[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.gleichen wäre/ an Ihm Hand zu legen/ noch zu verletzen nicht besugt. Wenn ein Regente oder grosser Herr sein Ansehen auf gewisse Art und Eines Regenten Beschaffenheit. Weise erhält/ der wird desto mehr gefürchtet/ und geehret. Denn es stehet demselben wohl an/ wenn er beredt ist / von guter Aussprache/ im Vorbringen nicht weitläufftig/ hoffärtig noch aufgeblasen: Den Ernst mit der Gelindigkeit vermische: Jederman gerne höre/ in Widerwärtigkeit nicht verzage/ die Furcht beyseite setze/ in allen Fällen tapfer sich erweise/ die Menschlichen Fehler und Gebrechen weißlich verhöhle / den Dienern ihr Ansehen einschräncke/ die Unterthanen nicht zu sehr beschwehre / die Auflagen/ so viel möglich/ einziehe/ und sich also verhalte/ daß Männiglich auf Ihn ein Aufsehen. Keiner von denen Israelitischen Königen hatte eine so grosse Authorität/ als König David/ und sein Sohn Salomon: Der Eine erlangte Sie durch die Erfahrenheit des Krieges/ der Andere aber durch die Kunst des Friedens. Aristoteles. Jener Weise sagte: Daß nur die in hohen Ehren gehalten werden/ welche wegen ihrer Tugend für anderen sich herfür thun. Woraus Boterus. zu schliessen/ daß die Reputation eines grossen Herrn nirgend anders herrühre / als von solcher Tugend/ die hoch- und vortrefflich/ von Andern abgesondert / und weit höher und besser/ als des Pöbels ihre ist. Weßwegen Jener sagt: --- Tentanda via est, qva me qvo[unleserliches Material] possim tollere humo, victor[unleserliches Material]ue virum volitare per Ora. Durch nichts kan sich der Mensch mehr/ als durch sich selbst/ durch die Schärffe seines Verstandes/ und durch die Tapserkeit seines Herzens empor heben / Die Materia/ wodurch sich ein grosser Herr bey dem Volcke ansehnlich macht / ist/ wenn Er seine eigene Einkünffte vermehret/ und die Unterthanen auch davon ihren Nutzen und Gewinn zu gewarten haben/ Zu solchem hilfft uns der Friede / und der Krieg: Durch den Friede werden die Unterthanen bey guter Ruhe erhalten / durch den Krieg aber die Feinde untergedruckt/ deßwegen ward auch Orpheus, Minos, Rhadamanthus, Amphion, und ein und der ander zu ihren Zeiten so hoch geschätzet/ daß sie nach ihrem Tode von ihren Unterthanen für Götter geachtet wurden: Sylvestres Homines, Sacer Interpres[unleserliches Material]ue Deorum Coedibus, & victu foedo deterruit Orpheus, Dictus ob hoc lenire tigres, rapidosq; Leones, Dictus & Amphion Thebanae Conditor Arcis. &c. Virgilius. Der Poet bildet die Vorsichtigkeit eines Potentaten unter der Gestalt eines Römers mit diesem ab: Tu regere Imperio Populos, Romane, memento (hae tibi erunt Artes) Pacis[unleserliches Material] imponere Morem: Parcere Subjectis, & debellare Superbos. Gleichwie aber Land und Leute entweder durch die Thorheit/ Tyranney / Unbarmherzigkeit/ Trägheit/ oder anderen ungeziehmenden Lüsten eines Königes / oder Fürsten gemeiniglich zu Grunde gehet: Also werden hingegen dieselben durch dessen Weißheit/ Gerechtigkeit/ Mässigkeit/ Mannheit/ und Tapferkeit bey ihrem Aufnehmen erhalten/ beschützet und gehandhabet. Denn beydes die Weißheit / und Vorsichtigkeit/ die Gerechtigkeit und Mässigkeit/ gehören zum Friede / und dann auch zum Kriege/ die Tapferkeit aber wird mehr zu diesem/ als Jenem erfordert: Zu dieser Zeit/ als Ehud der Benjamite über das Volck Israel re- gleichen wäre/ an Ihm Hand zu legen/ noch zu verletzen nicht besugt. Wenn ein Regente oder grosser Herr sein Ansehen auf gewisse Art und Eines Regenten Beschaffenheit. Weise erhält/ der wird desto mehr gefürchtet/ und geehret. Denn es stehet demselben wohl an/ wenn er beredt ist / von guter Aussprache/ im Vorbringen nicht weitläufftig/ hoffärtig noch aufgeblasen: Den Ernst mit der Gelindigkeit vermische: Jederman gerne höre/ in Widerwärtigkeit nicht verzage/ die Furcht beyseite setze/ in allen Fällen tapfer sich erweise/ die Menschlichen Fehler und Gebrechen weißlich verhöhle / den Dienern ihr Ansehen einschräncke/ die Unterthanen nicht zu sehr beschwehre / die Auflagen/ so viel möglich/ einziehe/ und sich also verhalte/ daß Männiglich auf Ihn ein Aufsehen. Keiner von denen Israelitischen Königen hatte eine so grosse Authorität/ als König David/ und sein Sohn Salomon: Der Eine erlangte Sie durch die Erfahrenheit des Krieges/ der Andere aber durch die Kunst des Friedens. Aristoteles. Jener Weise sagte: Daß nur die in hohen Ehren gehalten werden/ welche wegen ihrer Tugend für anderen sich herfür thun. Woraus Boterus. zu schliessen/ daß die Reputation eines grossen Herrn nirgend anders herrühre / als von solcher Tugend/ die hoch- und vortrefflich/ von Andern abgesondert / und weit höher und besser/ als des Pöbels ihre ist. Weßwegen Jener sagt: --- Tentanda via est, qvâ me qvo[unleserliches Material] possim tollere humo, victor[unleserliches Material]ue virum volitare per Ora. Durch nichts kan sich der Mensch mehr/ als durch sich selbst/ durch die Schärffe seines Verstandes/ und durch die Tapserkeit seines Herzens empor heben / Die Materia/ wodurch sich ein grosser Herr bey dem Volcke ansehnlich macht / ist/ wenn Er seine eigene Einkünffte vermehret/ und die Unterthanen auch davon ihren Nutzen und Gewinn zu gewarten haben/ Zu solchem hilfft uns der Friede / und der Krieg: Durch den Friede werden die Unterthanen bey guter Ruhe erhalten / durch den Krieg aber die Feinde untergedruckt/ deßwegen ward auch Orpheus, Minos, Rhadamanthus, Amphion, und ein und der ander zu ihren Zeiten so hoch geschätzet/ daß sie nach ihrem Tode von ihren Unterthanen für Götter geachtet wurden: Sylvestres Homines, Sacer Interpres[unleserliches Material]ue Deorum Coedibus, & victu foedo deterruit Orpheus, Dictus ob hoc lenire tigres, rapidosq; Leones, Dictus & Amphion Thebanae Conditor Arcis. &c. Virgilius. Der Poet bildet die Vorsichtigkeit eines Potentaten unter der Gestalt eines Römers mit diesem ab: Tu regere Imperio Populos, Romane, memento (hae tibi erunt Artes) Pacis[unleserliches Material] imponere Morem: Parcere Subjectis, & debellare Superbos. Gleichwie aber Land und Leute entweder durch die Thorheit/ Tyranney / Unbarmherzigkeit/ Trägheit/ oder anderen ungeziehmenden Lüsten eines Königes / oder Fürsten gemeiniglich zu Grunde gehet: Also werden hingegen dieselben durch dessen Weißheit/ Gerechtigkeit/ Mässigkeit/ Mannheit/ und Tapferkeit bey ihrem Aufnehmen erhalten/ beschützet und gehandhabet. Denn beydes die Weißheit / und Vorsichtigkeit/ die Gerechtigkeit und Mässigkeit/ gehören zum Friede / und dann auch zum Kriege/ die Tapferkeit aber wird mehr zu diesem/ als Jenem erfordert: Zu dieser Zeit/ als Ehud der Benjamite über das Volck Israel re- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0111" n="99"/> gleichen wäre/ an Ihm Hand zu legen/ noch zu verletzen nicht besugt. Wenn ein Regente oder grosser Herr sein Ansehen auf gewisse Art und <note place="right">Eines Regenten Beschaffenheit.</note> Weise erhält/ der wird desto mehr gefürchtet/ und geehret. Denn es stehet demselben wohl an/ wenn er beredt ist / von guter Aussprache/ im Vorbringen nicht weitläufftig/ hoffärtig noch aufgeblasen: Den Ernst mit der Gelindigkeit vermische: Jederman gerne höre/ in Widerwärtigkeit nicht verzage/ die Furcht beyseite setze/ in allen Fällen tapfer sich erweise/ die Menschlichen Fehler und Gebrechen weißlich verhöhle / den Dienern ihr Ansehen einschräncke/ die Unterthanen nicht zu sehr beschwehre / die Auflagen/ so viel möglich/ einziehe/ und sich also verhalte/ daß Männiglich auf Ihn ein Aufsehen. Keiner von denen Israelitischen Königen hatte eine so grosse Authorität/ als König David/ und sein Sohn Salomon: Der Eine erlangte Sie durch die Erfahrenheit des Krieges/ der Andere aber durch die Kunst des Friedens. <note place="right">Aristoteles.</note> Jener Weise sagte: Daß nur die in hohen Ehren gehalten werden/ welche wegen ihrer Tugend für anderen sich herfür thun. Woraus <note place="right">Boterus.</note> zu schliessen/ daß die Reputation eines grossen Herrn nirgend anders herrühre / als von solcher Tugend/ die hoch- und vortrefflich/ von Andern abgesondert / und weit höher und besser/ als des Pöbels ihre ist. Weßwegen Jener sagt:</p> <p>--- Tentanda via est, qvâ me qvo<gap reason="illegible"/> possim tollere humo, victor<gap reason="illegible"/>ue virum volitare per Ora.</p> <p>Durch nichts kan sich der Mensch mehr/ als durch sich selbst/ durch die Schärffe seines Verstandes/ und durch die Tapserkeit seines Herzens empor heben / Die Materia/ wodurch sich ein grosser Herr bey dem Volcke ansehnlich macht / ist/ wenn Er seine eigene Einkünffte vermehret/ und die Unterthanen auch davon ihren Nutzen und Gewinn zu gewarten haben/ Zu solchem hilfft uns der Friede / und der Krieg: Durch den Friede werden die Unterthanen bey guter Ruhe erhalten / durch den Krieg aber die Feinde untergedruckt/ deßwegen ward auch Orpheus, Minos, Rhadamanthus, Amphion, und ein und der ander zu ihren Zeiten so hoch geschätzet/ daß sie nach ihrem Tode von ihren Unterthanen für Götter geachtet wurden:</p> <p>Sylvestres Homines, Sacer Interpres<gap reason="illegible"/>ue Deorum Coedibus, & victu foedo deterruit Orpheus, Dictus ob hoc lenire tigres, rapidosq; Leones, Dictus & Amphion Thebanae Conditor Arcis. &c.</p> <p><note place="left">Virgilius.</note> Der Poet bildet die Vorsichtigkeit eines Potentaten unter der Gestalt eines Römers mit diesem ab:</p> <p>Tu regere Imperio Populos, Romane, memento (hae tibi erunt Artes) Pacis<gap reason="illegible"/> imponere Morem: Parcere Subjectis, & debellare Superbos.</p> <p>Gleichwie aber Land und Leute entweder durch die Thorheit/ Tyranney / Unbarmherzigkeit/ Trägheit/ oder anderen ungeziehmenden Lüsten eines Königes / oder Fürsten gemeiniglich zu Grunde gehet: Also werden hingegen dieselben durch dessen Weißheit/ Gerechtigkeit/ Mässigkeit/ Mannheit/ und Tapferkeit bey ihrem Aufnehmen erhalten/ beschützet und gehandhabet. Denn beydes die Weißheit / und Vorsichtigkeit/ die Gerechtigkeit und Mässigkeit/ gehören zum Friede / und dann auch zum Kriege/ die Tapferkeit aber wird mehr zu diesem/ als Jenem erfordert:</p> <p>Zu dieser Zeit/ als Ehud der Benjamite über das Volck Israel re- </p> </div> </body> </text> </TEI> [99/0111]
gleichen wäre/ an Ihm Hand zu legen/ noch zu verletzen nicht besugt. Wenn ein Regente oder grosser Herr sein Ansehen auf gewisse Art und Weise erhält/ der wird desto mehr gefürchtet/ und geehret. Denn es stehet demselben wohl an/ wenn er beredt ist / von guter Aussprache/ im Vorbringen nicht weitläufftig/ hoffärtig noch aufgeblasen: Den Ernst mit der Gelindigkeit vermische: Jederman gerne höre/ in Widerwärtigkeit nicht verzage/ die Furcht beyseite setze/ in allen Fällen tapfer sich erweise/ die Menschlichen Fehler und Gebrechen weißlich verhöhle / den Dienern ihr Ansehen einschräncke/ die Unterthanen nicht zu sehr beschwehre / die Auflagen/ so viel möglich/ einziehe/ und sich also verhalte/ daß Männiglich auf Ihn ein Aufsehen. Keiner von denen Israelitischen Königen hatte eine so grosse Authorität/ als König David/ und sein Sohn Salomon: Der Eine erlangte Sie durch die Erfahrenheit des Krieges/ der Andere aber durch die Kunst des Friedens. Jener Weise sagte: Daß nur die in hohen Ehren gehalten werden/ welche wegen ihrer Tugend für anderen sich herfür thun. Woraus zu schliessen/ daß die Reputation eines grossen Herrn nirgend anders herrühre / als von solcher Tugend/ die hoch- und vortrefflich/ von Andern abgesondert / und weit höher und besser/ als des Pöbels ihre ist. Weßwegen Jener sagt:
Eines Regenten Beschaffenheit.
Aristoteles.
Boterus. --- Tentanda via est, qvâ me qvo_ possim tollere humo, victor_ ue virum volitare per Ora.
Durch nichts kan sich der Mensch mehr/ als durch sich selbst/ durch die Schärffe seines Verstandes/ und durch die Tapserkeit seines Herzens empor heben / Die Materia/ wodurch sich ein grosser Herr bey dem Volcke ansehnlich macht / ist/ wenn Er seine eigene Einkünffte vermehret/ und die Unterthanen auch davon ihren Nutzen und Gewinn zu gewarten haben/ Zu solchem hilfft uns der Friede / und der Krieg: Durch den Friede werden die Unterthanen bey guter Ruhe erhalten / durch den Krieg aber die Feinde untergedruckt/ deßwegen ward auch Orpheus, Minos, Rhadamanthus, Amphion, und ein und der ander zu ihren Zeiten so hoch geschätzet/ daß sie nach ihrem Tode von ihren Unterthanen für Götter geachtet wurden:
Sylvestres Homines, Sacer Interpres_ ue Deorum Coedibus, & victu foedo deterruit Orpheus, Dictus ob hoc lenire tigres, rapidosq; Leones, Dictus & Amphion Thebanae Conditor Arcis. &c.
Der Poet bildet die Vorsichtigkeit eines Potentaten unter der Gestalt eines Römers mit diesem ab:
Virgilius. Tu regere Imperio Populos, Romane, memento (hae tibi erunt Artes) Pacis_ imponere Morem: Parcere Subjectis, & debellare Superbos.
Gleichwie aber Land und Leute entweder durch die Thorheit/ Tyranney / Unbarmherzigkeit/ Trägheit/ oder anderen ungeziehmenden Lüsten eines Königes / oder Fürsten gemeiniglich zu Grunde gehet: Also werden hingegen dieselben durch dessen Weißheit/ Gerechtigkeit/ Mässigkeit/ Mannheit/ und Tapferkeit bey ihrem Aufnehmen erhalten/ beschützet und gehandhabet. Denn beydes die Weißheit / und Vorsichtigkeit/ die Gerechtigkeit und Mässigkeit/ gehören zum Friede / und dann auch zum Kriege/ die Tapferkeit aber wird mehr zu diesem/ als Jenem erfordert:
Zu dieser Zeit/ als Ehud der Benjamite über das Volck Israel re-
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/111>, abgerufen am 16.02.2025. |