lenoir wohl für diese einiges an Wein
zum Besten. Jch richtete meine Bestellung aus und kam dann wieder in
das Haus Lenoirs. Hier fand ich nur noch einige Herren vor, darunter
den meinigen. Die Anderen hatten schon das Haus verlassen; namentlich
waren Herr und Madame Drou früh aufgebrochen, weil Herr Drou sich
unwohl fühlte. Jch will hier gleich erzählen, was unter vielen anderen
Gegenständen bei Tafel besprochen wurde, weil dieser Theil der Unter-
haltung gerade derjenige ist, dessen Jnhalt zu großen Unannehmlichkeiten
führte. Herr Drou war durch starke Arbeit und mancherlei Verdrießlich-
keiten in eine Art von Melancholie verfallen, die ihn zuweilen für seine
Umgebung recht ungenießbar machte. Er wurde fast mit Gewalt von
seiner jungen Gattin in Gesellschaft geführt, um sich so viel als möglich
zu zerstreuen. An jenem Abend war er wieder besonders schwermüthig.
Alle Anwesenden bemühten sich, ihn zu erheitern und ihm seine Grillen
auszureden; namentlich gab sich der junge Herr Legouv e, Advokat am
Chatelet, alle erdenkliche Mühe. Gerade als ein ganz treffliches Filet mit
gesottenen Trüffeln herumgereicht ward, sagte er zu Drou:

"Nun, beißen Sie tüchtig ein -- das bringt Sie auf andere Gedanken;
die Trüffeln haben schon Moliere begeistert."

"Oh, mein Lieber", sagte Drou, der sehr finster drein schaute, "ich
weiß, daß mir nichts helfen kann, als gute, strenge Diät. Die Aerzte ver-
stehen nichts von der Sache -- sie rathen mir nur immer Arzneien und
Aderlässe an; vor Beiden graut mir."

Gerade in diesem Augenblick muß nun wohl ein recht großes und Alles
übertönendes Geräusch und Geklapper gewesen sein; vielleicht daß auch
die Gäste tüchtig mit ihren Messern und Gabeln arbeiteten, und daß daher
Roi, welcher die Schüssel hielt, nur halb und halb hören konnte, wie Herr
Legouv e sich zu Drou neigte und sagte:

"Arzneien? Da mögen Sie Recht haben; wenn aber von Blutentziehung
die Rede ist, dann trete ich Jhren Aerzten bei. Sie müssen einen
Aderlaß riskiren. Blut muß fließen, es geht nicht anders
--
dies allein kann helfen! "

Das war die ganze Rede des Herrn Legouv e, wie sie in der Folge fest-
gestellt worden ist; man wird aber bald sehen, zu welchen schlimmen
Dingen diese harmlosen Worte führten.

Mein Herr, der Rath Foissier, hatte für den 22. Dezember den Herrn
Lenoir zu Tische gebeten. Herr Lenoir kam ziemlich zeitig in unser Haus,
und da es kalt war, brachte er seinen Diener Roi mit, der ihm die Pelze
trug. Es waren noch einige andere Herren geladen, deren Bediente eben-
falls im Vorzimmer Posten gefaßt hatten. Als die Herrschaften drinnen
beim Dessert saßen, begannen wir Alle unsere Unterhaltung, die sich, wie
gewöhnlich, um Tagesneuigkeiten drehte. Roi spielte den hohen Politiker.
Jch fragte ihn ganz unbefangen, was es neulich in Lenoirs Haus noch
gegeben hätte.

"Ah, meine Freunde", sagte der alte Bediente, "da sind terrible
Neuigkeiten im Anmarsch! Jch wartete vorgestern bei Tische auf, und
man sprach viel von den unruhigen Zeiten, von der Mißstimmung, die in
ganz Frankreich herrschte, und daß es nicht ruhig ablaufen werde. Einer
der Herren meinte: Es werde eine Revolution in Frankreich geben,
ein Blutbad, wie die Bartholomäusnacht; das allein könne
helfen.
"

Wie waren Alle erstaunt und betroffen darüber und plauderten nur
wenig. Abends, als die ganze Gesellschaft fort war, blieb ich noch unten
in der Küche. Wir hatten einen alten Kutscher, der sich auch nicht wenig
[Spaltenumbruch] auf seine Weisheit zu Gute that; mit diesem erörterte ich das von Roi
Gehörte. Gerade als ich die Worte sprach: " Es wird ein Blutbad
geben
", ging die Köchin Noille Selim bei uns vorüber.

"Was giebt es?" fragte sie. "Ein Blutbad? Das ist ja entsetzlich!"

Wir hatten kein Arg dabei, ihr die Mittheilung des Herrn ebenfalls
zu erzählen. So weit wäre nun die Sache noch ganz erträglich gewesen,
aber das Unglück wollte, daß unser Gespräch durch den Eintritt eines
Dieners Namens Jean Aubrais, auch Saint=Jean genannt, unterbrochen
wurde. Dieser Aubrais diente bei Herrn Bourneaux, der in unserm Hause
wohnte und Ober=Lieutenant bei den Schweizern war. Aubrais kam häufig
des Abends zu uns in die Küche, um eine kleine Plauderei mitzumachen.
Er hörte mit großer Neugierde die von Roi hinterbrachte Neuigkeit und
konnte sein Erstaunen gar nicht in Worte fassen darüber, daß Frankreich
am Vorabend einer zweiten Bluthochzeit stehe.

Folgenden Tages befanden sich Herr und Madame Gabriel in ihrem
Laden. Herr und Madame Gabriel hielten eine Strumpfniederlage in der
Straße Saint=Sauveur und hatten vielfachen Zuspruch. Zu unserm Miß-
geschick trug Herr Bourneaux seinem Diener Aubrais am Morgen auf, bei
Madame Gabriel ihm ein Paar seidene Strümpfe zu bestellen. Aubrais
war noch ganz erfüllt von der schrecklichen Neuigkeit, die er durch uns
erfahren hatte; er kam also in den Laden Gabriels mit dem festen Vor-
satz, sich seines drückenden Geheimnisses so bald als möglich zu entledigen.
Auf die Erfüllung dieses Wunsches brauchte er nicht lange zu war-
ten; denn Madame Gabriel gab ihm schnell genug Veranlassung, seine
Neuigkeiten durch Mittheilung verwerthen zu können, indem sie ihn --
allerdings ganz harmlos, fragte:

"Nun, Herr Aubrais, was giebt es denn Neues?"

Das war für Aubrais die Losung, um tüchtig auskramen zu können.

"Liebe Madame Gabriel", sagte er halblaut und mit wichtiger Miene,
"es gehen schreckliche Dinge vor!"

"Ach -- Sie scherzen wohl?" sagte Madame Gabriel ängstlich.

"Wollte der Himmel, ich könnte scherzen", entgegnet Aubrais mit tiefem
Seufzer. "Aber leider ist es furchtbarer Ernst. Sie wissen", fährt er,
gravitätische Stellungen einnehmend, fort, "daß Unsereins mehr erfährt,
als der König vielleicht selbst. Man kommt mit vielen Leuten von Be-
deutung zusammen, man wird sogar um Ansichten gefragt; Kollegen theilen
Einem dies und jenes mit -- kurz, wir wissen viel, und so ist es denn
auch zu meiner Kenntniß gekommen, daß in wenig Wochen vielleicht
Frankreich das entsetzliche Schauspiel einer zweiten Bartholomäus-
nacht
haben wird."

"Ach, allmächtiger Gott!" ruft Madame Gabriel, und zwar so laut,
daß ihr Gatte in den Laden tritt.

Natürlich erfährt dieser nun auch, um was es sich handeln soll, und
thut verschiedene Fragen, welche Aubrais, um seiner Person doppelte Wich-
tigkeit zu geben, keck beantwortet und endlich seinen kannegießernden Vor-
trag mit den Worten schließt:

"So steht es, meine Herrschaften. Jch bin fest überzeugt, daß eine Re-
volution dieses Land erschüttern wird. Der König ist in schlechten Händen
-- die Mißstimmung wächst, und das ganze Haus Bourbon kann leicht
-- wie Ein geweihte behaupten -- ausgerottet werden. "

Herr und Madame Gabriel hielten Aubrais in der That für eine
Person, die in den Besitz eines Geheimnisses gelangen konnte. Die stei-
gende Mißstimmung war Niemandem mehr eine Neuigkeit, und die Liebe
zum König war ebenfalls stark im Abnehmen begriffen. Die Gabriels
hielten also die Nachricht von bevorstehenden Umwälzungen für ziemlich
authentisch, bewahrten sie aber sorgfältig, weil sie die vorlaute Mittheilung
dieser Sache wohl für gefährlich genug halten mußten."

( Fortsetzung folgt. )



Mittheilungen aus Australien.
Von einem Missionär.
Die Deutschen in der Provinz Victoria.
Jn und um Melbourne.
( Fortsetzung. )

Die Achtung, wie sie die Deutschen in Süd=Australien sich bei der dor-
tigen englischen Bevölkerung erworben hatten, konnten ihre Brüder in der
Provinz Victoria nicht so bald erreichen. Aber als Männer, wie der Pro-
fessor Damm aus Tauberbischofsheim im Badischen, Professor Neumeier
aus Frankenthal in Baiern, Dr. Müller aus Preußen, Direktor des bota-
nischen Gartens in Melbourne, der Advokat Brahe aus der preußischen
Provinz Westphalen u. A. m. als Präsidenten und Vicepräsidenten die
Leitung des Vereins in ihre Hand nahmen und diesem durch wissenschaft-
liche und populäre Vorträge neues Leben gaben, da ließen die Engländer
den Deutschen die ihnen gebührende Achtung angedeihen.

Der "Argus", eine englische Zeitung, gab in seinen Spalten im Jahr
1859 folgendes Bild von den Deutschen in Australien:

"Obgleich die Deutschen, welche sich in Australien angesiedelt haben,
fast Alle ohne Ausnahme nur mit ganz geringen Mitteln angekommen
sind, haben es die Meisten dennoch durch Thätigkeit und Fleiß bald zu
einem behaglichen, sorgenfreien Leben gebracht.

Wir haben zunächst den Deutschen den Weinbau in der Kolonie zu
danken, welcher jetzt bald so weit vorgeschritten ist, daß er wenigstens für
die koloniellen Bedürfnisse ausreicht. Sie sind zum größten Theil daran
gewöhnt, ein leichtes und gesundes Getränk zu genießen und lieben die
starken, leicht berauschenden Spirituosen, Weine und Biere nicht, welche
leider den gewöhnlichen Arbeitern unseres Landes noch so sehr zusagen.

Werfen wir ferner einen Blick auf die Kunst, so sind es wiederum
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Folgen einer Bedientenklatscherei.
Aus den Erinnerungen des Lakaien Ferard.
( Fortsetzung. )

Es war am 20. Dezember 1756 eine große Gesellschaft bei dem Rath
Herrn Lenoir, der in der Straße Tiquetonne wohnte. Dieser Rath war
Notar am Hof des Châtelet und ein sehr reicher Mann. Er zählte kaum
dreiunddreißig Jahre, machte ein hübsches Haus, war ein guter Gesell-
schafter und hatte beharrlich sich geweigert zu beirathen, denn er liebte die
Veränderung, was jedoch die Damen nicht [unleserliches Material – 7 Zeichen fehlen]abhielt, sein Haus in Gesell-
schaft ihrer Männer zu besuchen; denn Herr Lenoir hielt streng auf äußern
[unleserliches Material – 7 Zeichen fehlen]Anstand. Am besagten Abend hatte der Rath eine sehr heitere Gesell-
schaft bei sich versammelt. Herr Drou, Advokat, war mit seiner Gattin,
seiner Schwiegermutter der Frau Deulau geladen, der Herr Guairal, Se-
kretair des Palais, mit seiner Ehehälfte, der Rath Tribolet, die Herren
Bournaux, Dumesnil und Naudif — lauter bekannte und geachtete Per-
sonen, befanden sich unter den Gästen. Herr Lenoir hatte seit längerer
Zeit einen Diener in seinem Hause, dem er als Hagestolz sein Vertrauen
unbedingt schenkte. Dieser Diener hieß Noël Roi. Er war etwa acht-
und vierzig Jahre alt und galt bei uns jüngeren Leuten für eine Auto-
rität in Sachen des Lakaienwesens. Er konnte nun, wie Viele seines
Gleichen, keinen Nebenbuhler im Hause und am Tisch seines Herrn leiden.
Nicht allein die Verkürzung der Trinkgelder war es, was Roi im Auge
hatte — er litt überhaupt keinen Widerspruch, und da Herr Lenoir sich
sehr ungern um Dinge seines Junggesellenhausstandes kümmerte, durfte
Roi ungehindert schalten. Daher kam es denn, daß häufig, wenn keine
allzu große Zahl von Gästen an der Tafel Lenoirs speiste, Herr Roi ganz
allein die Schmausenden bediente. Am 20. Dezember waren etwa vierzehn
Gäste bei Herrn Lenoir versammelt, und Roi hatte sich daher anheischig
gemacht, diese Herrschaften allein zu bedienen. Jch wurde noch vor Be-
ginn der Tafel in das Zimmer bestellt, weil Herr Foi sier, der ebenfalls
zugegen war, mir eine Bestellung gab. Nachdem ich diese empfangen hatte,
ging ich fort. Der alte Roi hatte schon mit scheelen Blicken unsere Ver-
sammlung in dem Vorzimmer bemerkt; denn wenn recht viele der Bedienten
anwesend waren, dann gab Herr Lenoir wohl für diese einiges an Wein
zum Besten. Jch richtete meine Bestellung aus und kam dann wieder in
das Haus Lenoirs. Hier fand ich nur noch einige Herren vor, darunter
den meinigen. Die Anderen hatten schon das Haus verlassen; namentlich
waren Herr und Madame Drou früh aufgebrochen, weil Herr Drou sich
unwohl fühlte. Jch will hier gleich erzählen, was unter vielen anderen
Gegenständen bei Tafel besprochen wurde, weil dieser Theil der Unter-
haltung gerade derjenige ist, dessen Jnhalt zu großen Unannehmlichkeiten
führte. Herr Drou war durch starke Arbeit und mancherlei Verdrießlich-
keiten in eine Art von Melancholie verfallen, die ihn zuweilen für seine
Umgebung recht ungenießbar machte. Er wurde fast mit Gewalt von
seiner jungen Gattin in Gesellschaft geführt, um sich so viel als möglich
zu zerstreuen. An jenem Abend war er wieder besonders schwermüthig.
Alle Anwesenden bemühten sich, ihn zu erheitern und ihm seine Grillen
auszureden; namentlich gab sich der junge Herr Legouv é, Advokat am
Châtelet, alle erdenkliche Mühe. Gerade als ein ganz treffliches Filet mit
gesottenen Trüffeln herumgereicht ward, sagte er zu Drou:

„Nun, beißen Sie tüchtig ein — das bringt Sie auf andere Gedanken;
die Trüffeln haben schon Molière begeistert.“

„Oh, mein Lieber“, sagte Drou, der sehr finster drein schaute, „ich
weiß, daß mir nichts helfen kann, als gute, strenge Diät. Die Aerzte ver-
stehen nichts von der Sache — sie rathen mir nur immer Arzneien und
Aderlässe an; vor Beiden graut mir.“

Gerade in diesem Augenblick muß nun wohl ein recht großes und Alles
übertönendes Geräusch und Geklapper gewesen sein; vielleicht daß auch
die Gäste tüchtig mit ihren Messern und Gabeln arbeiteten, und daß daher
Roi, welcher die Schüssel hielt, nur halb und halb hören konnte, wie Herr
Legouv é sich zu Drou neigte und sagte:

„Arzneien? Da mögen Sie Recht haben; wenn aber von Blutentziehung
die Rede ist, dann trete ich Jhren Aerzten bei. Sie müssen einen
Aderlaß riskiren. Blut muß fließen, es geht nicht anders

dies allein kann helfen!

Das war die ganze Rede des Herrn Legouv é, wie sie in der Folge fest-
gestellt worden ist; man wird aber bald sehen, zu welchen schlimmen
Dingen diese harmlosen Worte führten.

Mein Herr, der Rath Foissier, hatte für den 22. Dezember den Herrn
Lenoir zu Tische gebeten. Herr Lenoir kam ziemlich zeitig in unser Haus,
und da es kalt war, brachte er seinen Diener Roi mit, der ihm die Pelze
trug. Es waren noch einige andere Herren geladen, deren Bediente eben-
falls im Vorzimmer Posten gefaßt hatten. Als die Herrschaften drinnen
beim Dessert saßen, begannen wir Alle unsere Unterhaltung, die sich, wie
gewöhnlich, um Tagesneuigkeiten drehte. Roi spielte den hohen Politiker.
Jch fragte ihn ganz unbefangen, was es neulich in Lenoirs Haus noch
gegeben hätte.

„Ah, meine Freunde“, sagte der alte Bediente, „da sind terrible
Neuigkeiten im Anmarsch! Jch wartete vorgestern bei Tische auf, und
man sprach viel von den unruhigen Zeiten, von der Mißstimmung, die in
ganz Frankreich herrschte, und daß es nicht ruhig ablaufen werde. Einer
der Herren meinte: Es werde eine Revolution in Frankreich geben,
ein Blutbad, wie die Bartholomäusnacht; das allein könne
helfen.

Wie waren Alle erstaunt und betroffen darüber und plauderten nur
wenig. Abends, als die ganze Gesellschaft fort war, blieb ich noch unten
in der Küche. Wir hatten einen alten Kutscher, der sich auch nicht wenig
[Spaltenumbruch] auf seine Weisheit zu Gute that; mit diesem erörterte ich das von Roi
Gehörte. Gerade als ich die Worte sprach: „ Es wird ein Blutbad
geben
“, ging die Köchin Noille Selim bei uns vorüber.

„Was giebt es?“ fragte sie. „Ein Blutbad? Das ist ja entsetzlich!“

Wir hatten kein Arg dabei, ihr die Mittheilung des Herrn ebenfalls
zu erzählen. So weit wäre nun die Sache noch ganz erträglich gewesen,
aber das Unglück wollte, daß unser Gespräch durch den Eintritt eines
Dieners Namens Jean Aubrais, auch Saint=Jean genannt, unterbrochen
wurde. Dieser Aubrais diente bei Herrn Bourneaux, der in unserm Hause
wohnte und Ober=Lieutenant bei den Schweizern war. Aubrais kam häufig
des Abends zu uns in die Küche, um eine kleine Plauderei mitzumachen.
Er hörte mit großer Neugierde die von Roi hinterbrachte Neuigkeit und
konnte sein Erstaunen gar nicht in Worte fassen darüber, daß Frankreich
am Vorabend einer zweiten Bluthochzeit stehe.

Folgenden Tages befanden sich Herr und Madame Gabriel in ihrem
Laden. Herr und Madame Gabriel hielten eine Strumpfniederlage in der
Straße Saint=Sauveur und hatten vielfachen Zuspruch. Zu unserm Miß-
geschick trug Herr Bourneaux seinem Diener Aubrais am Morgen auf, bei
Madame Gabriel ihm ein Paar seidene Strümpfe zu bestellen. Aubrais
war noch ganz erfüllt von der schrecklichen Neuigkeit, die er durch uns
erfahren hatte; er kam also in den Laden Gabriels mit dem festen Vor-
satz, sich seines drückenden Geheimnisses so bald als möglich zu entledigen.
Auf die Erfüllung dieses Wunsches brauchte er nicht lange zu war-
ten; denn Madame Gabriel gab ihm schnell genug Veranlassung, seine
Neuigkeiten durch Mittheilung verwerthen zu können, indem sie ihn —
allerdings ganz harmlos, fragte:

„Nun, Herr Aubrais, was giebt es denn Neues?“

Das war für Aubrais die Losung, um tüchtig auskramen zu können.

„Liebe Madame Gabriel“, sagte er halblaut und mit wichtiger Miene,
„es gehen schreckliche Dinge vor!“

„Ach — Sie scherzen wohl?“ sagte Madame Gabriel ängstlich.

„Wollte der Himmel, ich könnte scherzen“, entgegnet Aubrais mit tiefem
Seufzer. „Aber leider ist es furchtbarer Ernst. Sie wissen“, fährt er,
gravitätische Stellungen einnehmend, fort, „daß Unsereins mehr erfährt,
als der König vielleicht selbst. Man kommt mit vielen Leuten von Be-
deutung zusammen, man wird sogar um Ansichten gefragt; Kollegen theilen
Einem dies und jenes mit — kurz, wir wissen viel, und so ist es denn
auch zu meiner Kenntniß gekommen, daß in wenig Wochen vielleicht
Frankreich das entsetzliche Schauspiel einer zweiten Bartholomäus-
nacht
haben wird.“

„Ach, allmächtiger Gott!“ ruft Madame Gabriel, und zwar so laut,
daß ihr Gatte in den Laden tritt.

Natürlich erfährt dieser nun auch, um was es sich handeln soll, und
thut verschiedene Fragen, welche Aubrais, um seiner Person doppelte Wich-
tigkeit zu geben, keck beantwortet und endlich seinen kannegießernden Vor-
trag mit den Worten schließt:

„So steht es, meine Herrschaften. Jch bin fest überzeugt, daß eine Re-
volution dieses Land erschüttern wird. Der König ist in schlechten Händen
— die Mißstimmung wächst, und das ganze Haus Bourbon kann leicht
wie Ein geweihte behauptenausgerottet werden.

Herr und Madame Gabriel hielten Aubrais in der That für eine
Person, die in den Besitz eines Geheimnisses gelangen konnte. Die stei-
gende Mißstimmung war Niemandem mehr eine Neuigkeit, und die Liebe
zum König war ebenfalls stark im Abnehmen begriffen. Die Gabriels
hielten also die Nachricht von bevorstehenden Umwälzungen für ziemlich
authentisch, bewahrten sie aber sorgfältig, weil sie die vorlaute Mittheilung
dieser Sache wohl für gefährlich genug halten mußten.“

( Fortsetzung folgt. )



Mittheilungen aus Australien.
Von einem Missionär.
Die Deutschen in der Provinz Victoria.
Jn und um Melbourne.
( Fortsetzung. )

Die Achtung, wie sie die Deutschen in Süd=Australien sich bei der dor-
tigen englischen Bevölkerung erworben hatten, konnten ihre Brüder in der
Provinz Victoria nicht so bald erreichen. Aber als Männer, wie der Pro-
fessor Damm aus Tauberbischofsheim im Badischen, Professor Neumeier
aus Frankenthal in Baiern, Dr. Müller aus Preußen, Direktor des bota-
nischen Gartens in Melbourne, der Advokat Brahe aus der preußischen
Provinz Westphalen u. A. m. als Präsidenten und Vicepräsidenten die
Leitung des Vereins in ihre Hand nahmen und diesem durch wissenschaft-
liche und populäre Vorträge neues Leben gaben, da ließen die Engländer
den Deutschen die ihnen gebührende Achtung angedeihen.

Der „Argus“, eine englische Zeitung, gab in seinen Spalten im Jahr
1859 folgendes Bild von den Deutschen in Australien:

„Obgleich die Deutschen, welche sich in Australien angesiedelt haben,
fast Alle ohne Ausnahme nur mit ganz geringen Mitteln angekommen
sind, haben es die Meisten dennoch durch Thätigkeit und Fleiß bald zu
einem behaglichen, sorgenfreien Leben gebracht.

Wir haben zunächst den Deutschen den Weinbau in der Kolonie zu
danken, welcher jetzt bald so weit vorgeschritten ist, daß er wenigstens für
die koloniellen Bedürfnisse ausreicht. Sie sind zum größten Theil daran
gewöhnt, ein leichtes und gesundes Getränk zu genießen und lieben die
starken, leicht berauschenden Spirituosen, Weine und Biere nicht, welche
leider den gewöhnlichen Arbeitern unseres Landes noch so sehr zusagen.

Werfen wir ferner einen Blick auf die Kunst, so sind es wiederum
[Ende Spaltensatz]

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[252/0004] 252 Folgen einer Bedientenklatscherei. Aus den Erinnerungen des Lakaien Ferard. ( Fortsetzung. ) Es war am 20. Dezember 1756 eine große Gesellschaft bei dem Rath Herrn Lenoir, der in der Straße Tiquetonne wohnte. Dieser Rath war Notar am Hof des Châtelet und ein sehr reicher Mann. Er zählte kaum dreiunddreißig Jahre, machte ein hübsches Haus, war ein guter Gesell- schafter und hatte beharrlich sich geweigert zu beirathen, denn er liebte die Veränderung, was jedoch die Damen nicht _______abhielt, sein Haus in Gesell- schaft ihrer Männer zu besuchen; denn Herr Lenoir hielt streng auf äußern _______Anstand. Am besagten Abend hatte der Rath eine sehr heitere Gesell- schaft bei sich versammelt. Herr Drou, Advokat, war mit seiner Gattin, seiner Schwiegermutter der Frau Deulau geladen, der Herr Guairal, Se- kretair des Palais, mit seiner Ehehälfte, der Rath Tribolet, die Herren Bournaux, Dumesnil und Naudif — lauter bekannte und geachtete Per- sonen, befanden sich unter den Gästen. Herr Lenoir hatte seit längerer Zeit einen Diener in seinem Hause, dem er als Hagestolz sein Vertrauen unbedingt schenkte. Dieser Diener hieß Noël Roi. Er war etwa acht- und vierzig Jahre alt und galt bei uns jüngeren Leuten für eine Auto- rität in Sachen des Lakaienwesens. Er konnte nun, wie Viele seines Gleichen, keinen Nebenbuhler im Hause und am Tisch seines Herrn leiden. Nicht allein die Verkürzung der Trinkgelder war es, was Roi im Auge hatte — er litt überhaupt keinen Widerspruch, und da Herr Lenoir sich sehr ungern um Dinge seines Junggesellenhausstandes kümmerte, durfte Roi ungehindert schalten. Daher kam es denn, daß häufig, wenn keine allzu große Zahl von Gästen an der Tafel Lenoirs speiste, Herr Roi ganz allein die Schmausenden bediente. Am 20. Dezember waren etwa vierzehn Gäste bei Herrn Lenoir versammelt, und Roi hatte sich daher anheischig gemacht, diese Herrschaften allein zu bedienen. Jch wurde noch vor Be- ginn der Tafel in das Zimmer bestellt, weil Herr Foi sier, der ebenfalls zugegen war, mir eine Bestellung gab. Nachdem ich diese empfangen hatte, ging ich fort. Der alte Roi hatte schon mit scheelen Blicken unsere Ver- sammlung in dem Vorzimmer bemerkt; denn wenn recht viele der Bedienten anwesend waren, dann gab Herr Lenoir wohl für diese einiges an Wein zum Besten. Jch richtete meine Bestellung aus und kam dann wieder in das Haus Lenoirs. Hier fand ich nur noch einige Herren vor, darunter den meinigen. Die Anderen hatten schon das Haus verlassen; namentlich waren Herr und Madame Drou früh aufgebrochen, weil Herr Drou sich unwohl fühlte. Jch will hier gleich erzählen, was unter vielen anderen Gegenständen bei Tafel besprochen wurde, weil dieser Theil der Unter- haltung gerade derjenige ist, dessen Jnhalt zu großen Unannehmlichkeiten führte. Herr Drou war durch starke Arbeit und mancherlei Verdrießlich- keiten in eine Art von Melancholie verfallen, die ihn zuweilen für seine Umgebung recht ungenießbar machte. Er wurde fast mit Gewalt von seiner jungen Gattin in Gesellschaft geführt, um sich so viel als möglich zu zerstreuen. An jenem Abend war er wieder besonders schwermüthig. Alle Anwesenden bemühten sich, ihn zu erheitern und ihm seine Grillen auszureden; namentlich gab sich der junge Herr Legouv é, Advokat am Châtelet, alle erdenkliche Mühe. Gerade als ein ganz treffliches Filet mit gesottenen Trüffeln herumgereicht ward, sagte er zu Drou: „Nun, beißen Sie tüchtig ein — das bringt Sie auf andere Gedanken; die Trüffeln haben schon Molière begeistert.“ „Oh, mein Lieber“, sagte Drou, der sehr finster drein schaute, „ich weiß, daß mir nichts helfen kann, als gute, strenge Diät. Die Aerzte ver- stehen nichts von der Sache — sie rathen mir nur immer Arzneien und Aderlässe an; vor Beiden graut mir.“ Gerade in diesem Augenblick muß nun wohl ein recht großes und Alles übertönendes Geräusch und Geklapper gewesen sein; vielleicht daß auch die Gäste tüchtig mit ihren Messern und Gabeln arbeiteten, und daß daher Roi, welcher die Schüssel hielt, nur halb und halb hören konnte, wie Herr Legouv é sich zu Drou neigte und sagte: „Arzneien? Da mögen Sie Recht haben; wenn aber von Blutentziehung die Rede ist, dann trete ich Jhren Aerzten bei. Sie müssen einen Aderlaß riskiren. Blut muß fließen, es geht nicht anders — dies allein kann helfen! “ Das war die ganze Rede des Herrn Legouv é, wie sie in der Folge fest- gestellt worden ist; man wird aber bald sehen, zu welchen schlimmen Dingen diese harmlosen Worte führten. Mein Herr, der Rath Foissier, hatte für den 22. Dezember den Herrn Lenoir zu Tische gebeten. Herr Lenoir kam ziemlich zeitig in unser Haus, und da es kalt war, brachte er seinen Diener Roi mit, der ihm die Pelze trug. Es waren noch einige andere Herren geladen, deren Bediente eben- falls im Vorzimmer Posten gefaßt hatten. Als die Herrschaften drinnen beim Dessert saßen, begannen wir Alle unsere Unterhaltung, die sich, wie gewöhnlich, um Tagesneuigkeiten drehte. Roi spielte den hohen Politiker. Jch fragte ihn ganz unbefangen, was es neulich in Lenoirs Haus noch gegeben hätte. „Ah, meine Freunde“, sagte der alte Bediente, „da sind terrible Neuigkeiten im Anmarsch! Jch wartete vorgestern bei Tische auf, und man sprach viel von den unruhigen Zeiten, von der Mißstimmung, die in ganz Frankreich herrschte, und daß es nicht ruhig ablaufen werde. Einer der Herren meinte: Es werde eine Revolution in Frankreich geben, ein Blutbad, wie die Bartholomäusnacht; das allein könne helfen. “ Wie waren Alle erstaunt und betroffen darüber und plauderten nur wenig. Abends, als die ganze Gesellschaft fort war, blieb ich noch unten in der Küche. Wir hatten einen alten Kutscher, der sich auch nicht wenig auf seine Weisheit zu Gute that; mit diesem erörterte ich das von Roi Gehörte. Gerade als ich die Worte sprach: „ Es wird ein Blutbad geben “, ging die Köchin Noille Selim bei uns vorüber. „Was giebt es?“ fragte sie. „Ein Blutbad? Das ist ja entsetzlich!“ Wir hatten kein Arg dabei, ihr die Mittheilung des Herrn ebenfalls zu erzählen. So weit wäre nun die Sache noch ganz erträglich gewesen, aber das Unglück wollte, daß unser Gespräch durch den Eintritt eines Dieners Namens Jean Aubrais, auch Saint=Jean genannt, unterbrochen wurde. Dieser Aubrais diente bei Herrn Bourneaux, der in unserm Hause wohnte und Ober=Lieutenant bei den Schweizern war. Aubrais kam häufig des Abends zu uns in die Küche, um eine kleine Plauderei mitzumachen. Er hörte mit großer Neugierde die von Roi hinterbrachte Neuigkeit und konnte sein Erstaunen gar nicht in Worte fassen darüber, daß Frankreich am Vorabend einer zweiten Bluthochzeit stehe. Folgenden Tages befanden sich Herr und Madame Gabriel in ihrem Laden. Herr und Madame Gabriel hielten eine Strumpfniederlage in der Straße Saint=Sauveur und hatten vielfachen Zuspruch. Zu unserm Miß- geschick trug Herr Bourneaux seinem Diener Aubrais am Morgen auf, bei Madame Gabriel ihm ein Paar seidene Strümpfe zu bestellen. Aubrais war noch ganz erfüllt von der schrecklichen Neuigkeit, die er durch uns erfahren hatte; er kam also in den Laden Gabriels mit dem festen Vor- satz, sich seines drückenden Geheimnisses so bald als möglich zu entledigen. Auf die Erfüllung dieses Wunsches brauchte er nicht lange zu war- ten; denn Madame Gabriel gab ihm schnell genug Veranlassung, seine Neuigkeiten durch Mittheilung verwerthen zu können, indem sie ihn — allerdings ganz harmlos, fragte: „Nun, Herr Aubrais, was giebt es denn Neues?“ Das war für Aubrais die Losung, um tüchtig auskramen zu können. „Liebe Madame Gabriel“, sagte er halblaut und mit wichtiger Miene, „es gehen schreckliche Dinge vor!“ „Ach — Sie scherzen wohl?“ sagte Madame Gabriel ängstlich. „Wollte der Himmel, ich könnte scherzen“, entgegnet Aubrais mit tiefem Seufzer. „Aber leider ist es furchtbarer Ernst. Sie wissen“, fährt er, gravitätische Stellungen einnehmend, fort, „daß Unsereins mehr erfährt, als der König vielleicht selbst. Man kommt mit vielen Leuten von Be- deutung zusammen, man wird sogar um Ansichten gefragt; Kollegen theilen Einem dies und jenes mit — kurz, wir wissen viel, und so ist es denn auch zu meiner Kenntniß gekommen, daß in wenig Wochen vielleicht Frankreich das entsetzliche Schauspiel einer zweiten Bartholomäus- nacht haben wird.“ „Ach, allmächtiger Gott!“ ruft Madame Gabriel, und zwar so laut, daß ihr Gatte in den Laden tritt. Natürlich erfährt dieser nun auch, um was es sich handeln soll, und thut verschiedene Fragen, welche Aubrais, um seiner Person doppelte Wich- tigkeit zu geben, keck beantwortet und endlich seinen kannegießernden Vor- trag mit den Worten schließt: „So steht es, meine Herrschaften. Jch bin fest überzeugt, daß eine Re- volution dieses Land erschüttern wird. Der König ist in schlechten Händen — die Mißstimmung wächst, und das ganze Haus Bourbon kann leicht — wie Ein geweihte behaupten — ausgerottet werden. “ Herr und Madame Gabriel hielten Aubrais in der That für eine Person, die in den Besitz eines Geheimnisses gelangen konnte. Die stei- gende Mißstimmung war Niemandem mehr eine Neuigkeit, und die Liebe zum König war ebenfalls stark im Abnehmen begriffen. Die Gabriels hielten also die Nachricht von bevorstehenden Umwälzungen für ziemlich authentisch, bewahrten sie aber sorgfältig, weil sie die vorlaute Mittheilung dieser Sache wohl für gefährlich genug halten mußten.“ ( Fortsetzung folgt. ) Mittheilungen aus Australien. Von einem Missionär. Die Deutschen in der Provinz Victoria. Jn und um Melbourne. ( Fortsetzung. ) Die Achtung, wie sie die Deutschen in Süd=Australien sich bei der dor- tigen englischen Bevölkerung erworben hatten, konnten ihre Brüder in der Provinz Victoria nicht so bald erreichen. Aber als Männer, wie der Pro- fessor Damm aus Tauberbischofsheim im Badischen, Professor Neumeier aus Frankenthal in Baiern, Dr. Müller aus Preußen, Direktor des bota- nischen Gartens in Melbourne, der Advokat Brahe aus der preußischen Provinz Westphalen u. A. m. als Präsidenten und Vicepräsidenten die Leitung des Vereins in ihre Hand nahmen und diesem durch wissenschaft- liche und populäre Vorträge neues Leben gaben, da ließen die Engländer den Deutschen die ihnen gebührende Achtung angedeihen. Der „Argus“, eine englische Zeitung, gab in seinen Spalten im Jahr 1859 folgendes Bild von den Deutschen in Australien: „Obgleich die Deutschen, welche sich in Australien angesiedelt haben, fast Alle ohne Ausnahme nur mit ganz geringen Mitteln angekommen sind, haben es die Meisten dennoch durch Thätigkeit und Fleiß bald zu einem behaglichen, sorgenfreien Leben gebracht. Wir haben zunächst den Deutschen den Weinbau in der Kolonie zu danken, welcher jetzt bald so weit vorgeschritten ist, daß er wenigstens für die koloniellen Bedürfnisse ausreicht. Sie sind zum größten Theil daran gewöhnt, ein leichtes und gesundes Getränk zu genießen und lieben die starken, leicht berauschenden Spirituosen, Weine und Biere nicht, welche leider den gewöhnlichen Arbeitern unseres Landes noch so sehr zusagen. Werfen wir ferner einen Blick auf die Kunst, so sind es wiederum

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Zitationshilfe: Sonntags-Blatt. Nr. 32. Berlin, 9. August 1868, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_sonntagsblatt32_1868/4>, abgerufen am 26.06.2024.