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Sonntags-Blatt. Nr. 22. Berlin, 31. Mai 1868.

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Sonntags=Blatt
für
Jedermann aus dem Volke.
Nr. 22. -- 1868.Ernst Dohm.Am 31. Mai.


Erscheint jeden Sonntag. Preis bei allen Postämtern vierteljährlich 9 Sgr., bei allen Buchhandlungen und Zeitungs=Spediteuren vierteljährlich 9 Sgr., wöchentlich 9 Pf. frei ins Haus.
Beim Selbstabholen aus der Expedition des Sonntags=Blattes ( Taubenstraße Nr. 27 ) kostet die Nummer nur 6 Pf.



Zwei Väter.
( Fortsetzung. )
[Beginn Spaltensatz]

Als man eine Zeit lang gesessen hatte und die Mädchen einander
plaudernd ihre großen und kleinen Mittheilungen machten, stand
der Assessor auf und erklärte, im Garten promeniren zu wollen.
Ludwig begleitete ihn. Der Assessor rauchte seine Cigarre mit
vielem Gleichmuth, und erst nachdem sie ein Stück gegangen waren,
drehte er sich nach dem hinter ihm hergehenden Doktor um und nickte
beifällig mit dem Kopf.

"Es ist ein hübsches Mädchen, die Helene", sprach er und betrachtete
seine Cigarre sehr sorgfältig. "Sie hat ein bedeutendes Gesicht."

"Sie hat sich wunderbar schnell hier erholt", sagte Ludwig leb-
haft. "Oder vielmehr sie hat sich recht entwickelt. Vorher kann sie
in jener trüben Atmosphäre unmöglich so ausgesehen haben. Jch habe
meine rechte Freude daran."

"Ja, Du hast eine gelungene Kur gemacht", versetzte der Assessor
weiter gehend. "Wie lange wird sie noch bei Euch bleiben?"

"Jch habe nicht darüber zu bestimmen", meinte Ludwig; "aber
wir Alle würden sie ungern vermissen."

"Jch glaube es wohl, Freund; sie hat in ihrer Art, zu sprechen,
und in ihrem ganzen Wesen etwas überaus Anziehendes".

Der Assessor war stehen geblieben, hatte sich umgewandt und
sah träumerisch vor sich hin.

"Freund", rief Ludwig lachend und schüttelte den Assessor am
Arm, "was soll das heißen? Willst Du etwa --"

"Beruhige Dich", sprach der Assessor in seinem gewöhnlichen
ruhigen Ton, "ich denke nur nach, und es kommen mir dabei mancherlei
Gedanken. Jch für meine Person bin ganz und gar nicht gesonnen,
mich auf Abwege führen zu lassen."

"Glaubst Du vielleicht, daß ich zu dergleichen geneigt wäre?"
fragte Ludwig zögernd.

"Ein solches Mädchen, wie Helene ist, hinterläßt immer einen
Eindruck", meinte der Assessor ausweichend.

"Gewiß, das gebe ich Dir zu, um so mehr, als ich ihre
traurigen Verhältnisse kenne. Aber weiter gehe ich auch nicht. Jch
empfinde eben ein lebhaftes Jnteresse für ihr Schicksal. Aber", er
zögerte, "woran willst Du dies bemerkt haben? Jch dächte doch, mein
Benehmen ihr gegenüber sei nicht auffallend."

" [unleserliches Material - 11 Zeichen fehlen]Reflexionen, weiter nichts, Freund; allgemeine Abstraktionen!"

Der Assessor wandte sich zum weiteren Spaziergang.

"Halt, antworte mir offen", begann Ludwig eifrig; "ich will
wissen, was Dich zu dieser Jnterpellation veranlaßt. Darf man denn
bei Euch nicht irgend ein menschliches Gefühl walten lassen, ohne daß
man sogleich in Verdacht kommt?

"Mein Bester" -- der Assessor wurde sehr phlegmatisch -- "ich sehe
die Sache vom Standpunkt der Ueberlegung an, und das ist ein
sehr richtiger Standpunkt. Jch sage mir: hier steht ein junges
Mädchen mitten inne zwischen einem jungen Brautpaar, welches mehr
der Zufall, als eine tiefe Neigung zusammengeführt hat. Still, Freund",
dabei machte er eine abweisende Geberde gegen Ludwig, der ihm ins
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mich nicht. Deine Braut ist gewiß sehr anziehend; Du weißt, daß ich,
oder vielmehr meine Braut, die beste Meinung von ihr hege, und das
will bei Frauenzimmern viel sagen, ich kenne das. Aber ihr fehlt
doch der Nimbus, welcher Helene umgiebt. Häusliches Unglück,
Krankheit, glückliche Genesung, reizende Dankbarkeit, schönes Gesicht,
stattliches Aufblühen --" der Assessor zählte an den Fingern diese
[Spaltenumbruch] Dinge ab und wollte weiter fortfahren, aber Ludwig fiel ihm
ins Wort:

"Jst Alles nicht genug, um mich meine Pflicht vergessen zu
machen. Und dabei übersiehst Du noch ein Anderes -- jetzt bitte ich
Dich, mich ausreden zu lassen. Helene besitzt ein Zartgefühl, wie es
nur ein Weib haben kann. Sie fühlt, daß ihre Anwesenheit auf
unser Verhältniß störend wirken könne, und sobald sie nur irgend zu
bemerken glaubt, daß ich mit Marie vertraulich sprechen möchte, läßt
sie uns allein. Marie selbst ist außerordentlich gerührt von dieser
Zartheit und verehrt sie um so höher."

"Genug davon", sprach der Assessor und schüttelte seinem Freunde
die Hand; "wenn Du selbst keine Gefahr siehst, bin ich vollständig
befriedigt. Meine Braut übrigens --" Er stockte mit einem Mal
und schien den Satz nicht vollenden zu wollen.

"Nun, Deine Braut?"

"Ach -- sie bildet sich etwas auf ihren Scharfsinn ein und glaubt
noch eine andere Möglichkeit zu sehen. Lassen wir es sein. Weiber-
geschwätz!"

Er wollte weiter gehen; Ludwig hielt ihn zurück.

"Jch sehe ebenfalls noch eine andere Möglichkeit -- heut wenigstens
schien es mir so", sprach er. "Jch möchte deßhalb die Ansicht Deiner
Braut kennen."

"Nun, sie meint, möglicherweise -- bedenke wohl, möglicherweise
könnte Dein Schwiegervater ebenfalls Neigung zu Helene fassen."
Er sah Ludwig fragend an; dieser schwieg. "Es könnte dies un-
angenehm für Dich sein", fuhr er fort, "weil Dir dadurch ein Theil
des Vermögens entzogen würde; aber Dein Schwiegervater besitzt so
viel, daß Du Dich darüber trösten könntest. Doch halte ich die An-
sicht meiner Braut nur für ein Hirngespinnst."

"Jch vermuthe auch, es ist ein Hirngespinnst" versetzte Ludwig
und zwang sich zu einem etwas scharf klingenden Lachen. "Wenigstens
würde ich kein Glück für das Mädchen darin seher, wenn sie einem
bejahrten Mann ihre Hand reichen sollte."

"Wer weiß", meinte der Assessor, "ob sie selbst so denkt? Sie
würde zwischen dem Aufenthalt bei ihrem Vater und dem beim
Banquier zu wählen haben, und was man mir erzählt, bewegt mich
zu glauben, daß sie ihr jetziges Leben vorziehen wird."

"Daß sie meine Schwiegermutter werden wollte? Was wir für
närrisches Zeug ersinnen!" Damit unterbrach er das Gespräch. Er
nahm den Arm des Assessors. "Komm, laß uns zu den Mädchen
zurückkehren."

Als die Beiden sich näherten, fuhr Marie in die Höhe, nahm
die Hand ihres Bräutigams und führte ihn zu dem Stuhl, welcher
neben dem ihrigen war.

"Wir sind sehr ernsthaft", sagte sie; "wir haben eine lange Be-
rathung gepflogen". Und dabei lachte sie hell auf.

"Wie viel Minuten lang?" fragte der Assessor sich setzend, und
zog seine Uhr hervor. Seine Braut zwang ihn durch einen Schlag
mit dem Fächer zur Ruhe.

"Nein, Marie, sage nichts", bat Helene und erröthete.

"Doch, ich muß es berichten", sagte Marie eifrig. "Das Beste
wäre für Helene, sie könnte sich verheirathen. Meinst Du nicht,
Ludwig?"

"Ja, ich meine auch, es wäre das Beste", sprach die Braut des
Assessors und sah diesen dabei an.

[Ende Spaltensatz]
Sonntags=Blatt
für
Jedermann aus dem Volke.
Nr. 22. — 1868.Ernst Dohm.Am 31. Mai.


Erscheint jeden Sonntag. Preis bei allen Postämtern vierteljährlich 9 Sgr., bei allen Buchhandlungen und Zeitungs=Spediteuren vierteljährlich 9 Sgr., wöchentlich 9 Pf. frei ins Haus.
Beim Selbstabholen aus der Expedition des Sonntags=Blattes ( Taubenstraße Nr. 27 ) kostet die Nummer nur 6 Pf.



Zwei Väter.
( Fortsetzung. )
[Beginn Spaltensatz]

Als man eine Zeit lang gesessen hatte und die Mädchen einander
plaudernd ihre großen und kleinen Mittheilungen machten, stand
der Assessor auf und erklärte, im Garten promeniren zu wollen.
Ludwig begleitete ihn. Der Assessor rauchte seine Cigarre mit
vielem Gleichmuth, und erst nachdem sie ein Stück gegangen waren,
drehte er sich nach dem hinter ihm hergehenden Doktor um und nickte
beifällig mit dem Kopf.

„Es ist ein hübsches Mädchen, die Helene“, sprach er und betrachtete
seine Cigarre sehr sorgfältig. „Sie hat ein bedeutendes Gesicht.“

„Sie hat sich wunderbar schnell hier erholt“, sagte Ludwig leb-
haft. „Oder vielmehr sie hat sich recht entwickelt. Vorher kann sie
in jener trüben Atmosphäre unmöglich so ausgesehen haben. Jch habe
meine rechte Freude daran.“

„Ja, Du hast eine gelungene Kur gemacht“, versetzte der Assessor
weiter gehend. „Wie lange wird sie noch bei Euch bleiben?“

„Jch habe nicht darüber zu bestimmen“, meinte Ludwig; „aber
wir Alle würden sie ungern vermissen.“

„Jch glaube es wohl, Freund; sie hat in ihrer Art, zu sprechen,
und in ihrem ganzen Wesen etwas überaus Anziehendes“.

Der Assessor war stehen geblieben, hatte sich umgewandt und
sah träumerisch vor sich hin.

„Freund“, rief Ludwig lachend und schüttelte den Assessor am
Arm, „was soll das heißen? Willst Du etwa —“

„Beruhige Dich“, sprach der Assessor in seinem gewöhnlichen
ruhigen Ton, „ich denke nur nach, und es kommen mir dabei mancherlei
Gedanken. Jch für meine Person bin ganz und gar nicht gesonnen,
mich auf Abwege führen zu lassen.“

„Glaubst Du vielleicht, daß ich zu dergleichen geneigt wäre?“
fragte Ludwig zögernd.

„Ein solches Mädchen, wie Helene ist, hinterläßt immer einen
Eindruck“, meinte der Assessor ausweichend.

„Gewiß, das gebe ich Dir zu, um so mehr, als ich ihre
traurigen Verhältnisse kenne. Aber weiter gehe ich auch nicht. Jch
empfinde eben ein lebhaftes Jnteresse für ihr Schicksal. Aber“, er
zögerte, „woran willst Du dies bemerkt haben? Jch dächte doch, mein
Benehmen ihr gegenüber sei nicht auffallend.“

[unleserliches Material – 11 Zeichen fehlen]Reflexionen, weiter nichts, Freund; allgemeine Abstraktionen!“

Der Assessor wandte sich zum weiteren Spaziergang.

„Halt, antworte mir offen“, begann Ludwig eifrig; „ich will
wissen, was Dich zu dieser Jnterpellation veranlaßt. Darf man denn
bei Euch nicht irgend ein menschliches Gefühl walten lassen, ohne daß
man sogleich in Verdacht kommt?

„Mein Bester“ — der Assessor wurde sehr phlegmatisch — „ich sehe
die Sache vom Standpunkt der Ueberlegung an, und das ist ein
sehr richtiger Standpunkt. Jch sage mir: hier steht ein junges
Mädchen mitten inne zwischen einem jungen Brautpaar, welches mehr
der Zufall, als eine tiefe Neigung zusammengeführt hat. Still, Freund“,
dabei machte er eine abweisende Geberde gegen Ludwig, der ihm ins
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mich nicht. Deine Braut ist gewiß sehr anziehend; Du weißt, daß ich,
oder vielmehr meine Braut, die beste Meinung von ihr hege, und das
will bei Frauenzimmern viel sagen, ich kenne das. Aber ihr fehlt
doch der Nimbus, welcher Helene umgiebt. Häusliches Unglück,
Krankheit, glückliche Genesung, reizende Dankbarkeit, schönes Gesicht,
stattliches Aufblühen —“ der Assessor zählte an den Fingern diese
[Spaltenumbruch] Dinge ab und wollte weiter fortfahren, aber Ludwig fiel ihm
ins Wort:

„Jst Alles nicht genug, um mich meine Pflicht vergessen zu
machen. Und dabei übersiehst Du noch ein Anderes — jetzt bitte ich
Dich, mich ausreden zu lassen. Helene besitzt ein Zartgefühl, wie es
nur ein Weib haben kann. Sie fühlt, daß ihre Anwesenheit auf
unser Verhältniß störend wirken könne, und sobald sie nur irgend zu
bemerken glaubt, daß ich mit Marie vertraulich sprechen möchte, läßt
sie uns allein. Marie selbst ist außerordentlich gerührt von dieser
Zartheit und verehrt sie um so höher.“

„Genug davon“, sprach der Assessor und schüttelte seinem Freunde
die Hand; „wenn Du selbst keine Gefahr siehst, bin ich vollständig
befriedigt. Meine Braut übrigens —“ Er stockte mit einem Mal
und schien den Satz nicht vollenden zu wollen.

„Nun, Deine Braut?“

„Ach — sie bildet sich etwas auf ihren Scharfsinn ein und glaubt
noch eine andere Möglichkeit zu sehen. Lassen wir es sein. Weiber-
geschwätz!“

Er wollte weiter gehen; Ludwig hielt ihn zurück.

„Jch sehe ebenfalls noch eine andere Möglichkeit — heut wenigstens
schien es mir so“, sprach er. „Jch möchte deßhalb die Ansicht Deiner
Braut kennen.“

„Nun, sie meint, möglicherweise — bedenke wohl, möglicherweise
könnte Dein Schwiegervater ebenfalls Neigung zu Helene fassen.“
Er sah Ludwig fragend an; dieser schwieg. „Es könnte dies un-
angenehm für Dich sein“, fuhr er fort, „weil Dir dadurch ein Theil
des Vermögens entzogen würde; aber Dein Schwiegervater besitzt so
viel, daß Du Dich darüber trösten könntest. Doch halte ich die An-
sicht meiner Braut nur für ein Hirngespinnst.“

„Jch vermuthe auch, es ist ein Hirngespinnst“ versetzte Ludwig
und zwang sich zu einem etwas scharf klingenden Lachen. „Wenigstens
würde ich kein Glück für das Mädchen darin seher, wenn sie einem
bejahrten Mann ihre Hand reichen sollte.“

„Wer weiß“, meinte der Assessor, „ob sie selbst so denkt? Sie
würde zwischen dem Aufenthalt bei ihrem Vater und dem beim
Banquier zu wählen haben, und was man mir erzählt, bewegt mich
zu glauben, daß sie ihr jetziges Leben vorziehen wird.“

„Daß sie meine Schwiegermutter werden wollte? Was wir für
närrisches Zeug ersinnen!“ Damit unterbrach er das Gespräch. Er
nahm den Arm des Assessors. „Komm, laß uns zu den Mädchen
zurückkehren.“

Als die Beiden sich näherten, fuhr Marie in die Höhe, nahm
die Hand ihres Bräutigams und führte ihn zu dem Stuhl, welcher
neben dem ihrigen war.

„Wir sind sehr ernsthaft“, sagte sie; „wir haben eine lange Be-
rathung gepflogen“. Und dabei lachte sie hell auf.

„Wie viel Minuten lang?“ fragte der Assessor sich setzend, und
zog seine Uhr hervor. Seine Braut zwang ihn durch einen Schlag
mit dem Fächer zur Ruhe.

„Nein, Marie, sage nichts“, bat Helene und erröthete.

„Doch, ich muß es berichten“, sagte Marie eifrig. „Das Beste
wäre für Helene, sie könnte sich verheirathen. Meinst Du nicht,
Ludwig?“

„Ja, ich meine auch, es wäre das Beste“, sprach die Braut des
Assessors und sah diesen dabei an.

[Ende Spaltensatz]
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[97/0001] Sonntags=Blatt für Jedermann aus dem Volke. Begründet von Otto Ruppius. Herausgegeben von Nr. 22. — 1868.Ernst Dohm.Am 31. Mai. Erscheint jeden Sonntag. Preis bei allen Postämtern vierteljährlich 9 Sgr., bei allen Buchhandlungen und Zeitungs=Spediteuren vierteljährlich 9 Sgr., wöchentlich 9 Pf. frei ins Haus. Beim Selbstabholen aus der Expedition des Sonntags=Blattes ( Taubenstraße Nr. 27 ) kostet die Nummer nur 6 Pf. Zwei Väter. ( Fortsetzung. ) Als man eine Zeit lang gesessen hatte und die Mädchen einander plaudernd ihre großen und kleinen Mittheilungen machten, stand der Assessor auf und erklärte, im Garten promeniren zu wollen. Ludwig begleitete ihn. Der Assessor rauchte seine Cigarre mit vielem Gleichmuth, und erst nachdem sie ein Stück gegangen waren, drehte er sich nach dem hinter ihm hergehenden Doktor um und nickte beifällig mit dem Kopf. „Es ist ein hübsches Mädchen, die Helene“, sprach er und betrachtete seine Cigarre sehr sorgfältig. „Sie hat ein bedeutendes Gesicht.“ „Sie hat sich wunderbar schnell hier erholt“, sagte Ludwig leb- haft. „Oder vielmehr sie hat sich recht entwickelt. Vorher kann sie in jener trüben Atmosphäre unmöglich so ausgesehen haben. Jch habe meine rechte Freude daran.“ „Ja, Du hast eine gelungene Kur gemacht“, versetzte der Assessor weiter gehend. „Wie lange wird sie noch bei Euch bleiben?“ „Jch habe nicht darüber zu bestimmen“, meinte Ludwig; „aber wir Alle würden sie ungern vermissen.“ „Jch glaube es wohl, Freund; sie hat in ihrer Art, zu sprechen, und in ihrem ganzen Wesen etwas überaus Anziehendes“. Der Assessor war stehen geblieben, hatte sich umgewandt und sah träumerisch vor sich hin. „Freund“, rief Ludwig lachend und schüttelte den Assessor am Arm, „was soll das heißen? Willst Du etwa —“ „Beruhige Dich“, sprach der Assessor in seinem gewöhnlichen ruhigen Ton, „ich denke nur nach, und es kommen mir dabei mancherlei Gedanken. Jch für meine Person bin ganz und gar nicht gesonnen, mich auf Abwege führen zu lassen.“ „Glaubst Du vielleicht, daß ich zu dergleichen geneigt wäre?“ fragte Ludwig zögernd. „Ein solches Mädchen, wie Helene ist, hinterläßt immer einen Eindruck“, meinte der Assessor ausweichend. „Gewiß, das gebe ich Dir zu, um so mehr, als ich ihre traurigen Verhältnisse kenne. Aber weiter gehe ich auch nicht. Jch empfinde eben ein lebhaftes Jnteresse für ihr Schicksal. Aber“, er zögerte, „woran willst Du dies bemerkt haben? Jch dächte doch, mein Benehmen ihr gegenüber sei nicht auffallend.“ „ ___________Reflexionen, weiter nichts, Freund; allgemeine Abstraktionen!“ Der Assessor wandte sich zum weiteren Spaziergang. „Halt, antworte mir offen“, begann Ludwig eifrig; „ich will wissen, was Dich zu dieser Jnterpellation veranlaßt. Darf man denn bei Euch nicht irgend ein menschliches Gefühl walten lassen, ohne daß man sogleich in Verdacht kommt? „Mein Bester“ — der Assessor wurde sehr phlegmatisch — „ich sehe die Sache vom Standpunkt der Ueberlegung an, und das ist ein sehr richtiger Standpunkt. Jch sage mir: hier steht ein junges Mädchen mitten inne zwischen einem jungen Brautpaar, welches mehr der Zufall, als eine tiefe Neigung zusammengeführt hat. Still, Freund“, dabei machte er eine abweisende Geberde gegen Ludwig, der ihm ins Wort fallen wollte, „ich bin in der Auseinandersetzung begriffen, störe mich nicht. Deine Braut ist gewiß sehr anziehend; Du weißt, daß ich, oder vielmehr meine Braut, die beste Meinung von ihr hege, und das will bei Frauenzimmern viel sagen, ich kenne das. Aber ihr fehlt doch der Nimbus, welcher Helene umgiebt. Häusliches Unglück, Krankheit, glückliche Genesung, reizende Dankbarkeit, schönes Gesicht, stattliches Aufblühen —“ der Assessor zählte an den Fingern diese Dinge ab und wollte weiter fortfahren, aber Ludwig fiel ihm ins Wort: „Jst Alles nicht genug, um mich meine Pflicht vergessen zu machen. Und dabei übersiehst Du noch ein Anderes — jetzt bitte ich Dich, mich ausreden zu lassen. Helene besitzt ein Zartgefühl, wie es nur ein Weib haben kann. Sie fühlt, daß ihre Anwesenheit auf unser Verhältniß störend wirken könne, und sobald sie nur irgend zu bemerken glaubt, daß ich mit Marie vertraulich sprechen möchte, läßt sie uns allein. Marie selbst ist außerordentlich gerührt von dieser Zartheit und verehrt sie um so höher.“ „Genug davon“, sprach der Assessor und schüttelte seinem Freunde die Hand; „wenn Du selbst keine Gefahr siehst, bin ich vollständig befriedigt. Meine Braut übrigens —“ Er stockte mit einem Mal und schien den Satz nicht vollenden zu wollen. „Nun, Deine Braut?“ „Ach — sie bildet sich etwas auf ihren Scharfsinn ein und glaubt noch eine andere Möglichkeit zu sehen. Lassen wir es sein. Weiber- geschwätz!“ Er wollte weiter gehen; Ludwig hielt ihn zurück. „Jch sehe ebenfalls noch eine andere Möglichkeit — heut wenigstens schien es mir so“, sprach er. „Jch möchte deßhalb die Ansicht Deiner Braut kennen.“ „Nun, sie meint, möglicherweise — bedenke wohl, möglicherweise könnte Dein Schwiegervater ebenfalls Neigung zu Helene fassen.“ Er sah Ludwig fragend an; dieser schwieg. „Es könnte dies un- angenehm für Dich sein“, fuhr er fort, „weil Dir dadurch ein Theil des Vermögens entzogen würde; aber Dein Schwiegervater besitzt so viel, daß Du Dich darüber trösten könntest. Doch halte ich die An- sicht meiner Braut nur für ein Hirngespinnst.“ „Jch vermuthe auch, es ist ein Hirngespinnst“ versetzte Ludwig und zwang sich zu einem etwas scharf klingenden Lachen. „Wenigstens würde ich kein Glück für das Mädchen darin seher, wenn sie einem bejahrten Mann ihre Hand reichen sollte.“ „Wer weiß“, meinte der Assessor, „ob sie selbst so denkt? Sie würde zwischen dem Aufenthalt bei ihrem Vater und dem beim Banquier zu wählen haben, und was man mir erzählt, bewegt mich zu glauben, daß sie ihr jetziges Leben vorziehen wird.“ „Daß sie meine Schwiegermutter werden wollte? Was wir für närrisches Zeug ersinnen!“ Damit unterbrach er das Gespräch. Er nahm den Arm des Assessors. „Komm, laß uns zu den Mädchen zurückkehren.“ Als die Beiden sich näherten, fuhr Marie in die Höhe, nahm die Hand ihres Bräutigams und führte ihn zu dem Stuhl, welcher neben dem ihrigen war. „Wir sind sehr ernsthaft“, sagte sie; „wir haben eine lange Be- rathung gepflogen“. Und dabei lachte sie hell auf. „Wie viel Minuten lang?“ fragte der Assessor sich setzend, und zog seine Uhr hervor. Seine Braut zwang ihn durch einen Schlag mit dem Fächer zur Ruhe. „Nein, Marie, sage nichts“, bat Helene und erröthete. „Doch, ich muß es berichten“, sagte Marie eifrig. „Das Beste wäre für Helene, sie könnte sich verheirathen. Meinst Du nicht, Ludwig?“ „Ja, ich meine auch, es wäre das Beste“, sprach die Braut des Assessors und sah diesen dabei an.

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Zitationshilfe: Sonntags-Blatt. Nr. 22. Berlin, 31. Mai 1868, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_sonntagsblatt22_1868/1>, abgerufen am 15.05.2024.