Reichspost. Nr. 219, Wien, 26.09.1899.Wien, Dienstag Reichspost 26. September 1899 219 [Spaltenumbruch] zu einer sofortigen Expedition gegen den Khalifen getroffen. Der Sirdar ist mit einer An- zahl Officiere nach Omdurman abgegangen, woselbst die Einzelheiten bezüglich der Expedition geordnet werden sollen. Der Khalif hat sich in der Nähe von Dschebel Gedio festgesetzt. Er hat eine große Gefolg- schaft um sich. Die Expedition wird voraussichtlich nur aus eingeborenen Truppen bestehen. Eine Gasexplosion. Enschede (Holland), 24. September. Gestern Madrid, 24. September. Der Episcopat Madrid. 24. September. Einem Sturme in den Lourenco Marquez, 24. September. Der Gradisca, 25. September. Gestern fand in Aus dem Gerichtssaale. Der wegen Entehrung und Ermordung Ein Redemptoristenpriester wegen seiner Predigt gegen den Ketzer Huß geklagt. Am Vereinsnachrichten. § Der katholische Gesellenverein von Paris § Der Verein für hilfsbedürftige Witwen und Sportnachrichten. Renten für verunglückte Radfahrer. Das deutsche Wiener Athletiksport-Club. Sonntag, den 22. Oc- Gewerbe- und Handelskammer-Proteste. Gleich der Reichenberger Handels- und Die Salzburger Handelskammer erklärt, Der Protest der Egerer Handelskammer erklärt, Die Leobener Handelskammer weist in threm Zu den Ersatzwahlen für die Erwerb- steuer-Commissionen. Am 16., 19., 22. und 24. October finden die Er- Der II. Genossenschaftsverband veranstaltet aus Wer die Erfahrungen der letzten zwei Jahre zu Der II. Gewerbegenossenschaftsverband: Johann [Spaltenumbruch] Einen Streik der Handelsgehilfen möchten gerne die jüdischen Genossen anzetteln. Sie Von der Partei der rotheu, "corruptions- freien" Weltbeglücker. Man schreibt uns: In Brünn gehörte zu den "Unter Berufung auf Absatz 1 der Organisations- Die Ausschließung wird wie folgt begründet: Die Partei der rothen, corruptionsfreien Welt- Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. September 1899 219 [Spaltenumbruch] zu einer ſofortigen Expedition gegen den Khalifen getroffen. Der Sirdar iſt mit einer An- zahl Officiere nach Omdurman abgegangen, woſelbſt die Einzelheiten bezüglich der Expedition geordnet werden ſollen. Der Khalif hat ſich in der Nähe von Dſchebel Gedio feſtgeſetzt. Er hat eine große Gefolg- ſchaft um ſich. Die Expedition wird vorausſichtlich nur aus eingeborenen Truppen beſtehen. Eine Gasexploſion. Enſchede (Holland), 24. September. Geſtern Madrid, 24. September. Der Episcopat Madrid. 24. September. Einem Sturme in den Lourenco Marquez, 24. September. Der Gradisca, 25. September. Geſtern fand in Aus dem Gerichtsſaale. Der wegen Entehrung und Ermordung Ein Redemptoriſtenprieſter wegen ſeiner Predigt gegen den Ketzer Huß geklagt. Am Vereinsnachrichten. § Der katholiſche Geſellenverein von Paris § Der Verein für hilfsbedürftige Witwen und Sportnachrichten. Renten für verunglückte Radfahrer. Das deutſche Wiener Athletikſport-Club. Sonntag, den 22. Oc- Gewerbe- und Handelskammer-Proteſte. Gleich der Reichenberger Handels- und Die Salzburger Handelskammer erklärt, Der Proteſt der Egerer Handelskammer erklärt, Die Leobener Handelskammer weiſt in threm Zu den Erſatzwahlen für die Erwerb- ſteuer-Commiſſionen. Am 16., 19., 22. und 24. October finden die Er- Der II. Genoſſenſchaftsverband veranſtaltet aus Wer die Erfahrungen der letzten zwei Jahre zu Der II. Gewerbegenoſſenſchaftsverband: Johann [Spaltenumbruch] Einen Streik der Handelsgehilfen möchten gerne die jüdiſchen Genoſſen anzetteln. Sie Von der Partei der rotheu, „corruptions- freien“ Weltbeglücker. Man ſchreibt uns: In Brünn gehörte zu den „Unter Berufung auf Abſatz 1 der Organiſations- Die Ausſchließung wird wie folgt begründet: Die Partei der rothen, corruptionsfreien Welt- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0006" n="6"/><fw place="top" type="header">Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. September 1899 219</fw><lb/><cb/> zu einer ſofortigen <hi rendition="#g">Expedition gegen den<lb/> Khalifen</hi> getroffen. Der Sirdar iſt mit einer An-<lb/> zahl Officiere nach Omdurman abgegangen, woſelbſt<lb/> die Einzelheiten bezüglich der Expedition geordnet<lb/> werden ſollen. Der Khalif hat ſich in der Nähe von<lb/> Dſchebel Gedio feſtgeſetzt. Er hat eine große Gefolg-<lb/> ſchaft um ſich. Die Expedition wird vorausſichtlich nur<lb/> aus eingeborenen Truppen beſtehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine Gasexploſion.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Enſchede</hi> (Holland), 24. September.</dateline> <p>Geſtern<lb/> Abends fand während eines Concertes im Concertſaale<lb/> eine Gasexploſion ſtatt. 12 Perſonen wurden verletzt,<lb/> darunter mehrere ſchwer.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 24. September.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">Episcopat</hi><lb/> richtete an die Königin-Regentin eine Adreſſe, welche<lb/> dieſe mit dem Ausdrucke des Dankes für den Beweis<lb/> der Anhänglichkeit an den Thron beantwortete.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Madrid.</hi> 24. September.</dateline> <p>Einem Sturme in den<lb/> Provinzen Granada, Sevilla und Cartagena fielen auch<lb/> Menſchenleben zum Opfer.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Lourenco Marquez,</hi> 24. September.</dateline> <p>Der<lb/> Gouverneur von Lourenco Marques erklärte, er habe<lb/> keine Information, welche die Nachricht beſtätige, daß<lb/> Portugal die Delagoa-Bai an England verpachtet habe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Gradisca,</hi> 25. September.</dateline> <p>Geſtern fand in<lb/> Cormons die feierliche Fahnenweihe des patriotiſchen<lb/> Vereines <hi rendition="#g">„Auſtria“</hi> ſtatt. Nachmittags trafen mittels<lb/> Separatzuges 600 Mitglieder patriotiſcher Vereine mit<lb/> Muſikcapellen ein, worauf im Vereinslocale die Ent-<lb/> hüllung der Büſte Sr. Majeſtät ſtattfand. Den Schluß<lb/> der Feier bildete ein Volksfeſt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Aus dem Gerichtsſaale.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p><hi rendition="#b">Der wegen Entehrung und Ermordung<lb/> ſeiner Nichte</hi> vor dem <hi rendition="#g">Troppauer</hi> Schwur-<lb/> gerichte angeklagte Grundbeſitzer Peregrin <hi rendition="#g">Stojar</hi><lb/> von Groß-Glockersdorf wurde von den Geſchworenen<lb/> mit 10 gegen 2 Stimmen <hi rendition="#g">freigeſprochen</hi> und<lb/> ſofort enthaftet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Redemptoriſtenprieſter wegen ſeiner<lb/> Predigt gegen den Ketzer Huß geklagt.</hi> </head> <p>Am<lb/> 5. Juli d. J. hatte der <hi rendition="#g">P<hi rendition="#aq">ř</hi>ibramer</hi> Sokolverein<lb/> eine <hi rendition="#g">Hußfeier</hi> veranſtaltet, wobei ſich der Feſt-<lb/> redner, Bezirksſecretär <hi rendition="#g">Kalina</hi> in Ausfällen gegen<lb/> die katholiſche Kirche erging und die Czechen auf-<lb/> forderte, wieder Huſſiten zu werden. Der Redempto-<lb/> riſtenprieſter <hi rendition="#aq">P.</hi> Franz <hi rendition="#g">Nowak</hi> auf dem heil. Berge<lb/> bei P<hi rendition="#aq">ř</hi>ibram wies nun in einer Predigt die Hetze des<lb/> Huß-Redners zurück und wurde deßhalb von Letzterem<lb/> wegen Ehrenbeleidigung geklagt. Die Gerichtsverhand-<lb/> lung fand am 11. September ſtatt, mußte aber behufs<lb/> Zeugenvernehmung vertagt werden. Als <hi rendition="#aq">P.</hi> Novak<lb/> nach Schluß der Verhandlung das Gerichtsgebäude<lb/> verließ, brachte eine davor verſammelte Menge <hi rendition="#g">Hoch-<lb/> rufe auf Huß</hi> aus, wogegen die katholiſchen P<hi rendition="#aq">ř</hi>i-<lb/> bramer remonſtrirten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vereinsnachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p><hi rendition="#b">§ Der katholiſche Geſellenverein von Paris</hi><lb/> (236 <hi rendition="#aq">rue fbg: st. martin</hi>), welcher ſtets regen Antheil<lb/> an den Vorkommniſſen in Oeſterreich genommen und<lb/> Freud’ wie Leid mit dem erhabenen Kaiſerhauſe theilte,<lb/> hat den Jahrestag des Hinſcheidens unſerer geliebten<lb/><hi rendition="#g">Kaiſerin</hi> feierlich begangen. Da es den Mit-<lb/> gliedern nicht möglich iſt, ſich während der Woche zu<lb/> verſammeln, ſo wurde am 17. d. Früh um 7 Uhr<lb/> eine ſtille hl. Meſſe für das Seelenheil der erhabenen<lb/> Monarchin geleſen, an der ſich die Mitglieder zahlreich<lb/> betheiligten und bei welcher ſich unſere Gebete mit<lb/> vielen Millionen Oeſterreichern vereinigt haben. Möge<lb/> der liebe Gott ihr die ewige Ruhe geben und unſeren<lb/> vielgeliebten Kaiſer noch viele Jahre erhalten!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p><hi rendition="#b">§ Der Verein für hilfsbedürftige Witwen und<lb/> Waiſen</hi> veranſtaltet Samſtag den 30. September 1899 ein<lb/> großes <hi rendition="#g">Wohlthätig keitsfeſt</hi> in Seifert’s (vor-<lb/> mals Tökes’) Saallocalitäten in Hernals unter dem Pro-<lb/> tectorate des Herrn Bezirksvorſtehers Franz <hi rendition="#g">Helbling.</hi><lb/> Gefällige Mitwirkung des Lerchenfelder Geſangs-Vereines,<lb/> das beliebte Waldhorn-Quartett Geſchwiſter Gaſt. — Die<lb/> Muſik beſorgt die <hi rendition="#aq">I.</hi> Wiener Soliſtencapelle W. Lang. Nach-<lb/> dem das Reinerträgniß den hilfsbedürftigen Witwen und<lb/> Waiſen zufließt, wird um zahlreichen Beſuch gebeten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Sportnachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Renten für verunglückte Radfahrer.</hi> </head> <p>Das deutſche<lb/> Reichsverſicherungsamt hat eine für viele Radfahrer ſehr<lb/> wichtige Entſcheidung getroffen. Es hat erklärt, das Fahrrad<lb/> könne nicht mehr ausſchließlich als Gegenſtand des Sports<lb/> angeſehen werden, ſondern ſei ein Verkehrsmittel, das weit<lb/> verbreitet ſei und für manche Gewerbebetriebe eine erhebliche<lb/> Bedeutung gewonnen habe. Es müſſe ſomit als ein den<lb/> Gepflogenheiten der Bevölkerung entſprechendes Beförderungs-<lb/> mittel anerkannt werden, weshalb ſolchen Gewerbetre benden,<lb/> die in ihrem Beruf ein Fahrrad benützten und dabei ver-<lb/> unglückten, <hi rendition="#g">Renten</hi> zuzubilligen ſeien.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wiener Athletikſport-Club.</hi> </head> <p>Sonntag, den 22. Oc-<lb/> tober 1899 findet ein <hi rendition="#g">internationales Wett-<lb/> Schwimm-</hi> und <hi rendition="#g">Spring-Meeting</hi> im <hi rendition="#g">Diana-<lb/> bade</hi> ſtatt. Meldungen zu den Concurrenzen ſind brieflich<lb/> mit der äußeren Bezeichnung „Meldung zum Wettſchwimmen“<lb/> unter Beifügung der Emſätze bis längſtens Sonntag, den<lb/> 15. October 1899, 12 Uhr Mittags, an die Leitung des<lb/> W. A. C., 1. Bez., Himmelpfortgaſſe 23, zu richten. Even-<lb/> tuelle Vorkämpfe zum Waſſerballſpiel finden Samſtag, den<lb/> 21. October, Abends 8 Uhr, im Dianabade ſtatt. Die Länge<lb/><cb/> der Schwimmbahn beträgt 34 Meter. Das Waſſer iſt ſtrom-<lb/> frei. Anfang des Meetings ½4 Uhr Nachmittags.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gewerbe- und Handelskammer-Proteſte.</hi> </head><lb/> <p>Gleich der <hi rendition="#g">Reichenberger</hi> Handels- und<lb/> Gewerbekammer haben ſoeben auch die Handels- und<lb/> Gewerbekammern von <hi rendition="#g">Salzburg, Eger</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Leoben</hi> Proteſte gegen den mittelſt des § 14 zu<lb/> Stande gebrachten Ausgleichs mit Ungarn und die<lb/> innerpolitiſchen Wirrſale beſchloſſen.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Salzburger</hi> Handelskammer erklärt,<lb/> ſie ſpreche im wirthſchaftlichen Intereſſe des Landes<lb/> ihr tiefes Bedauern darüber aus, daß die Re-<lb/> gierung den Ausgleich mit Ungarn abgeſchloſſen<lb/> habe, ohne die gegen die Ausgleichsvorlagen im Ab-<lb/> geordnetenhauſe erhaltenen gewichtigen Einwendungen<lb/> und hervorragende Intereſſen des öſterreichiſchen<lb/> Handels und Gewerbes zu berückſichtigen, und daß<lb/> hiebei ſtatt der parlamentariſchen Erledigung der<lb/> § 14 zur Anwendung gelangt ſei. Die Kammer<lb/> legt Verwahrung gegen die gleichfalls durch Anwendung<lb/> des § 14 ermöglichte Erhöhung der wichtigſten in-<lb/> directen Steuern ein, welche, wie beſonders die Er-<lb/> höhung der Abgaben auf Zucker und Petroleum, im<lb/> Widerſpruch ſtehe mit dem Geiſte und Zwecke der Reform<lb/> der indirecten Steuern, und vor Allem die weniger be-<lb/> mittelten Schichten der Bevölkerung unverhältniß-<lb/> mäßig belaſte. Die Kammer erwartet, daß der<lb/> Reichsrath eheſtens wieder zu ſeiner verfaſſungs-<lb/> mäßigen Thätigkeit einberufen, und daß ſeine Arbeits-<lb/> fähigkeit durch gebührende Beachtung der geſchicht-<lb/> lichen und culturellen Bedeutung der Deutſchen<lb/> Oeſterreichs ſichergeſtellt werde.</p><lb/> <p>Der Proteſt der <hi rendition="#g">Egerer</hi> Handelskammer erklärt,<lb/> daß dieſe nur der Stimmung der Bevölkerung Ausdruck<lb/> gebe, wenn ſie öffentlich bedauere, daß es zum Schaden<lb/> der heimiſchen Volkswirthſchaft dem Parlamente nicht<lb/> gegönnt war, auf die Ausgleichsverhandlungen mit<lb/> Ungarn ſeinen verfaſſungsmäßigen Einfluß zu üben.<lb/> Sie proteſtirt gegen die Erneuerung des Ausgleichs,<lb/> ſowie gegen die Einführung neuer drückender Conſum-<lb/> ſteuern auf Grund des § 14.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Leobener</hi> Handelskammer weiſt in threm<lb/> Proteſte auf die erfolgreiche Colonialpolitik anderer<lb/> Staaten hin, während wir in Oeſterreich uns inzwiſchen<lb/> in unfruchtbaren Partei- und Nationalitäten Kämpfen<lb/> zerfleiſchen. „Indem die Regierung ſich fortgeſetzt<lb/> weigert, jenen Schritt zu thun, der einzig und allein<lb/> die <hi rendition="#g">Heilung</hi> unſerer öffentlichen Verhältniſſe<lb/> herbeizuführen geeignet wäre, nämlich die <hi rendition="#g">Sprachen-<lb/> verordnungen</hi> aufzuheben und den Ent-<lb/> wurf eines <hi rendition="#g">Sprachengeſetzes,</hi> welches die<lb/> deutſche Staatsſprache zur Grundlage hat, einzu-<lb/> bringen, ſchafft ſie ſelbſt die Hinderniſſe einer erſprieß-<lb/> lichen Thätigkeit unſerer geſetzgebenden Körperſchaften.<lb/> Indem ſie ſelbſt die Volksvertreter nach Hauſe ſchickt,<lb/> iſt ſie nicht berechtigt, unſere Zeit als ſolche anzuſehen,<lb/> wo der Reichsrath nicht verſammelt iſt. Ein ſolche Si-<lb/> tuation hat der Geſetzgeber bei der Styliſirung des § 14<lb/> des Geſetzes vom 21. December 1866 gewiß nicht ins<lb/> Auge gefaßt. Die verderblichen Folgen des erörterten<lb/> Syſtems zeigen ſich insbeſondere auch auf wirthſchaft-<lb/> lichem Gebiete. Mit Hilfe des § 14 ſei eine für die<lb/> öſterreichiſche Induſtrie und den öſterreichiſchen Handel<lb/> ſehr wichtige Frage, der Ausgleich mit Ungarn, in<lb/> einer Weiſe erledigt worden, die keine Gewähr für die<lb/> Stabilität unſerer wirthſchaftlichen Verhältniſſe<lb/> zu den Ländern der ungariſchen Krone bietet.<lb/> Wenn es die Regierung unternimmt, ſo wichtige Staats-<lb/> angelegenheiten mit Zuhilfenahme des § 14 zu regeln,<lb/> ſo ſpricht die Leobener Handels- und Gewerbekammer<lb/> ihre Ueberzeugung dahin aus, daß durch einen ſolchen<lb/> Vorgang, der als ein mit dem Geiſte der Staats-<lb/> grundgeſetze im Widerſpruche ſtehender bezeichnet werden<lb/> muß, unſere wirthſchaftlichen Intereſſen aufs tiefſte ge-<lb/> ſchädigt werden.“</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zu den Erſatzwahlen für die Erwerb-<lb/> ſteuer-Commiſſionen.</hi> </head><lb/> <p>Am 16., 19., 22. und 24. October finden die Er-<lb/> ſatzwahlen für die Erwerbſteuer-Commiſſionen aus der<lb/><hi rendition="#aq">IV., III., II.</hi> und <hi rendition="#aq">I.</hi> Steuerclaſſe ſtatt.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#aq">II.</hi> Genoſſenſchaftsverband veranſtaltet aus<lb/> dieſem Anlaſſe am <hi rendition="#g">27. September,</hi> Abends<lb/> 7 Uhr, im Sitzungsſaale des alten Rathhauſes, 1. Bez.,<lb/> Wipplingerſtraße, eine Verſammlung, zu welcher die<lb/> Genoſſenſchaftsvorſteher und Herren Bezirksvorſteher<lb/> der chriſtlich-ſocialen Partei eingeladen wurden, um<lb/> über die Aufſtellung von geeigneten Candidaten ſchlüſſig<lb/> zu werden.</p><lb/> <p>Wer die Erfahrungen der letzten zwei Jahre zu<lb/> Rathe zieht, wird über die Bedeutung dieſer Wahlen<lb/> vollſtandig im Klaren ſein und es empfiehlt ſich daher<lb/> ganz beſonders, der Verſammlung auzuwohnen. In<lb/> dieſer Verſammlung werden auch Informationen über<lb/> die Ausfüllung der Fragebögen betreffend die Pro-<lb/> ductionsſtatiſtik gegeben werden. Wir ſtehen nämlich<lb/> vor <hi rendition="#g">neuen Handelsverträgen,</hi> und es iſt<lb/> daher von ganz beſonderer Wichtigkeit, daß die ge-<lb/> werblichen Kreiſe über die vorerwähnten <hi rendition="#g">Frage-<lb/> bögen</hi> und die <hi rendition="#g">Ausfüllung</hi> derſelben unter-<lb/> richtet werden.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#aq">II.</hi> Gewerbegenoſſenſchaftsverband: Johann<lb/><hi rendition="#g">Jedli<hi rendition="#aq">č</hi>ka,</hi> Obmann, E. <hi rendition="#g">Schneider,</hi> Schrift-<lb/> führer.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Einen Streik der Handelsgehilfen</hi> </head><lb/> <p>möchten gerne die jüdiſchen Genoſſen anzetteln. Sie<lb/> hielten zu dieſem Zwecke geſtern eine Verſammlung<lb/> von Handelsangeſtellten im Prater ab, zu der aber das<lb/> größte Contingent die Geſchäftsdiener und jene<lb/> „Handelsangeſtellten“ entſendet hatten, welche als<lb/> „Leutechapper“ eine nothwendiges Requiſit der jüdiſchen<lb/> Geſchäfte <hi rendition="#aq">a la</hi> Judengaſſe bilden. In dieſer etwas<lb/> ſehr gemiſchten Verſammlung wurde über den Reichs-<lb/> raths-Abgeordneten Axmann und die geſammte chriſt-<lb/> lich-ſociale Partei das Vernichtungsurtheil geſprochen.<lb/> Es wurde von einem Redner empfohlen, am nächſten<lb/> Sonntag, an dem die Sommer-Sonntagsruhe für die<lb/> Handelsgeſchäfte aufhört, einen Streik der Handelsgehilfen<lb/> zu inſceniren. Der Antrag wurde aber nicht angenom-<lb/> men, weil, wie ein anderer Redner betonte, nur ein<lb/> Theil der Handelsangeſtellten ſich dem Streik anſchließen<lb/> würde. Der jüdiſche Referent wußte nämlich ganz<lb/> genau, daß die chriſtlichen Handelsgehilfen eine ſolche<lb/> Art der Selbſthilfe perhorresciren. Es wurde ſchließlich<lb/> eine Reſolution angenommen, in der gefordert wird,<lb/> daß die Sonntagsruhe beim Handelsgewerbe auf alle<lb/> Sonntage ausgedehnt werde.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von der Partei der rotheu, „corruptions-<lb/> freien“ Weltbeglücker.</hi> </head><lb/> <p>Man ſchreibt uns: In <hi rendition="#g">Brünn</hi> gehörte zu den<lb/> hervorragendſten Führern der ſocialdemokratiſchen<lb/> Partei „Genoſſe“ Carl <hi rendition="#g">And<hi rendition="#aq">ě</hi>l.</hi> Er war den Brünner<lb/> Genoſſen ſo lieb, ſo werth und ſo „theuer“, wie etwa<lb/><hi rendition="#g">Schuhmeier</hi> den Wiener Genoſſen, er verſtand es<lb/> nämlich geradeſo wie ſein Wiener Vorbild, viel von<lb/> dem „wahren“ Chriſtenthum, das die Genoſſen jetzt<lb/> gepachtet haben, zu erzählen, er donnerte fünfmal in<lb/> der Woche in Verſammlungen als Referent gegen die<lb/> Chriſtlichſocialen, er nannte ſie Räuber, Diebe ꝛc. und<lb/> betheuerte, daß er und die Genoſſen doch beſſere<lb/> Menſchen ſeien. Seit einiger Zeit verbreiteten ſich nun<lb/> in Brünn die merkwürdigſten Gerüchte über unſeren<lb/> braven Genoſſen <hi rendition="#g">And<hi rendition="#aq">ě</hi>l,</hi> und das Brünner Organ<lb/> der czechiſch-national-ſocialen Arbeiterſchaft wußte ſogar<lb/> einige intereſſante Geſchichten von <hi rendition="#g">And<hi rendition="#aq">ě</hi>l</hi> vorzu-<lb/> bringen, die nichts Geringeres bewieſen, als daß er, der<lb/> große Moraliſt, Anhänger der freieſten Liebe war.<lb/> Dies würde ihm indeſſen in den Augen ſeiner Genoſſen<lb/> nur die größte Hochachtung verſchafft haben es geſellten<lb/> ſich aber leider noch andere menſchliche Schwächen hin-<lb/> zu, <hi rendition="#g">Andel</hi> glaubte nämlich, er ſei ſchon im Zukunſts-<lb/> ſtaate und begann zu theilen, und die „Theilerei“<lb/> wird bei der unglaublichen Rückſtändigkeit der meiſten<lb/> Genoſſen für ein großes Vergehen gehalten, und ſo<lb/> kam es, daß das Organ der Brünner Socialdemokraten,<lb/> der <hi rendition="#g">„Volksfreund“</hi> in der Nummer 27 vom<lb/> 14. September folgende <hi rendition="#g">Erklärung</hi> brachte:</p><lb/> <p>„Unter Berufung auf Abſatz 1 der Organiſations-<lb/> ſtatutes der Partei, wonach nur ſolche Perſonen als<lb/> zur Partei gehörig betrachtet werden können, welche ſich<lb/> keiner ehrloſen Handlung ſchuldig gemacht haben, er-<lb/> klärt der gefertigte Executivausſchuß des <hi rendition="#aq">I.</hi> mähriſchen<lb/> Wahlkreiſes, daß er den Karl <hi rendition="#g">Andel</hi> nicht mehr als<lb/> Genoſſen anſehen kann.</p><lb/> <p>Die Ausſchließung wird wie folgt begründet:<lb/> Carl <hi rendition="#g">Andel</hi> war am 18. Juni d. J. bei einer<lb/> Verſammlung in <hi rendition="#g">Wiſchau,</hi> wo ihm ein Betrag<lb/> von 10 fl. 50 kr. zur Unterſtützung der ſtreikenden<lb/> Brünner Textilarbeiter eingehändigt wurde. Andel<lb/> hat jedoch dieſen Betrag nicht abgeführt. Eine Zeit<lb/> darauf wurde die Redaction von den Wiſchauer<lb/> Genoſſen befragt, warum dieſer Betrag nicht quittirt<lb/> erſcheint. Genoſſe Filipinski ſtellte den Andel zur<lb/> Rede, worauf dieſer zur Antwort gab, daß das Geld<lb/> ſofort dem Streikcomité im Arbeiterheim abgeführt wurde.<lb/> Das war jedoch nicht wahr. Da das Geld in den Büchern<lb/> nicht auſzufinden war, geſtand Andel ſchließlich zu,<lb/> daß er es nicht abgeführt habe. Gen. Burian bezahlte<lb/> das Geld dem damaligen Caſſier, zog es dem And<hi rendition="#aq">ě</hi>l<lb/> nachträglich von ſeinem Lohne ab, aber das Geld hatte<lb/> für den Streik, der mittlerweile beendet worden war,<lb/> nicht jenen Werth, den es gehabt hätte, wäre es dem<lb/> Caſſier ſofort abgeführt worden. Die Veruntreuung<lb/> von Streikgeldern beinhaltet eine ſchwere Verletzung<lb/> unſerer Principien und Parteiſtatuten, weshalb kein<lb/> Genoſſe mehr dem And<hi rendition="#aq">ě</hi>l Vertrauen entgegenzubringen<lb/> vermag. In ſeiner Entſchließung fand ſich der gefertigte<lb/> Ausſchuß durch folgende Affaire bekräftigt: Bald<lb/> nach ſeinem Eintritte in die Redaction veruntreute<lb/> And<hi rendition="#aq">ě</hi>l einen Betrag von 18 fl., der ihm im Comité<lb/> für Zeitungen eingehändigt wurde. Schon damals<lb/> hätte er ausgeſchloſſen werden ſollen, aber man begnügte<lb/> ſich mit einem ſtrengen Verweiſe und der Drohung,<lb/> daß er im Wiederholungsfalle unnachſichtlich aus-<lb/> geſchloſſen werden würde. Der gefertigte Ausſchuß<lb/> mußte es verhindern, daß die Partei von Leuten com-<lb/> promittirt werde, welche keinen Unterſchied zwiſchen<lb/> Mein und Dein machen können, und mußte daher den<lb/> And<hi rendition="#aq">ě</hi>l jeder Vertrauensſtellung entkleiden und an die<lb/> Genoſſen die Warnung ergehen laſſen, daß ſie jede<lb/> Verbindung und jeden Contact mit <hi rendition="#g">And<hi rendition="#aq">ě</hi>l</hi><lb/> vermeiden. <hi rendition="#g">Brünn,</hi> am 11. September 1899. —<lb/> Der Executiv-Ausſchuß des <hi rendition="#aq">I.</hi> mähriſchen Wahlkreiſes:<lb/> Aug <hi rendition="#g">Habermann,</hi> Vertrauensmann, Ad. <hi rendition="#g">Bu-<lb/> rian,</hi> Joſef <hi rendition="#g">Dvo<hi rendition="#aq">ř</hi>ak,</hi> Ferd <hi rendition="#g">Fronz,</hi> Joſef<lb/><hi rendition="#g">Kalda,</hi> Joh. <hi rendition="#g">Ku<hi rendition="#aq">č</hi>era,</hi> Franz <hi rendition="#g">Ma<hi rendition="#aq">ř</hi>a,</hi> Alois<lb/><hi rendition="#g">Spera.</hi>“</p><lb/> <p>Die Partei der rothen, corruptionsfreien Welt-<lb/> beglücker hat wirklich Pech. Kaum hat Genoſſe<lb/><hi rendition="#g">Kori<hi rendition="#aq">č</hi>anek</hi> in Wſetin es für gut befunden<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0006]
Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. September 1899 219
zu einer ſofortigen Expedition gegen den
Khalifen getroffen. Der Sirdar iſt mit einer An-
zahl Officiere nach Omdurman abgegangen, woſelbſt
die Einzelheiten bezüglich der Expedition geordnet
werden ſollen. Der Khalif hat ſich in der Nähe von
Dſchebel Gedio feſtgeſetzt. Er hat eine große Gefolg-
ſchaft um ſich. Die Expedition wird vorausſichtlich nur
aus eingeborenen Truppen beſtehen.
Eine Gasexploſion.
Enſchede (Holland), 24. September. Geſtern
Abends fand während eines Concertes im Concertſaale
eine Gasexploſion ſtatt. 12 Perſonen wurden verletzt,
darunter mehrere ſchwer.
Madrid, 24. September. Der Episcopat
richtete an die Königin-Regentin eine Adreſſe, welche
dieſe mit dem Ausdrucke des Dankes für den Beweis
der Anhänglichkeit an den Thron beantwortete.
Madrid. 24. September. Einem Sturme in den
Provinzen Granada, Sevilla und Cartagena fielen auch
Menſchenleben zum Opfer.
Lourenco Marquez, 24. September. Der
Gouverneur von Lourenco Marques erklärte, er habe
keine Information, welche die Nachricht beſtätige, daß
Portugal die Delagoa-Bai an England verpachtet habe.
Gradisca, 25. September. Geſtern fand in
Cormons die feierliche Fahnenweihe des patriotiſchen
Vereines „Auſtria“ ſtatt. Nachmittags trafen mittels
Separatzuges 600 Mitglieder patriotiſcher Vereine mit
Muſikcapellen ein, worauf im Vereinslocale die Ent-
hüllung der Büſte Sr. Majeſtät ſtattfand. Den Schluß
der Feier bildete ein Volksfeſt.
Aus dem Gerichtsſaale.
Der wegen Entehrung und Ermordung
ſeiner Nichte vor dem Troppauer Schwur-
gerichte angeklagte Grundbeſitzer Peregrin Stojar
von Groß-Glockersdorf wurde von den Geſchworenen
mit 10 gegen 2 Stimmen freigeſprochen und
ſofort enthaftet.
Ein Redemptoriſtenprieſter wegen ſeiner
Predigt gegen den Ketzer Huß geklagt. Am
5. Juli d. J. hatte der Přibramer Sokolverein
eine Hußfeier veranſtaltet, wobei ſich der Feſt-
redner, Bezirksſecretär Kalina in Ausfällen gegen
die katholiſche Kirche erging und die Czechen auf-
forderte, wieder Huſſiten zu werden. Der Redempto-
riſtenprieſter P. Franz Nowak auf dem heil. Berge
bei Přibram wies nun in einer Predigt die Hetze des
Huß-Redners zurück und wurde deßhalb von Letzterem
wegen Ehrenbeleidigung geklagt. Die Gerichtsverhand-
lung fand am 11. September ſtatt, mußte aber behufs
Zeugenvernehmung vertagt werden. Als P. Novak
nach Schluß der Verhandlung das Gerichtsgebäude
verließ, brachte eine davor verſammelte Menge Hoch-
rufe auf Huß aus, wogegen die katholiſchen Při-
bramer remonſtrirten.
Vereinsnachrichten.
§ Der katholiſche Geſellenverein von Paris
(236 rue fbg: st. martin), welcher ſtets regen Antheil
an den Vorkommniſſen in Oeſterreich genommen und
Freud’ wie Leid mit dem erhabenen Kaiſerhauſe theilte,
hat den Jahrestag des Hinſcheidens unſerer geliebten
Kaiſerin feierlich begangen. Da es den Mit-
gliedern nicht möglich iſt, ſich während der Woche zu
verſammeln, ſo wurde am 17. d. Früh um 7 Uhr
eine ſtille hl. Meſſe für das Seelenheil der erhabenen
Monarchin geleſen, an der ſich die Mitglieder zahlreich
betheiligten und bei welcher ſich unſere Gebete mit
vielen Millionen Oeſterreichern vereinigt haben. Möge
der liebe Gott ihr die ewige Ruhe geben und unſeren
vielgeliebten Kaiſer noch viele Jahre erhalten!
§ Der Verein für hilfsbedürftige Witwen und
Waiſen veranſtaltet Samſtag den 30. September 1899 ein
großes Wohlthätig keitsfeſt in Seifert’s (vor-
mals Tökes’) Saallocalitäten in Hernals unter dem Pro-
tectorate des Herrn Bezirksvorſtehers Franz Helbling.
Gefällige Mitwirkung des Lerchenfelder Geſangs-Vereines,
das beliebte Waldhorn-Quartett Geſchwiſter Gaſt. — Die
Muſik beſorgt die I. Wiener Soliſtencapelle W. Lang. Nach-
dem das Reinerträgniß den hilfsbedürftigen Witwen und
Waiſen zufließt, wird um zahlreichen Beſuch gebeten.
Sportnachrichten.
Renten für verunglückte Radfahrer. Das deutſche
Reichsverſicherungsamt hat eine für viele Radfahrer ſehr
wichtige Entſcheidung getroffen. Es hat erklärt, das Fahrrad
könne nicht mehr ausſchließlich als Gegenſtand des Sports
angeſehen werden, ſondern ſei ein Verkehrsmittel, das weit
verbreitet ſei und für manche Gewerbebetriebe eine erhebliche
Bedeutung gewonnen habe. Es müſſe ſomit als ein den
Gepflogenheiten der Bevölkerung entſprechendes Beförderungs-
mittel anerkannt werden, weshalb ſolchen Gewerbetre benden,
die in ihrem Beruf ein Fahrrad benützten und dabei ver-
unglückten, Renten zuzubilligen ſeien.
Wiener Athletikſport-Club. Sonntag, den 22. Oc-
tober 1899 findet ein internationales Wett-
Schwimm- und Spring-Meeting im Diana-
bade ſtatt. Meldungen zu den Concurrenzen ſind brieflich
mit der äußeren Bezeichnung „Meldung zum Wettſchwimmen“
unter Beifügung der Emſätze bis längſtens Sonntag, den
15. October 1899, 12 Uhr Mittags, an die Leitung des
W. A. C., 1. Bez., Himmelpfortgaſſe 23, zu richten. Even-
tuelle Vorkämpfe zum Waſſerballſpiel finden Samſtag, den
21. October, Abends 8 Uhr, im Dianabade ſtatt. Die Länge
der Schwimmbahn beträgt 34 Meter. Das Waſſer iſt ſtrom-
frei. Anfang des Meetings ½4 Uhr Nachmittags.
Gewerbe- und Handelskammer-Proteſte.
Gleich der Reichenberger Handels- und
Gewerbekammer haben ſoeben auch die Handels- und
Gewerbekammern von Salzburg, Eger und
Leoben Proteſte gegen den mittelſt des § 14 zu
Stande gebrachten Ausgleichs mit Ungarn und die
innerpolitiſchen Wirrſale beſchloſſen.
Die Salzburger Handelskammer erklärt,
ſie ſpreche im wirthſchaftlichen Intereſſe des Landes
ihr tiefes Bedauern darüber aus, daß die Re-
gierung den Ausgleich mit Ungarn abgeſchloſſen
habe, ohne die gegen die Ausgleichsvorlagen im Ab-
geordnetenhauſe erhaltenen gewichtigen Einwendungen
und hervorragende Intereſſen des öſterreichiſchen
Handels und Gewerbes zu berückſichtigen, und daß
hiebei ſtatt der parlamentariſchen Erledigung der
§ 14 zur Anwendung gelangt ſei. Die Kammer
legt Verwahrung gegen die gleichfalls durch Anwendung
des § 14 ermöglichte Erhöhung der wichtigſten in-
directen Steuern ein, welche, wie beſonders die Er-
höhung der Abgaben auf Zucker und Petroleum, im
Widerſpruch ſtehe mit dem Geiſte und Zwecke der Reform
der indirecten Steuern, und vor Allem die weniger be-
mittelten Schichten der Bevölkerung unverhältniß-
mäßig belaſte. Die Kammer erwartet, daß der
Reichsrath eheſtens wieder zu ſeiner verfaſſungs-
mäßigen Thätigkeit einberufen, und daß ſeine Arbeits-
fähigkeit durch gebührende Beachtung der geſchicht-
lichen und culturellen Bedeutung der Deutſchen
Oeſterreichs ſichergeſtellt werde.
Der Proteſt der Egerer Handelskammer erklärt,
daß dieſe nur der Stimmung der Bevölkerung Ausdruck
gebe, wenn ſie öffentlich bedauere, daß es zum Schaden
der heimiſchen Volkswirthſchaft dem Parlamente nicht
gegönnt war, auf die Ausgleichsverhandlungen mit
Ungarn ſeinen verfaſſungsmäßigen Einfluß zu üben.
Sie proteſtirt gegen die Erneuerung des Ausgleichs,
ſowie gegen die Einführung neuer drückender Conſum-
ſteuern auf Grund des § 14.
Die Leobener Handelskammer weiſt in threm
Proteſte auf die erfolgreiche Colonialpolitik anderer
Staaten hin, während wir in Oeſterreich uns inzwiſchen
in unfruchtbaren Partei- und Nationalitäten Kämpfen
zerfleiſchen. „Indem die Regierung ſich fortgeſetzt
weigert, jenen Schritt zu thun, der einzig und allein
die Heilung unſerer öffentlichen Verhältniſſe
herbeizuführen geeignet wäre, nämlich die Sprachen-
verordnungen aufzuheben und den Ent-
wurf eines Sprachengeſetzes, welches die
deutſche Staatsſprache zur Grundlage hat, einzu-
bringen, ſchafft ſie ſelbſt die Hinderniſſe einer erſprieß-
lichen Thätigkeit unſerer geſetzgebenden Körperſchaften.
Indem ſie ſelbſt die Volksvertreter nach Hauſe ſchickt,
iſt ſie nicht berechtigt, unſere Zeit als ſolche anzuſehen,
wo der Reichsrath nicht verſammelt iſt. Ein ſolche Si-
tuation hat der Geſetzgeber bei der Styliſirung des § 14
des Geſetzes vom 21. December 1866 gewiß nicht ins
Auge gefaßt. Die verderblichen Folgen des erörterten
Syſtems zeigen ſich insbeſondere auch auf wirthſchaft-
lichem Gebiete. Mit Hilfe des § 14 ſei eine für die
öſterreichiſche Induſtrie und den öſterreichiſchen Handel
ſehr wichtige Frage, der Ausgleich mit Ungarn, in
einer Weiſe erledigt worden, die keine Gewähr für die
Stabilität unſerer wirthſchaftlichen Verhältniſſe
zu den Ländern der ungariſchen Krone bietet.
Wenn es die Regierung unternimmt, ſo wichtige Staats-
angelegenheiten mit Zuhilfenahme des § 14 zu regeln,
ſo ſpricht die Leobener Handels- und Gewerbekammer
ihre Ueberzeugung dahin aus, daß durch einen ſolchen
Vorgang, der als ein mit dem Geiſte der Staats-
grundgeſetze im Widerſpruche ſtehender bezeichnet werden
muß, unſere wirthſchaftlichen Intereſſen aufs tiefſte ge-
ſchädigt werden.“
Zu den Erſatzwahlen für die Erwerb-
ſteuer-Commiſſionen.
Am 16., 19., 22. und 24. October finden die Er-
ſatzwahlen für die Erwerbſteuer-Commiſſionen aus der
IV., III., II. und I. Steuerclaſſe ſtatt.
Der II. Genoſſenſchaftsverband veranſtaltet aus
dieſem Anlaſſe am 27. September, Abends
7 Uhr, im Sitzungsſaale des alten Rathhauſes, 1. Bez.,
Wipplingerſtraße, eine Verſammlung, zu welcher die
Genoſſenſchaftsvorſteher und Herren Bezirksvorſteher
der chriſtlich-ſocialen Partei eingeladen wurden, um
über die Aufſtellung von geeigneten Candidaten ſchlüſſig
zu werden.
Wer die Erfahrungen der letzten zwei Jahre zu
Rathe zieht, wird über die Bedeutung dieſer Wahlen
vollſtandig im Klaren ſein und es empfiehlt ſich daher
ganz beſonders, der Verſammlung auzuwohnen. In
dieſer Verſammlung werden auch Informationen über
die Ausfüllung der Fragebögen betreffend die Pro-
ductionsſtatiſtik gegeben werden. Wir ſtehen nämlich
vor neuen Handelsverträgen, und es iſt
daher von ganz beſonderer Wichtigkeit, daß die ge-
werblichen Kreiſe über die vorerwähnten Frage-
bögen und die Ausfüllung derſelben unter-
richtet werden.
Der II. Gewerbegenoſſenſchaftsverband: Johann
Jedlička, Obmann, E. Schneider, Schrift-
führer.
Einen Streik der Handelsgehilfen
möchten gerne die jüdiſchen Genoſſen anzetteln. Sie
hielten zu dieſem Zwecke geſtern eine Verſammlung
von Handelsangeſtellten im Prater ab, zu der aber das
größte Contingent die Geſchäftsdiener und jene
„Handelsangeſtellten“ entſendet hatten, welche als
„Leutechapper“ eine nothwendiges Requiſit der jüdiſchen
Geſchäfte a la Judengaſſe bilden. In dieſer etwas
ſehr gemiſchten Verſammlung wurde über den Reichs-
raths-Abgeordneten Axmann und die geſammte chriſt-
lich-ſociale Partei das Vernichtungsurtheil geſprochen.
Es wurde von einem Redner empfohlen, am nächſten
Sonntag, an dem die Sommer-Sonntagsruhe für die
Handelsgeſchäfte aufhört, einen Streik der Handelsgehilfen
zu inſceniren. Der Antrag wurde aber nicht angenom-
men, weil, wie ein anderer Redner betonte, nur ein
Theil der Handelsangeſtellten ſich dem Streik anſchließen
würde. Der jüdiſche Referent wußte nämlich ganz
genau, daß die chriſtlichen Handelsgehilfen eine ſolche
Art der Selbſthilfe perhorresciren. Es wurde ſchließlich
eine Reſolution angenommen, in der gefordert wird,
daß die Sonntagsruhe beim Handelsgewerbe auf alle
Sonntage ausgedehnt werde.
Von der Partei der rotheu, „corruptions-
freien“ Weltbeglücker.
Man ſchreibt uns: In Brünn gehörte zu den
hervorragendſten Führern der ſocialdemokratiſchen
Partei „Genoſſe“ Carl Anděl. Er war den Brünner
Genoſſen ſo lieb, ſo werth und ſo „theuer“, wie etwa
Schuhmeier den Wiener Genoſſen, er verſtand es
nämlich geradeſo wie ſein Wiener Vorbild, viel von
dem „wahren“ Chriſtenthum, das die Genoſſen jetzt
gepachtet haben, zu erzählen, er donnerte fünfmal in
der Woche in Verſammlungen als Referent gegen die
Chriſtlichſocialen, er nannte ſie Räuber, Diebe ꝛc. und
betheuerte, daß er und die Genoſſen doch beſſere
Menſchen ſeien. Seit einiger Zeit verbreiteten ſich nun
in Brünn die merkwürdigſten Gerüchte über unſeren
braven Genoſſen Anděl, und das Brünner Organ
der czechiſch-national-ſocialen Arbeiterſchaft wußte ſogar
einige intereſſante Geſchichten von Anděl vorzu-
bringen, die nichts Geringeres bewieſen, als daß er, der
große Moraliſt, Anhänger der freieſten Liebe war.
Dies würde ihm indeſſen in den Augen ſeiner Genoſſen
nur die größte Hochachtung verſchafft haben es geſellten
ſich aber leider noch andere menſchliche Schwächen hin-
zu, Andel glaubte nämlich, er ſei ſchon im Zukunſts-
ſtaate und begann zu theilen, und die „Theilerei“
wird bei der unglaublichen Rückſtändigkeit der meiſten
Genoſſen für ein großes Vergehen gehalten, und ſo
kam es, daß das Organ der Brünner Socialdemokraten,
der „Volksfreund“ in der Nummer 27 vom
14. September folgende Erklärung brachte:
„Unter Berufung auf Abſatz 1 der Organiſations-
ſtatutes der Partei, wonach nur ſolche Perſonen als
zur Partei gehörig betrachtet werden können, welche ſich
keiner ehrloſen Handlung ſchuldig gemacht haben, er-
klärt der gefertigte Executivausſchuß des I. mähriſchen
Wahlkreiſes, daß er den Karl Andel nicht mehr als
Genoſſen anſehen kann.
Die Ausſchließung wird wie folgt begründet:
Carl Andel war am 18. Juni d. J. bei einer
Verſammlung in Wiſchau, wo ihm ein Betrag
von 10 fl. 50 kr. zur Unterſtützung der ſtreikenden
Brünner Textilarbeiter eingehändigt wurde. Andel
hat jedoch dieſen Betrag nicht abgeführt. Eine Zeit
darauf wurde die Redaction von den Wiſchauer
Genoſſen befragt, warum dieſer Betrag nicht quittirt
erſcheint. Genoſſe Filipinski ſtellte den Andel zur
Rede, worauf dieſer zur Antwort gab, daß das Geld
ſofort dem Streikcomité im Arbeiterheim abgeführt wurde.
Das war jedoch nicht wahr. Da das Geld in den Büchern
nicht auſzufinden war, geſtand Andel ſchließlich zu,
daß er es nicht abgeführt habe. Gen. Burian bezahlte
das Geld dem damaligen Caſſier, zog es dem Anděl
nachträglich von ſeinem Lohne ab, aber das Geld hatte
für den Streik, der mittlerweile beendet worden war,
nicht jenen Werth, den es gehabt hätte, wäre es dem
Caſſier ſofort abgeführt worden. Die Veruntreuung
von Streikgeldern beinhaltet eine ſchwere Verletzung
unſerer Principien und Parteiſtatuten, weshalb kein
Genoſſe mehr dem Anděl Vertrauen entgegenzubringen
vermag. In ſeiner Entſchließung fand ſich der gefertigte
Ausſchuß durch folgende Affaire bekräftigt: Bald
nach ſeinem Eintritte in die Redaction veruntreute
Anděl einen Betrag von 18 fl., der ihm im Comité
für Zeitungen eingehändigt wurde. Schon damals
hätte er ausgeſchloſſen werden ſollen, aber man begnügte
ſich mit einem ſtrengen Verweiſe und der Drohung,
daß er im Wiederholungsfalle unnachſichtlich aus-
geſchloſſen werden würde. Der gefertigte Ausſchuß
mußte es verhindern, daß die Partei von Leuten com-
promittirt werde, welche keinen Unterſchied zwiſchen
Mein und Dein machen können, und mußte daher den
Anděl jeder Vertrauensſtellung entkleiden und an die
Genoſſen die Warnung ergehen laſſen, daß ſie jede
Verbindung und jeden Contact mit Anděl
vermeiden. Brünn, am 11. September 1899. —
Der Executiv-Ausſchuß des I. mähriſchen Wahlkreiſes:
Aug Habermann, Vertrauensmann, Ad. Bu-
rian, Joſef Dvořak, Ferd Fronz, Joſef
Kalda, Joh. Kučera, Franz Mařa, Alois
Spera.“
Die Partei der rothen, corruptionsfreien Welt-
beglücker hat wirklich Pech. Kaum hat Genoſſe
Koričanek in Wſetin es für gut befunden
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