[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.welcher auch daselbst in ziemlicher Menge gefunden wird/ so gar / daß die Sineser darmit mehr Kauffhandel treiben/ als andere gekauffte Wahren bezahlen. Was aber ist (zu geschweigen der andern in Europa) von den Ungarischen / Siebenbürgischen/ Böhmischen/ Meisnischen/ Steyer Märkischen / Kärntänischen/ Tyrolischen/ Sultzischen/ und andern in Teutschland fruchtbaren Berg-Wercken zu sagen? Alle sind mit gnugsamen Uberflusse reicher Metallen versehen. Das Ungarische Gold ist so reich beschüttet/ daß man es gleich dem Arabischen achtet. Von einem Reiche Ausbeut. Böhmischen Fund-Grübner wird gedacht/ daß Er von seinem Bergwercke nicht allein die Schule zu Prage erbauet/ sondern auch dem Könige daselbst eine Tonne Goldes geliehen/ Jhm hernach die Obligation darüber in einer verdeckten Schüssel fürsetzen lassen/ und sie demselben hinwieder verehret. Hertzog Albrecht zu Sachsen fuhr zu Schneeberg in die S. Georgens Grube/ und speisete daselbst auf einem gantz silbernen Tische/ allda ein Kux in die 32000 Gülden zur Ausbeute soll gegeben haben. Zu St. Annaberg fiel vordessen auf dem himmlischen Heere/ auf einen Kux/ auf ein Quartal an 1000 Gülden Ausbeute. Keyser Carl der Grosse hatte zweene güldene Tische/ und einen gantz silbernen/ worauf die Welt-Mappa gestochen war. Aus welchen allen man siehet/ daß das edle Bergwerck nicht nur eines der Uhrältesten/ sondern auch der benöthigsten Dingen ist. Des Bergwercks Nutzen. Wie sehr man sich aber über den gestirnten Himmel/ und den äusserlichen Erdboden zu verwundern/ je wunderbarer siehet man die Güte GOTTES auch in dem innwendigen Cörper der Erden an dem gediegenem Ertzte/ Gold/ Silber/ Kupfer/ Eisen/ Bley/ und andern in den härtesten Stein-Felsen gewachsenen Materialien. Die tägliche Erfahrung giebet es / daß zu Krieges- und Friedens-Zeiten das Bergwerck höchstnöthig. Denn/ wer wollte durch die grosse Welt handeln und wandeln? Wer wollte sein Brod erwerben und bauen/ wenn man nicht durch Stahl und Eisen das harte Land umriesse / stürtzete und egete? Wo wollten so viel Farben? wo die nützlichsten und beständigsten Metallen? wo so viel Reichthum und Vermögens? wo so viel Ausgaben / und wo so viel Auflagen hergenommen werden/ wenns nicht dasselbe thäte? Gleichwie aber das Bergwerck ein grosser Seegen GOttes: Also ist auch der Abgang oder Mangel desselben nicht ein geringes: Und weil dasselbe gleichsam der Königreiche und Länder Seele; so siehet man/ wie durch dessen Vorschub die herrlichsten Länder erweitert/ die grösten Städte erbauet/ die Güter vermehret / die Einwohner bereichert/ das Armuth aufgebracht/ und der Kleinere neben dem Grossen sich in der Welt fortbringen könne. Betrachtet man nun dieses/ so ist keine Handtierung von dem Kleinesten bis zu dem Grössesten/ die nicht / vermittelst dessen/ aufgebracht/ und befödert würde. Denn/ es kan desselben weder der Gold noch-Kupffer-Schmid/ viel weniger die Uhrmacher/ Schlosser / Schmiede/ noch die mit dem Hufel/ Cirkel/ Seege/ Stahl und Eisen umgehen / entbehren; zu geschweigen/ daß so eine Menge Volcks von dem Bergwercke sich enthalten muß. Und/ obwohl ihrer viel dafür halten/ es sey der Bergwercks-Bau ein nichtiges Werck/ und eine Verschwendung gewisser Haab und Güter/ dessen man wohl im Handel und Wandel/ wie hiebevorn/ entübriget seyn könnte; So ist doch unleugbar/ daß GOTT und die Natur/ dem Menschen zum Nutzen/ alle Elementa/ und in diesem auch das Ertzt und die Metallen erschaffen/ damit er sie ausgraben/ und zu allen Guten anwenden möge. welcher auch daselbst in ziemlicher Menge gefunden wird/ so gar / daß die Sineser darmit mehr Kauffhandel treiben/ als andere gekauffte Wahren bezahlen. Was aber ist (zu geschweigen der andern in Europa) von den Ungarischen / Siebenbürgischen/ Böhmischen/ Meisnischen/ Steyer Märkischen / Kärntänischen/ Tyrolischen/ Sultzischen/ und andern in Teutschland fruchtbaren Berg-Wercken zu sagen? Alle sind mit gnugsamen Uberflusse reicher Metallen versehen. Das Ungarische Gold ist so reich beschüttet/ daß man es gleich dem Arabischen achtet. Von einem Reiche Ausbeut. Böhmischen Fund-Grübner wird gedacht/ daß Er von seinem Bergwercke nicht allein die Schule zu Prage erbauet/ sondern auch dem Könige daselbst eine Tonne Goldes geliehen/ Jhm hernach die Obligation darüber in einer verdeckten Schüssel fürsetzen lassen/ und sie demselben hinwieder verehret. Hertzog Albrecht zu Sachsen fuhr zu Schneeberg in die S. Georgens Grube/ und speisete daselbst auf einem gantz silbernen Tische/ allda ein Kux in die 32000 Gülden zur Ausbeute soll gegeben haben. Zu St. Annaberg fiel vordessen auf dem himmlischen Heere/ auf einen Kux/ auf ein Quartal an 1000 Gülden Ausbeute. Keyser Carl der Grosse hatte zweene güldene Tische/ und einen gantz silbernen/ worauf die Welt-Mappa gestochen war. Aus welchen allen man siehet/ daß das edle Bergwerck nicht nur eines der Uhrältesten/ sondern auch der benöthigsten Dingen ist. Des Bergwercks Nutzen. Wie sehr man sich aber über den gestirnten Himmel/ und den äusserlichen Erdboden zu verwundern/ je wunderbarer siehet man die Güte GOTTES auch in dem innwendigen Cörper der Erden an dem gediegenem Ertzte/ Gold/ Silber/ Kupfer/ Eisen/ Bley/ und andern in den härtesten Stein-Felsen gewachsenen Materialien. Die tägliche Erfahrung giebet es / daß zu Krieges- und Friedens-Zeiten das Bergwerck höchstnöthig. Denn/ wer wollte durch die grosse Welt handeln und wandeln? Wer wollte sein Brod erwerben und bauen/ wenn man nicht durch Stahl und Eisen das harte Land umriesse / stürtzete und egete? Wo wollten so viel Farben? wo die nützlichsten und beständigsten Metallen? wo so viel Reichthum und Vermögens? wo so viel Ausgaben / und wo so viel Auflagen hergenommen werden/ wenns nicht dasselbe thäte? Gleichwie aber das Bergwerck ein grosser Seegen GOttes: Also ist auch der Abgang oder Mangel desselben nicht ein geringes: Und weil dasselbe gleichsam der Königreiche und Länder Seele; so siehet man/ wie durch dessen Vorschub die herrlichsten Länder erweitert/ die grösten Städte erbauet/ die Güter vermehret / die Einwohner bereichert/ das Armuth aufgebracht/ und der Kleinere neben dem Grossen sich in der Welt fortbringen könne. Betrachtet man nun dieses/ so ist keine Handtierung von dem Kleinesten bis zu dem Grössesten/ die nicht / vermittelst dessen/ aufgebracht/ und befödert würde. Denn/ es kan desselben weder der Gold noch-Kupffer-Schmid/ viel weniger die Uhrmacher/ Schlosser / Schmiede/ noch die mit dem Hufel/ Cirkel/ Seege/ Stahl und Eisen umgehen / entbehren; zu geschweigen/ daß so eine Menge Volcks von dem Bergwercke sich enthalten muß. Und/ obwohl ihrer viel dafür halten/ es sey der Bergwercks-Bau ein nichtiges Werck/ und eine Verschwendung gewisser Haab und Güter/ dessen man wohl im Handel und Wandel/ wie hiebevorn/ entübriget seyn könnte; So ist doch unleugbar/ daß GOTT und die Natur/ dem Menschen zum Nutzen/ alle Elementa/ und in diesem auch das Ertzt und die Metallen erschaffen/ damit er sie ausgraben/ und zu allen Guten anwenden möge. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0518" n="494"/> welcher auch daselbst in ziemlicher Menge gefunden wird/ so gar / daß die Sineser darmit mehr Kauffhandel treiben/ als andere gekauffte Wahren bezahlen. Was aber ist (zu geschweigen der andern in Europa) von den Ungarischen / Siebenbürgischen/ Böhmischen/ Meisnischen/ Steyer Märkischen / Kärntänischen/ Tyrolischen/ Sultzischen/ und andern in Teutschland fruchtbaren Berg-Wercken zu sagen? Alle sind mit gnugsamen Uberflusse reicher Metallen versehen. Das Ungarische Gold ist so reich beschüttet/ daß man es gleich dem Arabischen achtet. Von einem <note place="left">Reiche Ausbeut.</note> Böhmischen Fund-Grübner wird gedacht/ daß Er von seinem Bergwercke nicht allein die Schule zu Prage erbauet/ sondern auch dem Könige daselbst eine Tonne Goldes geliehen/ Jhm hernach die Obligation darüber in einer verdeckten Schüssel fürsetzen lassen/ und sie demselben hinwieder verehret. Hertzog Albrecht zu Sachsen fuhr zu Schneeberg in die S. Georgens Grube/ und speisete daselbst auf einem gantz silbernen Tische/ allda ein Kux in die 32000 Gülden zur Ausbeute soll gegeben haben. Zu St. Annaberg fiel vordessen auf dem himmlischen Heere/ auf einen Kux/ auf ein Quartal an 1000 Gülden Ausbeute. Keyser Carl der Grosse hatte zweene güldene Tische/ und einen gantz silbernen/ worauf die Welt-Mappa gestochen war. Aus welchen allen man siehet/ daß das edle Bergwerck nicht nur eines der Uhrältesten/ sondern auch der benöthigsten Dingen ist.</p> <p><note place="left">Des Bergwercks Nutzen.</note> Wie sehr man sich aber über den gestirnten Himmel/ und den äusserlichen Erdboden zu verwundern/ je wunderbarer siehet man die Güte GOTTES auch in dem innwendigen Cörper der Erden an dem gediegenem Ertzte/ Gold/ Silber/ Kupfer/ Eisen/ Bley/ und andern in den härtesten Stein-Felsen gewachsenen Materialien. Die tägliche Erfahrung giebet es / daß zu Krieges- und Friedens-Zeiten das Bergwerck höchstnöthig. Denn/ wer wollte durch die grosse Welt handeln und wandeln? Wer wollte sein Brod erwerben und bauen/ wenn man nicht durch Stahl und Eisen das harte Land umriesse / stürtzete und egete? Wo wollten so viel Farben? wo die nützlichsten und beständigsten Metallen? wo so viel Reichthum und Vermögens? wo so viel Ausgaben / und wo so viel Auflagen hergenommen werden/ wenns nicht dasselbe thäte? Gleichwie aber das Bergwerck ein grosser Seegen GOttes: Also ist auch der Abgang oder Mangel desselben nicht ein geringes: Und weil dasselbe gleichsam der Königreiche und Länder Seele; so siehet man/ wie durch dessen Vorschub die herrlichsten Länder erweitert/ die grösten Städte erbauet/ die Güter vermehret / die Einwohner bereichert/ das Armuth aufgebracht/ und der Kleinere neben dem Grossen sich in der Welt fortbringen könne. Betrachtet man nun dieses/ so ist keine Handtierung von dem Kleinesten bis zu dem Grössesten/ die nicht / vermittelst dessen/ aufgebracht/ und befödert würde. Denn/ es kan desselben weder der Gold noch-Kupffer-Schmid/ viel weniger die Uhrmacher/ Schlosser / Schmiede/ noch die mit dem Hufel/ Cirkel/ Seege/ Stahl und Eisen umgehen / entbehren; zu geschweigen/ daß so eine Menge Volcks von dem Bergwercke sich enthalten muß. Und/ obwohl ihrer viel dafür halten/ es sey der Bergwercks-Bau ein nichtiges Werck/ und eine Verschwendung gewisser Haab und Güter/ dessen man wohl im Handel und Wandel/ wie hiebevorn/ entübriget seyn könnte; So ist doch unleugbar/ daß GOTT und die Natur/ dem Menschen zum Nutzen/ alle Elementa/ und in diesem auch das Ertzt und die Metallen erschaffen/ damit er sie ausgraben/ und zu allen Guten anwenden möge. </p> </div> </body> </text> </TEI> [494/0518]
welcher auch daselbst in ziemlicher Menge gefunden wird/ so gar / daß die Sineser darmit mehr Kauffhandel treiben/ als andere gekauffte Wahren bezahlen. Was aber ist (zu geschweigen der andern in Europa) von den Ungarischen / Siebenbürgischen/ Böhmischen/ Meisnischen/ Steyer Märkischen / Kärntänischen/ Tyrolischen/ Sultzischen/ und andern in Teutschland fruchtbaren Berg-Wercken zu sagen? Alle sind mit gnugsamen Uberflusse reicher Metallen versehen. Das Ungarische Gold ist so reich beschüttet/ daß man es gleich dem Arabischen achtet. Von einem Böhmischen Fund-Grübner wird gedacht/ daß Er von seinem Bergwercke nicht allein die Schule zu Prage erbauet/ sondern auch dem Könige daselbst eine Tonne Goldes geliehen/ Jhm hernach die Obligation darüber in einer verdeckten Schüssel fürsetzen lassen/ und sie demselben hinwieder verehret. Hertzog Albrecht zu Sachsen fuhr zu Schneeberg in die S. Georgens Grube/ und speisete daselbst auf einem gantz silbernen Tische/ allda ein Kux in die 32000 Gülden zur Ausbeute soll gegeben haben. Zu St. Annaberg fiel vordessen auf dem himmlischen Heere/ auf einen Kux/ auf ein Quartal an 1000 Gülden Ausbeute. Keyser Carl der Grosse hatte zweene güldene Tische/ und einen gantz silbernen/ worauf die Welt-Mappa gestochen war. Aus welchen allen man siehet/ daß das edle Bergwerck nicht nur eines der Uhrältesten/ sondern auch der benöthigsten Dingen ist.
Reiche Ausbeut. Wie sehr man sich aber über den gestirnten Himmel/ und den äusserlichen Erdboden zu verwundern/ je wunderbarer siehet man die Güte GOTTES auch in dem innwendigen Cörper der Erden an dem gediegenem Ertzte/ Gold/ Silber/ Kupfer/ Eisen/ Bley/ und andern in den härtesten Stein-Felsen gewachsenen Materialien. Die tägliche Erfahrung giebet es / daß zu Krieges- und Friedens-Zeiten das Bergwerck höchstnöthig. Denn/ wer wollte durch die grosse Welt handeln und wandeln? Wer wollte sein Brod erwerben und bauen/ wenn man nicht durch Stahl und Eisen das harte Land umriesse / stürtzete und egete? Wo wollten so viel Farben? wo die nützlichsten und beständigsten Metallen? wo so viel Reichthum und Vermögens? wo so viel Ausgaben / und wo so viel Auflagen hergenommen werden/ wenns nicht dasselbe thäte? Gleichwie aber das Bergwerck ein grosser Seegen GOttes: Also ist auch der Abgang oder Mangel desselben nicht ein geringes: Und weil dasselbe gleichsam der Königreiche und Länder Seele; so siehet man/ wie durch dessen Vorschub die herrlichsten Länder erweitert/ die grösten Städte erbauet/ die Güter vermehret / die Einwohner bereichert/ das Armuth aufgebracht/ und der Kleinere neben dem Grossen sich in der Welt fortbringen könne. Betrachtet man nun dieses/ so ist keine Handtierung von dem Kleinesten bis zu dem Grössesten/ die nicht / vermittelst dessen/ aufgebracht/ und befödert würde. Denn/ es kan desselben weder der Gold noch-Kupffer-Schmid/ viel weniger die Uhrmacher/ Schlosser / Schmiede/ noch die mit dem Hufel/ Cirkel/ Seege/ Stahl und Eisen umgehen / entbehren; zu geschweigen/ daß so eine Menge Volcks von dem Bergwercke sich enthalten muß. Und/ obwohl ihrer viel dafür halten/ es sey der Bergwercks-Bau ein nichtiges Werck/ und eine Verschwendung gewisser Haab und Güter/ dessen man wohl im Handel und Wandel/ wie hiebevorn/ entübriget seyn könnte; So ist doch unleugbar/ daß GOTT und die Natur/ dem Menschen zum Nutzen/ alle Elementa/ und in diesem auch das Ertzt und die Metallen erschaffen/ damit er sie ausgraben/ und zu allen Guten anwenden möge.
Des Bergwercks Nutzen.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/518>, abgerufen am 17.06.2024. |