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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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zu sich locket. Legaten und Gesandten haben ihren Nahmen vom Lesen/ weil sie als öffentliche Redner versandt werden. Vor Alters trug man denenselben gewöhnliche Stäbe vor/ in welche auf beyden Seiten zwey ineinander geflochtene Schlangen geschnitten waren / und die gleichsam wechsels weise vor und rückwerts umb sich sahen; Wodurch sie nichts anders/ als deroselben Vorsichtigkeit dadruch abzubilden verweineten.

Der Gesandten Nutzen. Es ist aber der Nahme eines Gesandtens/ welcher von einem grossen Herren oder Republic verschicket wird / eine solche und gleichsam geheiligte Person/ die dasjenige/ was ihr oblieget / nicht mit Gewalt und Strenge/ sondern nach der Sache Beschaffenheit mit Höfflichkeit Ehrerbietung/ und andern hierzu dienlichen Umbständen vorbringet / suchet/ und ausrichtet. Grosse Herren und Potentaten sind insgemein voneinander weit entlegen/ und können deswegen/ und umb anderer Ursache willen/ nicht offters zu sammen kommen. Darumb so ist es Ihnen viel ersprießlicher/ wann Sie ihre Gesandschafften zu ihres Gleichen/ oder Einem Höhern/ entweder zu Versicherung ihres Staats/ zu Abwendung des feindlichen Vorhabens/ oder anderer Angelegenheiten verschicken/ und daselbst Ihr Interesse auf das genaueste beobachten. Wie nun dergleichen Ambt höchstrühmlich/ bey allen Völckern üblich/ und für aller Gewalt sicher zu seyn pfleget; Also ist auch dieser Nahme allenthalben für heilig gehalten/ und derjenige Schimpff/ welchen man denen Gesandten angethan/ jederzeit ernstlich gestrafft und gerechnet worden: Zum Zeichen ihrer Sicherheit trugen Sie in den Händen Eisen-Kraut: der Nahme des Gesandten erreichte nicht eher seine Endschafft/ bis Er wieder zurücke kahm/ und seinem Principalen wegen der aufgetragenen Verrichtung satsame Relation gethan/ geschahe es aber/ daß man sie inzwischen beleidigte / so begieng man ein Crimen laesae Majestatis, man wurde/ wenn es Christen/ aus der Christlichen Gemeine verstossen/ und entstund hieraus offters der gröste Krieg/ wie an der Stadt Corinhto/ Tyro/ und an Griechenland zu sehen/ die einsmahls die Persischen Gesandten in einen Brunnen stiessen/ worauf dieser bey der Städte Untergang/ auf Seiten der Perser/ und Griechen Cicero. aber der grausamste Krieg erfolgete. Jus legatorum humano divinoque vallatum est praesidio hoc divina quadam Providentia immutabile jus, & Omnibus constitutum, Gentibus, etiam Barbaris manifestum. Es führet auch dieser der Gesandten Stand diesen Nutzen und Eigenschafft an sich/ daß man vermittelst desselbigen zwischen hohen Potentaten und Herrschafften beydes zu Kriegs- und Friedens-Zeiten/ vom Kriege/ Friede/ Bündnissen/ Vermählungen / und andern Vertraulichkeiten mehr und besser als durch Briese-Wechseln Handlungen pflegen kan. 1. Mac. cab. c. 10. Da König Alexander des Antiochi Sohn den aufwieglerischen Demetrium in einer Schlacht erlegte/ und seines Königlichen Throns versichert sahe/ schickte er eine ansehnliche Gesandschafft zu dem König Ptolomaed in Aegypten/ und lies umb dessen Fräulein Tochter anhalten. 2. Reg. c. 20. V. 12. Wie König Merodach zu Babel ersuhr/ daß König Hiskias tödlich kranck gewesen/ und nunmehro wieder gesund worden/ ließ Er sich dessen Zustand durch eine Gesandschafft erkundigen/ und zu seiner Gesundheit Gluck nnd Heil wüntschen. Dergleichen that auch der Held Jephtha/ und warnete durch solche den König der Ammoniter/ daß Er wider Ihn/ Und dem Jüdischen Volcke keinen ungerechten Krieg anfiengen. Ferner/ so findet man auch/ daß die denen Gesandten angethane Schmach nicht jedesmahl zum besten abgelauffen. König David ordnete zwar seine Gesandten auch zu dem Ammonitischen jun-

zu sich locket. Legaten und Gesandten haben ihren Nahmen vom Lesen/ weil sie als öffentliche Redner versandt werden. Vor Alters trug man denenselben gewöhnliche Stäbe vor/ in welche auf beyden Seiten zwey ineinander geflochtene Schlangen geschnitten waren / und die gleichsam wechsels weise vor und rückwerts umb sich sahen; Wodurch sie nichts anders/ als deroselben Vorsichtigkeit dadruch abzubilden verweineten.

Der Gesandten Nutzen. Es ist aber der Nahme eines Gesandtens/ welcher von einem grossen Herren oder Republic verschicket wird / eine solche und gleichsam geheiligte Person/ die dasjenige/ was ihr oblieget / nicht mit Gewalt und Strenge/ sondern nach der Sache Beschaffenheit mit Höfflichkeit Ehrerbietung/ und andern hierzu dienlichen Umbständen vorbringet / suchet/ und ausrichtet. Grosse Herren und Potentaten sind insgemein voneinander weit entlegen/ und können deswegen/ und umb anderer Ursache willen/ nicht offters zu sammen kommen. Darumb so ist es Ihnen viel ersprießlicher/ wann Sie ihre Gesandschafften zu ihres Gleichen/ oder Einem Höhern/ entweder zu Versicherung ihres Staats/ zu Abwendung des feindlichen Vorhabens/ oder anderer Angelegenheiten verschicken/ und daselbst Ihr Interesse auf das genaueste beobachten. Wie nun dergleichen Ambt höchstrühmlich/ bey allen Völckern üblich/ und für aller Gewalt sicher zu seyn pfleget; Also ist auch dieser Nahme allenthalben für heilig gehalten/ und derjenige Schimpff/ welchen man denen Gesandten angethan/ jederzeit ernstlich gestrafft und gerechnet worden: Zum Zeichen ihrer Sicherheit trugen Sie in den Händen Eisen-Kraut: der Nahme des Gesandten erreichte nicht eher seine Endschafft/ bis Er wieder zurücke kahm/ und seinem Principalen wegen der aufgetragenen Verrichtung satsame Relation gethan/ geschahe es aber/ daß man sie inzwischen beleidigte / so begieng man ein Crimen laesae Majestatis, man wurde/ wenn es Christen/ aus der Christlichen Gemeine verstossen/ und entstund hieraus offters der gröste Krieg/ wie an der Stadt Corinhto/ Tyro/ und an Griechenland zu sehen/ die einsmahls die Persischen Gesandten in einen Brunnen stiessen/ worauf dieser bey der Städte Untergang/ auf Seiten der Perser/ und Griechen Cicero. aber der grausamste Krieg erfolgete. Jus legatorum humano divinoque vallatum est praesidio hoc divina quadam Providentia immutabile jus, & Omnibus constitutum, Gentibus, etiam Barbaris manifestum. Es führet auch dieser der Gesandten Stand diesen Nutzen und Eigenschafft an sich/ daß man vermittelst desselbigen zwischen hohen Potentaten und Herrschafften beydes zu Kriegs- und Friedens-Zeiten/ vom Kriege/ Friede/ Bündnissen/ Vermählungen / und andern Vertraulichkeiten mehr und besser als durch Briese-Wechseln Handlungen pflegen kan. 1. Mac. cab. c. 10. Da König Alexander des Antiochi Sohn den aufwieglerischen Demetrium in einer Schlacht erlegte/ und seines Königlichen Throns versichert sahe/ schickte er eine ansehnliche Gesandschafft zu dem König Ptolomaed in Aegypten/ und lies umb dessen Fräulein Tochter anhalten. 2. Reg. c. 20. V. 12. Wie König Merodach zu Babel ersuhr/ daß König Hiskias tödlich kranck gewesen/ und nunmehro wieder gesund worden/ ließ Er sich dessen Zustand durch eine Gesandschafft erkundigen/ und zu seiner Gesundheit Gluck nnd Heil wüntschen. Dergleichen that auch der Held Jephtha/ und warnete durch solche den König der Ammoniter/ daß Er wider Ihn/ Und dem Jüdischen Volcke keinen ungerechten Krieg anfiengen. Ferner/ so findet man auch/ daß die denen Gesandten angethane Schmach nicht jedesmahl zum besten abgelauffen. König David ordnete zwar seine Gesandten auch zu dem Ammonitischen jun-

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[377/0409] zu sich locket. Legaten und Gesandten haben ihren Nahmen vom Lesen/ weil sie als öffentliche Redner versandt werden. Vor Alters trug man denenselben gewöhnliche Stäbe vor/ in welche auf beyden Seiten zwey ineinander geflochtene Schlangen geschnitten waren / und die gleichsam wechsels weise vor und rückwerts umb sich sahen; Wodurch sie nichts anders/ als deroselben Vorsichtigkeit dadruch abzubilden verweineten. Es ist aber der Nahme eines Gesandtens/ welcher von einem grossen Herren oder Republic verschicket wird / eine solche und gleichsam geheiligte Person/ die dasjenige/ was ihr oblieget / nicht mit Gewalt und Strenge/ sondern nach der Sache Beschaffenheit mit Höfflichkeit Ehrerbietung/ und andern hierzu dienlichen Umbständen vorbringet / suchet/ und ausrichtet. Grosse Herren und Potentaten sind insgemein voneinander weit entlegen/ und können deswegen/ und umb anderer Ursache willen/ nicht offters zu sammen kommen. Darumb so ist es Ihnen viel ersprießlicher/ wann Sie ihre Gesandschafften zu ihres Gleichen/ oder Einem Höhern/ entweder zu Versicherung ihres Staats/ zu Abwendung des feindlichen Vorhabens/ oder anderer Angelegenheiten verschicken/ und daselbst Ihr Interesse auf das genaueste beobachten. Wie nun dergleichen Ambt höchstrühmlich/ bey allen Völckern üblich/ und für aller Gewalt sicher zu seyn pfleget; Also ist auch dieser Nahme allenthalben für heilig gehalten/ und derjenige Schimpff/ welchen man denen Gesandten angethan/ jederzeit ernstlich gestrafft und gerechnet worden: Zum Zeichen ihrer Sicherheit trugen Sie in den Händen Eisen-Kraut: der Nahme des Gesandten erreichte nicht eher seine Endschafft/ bis Er wieder zurücke kahm/ und seinem Principalen wegen der aufgetragenen Verrichtung satsame Relation gethan/ geschahe es aber/ daß man sie inzwischen beleidigte / so begieng man ein Crimen laesae Majestatis, man wurde/ wenn es Christen/ aus der Christlichen Gemeine verstossen/ und entstund hieraus offters der gröste Krieg/ wie an der Stadt Corinhto/ Tyro/ und an Griechenland zu sehen/ die einsmahls die Persischen Gesandten in einen Brunnen stiessen/ worauf dieser bey der Städte Untergang/ auf Seiten der Perser/ und Griechen aber der grausamste Krieg erfolgete. Jus legatorum humano divinoque vallatum est praesidio hoc divina quadam Providentia immutabile jus, & Omnibus constitutum, Gentibus, etiam Barbaris manifestum. Es führet auch dieser der Gesandten Stand diesen Nutzen und Eigenschafft an sich/ daß man vermittelst desselbigen zwischen hohen Potentaten und Herrschafften beydes zu Kriegs- und Friedens-Zeiten/ vom Kriege/ Friede/ Bündnissen/ Vermählungen / und andern Vertraulichkeiten mehr und besser als durch Briese-Wechseln Handlungen pflegen kan. Da König Alexander des Antiochi Sohn den aufwieglerischen Demetrium in einer Schlacht erlegte/ und seines Königlichen Throns versichert sahe/ schickte er eine ansehnliche Gesandschafft zu dem König Ptolomaed in Aegypten/ und lies umb dessen Fräulein Tochter anhalten. Wie König Merodach zu Babel ersuhr/ daß König Hiskias tödlich kranck gewesen/ und nunmehro wieder gesund worden/ ließ Er sich dessen Zustand durch eine Gesandschafft erkundigen/ und zu seiner Gesundheit Gluck nnd Heil wüntschen. Dergleichen that auch der Held Jephtha/ und warnete durch solche den König der Ammoniter/ daß Er wider Ihn/ Und dem Jüdischen Volcke keinen ungerechten Krieg anfiengen. Ferner/ so findet man auch/ daß die denen Gesandten angethane Schmach nicht jedesmahl zum besten abgelauffen. König David ordnete zwar seine Gesandten auch zu dem Ammonitischen jun- Der Gesandten Nutzen. Cicero. 1. Mac. cab. c. 10. 2. Reg. c. 20. V. 12.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/409>, abgerufen am 22.11.2024.