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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Volcke wird sie gütig/ im Kriege aber als ein Held erfunden. Bleibet sie zu Hause/ so hat man an ihr eine Ruhe/ und ist bey ihr nichts als Lust und Freude anzutreffen. Ihre Gestalt blühet wie Blumen/ das Haupt ist mit einem güldenen Helm umfasset/ die Augen funckeln/ und die Lippen nassen von dem Thaue Gottes. Sie ist eine Uberwinderin der Seele/ eine Meisterin der Sinne / und wer sie gehöret/ man wird gezwungen zu glauben/ das/ was man zuvor verneinet/ zu lieben und zu loben/ was man zuvor Reden bringt Ehre und Schande mit sich. Sirach. 19. 22. gehasset/ und verachtet. Wie nun der Mund eines Weisen holdseelig/ also ist es gefährlich Ding um einen Schwätzer. Er ist zwar scharffsinnig/ und kan die Sache drechen / wie er will; Er hänget den Kopff/ siehet ernstlich aus/ und ist doch hinter ihm lauter Betrug: Er schläget die Augen nieder/ und höret mit Schalcks-Ohren / und wo du nicht Acht auf ihn hast/ wird er dich übereilen; und ob er zu schwach / dir Schaden zu thun/ wird er doch dich/ wenn er seine Zeit siehet / berücken. Als Einer bey dem Truncke viel Geschwätze triebe/ und damit kein Ende machen wollte/ sagte endlich Demosthenes zu ihm: Warum hast du nicht von demjenigen/ der dich reden gelernet/ auch das Schweigen begriffen? Da der weise Bias bey einer Mahlzeit wenig redete/ spottete ihn ein Anderer/ und sprach: Es ist kein Wunder/ daß so ein weiser Mann kein Wort von sich hören lässet; dem Bias zur Antwort gab: Es wäre noch ein grösser Wunder/ wenn ein Thore oder Narre schweigen könte. Wodurch er anzeigte/ daß gleichwie das Schweigen ein Zeichen der Weisheit; also auch das vielfältige Schwätzen Ambrosius. ein Zeichen der Thorheit sey. Quicquid pudet dicere, pude at etiam cogitare. Was man sich schämer zu sagen/ soll man sich auch schämen zu gedencken. Soll man sich nun der Gedancken schämen/ wie viel mehr der Verleumder ist eines der schändlichsten Laster. Hieronymus in Epist. 2. ad Nep. T. 1. p. 16. D. ungeziemenden Reden? Wie die Reden/ so sind die Ohren. Hüte dich/ sagt jener alte Kirchen-Lehrer / daß du weder eine schwätzhaffte Zunge/ noch juckende Ohren hast/ wormit du entweder Andere durch die Hechel-Banck ziehest/ noch Andere dergleichen zu thun verstattest. Als den weisen Aristippum einer lästerte/ gieng er darvon. Nachdem Ihm aber derselbe nachgienge/ und sagte: warum fliehest du? Gab er zur Antwort: darum/ weil du die Gewalt mir Böses nachzureden hast/ ich aber die Gewalt / dasselbe nicht zu hören habe; Plato sagt: wenn dir eine Zunge übel nachredet / so gedencke/ daß du dergleichen vielleicht an Andern auch gethan hast. An einem stinckenden Kothe/ hat man sich niemahls rein gewaschen. Ein Dieb stielet Einem nur Haab und Gut ab; aber ein Schwätzer seine Ehre und Hieronymus in Epist. 14. ad Celant. guten Nahmen. Beatus est, qui ita se contra hoc vitium armavit, ut apud eum detrahere nemo audeat: Der ist glückseelig/ der sich wider die Wäscher also wapnet/ daß sich niemand einen Andern zu verkleinern unterstehen darff. Anaxiler sagte/ die Wäscher und Plauderer wären der grossen Herren ihre Würmer. Wie tyrannisch auch Keyser Nero und Domitianus war/ so trugen sie doch an denen Laster-Mäulern keinen Gefallen. Die Nacht währet nur so lange/ bis der Tag anbricht. Es ist genug/ wenn man sein Gewissen für dergleichen Leute rein behalten kan.

Volcke wird sie gütig/ im Kriege aber als ein Held erfunden. Bleibet sie zu Hause/ so hat man an ihr eine Ruhe/ und ist bey ihr nichts als Lust und Freude anzutreffen. Ihre Gestalt blühet wie Blumen/ das Haupt ist mit einem güldenen Helm umfasset/ die Augen funckeln/ und die Lippen nassen von dem Thaue Gottes. Sie ist eine Uberwinderin der Seele/ eine Meisterin der Sinne / und wer sie gehöret/ man wird gezwungen zu glauben/ das/ was man zuvor verneinet/ zu lieben und zu loben/ was man zuvor Reden bringt Ehre und Schande mit sich. Sirach. 19. 22. gehasset/ und verachtet. Wie nun der Mund eines Weisen holdseelig/ also ist es gefährlich Ding um einen Schwätzer. Er ist zwar scharffsinnig/ und kan die Sache drechen / wie er will; Er hänget den Kopff/ siehet ernstlich aus/ und ist doch hinter ihm lauter Betrug: Er schläget die Augen nieder/ und höret mit Schalcks-Ohren / und wo du nicht Acht auf ihn hast/ wird er dich übereilen; und ob er zu schwach / dir Schaden zu thun/ wird er doch dich/ wenn er seine Zeit siehet / berücken. Als Einer bey dem Truncke viel Geschwätze triebe/ und damit kein Ende machen wollte/ sagte endlich Demosthenes zu ihm: Warum hast du nicht von demjenigen/ der dich reden gelernet/ auch das Schweigen begriffen? Da der weise Bias bey einer Mahlzeit wenig redete/ spottete ihn ein Anderer/ und sprach: Es ist kein Wunder/ daß so ein weiser Mann kein Wort von sich hören lässet; dem Bias zur Antwort gab: Es wäre noch ein grösser Wunder/ wenn ein Thore oder Narre schweigen könte. Wodurch er anzeigte/ daß gleichwie das Schweigen ein Zeichen der Weisheit; also auch das vielfältige Schwätzen Ambrosius. ein Zeichen der Thorheit sey. Quicquid pudet dicere, pude at etiam cogitare. Was man sich schämer zu sagen/ soll man sich auch schämen zu gedencken. Soll man sich nun der Gedancken schämen/ wie viel mehr der Verleumder ist eines der schändlichsten Laster. Hieronymus in Epist. 2. ad Nep. T. 1. p. 16. D. ungeziemenden Reden? Wie die Reden/ so sind die Ohren. Hüte dich/ sagt jener alte Kirchen-Lehrer / daß du weder eine schwätzhaffte Zunge/ noch juckende Ohren hast/ wormit du entweder Andere durch die Hechel-Banck ziehest/ noch Andere dergleichen zu thun verstattest. Als den weisen Aristippum einer lästerte/ gieng er darvon. Nachdem Ihm aber derselbe nachgienge/ und sagte: warum fliehest du? Gab er zur Antwort: darum/ weil du die Gewalt mir Böses nachzureden hast/ ich aber die Gewalt / dasselbe nicht zu hören habe; Plato sagt: wenn dir eine Zunge übel nachredet / so gedencke/ daß du dergleichen vielleicht an Andern auch gethan hast. An einem stinckenden Kothe/ hat man sich niemahls rein gewaschen. Ein Dieb stielet Einem nur Haab und Gut ab; aber ein Schwätzer seine Ehre und Hieronymus in Epist. 14. ad Celant. guten Nahmen. Beatus est, qui ita se contra hoc vitium armavit, ut apud eum detrahere nemo audeat: Der ist glückseelig/ der sich wider die Wäscher also wapnet/ daß sich niemand einen Andern zu verkleinern unterstehen darff. Anaxiler sagte/ die Wäscher und Plauderer wären der grossen Herren ihre Würmer. Wie tyrannisch auch Keyser Nero und Domitianus war/ so trugen sie doch an denen Laster-Mäulern keinen Gefallen. Die Nacht währet nur so lange/ bis der Tag anbricht. Es ist genug/ wenn man sein Gewissen für dergleichen Leute rein behalten kan.

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Volcke wird sie gütig/ im Kriege aber als ein Held erfunden.                      Bleibet sie zu Hause/ so hat man an ihr eine Ruhe/ und ist bey ihr nichts als                      Lust und Freude anzutreffen. Ihre Gestalt blühet wie Blumen/ das Haupt ist mit                      einem güldenen Helm umfasset/ die Augen funckeln/ und die Lippen nassen von                      dem Thaue Gottes. Sie ist eine Uberwinderin der Seele/ eine Meisterin der Sinne                     / und wer sie gehöret/ man wird gezwungen zu glauben/ das/ was man zuvor                      verneinet/ zu lieben und zu loben/ was man zuvor <note place="left">Reden                          bringt Ehre und Schande mit sich. Sirach. 19. 22.</note> gehasset/ und                      verachtet. Wie nun der Mund eines Weisen holdseelig/ also ist es gefährlich                      Ding um einen Schwätzer. Er ist zwar scharffsinnig/ und kan die Sache drechen /                      wie er will; Er hänget den Kopff/ siehet ernstlich aus/ und ist doch hinter                      ihm lauter Betrug: Er schläget die Augen nieder/ und höret mit Schalcks-Ohren /                      und wo du nicht Acht auf ihn hast/ wird er dich übereilen; und ob er zu schwach                     / dir Schaden zu thun/ wird er doch dich/ wenn er seine Zeit siehet /                      berücken. Als Einer bey dem Truncke viel Geschwätze triebe/ und damit kein Ende                      machen wollte/ sagte endlich Demosthenes zu ihm: Warum hast du nicht von                      demjenigen/ der dich reden gelernet/ auch das Schweigen begriffen? Da der                      weise Bias bey einer Mahlzeit wenig redete/ spottete ihn ein Anderer/ und                      sprach: Es ist kein Wunder/ daß so ein weiser Mann kein Wort von sich hören                      lässet; dem Bias zur Antwort gab: Es wäre noch ein grösser Wunder/ wenn ein                      Thore oder Narre schweigen könte. Wodurch er anzeigte/ daß gleichwie das                      Schweigen ein Zeichen der Weisheit; also auch das vielfältige Schwätzen <note place="left">Ambrosius.</note> ein Zeichen der Thorheit sey. Quicquid pudet                      dicere, pude at etiam cogitare. Was man sich schämer zu sagen/ soll man sich                      auch schämen zu gedencken. Soll man sich nun der Gedancken schämen/ wie viel                      mehr der <note place="left">Verleumder ist eines der schändlichsten Laster.                          Hieronymus in Epist. 2. ad Nep. T. 1. p. 16. D.</note> ungeziemenden Reden?                      Wie die Reden/ so sind die Ohren. Hüte dich/ sagt jener alte Kirchen-Lehrer /                      daß du weder eine schwätzhaffte Zunge/ noch juckende Ohren hast/ wormit du                      entweder Andere durch die Hechel-Banck ziehest/ noch Andere dergleichen zu thun                      verstattest. Als den weisen Aristippum einer lästerte/ gieng er darvon. Nachdem                      Ihm aber derselbe nachgienge/ und sagte: warum fliehest du? Gab er zur Antwort:                      darum/ weil du die Gewalt mir Böses nachzureden hast/ ich aber die Gewalt /                      dasselbe nicht zu hören habe; Plato sagt: wenn dir eine Zunge übel nachredet /                      so gedencke/ daß du dergleichen vielleicht an Andern auch gethan hast. An einem                      stinckenden Kothe/ hat man sich niemahls rein gewaschen. Ein Dieb stielet Einem                      nur Haab und Gut ab; aber ein Schwätzer seine Ehre und <note place="left">Hieronymus in Epist. 14. ad Celant.</note> guten Nahmen. Beatus est, qui                      ita se contra hoc vitium armavit, ut apud eum detrahere nemo audeat: Der ist                      glückseelig/ der sich wider die Wäscher also wapnet/ daß sich niemand einen                      Andern zu verkleinern unterstehen darff. Anaxiler sagte/ die Wäscher und                      Plauderer wären der grossen Herren ihre Würmer. Wie tyrannisch auch Keyser Nero                      und Domitianus war/ so trugen sie doch an denen Laster-Mäulern keinen Gefallen.                      Die Nacht währet nur so lange/ bis der Tag anbricht. Es ist genug/ wenn man                      sein Gewissen für dergleichen Leute rein behalten kan.</p>
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[444/0478] Volcke wird sie gütig/ im Kriege aber als ein Held erfunden. Bleibet sie zu Hause/ so hat man an ihr eine Ruhe/ und ist bey ihr nichts als Lust und Freude anzutreffen. Ihre Gestalt blühet wie Blumen/ das Haupt ist mit einem güldenen Helm umfasset/ die Augen funckeln/ und die Lippen nassen von dem Thaue Gottes. Sie ist eine Uberwinderin der Seele/ eine Meisterin der Sinne / und wer sie gehöret/ man wird gezwungen zu glauben/ das/ was man zuvor verneinet/ zu lieben und zu loben/ was man zuvor gehasset/ und verachtet. Wie nun der Mund eines Weisen holdseelig/ also ist es gefährlich Ding um einen Schwätzer. Er ist zwar scharffsinnig/ und kan die Sache drechen / wie er will; Er hänget den Kopff/ siehet ernstlich aus/ und ist doch hinter ihm lauter Betrug: Er schläget die Augen nieder/ und höret mit Schalcks-Ohren / und wo du nicht Acht auf ihn hast/ wird er dich übereilen; und ob er zu schwach / dir Schaden zu thun/ wird er doch dich/ wenn er seine Zeit siehet / berücken. Als Einer bey dem Truncke viel Geschwätze triebe/ und damit kein Ende machen wollte/ sagte endlich Demosthenes zu ihm: Warum hast du nicht von demjenigen/ der dich reden gelernet/ auch das Schweigen begriffen? Da der weise Bias bey einer Mahlzeit wenig redete/ spottete ihn ein Anderer/ und sprach: Es ist kein Wunder/ daß so ein weiser Mann kein Wort von sich hören lässet; dem Bias zur Antwort gab: Es wäre noch ein grösser Wunder/ wenn ein Thore oder Narre schweigen könte. Wodurch er anzeigte/ daß gleichwie das Schweigen ein Zeichen der Weisheit; also auch das vielfältige Schwätzen ein Zeichen der Thorheit sey. Quicquid pudet dicere, pude at etiam cogitare. Was man sich schämer zu sagen/ soll man sich auch schämen zu gedencken. Soll man sich nun der Gedancken schämen/ wie viel mehr der ungeziemenden Reden? Wie die Reden/ so sind die Ohren. Hüte dich/ sagt jener alte Kirchen-Lehrer / daß du weder eine schwätzhaffte Zunge/ noch juckende Ohren hast/ wormit du entweder Andere durch die Hechel-Banck ziehest/ noch Andere dergleichen zu thun verstattest. Als den weisen Aristippum einer lästerte/ gieng er darvon. Nachdem Ihm aber derselbe nachgienge/ und sagte: warum fliehest du? Gab er zur Antwort: darum/ weil du die Gewalt mir Böses nachzureden hast/ ich aber die Gewalt / dasselbe nicht zu hören habe; Plato sagt: wenn dir eine Zunge übel nachredet / so gedencke/ daß du dergleichen vielleicht an Andern auch gethan hast. An einem stinckenden Kothe/ hat man sich niemahls rein gewaschen. Ein Dieb stielet Einem nur Haab und Gut ab; aber ein Schwätzer seine Ehre und guten Nahmen. Beatus est, qui ita se contra hoc vitium armavit, ut apud eum detrahere nemo audeat: Der ist glückseelig/ der sich wider die Wäscher also wapnet/ daß sich niemand einen Andern zu verkleinern unterstehen darff. Anaxiler sagte/ die Wäscher und Plauderer wären der grossen Herren ihre Würmer. Wie tyrannisch auch Keyser Nero und Domitianus war/ so trugen sie doch an denen Laster-Mäulern keinen Gefallen. Die Nacht währet nur so lange/ bis der Tag anbricht. Es ist genug/ wenn man sein Gewissen für dergleichen Leute rein behalten kan. Reden bringt Ehre und Schande mit sich. Sirach. 19. 22. Ambrosius. Verleumder ist eines der schändlichsten Laster. Hieronymus in Epist. 2. ad Nep. T. 1. p. 16. D. Hieronymus in Epist. 14. ad Celant.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/478>, abgerufen am 25.11.2024.