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Social-politische Blätter. 3. Lieferung. Berlin, 6. März 1873.

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Zur Unterhaltung und Belehrung. 61
[Beginn Spaltensatz] das der allmächtige Vater für die Bedürfnisse des Menschen ge-
schaffen hat, ich beschwöre Dich im Namen der untheilbaren
Dreieinigkeit, welche dem Volke Jsrael gestattete, trockenen Fußes
durch Dich hindurchzuschreiten, ich beschwöre Dich, Wasser, diesen
Körper nicht aufzunehmen, wenn er sich von der Last der guten
Werke erleichtert hat. Jch gebe Dir diese Befehle, Wasser, im
Vertrauen auf die einzige Kraft Gottes, in dessen Namen Du
mir Gehorsam schuldig bist. Amen."

-- Nachdem die Wasserweihe beendet war, hoben die Man-
nen den Leibeigenen empor, der schrie und sich sträubte, und warfen
ihn dann mitten in die Kufe hinein, so daß alle Anwesenden laut
auflachten.

-- Er schwimmt! sagte der Eine.

-- Er schwimmt nicht.

-- Wie er zappelt!

-- Und wie er schön gluck! gluck! macht.

-- Als wenn eine Flasche sich füllt.

-- Da kommt er wieder herauf!

-- Nein, er sinkt wieder unter.

Der Leibeigene schwamm oben und blieb einen Augenblick
über dem Wasser, natürlich mit gräßlich verzerrten Zügen, wie
ein Mensch, der durch eine verzweifelte Anstrengung dem Er-
trinken entgeht. Er bewegte die einzige freie Hand über dem
Wasser und rief:

-- Hülfe! Hülfe! Jch ertrinke.

Der Unschuldige vergaß in seiner Angst, daß das Leben, um
das er bat, der grausamen Bestrafung des Diebstahls vorbehalten
war, dessen er nun durch ein Gottesgericht überführt war.
Er wurde halbtodt aus dem Wasser gezogen, und die Krieger
ergötzten sich an der Verzerrung seines bläulichen Gesichts. Er
sank ächzend nieder.

-- Mein Sohn, mein Sohn, ich habe Dir es wohl gesagt,
sprach der Geistliche mit drohender Stimme; der Diebstahl ist
eine große Sünde, wie die Lüge. Und Du hast beide Sünden
auf Dich geladen, da das heilige Gericht Gottes in seiner un-
fehlbaren und göttlichen Wahrheit Dich für schuldig erklärt.

-- Geh, elender Dieb, sagte einer der Eideshelfer mit Zorn
und Verachtung, da er wahrscheinlich fürchtete, ebenfalls mit ge-
straft zu werden. Du hattest uns Deine Unschuld geschworen,
wir glaubten Dir, und Du täuschtest uns, das Gottesgericht be-
weist es. Geh, ich verachte Dich, ich hasse Dich. Mit Freude
werden wir Deine Bestrafung mit ansehen. --

-- Jch bin unschuldig, ich bin unschuldig!

-- Und das Gottesgericht, Du Lästerer? fragte sein An-
kläger Jens. Du willst nns Einreden, Gott habe gelogen?

-- Jch habe aber die Kelle nicht gestohlen!

-- Schweig, Lästerer. Die Probe, der ich mich mit blindem
Vertrauen auf die Gerechtigkeit des Herrn aussetze, wird noch
einmal von Deiner Schuld zeugen.

-- Sehr gut mein Sohn. Laß diesen elenden Lügner,
Dieb und Gotteslästerer. Deine Unschuld wird bald anerkannt
werden und Deine Frömmigkeit ihren Lohn erhalten.

-- Jch weiß es, guter Pater, deswegen kann ich die Zeit
der Probe kaum erwarten.

-- Da der Hund da durch das Gericht unseres allmächtigen
Gottes für schuldig erklärt ist, so wird er die Strafe für den
Diebstahl erleiden: es wird ihm daß linke Ohr abgeschnitten.
Nun zur Feuerprobe; denn wenn das erste Zeugniß dieses Leib-
eigenen Schuld beweist, ist damit noch nicht bewiesen, daß der andere
unschuldig sei. Beide können, ich wiederhole es, mit einander
einverstanden gewesen sein.

-- Jch fürchte nichts, mein edler Herr, sagte Jens, der
Koch, mit von Vertrauen strahlendem Gesicht. Jch danke Gott,
[Spaltenumbruch] daß er mir Gelegenheit gegeben hat, festen Glauben an unsere
heilige katholische Religion zu zeigen und zum zweitenmale
über die Beschuldigungen der Bösen zu siegen. Aber
treu Deinen Geboten, mein Gott, werde ich in Demuth trium-
phiren.

Während so der Glaubensheld ungeduldig auf den neuen
Sieg seiner Unschuld wartete, weihte der Geistliche der Sitte
gemäß die Eisen in der Glut, wie er das Wasser geweiht und
beschworen hatte. Er gebot dem glühenden Eisen im Namen
des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, die Fußsohlen
des Leibeigenen zu schonen, wenn er unschuldig sei, sie ihm aber
zu verbrennen bis auf die Knochen, wenn er das Verbrechen
begangen habe. Darauf nahmen die Schmiede mit großen Zan-
gen die Pflugscharen aus der Glut und legten sie alle neun
glatt auf den Boden, etwa zwei oder drei Zoll auseinander.

-- Rasch nun, befahl der Ritter, damit die Eisen nicht
kalt werden.

-- Wie wird er auf den glühenden Eisen tanzen, wenn er
mit dem Andern im Einverständniß gewesen ist!

-- Und welches Wunder, wenn der Koch wirklich unschuldig
ist! sagte ein anderer mit großer Neugier. Auf rothglühenden
Pflugscharen zu gehen, ohne sich die Füße zu verbrennen! Nur
der Gott der Christen kann solche Dinge thun. Unser Gott
ist groß.

Die Neugierde der Dänen war so groß, daß ihre grausame
Lust, den Leibeigenen auf den glühenden Eisen tanzen zu sehen
gewiß nicht größer war, als einem überraschenden Wunder bei-
zuwohnen. Kaum war die letzte Pflugschar auf den Boden
gelegt, als sie eilig zu Jens sagten:

-- Schnell! Schnell! Gehe drauf!

-- Geh, mein Sohn, und fürchte nichts.

-- O, ich fürchte auch nichts, guter Pater, antwortete der
Koch wie begeistert, dann kreuzte er die Arme auf der Brust und
sprach: Herr Gott, Du liesest in den Herzen, Du hast schon für
meine Unschuld gezeugt, gieb nun für Deinen armen Diener
einen neuen Beweis Deiner unfehlbaren Gerechtigkeit. Gebiete
diesen Eisen, daß sie meinen Füßen so weich werden, als ob ich
über einen Teppich von Gras und Blumen schritte.

-- Schnell! Schnell! Genug der Worte. Die Eisen
erkalten.

-- Gleichviel, Herr Ritter. Diese Eisen werden mich doch
nie brennen können.

Und der Leibeigene trat mit festem Schritte auf die Pflug-
scharen. Während der kurzen Zeit, die verging, bis der An-
geklagte sich dem Gottesgerichte aussetzte, sahen der Ritter, der
Pfaffe und alle Anwesenden, überrascht durch das unerschütterliche
Vertrauen des Leibeigenen, einander verwundert an und Olaf
sagte halblaut zu den Leuten:

-- Der Küchenknecht muß wirklich an, dem Diebstahle un-
schuldig sein.

-- Gehe, mein Sohn, sprach der Geistliche im Augenblicke,
als Jens den Fuß hob, um ihn auf die erste Pflugschar zu
setzen, die Gerechtigkeit des Ewigen ist unfehlbar. Du hast es
gesagt, Du wirst auf einem Teppich von Gras und Blumen
wandeln.

Kaum hatte der Gläubige den Fuß auf das glühende Eisen
gesetzt, als er einen fürchterlichen Schrei ausstieß. Der Schmerz
war so stark, daß er wankte und vorwärts auf die Kniee und die
Hände fiel. Er kam dabei mitten auf die glühenden Eisen und
verwundete sich da von Neuem bedeutend. Um der Qual zu ent-
gehen, schnellte er sich verzweifelt, vor Schmerz brüllend, empor
und fiel neben seinem geknebelten Gefährten nieder.

[Ende Spaltensatz]

Zur Unterhaltung und Belehrung. 61
[Beginn Spaltensatz] das der allmächtige Vater für die Bedürfnisse des Menschen ge-
schaffen hat, ich beschwöre Dich im Namen der untheilbaren
Dreieinigkeit, welche dem Volke Jsrael gestattete, trockenen Fußes
durch Dich hindurchzuschreiten, ich beschwöre Dich, Wasser, diesen
Körper nicht aufzunehmen, wenn er sich von der Last der guten
Werke erleichtert hat. Jch gebe Dir diese Befehle, Wasser, im
Vertrauen auf die einzige Kraft Gottes, in dessen Namen Du
mir Gehorsam schuldig bist. Amen.“

— Nachdem die Wasserweihe beendet war, hoben die Man-
nen den Leibeigenen empor, der schrie und sich sträubte, und warfen
ihn dann mitten in die Kufe hinein, so daß alle Anwesenden laut
auflachten.

— Er schwimmt! sagte der Eine.

— Er schwimmt nicht.

— Wie er zappelt!

— Und wie er schön gluck! gluck! macht.

— Als wenn eine Flasche sich füllt.

— Da kommt er wieder herauf!

— Nein, er sinkt wieder unter.

Der Leibeigene schwamm oben und blieb einen Augenblick
über dem Wasser, natürlich mit gräßlich verzerrten Zügen, wie
ein Mensch, der durch eine verzweifelte Anstrengung dem Er-
trinken entgeht. Er bewegte die einzige freie Hand über dem
Wasser und rief:

— Hülfe! Hülfe! Jch ertrinke.

Der Unschuldige vergaß in seiner Angst, daß das Leben, um
das er bat, der grausamen Bestrafung des Diebstahls vorbehalten
war, dessen er nun durch ein Gottesgericht überführt war.
Er wurde halbtodt aus dem Wasser gezogen, und die Krieger
ergötzten sich an der Verzerrung seines bläulichen Gesichts. Er
sank ächzend nieder.

— Mein Sohn, mein Sohn, ich habe Dir es wohl gesagt,
sprach der Geistliche mit drohender Stimme; der Diebstahl ist
eine große Sünde, wie die Lüge. Und Du hast beide Sünden
auf Dich geladen, da das heilige Gericht Gottes in seiner un-
fehlbaren und göttlichen Wahrheit Dich für schuldig erklärt.

— Geh, elender Dieb, sagte einer der Eideshelfer mit Zorn
und Verachtung, da er wahrscheinlich fürchtete, ebenfalls mit ge-
straft zu werden. Du hattest uns Deine Unschuld geschworen,
wir glaubten Dir, und Du täuschtest uns, das Gottesgericht be-
weist es. Geh, ich verachte Dich, ich hasse Dich. Mit Freude
werden wir Deine Bestrafung mit ansehen. —

— Jch bin unschuldig, ich bin unschuldig!

— Und das Gottesgericht, Du Lästerer? fragte sein An-
kläger Jens. Du willst nns Einreden, Gott habe gelogen?

— Jch habe aber die Kelle nicht gestohlen!

— Schweig, Lästerer. Die Probe, der ich mich mit blindem
Vertrauen auf die Gerechtigkeit des Herrn aussetze, wird noch
einmal von Deiner Schuld zeugen.

— Sehr gut mein Sohn. Laß diesen elenden Lügner,
Dieb und Gotteslästerer. Deine Unschuld wird bald anerkannt
werden und Deine Frömmigkeit ihren Lohn erhalten.

— Jch weiß es, guter Pater, deswegen kann ich die Zeit
der Probe kaum erwarten.

— Da der Hund da durch das Gericht unseres allmächtigen
Gottes für schuldig erklärt ist, so wird er die Strafe für den
Diebstahl erleiden: es wird ihm daß linke Ohr abgeschnitten.
Nun zur Feuerprobe; denn wenn das erste Zeugniß dieses Leib-
eigenen Schuld beweist, ist damit noch nicht bewiesen, daß der andere
unschuldig sei. Beide können, ich wiederhole es, mit einander
einverstanden gewesen sein.

— Jch fürchte nichts, mein edler Herr, sagte Jens, der
Koch, mit von Vertrauen strahlendem Gesicht. Jch danke Gott,
[Spaltenumbruch] daß er mir Gelegenheit gegeben hat, festen Glauben an unsere
heilige katholische Religion zu zeigen und zum zweitenmale
über die Beschuldigungen der Bösen zu siegen. Aber
treu Deinen Geboten, mein Gott, werde ich in Demuth trium-
phiren.

Während so der Glaubensheld ungeduldig auf den neuen
Sieg seiner Unschuld wartete, weihte der Geistliche der Sitte
gemäß die Eisen in der Glut, wie er das Wasser geweiht und
beschworen hatte. Er gebot dem glühenden Eisen im Namen
des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, die Fußsohlen
des Leibeigenen zu schonen, wenn er unschuldig sei, sie ihm aber
zu verbrennen bis auf die Knochen, wenn er das Verbrechen
begangen habe. Darauf nahmen die Schmiede mit großen Zan-
gen die Pflugscharen aus der Glut und legten sie alle neun
glatt auf den Boden, etwa zwei oder drei Zoll auseinander.

— Rasch nun, befahl der Ritter, damit die Eisen nicht
kalt werden.

— Wie wird er auf den glühenden Eisen tanzen, wenn er
mit dem Andern im Einverständniß gewesen ist!

— Und welches Wunder, wenn der Koch wirklich unschuldig
ist! sagte ein anderer mit großer Neugier. Auf rothglühenden
Pflugscharen zu gehen, ohne sich die Füße zu verbrennen! Nur
der Gott der Christen kann solche Dinge thun. Unser Gott
ist groß.

Die Neugierde der Dänen war so groß, daß ihre grausame
Lust, den Leibeigenen auf den glühenden Eisen tanzen zu sehen
gewiß nicht größer war, als einem überraschenden Wunder bei-
zuwohnen. Kaum war die letzte Pflugschar auf den Boden
gelegt, als sie eilig zu Jens sagten:

— Schnell! Schnell! Gehe drauf!

— Geh, mein Sohn, und fürchte nichts.

— O, ich fürchte auch nichts, guter Pater, antwortete der
Koch wie begeistert, dann kreuzte er die Arme auf der Brust und
sprach: Herr Gott, Du liesest in den Herzen, Du hast schon für
meine Unschuld gezeugt, gieb nun für Deinen armen Diener
einen neuen Beweis Deiner unfehlbaren Gerechtigkeit. Gebiete
diesen Eisen, daß sie meinen Füßen so weich werden, als ob ich
über einen Teppich von Gras und Blumen schritte.

— Schnell! Schnell! Genug der Worte. Die Eisen
erkalten.

— Gleichviel, Herr Ritter. Diese Eisen werden mich doch
nie brennen können.

Und der Leibeigene trat mit festem Schritte auf die Pflug-
scharen. Während der kurzen Zeit, die verging, bis der An-
geklagte sich dem Gottesgerichte aussetzte, sahen der Ritter, der
Pfaffe und alle Anwesenden, überrascht durch das unerschütterliche
Vertrauen des Leibeigenen, einander verwundert an und Olaf
sagte halblaut zu den Leuten:

— Der Küchenknecht muß wirklich an, dem Diebstahle un-
schuldig sein.

— Gehe, mein Sohn, sprach der Geistliche im Augenblicke,
als Jens den Fuß hob, um ihn auf die erste Pflugschar zu
setzen, die Gerechtigkeit des Ewigen ist unfehlbar. Du hast es
gesagt, Du wirst auf einem Teppich von Gras und Blumen
wandeln.

Kaum hatte der Gläubige den Fuß auf das glühende Eisen
gesetzt, als er einen fürchterlichen Schrei ausstieß. Der Schmerz
war so stark, daß er wankte und vorwärts auf die Kniee und die
Hände fiel. Er kam dabei mitten auf die glühenden Eisen und
verwundete sich da von Neuem bedeutend. Um der Qual zu ent-
gehen, schnellte er sich verzweifelt, vor Schmerz brüllend, empor
und fiel neben seinem geknebelten Gefährten nieder.

[Ende Spaltensatz]
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Während so der Glaubensheld ungeduldig auf den neuen Sieg seiner Unschuld wartete, weihte der Geistliche der Sitte gemäß die Eisen in der Glut, wie er das Wasser geweiht und beschworen hatte. Er gebot dem glühenden Eisen im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, die Fußsohlen des Leibeigenen zu schonen, wenn er unschuldig sei, sie ihm aber zu verbrennen bis auf die Knochen, wenn er das Verbrechen begangen habe. Darauf nahmen die Schmiede mit großen Zan- gen die Pflugscharen aus der Glut und legten sie alle neun glatt auf den Boden, etwa zwei oder drei Zoll auseinander. — Rasch nun, befahl der Ritter, damit die Eisen nicht kalt werden. — Wie wird er auf den glühenden Eisen tanzen, wenn er mit dem Andern im Einverständniß gewesen ist! — Und welches Wunder, wenn der Koch wirklich unschuldig ist! sagte ein anderer mit großer Neugier. Auf rothglühenden Pflugscharen zu gehen, ohne sich die Füße zu verbrennen! Nur der Gott der Christen kann solche Dinge thun. Unser Gott ist groß. Die Neugierde der Dänen war so groß, daß ihre grausame Lust, den Leibeigenen auf den glühenden Eisen tanzen zu sehen gewiß nicht größer war, als einem überraschenden Wunder bei- zuwohnen. Kaum war die letzte Pflugschar auf den Boden gelegt, als sie eilig zu Jens sagten: — Schnell! Schnell! Gehe drauf! — Geh, mein Sohn, und fürchte nichts. — O, ich fürchte auch nichts, guter Pater, antwortete der Koch wie begeistert, dann kreuzte er die Arme auf der Brust und sprach: Herr Gott, Du liesest in den Herzen, Du hast schon für meine Unschuld gezeugt, gieb nun für Deinen armen Diener einen neuen Beweis Deiner unfehlbaren Gerechtigkeit. Gebiete diesen Eisen, daß sie meinen Füßen so weich werden, als ob ich über einen Teppich von Gras und Blumen schritte. — Schnell! Schnell! Genug der Worte. Die Eisen erkalten. — Gleichviel, Herr Ritter. Diese Eisen werden mich doch nie brennen können. Und der Leibeigene trat mit festem Schritte auf die Pflug- scharen. Während der kurzen Zeit, die verging, bis der An- geklagte sich dem Gottesgerichte aussetzte, sahen der Ritter, der Pfaffe und alle Anwesenden, überrascht durch das unerschütterliche Vertrauen des Leibeigenen, einander verwundert an und Olaf sagte halblaut zu den Leuten: — Der Küchenknecht muß wirklich an, dem Diebstahle un- schuldig sein. — Gehe, mein Sohn, sprach der Geistliche im Augenblicke, als Jens den Fuß hob, um ihn auf die erste Pflugschar zu setzen, die Gerechtigkeit des Ewigen ist unfehlbar. Du hast es gesagt, Du wirst auf einem Teppich von Gras und Blumen wandeln. Kaum hatte der Gläubige den Fuß auf das glühende Eisen gesetzt, als er einen fürchterlichen Schrei ausstieß. Der Schmerz war so stark, daß er wankte und vorwärts auf die Kniee und die Hände fiel. Er kam dabei mitten auf die glühenden Eisen und verwundete sich da von Neuem bedeutend. Um der Qual zu ent- gehen, schnellte er sich verzweifelt, vor Schmerz brüllend, empor und fiel neben seinem geknebelten Gefährten nieder.

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Zitationshilfe: Social-politische Blätter. 3. Lieferung. Berlin, 6. März 1873, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_social03_1873/13>, abgerufen am 22.11.2024.