[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.liche Thaten ausgerichtet: Wie der Israelitische König Saul um des willen die Stadt Nobe angezündet/ und Keyser Theodosius etliche tausen Thessalonier erschlagen lassen. Wie viel tapfere Helden um ihrer Thaten wegen ein unsterblich Lob erlanget. Wie die Mässigkeit und Standhafftigkeit/ der Römer Reich zum höchsten erhaben/ und vielmahls die Hoffarth/ der Geitz und die grosse Pracht zu Grunde aus verderbet: Wie Etliche dererselben das gröste Reichthum verachtet: Sich mit wenigem begnüget: Die / wann Sie alle das Jhrige verlohren/ Sich am wenigsten darum bekümmert: Wie Etliche die Furcht des Todes/ der doch von Natur grausam/ nicht gescheuet: Wie man die Freyheit des Vatterlandes auch mit Verlust des Lebens gesucht: Ihsonderheit aber giebet Uns die Historia Anlaß/ was eines Potentaten Ambt sey / wie Er Land und Leute wohl regieren/ und seinen eigenen Nutzen nicht dem gemeinen Wesen vorziehen; Wie Er auch mit Gefahr seines Leibes über die Gerechtigkeit halten; Die denen Seinigen angethane Schmach rächen: Die aufgebürdeten Kriege mit Gewalt hintertreiben/ Kirchen und Schulen fortpflantzen/ und sein Land mit guten Gesetzen/ Sitten und Policey versehen solle. Dafern man aber dieses alles in Regierungs-Sachen nicht beobachtet / weder weiß/ noch lieset/ der erfähret endlich mit seinem eigenen Schaden/ was Er zu Seinem und der Seinigen Nutzen und Besten hätte wissen/ und in Erfahrung bringen sollen. Die nutzbare Berathschlagung vor sich und mit den Gelehrten. Es ist nicht genug/ daß ein Regente vor Sich alleine weise und klug sey/ sondern Er soll sich auch mit den Gelehrten und Weisen befragen/ Viel Augen sehen mehr als ihrer zwey: Die Weißheit hat ihren Sitz in der Vernunfft/ und ist die jenige/ welche viel Köpfe unter einen Hut bringet / Je höher aber der Verstand und die Verrichtung/ ie näher man der Gefahr stehet. Gleichwie uns aber die Geschichte die verflossene Zeit/ was darinnen nützliches vorgegangen/ und die Fehler derer/ so damahls regieret/ vor Augen stellen: Also soll man sich auch Gelehrte erwehlen/ deren man sich in warhafftigen Dingen/ wichtigen Handlungen und Rathschlägen gebrauchen könne. Diese sind gleich denen See-Karten/ vermittelst derer man auf der Regierungs-See glücklichen fähret/ und bey ereigneten Sturm-Winden/ das ist/ allerhand Regiments-Lasten/ wieder an einen sicheren Port gelanget. Die alten Zeiten weisen Uns/ wie die Länder geblühet/ und die Regenten darinnen geherrschet / die gegenwärtige Zeit aber/ und diese/ sind die/ so das innstehende verbessern helffen. Keyser Severus besetzte seine Aemter mit gelehrten und solchen Leuten/ die in den Geschichten wohl erfahren waren. Und gleichwie alle Bücher nicht gute Rathgeber; also sind auch die/ welche viel gelesen/ nicht allezeit die Besten im Ratschlägen/ sondern die/ so ein untadelhafftiges Leben führen/ sich der Gottesfurcht befleissigen/ und darbey die Göttlichen Gesetze beobachten. Es ist sehr schwehr/ daß sich eine Sache zutrage und begebe/ wie die Andere. Darum ist auch unmöglich/ wenn man Alles nach den vorigen Begebenheiten einrichten wollte. Will man wohl regieren/ so soll man Ihme selbst nicht zuviel trauen/ sondern auch Anderer weise Rathschläge mit anhören. Die gröste Menschliche Weißheit tappet zuweilen im Finstern. Man vermeinet offters/ man wolle vor sich selbst den besten Rath schmieden/ und geräth darüber in das gröste Verderben. An grosser Herren Höfen soll man solche liche Thaten ausgerichtet: Wie der Israelitische König Saul um des willen die Stadt Nobe angezündet/ und Keyser Theodosius etliche tausen Thessalonier erschlagen lassen. Wie viel tapfere Helden um ihrer Thaten wegen ein unsterblich Lob erlanget. Wie die Mässigkeit und Standhafftigkeit/ der Römer Reich zum höchsten erhaben/ und vielmahls die Hoffarth/ der Geitz und die grosse Pracht zu Grunde aus verderbet: Wie Etliche dererselben das gröste Reichthum verachtet: Sich mit wenigem begnüget: Die / wann Sie alle das Jhrige verlohren/ Sich am wenigsten darum bekümmert: Wie Etliche die Furcht des Todes/ der doch von Natur grausam/ nicht gescheuet: Wie man die Freyheit des Vatterlandes auch mit Verlust des Lebens gesucht: Ihsonderheit aber giebet Uns die Historia Anlaß/ was eines Potentaten Ambt sey / wie Er Land und Leute wohl regieren/ und seinen eigenen Nutzen nicht dem gemeinen Wesen vorziehen; Wie Er auch mit Gefahr seines Leibes über die Gerechtigkeit halten; Die denen Seinigen angethane Schmach rächen: Die aufgebürdeten Kriege mit Gewalt hintertreiben/ Kirchen und Schulen fortpflantzen/ und sein Land mit guten Gesetzen/ Sitten und Policey versehen solle. Dafern man aber dieses alles in Regierungs-Sachen nicht beobachtet / weder weiß/ noch lieset/ der erfähret endlich mit seinem eigenen Schaden/ was Er zu Seinem und der Seinigen Nutzen und Besten hätte wissen/ und in Erfahrung bringen sollen. Die nutzbare Berathschlagung vor sich und mit den Gelehrten. Es ist nicht genug/ daß ein Regente vor Sich alleine weise und klug sey/ sondern Er soll sich auch mit den Gelehrten und Weisen befragen/ Viel Augen sehen mehr als ihrer zwey: Die Weißheit hat ihren Sitz in der Vernunfft/ und ist die jenige/ welche viel Köpfe unter einen Hut bringet / Je höher aber der Verstand und die Verrichtung/ ie näher man der Gefahr stehet. Gleichwie uns aber die Geschichte die verflossene Zeit/ was darinnen nützliches vorgegangen/ und die Fehler derer/ so damahls regieret/ vor Augen stellen: Also soll man sich auch Gelehrte erwehlen/ deren man sich in warhafftigen Dingen/ wichtigen Handlungen und Rathschlägen gebrauchen könne. Diese sind gleich denen See-Karten/ vermittelst derer man auf der Regierungs-See glücklichen fähret/ und bey ereigneten Sturm-Winden/ das ist/ allerhand Regiments-Lasten/ wieder an einen sicheren Port gelanget. Die alten Zeiten weisen Uns/ wie die Länder geblühet/ und die Regenten darinnen geherrschet / die gegenwärtige Zeit aber/ und diese/ sind die/ so das innstehende verbessern helffen. Keyser Severus besetzte seine Aemter mit gelehrten und solchen Leuten/ die in den Geschichten wohl erfahren waren. Und gleichwie alle Bücher nicht gute Rathgeber; also sind auch die/ welche viel gelesen/ nicht allezeit die Besten im Ratschlägen/ sondern die/ so ein untadelhafftiges Leben führen/ sich der Gottesfurcht befleissigen/ und darbey die Göttlichen Gesetze beobachten. Es ist sehr schwehr/ daß sich eine Sache zutrage und begebe/ wie die Andere. Darum ist auch unmöglich/ wenn man Alles nach den vorigen Begebenheiten einrichten wollte. Will man wohl regieren/ so soll man Ihme selbst nicht zuviel trauen/ sondern auch Anderer weise Rathschläge mit anhören. Die gröste Menschliche Weißheit tappet zuweilen im Finstern. Man vermeinet offters/ man wolle vor sich selbst den besten Rath schmieden/ und geräth darüber in das gröste Verderben. An grosser Herren Höfen soll man solche <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0331" n="299"/> liche Thaten ausgerichtet: Wie der Israelitische König Saul um des willen die Stadt Nobe angezündet/ und Keyser Theodosius etliche tausen Thessalonier erschlagen lassen. Wie viel tapfere Helden um ihrer Thaten wegen ein unsterblich Lob erlanget. Wie die Mässigkeit und Standhafftigkeit/ der Römer Reich zum höchsten erhaben/ und vielmahls die Hoffarth/ der Geitz und die grosse Pracht zu Grunde aus verderbet: Wie Etliche dererselben das gröste Reichthum verachtet: Sich mit wenigem begnüget: Die / wann Sie alle das Jhrige verlohren/ Sich am wenigsten darum bekümmert: Wie Etliche die Furcht des Todes/ der doch von Natur grausam/ nicht gescheuet: Wie man die Freyheit des Vatterlandes auch mit Verlust des Lebens gesucht: Ihsonderheit aber giebet Uns die Historia Anlaß/ was eines Potentaten Ambt sey / wie Er Land und Leute wohl regieren/ und seinen eigenen Nutzen nicht dem gemeinen Wesen vorziehen; Wie Er auch mit Gefahr seines Leibes über die Gerechtigkeit halten; Die denen Seinigen angethane Schmach rächen: Die aufgebürdeten Kriege mit Gewalt hintertreiben/ Kirchen und Schulen fortpflantzen/ und sein Land mit guten Gesetzen/ Sitten und Policey versehen solle. Dafern man aber dieses alles in Regierungs-Sachen nicht beobachtet / weder weiß/ noch lieset/ der erfähret endlich mit seinem eigenen Schaden/ was Er zu Seinem und der Seinigen Nutzen und Besten hätte wissen/ und in Erfahrung bringen sollen.</p> <p><note place="right">Die nutzbare Berathschlagung vor sich und mit den Gelehrten.</note> Es ist nicht genug/ daß ein Regente vor Sich alleine weise und klug sey/ sondern Er soll sich auch mit den Gelehrten und Weisen befragen/ Viel Augen sehen mehr als ihrer zwey: Die Weißheit hat ihren Sitz in der Vernunfft/ und ist die jenige/ welche viel Köpfe unter einen Hut bringet / Je höher aber der Verstand und die Verrichtung/ ie näher man der Gefahr stehet. Gleichwie uns aber die Geschichte die verflossene Zeit/ was darinnen nützliches vorgegangen/ und die Fehler derer/ so damahls regieret/ vor Augen stellen: Also soll man sich auch Gelehrte erwehlen/ deren man sich in warhafftigen Dingen/ wichtigen Handlungen und Rathschlägen gebrauchen könne. Diese sind gleich denen See-Karten/ vermittelst derer man auf der Regierungs-See glücklichen fähret/ und bey ereigneten Sturm-Winden/ das ist/ allerhand Regiments-Lasten/ wieder an einen sicheren Port gelanget. Die alten Zeiten weisen Uns/ wie die Länder geblühet/ und die Regenten darinnen geherrschet / die gegenwärtige Zeit aber/ und diese/ sind die/ so das innstehende verbessern helffen. Keyser Severus besetzte seine Aemter mit gelehrten und solchen Leuten/ die in den Geschichten wohl erfahren waren. Und gleichwie alle Bücher nicht gute Rathgeber; also sind auch die/ welche viel gelesen/ nicht allezeit die Besten im Ratschlägen/ sondern die/ so ein untadelhafftiges Leben führen/ sich der Gottesfurcht befleissigen/ und darbey die Göttlichen Gesetze beobachten. Es ist sehr schwehr/ daß sich eine Sache zutrage und begebe/ wie die Andere. Darum ist auch unmöglich/ wenn man Alles nach den vorigen Begebenheiten einrichten wollte. Will man wohl regieren/ so soll man Ihme selbst nicht zuviel trauen/ sondern auch Anderer weise Rathschläge mit anhören. Die gröste Menschliche Weißheit tappet zuweilen im Finstern. Man vermeinet offters/ man wolle vor sich selbst den besten Rath schmieden/ und geräth darüber in das gröste Verderben. An grosser Herren Höfen soll man solche </p> </div> </body> </text> </TEI> [299/0331]
liche Thaten ausgerichtet: Wie der Israelitische König Saul um des willen die Stadt Nobe angezündet/ und Keyser Theodosius etliche tausen Thessalonier erschlagen lassen. Wie viel tapfere Helden um ihrer Thaten wegen ein unsterblich Lob erlanget. Wie die Mässigkeit und Standhafftigkeit/ der Römer Reich zum höchsten erhaben/ und vielmahls die Hoffarth/ der Geitz und die grosse Pracht zu Grunde aus verderbet: Wie Etliche dererselben das gröste Reichthum verachtet: Sich mit wenigem begnüget: Die / wann Sie alle das Jhrige verlohren/ Sich am wenigsten darum bekümmert: Wie Etliche die Furcht des Todes/ der doch von Natur grausam/ nicht gescheuet: Wie man die Freyheit des Vatterlandes auch mit Verlust des Lebens gesucht: Ihsonderheit aber giebet Uns die Historia Anlaß/ was eines Potentaten Ambt sey / wie Er Land und Leute wohl regieren/ und seinen eigenen Nutzen nicht dem gemeinen Wesen vorziehen; Wie Er auch mit Gefahr seines Leibes über die Gerechtigkeit halten; Die denen Seinigen angethane Schmach rächen: Die aufgebürdeten Kriege mit Gewalt hintertreiben/ Kirchen und Schulen fortpflantzen/ und sein Land mit guten Gesetzen/ Sitten und Policey versehen solle. Dafern man aber dieses alles in Regierungs-Sachen nicht beobachtet / weder weiß/ noch lieset/ der erfähret endlich mit seinem eigenen Schaden/ was Er zu Seinem und der Seinigen Nutzen und Besten hätte wissen/ und in Erfahrung bringen sollen.
Es ist nicht genug/ daß ein Regente vor Sich alleine weise und klug sey/ sondern Er soll sich auch mit den Gelehrten und Weisen befragen/ Viel Augen sehen mehr als ihrer zwey: Die Weißheit hat ihren Sitz in der Vernunfft/ und ist die jenige/ welche viel Köpfe unter einen Hut bringet / Je höher aber der Verstand und die Verrichtung/ ie näher man der Gefahr stehet. Gleichwie uns aber die Geschichte die verflossene Zeit/ was darinnen nützliches vorgegangen/ und die Fehler derer/ so damahls regieret/ vor Augen stellen: Also soll man sich auch Gelehrte erwehlen/ deren man sich in warhafftigen Dingen/ wichtigen Handlungen und Rathschlägen gebrauchen könne. Diese sind gleich denen See-Karten/ vermittelst derer man auf der Regierungs-See glücklichen fähret/ und bey ereigneten Sturm-Winden/ das ist/ allerhand Regiments-Lasten/ wieder an einen sicheren Port gelanget. Die alten Zeiten weisen Uns/ wie die Länder geblühet/ und die Regenten darinnen geherrschet / die gegenwärtige Zeit aber/ und diese/ sind die/ so das innstehende verbessern helffen. Keyser Severus besetzte seine Aemter mit gelehrten und solchen Leuten/ die in den Geschichten wohl erfahren waren. Und gleichwie alle Bücher nicht gute Rathgeber; also sind auch die/ welche viel gelesen/ nicht allezeit die Besten im Ratschlägen/ sondern die/ so ein untadelhafftiges Leben führen/ sich der Gottesfurcht befleissigen/ und darbey die Göttlichen Gesetze beobachten. Es ist sehr schwehr/ daß sich eine Sache zutrage und begebe/ wie die Andere. Darum ist auch unmöglich/ wenn man Alles nach den vorigen Begebenheiten einrichten wollte. Will man wohl regieren/ so soll man Ihme selbst nicht zuviel trauen/ sondern auch Anderer weise Rathschläge mit anhören. Die gröste Menschliche Weißheit tappet zuweilen im Finstern. Man vermeinet offters/ man wolle vor sich selbst den besten Rath schmieden/ und geräth darüber in das gröste Verderben. An grosser Herren Höfen soll man solche
Die nutzbare Berathschlagung vor sich und mit den Gelehrten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |