[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.und der Verstorbenen Seelen/ welche nicht könnten begraben werden / hundert Jahr in der Welt herum schweifeten/ ehe sie in die untersten Oerter gebracht Cicero de Somn. Scipionis. würden. Es ist / sagt Cicero/ ein Circul an der brennenden und scheinenden Flamme weis von gläntzender Schöne/ welchen man die Milchstatt nennet/ darinnen ist der Sitz berühmter und hoher Helden-Leute/ und da die Seeligen der immerwährenden Ruhe und Seeligkeit geniessen. Wir wissen aus GOttes-Wort ein bessers/ nehmlich dieses/ daß GOtt den Menschen aus Erden erschaffen/ und ihm eine Seele eingeblasen/ welche nichts anders ist/ als ein mit Vernunfft und Verstand ausgerüsteter Geist/ der seinem Wesen nach/ in dem gantzen Leibe und in einem jeden desselbigen Theile/ und ihren Ursprung in dem Hertzen hat/ alldieweil solches am ersten lebet und am letzten stirbet/ und wird aller lebendiger Geist so in dem gantzen Leibe ist/ aus dem Hertzen in die übrigen Glieder geführet. Etliche meinen/ Seel und Geist/ sey ein Wesen; Etliche aber machen den Unterscheid/ und sagen: die Seele führe in dem Menschen das natürliche Leben / der Geist aber das Göttliche. Wann nun die Seele durch den Geist regieret würde / so hiesse es nicht mehr die Seele/ sondern der Geist; wenn aber die Seele mit ihren natürlichen Kräfften den Leib regiere/ und der Geist unten lege/ so wäre es nicht der Geist/ sondern die Seele. Es ist aber die Seele ein unsichtbares Wesen/ von GOtt dem Leibe zugeeignet/ damit sie denselben regiere/ und sich mit ihm vereinige/ wie ein Beweger mit dem Bewegten; und dienet nicht zum Leben des Fleisches/ sondern zum Leben des Geistes wider das Fleisch. Die Seele / sagt Augustinus/ ist ein Ebenbild und Gleichnis aller Dinge/ und ein Gegenwurff derselbigen; da sie alles wie ein Wachs empfähet/ und darnach sich an der Substanz nicht vergeringert/ sondern jederzeit ein GOtt-förmiger Geist des Lebens Gen. 1. 2. Cor. 15 bleibet. Der erste Mensch/ spricht Paulus/ ist gemacht zu einer lebendigen Seele in das natürliche Leben und der andere Mensch zu einen lebendigen Geist in das geistliche Leben. Ob sie unsterblich. Salom. 12. 7. Matth. 10. 28. Daß nun aber der Geist und die Seele des Menschen unsterblich/ das lehret uns des HErren Wort mit klaren Zeugnissen. Der Staub/ spricht der weise Prediger/ muß wieder zur Erde kommen/ und der Geist zu Gott der ihn gegeben hat. Fürchtet Euch nicht/ saget der Mund der Warheit selbst/ für denen die den Leib tödten und nicht die Seele/ fürchtet euch aber für dem/ der Leib und Seele verderben mag in die Hölle. Vermag man nun die Seele nicht zu tödten so muß sie ja nicht sterblich/ sondern unsterblich seyn. Daß sie unsterblich/ erscheinet aus ihrer Natur und Wesen/ denn sie ist nach dem Ebenbild Gottes 1. Buch Mos. 1. 27. erschaffen. GOtt aber ist unsterblich/ und bleibet ewig. Derowegen muß die Seele/ so nach seinem Ebenbilde erschaffen/ auch unsterblich seyn. Der H. Augustinus nennet sie einen Göttlichen Geist; Moses einen lebendigen Athem. Und obwohl ihrer viel theils von Heyden/ theils von Andern gewesen/ welche weder die Unsterblichkeit der Seelen/ noch die Auferstehung von den Todten/ noch ein ewiges Leben geglaubet; So ist doch gewiß und unlaugbar/ daß der Mensch nicht wie das Vieh dahin stirbet/ sondern die Seele des Frommen fähret über sich zu Gott in die ewige Seeligkeit/ des Unglaubigen aber hinunter zur höllischen Marter. Wie nun der Zustand des Menschen Seele aus den äuserlichen Zufällen dieses Lebens nicht / sondern aus GOttes Wort zu lernen: Also ist dieselbe des Menschen bestes Kleinod; der nächste Freund auf dem Erdboden/ das Beständigste in der Welt / und der lebendige Geist/ der biß in Ewigkeit lebendig verbleibet. Wir Menschen pflegen zwar unsers Leibes auf unterschiedene Weise; die Seele aber hat hieran keine Ergötzlichkeit/ sondern Sie empfindet vielmehr über solche Flei- und der Verstorbenen Seelen/ welche nicht könnten begraben werden / hundert Jahr in der Welt herum schweifeten/ ehe sie in die untersten Oerter gebracht Cicero de Somn. Scipionis. würden. Es ist / sagt Cicero/ ein Circul an der brennenden und scheinenden Flamme weis von gläntzender Schöne/ welchen man die Milchstatt nennet/ darinnen ist der Sitz berühmter und hoher Helden-Leute/ und da die Seeligen der immerwährenden Ruhe und Seeligkeit geniessen. Wir wissen aus GOttes-Wort ein bessers/ nehmlich dieses/ daß GOtt den Menschen aus Erden erschaffen/ und ihm eine Seele eingeblasen/ welche nichts anders ist/ als ein mit Vernunfft und Verstand ausgerüsteter Geist/ der seinem Wesen nach/ in dem gantzen Leibe und in einem jeden desselbigen Theile/ und ihren Ursprung in dem Hertzen hat/ alldieweil solches am ersten lebet und am letzten stirbet/ und wird aller lebendiger Geist so in dem gantzen Leibe ist/ aus dem Hertzen in die übrigen Glieder geführet. Etliche meinen/ Seel und Geist/ sey ein Wesen; Etliche aber machen den Unterscheid/ und sagen: die Seele führe in dem Menschen das natürliche Leben / der Geist aber das Göttliche. Wann nun die Seele durch den Geist regieret würde / so hiesse es nicht mehr die Seele/ sondern der Geist; wenn aber die Seele mit ihren natürlichen Kräfften den Leib regiere/ und der Geist unten lege/ so wäre es nicht der Geist/ sondern die Seele. Es ist aber die Seele ein unsichtbares Wesen/ von GOtt dem Leibe zugeeignet/ damit sie denselben regiere/ und sich mit ihm vereinige/ wie ein Beweger mit dem Bewegten; und dienet nicht zum Leben des Fleisches/ sondern zum Leben des Geistes wider das Fleisch. Die Seele / sagt Augustinus/ ist ein Ebenbild und Gleichnis aller Dinge/ und ein Gegenwurff derselbigen; da sie alles wie ein Wachs empfähet/ und darnach sich an der Substanz nicht vergeringert/ sondern jederzeit ein GOtt-förmiger Geist des Lebens Gen. 1. 2. Cor. 15 bleibet. Der erste Mensch/ spricht Paulus/ ist gemacht zu einer lebendigen Seele in das natürliche Leben und der andere Mensch zu einen lebendigen Geist in das geistliche Leben. Ob sie unsterblich. Salom. 12. 7. Matth. 10. 28. Daß nun aber der Geist und die Seele des Menschen unsterblich/ das lehret uns des HErren Wort mit klaren Zeugnissen. Der Staub/ spricht der weise Prediger/ muß wieder zur Erde kommen/ und der Geist zu Gott der ihn gegeben hat. Fürchtet Euch nicht/ saget der Mund der Warheit selbst/ für denen die den Leib tödtẽ und nicht die Seele/ fürchtet euch aber für dem/ der Leib und Seele verderbẽ mag in die Hölle. Vermag man nun die Seele nicht zu tödten so muß sie ja nicht sterblich/ sondern unsterblich seyn. Daß sie unsterblich/ erscheinet aus ihrer Natur und Wesen/ denn sie ist nach dem Ebenbild Gottes 1. Buch Mos. 1. 27. erschaffen. GOtt aber ist unsterblich/ und bleibet ewig. Derowegen muß die Seele/ so nach seinem Ebenbilde erschaffen/ auch unsterblich seyn. Der H. Augustinus nennet sie einen Göttlichen Geist; Moses einen lebendigen Athem. Und obwohl ihrer viel theils von Heyden/ theils von Andern gewesen/ welche weder die Unsterblichkeit der Seelen/ noch die Auferstehung von den Todten/ noch ein ewiges Leben geglaubet; So ist doch gewiß und unlaugbar/ daß der Mensch nicht wie das Vieh dahin stirbet/ sondern die Seele des Frommen fähret über sich zu Gott in die ewige Seeligkeit/ des Unglaubigen aber hinunter zur höllischen Marter. Wie nun der Zustand des Menschen Seele aus den äuserlichen Zufällen dieses Lebens nicht / sondern aus GOttes Wort zu lernen: Also ist dieselbe des Menschen bestes Kleinod; der nächste Freund auf dem Erdboden/ das Beständigste in der Welt / und der lebendige Geist/ der biß in Ewigkeit lebendig verbleibet. 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Wir wissen aus GOttes-Wort ein bessers/ nehmlich dieses/ daß GOtt den Menschen aus Erden erschaffen/ und ihm eine Seele eingeblasen/ welche nichts anders ist/ als ein mit Vernunfft und Verstand ausgerüsteter Geist/ der seinem Wesen nach/ in dem gantzen Leibe und in einem jeden desselbigen Theile/ und ihren Ursprung in dem Hertzen hat/ alldieweil solches am ersten lebet und am letzten stirbet/ und wird aller lebendiger Geist so in dem gantzen Leibe ist/ aus dem Hertzen in die übrigen Glieder geführet. Etliche meinen/ Seel und Geist/ sey ein Wesen; Etliche aber machen den Unterscheid/ und sagen: die Seele führe in dem Menschen das natürliche Leben / der Geist aber das Göttliche. Wann nun die Seele durch den Geist regieret würde / so hiesse es nicht mehr die Seele/ sondern der Geist; wenn aber die Seele mit ihren natürlichen Kräfften den Leib regiere/ und der Geist unten lege/ so wäre es nicht der Geist/ sondern die Seele. Es ist aber die Seele ein unsichtbares Wesen/ von GOtt dem Leibe zugeeignet/ damit sie denselben regiere/ und sich mit ihm vereinige/ wie ein Beweger mit dem Bewegten; und dienet nicht zum Leben des Fleisches/ sondern zum Leben des Geistes wider das Fleisch. Die Seele / sagt Augustinus/ ist ein Ebenbild und Gleichnis aller Dinge/ und ein Gegenwurff derselbigen; da sie alles wie ein Wachs empfähet/ und darnach sich an der Substanz nicht vergeringert/ sondern jederzeit ein GOtt-förmiger Geist des Lebens <note place="right">Gen. 1. 2. Cor. 15</note> bleibet. Der erste Mensch/ spricht Paulus/ ist gemacht zu einer lebendigen Seele in das natürliche Leben und der andere Mensch zu einen lebendigen Geist in das geistliche Leben.</p> <p><note place="right">Ob sie unsterblich. Salom. 12. 7. Matth. 10. 28.</note> Daß nun aber der Geist und die Seele des Menschen unsterblich/ das lehret uns des HErren Wort mit klaren Zeugnissen. Der Staub/ spricht der weise Prediger/ muß wieder zur Erde kommen/ und der Geist zu Gott der ihn gegeben hat. Fürchtet Euch nicht/ saget der Mund der Warheit selbst/ für denen die den Leib tödtẽ und nicht die Seele/ fürchtet euch aber für dem/ der Leib und Seele verderbẽ mag in die Hölle. Vermag man nun die Seele nicht zu tödten so muß sie ja nicht sterblich/ sondern unsterblich seyn. Daß sie unsterblich/ erscheinet aus ihrer Natur und Wesen/ denn sie ist nach dem Ebenbild Gottes <note place="right">1. Buch Mos. 1. 27.</note> erschaffen. GOtt aber ist unsterblich/ und bleibet ewig. Derowegen muß die Seele/ so nach seinem Ebenbilde erschaffen/ auch unsterblich seyn. Der H. Augustinus nennet sie einen Göttlichen Geist; Moses einen lebendigen Athem. Und obwohl ihrer viel theils von Heyden/ theils von Andern gewesen/ welche weder die Unsterblichkeit der Seelen/ noch die Auferstehung von den Todten/ noch ein ewiges Leben geglaubet; So ist doch gewiß und unlaugbar/ daß der Mensch nicht wie das Vieh dahin stirbet/ sondern die Seele des Frommen fähret über sich zu Gott in die ewige Seeligkeit/ des Unglaubigen aber hinunter zur höllischen Marter. Wie nun der Zustand des Menschen Seele aus den äuserlichen Zufällen dieses Lebens nicht / sondern aus GOttes Wort zu lernen: Also ist dieselbe des Menschen bestes Kleinod; der nächste Freund auf dem Erdboden/ das Beständigste in der Welt / und der lebendige Geist/ der biß in Ewigkeit lebendig verbleibet. Wir Menschen pflegen zwar unsers Leibes auf unterschiedene Weise; die Seele aber hat hieran keine Ergötzlichkeit/ sondern Sie empfindet vielmehr über solche Flei- </p> </div> </body> </text> </TEI> [433/0467]
und der Verstorbenen Seelen/ welche nicht könnten begraben werden / hundert Jahr in der Welt herum schweifeten/ ehe sie in die untersten Oerter gebracht würden. Es ist / sagt Cicero/ ein Circul an der brennenden und scheinenden Flamme weis von gläntzender Schöne/ welchen man die Milchstatt nennet/ darinnen ist der Sitz berühmter und hoher Helden-Leute/ und da die Seeligen der immerwährenden Ruhe und Seeligkeit geniessen. Wir wissen aus GOttes-Wort ein bessers/ nehmlich dieses/ daß GOtt den Menschen aus Erden erschaffen/ und ihm eine Seele eingeblasen/ welche nichts anders ist/ als ein mit Vernunfft und Verstand ausgerüsteter Geist/ der seinem Wesen nach/ in dem gantzen Leibe und in einem jeden desselbigen Theile/ und ihren Ursprung in dem Hertzen hat/ alldieweil solches am ersten lebet und am letzten stirbet/ und wird aller lebendiger Geist so in dem gantzen Leibe ist/ aus dem Hertzen in die übrigen Glieder geführet. Etliche meinen/ Seel und Geist/ sey ein Wesen; Etliche aber machen den Unterscheid/ und sagen: die Seele führe in dem Menschen das natürliche Leben / der Geist aber das Göttliche. Wann nun die Seele durch den Geist regieret würde / so hiesse es nicht mehr die Seele/ sondern der Geist; wenn aber die Seele mit ihren natürlichen Kräfften den Leib regiere/ und der Geist unten lege/ so wäre es nicht der Geist/ sondern die Seele. Es ist aber die Seele ein unsichtbares Wesen/ von GOtt dem Leibe zugeeignet/ damit sie denselben regiere/ und sich mit ihm vereinige/ wie ein Beweger mit dem Bewegten; und dienet nicht zum Leben des Fleisches/ sondern zum Leben des Geistes wider das Fleisch. Die Seele / sagt Augustinus/ ist ein Ebenbild und Gleichnis aller Dinge/ und ein Gegenwurff derselbigen; da sie alles wie ein Wachs empfähet/ und darnach sich an der Substanz nicht vergeringert/ sondern jederzeit ein GOtt-förmiger Geist des Lebens bleibet. Der erste Mensch/ spricht Paulus/ ist gemacht zu einer lebendigen Seele in das natürliche Leben und der andere Mensch zu einen lebendigen Geist in das geistliche Leben.
Cicero de Somn. Scipionis.
Gen. 1. 2. Cor. 15 Daß nun aber der Geist und die Seele des Menschen unsterblich/ das lehret uns des HErren Wort mit klaren Zeugnissen. Der Staub/ spricht der weise Prediger/ muß wieder zur Erde kommen/ und der Geist zu Gott der ihn gegeben hat. Fürchtet Euch nicht/ saget der Mund der Warheit selbst/ für denen die den Leib tödtẽ und nicht die Seele/ fürchtet euch aber für dem/ der Leib und Seele verderbẽ mag in die Hölle. Vermag man nun die Seele nicht zu tödten so muß sie ja nicht sterblich/ sondern unsterblich seyn. Daß sie unsterblich/ erscheinet aus ihrer Natur und Wesen/ denn sie ist nach dem Ebenbild Gottes erschaffen. GOtt aber ist unsterblich/ und bleibet ewig. Derowegen muß die Seele/ so nach seinem Ebenbilde erschaffen/ auch unsterblich seyn. Der H. Augustinus nennet sie einen Göttlichen Geist; Moses einen lebendigen Athem. Und obwohl ihrer viel theils von Heyden/ theils von Andern gewesen/ welche weder die Unsterblichkeit der Seelen/ noch die Auferstehung von den Todten/ noch ein ewiges Leben geglaubet; So ist doch gewiß und unlaugbar/ daß der Mensch nicht wie das Vieh dahin stirbet/ sondern die Seele des Frommen fähret über sich zu Gott in die ewige Seeligkeit/ des Unglaubigen aber hinunter zur höllischen Marter. Wie nun der Zustand des Menschen Seele aus den äuserlichen Zufällen dieses Lebens nicht / sondern aus GOttes Wort zu lernen: Also ist dieselbe des Menschen bestes Kleinod; der nächste Freund auf dem Erdboden/ das Beständigste in der Welt / und der lebendige Geist/ der biß in Ewigkeit lebendig verbleibet. Wir Menschen pflegen zwar unsers Leibes auf unterschiedene Weise; die Seele aber hat hieran keine Ergötzlichkeit/ sondern Sie empfindet vielmehr über solche Flei-
Ob sie unsterblich. Salom. 12. 7. Matth. 10. 28.
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