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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Gen 21. v. 22. melech richtete im Lande Gerar mit dem Patriarchen Abraham / welcher an Mannschafft/ Vieh und Vermögen sehr zunahm/ um seiner anderen Ursachen willen ein Bündnus auf/ damit keiner den Andern beleidigte. König Salomo befahl/ zur Versicherung seines Staats/ den aufrührischen Bruder Adonia / der wider GOttes Verordnung Jhm mit seinem Anhange nach Scepter und Crone trachtete/ hinzurichten. Wenn aber die vermeinte Ratio Status viel Land und Leute durch List und Geschwindigkeit an sich zu bringen/ unter dem Vorwand der Religion/ deß gemeinen Bestens/ mit Gewalt und Tyranney wider Aufrichtigkeit und gegebene Treue und Glauben gebraucht wird/ so ist ein Betrug und Schalcks-Rath/ welcher den Gewaltigen rathet/ daß sie nach Gefallen leben / und ihre Gräntze wider Recht und Billigkeit erweitern sollen. Cain war der Aelteste/ und Abel der Jüngere/ weil aber Abels Opfer bey GOtt angenehmer als deß Cains/ machte sich dieser die Rechnung/ Er würde für der Welt geringer geachtet/ und vor kleiner gehalten werden/ schlug also seinen Bruder den Abel todt. Die Erbauung deß Babylonischen Thurns/ hatte keinen andern Zweck/ als daß man sich dadurch einen unsterblichen Nahmen zu wege bringen wollte. Durch die Liebe deß Jacobs gegen dem Joseph vermeineten die andern Brüder deß Vorzugs halber verletzet zu seyn/ und stenden Jhme deßwegen nach dem Judic. 9. Leben. König Abimelech liesse 70. seiner Brüder erwürgen / aufdaß Gen. 19. v. 31. Er allein Herr über Israel seyn möchte. Die Töchter Loths liessen sich darum von ihrem alten Vater bey dem Truncke schwängern/ weil sie vermeinten/ es wäre Sodom und Gomorra/ und das gantze Land mit Schwefel und Pech verderbet/ damit sie von ihrem Vater Saamen erhielten. Die Vermehrung der Kinder Israel in deß Pharaonis Reiche erweckete bey Jhnen den Verdacht und den Rath/ daß/ damit ihrer nicht zu viel würden / die Wehemütter alle Israelitische Knäblein sollten 2. Sam. 3. hinrichten. Joab brachte den Held Abner darum um/ weil Er denselben bey dem Könige David in grossen Gnaden stehen sahe. Was für Königreiche/ was für Länder/ Provinzien und Republiqven sind nicht durch diese Staats Raison untergangen? Die Königin Athalia ließ ihres leiblichen Sohnes Ahasice Kinder/ bis auf den verborgenen Joas/ umbringen/ damit sie deß Königlichen Throns und ihres Staats desto besser versichert 1. Maccab. c. 6. v. 62. &c. seyn möchte. König Antiochus der Jüngere befahlum eines blosen Verdachts willen/ wider die denen Maccabaern gegebenen Treue und Glauben/ der Stadt Bethzura Mauren umzureissen. Er wurde aber bald darauf von dem Demetrio des Seleuci Sohn seines Reiches beraubt/ und zu Antiochia von den Soldaten gefangen und umgebracht. Da Zabdiel der König in Arabien deß Königes Ptolomaei grosse Gewalt sahe/ handelte Er wider das Gast-Recht/ ließ deß Ptolomaei Feind/ den König Alexandrum/ welchen Er in der Flucht aufgenommen/ tödten/ und schickte demselben das abgeschlagene Haupt zu. Woraus man siehet/ daß die ungerechte Ratio Status weder Vater noch Mutter / weder Kinder noch Geschwister/ weder Freunde noch Verwandte/ weder Treue noch Glauben/ weder Christliche noch weltliche Gesetze zu schonen/ sondern durch List/ Falschheit/ Tyranney/ alle Rechte unter zu drucken/ die Nachkommen in das Regenten sind an die Gesetze verbunden. Elend zu stürtzen/ sie aber endlich selbsten ein erschreckliches Ende zu nehmen pfleget.

Darum ist es nicht unbillich/ daß auch Regenten an die Gesetze verbunden. Ulpianus setzet zwar: Princeps ipse legibus solutus:

Gen 21. v. 22. melech richtete im Lande Gerar mit dem Patriarchen Abraham / welcher an Mannschafft/ Vieh und Vermögen sehr zunahm/ um seiner anderen Ursachen willen ein Bündnus auf/ damit keiner den Andern beleidigte. König Salomo befahl/ zur Versicherung seines Staats/ den aufrührischen Bruder Adonia / der wider GOttes Verordnung Jhm mit seinem Anhange nach Scepter und Crone trachtete/ hinzurichten. Wenn aber die vermeinte Ratio Status viel Land und Leute durch List und Geschwindigkeit an sich zu bringen/ unter dem Vorwand der Religion/ deß gemeinen Bestens/ mit Gewalt und Tyranney wider Aufrichtigkeit und gegebene Treue und Glauben gebraucht wird/ so ist ein Betrug und Schalcks-Rath/ welcher den Gewaltigen rathet/ daß sie nach Gefallen leben / und ihre Gräntze wider Recht und Billigkeit erweitern sollen. Cain war der Aelteste/ und Abel der Jüngere/ weil aber Abels Opfer bey GOtt angenehmer als deß Cains/ machte sich dieser die Rechnung/ Er würde für der Welt geringer geachtet/ und vor kleiner gehalten werden/ schlug also seinen Bruder den Abel todt. Die Erbauung deß Babylonischen Thurns/ hatte keinen andern Zweck/ als daß man sich dadurch einen unsterblichen Nahmen zu wege bringen wollte. Durch die Liebe deß Jacobs gegen dem Joseph vermeineten die andern Brüder deß Vorzugs halber verletzet zu seyn/ und stenden Jhme deßwegen nach dem Judic. 9. Leben. König Abimelech liesse 70. seiner Brüder erwürgen / aufdaß Gen. 19. v. 31. Er allein Herr über Israel seyn möchte. Die Töchter Loths liessen sich darum von ihrem alten Vater bey dem Truncke schwängern/ weil sie vermeinten/ es wäre Sodom und Gomorra/ und das gantze Land mit Schwefel und Pech verderbet/ damit sie von ihrem Vater Saamen erhielten. Die Vermehrung der Kinder Israel in deß Pharaonis Reiche erweckete bey Jhnen den Verdacht und den Rath/ daß/ damit ihrer nicht zu viel würden / die Wehemütter alle Israelitische Knäblein sollten 2. Sam. 3. hinrichten. Joab brachte den Held Abner darum um/ weil Er denselben bey dem Könige David in grossen Gnaden stehen sahe. Was für Königreiche/ was für Länder/ Provinzien und Republiqven sind nicht durch diese Staats Raison untergangen? Die Königin Athalia ließ ihres leiblichen Sohnes Ahasice Kinder/ bis auf den verborgenen Joas/ umbringen/ damit sie deß Königlichen Throns und ihres Staats desto besser versichert 1. Maccab. c. 6. v. 62. &c. seyn möchte. König Antiochus der Jüngere befahlum eines blosen Verdachts willen/ wider die denen Maccabaern gegebenen Treue und Glauben/ der Stadt Bethzura Mauren umzureissen. Er wurde aber bald darauf von dem Demetrio des Seleuci Sohn seines Reiches beraubt/ und zu Antiochia von den Soldaten gefangen und umgebracht. Da Zabdiel der König in Arabien deß Königes Ptolomaei grosse Gewalt sahe/ handelte Er wider das Gast-Recht/ ließ deß Ptolomaei Feind/ den König Alexandrum/ welchen Er in der Flucht aufgenommen/ tödten/ und schickte demselben das abgeschlagene Haupt zu. Woraus man siehet/ daß die ungerechte Ratio Status weder Vater noch Mutter / weder Kinder noch Geschwister/ weder Freunde noch Verwandte/ weder Treue noch Glauben/ weder Christliche noch weltliche Gesetze zu schonen/ sondern durch List/ Falschheit/ Tyranney/ alle Rechte unter zu drucken/ die Nachkommen in das Regenten sind an die Gesetze verbundẽ. Elend zu stürtzen/ sie aber endlich selbsten ein erschreckliches Ende zu nehmen pfleget.

Darum ist es nicht unbillich/ daß auch Regenten an die Gesetze verbunden. Ulpianus setzet zwar: Princeps ipse legibus solutus:

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[312/0344] melech richtete im Lande Gerar mit dem Patriarchen Abraham / welcher an Mannschafft/ Vieh und Vermögen sehr zunahm/ um seiner anderen Ursachen willen ein Bündnus auf/ damit keiner den Andern beleidigte. König Salomo befahl/ zur Versicherung seines Staats/ den aufrührischen Bruder Adonia / der wider GOttes Verordnung Jhm mit seinem Anhange nach Scepter und Crone trachtete/ hinzurichten. Wenn aber die vermeinte Ratio Status viel Land und Leute durch List und Geschwindigkeit an sich zu bringen/ unter dem Vorwand der Religion/ deß gemeinen Bestens/ mit Gewalt und Tyranney wider Aufrichtigkeit und gegebene Treue und Glauben gebraucht wird/ so ist ein Betrug und Schalcks-Rath/ welcher den Gewaltigen rathet/ daß sie nach Gefallen leben / und ihre Gräntze wider Recht und Billigkeit erweitern sollen. Cain war der Aelteste/ und Abel der Jüngere/ weil aber Abels Opfer bey GOtt angenehmer als deß Cains/ machte sich dieser die Rechnung/ Er würde für der Welt geringer geachtet/ und vor kleiner gehalten werden/ schlug also seinen Bruder den Abel todt. Die Erbauung deß Babylonischen Thurns/ hatte keinen andern Zweck/ als daß man sich dadurch einen unsterblichen Nahmen zu wege bringen wollte. Durch die Liebe deß Jacobs gegen dem Joseph vermeineten die andern Brüder deß Vorzugs halber verletzet zu seyn/ und stenden Jhme deßwegen nach dem Leben. König Abimelech liesse 70. seiner Brüder erwürgen / aufdaß Er allein Herr über Israel seyn möchte. Die Töchter Loths liessen sich darum von ihrem alten Vater bey dem Truncke schwängern/ weil sie vermeinten/ es wäre Sodom und Gomorra/ und das gantze Land mit Schwefel und Pech verderbet/ damit sie von ihrem Vater Saamen erhielten. Die Vermehrung der Kinder Israel in deß Pharaonis Reiche erweckete bey Jhnen den Verdacht und den Rath/ daß/ damit ihrer nicht zu viel würden / die Wehemütter alle Israelitische Knäblein sollten hinrichten. Joab brachte den Held Abner darum um/ weil Er denselben bey dem Könige David in grossen Gnaden stehen sahe. Was für Königreiche/ was für Länder/ Provinzien und Republiqven sind nicht durch diese Staats Raison untergangen? Die Königin Athalia ließ ihres leiblichen Sohnes Ahasice Kinder/ bis auf den verborgenen Joas/ umbringen/ damit sie deß Königlichen Throns und ihres Staats desto besser versichert seyn möchte. König Antiochus der Jüngere befahlum eines blosen Verdachts willen/ wider die denen Maccabaern gegebenen Treue und Glauben/ der Stadt Bethzura Mauren umzureissen. Er wurde aber bald darauf von dem Demetrio des Seleuci Sohn seines Reiches beraubt/ und zu Antiochia von den Soldaten gefangen und umgebracht. Da Zabdiel der König in Arabien deß Königes Ptolomaei grosse Gewalt sahe/ handelte Er wider das Gast-Recht/ ließ deß Ptolomaei Feind/ den König Alexandrum/ welchen Er in der Flucht aufgenommen/ tödten/ und schickte demselben das abgeschlagene Haupt zu. Woraus man siehet/ daß die ungerechte Ratio Status weder Vater noch Mutter / weder Kinder noch Geschwister/ weder Freunde noch Verwandte/ weder Treue noch Glauben/ weder Christliche noch weltliche Gesetze zu schonen/ sondern durch List/ Falschheit/ Tyranney/ alle Rechte unter zu drucken/ die Nachkommen in das Elend zu stürtzen/ sie aber endlich selbsten ein erschreckliches Ende zu nehmen pfleget. Gen 21. v. 22. Judic. 9. Gen. 19. v. 31. 2. Sam. 3. 1. Maccab. c. 6. v. 62. &c. Regenten sind an die Gesetze verbundẽ. Darum ist es nicht unbillich/ daß auch Regenten an die Gesetze verbunden. Ulpianus setzet zwar: Princeps ipse legibus solutus:

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/344>, abgerufen am 27.11.2024.