[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.des Teufels erstgebohrne Tochter / bey Zeiten aus dem Wege räumen/ allen Zorn/ Haß und Feindschafft meiden/ die Laster fliehen/ alle Geilheit und Lüste verbannen/ die Nothleidenden beschützen/ die Untergedrückten vertretten/ die Boßheit hassen/ und das Ubel bestraffen sollen. Die Ungeheuer/ Johan. Bodin9 de Republ. lib. 2. so er/ wie gedacht/ bezwungen/ sind nichts anders als Tyrannen und Räuber/ die Er mit Strumpf und Stiel ausgerottet/ und weil Er denenselben mit unglaublicher Macht überlegen/ so hat man ihn für Göttlich gehalten. Treulosen Leuten ist auch Gott/ und die Welt feind/ dahingegen/ wie jener Heyde hiervon sehr wohl urtheilet/ die unsterblichen Qint9 Marci9 in Livio 44. 1. 10 Götter nicht nur an denen redlichen / aufrichtigen und tapferen Leuten ein Wollgefallen tragen/ sondern auch überflüssig beglücken/ ja es sev auch das Römische Volck durch nichts anders als durch seine Aufrichtigkeit zu solchen Wachsthume gekommen. Es ist ein viehisches Wüten/ wer seine Lust in Menschen-Blute suchet/ und sich dadurch in ein erschreckliches Monstrum verwandelt. Der Römische Keyser Caligula wündschete Ihm/ daßnach seinen Tode die gantze Welt verbrennen möchte. Die Tyranney und Grausamkeit ist unter andern auch dahero zu verfluchen/ indem sie anfänglich die gewöhnlichen/ hernach menschlichen Plagen überschreitet/ und letzlich die grausamste Marten vor die Hand nimmet. Ein Potentate, der sich durch seine Gütigkeit und Sanfftmuth sicher macht/ bedarff keiner Leib-Hüter/ ein Tyranne aber muß sich für Allen fürchten. Als einer gefragt wurde/ was für ein Unterscheid zwischen einem Könige und Tyrannen sey? gab Er zur Antwort: Die Authorität und das Ansehen wäre zwar bey beyden gleich/ es wütete aber ein Tyrannen aus Lust/ dahingegen ein König sich niemals/ als aus Noth/ grimmig erwiese. Alldieweil nun dergleichen Tyranney und Verfolgung der Menschen bald bey angehenden Alter der Zeit sich herfür gethan/ so haben sich nothwendig tapfere Gemüther finden müssen/ die solchen Monstris widerstanden. Und nachdem auch Hercules vielen Völckern ihre Freyheit wieder zu Wege gebracht/ hielte man für unbillig/ wann Jemand anders/ als der jenige/ welcher frey/ Ihm opferte / gestalt denn hiervon nicht allein die Weiber und Knechte/ ja auch die Freygelassenen ausgeschlossen seyn musten/ sondern man gab auch vor/ daß Er keine faule und träge Leute erhöre/ hingegen aber sich gegen den hurtigen und tapferen in allen geneigt erweise/ welches auf nichts anders zielet/ als daß man allein durch einen unverdrossenen Fleiß einen grossen Nahmen erlangen könne. Denn daß Ihm stets der Sieges-Crantz gerathen / Das hat gemacht die Mühe seiner Thaten / Worzu Ihm dann die Tugend angeleit / Daß er daher glückseelig ist zu nennen / Weil Ihm durch Schweiß das Gold der Ewigkeit nunmehro weis für Andern wohl zu kennen. Der Tugend soll man sich in d[unleserliches Material] Kindheit ergeben. Die Tugend/ sagt man/ ist mit einem nackenden und blossen Menschen zu frieden. Nicht vergebens haben die alten Heyden den Herculem/ seine Tapferkeit dadurch anzudeuten/ mit einer Löwen-Haut/ und Streit-Kolbe nackend gemahlet. Denn wann die Tugend in Heroischen Gemüthern nicht gleichsam mit der Mutter-Milch eingeflösset/ und durch des Teufels erstgebohrne Tochter / bey Zeiten aus dem Wege räumen/ allen Zorn/ Haß und Feindschafft meiden/ die Laster fliehen/ alle Geilheit und Lüste verbannen/ die Nothleidenden beschützen/ die Untergedrückten vertretten/ die Boßheit hassen/ und das Ubel bestraffen sollen. Die Ungeheuer/ Johan. Bodin9 de Republ. lib. 2. so er/ wie gedacht/ bezwungen/ sind nichts anders als Tyrannen und Räuber/ die Er mit Strumpf und Stiel ausgerottet/ und weil Er denenselben mit unglaublicher Macht überlegen/ so hat man ihn für Göttlich gehalten. Treulosen Leuten ist auch Gott/ und die Welt feind/ dahingegen/ wie jener Heyde hiervon sehr wohl urtheilet/ die unsterblichen Qint9 Marci9 in Livio 44. 1. 10 Götter nicht nur an denen redlichen / aufrichtigen und tapferen Leuten ein Wollgefallen tragen/ sondern auch überflüssig beglücken/ ja es sev auch das Römische Volck durch nichts anders als durch seine Aufrichtigkeit zu solchen Wachsthume gekommen. Es ist ein viehisches Wüten/ wer seine Lust in Menschen-Blute suchet/ und sich dadurch in ein erschreckliches Monstrum verwandelt. Der Römische Keyser Caligula wündschete Ihm/ daßnach seinen Tode die gantze Welt verbrennen möchte. Die Tyranney und Grausamkeit ist unter andern auch dahero zu verfluchen/ indem sie anfänglich die gewöhnlichen/ hernach menschlichen Plagen überschreitet/ und letzlich die grausamste Marten vor die Hand nimmet. Ein Potentate, der sich durch seine Gütigkeit und Sanfftmuth sicher macht/ bedarff keiner Leib-Hüter/ ein Tyranne aber muß sich für Allen fürchten. Als einer gefragt wurde/ was für ein Unterscheid zwischen einem Könige und Tyrannen sey? gab Er zur Antwort: Die Authorität und das Ansehen wäre zwar bey beyden gleich/ es wütete aber ein Tyrannen aus Lust/ dahingegen ein König sich niemals/ als aus Noth/ grimmig erwiese. Alldieweil nun dergleichen Tyranney und Verfolgung der Menschen bald bey angehenden Alter der Zeit sich herfür gethan/ so haben sich nothwendig tapfere Gemüther finden müssen/ die solchen Monstris widerstanden. Und nachdem auch Hercules vielen Völckern ihre Freyheit wieder zu Wege gebracht/ hielte man für unbillig/ wann Jemand anders/ als der jenige/ welcher frey/ Ihm opferte / gestalt denn hiervon nicht allein die Weiber und Knechte/ ja auch die Freygelassenen ausgeschlossen seyn musten/ sondern man gab auch vor/ daß Er keine faule und träge Leute erhöre/ hingegen aber sich gegen den hurtigen und tapferen in allen geneigt erweise/ welches auf nichts anders zielet/ als daß man allein durch einen unverdrossenen Fleiß einen grossen Nahmen erlangen könne. Denn daß Ihm stets der Sieges-Crantz gerathen / Das hat gemacht die Mühe seiner Thaten / Worzu Ihm dann die Tugend angeleit / Daß er daher glückseelig ist zu nennen / Weil Ihm durch Schweiß das Gold der Ewigkeit nunmehro weis für Andern wohl zu kennen. Der Tugend soll man sich in d[unleserliches Material] Kindheit ergeben. Die Tugend/ sagt man/ ist mit einem nackenden und blossen Menschen zu frieden. Nicht vergebens haben die alten Heyden den Herculem/ seine Tapferkeit dadurch anzudeuten/ mit einer Löwen-Haut/ und Streit-Kolbe nackend gemahlet. Denn wann die Tugend in Heroischen Gemüthern nicht gleichsam mit der Mutter-Milch eingeflösset/ und durch <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0564" n="538"/> des Teufels erstgebohrne Tochter / bey Zeiten aus dem Wege räumen/ allen Zorn/ Haß und Feindschafft meiden/ die Laster fliehen/ alle Geilheit und Lüste verbannen/ die Nothleidenden beschützen/ die Untergedrückten vertretten/ die Boßheit hassen/ und das Ubel bestraffen sollen. Die Ungeheuer/ <note place="left">Johan. Bodin9 de Republ. lib. 2.</note> so er/ wie gedacht/ bezwungen/ sind nichts anders als Tyrannen und Räuber/ die Er mit Strumpf und Stiel ausgerottet/ und weil Er denenselben mit unglaublicher Macht überlegen/ so hat man ihn für Göttlich gehalten. Treulosen Leuten ist auch Gott/ und die Welt feind/ dahingegen/ wie jener Heyde hiervon sehr wohl urtheilet/ die unsterblichen <note place="left">Qint9 Marci9 in Livio 44. 1. 10</note> Götter nicht nur an denen redlichen / aufrichtigen und tapferen Leuten ein Wollgefallen tragen/ sondern auch überflüssig beglücken/ ja es sev auch das Römische Volck durch nichts anders als durch seine Aufrichtigkeit zu solchen Wachsthume gekommen. Es ist ein viehisches Wüten/ wer seine Lust in Menschen-Blute suchet/ und sich dadurch in ein erschreckliches Monstrum verwandelt. Der Römische Keyser Caligula wündschete Ihm/ daßnach seinen Tode die gantze Welt verbrennen möchte. Die Tyranney und Grausamkeit ist unter andern auch dahero zu verfluchen/ indem sie anfänglich die gewöhnlichen/ hernach menschlichen Plagen überschreitet/ und letzlich die grausamste Marten vor die Hand nimmet. Ein Potentate, der sich durch seine Gütigkeit und Sanfftmuth sicher macht/ bedarff keiner Leib-Hüter/ ein Tyranne aber muß sich für Allen fürchten. Als einer gefragt wurde/ was für ein Unterscheid zwischen einem Könige und Tyrannen sey? gab Er zur Antwort: Die Authorität und das Ansehen wäre zwar bey beyden gleich/ es wütete aber ein Tyrannen aus Lust/ dahingegen ein König sich niemals/ als aus Noth/ grimmig erwiese. Alldieweil nun dergleichen Tyranney und Verfolgung der Menschen bald bey angehenden Alter der Zeit sich herfür gethan/ so haben sich nothwendig tapfere Gemüther finden müssen/ die solchen Monstris widerstanden. Und nachdem auch Hercules vielen Völckern ihre Freyheit wieder zu Wege gebracht/ hielte man für unbillig/ wann Jemand anders/ als der jenige/ welcher frey/ Ihm opferte / gestalt denn hiervon nicht allein die Weiber und Knechte/ ja auch die Freygelassenen ausgeschlossen seyn musten/ sondern man gab auch vor/ daß Er keine faule und träge Leute erhöre/ hingegen aber sich gegen den hurtigen und tapferen in allen geneigt erweise/ welches auf nichts anders zielet/ als daß man allein durch einen unverdrossenen Fleiß einen grossen Nahmen erlangen könne.</p> <p>Denn daß Ihm stets der Sieges-Crantz gerathen /</p> <p>Das hat gemacht die Mühe seiner Thaten /</p> <p>Worzu Ihm dann die Tugend angeleit /</p> <p>Daß er daher glückseelig ist zu nennen /</p> <p>Weil Ihm durch Schweiß das Gold der Ewigkeit nunmehro weis für Andern wohl zu kennen.</p> <p><note place="left">Der Tugend soll man sich in d<gap reason="illegible"/> Kindheit ergeben.</note> Die Tugend/ sagt man/ ist mit einem nackenden und blossen Menschen zu frieden. 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des Teufels erstgebohrne Tochter / bey Zeiten aus dem Wege räumen/ allen Zorn/ Haß und Feindschafft meiden/ die Laster fliehen/ alle Geilheit und Lüste verbannen/ die Nothleidenden beschützen/ die Untergedrückten vertretten/ die Boßheit hassen/ und das Ubel bestraffen sollen. Die Ungeheuer/ so er/ wie gedacht/ bezwungen/ sind nichts anders als Tyrannen und Räuber/ die Er mit Strumpf und Stiel ausgerottet/ und weil Er denenselben mit unglaublicher Macht überlegen/ so hat man ihn für Göttlich gehalten. Treulosen Leuten ist auch Gott/ und die Welt feind/ dahingegen/ wie jener Heyde hiervon sehr wohl urtheilet/ die unsterblichen Götter nicht nur an denen redlichen / aufrichtigen und tapferen Leuten ein Wollgefallen tragen/ sondern auch überflüssig beglücken/ ja es sev auch das Römische Volck durch nichts anders als durch seine Aufrichtigkeit zu solchen Wachsthume gekommen. Es ist ein viehisches Wüten/ wer seine Lust in Menschen-Blute suchet/ und sich dadurch in ein erschreckliches Monstrum verwandelt. Der Römische Keyser Caligula wündschete Ihm/ daßnach seinen Tode die gantze Welt verbrennen möchte. Die Tyranney und Grausamkeit ist unter andern auch dahero zu verfluchen/ indem sie anfänglich die gewöhnlichen/ hernach menschlichen Plagen überschreitet/ und letzlich die grausamste Marten vor die Hand nimmet. Ein Potentate, der sich durch seine Gütigkeit und Sanfftmuth sicher macht/ bedarff keiner Leib-Hüter/ ein Tyranne aber muß sich für Allen fürchten. Als einer gefragt wurde/ was für ein Unterscheid zwischen einem Könige und Tyrannen sey? gab Er zur Antwort: Die Authorität und das Ansehen wäre zwar bey beyden gleich/ es wütete aber ein Tyrannen aus Lust/ dahingegen ein König sich niemals/ als aus Noth/ grimmig erwiese. Alldieweil nun dergleichen Tyranney und Verfolgung der Menschen bald bey angehenden Alter der Zeit sich herfür gethan/ so haben sich nothwendig tapfere Gemüther finden müssen/ die solchen Monstris widerstanden. Und nachdem auch Hercules vielen Völckern ihre Freyheit wieder zu Wege gebracht/ hielte man für unbillig/ wann Jemand anders/ als der jenige/ welcher frey/ Ihm opferte / gestalt denn hiervon nicht allein die Weiber und Knechte/ ja auch die Freygelassenen ausgeschlossen seyn musten/ sondern man gab auch vor/ daß Er keine faule und träge Leute erhöre/ hingegen aber sich gegen den hurtigen und tapferen in allen geneigt erweise/ welches auf nichts anders zielet/ als daß man allein durch einen unverdrossenen Fleiß einen grossen Nahmen erlangen könne.
Johan. Bodin9 de Republ. lib. 2.
Qint9 Marci9 in Livio 44. 1. 10 Denn daß Ihm stets der Sieges-Crantz gerathen /
Das hat gemacht die Mühe seiner Thaten /
Worzu Ihm dann die Tugend angeleit /
Daß er daher glückseelig ist zu nennen /
Weil Ihm durch Schweiß das Gold der Ewigkeit nunmehro weis für Andern wohl zu kennen.
Die Tugend/ sagt man/ ist mit einem nackenden und blossen Menschen zu frieden. Nicht vergebens haben die alten Heyden den Herculem/ seine Tapferkeit dadurch anzudeuten/ mit einer Löwen-Haut/ und Streit-Kolbe nackend gemahlet. Denn wann die Tugend in Heroischen Gemüthern nicht gleichsam mit der Mutter-Milch eingeflösset/ und durch
Der Tugend soll man sich in d_ Kindheit ergeben.
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