Reichspost. Nr. 370, Wien, 12.08.1912.Nr. 370 Wien, Montag Reichspost 12. August 1912 [Spaltenumbruch] * Die verschwundenen rekommandierten Briefe. Wie * Vermißte Studenten. Aus Innsbruck, 11. d., * Flucht eines Triester Wechselstubenbesitzers. Aus * Verhaftung eines Raubmörders. Aus Salzburg, Der Katholikentag in Aachen. Aachen, 11. August. Die 59. Generalversammlung der Katholiken Die Stadt ist festlich geschmückt, der Besuch der Gestern Samstag abend von 7 bis 8 Uhr wurde Die erste Festversammlung. Sonntag vormittag um 11 Uhr fand im Kurhause Herzlich willkommen alle, die zum Katholikentag kamen. Die Wahl des Präsidiums. Hierauf wurde zur Wahl des Vorstandes An den Kaiser und an den Papst wurden Der Festzug. Im Laufe des Vormittags hatten mehr als Um 1 Uhr erfolgte die Aufstellung des Fest- An dem Festzuge beteiligten sich außer der Nach der offiziellen Schätzung beteiligten sich an Nach dem Vorbeimarsche trennten sich die beiden Es sprachen in jeder derselben nur ein Redner, In der Hauptversammlung in der Festhalle führte Kardinal Fischer und die Arbeiterfrage. Die katholischen Arbeiter Deutschlands haben bei jeder Weihbischof Dr. Müller aus Köln ermahnt Schweres Automobilunglück in Neuwaldegg. Das Ende einer "schwarzen" Fahrt. -- Drei Schwerverletzte. Genau an derselben Stelle, an der am 9. April Der Chauffeur Max Klimberger der Autotaxi- Von allen Seiten kamen Leute herbei, um den Ver- Nr. 370 Wien, Montag Reichspoſt 12. Auguſt 1912 [Spaltenumbruch] * Die verſchwundenen rekommandierten Briefe. Wie * Vermißte Studenten. Aus Innsbruck, 11. d., * Flucht eines Trieſter Wechſelſtubenbeſitzers. Aus * Verhaftung eines Raubmörders. Aus Salzburg, Der Katholikentag in Aachen. Aachen, 11. Auguſt. Die 59. Generalverſammlung der Katholiken Die Stadt iſt feſtlich geſchmückt, der Beſuch der Geſtern Samstag abend von 7 bis 8 Uhr wurde Die erſte Feſtverſammlung. Sonntag vormittag um 11 Uhr fand im Kurhauſe Herzlich willkommen alle, die zum Katholikentag kamen. Die Wahl des Präſidiums. Hierauf wurde zur Wahl des Vorſtandes An den Kaiſer und an den Papſt wurden Der Feſtzug. Im Laufe des Vormittags hatten mehr als Um 1 Uhr erfolgte die Aufſtellung des Feſt- An dem Feſtzuge beteiligten ſich außer der Nach der offiziellen Schätzung beteiligten ſich an Nach dem Vorbeimarſche trennten ſich die beiden Es ſprachen in jeder derſelben nur ein Redner, In der Hauptverſammlung in der Feſthalle führte Kardinal Fiſcher und die Arbeiterfrage. Die katholiſchen Arbeiter Deutſchlands haben bei jeder Weihbiſchof Dr. Müller aus Köln ermahnt Schweres Automobilunglück in Neuwaldegg. Das Ende einer „ſchwarzen“ Fahrt. — Drei Schwerverletzte. Genau an derſelben Stelle, an der am 9. April Der Chauffeur Max Klimberger der Autotaxi- Von allen Seiten kamen Leute herbei, um den Ver- <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Nr. 370 Wien, Montag <hi rendition="#g">Reichspoſt</hi> 12. Auguſt 1912</hi> </fw><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Die verſchwundenen rekommandierten Briefe.</hi> </head> <p>Wie<lb/> berichtet, ſind zwei rekommandierte Briefe, die am<lb/> 27. v. M. von Wien nach Berlin aufgegeben waren, ab-<lb/> handen gekommen. Der eine enthielt 15.000 Mark, der<lb/> zweite 10.000 Rubel. Auf die Zuſtandebringung des<lb/> erſten Briefes war eine 10%ige Belohnung ausgeſetzt.<lb/> Nun iſt auch für den zweiten Brief eine Belohnung von<lb/> 10% des zuſtandegebrachten Betrages ausgeſetzt worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Vermißte Studenten.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Innsbruck,</hi> 11. d.,<lb/> wird uns gemeldet: Zwei Abiturienten, namens<lb/><hi rendition="#g">Breitenſtein</hi> und <hi rendition="#g">Kaſſerer</hi> aus St. Nikolaus im<lb/> Ultentale, unternahmen am 25. Juli von ihrer Heimat<lb/> aus eine Ferientour ins Engadin. Am 26. Juli ſandten<lb/> ſie vom Schlingenpaß aus eine Karte; ſeitdem fehlt jede<lb/> Nachricht von ihnen. Man befürchtet, daß den beiden Stu-<lb/> denten ein Unfall zugeſtoßen iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Flucht eines Trieſter Wechſelſtubenbeſitzers.</hi> </head> <p>Aus<lb/><hi rendition="#g">Trieſt</hi> wird uns vom 9. d. berichtet: Siegmund <hi rendition="#g">Neu-<lb/> mann,</hi> Chef des Bank und Wechſelhauſes Ignatz Neu-<lb/> mann, iſt nach Unterſchlagung eines bedeutenden Be-<lb/> trages an Depotgeldern aus Trieſt flüchtig geworden.<lb/> Zahlreiche Arbeiter und kleine Landwirte von hier und<lb/> aus der Umgebung, in Iſtrien. Dalmatien und im<lb/> Görzi<supplied>ſ</supplied>chen, die ihm ihre hellerweiſe zuſammengeſparten<lb/> Groſchen zugetragen hatten, weil er ihnen eine fünf-<lb/> einhalbprozentige Verzinſung verſprach, ſind ihm zum<lb/> Opfer gefallen. Nebenbei betrieb Neumann einen<lb/> ſchwunghaften Ratenhandel mit Loſen. Während er<lb/> von ſeinen meiſt in den ärmlichſten Verhältniſſen leben-<lb/> den Klienten die Raten regelmäßig eintrieb, verſetzte er<lb/> die betreffenden Loſe bei hieſigen Banken, ganz ſo wie<lb/> es vor einigen Jahren ſein Konkurrent <hi rendition="#g">Bolaffio</hi> ge-<lb/> tan hatte. Jetzt hat er mit ſeinen beiden Töchtern das<lb/> Weite geſucht. Die Sicherheitsbehörde fand in ſeinem<lb/> Geſchäftslokale nur einige „Promeſſen“ vor. Selbſt die<lb/><hi rendition="#g">Werthei<supplied>m</supplied>kaſſe</hi> hatte er zwei Tage vor ſeiner<lb/> „Abreiſe <hi rendition="#g">verkauft.</hi> Nach einer ungefähren Schätzung<lb/> betragen die Paſſiven über 600.000 Kronen, denen<lb/> Aktiven von nicht ganz — 1000 Kronen gegenüber-<lb/> ſtehen. Neumann, gegen den ein Haftbefehl erlaſſen<lb/> wurde, dürfte ſich nach Korfu, dem nächſterreichbarem<lb/> Eldorado aller Trieſter Bankrotteure und Schwindler,<lb/> gewendet haben. Sein Geſchäftsführer Hugo <hi rendition="#g">Jano-<lb/> vitz</hi> iſt ebenfalls durchgebrannt und ſoll ſich ſamt Fa-<lb/> milie in Florenz befinden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Verhaftung eines Raubmörders.</hi> </head> <p>Aus Salzburg,<lb/> 11. d., wird uns geſchrieben: Die Gendarmerie in<lb/><hi rendition="#g">Torren</hi> bei Solling verhaftete den unter den Bahn-<lb/> arbeitern beſchäftigten 23 Jahre alten Ivan <hi rendition="#g">Per-<lb/> kovic,</hi> der von der Staatsanwaltſchaft in <hi rendition="#g">Schweich-<lb/> nitz</hi> ſteckbrieflich verfolgt wird, weil er am 28. April an<lb/> einem gewiſſen Emil Birkic einen Raubmord verübt<lb/> hat. Für die Feſtnahme iſt eine hohe Belohnung aus-<lb/> geſetzt. Perkovic wurde Samstag abend dem hieſigen<lb/> Landesgerichte eingeliefert.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Der Katholikentag in Aachen.</hi> </head><lb/> <byline> <hi rendition="#g">(Eigenbericht der „Reichspoſt“.)</hi> </byline><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Aachen,</hi> 11. Auguſt.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Die 59. Generalverſammlung der Katholiken<lb/> Deutſchlands hat heute in <hi rendition="#g">Aachen</hi> ihre Beratungen<lb/> aufgenommen, in der alten Kaiſerſtadt, in der 1879<lb/><hi rendition="#g">Windthorſt</hi> ſeine erſte Katholikentagsrede hielt.<lb/> Dem Gedenken an ihn iſt der heurige Katholikentag<lb/> gewidmet, anläßlich ſeines hundertſten Geburtstages<lb/> wird ſein Mitkämpfer Reichstagsabgeordneter Juſtizrat<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Porſch</hi> die Gedächtnisrede halten.</p><lb/> <p>Die Stadt iſt feſtlich geſchmückt, der Beſuch der<lb/> Tagung großartiger denn je.</p><lb/> <p>Geſtern Samstag abend von 7 bis 8 Uhr wurde<lb/> die Tagung durch feſtliches <hi rendition="#g">Glockengeläute</hi> von<lb/> allen Kirchen der Stadt eingeleitet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die erſte Feſtverſammlung.</hi> </head><lb/> <p>Sonntag vormittag um 11 Uhr fand im Kurhauſe<lb/> die erſte geſchloſſene Verſammlung des Katholikentages<lb/> ſtatt. Der Präſident des Lokalkomitees Dr. Med. Wilhelm<lb/><hi rendition="#g">Wienands</hi> eröffnete die Verſammlung mit dem<lb/> katholiſchen Gruße und verlas die Adreſſe des Papſtes<lb/> an das Lokalkomitee. Dr. Wienands ſagte u. a.:</p><lb/> <p>Herzlich willkommen alle, die zum Katholikentag kamen.<lb/> Gleiche Straße wie Ihr zog der <hi rendition="#g">Große Karl,</hi> des Reiches<lb/> Gründer, hinaus um ſteten Sieg an ſeine Fahne zu heften,<lb/> Chriſtt Reich zu mehren, zurück, um von hier aus mit Macht<lb/> und Glanz ſein Szepter zu führen und des Friedens großes<lb/> Werk, Kultur und chriſtliche Bildung zu verbreiten. Gleichen<lb/> Weges zogen all die römiſch-deutſchen <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> zur Kaiſer-<lb/> krönung. Denſelben Weg zog ſchon vor tauſend<lb/> Jahren ein trauriger Zug von Süden herauf,<lb/> des jugendlichen Kaiſers Otto <hi rendition="#aq">III.</hi> ſterbliche Ueberreſte, treu<lb/> ſeinem Wunſche, in Aachen zu betten. Gleiche Straße zog,<lb/> mehr denn einmal der große Korſe in ſeine Lieblingsſtadt<lb/> Aachen, ziehen all die tauſend frommen Wallfahrer ſeit<lb/> Jahrhunderten alle ſieben Jahre, um unſere heiligen<lb/> großen Reliquien zu verehren. Gleiches Ziel haben<lb/> ſo viele Tauſend hoch und niedrige, um am heilbringenden<lb/> Quell ſich geſund zu trinken. Der Redner gedachte ſodann<lb/> des Todes des Kardinals <hi rendition="#g">Fiſcher</hi> von Köln, der ihm mehr<lb/> als einmal, zuletzt im Hoſpital zu Burtſcheid, herzliche Segens-<lb/> wünſche für die Vorarbeiten zur Tagung ausſprach. Wir<lb/> weihen ihm heute noch einmal ſtilles, treues, frommes Ge-<lb/> denken, unſerem Kardinal! Wir Katholiken erneuern heute im<lb/> Angeſichte unſerer <hi rendition="#g">Biſchöfe</hi> das Gelöbnis, der Autorität<lb/> zu gehorchen, Gehorſam und Liebe unſerer von Gott geſetzten<lb/> kirchlichen Obrigkeit zu erweiſen. Das katholiſche Volk ſteht auf<lb/> der Wacht vor ſeinem <hi rendition="#g">Klerus,</hi> wohlwiſſend, daß der<lb/> Strudel, wenn er Prieſter und Altar bedroht, auch Szepter,<lb/> Kron’ und Thron in Gefahren bringt. Der Redner begrüßte<lb/> dann die anweſenden Mitglieder der regierenden Häuſer,<lb/> ſpeziell die Gäſte aus <hi rendition="#g">Oeſterreich-Ungarn,</hi> ſowie die<lb/> aus Belgien, Holland, Luxemburg, Schweiz, Nordamerika, Italien,<lb/> Spanien, England, Frankreich uſw., die Preſſe, und dankte beſonders<lb/> dem Vertreter der Stadt Aachen für das Entgegenkommen,<lb/> dem Polizeipräſidenten und den übrigen Behörden. Drei-<lb/><cb/> unddreißig Jahre, eine lange Spanne Zeit, ſind dahin, ſeit<lb/> der letzten Aachener Tagung. Es war die erſte General-<lb/> verſammlung unter Leos <hi rendition="#aq">XIII.</hi> Pontifikat. Wenn ich heute eine<lb/> Reihe von Namen nenne, deren Träger damals hier in Aachen<lb/> waren, ſo erſehen Sie daraus, daß dieſer Generalverſammlung<lb/> eine beſondere Bedeutung zukam. Namen, wie Loe, Schaep-<lb/> mann, Schorlemer-Alſt, Auguſt Reichensperger, Pahensly,<lb/> Kaplan Dr. Schmitz, v. Hertling, v. Heelfman, Perger, Haffner,<lb/> Wieſe laſſen noch heute das katholiſche Herz höher ſchlagen.<lb/> Und mit Liebe und Treue gedenken wir des großen un-<lb/> vergeßlichen Führers Ludwig Windthorſts, deſſen Andenken in<lb/> ſeinem hundertſten Geburtstag hier in Aachen wiederum ſo<lb/> recht lebendig werden wird. <hi rendition="#g">Zum erſten Male</hi> ſah Aachen<lb/> im Jahre 1862 eine Generalverſammlung. Man beſchäftigte<lb/> ſich u. a. mit der Preſſe, der Schule, dem Kampf gegen den<lb/> Unglauben, Miſſionen. Neue Aufgabeu kamen hinzu, aber noch<lb/> ſind die alten längſt nicht reſtlos gelöſt. Große Aufgaben ſind<lb/> unſerer Zeit geſtellt. <hi rendition="#g">Wir Katholiken verbinden<lb/> mit der Hochhaltung der eigenen Ueber-<lb/> zeugung die Achtung vor fremder Ueber-<lb/> zeugung.</hi> Wir wollen gern und treu <hi rendition="#g">mit all denen<lb/> zuſammenarbeiten,</hi> die mit uns <hi rendition="#g">ein</hi> Volkstum, <hi rendition="#g">eine</hi><lb/> Geſchichte, <hi rendition="#g">eine</hi> Sprache und <hi rendition="#g">eine</hi> nationale Kultur haben,<lb/> gegen den Unglauben in Schule und Kirche, in Staat und<lb/> Volk, <hi rendition="#g">ohne</hi> unſere religiöſe Ueberzeugung gegenſeitig anzu-<lb/> taſten, zum Wohle unſeres geliebten Vatorlandes. Wir<lb/> ſtehen feſt zu <hi rendition="#g">Kaiſer und Reich.</hi> Es<lb/> iſt mir eine hohe Freude, dies gerade in Aachen aus-<lb/> ſprechen zu können, wo unſer Kaiſer vor mehreren<lb/> Jahren ein ſo herrliches Glaubensbekenntnis ablegte, als er<lb/> ſagte, daß er ſich, ſeine Familie und ſein Volk unter den<lb/> Schutz des <hi rendition="#g">Kreuzes</hi> ſtellte. Gleich, wie unſer heim-<lb/> gegangener Kardinal die Liebe zu Kaiſer und Reich mit un-<lb/> wandelbarer Treue gegen den Heiligen Stuhl verband, ſo<lb/> ſtehen auch wir deutſche Katholiken in Treue feſt zu <hi rendition="#g">Rom!</hi><lb/> Der Redner ſchloß unter brauſender Zuſtimmung mit den<lb/> Worten: Seine Heiligkeit, unſer glorreich regierender Heiliger<lb/> Vater Papſt <hi rendition="#g">Pius</hi> <hi rendition="#aq">X.</hi> und Seine Majeſtät unſer Kaiſer<lb/><hi rendition="#g">Wilhelm</hi> <hi rendition="#aq">II.,</hi> ſie leben hoch!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Wahl des Präſidiums.</hi> </head><lb/> <p>Hierauf wurde zur Wahl des Vorſtandes<lb/> geſchritten. Es wurden gewählt: zum Präſidenten<lb/> Juſtizrat Dr. <hi rendition="#g">Schmidt</hi> (Mainz), zum erſten Vize-<lb/> präſidenten Graf <hi rendition="#g">Henckel-Donnersmark,</hi><lb/> zum zweiten Vizepräſidenten Kaufmann <hi rendition="#g">Weber</hi> aus<lb/> Kray bei Eſſen; zum erſten Ehrenpräſidenten Ober-<lb/> landesgerichtsrat Dr. <hi rendition="#g">Spahn,</hi> zum zweiten Ehren-<lb/> präſidenten Fabrikant <hi rendition="#g">Brandts</hi> aus Gladbach,<lb/> zum dritten Ehrenpräſidenten Landesgerichtsrat<lb/><hi rendition="#g">Engalen</hi> (Osnabrück), eine Neffe Windthorſts.</p><lb/> <p>An den <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> und an den <hi rendition="#g">Papſt</hi> wurden<lb/> Begrüßungstelegramme abgeſendet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Feſtzug.</hi> </head><lb/> <p>Im Laufe des Vormittags hatten <hi rendition="#g">mehr als<lb/> hundert Extrazüge</hi> die Feſtzugteilnehmer aus<lb/> allen Teilen der Rheinlande nach der Stadt gebracht.</p><lb/> <p>Um 1 Uhr erfolgte die Aufſtellung des <hi rendition="#g">Feſt-<lb/> zuges,</hi> der in zwei Kolonnen marſchierte. Aus dem<lb/> urſprünglichen Arbeiterfeſtzuge iſt ein ſolcher mit vier<lb/> Gruppen, Jünglings-, Geſellen-, ſozialen Vereinen und<lb/> Arbeitervereinen geworden. Der Vorbeimarſch war in<lb/> etwa <hi rendition="#g">anderthalb Stunden</hi> beendet, ſo daß<lb/> die weithergereiſten und daher bei Beginn des Feſt-<lb/> zuges vielfach ſchon ermüdeten Teilnehmer früher das<lb/> Verſammlungslokal erreichten, als es in den letzten<lb/> Jahren der Fall war. Im Zuge marſchierten vier<lb/> Militär- und acht Zivilmuſikkorps, neben den Muſik-<lb/> kapellen, welche die Vereine ſelbſt mitbrachten. Für die<lb/> Unterbringung und leibliche Verpflegung der Teilnehmer<lb/> war ausgezeichnet geſorgt. Namentlich war Fürſorge<lb/> getroffen worden worden für eine preiswürdige und<lb/> gute Bewirtung. In den Hauptverpflegungsſtationen<lb/> der Gruppen werden je 1000 Portionen <hi rendition="#g">Soldateu-<lb/> koſt</hi> bereitgeſtellt.</p><lb/> <p>An dem Feſtzuge beteiligten ſich außer der<lb/> näheren Umgebung von Aachen noch die Städte:<lb/> Elberfeld, Düſſeldorf, M.-Gladbach, Duisburg, Bonn,<lb/> Euskirchen, Oberhauſen, Koblenz, Köln, Paderborn,<lb/> Paris, Brüſſel, Niedermending, Rheydt, Krefeld,<lb/> Dortmund, London, Eſſen, Kempen, Mainz und<lb/> andere mehr. Auch aus Holland werden Vereine und<lb/> Deputationen erſcheinen.</p><lb/> <p>Nach der offiziellen Schätzung beteiligten ſich an<lb/> dem Feſtzuge 550 Korporationen mit etwa<lb/><hi rendition="#g">30.000 Teilnehmern.</hi> Auf der Ehrentribüne<lb/> hatten die anweſenden Mitglieder des Epiſkopates, des<lb/> Vorſtandes und des Zentralkomitees Platz genommen.<lb/> Vor der Tribüne hielt der Vorſitzende der Feſtzugs-<lb/> kommiſſion <hi rendition="#g">Haſſe</hi> eine kurze Anſprache.</p><lb/> <p>Nach dem Vorbeimarſche trennten ſich die beiden<lb/> Kolonnen, um in die zwölf Lokale abzuziehen, in denen<lb/> Verſammlungen für die Arbeiter, Geſellen u. ſ. f. ab-<lb/> gehalten wurden.</p><lb/> <p>Es ſprachen in jeder derſelben nur ein Redner,<lb/> darunter die Abgeordneten <hi rendition="#g">Gronowski</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Koſternich,</hi> Arbeiterſekretär <hi rendition="#g">Kloft,</hi> Arbeiter-<lb/> ſekretär <hi rendition="#g">Weyer,</hi> Pfarrer <hi rendition="#g">Schüller,</hi> Pater<lb/><hi rendition="#g">Corbilian.</hi> </p><lb/> <p>In der Hauptverſammlung in der Feſthalle führte<lb/> der Präſident des Zentralkomitees Graf <hi rendition="#g">Droſte-<lb/> Viſchering</hi> den Vorſitz und hielt Diözeſanpräſes<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Müller</hi> (Köln) eine Gedächtnisrede auf Kardinal<lb/><hi rendition="#g">Fiſcher.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kardinal Fiſcher und die Arbeiterfrage.</hi> </head><lb/> <p>Die katholiſchen Arbeiter Deutſchlands haben bei jeder<lb/> Gelegenheit Zeugnis für ihre Liebe zum Kardinal abgelegt,<lb/> und ſo gewaltige Arbeiterfeſtzüge wie in <hi rendition="#g">Eſſen</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Düſſeldorf</hi> hat das katholiſche Deutſchland nicht wieder-<lb/> geſehen, aber auch nicht eine herzlichere Begrüßung, wie ſie<lb/> dem Kardinal damals von den Arbeitern dargebracht wurde.<lb/> Und in den Tagen, da ſchwere Kämpfe um die chriſtliche<lb/> Arbeiterbewegung tobten, haben die katholiſchen Arbeiter und<lb/> auch die mit ihnen in den <hi rendition="#g">chriſtlichen Gewerk-<lb/> ſchaften</hi> zuſammengeſchloſſenen gläubigen evangeliſchen<lb/> Arbeiter alle bangen Sorgen niedergeſchlagen im Vertrauen auf<lb/> den Schutzherrn ihrer Sache, den Kardinal. In Eſſen, wo er<lb/><cb/> 25 Jahre als Religionslehrer tätig geweſen war, mußten ihn<lb/> naturgemäß an erſter Stelle die neuen Aufgaben der <hi rendition="#g">Groß-<lb/> ſtadtſellſorge</hi> beſchäftigen. Während ſeiner 25jährigen<lb/> Tätigkeit als Biſchof erweiterte ſich ſein Arbeitsfeld, denn den<lb/> den größten Teil der Erzdiözeſanen ſtellen die Arbeiter und<lb/> Angeſtellte. Es mußte der Prieſternot geſteuert werden, es<lb/> mußten Schulen, Kirchen und charitative Anſtalten gebaut<lb/> werden, die katholiſche Preſſe und die katholiſchen Büchereien<lb/> mehr als zuvor v<supplied>e</supplied>rbreitet werden und namentlich die katho-<lb/> liſchen Standesvereine ausgebaut werden. Der Angriff der<lb/> Gegner, die die Kirche glaubten niederringen zu können, wurde<lb/> ſiegreich <hi rendition="#g">abgeſchlagen.</hi> Die große Maſſe der<lb/> katholiſchen Bevölkerung in ihrem Glaubensleben gefeſtigt.<lb/> Weil in dem rheiniſch-weſtfäliſchen Induſtriegebiet der größte<lb/> Teil der anſäſſigen Bevölkerung katholiſch iſt und auch im<lb/> öffentlichen Leben ſich Einfluß zu erhalten gewußt hat, liegt<lb/> der Schwerpunkt der katholiſchen Arbeiterbewegung und der<lb/><hi rendition="#g">chriſtlichen Gewerkſchaftsbewegung</hi> in der<lb/> Kölner Erzdiözeſe, denn dieſe umfaßt das größte und wichtigſte<lb/> Induſtriegebiet Deutſchlands. Als Kardinal Fiſcher 1903 den<lb/> erzbiſchöflichen Stuhl beſtieg, wies er nicht nur ſeine Prieſter<lb/> an, überall Arbeitervereine zu gründen und ſich deren Leitung<lb/> zu widmen, er ließ auch alljährlich durch Fachmänner im<lb/> Kölner Prieſterſeminar einen ſozialen Kurſus für die dort<lb/> auszubildenden Theologen halten. Immer und überall zeigte<lb/> er, wie ihm die katholiſche ſoziale Arbeit am Herzen lag und<lb/> unermüdlich ſorgte er, daß bei Geiſtlichen und Laien das rechte<lb/> Verſtändnis für ſie vorhanden war. Das Feuer der Prüfung<lb/> iſt keiner Reformarbeit erſpart. Es kamen für die katholiſche<lb/> Arbeiterbewegung die Jahre der grundſätzlichen Erörterungen,<lb/> die ſo viele ſchwerwiegende Streitfragen aufwarfen. Zu Be-<lb/> ginn ſeiner erzbiſchöflichen Tätigkeit waren dieſe Kämpfe eben<lb/> entbrannt und haben während ſeiner ganzen Amtstätigkeit<lb/> nicht geruht. Ihr <hi rendition="#g">hoffentlich letztes</hi> Auflodern fiel<lb/> in ſeine letzten Lebenstage. Er war ſich von Anfang an be-<lb/> wußt, was vom Ausgang dieſer Kämpfe, die ihre Angriffspunkte<lb/> in ſeiner Diözeſe fanden, für die ganze Entwicklung der ſozialen<lb/> Bewegung abhing. Keinen Augenblick zögerte er deshalb, ſich<lb/> ſchützend vor die Angegriffenen zu ſtellen, die unter ſeinen<lb/> Augen und mit ſeiner Billigung tätig waren. Mit Anſprachen<lb/> und Hirtenbriefen trat er vor der weiten Oeffentlichkeit in die<lb/> Schranken, zweimal, 1908 und 1910, war es dieſer hochherzige<lb/> Beweggrund, der mit an erſter Stelle ihn <hi rendition="#g">nach Rom</hi> führte,<lb/> um mit dem rückhaltloſen Einſetzen ſeiner ganzen Autorität<lb/> Mißverſtändniſſe zu zerſtreuen und <hi rendition="#g">falſche Anklagen</hi><lb/> zu entkräften. Wenn die katholiſchen Arbeiter und ihre Führer<lb/> trotz der ſchärfſten Anfeindungen und Verdächtigungen die Zu-<lb/> verſicht nie verloren und wenn ſie nie erlahmten, dann lag der<lb/> Grund in dem Bewußtſein: <hi rendition="#g">Unſer Kardinal</hi> ſteht zu<lb/> uns und hält ſeine Hand über uns! Sie werden nie vergeſſen,<lb/> was Kardinal Fiſcher in der Prüfungszeit der katholiſchen<lb/> und weiterhin der chriſtlichen Arbeiterbewegung ihnen ge-<lb/> weſen iſt. Möge ſein innigſter Wunſch, für deſſen Erfüllung<lb/> er Tag für Tag arbeitete, ſich bald verwirklichen, daß die<lb/> Tage der Prüfung abgeſchloſſen ſind und die katholiſche und<lb/> chriſtliche Arbeiterbewegung <hi rendition="#g">frei von den Angriffen<lb/> aus dem eigenen Lager</hi> ihre ganze Kraft einzig und<lb/> allein für den Sieg der chriſtlichen Arbeiterbewegung über die<lb/> gewaltig anwachſende <hi rendition="#g">chriſten feindliche Arbeiter-<lb/> bewegung einſetzen kann.</hi> </p><lb/> <p>Weihbiſchof Dr. <hi rendition="#g">Müller</hi> aus Köln ermahnt<lb/> die Arbeiter, ſich ſtets die drei Worte vor Augen zu<lb/> halten: Wahrheit, Liebe und Einigkeit. Hierauf erteilte<lb/> er den weihbiſchöflichen Segen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schweres Automobilunglück in<lb/> Neuwaldegg.<lb/> Das Ende einer „ſchwarzen“ Fahrt. — Drei<lb/> Schwerverletzte.</hi> </head><lb/> <p>Genau an derſelben Stelle, an der am 9. April<lb/> 1910 bei einer Spazierfahrt der Chauffeur Georg E.<lb/> mit ſeinem Automobil an eine Barri<hi rendition="#aq">è</hi>rre anfuhr, wo-<lb/> durch die Kellnerinnen Thereſe Hermann und Mizzi<lb/> Heliebart ſofort tot blieben und der Monteur Bruno<lb/> Hertl und die Kellnerin Käte Koblinger verletzt wurden,<lb/> hat ſich geſtern nachmittag ein ganz ähnlicher<lb/> Unfall ereignet. Die Stelle iſt die Franz-Karlſtraße in<lb/> Neuwaldegg, die ſehr abſchüſſig und muldenreich iſt. An<lb/> der Stelle, an einer Kurve, an der ſich vor zwei Jahren<lb/> das Unglück ereignet, iſt dann eine Barriere angebracht<lb/> worden. Und genau dort iſt geſtern ein Automobil an die<lb/> Barriere angefahren, hat dieſe zertrümmert und iſt<lb/> ſelbſt ganz zerſchellt. Wir erfahren darüber folgende<lb/> Einzelheiten:</p><lb/> <p>Der Chauffeur Max <hi rendition="#g">Klimberger</hi> der Autotaxi-<lb/> geſellſchaft, Roſeggergaſſe 45 wohnhaft, hatte geſtern<lb/> nachmittag eine Fahrt nach Hernals. Als er den Dienſt<lb/> erledigt hatte, lud er drei Freunde zu einer Schwarzfahrt<lb/> ein. Die Freunde ſind der 24jährige Schuhmachergehilfe<lb/> Gottfried <hi rendition="#g">Stepanek,</hi> der 28jährige Geſchäftsdiener<lb/> Franz <hi rendition="#g">Kuß</hi> und der 30jährige Kutſcher Auguſt <hi rendition="#g">Jüng-<lb/> ling.</hi> Die drei Freunde nahmen gerne an und ſtiegen<lb/> in das Automobil. Klimberger fuhr nach Hütteldorf, wo<lb/> in Gaſthäuſern eingekehrt wurde. Die Fahrt war ſehr<lb/> raſch abſolviert, da Klimberger nicht gar zu viel Zeit<lb/> verſäumen wollte. Gegen etwa 3 Uhr wurde der Rück-<lb/> weg angetreten. Er führte über die ſehr abſchüſſige und<lb/> kurven- und muldenreiche Franz-Karlſtraße in Neu-<lb/> waldegg. Als das Automobil an die Stelle kam, wo ſich<lb/> vor zwei Jahren das große Unglück ereignete, mußte es<lb/> etwas ſchneller fahren, da die Mulden langſames Fahren<lb/> nicht zulaſſen. Nach der Behauptung Klimbergers hat<lb/> gerade bei der Barriere die Steuerung verſagt, ſo daß<lb/> er an der Kurve das Auto nicht, wie er gewollt, nach<lb/> rechts herumreißen konnte. Das Gefährte fuhr mit der<lb/> vollen Wucht eiliger Fahrt an die Barriere an. Die Wir-<lb/> kung war ſchrecklich. Die dicken Pfoſten und Pflöcke zer-<lb/> ſplitterten wie Zündhölzer. Etwa 200 Schritte weit wur-<lb/> den die herausgefetzten Stücke der Barriere geſchleudert.<lb/> Der Wagen ging völlig in Trümmer. Die vier Inſaſſen<lb/> wurden mit großer Wucht herausgeſchleudert und blieben<lb/> liegen. Das war noch relativ ihr Glück; denn das Auto<lb/> grub ſich zuerſt in den Boden ein und überſchlug ſich<lb/> dann noch überdies. Dann blieb ein zerſchellter Torſo<lb/> übrig.</p><lb/> <p>Von allen Seiten kamen Leute herbei, um den Ver-<lb/> letzten zu helfen. Die Rettungsgeſellſchaft erſchien und<lb/> der Arzt verband die Verwundeten und brachte ſie ins<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 370 Wien, Montag Reichspoſt 12. Auguſt 1912
* Die verſchwundenen rekommandierten Briefe. Wie
berichtet, ſind zwei rekommandierte Briefe, die am
27. v. M. von Wien nach Berlin aufgegeben waren, ab-
handen gekommen. Der eine enthielt 15.000 Mark, der
zweite 10.000 Rubel. Auf die Zuſtandebringung des
erſten Briefes war eine 10%ige Belohnung ausgeſetzt.
Nun iſt auch für den zweiten Brief eine Belohnung von
10% des zuſtandegebrachten Betrages ausgeſetzt worden.
* Vermißte Studenten. Aus Innsbruck, 11. d.,
wird uns gemeldet: Zwei Abiturienten, namens
Breitenſtein und Kaſſerer aus St. Nikolaus im
Ultentale, unternahmen am 25. Juli von ihrer Heimat
aus eine Ferientour ins Engadin. Am 26. Juli ſandten
ſie vom Schlingenpaß aus eine Karte; ſeitdem fehlt jede
Nachricht von ihnen. Man befürchtet, daß den beiden Stu-
denten ein Unfall zugeſtoßen iſt.
* Flucht eines Trieſter Wechſelſtubenbeſitzers. Aus
Trieſt wird uns vom 9. d. berichtet: Siegmund Neu-
mann, Chef des Bank und Wechſelhauſes Ignatz Neu-
mann, iſt nach Unterſchlagung eines bedeutenden Be-
trages an Depotgeldern aus Trieſt flüchtig geworden.
Zahlreiche Arbeiter und kleine Landwirte von hier und
aus der Umgebung, in Iſtrien. Dalmatien und im
Görziſchen, die ihm ihre hellerweiſe zuſammengeſparten
Groſchen zugetragen hatten, weil er ihnen eine fünf-
einhalbprozentige Verzinſung verſprach, ſind ihm zum
Opfer gefallen. Nebenbei betrieb Neumann einen
ſchwunghaften Ratenhandel mit Loſen. Während er
von ſeinen meiſt in den ärmlichſten Verhältniſſen leben-
den Klienten die Raten regelmäßig eintrieb, verſetzte er
die betreffenden Loſe bei hieſigen Banken, ganz ſo wie
es vor einigen Jahren ſein Konkurrent Bolaffio ge-
tan hatte. Jetzt hat er mit ſeinen beiden Töchtern das
Weite geſucht. Die Sicherheitsbehörde fand in ſeinem
Geſchäftslokale nur einige „Promeſſen“ vor. Selbſt die
Wertheimkaſſe hatte er zwei Tage vor ſeiner
„Abreiſe verkauft. Nach einer ungefähren Schätzung
betragen die Paſſiven über 600.000 Kronen, denen
Aktiven von nicht ganz — 1000 Kronen gegenüber-
ſtehen. Neumann, gegen den ein Haftbefehl erlaſſen
wurde, dürfte ſich nach Korfu, dem nächſterreichbarem
Eldorado aller Trieſter Bankrotteure und Schwindler,
gewendet haben. Sein Geſchäftsführer Hugo Jano-
vitz iſt ebenfalls durchgebrannt und ſoll ſich ſamt Fa-
milie in Florenz befinden.
* Verhaftung eines Raubmörders. Aus Salzburg,
11. d., wird uns geſchrieben: Die Gendarmerie in
Torren bei Solling verhaftete den unter den Bahn-
arbeitern beſchäftigten 23 Jahre alten Ivan Per-
kovic, der von der Staatsanwaltſchaft in Schweich-
nitz ſteckbrieflich verfolgt wird, weil er am 28. April an
einem gewiſſen Emil Birkic einen Raubmord verübt
hat. Für die Feſtnahme iſt eine hohe Belohnung aus-
geſetzt. Perkovic wurde Samstag abend dem hieſigen
Landesgerichte eingeliefert.
Der Katholikentag in Aachen.
(Eigenbericht der „Reichspoſt“.)
Aachen, 11. Auguſt.
Die 59. Generalverſammlung der Katholiken
Deutſchlands hat heute in Aachen ihre Beratungen
aufgenommen, in der alten Kaiſerſtadt, in der 1879
Windthorſt ſeine erſte Katholikentagsrede hielt.
Dem Gedenken an ihn iſt der heurige Katholikentag
gewidmet, anläßlich ſeines hundertſten Geburtstages
wird ſein Mitkämpfer Reichstagsabgeordneter Juſtizrat
Dr. Porſch die Gedächtnisrede halten.
Die Stadt iſt feſtlich geſchmückt, der Beſuch der
Tagung großartiger denn je.
Geſtern Samstag abend von 7 bis 8 Uhr wurde
die Tagung durch feſtliches Glockengeläute von
allen Kirchen der Stadt eingeleitet.
Die erſte Feſtverſammlung.
Sonntag vormittag um 11 Uhr fand im Kurhauſe
die erſte geſchloſſene Verſammlung des Katholikentages
ſtatt. Der Präſident des Lokalkomitees Dr. Med. Wilhelm
Wienands eröffnete die Verſammlung mit dem
katholiſchen Gruße und verlas die Adreſſe des Papſtes
an das Lokalkomitee. Dr. Wienands ſagte u. a.:
Herzlich willkommen alle, die zum Katholikentag kamen.
Gleiche Straße wie Ihr zog der Große Karl, des Reiches
Gründer, hinaus um ſteten Sieg an ſeine Fahne zu heften,
Chriſtt Reich zu mehren, zurück, um von hier aus mit Macht
und Glanz ſein Szepter zu führen und des Friedens großes
Werk, Kultur und chriſtliche Bildung zu verbreiten. Gleichen
Weges zogen all die römiſch-deutſchen Kaiſer zur Kaiſer-
krönung. Denſelben Weg zog ſchon vor tauſend
Jahren ein trauriger Zug von Süden herauf,
des jugendlichen Kaiſers Otto III. ſterbliche Ueberreſte, treu
ſeinem Wunſche, in Aachen zu betten. Gleiche Straße zog,
mehr denn einmal der große Korſe in ſeine Lieblingsſtadt
Aachen, ziehen all die tauſend frommen Wallfahrer ſeit
Jahrhunderten alle ſieben Jahre, um unſere heiligen
großen Reliquien zu verehren. Gleiches Ziel haben
ſo viele Tauſend hoch und niedrige, um am heilbringenden
Quell ſich geſund zu trinken. Der Redner gedachte ſodann
des Todes des Kardinals Fiſcher von Köln, der ihm mehr
als einmal, zuletzt im Hoſpital zu Burtſcheid, herzliche Segens-
wünſche für die Vorarbeiten zur Tagung ausſprach. Wir
weihen ihm heute noch einmal ſtilles, treues, frommes Ge-
denken, unſerem Kardinal! Wir Katholiken erneuern heute im
Angeſichte unſerer Biſchöfe das Gelöbnis, der Autorität
zu gehorchen, Gehorſam und Liebe unſerer von Gott geſetzten
kirchlichen Obrigkeit zu erweiſen. Das katholiſche Volk ſteht auf
der Wacht vor ſeinem Klerus, wohlwiſſend, daß der
Strudel, wenn er Prieſter und Altar bedroht, auch Szepter,
Kron’ und Thron in Gefahren bringt. Der Redner begrüßte
dann die anweſenden Mitglieder der regierenden Häuſer,
ſpeziell die Gäſte aus Oeſterreich-Ungarn, ſowie die
aus Belgien, Holland, Luxemburg, Schweiz, Nordamerika, Italien,
Spanien, England, Frankreich uſw., die Preſſe, und dankte beſonders
dem Vertreter der Stadt Aachen für das Entgegenkommen,
dem Polizeipräſidenten und den übrigen Behörden. Drei-
unddreißig Jahre, eine lange Spanne Zeit, ſind dahin, ſeit
der letzten Aachener Tagung. Es war die erſte General-
verſammlung unter Leos XIII. Pontifikat. Wenn ich heute eine
Reihe von Namen nenne, deren Träger damals hier in Aachen
waren, ſo erſehen Sie daraus, daß dieſer Generalverſammlung
eine beſondere Bedeutung zukam. Namen, wie Loe, Schaep-
mann, Schorlemer-Alſt, Auguſt Reichensperger, Pahensly,
Kaplan Dr. Schmitz, v. Hertling, v. Heelfman, Perger, Haffner,
Wieſe laſſen noch heute das katholiſche Herz höher ſchlagen.
Und mit Liebe und Treue gedenken wir des großen un-
vergeßlichen Führers Ludwig Windthorſts, deſſen Andenken in
ſeinem hundertſten Geburtstag hier in Aachen wiederum ſo
recht lebendig werden wird. Zum erſten Male ſah Aachen
im Jahre 1862 eine Generalverſammlung. Man beſchäftigte
ſich u. a. mit der Preſſe, der Schule, dem Kampf gegen den
Unglauben, Miſſionen. Neue Aufgabeu kamen hinzu, aber noch
ſind die alten längſt nicht reſtlos gelöſt. Große Aufgaben ſind
unſerer Zeit geſtellt. Wir Katholiken verbinden
mit der Hochhaltung der eigenen Ueber-
zeugung die Achtung vor fremder Ueber-
zeugung. Wir wollen gern und treu mit all denen
zuſammenarbeiten, die mit uns ein Volkstum, eine
Geſchichte, eine Sprache und eine nationale Kultur haben,
gegen den Unglauben in Schule und Kirche, in Staat und
Volk, ohne unſere religiöſe Ueberzeugung gegenſeitig anzu-
taſten, zum Wohle unſeres geliebten Vatorlandes. Wir
ſtehen feſt zu Kaiſer und Reich. Es
iſt mir eine hohe Freude, dies gerade in Aachen aus-
ſprechen zu können, wo unſer Kaiſer vor mehreren
Jahren ein ſo herrliches Glaubensbekenntnis ablegte, als er
ſagte, daß er ſich, ſeine Familie und ſein Volk unter den
Schutz des Kreuzes ſtellte. Gleich, wie unſer heim-
gegangener Kardinal die Liebe zu Kaiſer und Reich mit un-
wandelbarer Treue gegen den Heiligen Stuhl verband, ſo
ſtehen auch wir deutſche Katholiken in Treue feſt zu Rom!
Der Redner ſchloß unter brauſender Zuſtimmung mit den
Worten: Seine Heiligkeit, unſer glorreich regierender Heiliger
Vater Papſt Pius X. und Seine Majeſtät unſer Kaiſer
Wilhelm II., ſie leben hoch!
Die Wahl des Präſidiums.
Hierauf wurde zur Wahl des Vorſtandes
geſchritten. Es wurden gewählt: zum Präſidenten
Juſtizrat Dr. Schmidt (Mainz), zum erſten Vize-
präſidenten Graf Henckel-Donnersmark,
zum zweiten Vizepräſidenten Kaufmann Weber aus
Kray bei Eſſen; zum erſten Ehrenpräſidenten Ober-
landesgerichtsrat Dr. Spahn, zum zweiten Ehren-
präſidenten Fabrikant Brandts aus Gladbach,
zum dritten Ehrenpräſidenten Landesgerichtsrat
Engalen (Osnabrück), eine Neffe Windthorſts.
An den Kaiſer und an den Papſt wurden
Begrüßungstelegramme abgeſendet.
Der Feſtzug.
Im Laufe des Vormittags hatten mehr als
hundert Extrazüge die Feſtzugteilnehmer aus
allen Teilen der Rheinlande nach der Stadt gebracht.
Um 1 Uhr erfolgte die Aufſtellung des Feſt-
zuges, der in zwei Kolonnen marſchierte. Aus dem
urſprünglichen Arbeiterfeſtzuge iſt ein ſolcher mit vier
Gruppen, Jünglings-, Geſellen-, ſozialen Vereinen und
Arbeitervereinen geworden. Der Vorbeimarſch war in
etwa anderthalb Stunden beendet, ſo daß
die weithergereiſten und daher bei Beginn des Feſt-
zuges vielfach ſchon ermüdeten Teilnehmer früher das
Verſammlungslokal erreichten, als es in den letzten
Jahren der Fall war. Im Zuge marſchierten vier
Militär- und acht Zivilmuſikkorps, neben den Muſik-
kapellen, welche die Vereine ſelbſt mitbrachten. Für die
Unterbringung und leibliche Verpflegung der Teilnehmer
war ausgezeichnet geſorgt. Namentlich war Fürſorge
getroffen worden worden für eine preiswürdige und
gute Bewirtung. In den Hauptverpflegungsſtationen
der Gruppen werden je 1000 Portionen Soldateu-
koſt bereitgeſtellt.
An dem Feſtzuge beteiligten ſich außer der
näheren Umgebung von Aachen noch die Städte:
Elberfeld, Düſſeldorf, M.-Gladbach, Duisburg, Bonn,
Euskirchen, Oberhauſen, Koblenz, Köln, Paderborn,
Paris, Brüſſel, Niedermending, Rheydt, Krefeld,
Dortmund, London, Eſſen, Kempen, Mainz und
andere mehr. Auch aus Holland werden Vereine und
Deputationen erſcheinen.
Nach der offiziellen Schätzung beteiligten ſich an
dem Feſtzuge 550 Korporationen mit etwa
30.000 Teilnehmern. Auf der Ehrentribüne
hatten die anweſenden Mitglieder des Epiſkopates, des
Vorſtandes und des Zentralkomitees Platz genommen.
Vor der Tribüne hielt der Vorſitzende der Feſtzugs-
kommiſſion Haſſe eine kurze Anſprache.
Nach dem Vorbeimarſche trennten ſich die beiden
Kolonnen, um in die zwölf Lokale abzuziehen, in denen
Verſammlungen für die Arbeiter, Geſellen u. ſ. f. ab-
gehalten wurden.
Es ſprachen in jeder derſelben nur ein Redner,
darunter die Abgeordneten Gronowski und
Koſternich, Arbeiterſekretär Kloft, Arbeiter-
ſekretär Weyer, Pfarrer Schüller, Pater
Corbilian.
In der Hauptverſammlung in der Feſthalle führte
der Präſident des Zentralkomitees Graf Droſte-
Viſchering den Vorſitz und hielt Diözeſanpräſes
Dr. Müller (Köln) eine Gedächtnisrede auf Kardinal
Fiſcher.
Kardinal Fiſcher und die Arbeiterfrage.
Die katholiſchen Arbeiter Deutſchlands haben bei jeder
Gelegenheit Zeugnis für ihre Liebe zum Kardinal abgelegt,
und ſo gewaltige Arbeiterfeſtzüge wie in Eſſen und
Düſſeldorf hat das katholiſche Deutſchland nicht wieder-
geſehen, aber auch nicht eine herzlichere Begrüßung, wie ſie
dem Kardinal damals von den Arbeitern dargebracht wurde.
Und in den Tagen, da ſchwere Kämpfe um die chriſtliche
Arbeiterbewegung tobten, haben die katholiſchen Arbeiter und
auch die mit ihnen in den chriſtlichen Gewerk-
ſchaften zuſammengeſchloſſenen gläubigen evangeliſchen
Arbeiter alle bangen Sorgen niedergeſchlagen im Vertrauen auf
den Schutzherrn ihrer Sache, den Kardinal. In Eſſen, wo er
25 Jahre als Religionslehrer tätig geweſen war, mußten ihn
naturgemäß an erſter Stelle die neuen Aufgaben der Groß-
ſtadtſellſorge beſchäftigen. Während ſeiner 25jährigen
Tätigkeit als Biſchof erweiterte ſich ſein Arbeitsfeld, denn den
den größten Teil der Erzdiözeſanen ſtellen die Arbeiter und
Angeſtellte. Es mußte der Prieſternot geſteuert werden, es
mußten Schulen, Kirchen und charitative Anſtalten gebaut
werden, die katholiſche Preſſe und die katholiſchen Büchereien
mehr als zuvor verbreitet werden und namentlich die katho-
liſchen Standesvereine ausgebaut werden. Der Angriff der
Gegner, die die Kirche glaubten niederringen zu können, wurde
ſiegreich abgeſchlagen. Die große Maſſe der
katholiſchen Bevölkerung in ihrem Glaubensleben gefeſtigt.
Weil in dem rheiniſch-weſtfäliſchen Induſtriegebiet der größte
Teil der anſäſſigen Bevölkerung katholiſch iſt und auch im
öffentlichen Leben ſich Einfluß zu erhalten gewußt hat, liegt
der Schwerpunkt der katholiſchen Arbeiterbewegung und der
chriſtlichen Gewerkſchaftsbewegung in der
Kölner Erzdiözeſe, denn dieſe umfaßt das größte und wichtigſte
Induſtriegebiet Deutſchlands. Als Kardinal Fiſcher 1903 den
erzbiſchöflichen Stuhl beſtieg, wies er nicht nur ſeine Prieſter
an, überall Arbeitervereine zu gründen und ſich deren Leitung
zu widmen, er ließ auch alljährlich durch Fachmänner im
Kölner Prieſterſeminar einen ſozialen Kurſus für die dort
auszubildenden Theologen halten. Immer und überall zeigte
er, wie ihm die katholiſche ſoziale Arbeit am Herzen lag und
unermüdlich ſorgte er, daß bei Geiſtlichen und Laien das rechte
Verſtändnis für ſie vorhanden war. Das Feuer der Prüfung
iſt keiner Reformarbeit erſpart. Es kamen für die katholiſche
Arbeiterbewegung die Jahre der grundſätzlichen Erörterungen,
die ſo viele ſchwerwiegende Streitfragen aufwarfen. Zu Be-
ginn ſeiner erzbiſchöflichen Tätigkeit waren dieſe Kämpfe eben
entbrannt und haben während ſeiner ganzen Amtstätigkeit
nicht geruht. Ihr hoffentlich letztes Auflodern fiel
in ſeine letzten Lebenstage. Er war ſich von Anfang an be-
wußt, was vom Ausgang dieſer Kämpfe, die ihre Angriffspunkte
in ſeiner Diözeſe fanden, für die ganze Entwicklung der ſozialen
Bewegung abhing. Keinen Augenblick zögerte er deshalb, ſich
ſchützend vor die Angegriffenen zu ſtellen, die unter ſeinen
Augen und mit ſeiner Billigung tätig waren. Mit Anſprachen
und Hirtenbriefen trat er vor der weiten Oeffentlichkeit in die
Schranken, zweimal, 1908 und 1910, war es dieſer hochherzige
Beweggrund, der mit an erſter Stelle ihn nach Rom führte,
um mit dem rückhaltloſen Einſetzen ſeiner ganzen Autorität
Mißverſtändniſſe zu zerſtreuen und falſche Anklagen
zu entkräften. Wenn die katholiſchen Arbeiter und ihre Führer
trotz der ſchärfſten Anfeindungen und Verdächtigungen die Zu-
verſicht nie verloren und wenn ſie nie erlahmten, dann lag der
Grund in dem Bewußtſein: Unſer Kardinal ſteht zu
uns und hält ſeine Hand über uns! Sie werden nie vergeſſen,
was Kardinal Fiſcher in der Prüfungszeit der katholiſchen
und weiterhin der chriſtlichen Arbeiterbewegung ihnen ge-
weſen iſt. Möge ſein innigſter Wunſch, für deſſen Erfüllung
er Tag für Tag arbeitete, ſich bald verwirklichen, daß die
Tage der Prüfung abgeſchloſſen ſind und die katholiſche und
chriſtliche Arbeiterbewegung frei von den Angriffen
aus dem eigenen Lager ihre ganze Kraft einzig und
allein für den Sieg der chriſtlichen Arbeiterbewegung über die
gewaltig anwachſende chriſten feindliche Arbeiter-
bewegung einſetzen kann.
Weihbiſchof Dr. Müller aus Köln ermahnt
die Arbeiter, ſich ſtets die drei Worte vor Augen zu
halten: Wahrheit, Liebe und Einigkeit. Hierauf erteilte
er den weihbiſchöflichen Segen.
Schweres Automobilunglück in
Neuwaldegg.
Das Ende einer „ſchwarzen“ Fahrt. — Drei
Schwerverletzte.
Genau an derſelben Stelle, an der am 9. April
1910 bei einer Spazierfahrt der Chauffeur Georg E.
mit ſeinem Automobil an eine Barrièrre anfuhr, wo-
durch die Kellnerinnen Thereſe Hermann und Mizzi
Heliebart ſofort tot blieben und der Monteur Bruno
Hertl und die Kellnerin Käte Koblinger verletzt wurden,
hat ſich geſtern nachmittag ein ganz ähnlicher
Unfall ereignet. Die Stelle iſt die Franz-Karlſtraße in
Neuwaldegg, die ſehr abſchüſſig und muldenreich iſt. An
der Stelle, an einer Kurve, an der ſich vor zwei Jahren
das Unglück ereignet, iſt dann eine Barriere angebracht
worden. Und genau dort iſt geſtern ein Automobil an die
Barriere angefahren, hat dieſe zertrümmert und iſt
ſelbſt ganz zerſchellt. Wir erfahren darüber folgende
Einzelheiten:
Der Chauffeur Max Klimberger der Autotaxi-
geſellſchaft, Roſeggergaſſe 45 wohnhaft, hatte geſtern
nachmittag eine Fahrt nach Hernals. Als er den Dienſt
erledigt hatte, lud er drei Freunde zu einer Schwarzfahrt
ein. Die Freunde ſind der 24jährige Schuhmachergehilfe
Gottfried Stepanek, der 28jährige Geſchäftsdiener
Franz Kuß und der 30jährige Kutſcher Auguſt Jüng-
ling. Die drei Freunde nahmen gerne an und ſtiegen
in das Automobil. Klimberger fuhr nach Hütteldorf, wo
in Gaſthäuſern eingekehrt wurde. Die Fahrt war ſehr
raſch abſolviert, da Klimberger nicht gar zu viel Zeit
verſäumen wollte. Gegen etwa 3 Uhr wurde der Rück-
weg angetreten. Er führte über die ſehr abſchüſſige und
kurven- und muldenreiche Franz-Karlſtraße in Neu-
waldegg. Als das Automobil an die Stelle kam, wo ſich
vor zwei Jahren das große Unglück ereignete, mußte es
etwas ſchneller fahren, da die Mulden langſames Fahren
nicht zulaſſen. Nach der Behauptung Klimbergers hat
gerade bei der Barriere die Steuerung verſagt, ſo daß
er an der Kurve das Auto nicht, wie er gewollt, nach
rechts herumreißen konnte. Das Gefährte fuhr mit der
vollen Wucht eiliger Fahrt an die Barriere an. Die Wir-
kung war ſchrecklich. Die dicken Pfoſten und Pflöcke zer-
ſplitterten wie Zündhölzer. Etwa 200 Schritte weit wur-
den die herausgefetzten Stücke der Barriere geſchleudert.
Der Wagen ging völlig in Trümmer. Die vier Inſaſſen
wurden mit großer Wucht herausgeſchleudert und blieben
liegen. Das war noch relativ ihr Glück; denn das Auto
grub ſich zuerſt in den Boden ein und überſchlug ſich
dann noch überdies. Dann blieb ein zerſchellter Torſo
übrig.
Von allen Seiten kamen Leute herbei, um den Ver-
letzten zu helfen. Die Rettungsgeſellſchaft erſchien und
der Arzt verband die Verwundeten und brachte ſie ins
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