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Social-politische Blätter. 2. Jahrgang, 12. Lieferung, Nr. 1. Berlin, 5. Dezember 1874.

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Zur Unterhaltung und Belehrung. 332
[Beginn Spaltensatz]
Heldentod Florian Geyer's.
( Hierzu die Jllustration. )

Eine alte Volksweissagung, die seit längeren Jahren in
Deutschland umlief, hieß: Wer im 1523sten Jahre nicht stirbt,
im 1524sten nicht im Wasser verdirbt und 1525 nicht wird er-
schlagen, der mag wohl von Wundern sagen. -- Und diese Weis-
sagung erfüllte sich. Allenthalben durch ganz Deutschland schlug
im Frühjahr 1525 die Flamme der Empörung in die Höhe, und
die tausendfach gedrückten Bauern griffen zu ihrer alten Wehr
und Waffe, um Adel und Pfaffenthum abzuthun und die gött-
liche Gerechtigkeit zu handhaben, d. h. die Rechte des Menschen
und Christen, wie sie das neue Testament feststellt, mit Gewalt
einzuführen und die Welt nach den Anforderungen und Einrich-
tungen des Christenthums zu verändern. Jn einzelnen Haufen,
die oft vier= bis sechstausend Mann und noch mehr zählten, tra-
ten sie unter selbstgewählten Hauptleuten zusammen und began-
nen fast gleichzeitig, meistens auf allgemeine Verabredung, den
Kampf. Je nach ihren Standquartieren oder nach der Haupt-
masse, welche die Haufen bildeten, führten sie ihre Namen; so
der oberallgäuische Haufen, welcher alle Bauernschaften des obern
Allgäus umfaßte, der Seehaufen am Bodensee, der unterallgäuer
im untern Allgän, der Baltringer Haufen im Ried bei Baltrin-
gen, der Gaildorfer Haufen, nach Gaildorf, der kleinen Residenz
der Schenken von Limpurg benannt, der helle ( ganze, vereinigte )
Haufen Odenwalds und Neckarthals, der Altdorfer, Fuldaische,
Orenbacher Haufen u. a. m. Der letztgenannte war, zweitausend
Mann stark, Ende März 1525 aus dem Lager von Reichards-
rode seitwärts nach dem Taubergrund gezogen, hatte sich hier
mit den Odenwäldern vereinigt, verschiedene andere Haufen an
sich gezogen, und führte fortan den Namen des evangelischen
Heeres.

Als die Orenbacher Bauernhaufen nach dem Schüpfer
Grunde, einem Thale des Oodenwaldes, zogen, fanden sie unter-
wegs einen tüchtigen Anführer. Sie kamen nicht weit von der
starken Burg Giebelstadt vorüber, die dem alten Geschlechte der
Geyer von Geyersberg gehörte. Einer dieses Geschlechts legte,
wie einst Graf Rudolph von Werdenberg unter den Appenzellern,
den Rittermantel ab und trat zu den Bauern, freiwillig, als ihr
Bruder. Es war Florian Geyer, der schönste Held des
ganzen Kampfes.

Sein Schicksal hat nur wenige Züge von ihm in die Ge-
schichte übergehen lassen; aber diese wenigen reichen zu, seine Ge-
stalt zu beleuchten. Es war viel von dem Geiste des edlen
Ulrich von Hutten in ihm, die neue Zeit hatte ihn ergriffen mit
ihren socialen und politischen Trieben, er gehörte nicht mehr
seinem Stand, er gehörte dem Volke, der Freiheit an. Was er
vorher war und trieb, liegt im Dunkeln. Daß er in Kriegs-
diensten seine Jugend verlebt hatte, erfahren wir daraus, daß er
einer von denen war, welche Götz von Berlichingen in den
Diensten des schwäbischen Bundes zu Möckmühl gefangen nahmen.
War Florian eine Zeit lang vielleicht Hauptmann von Lands-
knechtssähnlein? Sein Haufen unterscheidet sich wesentlich von
den andern durch kriegerische Haltung und Uebung; man sieht,
es ist eine Kriegsschaar, dieser "schwarze Haufe" unter Florian,
wie er sich selbst nannte, und Herr Florian war auch stolz auf
seine schwarze Schaar und sprach von den Odenwäldern als
"einem abenteuerlichen Volk." Daß er bei der Sickingen'schen
Unternehmung war, und unter den geächteten fränkischen Rittern,
ist fast gewiß.

Der Graf von Helfenstein, Obervogt auf dem alten
Welfenschlosse Weinsberg, hatte von Stuttgart und den Rä-
then des schwäbischen Bundes Auftrag und Mannschaften erhal-
ten, dem Eindringen der Odenwälder Bauern sich entgegen zu
stellen. Kaum auf Weinsberg wieder angekommen, schrieb er
aber an die Regierung zurück, daß er mit seinen wenigen Leu-
ten dem mit etwa sechstausend Mann eindringenden Bauern-
haufen aus dem Odenwald und Hohenlohischen in die Länge
nicht werde widerstehen können.

[Spaltenumbruch]

Schon als Graf von Helfenstein mit seinen anderen Rittern
von Stuttgart nach Weinsberg hinabritt, hatten sie alle Bauern,
die ihnen unterwegs begegneten, aufgegriffen und erwürgt. Bei
seiner Ankunft im Weinsberger Thale fand der Graf, daß be-
reits, mit Ausnahme von Eberstadt, alle Dörfer des Amtes dem
hellen Haufen zugefallen waren. Als die Bauern von Lichten-
stern auf Neckarsulm zogen, am Charfreitag, 14. April ( 1525 ) ,
forderten sie Weinsberg und die Ritter darin auf, in ihre christ-
liche Brüderschaft zu treten. Während der Graf mit den Bauern
unterhandelte, um Zeit zu gewinnen, bis die erwartete Hülfe
von Stuttgart käme, unterließ er es dennoch nicht, mit seinen
Reitern den ganzen Tag über ob den Bauern zu halten, und
ihnen Abbruch zu thun, so viel ihm immer möglich war. Er
that sich aus Weinsberg, fiel hinten in den Haufen in den Nach-
trab, erstach und beschädigte ihnen Viele, wodurch der Haufen
der versammelten Bauernschaft erzürnt und bewegt wurde.

Zugleich kam Botschaft von der Donau, wie der Truchseß
( Georg von Waldburg, oberster Hauptmann des schwäbischen
Bundes ) senge und brenne und gegen die gefangenen Bauern
blutig verfahre, von der Hinrichtung des Bauernhauptmanns,
Meister Jakob Wehe's, zu Leipheim, von dem Blutbad, das er
die Donau hinauf unter ihren Brüdern angerichtet habe, von
dem übermüthigen Blutdurst, den er überall gegen die Bauern
zeige. Nicht abschreckend, sondern zur Wuth reizend wirkte die
Sage von den siebentausend bei Wurzach Ermordeten, welche
die Herren mit absichtlicher Uebertreibung ausstreuten, als ab-
schreckende Siegesbotschaft. Die Haupleute der Bauern betrach-
teten ihre Sache selbstredend als einen gerechten Volkskrieg,
sie wollten auf den Kriegsfuß behandelt sein, nach Kriegsrecht
und Art. Weder der Truchseß, noch der Graf von Helfen-
stein, der während der Unterhandlungen ihre Brüder niederstach,
achteten das Kriegsrecht gegen sie, die Bauern. Es schien nö-
thig, die Herren dazu zu zwingen, zu zwingen durch Repressalien,
die zugleich eine Blutrache für den frommen Wehe, für die hin-
gerichteten Hauptleute ihrer Brüder zu Leipheim und Langenan,
für die Hingeschlachteten zu Wurzach, für die so eben auf dem
Zug durch's Weinsberger Thal während des Unterhandelns Er-
stochenen wären.

Es war Verhängniß, daß Graf Ludwig von Helfenstein und
Dietrich von Weiler, der Obervogt von Bottwar, der mit ihm
in Weinsberg befehligte, diese Blutrache selbst auf sich herbei-
ziehen sollten.

Wir übergehen hier die Unterhandlungen zwischen den Füh-
rern der Bauernschaft und dem Obervogt und dem Bürger-
meister von Weinsberg, welche letztere nur verächtliche Antworten
ertheilten. Das Eine mag hier noch bemerkt werden, daß auf
Dietrich von Weiler's Befehl auf die Abgesandten der Bauern,
die vor dem Thorhause von Weinsberg wegen einer Unterhand-
lung erschienen waren, gefeuert und einer derselben schwer ver-
wundet wurde.

( Fortsetzung folgt. )



Album der Poesie.
Zwei Verse.
Aus Heine's Tannhäuser.
Zu Celle im Zuchthaus sah ich nur
Hannoveraner. -- O Deutsche
Uns fehlt ein Nationalzuchthaus
Und eine gemeinsame Peitsche.
Zu Hamburg, in der guten Stadt
Wohnt mancher schlechte Geselle;
Und als ich auf die Börse kam,
Jch glaubte, ich wär' noch in Celle
[Ende Spaltensatz]

Jnhalt der 12. Lieferung. Nr. 1. 1. Christoph Columbus. -- 2. Die Reise nach Jkarien. ( Roman von Cabet. ) -- 3. Heldentod Florian
Geyer's. ( Mit Jllustration. ) -- 4. Album der Poesie.



Druck und Verlag von C. Jhring's Nfgr. in Berlin, Dresdenerstraße 84. -- Verantwortlich für die Redaction: A. Küster in Berlin.

Zur Unterhaltung und Belehrung. 332
[Beginn Spaltensatz]
Heldentod Florian Geyer's.
( Hierzu die Jllustration. )

Eine alte Volksweissagung, die seit längeren Jahren in
Deutschland umlief, hieß: Wer im 1523sten Jahre nicht stirbt,
im 1524sten nicht im Wasser verdirbt und 1525 nicht wird er-
schlagen, der mag wohl von Wundern sagen. — Und diese Weis-
sagung erfüllte sich. Allenthalben durch ganz Deutschland schlug
im Frühjahr 1525 die Flamme der Empörung in die Höhe, und
die tausendfach gedrückten Bauern griffen zu ihrer alten Wehr
und Waffe, um Adel und Pfaffenthum abzuthun und die gött-
liche Gerechtigkeit zu handhaben, d. h. die Rechte des Menschen
und Christen, wie sie das neue Testament feststellt, mit Gewalt
einzuführen und die Welt nach den Anforderungen und Einrich-
tungen des Christenthums zu verändern. Jn einzelnen Haufen,
die oft vier= bis sechstausend Mann und noch mehr zählten, tra-
ten sie unter selbstgewählten Hauptleuten zusammen und began-
nen fast gleichzeitig, meistens auf allgemeine Verabredung, den
Kampf. Je nach ihren Standquartieren oder nach der Haupt-
masse, welche die Haufen bildeten, führten sie ihre Namen; so
der oberallgäuische Haufen, welcher alle Bauernschaften des obern
Allgäus umfaßte, der Seehaufen am Bodensee, der unterallgäuer
im untern Allgän, der Baltringer Haufen im Ried bei Baltrin-
gen, der Gaildorfer Haufen, nach Gaildorf, der kleinen Residenz
der Schenken von Limpurg benannt, der helle ( ganze, vereinigte )
Haufen Odenwalds und Neckarthals, der Altdorfer, Fuldaische,
Orenbacher Haufen u. a. m. Der letztgenannte war, zweitausend
Mann stark, Ende März 1525 aus dem Lager von Reichards-
rode seitwärts nach dem Taubergrund gezogen, hatte sich hier
mit den Odenwäldern vereinigt, verschiedene andere Haufen an
sich gezogen, und führte fortan den Namen des evangelischen
Heeres.

Als die Orenbacher Bauernhaufen nach dem Schüpfer
Grunde, einem Thale des Oodenwaldes, zogen, fanden sie unter-
wegs einen tüchtigen Anführer. Sie kamen nicht weit von der
starken Burg Giebelstadt vorüber, die dem alten Geschlechte der
Geyer von Geyersberg gehörte. Einer dieses Geschlechts legte,
wie einst Graf Rudolph von Werdenberg unter den Appenzellern,
den Rittermantel ab und trat zu den Bauern, freiwillig, als ihr
Bruder. Es war Florian Geyer, der schönste Held des
ganzen Kampfes.

Sein Schicksal hat nur wenige Züge von ihm in die Ge-
schichte übergehen lassen; aber diese wenigen reichen zu, seine Ge-
stalt zu beleuchten. Es war viel von dem Geiste des edlen
Ulrich von Hutten in ihm, die neue Zeit hatte ihn ergriffen mit
ihren socialen und politischen Trieben, er gehörte nicht mehr
seinem Stand, er gehörte dem Volke, der Freiheit an. Was er
vorher war und trieb, liegt im Dunkeln. Daß er in Kriegs-
diensten seine Jugend verlebt hatte, erfahren wir daraus, daß er
einer von denen war, welche Götz von Berlichingen in den
Diensten des schwäbischen Bundes zu Möckmühl gefangen nahmen.
War Florian eine Zeit lang vielleicht Hauptmann von Lands-
knechtssähnlein? Sein Haufen unterscheidet sich wesentlich von
den andern durch kriegerische Haltung und Uebung; man sieht,
es ist eine Kriegsschaar, dieser „schwarze Haufe“ unter Florian,
wie er sich selbst nannte, und Herr Florian war auch stolz auf
seine schwarze Schaar und sprach von den Odenwäldern als
„einem abenteuerlichen Volk.“ Daß er bei der Sickingen'schen
Unternehmung war, und unter den geächteten fränkischen Rittern,
ist fast gewiß.

Der Graf von Helfenstein, Obervogt auf dem alten
Welfenschlosse Weinsberg, hatte von Stuttgart und den Rä-
then des schwäbischen Bundes Auftrag und Mannschaften erhal-
ten, dem Eindringen der Odenwälder Bauern sich entgegen zu
stellen. Kaum auf Weinsberg wieder angekommen, schrieb er
aber an die Regierung zurück, daß er mit seinen wenigen Leu-
ten dem mit etwa sechstausend Mann eindringenden Bauern-
haufen aus dem Odenwald und Hohenlohischen in die Länge
nicht werde widerstehen können.

[Spaltenumbruch]

Schon als Graf von Helfenstein mit seinen anderen Rittern
von Stuttgart nach Weinsberg hinabritt, hatten sie alle Bauern,
die ihnen unterwegs begegneten, aufgegriffen und erwürgt. Bei
seiner Ankunft im Weinsberger Thale fand der Graf, daß be-
reits, mit Ausnahme von Eberstadt, alle Dörfer des Amtes dem
hellen Haufen zugefallen waren. Als die Bauern von Lichten-
stern auf Neckarsulm zogen, am Charfreitag, 14. April ( 1525 ) ,
forderten sie Weinsberg und die Ritter darin auf, in ihre christ-
liche Brüderschaft zu treten. Während der Graf mit den Bauern
unterhandelte, um Zeit zu gewinnen, bis die erwartete Hülfe
von Stuttgart käme, unterließ er es dennoch nicht, mit seinen
Reitern den ganzen Tag über ob den Bauern zu halten, und
ihnen Abbruch zu thun, so viel ihm immer möglich war. Er
that sich aus Weinsberg, fiel hinten in den Haufen in den Nach-
trab, erstach und beschädigte ihnen Viele, wodurch der Haufen
der versammelten Bauernschaft erzürnt und bewegt wurde.

Zugleich kam Botschaft von der Donau, wie der Truchseß
( Georg von Waldburg, oberster Hauptmann des schwäbischen
Bundes ) senge und brenne und gegen die gefangenen Bauern
blutig verfahre, von der Hinrichtung des Bauernhauptmanns,
Meister Jakob Wehe's, zu Leipheim, von dem Blutbad, das er
die Donau hinauf unter ihren Brüdern angerichtet habe, von
dem übermüthigen Blutdurst, den er überall gegen die Bauern
zeige. Nicht abschreckend, sondern zur Wuth reizend wirkte die
Sage von den siebentausend bei Wurzach Ermordeten, welche
die Herren mit absichtlicher Uebertreibung ausstreuten, als ab-
schreckende Siegesbotschaft. Die Haupleute der Bauern betrach-
teten ihre Sache selbstredend als einen gerechten Volkskrieg,
sie wollten auf den Kriegsfuß behandelt sein, nach Kriegsrecht
und Art. Weder der Truchseß, noch der Graf von Helfen-
stein, der während der Unterhandlungen ihre Brüder niederstach,
achteten das Kriegsrecht gegen sie, die Bauern. Es schien nö-
thig, die Herren dazu zu zwingen, zu zwingen durch Repressalien,
die zugleich eine Blutrache für den frommen Wehe, für die hin-
gerichteten Hauptleute ihrer Brüder zu Leipheim und Langenan,
für die Hingeschlachteten zu Wurzach, für die so eben auf dem
Zug durch's Weinsberger Thal während des Unterhandelns Er-
stochenen wären.

Es war Verhängniß, daß Graf Ludwig von Helfenstein und
Dietrich von Weiler, der Obervogt von Bottwar, der mit ihm
in Weinsberg befehligte, diese Blutrache selbst auf sich herbei-
ziehen sollten.

Wir übergehen hier die Unterhandlungen zwischen den Füh-
rern der Bauernschaft und dem Obervogt und dem Bürger-
meister von Weinsberg, welche letztere nur verächtliche Antworten
ertheilten. Das Eine mag hier noch bemerkt werden, daß auf
Dietrich von Weiler's Befehl auf die Abgesandten der Bauern,
die vor dem Thorhause von Weinsberg wegen einer Unterhand-
lung erschienen waren, gefeuert und einer derselben schwer ver-
wundet wurde.

( Fortsetzung folgt. )



Album der Poesie.
Zwei Verse.
Aus Heine's Tannhäuser.
Zu Celle im Zuchthaus sah ich nur
Hannoveraner. — O Deutsche
Uns fehlt ein Nationalzuchthaus
Und eine gemeinsame Peitsche.
Zu Hamburg, in der guten Stadt
Wohnt mancher schlechte Geselle;
Und als ich auf die Börse kam,
Jch glaubte, ich wär' noch in Celle
[Ende Spaltensatz]

Jnhalt der 12. Lieferung. Nr. 1. 1. Christoph Columbus. — 2. Die Reise nach Jkarien. ( Roman von Cabet. ) — 3. Heldentod Florian
Geyer's. ( Mit Jllustration. ) — 4. Album der Poesie.



Druck und Verlag von C. Jhring's Nfgr. in Berlin, Dresdenerstraße 84. — Verantwortlich für die Redaction: A. Küster in Berlin.

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[332/0008] Zur Unterhaltung und Belehrung. 332 Heldentod Florian Geyer's. ( Hierzu die Jllustration. ) Eine alte Volksweissagung, die seit längeren Jahren in Deutschland umlief, hieß: Wer im 1523sten Jahre nicht stirbt, im 1524sten nicht im Wasser verdirbt und 1525 nicht wird er- schlagen, der mag wohl von Wundern sagen. — Und diese Weis- sagung erfüllte sich. Allenthalben durch ganz Deutschland schlug im Frühjahr 1525 die Flamme der Empörung in die Höhe, und die tausendfach gedrückten Bauern griffen zu ihrer alten Wehr und Waffe, um Adel und Pfaffenthum abzuthun und die gött- liche Gerechtigkeit zu handhaben, d. h. die Rechte des Menschen und Christen, wie sie das neue Testament feststellt, mit Gewalt einzuführen und die Welt nach den Anforderungen und Einrich- tungen des Christenthums zu verändern. Jn einzelnen Haufen, die oft vier= bis sechstausend Mann und noch mehr zählten, tra- ten sie unter selbstgewählten Hauptleuten zusammen und began- nen fast gleichzeitig, meistens auf allgemeine Verabredung, den Kampf. Je nach ihren Standquartieren oder nach der Haupt- masse, welche die Haufen bildeten, führten sie ihre Namen; so der oberallgäuische Haufen, welcher alle Bauernschaften des obern Allgäus umfaßte, der Seehaufen am Bodensee, der unterallgäuer im untern Allgän, der Baltringer Haufen im Ried bei Baltrin- gen, der Gaildorfer Haufen, nach Gaildorf, der kleinen Residenz der Schenken von Limpurg benannt, der helle ( ganze, vereinigte ) Haufen Odenwalds und Neckarthals, der Altdorfer, Fuldaische, Orenbacher Haufen u. a. m. Der letztgenannte war, zweitausend Mann stark, Ende März 1525 aus dem Lager von Reichards- rode seitwärts nach dem Taubergrund gezogen, hatte sich hier mit den Odenwäldern vereinigt, verschiedene andere Haufen an sich gezogen, und führte fortan den Namen des evangelischen Heeres. Als die Orenbacher Bauernhaufen nach dem Schüpfer Grunde, einem Thale des Oodenwaldes, zogen, fanden sie unter- wegs einen tüchtigen Anführer. Sie kamen nicht weit von der starken Burg Giebelstadt vorüber, die dem alten Geschlechte der Geyer von Geyersberg gehörte. Einer dieses Geschlechts legte, wie einst Graf Rudolph von Werdenberg unter den Appenzellern, den Rittermantel ab und trat zu den Bauern, freiwillig, als ihr Bruder. Es war Florian Geyer, der schönste Held des ganzen Kampfes. Sein Schicksal hat nur wenige Züge von ihm in die Ge- schichte übergehen lassen; aber diese wenigen reichen zu, seine Ge- stalt zu beleuchten. Es war viel von dem Geiste des edlen Ulrich von Hutten in ihm, die neue Zeit hatte ihn ergriffen mit ihren socialen und politischen Trieben, er gehörte nicht mehr seinem Stand, er gehörte dem Volke, der Freiheit an. Was er vorher war und trieb, liegt im Dunkeln. Daß er in Kriegs- diensten seine Jugend verlebt hatte, erfahren wir daraus, daß er einer von denen war, welche Götz von Berlichingen in den Diensten des schwäbischen Bundes zu Möckmühl gefangen nahmen. War Florian eine Zeit lang vielleicht Hauptmann von Lands- knechtssähnlein? Sein Haufen unterscheidet sich wesentlich von den andern durch kriegerische Haltung und Uebung; man sieht, es ist eine Kriegsschaar, dieser „schwarze Haufe“ unter Florian, wie er sich selbst nannte, und Herr Florian war auch stolz auf seine schwarze Schaar und sprach von den Odenwäldern als „einem abenteuerlichen Volk.“ Daß er bei der Sickingen'schen Unternehmung war, und unter den geächteten fränkischen Rittern, ist fast gewiß. Der Graf von Helfenstein, Obervogt auf dem alten Welfenschlosse Weinsberg, hatte von Stuttgart und den Rä- then des schwäbischen Bundes Auftrag und Mannschaften erhal- ten, dem Eindringen der Odenwälder Bauern sich entgegen zu stellen. Kaum auf Weinsberg wieder angekommen, schrieb er aber an die Regierung zurück, daß er mit seinen wenigen Leu- ten dem mit etwa sechstausend Mann eindringenden Bauern- haufen aus dem Odenwald und Hohenlohischen in die Länge nicht werde widerstehen können. Schon als Graf von Helfenstein mit seinen anderen Rittern von Stuttgart nach Weinsberg hinabritt, hatten sie alle Bauern, die ihnen unterwegs begegneten, aufgegriffen und erwürgt. Bei seiner Ankunft im Weinsberger Thale fand der Graf, daß be- reits, mit Ausnahme von Eberstadt, alle Dörfer des Amtes dem hellen Haufen zugefallen waren. Als die Bauern von Lichten- stern auf Neckarsulm zogen, am Charfreitag, 14. April ( 1525 ) , forderten sie Weinsberg und die Ritter darin auf, in ihre christ- liche Brüderschaft zu treten. Während der Graf mit den Bauern unterhandelte, um Zeit zu gewinnen, bis die erwartete Hülfe von Stuttgart käme, unterließ er es dennoch nicht, mit seinen Reitern den ganzen Tag über ob den Bauern zu halten, und ihnen Abbruch zu thun, so viel ihm immer möglich war. Er that sich aus Weinsberg, fiel hinten in den Haufen in den Nach- trab, erstach und beschädigte ihnen Viele, wodurch der Haufen der versammelten Bauernschaft erzürnt und bewegt wurde. Zugleich kam Botschaft von der Donau, wie der Truchseß ( Georg von Waldburg, oberster Hauptmann des schwäbischen Bundes ) senge und brenne und gegen die gefangenen Bauern blutig verfahre, von der Hinrichtung des Bauernhauptmanns, Meister Jakob Wehe's, zu Leipheim, von dem Blutbad, das er die Donau hinauf unter ihren Brüdern angerichtet habe, von dem übermüthigen Blutdurst, den er überall gegen die Bauern zeige. Nicht abschreckend, sondern zur Wuth reizend wirkte die Sage von den siebentausend bei Wurzach Ermordeten, welche die Herren mit absichtlicher Uebertreibung ausstreuten, als ab- schreckende Siegesbotschaft. Die Haupleute der Bauern betrach- teten ihre Sache selbstredend als einen gerechten Volkskrieg, sie wollten auf den Kriegsfuß behandelt sein, nach Kriegsrecht und Art. Weder der Truchseß, noch der Graf von Helfen- stein, der während der Unterhandlungen ihre Brüder niederstach, achteten das Kriegsrecht gegen sie, die Bauern. Es schien nö- thig, die Herren dazu zu zwingen, zu zwingen durch Repressalien, die zugleich eine Blutrache für den frommen Wehe, für die hin- gerichteten Hauptleute ihrer Brüder zu Leipheim und Langenan, für die Hingeschlachteten zu Wurzach, für die so eben auf dem Zug durch's Weinsberger Thal während des Unterhandelns Er- stochenen wären. Es war Verhängniß, daß Graf Ludwig von Helfenstein und Dietrich von Weiler, der Obervogt von Bottwar, der mit ihm in Weinsberg befehligte, diese Blutrache selbst auf sich herbei- ziehen sollten. Wir übergehen hier die Unterhandlungen zwischen den Füh- rern der Bauernschaft und dem Obervogt und dem Bürger- meister von Weinsberg, welche letztere nur verächtliche Antworten ertheilten. Das Eine mag hier noch bemerkt werden, daß auf Dietrich von Weiler's Befehl auf die Abgesandten der Bauern, die vor dem Thorhause von Weinsberg wegen einer Unterhand- lung erschienen waren, gefeuert und einer derselben schwer ver- wundet wurde. ( Fortsetzung folgt. ) Album der Poesie. Zwei Verse. Aus Heine's Tannhäuser. Zu Celle im Zuchthaus sah ich nur Hannoveraner. — O Deutsche Uns fehlt ein Nationalzuchthaus Und eine gemeinsame Peitsche. Zu Hamburg, in der guten Stadt Wohnt mancher schlechte Geselle; Und als ich auf die Börse kam, Jch glaubte, ich wär' noch in Celle Jnhalt der 12. Lieferung. Nr. 1. 1. Christoph Columbus. — 2. Die Reise nach Jkarien. ( Roman von Cabet. ) — 3. Heldentod Florian Geyer's. ( Mit Jllustration. ) — 4. Album der Poesie. Druck und Verlag von C. Jhring's Nfgr. in Berlin, Dresdenerstraße 84. — Verantwortlich für die Redaction: A. Küster in Berlin.

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Zitationshilfe: Social-politische Blätter. 2. Jahrgang, 12. Lieferung, Nr. 1. Berlin, 5. Dezember 1874, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_social1201_1874/8>, abgerufen am 16.07.2024.