[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.cedonien sagte: wer bey einer wohlverwahrten Festung so viel Platz findet/ daß er mit einem von Golde beladenen Esel hinein kommen kan/ dieselbe ist schon gewonnen. Der alte Doria lies zur Nothodurfft seines Gebäudes einen harten Felsen durch brechen/ zu dem sagten ihrer etliche: es wäre die Unmüglichkeit/ er aber/ gab ihnen zur Antwort/ es mag der Stein so hart seyn als er will/ so ist mein Geld noch härter. Müntze und Geld ist der höchste Grad. Man steiget durch dasselbe zu Hofe. Ihre Handthierungen sind die grösten / und durch sie erlanget man die vornehmsten Aemter/ und die grösten Ehren-Wege. Wie die Athenienser ihren Abgott um Rath frageten/ was Gestalt sie ihre Unterthanen bey unverbrüchlichem Gehorsam/ und wohlantändigen Tugenden erhalten könnten? gab er ihnen zur Antwort: Wenn sie denenselben in der Jugend das beste in die Ohren stecketen. Weil sie nun das Gold für das beste hielten/ so folgeten sie der allgemeinen Meinung/ und stopffeten ihnen Stücklein Gold in die Ohreu; Der Abgottaber meinete hierdurch nicht das vergängliche Gold / sondern die guten Lehren/ so ans den Ohren entstünden. Es heisset zwar: Wohl geseckelt/ wohl gehalten; tauschet man aber die Müntze/ so ruhet der Unseegen für der Thür. Diejenigen/ welche dergleichen thun/ sind nicht geringe / sondern allgemeine Diebe/ die dem Lande heimlich und unvermerckter weise viel tausend abstehlen. Die Exempel sind frisch/ und die Nahmen nicht unbekannt / die um des schändlichen Gewinstes willen ihren Nutzen aus der Müntze suchen / und gar einen Kauff-Handel pro mensura des Handel und Wandels machen wollen. Der berühmte Gesetz-Geber Lycurgus verboth den Lacedaemoniern/ daß sie sich weder der güldenen noch silbernen Müntze gebrauchen/ sondern an statt derselben mit eiserner Müntze Handel und Wandel treiben sollten. Bey den Mohren war vor Alters das Gold so verachtet/ daß sie nichts anders als Ketten und Fessel daraus macheten/ wormit sie die Ubelthäter anschmiedeten. Die Carmaner und Bambicatier / so Völcker in Asien/ hatten im Gebrauch/ daß sie allerhand Metall zusammen brachten/ und hernach in die tieffeste Erde verscharreten/ damit sie dadurch nicht möchten von der Tugend abfällig gemacht/ und zu dem Laster des Geitzes gezogen werden. So offt die Schrifft der Müntze im A. Testament gedencket/ so wird jederzeit darbey angezeiget/ daß man ohne Betrug mit guten Gold und Silber umgegangen/ und dasselbige mit richtigem Gewichte bezahlet habe: Heutiges Tages aber nimmt man mit gutem Kupfer und gering-haltigem Werthe vorlieb. Ein jedes Land hat seine besondere Müntze/ und dieselbe verkehret sich so offt/ ehe man sie verkehret zu seyn vermeinet. Gleichwohl aber siehet man/ daß die Alten nicht wenig auf ihr Gepräge gehalten. Cajus Julius Caesar ließ auf seine Müntze einen Elephanten: Keyser Augustus eine filberne Müntze/ und auf der einen Seiten sein Bildnis/ auf der andern einen viereckichten Tempel/ und auch mit so viel verschlagenen Thüren/ auf das Dach aber des Jani Bildnis mit vier Angesichtern; Claudius Tiberius Drusins zwey Ercker/ darüber ein Tempel/ in welchem er mit einem Spiesse in der Hand stunde; Claudius Domitius Nero auf einem Triumph-Wagen/ mit vier weissen Pferden/ um den etliche Weibesbilder mit allerhand Instrumenten; Flavius Claudius Julianus einen Ochsen/ über dessen Hörner zweene grosse Sternen/ zum Füssen einen Adeler mit dieser Uberschrifft: Securitas Reipublicae; Flavius Jovianus eine Lorbeer-Crone mit der Inscription: Vota publica; Keyser Valens ein Weib/ welches man mit cedonien sagte: wer bey einer wohlverwahrten Festung so viel Platz findet/ daß er mit einem von Golde beladenen Esel hinein kommen kan/ dieselbe ist schon gewonnen. Der alte Doria lies zur Nothodurfft seines Gebäudes einen harten Felsen durch brechen/ zu dem sagten ihrer etliche: es wäre die Unmüglichkeit/ er aber/ gab ihnen zur Antwort/ es mag der Stein so hart seyn als er will/ so ist mein Geld noch härter. Müntze und Geld ist der höchste Grad. Man steiget durch dasselbe zu Hofe. Ihre Handthierungen sind die grösten / und durch sie erlanget man die vornehmsten Aemter/ und die grösten Ehren-Wege. Wie die Athenienser ihren Abgott um Rath frageten/ was Gestalt sie ihre Unterthanen bey unverbrüchlichem Gehorsam/ und wohlantändigen Tugenden erhalten könnten? gab er ihnen zur Antwort: Wenn sie denenselben in der Jugend das beste in die Ohren stecketen. Weil sie nun das Gold für das beste hielten/ so folgeten sie der allgemeinen Meinung/ und stopffeten ihnen Stücklein Gold in die Ohreu; Der Abgottaber meinete hierdurch nicht das vergängliche Gold / sondern die guten Lehren/ so ans den Ohren entstünden. Es heisset zwar: Wohl geseckelt/ wohl gehalten; tauschet man aber die Müntze/ so ruhet der Unseegen für der Thür. Diejenigen/ welche dergleichen thun/ sind nicht geringe / sondern allgemeine Diebe/ die dem Lande heimlich und unvermerckter weise viel tausend abstehlen. Die Exempel sind frisch/ und die Nahmen nicht unbekannt / die um des schändlichen Gewinstes willen ihren Nutzen aus der Müntze suchen / und gar einen Kauff-Handel pro mensurâ des Handel und Wandels machen wollen. Der berühmte Gesetz-Geber Lycurgus verboth den Lacedaemoniern/ daß sie sich weder der güldenen noch silbernen Müntze gebrauchen/ sondern an statt derselben mit eiserner Müntze Handel und Wandel treiben sollten. Bey den Mohren war vor Alters das Gold so verachtet/ daß sie nichts anders als Ketten und Fessel daraus macheten/ wormit sie die Ubelthäter anschmiedeten. Die Carmaner und Bambicatier / so Völcker in Asien/ hatten im Gebrauch/ daß sie allerhand Metall zusammen brachten/ und hernach in die tieffeste Erde verscharreten/ damit sie dadurch nicht möchten von der Tugend abfällig gemacht/ und zu dem Laster des Geitzes gezogen werden. So offt die Schrifft der Müntze im A. Testament gedencket/ so wird jederzeit darbey angezeiget/ daß man ohne Betrug mit guten Gold und Silber umgegangen/ und dasselbige mit richtigem Gewichte bezahlet habe: Heutiges Tages aber nimmt man mit gutem Kupfer und gering-haltigem Werthe vorlieb. Ein jedes Land hat seine besondere Müntze/ und dieselbe verkehret sich so offt/ ehe man sie verkehret zu seyn vermeinet. Gleichwohl aber siehet man/ daß die Alten nicht wenig auf ihr Gepräge gehalten. Cajus Julius Caesar ließ auf seine Müntze einen Elephanten: Keyser Augustus eine filberne Müntze/ und auf der einen Seiten sein Bildnis/ auf der andern einen viereckichten Tempel/ und auch mit so viel verschlagenen Thüren/ auf das Dach aber des Jani Bildnis mit vier Angesichtern; Claudius Tiberius Drusins zwey Ercker/ darüber ein Tempel/ in welchem er mit einem Spiesse in der Hand stunde; Claudius Domitius Nero auf einem Triumph-Wagen/ mit vier weissen Pferden/ um den etliche Weibesbilder mit allerhand Instrumenten; Flavius Claudius Julianus einen Ochsen/ über dessen Hörner zweene grosse Sternen/ zum Füssen einen Adeler mit dieser Uberschrifft: Securitas Reipublicae; Flavius Jovianus eine Lorbeer-Crone mit der Inscription: Vota publica; Keyser Valens ein Weib/ welches man mit <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0550" n="526"/> cedonien sagte: wer bey einer wohlverwahrten Festung so viel Platz findet/ daß er mit einem von Golde beladenen Esel hinein kommen kan/ dieselbe ist schon gewonnen. Der alte Doria lies zur Nothodurfft seines Gebäudes einen harten Felsen durch brechen/ zu dem sagten ihrer etliche: es wäre die Unmüglichkeit/ er aber/ gab ihnen zur Antwort/ es mag der Stein so hart seyn als er will/ so ist mein Geld noch härter. Müntze und Geld ist der höchste Grad. Man steiget durch dasselbe zu Hofe. Ihre Handthierungen sind die grösten / und durch sie erlanget man die vornehmsten Aemter/ und die grösten Ehren-Wege. Wie die Athenienser ihren Abgott um Rath frageten/ was Gestalt sie ihre Unterthanen bey unverbrüchlichem Gehorsam/ und wohlantändigen Tugenden erhalten könnten? gab er ihnen zur Antwort: Wenn sie denenselben in der Jugend das beste in die Ohren stecketen. Weil sie nun das Gold für das beste hielten/ so folgeten sie der allgemeinen Meinung/ und stopffeten ihnen Stücklein Gold in die Ohreu; Der Abgottaber meinete hierdurch nicht das vergängliche Gold / sondern die guten Lehren/ so ans den Ohren entstünden. Es heisset zwar: Wohl geseckelt/ wohl gehalten; tauschet man aber die Müntze/ so ruhet der Unseegen für der Thür. Diejenigen/ welche dergleichen thun/ sind nicht geringe / sondern allgemeine Diebe/ die dem Lande heimlich und unvermerckter weise viel tausend abstehlen. Die Exempel sind frisch/ und die Nahmen nicht unbekannt / die um des schändlichen Gewinstes willen ihren Nutzen aus der Müntze suchen / und gar einen Kauff-Handel pro mensurâ des Handel und Wandels machen wollen. Der berühmte Gesetz-Geber Lycurgus verboth den Lacedaemoniern/ daß sie sich weder der güldenen noch silbernen Müntze gebrauchen/ sondern an statt derselben mit eiserner Müntze Handel und Wandel treiben sollten. Bey den Mohren war vor Alters das Gold so verachtet/ daß sie nichts anders als Ketten und Fessel daraus macheten/ wormit sie die Ubelthäter anschmiedeten. Die Carmaner und Bambicatier / so Völcker in Asien/ hatten im Gebrauch/ daß sie allerhand Metall zusammen brachten/ und hernach in die tieffeste Erde verscharreten/ damit sie dadurch nicht möchten von der Tugend abfällig gemacht/ und zu dem Laster des Geitzes gezogen werden. So offt die Schrifft der Müntze im A. Testament gedencket/ so wird jederzeit darbey angezeiget/ daß man ohne Betrug mit guten Gold und Silber umgegangen/ und dasselbige mit richtigem Gewichte bezahlet habe: Heutiges Tages aber nimmt man mit gutem Kupfer und gering-haltigem Werthe vorlieb. Ein jedes Land hat seine besondere Müntze/ und dieselbe verkehret sich so offt/ ehe man sie verkehret zu seyn vermeinet. Gleichwohl aber siehet man/ daß die Alten nicht wenig auf ihr Gepräge gehalten. Cajus Julius Caesar ließ auf seine Müntze einen Elephanten: Keyser Augustus eine filberne Müntze/ und auf der einen Seiten sein Bildnis/ auf der andern einen viereckichten Tempel/ und auch mit so viel verschlagenen Thüren/ auf das Dach aber des Jani Bildnis mit vier Angesichtern; Claudius Tiberius Drusins zwey Ercker/ darüber ein Tempel/ in welchem er mit einem Spiesse in der Hand stunde; Claudius Domitius Nero auf einem Triumph-Wagen/ mit vier weissen Pferden/ um den etliche Weibesbilder mit allerhand Instrumenten; Flavius Claudius Julianus einen Ochsen/ über dessen Hörner zweene grosse Sternen/ zum Füssen einen Adeler mit dieser Uberschrifft: Securitas Reipublicae; Flavius Jovianus eine Lorbeer-Crone mit der Inscription: Vota publica; Keyser Valens ein Weib/ welches man mit </p> </div> </body> </text> </TEI> [526/0550]
cedonien sagte: wer bey einer wohlverwahrten Festung so viel Platz findet/ daß er mit einem von Golde beladenen Esel hinein kommen kan/ dieselbe ist schon gewonnen. Der alte Doria lies zur Nothodurfft seines Gebäudes einen harten Felsen durch brechen/ zu dem sagten ihrer etliche: es wäre die Unmüglichkeit/ er aber/ gab ihnen zur Antwort/ es mag der Stein so hart seyn als er will/ so ist mein Geld noch härter. Müntze und Geld ist der höchste Grad. Man steiget durch dasselbe zu Hofe. Ihre Handthierungen sind die grösten / und durch sie erlanget man die vornehmsten Aemter/ und die grösten Ehren-Wege. Wie die Athenienser ihren Abgott um Rath frageten/ was Gestalt sie ihre Unterthanen bey unverbrüchlichem Gehorsam/ und wohlantändigen Tugenden erhalten könnten? gab er ihnen zur Antwort: Wenn sie denenselben in der Jugend das beste in die Ohren stecketen. Weil sie nun das Gold für das beste hielten/ so folgeten sie der allgemeinen Meinung/ und stopffeten ihnen Stücklein Gold in die Ohreu; Der Abgottaber meinete hierdurch nicht das vergängliche Gold / sondern die guten Lehren/ so ans den Ohren entstünden. Es heisset zwar: Wohl geseckelt/ wohl gehalten; tauschet man aber die Müntze/ so ruhet der Unseegen für der Thür. Diejenigen/ welche dergleichen thun/ sind nicht geringe / sondern allgemeine Diebe/ die dem Lande heimlich und unvermerckter weise viel tausend abstehlen. Die Exempel sind frisch/ und die Nahmen nicht unbekannt / die um des schändlichen Gewinstes willen ihren Nutzen aus der Müntze suchen / und gar einen Kauff-Handel pro mensurâ des Handel und Wandels machen wollen. Der berühmte Gesetz-Geber Lycurgus verboth den Lacedaemoniern/ daß sie sich weder der güldenen noch silbernen Müntze gebrauchen/ sondern an statt derselben mit eiserner Müntze Handel und Wandel treiben sollten. Bey den Mohren war vor Alters das Gold so verachtet/ daß sie nichts anders als Ketten und Fessel daraus macheten/ wormit sie die Ubelthäter anschmiedeten. Die Carmaner und Bambicatier / so Völcker in Asien/ hatten im Gebrauch/ daß sie allerhand Metall zusammen brachten/ und hernach in die tieffeste Erde verscharreten/ damit sie dadurch nicht möchten von der Tugend abfällig gemacht/ und zu dem Laster des Geitzes gezogen werden. So offt die Schrifft der Müntze im A. Testament gedencket/ so wird jederzeit darbey angezeiget/ daß man ohne Betrug mit guten Gold und Silber umgegangen/ und dasselbige mit richtigem Gewichte bezahlet habe: Heutiges Tages aber nimmt man mit gutem Kupfer und gering-haltigem Werthe vorlieb. Ein jedes Land hat seine besondere Müntze/ und dieselbe verkehret sich so offt/ ehe man sie verkehret zu seyn vermeinet. Gleichwohl aber siehet man/ daß die Alten nicht wenig auf ihr Gepräge gehalten. Cajus Julius Caesar ließ auf seine Müntze einen Elephanten: Keyser Augustus eine filberne Müntze/ und auf der einen Seiten sein Bildnis/ auf der andern einen viereckichten Tempel/ und auch mit so viel verschlagenen Thüren/ auf das Dach aber des Jani Bildnis mit vier Angesichtern; Claudius Tiberius Drusins zwey Ercker/ darüber ein Tempel/ in welchem er mit einem Spiesse in der Hand stunde; Claudius Domitius Nero auf einem Triumph-Wagen/ mit vier weissen Pferden/ um den etliche Weibesbilder mit allerhand Instrumenten; Flavius Claudius Julianus einen Ochsen/ über dessen Hörner zweene grosse Sternen/ zum Füssen einen Adeler mit dieser Uberschrifft: Securitas Reipublicae; Flavius Jovianus eine Lorbeer-Crone mit der Inscription: Vota publica; Keyser Valens ein Weib/ welches man mit
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/550>, abgerufen am 17.06.2024. |