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Social-politische Blätter. 2. Jahrgang, 8. Lieferung, Nr. 5. Berlin, 29. August 1874.

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8. Lief. Nr. 5.Berlin, 29. August 1874.2. Jahrgang.
Social-politische Blätter
zur
Unterhaltung u Belehrung
für
die deutschen Arbeiter


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Bestellungen
nehmen alle Postanstalten an; in Berlin
wird bei den Zeitungsspediteuren und
dem Verleger, C. Jhring's Nfgr., Dres-
denerstraße 84, abonnirt.

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Eigenthum der Lassalleaner.

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Diese Blätter
erscheinen regelmäßig jeden Sonnabend
und kosten auf der Post bestellt pro Quar-
tal 10 Sgr.; ein Monatsheft durch Col-
portage bezogen 4 Sgr.

[Ende Spaltensatz]


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Die Concurrenz der Zuchthausarbeit.

Die Frage der Zuchthausarbeit ist eine solche, worin
die Social=Demokraten wie ihre Gegner ein= und dasselbe
Jnteresse haben; oder, mit andern Worten, die Einrichtung
der Zuchthausarbeit ist ein so schreiender Mißstand, daß
alle Parteien in dem Ruf nach Abstellung derselben sich
vereinigen sollten.

Was zunächst unsern Standpunkt betrifft, so ist klar,
daß, obschon der Hauptsache nach unser Streben auf eine
nachhaltige und durchgreifende Verbesserung der Lage der
Arbeiterklasse auf socialistischem Wege gerichtet ist, wir doch
allen Grund haben, auch diejenigen Bestrebungen, welche
eine Hinwegräumung besonderer, in dem jetzigen Zustande
thatsächlich vorhandener, aber nicht nothwendig in demselben
begründeter Mißstände, bezwecken, nach Kräften zu unter-
stützen. Daß aber die Zuchthausarbeit den Arbeitslohn in
den betreffenden Zweigen herabdrückt, ist eine feststehende
Thatsache, die sich als ein besonderer, nicht nothwendig in
den heutigen Verhältnissen begründeter Mißstand darstellt.
Warum sollten wir uns nicht, obwohl immer die Hauptsache
im Auge behaltend und nicht vergessend, daß durch kleine
Mittel nichts Großes zu erreichen ist, auch unsererseits an
einer Agitation zur Abschaffung der Zuchthausarbeit bethei-
ligen?

Die Gegner ihrerseits stehen in ökonomischen Dingen
auf dem Boden der herrschenden ökonomischen Schule. Es
fragt sich daher, ob in Gemäßheit der Lehren dieser ( der
Bourgeoisökonomie ) ein Grund zu finden ist, der Zucht-
hausarbeit entgegenzutreten.

Allerdings ist ein solcher Grund vorhanden -- ein
Grund, der die Gegner sogar nöthigt, wenn sie ihrem
[Spaltenumbruch] Princip treu bleiben wollen, gegen jene Einrichtung aufzu-
treten.

Die herrschende Schule stellt fest, daß durch das Spiel
der freien Concurrenz die Antheile der Grundeigenthümer,
der Kapitalisten, der Arbeiter an der nationalen Production
festgestellt werden. Sie hebt hervor, daß dieses Spiel der
freien Concurrenz bald zu Gunsten, bald zu Ungunsten der
einen dieser Klassen ausfallen könne. Sie betrachtet ferner
die freie Concurrenz als den natürlichen und als den immer
gerechten, als den zweckmäßigsten Regulator wie überhaupt
der gesammten ökonomischen Bewegung, so insbesondere
der Vertheilung des Produktionsertrages unter die einzel-
nen Klassen.

Aus diesem Grunde muß sie fordern, daß die Con-
currenz eine wirklich freie ( wenn auch nur in ihrem Sinne
"frei" ) sei; daß keine falsche, keine Scheinconcurrenz statt-
finde, durch deren Einwirkung das Ergebniß, welches sich
aus der wirklichen Concurrenz ergäbe, verfälscht würde.

Warum aber kann der Staat in den Zuchthäusern
billiger produciren lassen?

Weil er zunächst diejenigen, welche arbeiten ( die Sträf-
linge ) , von den Geldern ernährt, die er auf dem Steuer-
wege zwangsweise von den Staatsangehörigen erho-
ben hat.

Wir haben also hier eine falsche Concurrenz. Nichts
ist verfehlter, nichts zeigt von einem größeren Mißverständ-
niß der Lehren der herrschenden Schule, als im Namen
der freien Concurrenz die Beibehaltung der Zuchthausarbeit
zu fordern.

Die freie Concurrenz im Sinne der herrschenden
Schule besagt, daß jeder mit seinem Eigenthum, mit seiner
Arbeitskraft soll anfangen können, was er will. Nicht aber
besagt sie: daß der Staat zwangsweise das Eigenthum An-
derer in Steuerform nehmen soll, um damit an der Pro-
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8. Lief. Nr. 5.Berlin, 29. August 1874.2. Jahrgang.
Social-politische Blätter
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nehmen alle Postanstalten an; in Berlin
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Die Concurrenz der Zuchthausarbeit.

Die Frage der Zuchthausarbeit ist eine solche, worin
die Social=Demokraten wie ihre Gegner ein= und dasselbe
Jnteresse haben; oder, mit andern Worten, die Einrichtung
der Zuchthausarbeit ist ein so schreiender Mißstand, daß
alle Parteien in dem Ruf nach Abstellung derselben sich
vereinigen sollten.

Was zunächst unsern Standpunkt betrifft, so ist klar,
daß, obschon der Hauptsache nach unser Streben auf eine
nachhaltige und durchgreifende Verbesserung der Lage der
Arbeiterklasse auf socialistischem Wege gerichtet ist, wir doch
allen Grund haben, auch diejenigen Bestrebungen, welche
eine Hinwegräumung besonderer, in dem jetzigen Zustande
thatsächlich vorhandener, aber nicht nothwendig in demselben
begründeter Mißstände, bezwecken, nach Kräften zu unter-
stützen. Daß aber die Zuchthausarbeit den Arbeitslohn in
den betreffenden Zweigen herabdrückt, ist eine feststehende
Thatsache, die sich als ein besonderer, nicht nothwendig in
den heutigen Verhältnissen begründeter Mißstand darstellt.
Warum sollten wir uns nicht, obwohl immer die Hauptsache
im Auge behaltend und nicht vergessend, daß durch kleine
Mittel nichts Großes zu erreichen ist, auch unsererseits an
einer Agitation zur Abschaffung der Zuchthausarbeit bethei-
ligen?

Die Gegner ihrerseits stehen in ökonomischen Dingen
auf dem Boden der herrschenden ökonomischen Schule. Es
fragt sich daher, ob in Gemäßheit der Lehren dieser ( der
Bourgeoisökonomie ) ein Grund zu finden ist, der Zucht-
hausarbeit entgegenzutreten.

Allerdings ist ein solcher Grund vorhanden — ein
Grund, der die Gegner sogar nöthigt, wenn sie ihrem
[Spaltenumbruch] Princip treu bleiben wollen, gegen jene Einrichtung aufzu-
treten.

Die herrschende Schule stellt fest, daß durch das Spiel
der freien Concurrenz die Antheile der Grundeigenthümer,
der Kapitalisten, der Arbeiter an der nationalen Production
festgestellt werden. Sie hebt hervor, daß dieses Spiel der
freien Concurrenz bald zu Gunsten, bald zu Ungunsten der
einen dieser Klassen ausfallen könne. Sie betrachtet ferner
die freie Concurrenz als den natürlichen und als den immer
gerechten, als den zweckmäßigsten Regulator wie überhaupt
der gesammten ökonomischen Bewegung, so insbesondere
der Vertheilung des Produktionsertrages unter die einzel-
nen Klassen.

Aus diesem Grunde muß sie fordern, daß die Con-
currenz eine wirklich freie ( wenn auch nur in ihrem Sinne
„frei“ ) sei; daß keine falsche, keine Scheinconcurrenz statt-
finde, durch deren Einwirkung das Ergebniß, welches sich
aus der wirklichen Concurrenz ergäbe, verfälscht würde.

Warum aber kann der Staat in den Zuchthäusern
billiger produciren lassen?

Weil er zunächst diejenigen, welche arbeiten ( die Sträf-
linge ) , von den Geldern ernährt, die er auf dem Steuer-
wege zwangsweise von den Staatsangehörigen erho-
ben hat.

Wir haben also hier eine falsche Concurrenz. Nichts
ist verfehlter, nichts zeigt von einem größeren Mißverständ-
niß der Lehren der herrschenden Schule, als im Namen
der freien Concurrenz die Beibehaltung der Zuchthausarbeit
zu fordern.

Die freie Concurrenz im Sinne der herrschenden
Schule besagt, daß jeder mit seinem Eigenthum, mit seiner
Arbeitskraft soll anfangen können, was er will. Nicht aber
besagt sie: daß der Staat zwangsweise das Eigenthum An-
derer in Steuerform nehmen soll, um damit an der Pro-
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Zitationshilfe: Social-politische Blätter. 2. Jahrgang, 8. Lieferung, Nr. 5. Berlin, 29. August 1874, S. [213]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_social0805_1874/1>, abgerufen am 17.05.2024.