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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Er gleichsam demselben durch die Waffen wäre abgezwungen worden/ in Bedencken ziehen/ und auf eine andere Art abhandeln wollte/ wendete König Matthias vor/ man trähte der Keyserlichen Dignitaet und Hoheit allzunahe/ wenn mandas/ was man einmahl mit Keyserlicher Hand und Siegel bestättiget/ wiederum umstossen wollte. Denn auf solche Maße würde man in Zukunfft nichts beständiges mehr beschliessen können/ ja/ der Türcke selbsten möchte sich dieses Exempels bedienen/ und hinführo keinen Frieden/ viel weniger Treu und Glauben mehr halten wollen. Non decet Principem Labium Mendax: Keinen Fürsten stehet falsche Lippen zu haben wohl an/ sondern die Treue und Aufrichtigkeit ist desselben bester Schmuck. Als der Römische Bürgemeister Marcus Attilius Regulus in der Schlacht von den Carthaginensern gefangen/ und Sie Jhn mit der Bedingung loß liessen und nach Rom schickten / daß Er sich gegen etliche junge Carthaginenser auswechseln lassen/ wo aber nicht/ alsdenn wieder einstellen/ und den schmählichsten Tod auszustehen haben sollte: Ist Er zwar dahin gezogen/ hat aber den Rath daselbsten ernstlichen vermahnet/ daß Sie nicht so viel junge edle Mannschafft ihrer Feinde/ gegen einen alten verlebten Mann/ wie Er wäre/ hingeben/ sondern bey sich iederzeit gefangen behalten sollten. Und obwohl der gantze Rath/ die gesamte Bürgerschafft/ und fein Weib und Kind Jhn bittlichen ersuchten/ daß Er sich nicht wieder in des Feindes Hände stellen möchte; so begab Er sich doch auch wider vermuthen der Feinde selbsten gen Carthago/ und wollte lieber allda des bedroheten Todes gewärtig seyn/ als an seiner gethanenen Zusage eydbrüchig werden. Da auf eine Zeit dem Alexandro Magno sein Kriegs Rath Parmenio eine gewisse Sache vorschluge/ welche der versprochenen Treue zuwider lief/ sprach Er: Wann Ich Parmenio wäre/ wolle Ich es thun/ weil Ich aber Alexander bin / so stehets Mir Valeri, Maximus. vorzunehmen nicht an. Die Treue ist der Menschen Säug Amme und ein göttliches Wesen/ welches man zu verehren schuldig. Die Alten verehrten auch die Hunde für fast göttlich um ihrer Treue Willen. Wie nun ein treuer Herr und König höchlich zu ehren; Also pfleget man auch offters einen ungetreuen Regenten/ welcher die Seinigen wider die Gebühr und Pflicht beschweret/ des gemeinen Wesens Gut verschwendet/ die Warheit teuschet/ und Alles zu seinem Vortheil und Nachtheil der Unterthanen an Sich ziehet/ zu verfluchen/ mit welchen auch folgende Verse übereinstimmen.

Guntherus in Ligur. 3. 513. Non decet in labiis versari lubrica Regis;

Non decet ore sacro mendacia cudere Regem:

Sancta & plena suo sunt regia pondere verba:

Dicta semel nullum patiuntur Jure recessum.

Kein König soll Betrug auf seinen Lippen führen /

noch was er nicht recht meint/ am Reden lassen spüren.

Denn alles/ was Er sagt/ mit Reden auch verspricht /

das soll/ wie schwer es scheint/ zurükke treiben nicht.

Keyser Carl der Fünffte sagte: Obgleich in der Welt fast weder Treue noch Glauben anzutreffen/ so sollten doch dieselben bey Keysern/ Königen/ Potentaten und grossen Herren darum zu finden seyn/ alldie-

Er gleichsam demselben durch die Waffen wäre abgezwungen worden/ in Bedencken ziehen/ und auf eine andere Art abhandeln wollte/ wendete König Matthias vor/ man trähte der Keyserlichen Dignitaet und Hoheit allzunahe/ wenn mandas/ was man einmahl mit Keyserlicher Hand und Siegel bestättiget/ wiederum umstossen wollte. Denn auf solche Maße würde man in Zukunfft nichts beständiges mehr beschliessen können/ ja/ der Türcke selbsten möchte sich dieses Exempels bedienen/ und hinführo keinen Frieden/ viel weniger Treu und Glauben mehr halten wollen. Non decet Principem Labium Mendax: Keinen Fürsten stehet falsche Lippen zu haben wohl an/ sondern die Treue und Aufrichtigkeit ist desselben bester Schmuck. Als der Römische Bürgemeister Marcus Attilius Regulus in der Schlacht von den Carthaginensern gefangen/ und Sie Jhn mit der Bedingung loß liessen und nach Rom schickten / daß Er sich gegen etliche junge Carthaginenser auswechseln lassen/ wo aber nicht/ alsdenn wieder einstellen/ und den schmählichsten Tod auszustehen haben sollte: Ist Er zwar dahin gezogen/ hat aber den Rath daselbsten ernstlichen vermahnet/ daß Sie nicht so viel junge edle Mannschafft ihrer Feinde/ gegen einen alten verlebten Mann/ wie Er wäre/ hingeben/ sondern bey sich iederzeit gefangen behalten sollten. Und obwohl der gantze Rath/ die gesamte Bürgerschafft/ und fein Weib und Kind Jhn bittlichen ersuchten/ daß Er sich nicht wieder in des Feindes Hände stellen möchte; so begab Er sich doch auch wider vermuthen der Feinde selbsten gen Carthago/ und wollte lieber allda des bedroheten Todes gewärtig seyn/ als an seiner gethanenen Zusage eydbrüchig werden. Da auf eine Zeit dem Alexandro Magno sein Kriegs Rath Parmenio eine gewisse Sache vorschluge/ welche der versprochenen Treue zuwider lief/ sprach Er: Wann Ich Parmenio wäre/ wolle Ich es thun/ weil Ich aber Alexander bin / so stehets Mir Valeri, Maximus. vorzunehmen nicht an. Die Treue ist der Menschen Säug Amme und ein göttliches Wesen/ welches man zu verehren schuldig. Die Alten verehrten auch die Hunde für fast göttlich um ihrer Treue Willen. Wie nun ein treuer Herr und König höchlich zu ehren; Also pfleget man auch offters einen ungetreuen Regenten/ welcher die Seinigen wider die Gebühr und Pflicht beschweret/ des gemeinen Wesens Gut verschwendet/ die Warheit teuschet/ und Alles zu seinem Vortheil und Nachtheil der Unterthanen an Sich ziehet/ zu verfluchen/ mit welchen auch folgende Verse übereinstimmen.

Guntherus in Ligur. 3. 513. Non decet in labiis versari lubrica Regis;

Non decet ore sacro mendacia cudere Regem:

Sancta & plena suo sunt regia pondere verba:

Dicta semel nullum patiuntur Jure recessum.

Kein König soll Betrug auf seinen Lippen führen /

noch was er nicht recht meint/ am Reden lassen spüren.

Denn alles/ was Er sagt/ mit Reden auch verspricht /

das soll/ wie schwer es scheint/ zurükke treiben nicht.

Keyser Carl der Fünffte sagte: Obgleich in der Welt fast weder Treue noch Glauben anzutreffen/ so sollten doch dieselben bey Keysern/ Königen/ Potentaten und grossen Herren darum zu finden seyn/ alldie-

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Er gleichsam demselben durch die Waffen wäre abgezwungen worden/ in Bedencken ziehen/ und auf eine andere Art abhandeln wollte/ wendete König Matthias vor/ man trähte der Keyserlichen Dignitaet und Hoheit allzunahe/ wenn mandas/ was man einmahl mit Keyserlicher Hand und Siegel bestättiget/ wiederum umstossen wollte. Denn auf solche Maße würde man in Zukunfft nichts beständiges mehr beschliessen können/ ja/ der Türcke selbsten möchte sich dieses Exempels bedienen/ und hinführo keinen Frieden/ viel weniger Treu und Glauben mehr halten wollen. Non decet Principem Labium Mendax: Keinen Fürsten stehet falsche Lippen zu haben wohl an/ sondern die Treue und Aufrichtigkeit ist desselben bester Schmuck. Als der Römische Bürgemeister Marcus Attilius Regulus in der Schlacht von den Carthaginensern gefangen/ und Sie Jhn mit der Bedingung loß liessen und nach Rom schickten / daß Er sich gegen etliche junge Carthaginenser auswechseln lassen/ wo aber nicht/ alsdenn wieder einstellen/ und den schmählichsten Tod auszustehen haben sollte: Ist Er zwar dahin gezogen/ hat aber den Rath daselbsten ernstlichen vermahnet/ daß Sie nicht so viel junge edle Mannschafft ihrer Feinde/ gegen einen alten verlebten Mann/ wie Er wäre/ hingeben/ sondern bey sich iederzeit gefangen behalten sollten. Und obwohl der gantze Rath/ die gesamte Bürgerschafft/ und fein Weib und Kind Jhn bittlichen ersuchten/ daß Er sich nicht wieder in des Feindes Hände stellen möchte; so begab Er sich doch auch wider vermuthen der Feinde selbsten gen Carthago/ und wollte lieber allda des bedroheten Todes gewärtig seyn/ als an seiner gethanenen Zusage eydbrüchig werden. Da auf eine Zeit dem Alexandro Magno sein Kriegs Rath Parmenio eine gewisse Sache vorschluge/ welche der versprochenen Treue zuwider lief/ sprach Er: Wann Ich Parmenio wäre/ wolle Ich es thun/ weil Ich aber Alexander bin / so stehets Mir <note place="right">Valeri, Maximus.</note> vorzunehmen nicht an.                      Die Treue ist der Menschen Säug Amme und ein göttliches Wesen/ welches man zu                      verehren schuldig. Die Alten verehrten auch die Hunde für fast göttlich um ihrer                      Treue Willen. Wie nun ein treuer Herr und König höchlich zu ehren; Also pfleget                      man auch offters einen ungetreuen Regenten/ welcher die Seinigen wider die                      Gebühr und Pflicht beschweret/ des gemeinen Wesens Gut verschwendet/ die                      Warheit teuschet/ und Alles zu seinem Vortheil und Nachtheil der Unterthanen an                      Sich ziehet/ zu verfluchen/ mit welchen auch folgende Verse                      übereinstimmen.</p>
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[345/0377] Er gleichsam demselben durch die Waffen wäre abgezwungen worden/ in Bedencken ziehen/ und auf eine andere Art abhandeln wollte/ wendete König Matthias vor/ man trähte der Keyserlichen Dignitaet und Hoheit allzunahe/ wenn mandas/ was man einmahl mit Keyserlicher Hand und Siegel bestättiget/ wiederum umstossen wollte. Denn auf solche Maße würde man in Zukunfft nichts beständiges mehr beschliessen können/ ja/ der Türcke selbsten möchte sich dieses Exempels bedienen/ und hinführo keinen Frieden/ viel weniger Treu und Glauben mehr halten wollen. Non decet Principem Labium Mendax: Keinen Fürsten stehet falsche Lippen zu haben wohl an/ sondern die Treue und Aufrichtigkeit ist desselben bester Schmuck. Als der Römische Bürgemeister Marcus Attilius Regulus in der Schlacht von den Carthaginensern gefangen/ und Sie Jhn mit der Bedingung loß liessen und nach Rom schickten / daß Er sich gegen etliche junge Carthaginenser auswechseln lassen/ wo aber nicht/ alsdenn wieder einstellen/ und den schmählichsten Tod auszustehen haben sollte: Ist Er zwar dahin gezogen/ hat aber den Rath daselbsten ernstlichen vermahnet/ daß Sie nicht so viel junge edle Mannschafft ihrer Feinde/ gegen einen alten verlebten Mann/ wie Er wäre/ hingeben/ sondern bey sich iederzeit gefangen behalten sollten. Und obwohl der gantze Rath/ die gesamte Bürgerschafft/ und fein Weib und Kind Jhn bittlichen ersuchten/ daß Er sich nicht wieder in des Feindes Hände stellen möchte; so begab Er sich doch auch wider vermuthen der Feinde selbsten gen Carthago/ und wollte lieber allda des bedroheten Todes gewärtig seyn/ als an seiner gethanenen Zusage eydbrüchig werden. Da auf eine Zeit dem Alexandro Magno sein Kriegs Rath Parmenio eine gewisse Sache vorschluge/ welche der versprochenen Treue zuwider lief/ sprach Er: Wann Ich Parmenio wäre/ wolle Ich es thun/ weil Ich aber Alexander bin / so stehets Mir vorzunehmen nicht an. Die Treue ist der Menschen Säug Amme und ein göttliches Wesen/ welches man zu verehren schuldig. Die Alten verehrten auch die Hunde für fast göttlich um ihrer Treue Willen. Wie nun ein treuer Herr und König höchlich zu ehren; Also pfleget man auch offters einen ungetreuen Regenten/ welcher die Seinigen wider die Gebühr und Pflicht beschweret/ des gemeinen Wesens Gut verschwendet/ die Warheit teuschet/ und Alles zu seinem Vortheil und Nachtheil der Unterthanen an Sich ziehet/ zu verfluchen/ mit welchen auch folgende Verse übereinstimmen. Valeri, Maximus. Non decet in labiis versari lubrica Regis; Guntherus in Ligur. 3. 513. Non decet ore sacro mendacia cudere Regem: Sancta & plena suo sunt regia pondere verba: Dicta semel nullum patiuntur Jure recessum. Kein König soll Betrug auf seinen Lippen führen / noch was er nicht recht meint/ am Reden lassen spüren. Denn alles/ was Er sagt/ mit Reden auch verspricht / das soll/ wie schwer es scheint/ zurükke treiben nicht. Keyser Carl der Fünffte sagte: Obgleich in der Welt fast weder Treue noch Glauben anzutreffen/ so sollten doch dieselben bey Keysern/ Königen/ Potentaten und grossen Herren darum zu finden seyn/ alldie-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/377>, abgerufen am 24.11.2024.