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Social-politische Blätter. 1. Lieferung. Berlin, 7. Februar 1874.

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Zur Unterhaltung und Belehrung. 18
[Beginn Spaltensatz] ihnen kommen kann. Dabei mußte es für alle Welt durchaus
leicht verständlich sein. Jch hielt selbst, als ich mich hinsetzte, die
Schwierigkeiten dieser Aufgabe noch für unüberwindlich, habe sie
aber in einer mich selbst überraschenden Weise gelöst. Das
Ganze liest sich mit solcher Leichtigkeit, daß es dem Arbeiter
sofort sein muß, als wüßte er das Jahre lang, und daß Nie-
mand es ihm mehr rauben und mit Trugschlüssen und Sophis-
men beseitigen kann. Die Wirkungen können erstaunliche sein.
Da die Schrift ohnehin in eine bereis bestehende praktische Be-
wegung fällt, so müßte sie wirken ungefähr wie die Thesen 1547
an der Wittenberger Schloßkirche. Und so muß sie wirken, wenn
unser Arbeiterstand nicht noch sehr träge und faul ist!

Dies ist die eine Seite der Medaille. Nun kommt die
andere. Jch las dieses Manifest im Manuscript zweien meiner
Freunde vor. Der Eine ( Bucher? ) erklärte mir, daß er mir
Tags darauf seinen Rath geben werde. Tags darauf erklärte er
mir, daß er mir feierlich jeden Rath verweigere, ob ich zur Ver-
öffentlichung dieses Manifestes schreiten solle oder nicht. Näher
gedrängt, ließ er mir hinreichend deutlich durchblicken, daß er
allerdings sehr für die Publikation sei, daß er mir aber nicht
dazu rathen wolle, weil er sich scheue, dadurch irgend einen Theil
der Verantwortlichkeit von mir auf sich zu nehmen, wegen des
wüthenden Hasses und der scheußlichen Verunglimpfung, mit
welchen mich die Bourgeoisie verfolgen werde.

Der Andere ( Ziegler? ) , freilich ein politischer Revolutionär,
( sonst Bourgeois vom Scheitel bis zur Zehe ) , war, während ich
ihm das Manifest vorlas, ganz damit einverstanden, daß ich es
loslasse. Am Abend aber schrieb er mir einen drei Bogen lan-
gen Brief: ich sei, wenn ich das veröffentlichte, ein todter Mann;
ich hätte mich auf immer ruinirt; es seien horreurs; die Fort-
schrittspartei würde himmelhoch jubeln, daß ich mich selbst ge-
stürzt und unmöglich gemacht hätte; ich würde einen Haß gegen
mich erregen, in dem ich unterginge

Jch antwortete auf dies Alles nur mit dem alten Luther
"Hier stehe ich, ich kann nicht anders; Gott helfe mir, Amen!"
-- Und wenn ich gleich augenblicklich moralisch todt wäre und
selbst physisch in 77 Stücke zerrissen werden sollte; ich hätte
dennoch nicht anders gekonnt!
-- Eine Arbeiteragitation
ist da, es ist nöthig, ihr das theoretische Verständniß und
das praktische Losungswort
zu geben -- und wenn es
33mal den Kopf kostete!

So wenig aber Schwanken in mir ist und war über Das
was ich zu thun hatte, so wenig übersehe ich die möglichen
Folgen. Die Bourgeoisie ist sich, wie jeder herrschende Stand
sehr klar über ihre Jnteressen, vollkommen klar, und wird mich
gerade um so wüthender hassen, je praktischer und je leichter
ausführbar
das Losungswort und je klarer das theoretische
Verständniß ist, das ich den Arbeitern gegeben habe.

Der Arbeiterstand im Allgemeinen ist aber vielleicht noch
nicht reif
zur Klarheit, und ist dies der Fall, so bin ich aller-
dings ein todter Mann und die Fortschrittspartei kann jubeln,
daß ich mich gestürzt. Aber auch das soll mich dann nicht kränken!
Jch ziehe mich dann in die reine Wissenschaft zurück und habe
dann den entscheidenden Beweis erlangt, daß vorläufig die Zeit
nur noch für Humbug reif ist. Dann kann ich der Politik mit
gutem Gewissen den Rücken kehren und lebe still als todter Mann
bei den Todten. Aufgehen wird der Same schon, den ich
durch dieses Manifest gestreut, gleichviel wann
.

Jch stehe also, wie gesagt, an einem sowohl objectiv als
subjectiv für mich sehr verhängnißvollen Ereigniß.

Das Urkomische ist, daß ich sogar Nichts in meinem Ma-
ni [unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]feste gesagt habe, was nicht -- im guten Sinne -- streng
konservativ ist. Es wäre die konservativste, durchaus le-
[Spaltenumbruch] gale und friedliche Weise, die Arbeiter zu erlösen!

Aber freilich kann das Manifest dennoch nur im entschieden
revolutionären Sinne
wirken. Denn die herrschenden Klassen
wollen eben die Erlösung der Arbeiter nicht. Sie wollen nicht
nur, daß man ihren bestehenden Besitz respektirt -- dieß thut mein
Manifest durchaus -- sie wollen die Fortdauer ihrer Privilegien,
das Fortspielen ihrer jetzigen Erwerbsmonopole auch für die Zu-
kunft. Und gerade je mehr ein Vorschlag auf Erlösung der
Arbeit ihren vorhandenen Besitz respektirt und je legitimer
und praktischer
er dadurch ist, -- für um so gefährlicher
betrachten sie ihn mit Recht, um so wüthender sind sie!
Gegen das Jnteresse hilft kein Disputiren!

Und so kann es denn ganz gut kommen, daß Sie in 14
Tagen schon einem todten Manne schreiben! Einstweilen ist es
unsere Pflicht, Alles aufzubieten, daß das Manifest zu einem
zündenden Funken im Herzen der Arbeiter werde. Hierzu ist
das Hauptmittel die massenhafteste Verbreitung desselben, und
hierzu müssen diesmal die unerhörtesten, die riesigsten und wahn-
sinnigsten Anstrengungen gemacht werden. Das ist nun für das
ganze Rheinland Jhre Sache! Jch habe aber auch in dieser
Hinsicht Alles gethan, um eine beispiellose Verbreitung zu ermög-
lichen. Obgleich die Broschüre2 1 / 2 Bogen stark ist, habe ich
meinen Verleger vermocht, den Preis für den Arbeiter auf
1 Silbergroschen zu setzen ( der Ladenpreis beim Buchhändler
wird 5 Silbergroschen ) , damit jeder Arbeiter ohne Ausnahme
sich ein Exemplar kaufen kann. Es gehen sofort 2000 Exem-
plare von Wiegand oder Köhler an Sie ab, die Jhnen zu diesem
Preise berechnet werden. Jch hoffe, daß Sie noch 2mal soviel
nachbestellen werden. Was früher an Verbreitung geleistet
worden ist, kann diesmal gar nicht in Vergleich kommen. Denn
diese Schrift betrifft die eigentlichen Arbeiterinteressen und muß,
wenn sie ihren Zweck nicht verfehlt haben soll, geradezu eine
Arbeiterbibel werden!

......... Verbindungen nach Solingen, Jserlohn
haben Sie lange. Suchen Sie aber auch in Köln, Koblenz,
Trier, Krefeld Leute zu finden, denen Sie dieselbe zum Vertrieb
zusenden können.

So wie Sie die Schrift gelesen haben werden, wollen Sie
mir gefälligst Jhre Ansicht über die Anzahl von Exemplaren
schreiben, die Sie im Rheinlande unterbringen zu können denken.
( Auch unter die ländlichen Arbeiter muß sie möglichst gebracht
werden. )

Mit dem Erfolg dieser Schrift steht und fällt nun auch die
Frage nach dem Arbeiterverein, dessen Plan ich in der
Schrift entrollt habe. Das Manifest soll ihn zu Stande bringen!
Ein solcher Verein, wie ich ihn daselbst geschildert: 100,000 Ar-
beiter in Deutschland umfassend, mit 150,000 Thalern jährlichen
Agitationsmitteln und energisch geleitet -- das wäre eine Macht!

Wir werden sehen!

Von hier aus habe ich nur mit einigen Worten auf die
politische Frage zu kommen, die Sie anregen. Jch kann nur
ganz kurz folgende Sätze hinwerfen:

1 ) Die innerlich übereinstimmende Veränderung in Frank-
reich, England, Amerika zeigt, daß die Bourgeoisie
den Beruf zur politischen Herrschaft bereits verloren
hat: darum kann sie auch keine politische Re-
volution mehr machen.
Jhre Zeit ist vorüber.

2 ) Zu unterscheiden von politischen Revolutionen
sind nationale Revolutionen wie in Jtalien,
Polen, Ungarn.

3 ) Die deutsche Bourgeoisie ist von allen die unfähigste
zur politischen Revolution; das zeigt das Faktum,
[Ende Spaltensatz]

Zur Unterhaltung und Belehrung. 18
[Beginn Spaltensatz] ihnen kommen kann. Dabei mußte es für alle Welt durchaus
leicht verständlich sein. Jch hielt selbst, als ich mich hinsetzte, die
Schwierigkeiten dieser Aufgabe noch für unüberwindlich, habe sie
aber in einer mich selbst überraschenden Weise gelöst. Das
Ganze liest sich mit solcher Leichtigkeit, daß es dem Arbeiter
sofort sein muß, als wüßte er das Jahre lang, und daß Nie-
mand es ihm mehr rauben und mit Trugschlüssen und Sophis-
men beseitigen kann. Die Wirkungen können erstaunliche sein.
Da die Schrift ohnehin in eine bereis bestehende praktische Be-
wegung fällt, so müßte sie wirken ungefähr wie die Thesen 1547
an der Wittenberger Schloßkirche. Und so muß sie wirken, wenn
unser Arbeiterstand nicht noch sehr träge und faul ist!

Dies ist die eine Seite der Medaille. Nun kommt die
andere. Jch las dieses Manifest im Manuscript zweien meiner
Freunde vor. Der Eine ( Bucher? ) erklärte mir, daß er mir
Tags darauf seinen Rath geben werde. Tags darauf erklärte er
mir, daß er mir feierlich jeden Rath verweigere, ob ich zur Ver-
öffentlichung dieses Manifestes schreiten solle oder nicht. Näher
gedrängt, ließ er mir hinreichend deutlich durchblicken, daß er
allerdings sehr für die Publikation sei, daß er mir aber nicht
dazu rathen wolle, weil er sich scheue, dadurch irgend einen Theil
der Verantwortlichkeit von mir auf sich zu nehmen, wegen des
wüthenden Hasses und der scheußlichen Verunglimpfung, mit
welchen mich die Bourgeoisie verfolgen werde.

Der Andere ( Ziegler? ) , freilich ein politischer Revolutionär,
( sonst Bourgeois vom Scheitel bis zur Zehe ) , war, während ich
ihm das Manifest vorlas, ganz damit einverstanden, daß ich es
loslasse. Am Abend aber schrieb er mir einen drei Bogen lan-
gen Brief: ich sei, wenn ich das veröffentlichte, ein todter Mann;
ich hätte mich auf immer ruinirt; es seien horreurs; die Fort-
schrittspartei würde himmelhoch jubeln, daß ich mich selbst ge-
stürzt und unmöglich gemacht hätte; ich würde einen Haß gegen
mich erregen, in dem ich unterginge

Jch antwortete auf dies Alles nur mit dem alten Luther
„Hier stehe ich, ich kann nicht anders; Gott helfe mir, Amen!“
— Und wenn ich gleich augenblicklich moralisch todt wäre und
selbst physisch in 77 Stücke zerrissen werden sollte; ich hätte
dennoch nicht anders gekonnt!
— Eine Arbeiteragitation
ist da, es ist nöthig, ihr das theoretische Verständniß und
das praktische Losungswort
zu geben — und wenn es
33mal den Kopf kostete!

So wenig aber Schwanken in mir ist und war über Das
was ich zu thun hatte, so wenig übersehe ich die möglichen
Folgen. Die Bourgeoisie ist sich, wie jeder herrschende Stand
sehr klar über ihre Jnteressen, vollkommen klar, und wird mich
gerade um so wüthender hassen, je praktischer und je leichter
ausführbar
das Losungswort und je klarer das theoretische
Verständniß ist, das ich den Arbeitern gegeben habe.

Der Arbeiterstand im Allgemeinen ist aber vielleicht noch
nicht reif
zur Klarheit, und ist dies der Fall, so bin ich aller-
dings ein todter Mann und die Fortschrittspartei kann jubeln,
daß ich mich gestürzt. Aber auch das soll mich dann nicht kränken!
Jch ziehe mich dann in die reine Wissenschaft zurück und habe
dann den entscheidenden Beweis erlangt, daß vorläufig die Zeit
nur noch für Humbug reif ist. Dann kann ich der Politik mit
gutem Gewissen den Rücken kehren und lebe still als todter Mann
bei den Todten. Aufgehen wird der Same schon, den ich
durch dieses Manifest gestreut, gleichviel wann
.

Jch stehe also, wie gesagt, an einem sowohl objectiv als
subjectiv für mich sehr verhängnißvollen Ereigniß.

Das Urkomische ist, daß ich sogar Nichts in meinem Ma-
ni [unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]feste gesagt habe, was nicht — im guten Sinne — streng
konservativ ist. Es wäre die konservativste, durchaus le-
[Spaltenumbruch] gale und friedliche Weise, die Arbeiter zu erlösen!

Aber freilich kann das Manifest dennoch nur im entschieden
revolutionären Sinne
wirken. Denn die herrschenden Klassen
wollen eben die Erlösung der Arbeiter nicht. Sie wollen nicht
nur, daß man ihren bestehenden Besitz respektirt — dieß thut mein
Manifest durchaus — sie wollen die Fortdauer ihrer Privilegien,
das Fortspielen ihrer jetzigen Erwerbsmonopole auch für die Zu-
kunft. Und gerade je mehr ein Vorschlag auf Erlösung der
Arbeit ihren vorhandenen Besitz respektirt und je legitimer
und praktischer
er dadurch ist, — für um so gefährlicher
betrachten sie ihn mit Recht, um so wüthender sind sie!
Gegen das Jnteresse hilft kein Disputiren!

Und so kann es denn ganz gut kommen, daß Sie in 14
Tagen schon einem todten Manne schreiben! Einstweilen ist es
unsere Pflicht, Alles aufzubieten, daß das Manifest zu einem
zündenden Funken im Herzen der Arbeiter werde. Hierzu ist
das Hauptmittel die massenhafteste Verbreitung desselben, und
hierzu müssen diesmal die unerhörtesten, die riesigsten und wahn-
sinnigsten Anstrengungen gemacht werden. Das ist nun für das
ganze Rheinland Jhre Sache! Jch habe aber auch in dieser
Hinsicht Alles gethan, um eine beispiellose Verbreitung zu ermög-
lichen. Obgleich die Broschüre2 1 / 2 Bogen stark ist, habe ich
meinen Verleger vermocht, den Preis für den Arbeiter auf
1 Silbergroschen zu setzen ( der Ladenpreis beim Buchhändler
wird 5 Silbergroschen ) , damit jeder Arbeiter ohne Ausnahme
sich ein Exemplar kaufen kann. Es gehen sofort 2000 Exem-
plare von Wiegand oder Köhler an Sie ab, die Jhnen zu diesem
Preise berechnet werden. Jch hoffe, daß Sie noch 2mal soviel
nachbestellen werden. Was früher an Verbreitung geleistet
worden ist, kann diesmal gar nicht in Vergleich kommen. Denn
diese Schrift betrifft die eigentlichen Arbeiterinteressen und muß,
wenn sie ihren Zweck nicht verfehlt haben soll, geradezu eine
Arbeiterbibel werden!

......... Verbindungen nach Solingen, Jserlohn
haben Sie lange. Suchen Sie aber auch in Köln, Koblenz,
Trier, Krefeld Leute zu finden, denen Sie dieselbe zum Vertrieb
zusenden können.

So wie Sie die Schrift gelesen haben werden, wollen Sie
mir gefälligst Jhre Ansicht über die Anzahl von Exemplaren
schreiben, die Sie im Rheinlande unterbringen zu können denken.
( Auch unter die ländlichen Arbeiter muß sie möglichst gebracht
werden. )

Mit dem Erfolg dieser Schrift steht und fällt nun auch die
Frage nach dem Arbeiterverein, dessen Plan ich in der
Schrift entrollt habe. Das Manifest soll ihn zu Stande bringen!
Ein solcher Verein, wie ich ihn daselbst geschildert: 100,000 Ar-
beiter in Deutschland umfassend, mit 150,000 Thalern jährlichen
Agitationsmitteln und energisch geleitet — das wäre eine Macht!

Wir werden sehen!

Von hier aus habe ich nur mit einigen Worten auf die
politische Frage zu kommen, die Sie anregen. Jch kann nur
ganz kurz folgende Sätze hinwerfen:

1 ) Die innerlich übereinstimmende Veränderung in Frank-
reich, England, Amerika zeigt, daß die Bourgeoisie
den Beruf zur politischen Herrschaft bereits verloren
hat: darum kann sie auch keine politische Re-
volution mehr machen.
Jhre Zeit ist vorüber.

2 ) Zu unterscheiden von politischen Revolutionen
sind nationale Revolutionen wie in Jtalien,
Polen, Ungarn.

3 ) Die deutsche Bourgeoisie ist von allen die unfähigste
zur politischen Revolution; das zeigt das Faktum,
[Ende Spaltensatz]

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Die Bourgeoisie ist sich, wie jeder herrschende Stand sehr klar über ihre Jnteressen, vollkommen klar, und wird mich gerade um so wüthender hassen, je praktischer und je leichter ausführbar das Losungswort und je klarer das theoretische Verständniß ist, das ich den Arbeitern gegeben habe. Der Arbeiterstand im Allgemeinen ist aber vielleicht noch nicht reif zur Klarheit, und ist dies der Fall, so bin ich aller- dings ein todter Mann und die Fortschrittspartei kann jubeln, daß ich mich gestürzt. Aber auch das soll mich dann nicht kränken! Jch ziehe mich dann in die reine Wissenschaft zurück und habe dann den entscheidenden Beweis erlangt, daß vorläufig die Zeit nur noch für Humbug reif ist. Dann kann ich der Politik mit gutem Gewissen den Rücken kehren und lebe still als todter Mann bei den Todten. Aufgehen wird der Same schon, den ich durch dieses Manifest gestreut, gleichviel wann. Jch stehe also, wie gesagt, an einem sowohl objectiv als subjectiv für mich sehr verhängnißvollen Ereigniß. Das Urkomische ist, daß ich sogar Nichts in meinem Ma- ni _____feste gesagt habe, was nicht — im guten Sinne — streng konservativ ist. Es wäre die konservativste, durchaus le- gale und friedliche Weise, die Arbeiter zu erlösen! Aber freilich kann das Manifest dennoch nur im entschieden revolutionären Sinne wirken. Denn die herrschenden Klassen wollen eben die Erlösung der Arbeiter nicht. Sie wollen nicht nur, daß man ihren bestehenden Besitz respektirt — dieß thut mein Manifest durchaus — sie wollen die Fortdauer ihrer Privilegien, das Fortspielen ihrer jetzigen Erwerbsmonopole auch für die Zu- kunft. Und gerade je mehr ein Vorschlag auf Erlösung der Arbeit ihren vorhandenen Besitz respektirt und je legitimer und praktischer er dadurch ist, — für um so gefährlicher betrachten sie ihn mit Recht, um so wüthender sind sie! Gegen das Jnteresse hilft kein Disputiren! Und so kann es denn ganz gut kommen, daß Sie in 14 Tagen schon einem todten Manne schreiben! Einstweilen ist es unsere Pflicht, Alles aufzubieten, daß das Manifest zu einem zündenden Funken im Herzen der Arbeiter werde. Hierzu ist das Hauptmittel die massenhafteste Verbreitung desselben, und hierzu müssen diesmal die unerhörtesten, die riesigsten und wahn- sinnigsten Anstrengungen gemacht werden. Das ist nun für das ganze Rheinland Jhre Sache! Jch habe aber auch in dieser Hinsicht Alles gethan, um eine beispiellose Verbreitung zu ermög- lichen. Obgleich die Broschüre2 1 / 2 Bogen stark ist, habe ich meinen Verleger vermocht, den Preis für den Arbeiter auf 1 Silbergroschen zu setzen ( der Ladenpreis beim Buchhändler wird 5 Silbergroschen ) , damit jeder Arbeiter ohne Ausnahme sich ein Exemplar kaufen kann. Es gehen sofort 2000 Exem- plare von Wiegand oder Köhler an Sie ab, die Jhnen zu diesem Preise berechnet werden. Jch hoffe, daß Sie noch 2mal soviel nachbestellen werden. Was früher an Verbreitung geleistet worden ist, kann diesmal gar nicht in Vergleich kommen. Denn diese Schrift betrifft die eigentlichen Arbeiterinteressen und muß, wenn sie ihren Zweck nicht verfehlt haben soll, geradezu eine Arbeiterbibel werden! ......... Verbindungen nach Solingen, Jserlohn haben Sie lange. Suchen Sie aber auch in Köln, Koblenz, Trier, Krefeld Leute zu finden, denen Sie dieselbe zum Vertrieb zusenden können. So wie Sie die Schrift gelesen haben werden, wollen Sie mir gefälligst Jhre Ansicht über die Anzahl von Exemplaren schreiben, die Sie im Rheinlande unterbringen zu können denken. ( Auch unter die ländlichen Arbeiter muß sie möglichst gebracht werden. ) Mit dem Erfolg dieser Schrift steht und fällt nun auch die Frage nach dem Arbeiterverein, dessen Plan ich in der Schrift entrollt habe. Das Manifest soll ihn zu Stande bringen! Ein solcher Verein, wie ich ihn daselbst geschildert: 100,000 Ar- beiter in Deutschland umfassend, mit 150,000 Thalern jährlichen Agitationsmitteln und energisch geleitet — das wäre eine Macht! Wir werden sehen! Von hier aus habe ich nur mit einigen Worten auf die politische Frage zu kommen, die Sie anregen. Jch kann nur ganz kurz folgende Sätze hinwerfen: 1 ) Die innerlich übereinstimmende Veränderung in Frank- reich, England, Amerika zeigt, daß die Bourgeoisie den Beruf zur politischen Herrschaft bereits verloren hat: darum kann sie auch keine politische Re- volution mehr machen. Jhre Zeit ist vorüber. 2 ) Zu unterscheiden von politischen Revolutionen sind nationale Revolutionen wie in Jtalien, Polen, Ungarn. 3 ) Die deutsche Bourgeoisie ist von allen die unfähigste zur politischen Revolution; das zeigt das Faktum,

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Zitationshilfe: Social-politische Blätter. 1. Lieferung. Berlin, 7. Februar 1874, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_social01_1874/18>, abgerufen am 27.11.2024.