Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

Bild:
<< vorherige Seite

wärtigkeit sanftmüthig/ und richtet damit mehr als Andere mit ihrer Schärfe und Strenge.

Die Kunst und Geschicklichkeit ist das edelste auf der Welt.

Des Mercurii Wissenschaffren. DEs Mercurii Geschickligkeit/ Kunst und Wissenschafften/ brachten es eben zu solcher Vergötterung. Denn/ wenn die Alten vorstellen wollten/ was die Beredtsamkeit vermöge/ sagten sie/ Mercurius sey der Götter und Menschen Bothe: Des Tages verrichte er die Befehliche des Jupiters/ und des Nachts verschaffe er die Seelen der Verstorbenen an ihre behörige Oerter; Er lege durch seine Kunst und Beredtsamkeit alle Zwietracht/ Zanck und Strittigkeit bey Seite: Sey der wachsamste unter den Göttern; wäre mit vielen Geschäfften beladen/ und hätte auch wegen vieler Verrichtungen des Nachts keine Ruhe: Uber dieses liesse Er sich zu Kriegs- und Friedens-Handlungen gebrauchen; stifftete Bündnisse: Hätte die Stern-Kunst erfunden: Jahr und Tag in Ordnung gebracht/ und die Seine Friedens-Ruthe. Thebanischen Priester in der Religion und Gottesdienst unterwiesen. Gestalt dann auch von ihme gemeldet wird/ daß demselben Apollo ein Ruthe verehret/ welche diese Krafft gehabt haben solle/ daß/ so bald man sie zwischen zwey streitende Partheyen geleget/ dieselben alsobald mit einander wieder sind versöhnet worden/ und als solche Mercurius probiren und versuchen wollen/ hätte er solche zwischen zween sich beissende Schlangen geworffen/ und wäre hernachmahls die Ruthe mit zweyen ineinander geflochtenen Schlangen sein Kennzeichen gewesen. Dieses alles zielet auf nichts anders/ als/ daß Mercurius ein geschickter/ beredter/ und in freyen Künsten erfahrner Mann gewesen seyn muß. Alle Dinge in der Welt sind unb eständig/ ohne allein die Kunst und Geschicklichkeit/ welche auch/ wenn alles verlohren/ mit den Menschen bis in den Tod austauern. Als Stilpo bey Verheerung seines Vaterlandes/ auch Haab und Gut/ Hauß und Hof/ Weib und Kind durch den Brand verlohren/ sagte Er gleichwohl/ er habe noch alle sein Gut/ nemlich Tugend und Geschicklichkeit unversehrt bey sich. Wissenschafft und Künste sind unterschiedlich. Diese sind nichts anders als ein geistliches Reichthum/ welche in der Welt allein nur einen glückseeligen Stand machen können. Um dasjenige Regiment/ sagt Plato/ stehet es wohl/ welche entweder selbst gelehrt/ und geschickt/ oder gelehrte Leute um sich haben. Keyser Severus liebete und fürchtete zugleich die Gelehrten / damit sie nichts Widriges von ihme schrieben/ und ward von Jugend auf in Regiments- und Krieges-Sachen auferzogen/ daß Er nicht leicht einen Tag verabsäumete/ an welchem Er nicht entweder den freyen Künsten oder dem Krieges-Wesen oblage. Liber regit, Gladius defendit. Die Feder und das Schwerd stehen wohl beysammen. Mors docti viri damnosior est cujusvis Regis, quia Regi haeres succedit in regno, viro autem insigniter docto nullus superest in literis haeres. An eines gelehrten Mannes Tode geschiehet mehr Schaden/ als an eines Königes. Kunst/ sagt man/ ist zwar gut zu tragen/ aber schwer zu laden. Augustinus Barbaricus/ Hertzog zu Venedig/ hatte in seinem Symbolo einen Obstbaum/ dessen Reiser und Aeste allenthalben gleichsam wegen der Last

wärtigkeit sanftmüthig/ und richtet damit mehr als Andere mit ihrer Schärfe und Strenge.

Die Kunst und Geschicklichkeit ist das edelste auf der Welt.

Des Mercurii Wissenschaffren. DEs Mercurii Geschickligkeit/ Kunst und Wissenschafften/ brachten es eben zu solcher Vergötterung. Denn/ wenn die Alten vorstellen wollten/ was die Beredtsamkeit vermöge/ sagten sie/ Mercurius sey der Götter und Menschen Bothe: Des Tages verrichte er die Befehliche des Jupiters/ und des Nachts verschaffe er die Seelen der Verstorbenen an ihre behörige Oerter; Er lege durch seine Kunst und Beredtsamkeit alle Zwietracht/ Zanck und Strittigkeit bey Seite: Sey der wachsamste unter den Göttern; wäre mit vielen Geschäfften beladen/ und hätte auch wegen vieler Verrichtungen des Nachts keine Ruhe: Uber dieses liesse Er sich zu Kriegs- und Friedens-Handlungen gebrauchen; stifftete Bündnisse: Hätte die Stern-Kunst erfunden: Jahr und Tag in Ordnung gebracht/ und die Seine Friedens-Ruthe. Thebanischẽ Priester in der Religion uñ Gottesdienst unterwiesen. Gestalt dann auch von ihme gemeldet wird/ daß demselben Apollo ein Ruthe verehret/ welche diese Krafft gehabt haben solle/ daß/ so bald man sie zwischen zwey streitende Partheyen geleget/ dieselben alsobald mit einander wieder sind versöhnet worden/ und als solche Mercurius probiren und versuchen wollen/ hätte er solche zwischen zween sich beissende Schlangen geworffen/ und wäre hernachmahls die Ruthe mit zweyen ineinander geflochtenen Schlangen sein Kennzeichen gewesen. Dieses alles zielet auf nichts anders/ als/ daß Mercurius ein geschickter/ beredter/ und in freyen Künsten erfahrner Mann gewesen seyn muß. Alle Dinge in der Welt sind unb eständig/ ohne allein die Kunst und Geschicklichkeit/ welche auch/ wenn alles verlohren/ mit den Menschen bis in den Tod austauern. Als Stilpo bey Verheerung seines Vaterlandes/ auch Haab und Gut/ Hauß und Hof/ Weib und Kind durch den Brand verlohren/ sagte Er gleichwohl/ er habe noch alle sein Gut/ nemlich Tugend und Geschicklichkeit unversehrt bey sich. Wissenschafft und Künste sind unterschiedlich. Diese sind nichts anders als ein geistliches Reichthum/ welche in der Welt allein nur einen glückseeligen Stand machen können. Um dasjenige Regiment/ sagt Plato/ stehet es wohl/ welche entweder selbst gelehrt/ und geschickt/ oder gelehrte Leute um sich haben. Keyser Severus liebete und fürchtete zugleich die Gelehrten / damit sie nichts Widriges von ihme schrieben/ und ward von Jugend auf in Regiments- und Krieges-Sachen auferzogen/ daß Er nicht leicht einen Tag verabsäumete/ an welchem Er nicht entweder den freyen Künsten oder dem Krieges-Wesen oblage. Liber regit, Gladius defendit. Die Feder und das Schwerd stehen wohl beysammen. Mors docti viri damnosior est cujusvis Regis, quia Regi haeres succedit in regno, viro autem insigniter docto nullus superest in literis haeres. An eines gelehrten Mannes Tode geschiehet mehr Schaden/ als an eines Königes. Kunst/ sagt man/ ist zwar gut zu tragen/ aber schwer zu laden. Augustinus Barbaricus/ Hertzog zu Venedig/ hatte in seinem Symbolo einen Obstbaum/ dessen Reiser und Aeste allenthalben gleichsam wegen der Last

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0475" n="441"/>
wärtigkeit sanftmüthig/ und richtet damit mehr als Andere mit                      ihrer Schärfe und Strenge.</p>
        <p>Die Kunst und Geschicklichkeit ist das edelste auf der Welt.</p>
        <p><note place="right">Des Mercurii Wissenschaffren.</note> DEs Mercurii                      Geschickligkeit/ Kunst und Wissenschafften/ brachten es eben zu solcher                      Vergötterung. Denn/ wenn die Alten vorstellen wollten/ was die Beredtsamkeit                      vermöge/ sagten sie/ Mercurius sey der Götter und Menschen Bothe: Des Tages                      verrichte er die Befehliche des Jupiters/ und des Nachts verschaffe er die                      Seelen der Verstorbenen an ihre behörige Oerter; Er lege durch seine Kunst und                      Beredtsamkeit alle Zwietracht/ Zanck und Strittigkeit bey Seite: Sey der                      wachsamste unter den Göttern; wäre mit vielen Geschäfften beladen/ und hätte                      auch wegen vieler Verrichtungen des Nachts keine Ruhe: Uber dieses liesse Er                      sich zu Kriegs- und Friedens-Handlungen gebrauchen; stifftete Bündnisse: Hätte                      die Stern-Kunst erfunden: Jahr und Tag in Ordnung gebracht/ und die <note place="right">Seine Friedens-Ruthe.</note> Thebanische&#x0303; Priester in                      der Religion un&#x0303; Gottesdienst unterwiesen. Gestalt dann auch von ihme                      gemeldet wird/ daß demselben Apollo ein Ruthe verehret/ welche diese Krafft                      gehabt haben solle/ daß/ so bald man sie zwischen zwey streitende Partheyen                      geleget/ dieselben alsobald mit einander wieder sind versöhnet worden/ und als                      solche Mercurius probiren und versuchen wollen/ hätte er solche zwischen zween                      sich beissende Schlangen geworffen/ und wäre hernachmahls die Ruthe mit zweyen                      ineinander geflochtenen Schlangen sein Kennzeichen gewesen. Dieses alles zielet                      auf nichts anders/ als/ daß Mercurius ein geschickter/ beredter/ und in                      freyen Künsten erfahrner Mann gewesen seyn muß. Alle Dinge in der Welt sind unb                      eständig/ ohne allein die Kunst und Geschicklichkeit/ welche auch/ wenn alles                      verlohren/ mit den Menschen bis in den Tod austauern. Als Stilpo bey Verheerung                      seines Vaterlandes/ auch Haab und Gut/ Hauß und Hof/ Weib und Kind durch den                      Brand verlohren/ sagte Er gleichwohl/ er habe noch alle sein Gut/ nemlich                      Tugend und Geschicklichkeit unversehrt bey sich. <note place="right">Wissenschafft und Künste sind unterschiedlich.</note> Diese sind nichts                      anders als ein geistliches Reichthum/ welche in der Welt allein nur einen                      glückseeligen Stand machen können. Um dasjenige Regiment/ sagt Plato/ stehet                      es wohl/ welche entweder selbst gelehrt/ und geschickt/ oder gelehrte Leute                      um sich haben. Keyser Severus liebete und fürchtete zugleich die Gelehrten /                      damit sie nichts Widriges von ihme schrieben/ und ward von Jugend auf in                      Regiments- und Krieges-Sachen auferzogen/ daß Er nicht leicht einen Tag                      verabsäumete/ an welchem Er nicht entweder den freyen Künsten oder dem                      Krieges-Wesen oblage. Liber regit, Gladius defendit. Die Feder und das Schwerd                      stehen wohl beysammen. Mors docti viri damnosior est cujusvis Regis, quia Regi                      haeres succedit in regno, viro autem insigniter docto nullus superest in literis                      haeres. An eines gelehrten Mannes Tode geschiehet mehr Schaden/ als an eines                      Königes. Kunst/ sagt man/ ist zwar gut zu tragen/ aber schwer zu laden.                      Augustinus Barbaricus/ Hertzog zu Venedig/ hatte in seinem Symbolo einen                      Obstbaum/ dessen Reiser und Aeste allenthalben gleichsam wegen der Last
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[441/0475] wärtigkeit sanftmüthig/ und richtet damit mehr als Andere mit ihrer Schärfe und Strenge. Die Kunst und Geschicklichkeit ist das edelste auf der Welt. DEs Mercurii Geschickligkeit/ Kunst und Wissenschafften/ brachten es eben zu solcher Vergötterung. Denn/ wenn die Alten vorstellen wollten/ was die Beredtsamkeit vermöge/ sagten sie/ Mercurius sey der Götter und Menschen Bothe: Des Tages verrichte er die Befehliche des Jupiters/ und des Nachts verschaffe er die Seelen der Verstorbenen an ihre behörige Oerter; Er lege durch seine Kunst und Beredtsamkeit alle Zwietracht/ Zanck und Strittigkeit bey Seite: Sey der wachsamste unter den Göttern; wäre mit vielen Geschäfften beladen/ und hätte auch wegen vieler Verrichtungen des Nachts keine Ruhe: Uber dieses liesse Er sich zu Kriegs- und Friedens-Handlungen gebrauchen; stifftete Bündnisse: Hätte die Stern-Kunst erfunden: Jahr und Tag in Ordnung gebracht/ und die Thebanischẽ Priester in der Religion uñ Gottesdienst unterwiesen. Gestalt dann auch von ihme gemeldet wird/ daß demselben Apollo ein Ruthe verehret/ welche diese Krafft gehabt haben solle/ daß/ so bald man sie zwischen zwey streitende Partheyen geleget/ dieselben alsobald mit einander wieder sind versöhnet worden/ und als solche Mercurius probiren und versuchen wollen/ hätte er solche zwischen zween sich beissende Schlangen geworffen/ und wäre hernachmahls die Ruthe mit zweyen ineinander geflochtenen Schlangen sein Kennzeichen gewesen. Dieses alles zielet auf nichts anders/ als/ daß Mercurius ein geschickter/ beredter/ und in freyen Künsten erfahrner Mann gewesen seyn muß. Alle Dinge in der Welt sind unb eständig/ ohne allein die Kunst und Geschicklichkeit/ welche auch/ wenn alles verlohren/ mit den Menschen bis in den Tod austauern. Als Stilpo bey Verheerung seines Vaterlandes/ auch Haab und Gut/ Hauß und Hof/ Weib und Kind durch den Brand verlohren/ sagte Er gleichwohl/ er habe noch alle sein Gut/ nemlich Tugend und Geschicklichkeit unversehrt bey sich. Diese sind nichts anders als ein geistliches Reichthum/ welche in der Welt allein nur einen glückseeligen Stand machen können. Um dasjenige Regiment/ sagt Plato/ stehet es wohl/ welche entweder selbst gelehrt/ und geschickt/ oder gelehrte Leute um sich haben. Keyser Severus liebete und fürchtete zugleich die Gelehrten / damit sie nichts Widriges von ihme schrieben/ und ward von Jugend auf in Regiments- und Krieges-Sachen auferzogen/ daß Er nicht leicht einen Tag verabsäumete/ an welchem Er nicht entweder den freyen Künsten oder dem Krieges-Wesen oblage. Liber regit, Gladius defendit. Die Feder und das Schwerd stehen wohl beysammen. Mors docti viri damnosior est cujusvis Regis, quia Regi haeres succedit in regno, viro autem insigniter docto nullus superest in literis haeres. An eines gelehrten Mannes Tode geschiehet mehr Schaden/ als an eines Königes. Kunst/ sagt man/ ist zwar gut zu tragen/ aber schwer zu laden. Augustinus Barbaricus/ Hertzog zu Venedig/ hatte in seinem Symbolo einen Obstbaum/ dessen Reiser und Aeste allenthalben gleichsam wegen der Last Des Mercurii Wissenschaffren. Seine Friedens-Ruthe. Wissenschafft und Künste sind unterschiedlich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/475
Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/475>, abgerufen am 09.06.2024.