Reichspost. Nr. 179, Wien, 08.08.1905.179 Wien, Dienstag Reichspost 8. August 1905 [Spaltenumbruch] Streiflichter. Eine reichsdeutsche Ehestatistik. Wir haben kürzlich die Ziffern der Ehe- Sich auf den Mund geschlagen. Durch verschiedene deutschvolkliche Blätter Sehr richtig, diese Wahrheit ist unumstößlich. Zur Fleischtenerung. Die Aktion der Kommune. Die Bevölkerung von Wien hat nach der Er- Die kommunale Aktion besteht laut Stadt- 1. Die Großschlächterei-Aktiengesellschaft wird 2. Der Magistrat wird beauftragt, mit jenen 3. Der Magistrat wird beauftragt, nach den Im großen und ganzen war der Haupt- [Spaltenumbruch] Kleines Feuilleton. Eine Hüttenwirtin. Am 4. d. ist die * Der Kongreß der Zauberer. Aus Aus dem russischen Hofleben. Frau Die Theaternamen. Eine sehr berechtigte 179 Wien, Dienstag Reichspoſt 8. Auguſt 1905 [Spaltenumbruch] Streiflichter. Eine reichsdeutſche Eheſtatiſtik. Wir haben kürzlich die Ziffern der Ehe- Sich auf den Mund geſchlagen. Durch verſchiedene deutſchvolkliche Blätter Sehr richtig, dieſe Wahrheit iſt unumſtößlich. Zur Fleiſchtenerung. Die Aktion der Kommune. Die Bevölkerung von Wien hat nach der Er- Die kommunale Aktion beſteht laut Stadt- 1. Die Großſchlächterei-Aktiengeſellſchaft wird 2. Der Magiſtrat wird beauftragt, mit jenen 3. Der Magiſtrat wird beauftragt, nach den Im großen und ganzen war der Haupt- [Spaltenumbruch] Kleines Feuilleton. Eine Hüttenwirtin. Am 4. d. iſt die * Der Kongreß der Zauberer. Aus Aus dem ruſſiſchen Hofleben. Frau Die Theaternamen. Eine ſehr berechtigte <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0009" n="9"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">179 Wien, Dienstag Reichspoſt 8. Auguſt 1905</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Streiflichter.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine reichsdeutſche Eheſtatiſtik.</hi> </head><lb/> <p>Wir haben kürzlich die Ziffern der Ehe-<lb/> ſchließungen in Wien mitgeteilt, die ſich ſeit<lb/> Jahren ziemlich gleichmäßig auf derſelben Höhe<lb/> halten. In Deutſchland iſt das Zählungsergebnis<lb/> nicht ſo günſtig. Danach ermäßigte ſich, während<lb/> auf je 1000 Einwohner in den Jahren 1899 und<lb/> 1900 durchſchnittlich 8·5 Eheſchließungen entfielen,<lb/> dieſer Satz in den beiden folgenden Jahren auf<lb/> 8·2 und 7·92. Im Jahre 1903 war die Zahl<lb/> 7·91 vom Tauſend. Man iſt mancherorts geneigt,<lb/> für dieſen Rückgang der Eheſchließungen die<lb/> Frauen-Emanzipation verantwortlich zu machen.<lb/> Profeſſor Gotthold Schellenberg richtet in Bezug<lb/> auf die Emanzipation beherzigenswerte Worte in<lb/> der „Straßburger Poſt“ an eine Mutter. Scharf<lb/> beleuchtet er den Kampf, den die Frauenrechtle-<lb/> rinnen führen, um die Frau in allen Berufen<lb/> dem Manne gleichzuſetzen. Profeſſor Schellen-<lb/> berg iſt wohl durchaus kein unbedingter<lb/> Gegner des Frauenſtudiums, aber er<lb/> möchte es nur als Ausnahme gelten laſſen. Die<lb/> Frau ſoll gewiß als ein geiſtig ebenbürtiges<lb/> Weſen an der Seite des Mannes ſtehen; aber ſo<lb/> lange der phyſiologiſche Unterſchied beſtehe, ſei<lb/> eine praktiſche Gleichſtellung eine Utopie. Die<lb/> Frau ſoll nicht ſtudieren, ſondern heiraten. —<lb/> Man ſoll die Frau nicht ſtudieren laſſen, damit<lb/> ſie eventuell einem ebenfalls ſtudierten Manne<lb/> gefalle. Denn der würde ſie doch nicht ihrer Ge-<lb/> lehrſamkeit wegen nehmen, ſondern wegen ihrer<lb/> ſonſtigen Eigenſchaften. Ganz unrichtig ſei die<lb/> Auffaſſung, daß das Studium für die Frau<lb/> ſpäter einmal als Mutter von Gymnaſiaſten von<lb/> beſonderem Vorteil ſein könne. „Wer ſeine<lb/> Kinder ohne Latein nicht erziehen kann, der<lb/> bringt es auch nicht mit Latein fertig. Wenn<lb/> ſich einzelne geiſtig und körperlich günſtig<lb/> veranlagte Mädchen dem Studium widmen wollen,<lb/> ſo iſt nichts dagegen einzuwenden, im allgemeinen<lb/> rate ich ab.“ Und ſo ſollen denn die Töchter in<lb/><hi rendition="#g">erſter Linie für die Ehe</hi> erzogen werden.<lb/> Das ſoll aber nicht heißen, daß ſie nun die Zeit<lb/> bis zu ihrer Verheiratung mit unnützen Dingen<lb/> toiſchlagen ſollen. Gewiß mag ſie ſich einem<lb/> Beruf ergeben, aber nur einen, der ihrer Neigung<lb/> entſpricht, und der auch der ſpeziell weiblichen<lb/> Veranlagung näher kommt. Da iſt das<lb/> Lehrerinnenſeminar, da ſind — wenn Talent vor-<lb/> handen iſt — die ſchönen Künſte; und in reiferem<lb/> Alter iſt auch die Erlernung der Krankenpflege<lb/> ratſam. Vor allem aber das Studium des<lb/> Haushalts. Man denke nur ja nicht<lb/> gering von der Arbeit des Hauſes, als<lb/> ſei ſie einer Frau von Geiſt unwürdig.<lb/><cb/> Auch ein großer Teil des Dienſtbotenjammers<lb/> habe ſeinen Grund darin, daß die Frau vielfach<lb/> vom Mädchen Dinge verlangt, die ſie nicht ver-<lb/> ſteht. Scharf geht Schellenberg gegen die Mütter<lb/> vor, die ihre Töchter um jeden Preis an den<lb/> Mann bringen wollen: „Zum Heiraten kommt<lb/> man am beſten durch Vorbereitung zum Nicht-<lb/> heiraten. Ihre Tochter ſoll heiraten, aber nicht<lb/> heiraten <hi rendition="#g">müſſen.</hi>“ Und darum ſei es notwendig,<lb/> die Erziehung ſo zu geſtalten, daß das Mädchen<lb/> einmal auf eigenen Füßen ſtehen kann. Doch nicht<lb/> nur die Töchter ſollen für die Ehe erzogen werden,<lb/> auch die Söhne. „Am beſten erreichen wir das,<lb/> indem wir ihnen <hi rendition="#g">das Beiſpiel einer guten<lb/> Ehe</hi> vorleben.“</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Sich auf den Mund geſchlagen.</hi> </head><lb/> <p>Durch verſchiedene deutſchvolkliche Blätter<lb/> geht jetzt eine tiefweiſe Betrachtung der Vorgänge<lb/> in Traiſen. Es heißt da mit Hinweis darauf,<lb/> daß Kroaten und Slovaken derzeit den Beſtand<lb/> der Arbeiter in jener Fabriken ausmachen: „Der<lb/> Slave tritt ſofort an die Stelle des deutſchen<lb/> Arbeiters und ringt ihn nieder. Wenn den<lb/> türkiſchen Zuſtänden im Streikgebiet nicht ein<lb/> raſches Ende gemacht wird, ſo werden ſich in<lb/> dieſer urdeutſchen Gegend ſehr bald ſlaviſche An-<lb/> ſiedler bemerkbar machen, die nie mehr fortzu-<lb/> bringen ſind. In der Weiſe wurden in den letzten<lb/> Jahrzehnten Tauſende von deutſchen Orten von<lb/> Slaven übervölkert und blühende deutſche Indu-<lb/> ſtriebezirke, in denen Eintracht und bürgerlicher<lb/> Wohlſtand herrſchte, in von erbitterten nationalen<lb/> Kämpfen umſtrittene Gebiete umgewandelt.“</p><lb/> <p>Sehr richtig, dieſe Wahrheit iſt unumſtößlich.<lb/> Merkwürdig iſt nur, daß derjenige, der nach<lb/> Traiſen die ſlaviſchen Arbeiter gerufen hat, Herr<lb/> Fabrikant Lenz, der Führer der deutſchvolklichen<lb/> Abfallsbewegung im Traiſentale war. Die Anklage<lb/> der deutſchnationalen Preſſe iſt alſo gegen einen<lb/> ihrer intimen Geſinnungsgenoſſen gerichtet.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="fleischteuerung1" next="#fleischteuerung2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zur Fleiſchtenerung.<lb/> Die Aktion der Kommune.</hi> </head><lb/> <p>Die Bevölkerung von Wien hat nach der Er-<lb/> höhung der Fleiſchpreiſe eine Aktion der Kommune<lb/> erwartet und ſie iſt nicht enttäuſcht worden. Der<lb/> unſerem Bürgermeiſter eigenen Raſchheit und<lb/> kräftigen Initiative iſt es zu danken, daß bereits<lb/> ein energiſcher Schritt gegen die Verteuerer unter-<lb/> nommen wird. Vorläufig wenigſtens iſt ihnen ein<lb/> „Bisherund nicht weiter“ zugerufen. Allerdings konnte<lb/> eine momentane Herabſetzung der Fleiſchpreiſe<lb/> durch die Kommune nicht durchgeführt werden,<lb/> allein es läßt ſich die Hoffnung ausſprechen, daß<lb/> eine Herabſetzung erfolgen und eine abermalige<lb/><cb/> Preisſteigerung — wie ſie von den Fleiſchhauern<lb/> bereits angedroht worden iſt — unmöglich ge-<lb/> macht wird.</p><lb/> <p>Die kommunale Aktion beſteht laut Stadt-<lb/> ratsbeſchluß in der <hi rendition="#g">Errichtung von Detail-<lb/> ver kaufsſtänden</hi> der Großſchlächterei-Aktien-<lb/> geſellſchaft; ferner wird mit jenen Fleiſchhauern,<lb/> die <hi rendition="#g">auf Gemeindegründen</hi> ihre Stände be-<lb/> treiben, verhandelt werden und ſchließlich ein<lb/><hi rendition="#g">Verzeichnis</hi> jener Fleiſchhauer angelegt werden,<lb/> die in ungerechtfertigter Weiſe die Preiſe hinauf-<lb/> geſchraubt haben. Die Beſchlüſſe lauten:</p><lb/> <p>1. Die Großſchlächterei-Aktiengeſellſchaft wird<lb/> aufgefordert, mit der Errichtung von <hi rendition="#g">Detail-<lb/> fleiſchverkaufsſtänden</hi> in den einzelnen<lb/> Bezirken, in erſter Linie im 10., 16. und 20. Be-<lb/> zirke, eheſtens vorzugehen und wird die Gemeinde<lb/> die erforderlichen Plätze gegen den üblichen Pacht-<lb/> zins zur Verfügung ſtellen.</p><lb/> <p>2. Der Magiſtrat wird beauftragt, mit jenen<lb/> Fleiſchhauern und Fleiſchverſchleißern, welche ihre<lb/> Stände auf <hi rendition="#g">Gemeindegründen</hi> betreiben,<lb/> zu verhandeln, damit keine ungerechtfertigten<lb/><hi rendition="#g">Preiserhöhungen</hi> von denſelben vorgenom-<lb/> men werden, und über das Ergebnis an den<lb/> Magiſtrat zu berichten.</p><lb/> <p>3. Der Magiſtrat wird beauftragt, nach den<lb/> einzelnen Bezirken <hi rendition="#g">namentliche Verzeich-<lb/> niſſe</hi> der Fleiſchhauer und Fleiſchverſchleißer<lb/> anzulegen und bei jedem anzugeben, ob eine<lb/> ungerechtfertigte Preiserhöhung des Fleiſches in<lb/> ſeinem Verkaufsſtande vorgenommen wurde oder<lb/> ob die Preiſe konſtant geblieben ſind.</p><lb/> <p>Im großen und ganzen war der Haupt-<lb/> grund, der dieſe Beſchlüſſe ſchuf, die Erkenntnis<lb/> des <hi rendition="#g">Mangels der Berechtigung</hi> der Fleiſch-<lb/> hauer, neuerlich, nach den Steigerungen im April,<lb/> Mai und Juni, die Preiſe zu erhöhen. Im April<lb/> und Mai wer der Preis für das Kilogramm<lb/> Rindfleiſch um fünf Heller an einzelnen Ständen<lb/> erhöht worden. Im Juni waren 196 Verkaufs-<lb/> ſtellen dieſem Beiſpiele gefolgt und hatten wohl<lb/> als „Entſchädigung“ dafür, daß ſie nicht ſchon<lb/> im April ihren Kunden höhere Preiſe vorge-<lb/> ſchrieben hatten, die Preiſe um acht bis zehn Heller<lb/> erhöht. Und nun im Anguſt ließen weitere 226<lb/> Fleiſchhauer, beziehungsweiſe Fleiſchverſchleißer<lb/> eine Preiserhöhung eintreten, die ſich mit 20, 30,<lb/> ſogar 40 Heller per Kilogramm beziffert. Dieſe<lb/><hi rendition="#g">Steigerung</hi> iſt nun nach Angaben der Vertreter<lb/> der Aktien-Großſchlächterei nicht gerechtfertigt,<lb/> denn <hi rendition="#g">ſie wäre zu vermeiden geweſen,<lb/> wenn die Fleiſchhauer ihren Bedarf<lb/> bei der Großſchlächterei decken</hi> wollten.<lb/> Aber das wollen ſie nicht und ſie haben ſich auf<lb/> dieſe Weiſe eine Rechnung zuſammengeſtellt, die<lb/> von der Bevölkerung bezahlt werden ſoll. Das</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Kleines Feuilleton.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine Hüttenwirtin.</hi> </head> <p>Am 4. d. iſt die<lb/> Wirtin der „Göſtingerhütte“ bei Graz hochbetagt<lb/> geſtorben. Von ihr erzählt ein Touriſt in der<lb/> „G. Tp.“ einige nicht üble Anekdoten: Zur Zeit,<lb/> als das Stubenberghaus auf dem Schöckel noch<lb/> nicht eröffnet war, pflegten manche Touriſten<lb/> eine ſogenannte „Krainerwurſt“, mitzunehmen, um<lb/> ſie ſich in der „Göſtingerhütte“, die ſehr be-<lb/> ſcheidene Unterkunft bot, wärmen zu laſſen. Einſt<lb/> ſaßen einige Gäſte in der niedrigen Stube, denen<lb/> ſich bald ein weiterer zugeſellte. Der zuletzt Ge-<lb/> kommene entnahm ſeinem Ruckſack eine geſelchte<lb/> Wurſt und bat die alte Frau, ſie ihm heiß zu<lb/> machen. „Gebn S’ nur her, i hab eh grad a<lb/> Teewaſſer aufgeſtellt!“ So bekamen die einen ihren<lb/> „geſelchten“ Tee, in dem die Fettaugen herum-<lb/> ſchwammen, der andere eine „Teewurſt“. Es ſoll<lb/> ihnen aber nicht geſchadet haben. — Einſt erklomm<lb/> ein Berliner die Alm. Er hätte gern etwas zu<lb/> eſſen beſtellt, wußte aber als Fremder nicht recht,<lb/> was er begehren ſollte. Da ſah er, wie ſich ein<lb/> anderer Bergſteiger Schwarzbrot mit Butter<lb/> ſchmecken ließ. „Sie jute Frau, jeben Se mir och<lb/> mal ſo’ ne Butterſtulle!“ ſprach er die Alte an.<lb/> Die Göſtingermutter rührte ſich nicht. „Nanu,<lb/> haben Se nich jehört? Ick möchte och mal ſone<lb/> Butterſtulle haben!“ Die Angeredete blickte den<lb/> Berliner groß an, ſchüttelte den Kopf und ſtrickte<lb/> weiter. „Jetzt möchte ick doch wiſſen, ob ick ſone<lb/> Butterſtulle kriejen kann oder nich!“ Nun kam<lb/> Leben in die Alte. „Sö, wann S’ auf die Olm<lb/> gengan, müaßn S’ deutſch reden. Ihna Kaudawelſch<lb/> vaſteh i net!“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Der Kongreß der Zauberer.</hi> </head> <p>Aus<lb/> London wird uns berichtet: Man lieſt bisweilen<lb/><cb/> in Märchen, daß die Zauberer ſich an irgend<lb/> einem unterirdiſchen Ort oder auf der Höhe eines<lb/> nie betretenen Berges verſammeln, um über die<lb/> Geſchicke der armen Menſchenkinder Gericht zu<lb/> halten. Dieſe Phantaſie der Märchen wird jetzt in<lb/> London zur Wahrheit. Zauberer kommen von<lb/> Weſten, von Süden, aus allen Teilen der Welt<lb/> und ſchließen ſich zu einer Geſellſchaft zuſammen,<lb/> die der Nachwelt unter dem Namen „Der Magier-<lb/> kreis von Großbritannien“ bekannt ſein wird.<lb/> Freilich ſind dieſe Zauberer nur „Profeſſoren der<lb/> Geheimkünſte“, Taſchenſpieler und Jongleure, die,<lb/> wie es in ihrem Programme heißt, „eine Ver-<lb/> einigung der Magier aus allen Ländern erſtreben,<lb/> um ihre Kunſt zu vervollkommen und ſie auf die<lb/> Höhe einer der ernſten Wiſſenſchaft zu heben“. Die<lb/> Geſellſchaft wird ihre wöchentlichen Zuſammen-<lb/> künfte haben, in der die Zauberer, fern von<lb/> profanen Augen, ihre neuen Tricks bereden, ihre<lb/> Geſchicklichkeit gegenſeitig bewundern und ihre gemein-<lb/> ſamen Intereſſen vertreten. Dieſer Tage fand die<lb/> Hauptverſammlung ſtatt. Ein großer Saal war<lb/> angefüllt mit den berühmteſten Beſchwörern,<lb/> Magiern und Illuſionskünſtlern, die man heut-<lb/> zutage bewundert, mit Leuten, die Papierblumen<lb/> aus dem Nichts hervorblühen laſſen, Goldſtücke<lb/> und Meerſchweinchen aus der Luft herunterholen,<lb/> eine Dame verſchwinden laſſen und durch einen<lb/> Schuß mit der Piſtole die Beſucher der Galerie<lb/> in ſchauernde Ehrfurcht verſetzen. Trotzdem verlief<lb/> der Kongreß in völlig ruhiger und ſachgemäßer<lb/> Weiſe, von keinem außergewöhnlichen und zauber-<lb/> haften Ereignis unterbrochen. Weder Meer-<lb/> ſchweinchen noch Goldſtücke fielen herunter. Der<lb/> Vorſitzende äußerte ſich dahin, daß der Haupt-<lb/> zweck der Verſammlung ſei, den häufig auftreten-<lb/> den Verſuchen entgegenzuſteuern, die das Publikum<lb/> mit den Methoden der Zauberkunſt bekannt zu<lb/> machen ſuchen. Es wurde folgende Reſolution an-<lb/><cb/> genommen: „Jedes Mitglied des ‚Magierkreiſes‘,<lb/> das einen Zaubertrick dem Publikum in irgend<lb/> einer Weiſe enthüllt, ſoll ausgeſtoßen werden“.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Aus dem ruſſiſchen Hofleben.</hi> </head> <p>Frau<lb/> M. Eagar, welche ſechs Jahre die Stelle einer<lb/> Gouvernante am gegenwärtigen ruſſiſchen Hofe<lb/> einnahm, erzählt in der engliſchen Monatsſchrift<lb/><hi rendition="#aq">„The leisure hour“</hi> („Müßige Stunden) eine<lb/> Reihe außerordentlich intereſſanter Erinnerungen.<lb/> Einen großen Teil der Erinnerungen nimmt<lb/> ganz ſelbſtverſtändlich das Leben der kaiſerlichen<lb/> Kinder und deren Spielgenoſſen ein. Aber auch<lb/> an anderen Epiſoden aus dem ruſſiſchen Hof-<lb/> leben iſt die Veröffentlichung der Frau Eagar<lb/> reich genug. So erzählt die Dame beiſpiels-<lb/> weiſe folgendes von einer großen Hoffeſtlichkeit:<lb/> „Die Saiſon des Jahres 1903 war außerordent-<lb/> lich glänzend. Ihr größtes Ereignis war<lb/> der berühmte Koſtümball, welcher zuerſt<lb/> in dem alten Teil des Winterpalaſtes<lb/> gegeben, und dann auf Wunſch verſchiedener Ge-<lb/> ſandtſchaften im neuen Teil des Palaſtes wieder-<lb/> holt wurde. Alle Anweſenden trugen Koſtüme wie<lb/> ſie zur Zeit des Kaiſers Alexis, des Vaters<lb/> Peters des Großen getragen wurden. Die Kaiſerin<lb/> hatte ſich wie Alexis erſte Frau gekleidet und<lb/> ihre Hofdamen hatten ihre Trachten auf Grund<lb/> alter Gemälde und Koſtüme anfertigen laſſen, die<lb/> zu jener Zeit am Hofe getragen wurden. Das<lb/> Kleid der Kaiſerin war geradezu wundervoll. Es<lb/> war mit Gold und echten Perlen garniert, die<lb/> ganze Vorderſeite war mit koſtbaren Steinen<lb/> geſchmückt und zwei ſtarke Perlenſchnüre hingen<lb/> von jeder Seite herab. Kleid und Juwelen hatten<lb/> zuſammen einen Wert von <hi rendition="#g">über eine Million<lb/> Rubel.</hi> </p> </div><lb/> <div xml:id="theaternamen1" next="#theaternamen2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Theaternamen.</hi> </head> <p>Eine ſehr berechtigte<lb/> Kritik knüpft die „Nordd. Allgem. Ztg.“ an die<lb/> Vorliebe mancher Bühnenkünſtlexinnen für merk-</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [9/0009]
179 Wien, Dienstag Reichspoſt 8. Auguſt 1905
Streiflichter.
Eine reichsdeutſche Eheſtatiſtik.
Wir haben kürzlich die Ziffern der Ehe-
ſchließungen in Wien mitgeteilt, die ſich ſeit
Jahren ziemlich gleichmäßig auf derſelben Höhe
halten. In Deutſchland iſt das Zählungsergebnis
nicht ſo günſtig. Danach ermäßigte ſich, während
auf je 1000 Einwohner in den Jahren 1899 und
1900 durchſchnittlich 8·5 Eheſchließungen entfielen,
dieſer Satz in den beiden folgenden Jahren auf
8·2 und 7·92. Im Jahre 1903 war die Zahl
7·91 vom Tauſend. Man iſt mancherorts geneigt,
für dieſen Rückgang der Eheſchließungen die
Frauen-Emanzipation verantwortlich zu machen.
Profeſſor Gotthold Schellenberg richtet in Bezug
auf die Emanzipation beherzigenswerte Worte in
der „Straßburger Poſt“ an eine Mutter. Scharf
beleuchtet er den Kampf, den die Frauenrechtle-
rinnen führen, um die Frau in allen Berufen
dem Manne gleichzuſetzen. Profeſſor Schellen-
berg iſt wohl durchaus kein unbedingter
Gegner des Frauenſtudiums, aber er
möchte es nur als Ausnahme gelten laſſen. Die
Frau ſoll gewiß als ein geiſtig ebenbürtiges
Weſen an der Seite des Mannes ſtehen; aber ſo
lange der phyſiologiſche Unterſchied beſtehe, ſei
eine praktiſche Gleichſtellung eine Utopie. Die
Frau ſoll nicht ſtudieren, ſondern heiraten. —
Man ſoll die Frau nicht ſtudieren laſſen, damit
ſie eventuell einem ebenfalls ſtudierten Manne
gefalle. Denn der würde ſie doch nicht ihrer Ge-
lehrſamkeit wegen nehmen, ſondern wegen ihrer
ſonſtigen Eigenſchaften. Ganz unrichtig ſei die
Auffaſſung, daß das Studium für die Frau
ſpäter einmal als Mutter von Gymnaſiaſten von
beſonderem Vorteil ſein könne. „Wer ſeine
Kinder ohne Latein nicht erziehen kann, der
bringt es auch nicht mit Latein fertig. Wenn
ſich einzelne geiſtig und körperlich günſtig
veranlagte Mädchen dem Studium widmen wollen,
ſo iſt nichts dagegen einzuwenden, im allgemeinen
rate ich ab.“ Und ſo ſollen denn die Töchter in
erſter Linie für die Ehe erzogen werden.
Das ſoll aber nicht heißen, daß ſie nun die Zeit
bis zu ihrer Verheiratung mit unnützen Dingen
toiſchlagen ſollen. Gewiß mag ſie ſich einem
Beruf ergeben, aber nur einen, der ihrer Neigung
entſpricht, und der auch der ſpeziell weiblichen
Veranlagung näher kommt. Da iſt das
Lehrerinnenſeminar, da ſind — wenn Talent vor-
handen iſt — die ſchönen Künſte; und in reiferem
Alter iſt auch die Erlernung der Krankenpflege
ratſam. Vor allem aber das Studium des
Haushalts. Man denke nur ja nicht
gering von der Arbeit des Hauſes, als
ſei ſie einer Frau von Geiſt unwürdig.
Auch ein großer Teil des Dienſtbotenjammers
habe ſeinen Grund darin, daß die Frau vielfach
vom Mädchen Dinge verlangt, die ſie nicht ver-
ſteht. Scharf geht Schellenberg gegen die Mütter
vor, die ihre Töchter um jeden Preis an den
Mann bringen wollen: „Zum Heiraten kommt
man am beſten durch Vorbereitung zum Nicht-
heiraten. Ihre Tochter ſoll heiraten, aber nicht
heiraten müſſen.“ Und darum ſei es notwendig,
die Erziehung ſo zu geſtalten, daß das Mädchen
einmal auf eigenen Füßen ſtehen kann. Doch nicht
nur die Töchter ſollen für die Ehe erzogen werden,
auch die Söhne. „Am beſten erreichen wir das,
indem wir ihnen das Beiſpiel einer guten
Ehe vorleben.“
Sich auf den Mund geſchlagen.
Durch verſchiedene deutſchvolkliche Blätter
geht jetzt eine tiefweiſe Betrachtung der Vorgänge
in Traiſen. Es heißt da mit Hinweis darauf,
daß Kroaten und Slovaken derzeit den Beſtand
der Arbeiter in jener Fabriken ausmachen: „Der
Slave tritt ſofort an die Stelle des deutſchen
Arbeiters und ringt ihn nieder. Wenn den
türkiſchen Zuſtänden im Streikgebiet nicht ein
raſches Ende gemacht wird, ſo werden ſich in
dieſer urdeutſchen Gegend ſehr bald ſlaviſche An-
ſiedler bemerkbar machen, die nie mehr fortzu-
bringen ſind. In der Weiſe wurden in den letzten
Jahrzehnten Tauſende von deutſchen Orten von
Slaven übervölkert und blühende deutſche Indu-
ſtriebezirke, in denen Eintracht und bürgerlicher
Wohlſtand herrſchte, in von erbitterten nationalen
Kämpfen umſtrittene Gebiete umgewandelt.“
Sehr richtig, dieſe Wahrheit iſt unumſtößlich.
Merkwürdig iſt nur, daß derjenige, der nach
Traiſen die ſlaviſchen Arbeiter gerufen hat, Herr
Fabrikant Lenz, der Führer der deutſchvolklichen
Abfallsbewegung im Traiſentale war. Die Anklage
der deutſchnationalen Preſſe iſt alſo gegen einen
ihrer intimen Geſinnungsgenoſſen gerichtet.
Zur Fleiſchtenerung.
Die Aktion der Kommune.
Die Bevölkerung von Wien hat nach der Er-
höhung der Fleiſchpreiſe eine Aktion der Kommune
erwartet und ſie iſt nicht enttäuſcht worden. Der
unſerem Bürgermeiſter eigenen Raſchheit und
kräftigen Initiative iſt es zu danken, daß bereits
ein energiſcher Schritt gegen die Verteuerer unter-
nommen wird. Vorläufig wenigſtens iſt ihnen ein
„Bisherund nicht weiter“ zugerufen. Allerdings konnte
eine momentane Herabſetzung der Fleiſchpreiſe
durch die Kommune nicht durchgeführt werden,
allein es läßt ſich die Hoffnung ausſprechen, daß
eine Herabſetzung erfolgen und eine abermalige
Preisſteigerung — wie ſie von den Fleiſchhauern
bereits angedroht worden iſt — unmöglich ge-
macht wird.
Die kommunale Aktion beſteht laut Stadt-
ratsbeſchluß in der Errichtung von Detail-
ver kaufsſtänden der Großſchlächterei-Aktien-
geſellſchaft; ferner wird mit jenen Fleiſchhauern,
die auf Gemeindegründen ihre Stände be-
treiben, verhandelt werden und ſchließlich ein
Verzeichnis jener Fleiſchhauer angelegt werden,
die in ungerechtfertigter Weiſe die Preiſe hinauf-
geſchraubt haben. Die Beſchlüſſe lauten:
1. Die Großſchlächterei-Aktiengeſellſchaft wird
aufgefordert, mit der Errichtung von Detail-
fleiſchverkaufsſtänden in den einzelnen
Bezirken, in erſter Linie im 10., 16. und 20. Be-
zirke, eheſtens vorzugehen und wird die Gemeinde
die erforderlichen Plätze gegen den üblichen Pacht-
zins zur Verfügung ſtellen.
2. Der Magiſtrat wird beauftragt, mit jenen
Fleiſchhauern und Fleiſchverſchleißern, welche ihre
Stände auf Gemeindegründen betreiben,
zu verhandeln, damit keine ungerechtfertigten
Preiserhöhungen von denſelben vorgenom-
men werden, und über das Ergebnis an den
Magiſtrat zu berichten.
3. Der Magiſtrat wird beauftragt, nach den
einzelnen Bezirken namentliche Verzeich-
niſſe der Fleiſchhauer und Fleiſchverſchleißer
anzulegen und bei jedem anzugeben, ob eine
ungerechtfertigte Preiserhöhung des Fleiſches in
ſeinem Verkaufsſtande vorgenommen wurde oder
ob die Preiſe konſtant geblieben ſind.
Im großen und ganzen war der Haupt-
grund, der dieſe Beſchlüſſe ſchuf, die Erkenntnis
des Mangels der Berechtigung der Fleiſch-
hauer, neuerlich, nach den Steigerungen im April,
Mai und Juni, die Preiſe zu erhöhen. Im April
und Mai wer der Preis für das Kilogramm
Rindfleiſch um fünf Heller an einzelnen Ständen
erhöht worden. Im Juni waren 196 Verkaufs-
ſtellen dieſem Beiſpiele gefolgt und hatten wohl
als „Entſchädigung“ dafür, daß ſie nicht ſchon
im April ihren Kunden höhere Preiſe vorge-
ſchrieben hatten, die Preiſe um acht bis zehn Heller
erhöht. Und nun im Anguſt ließen weitere 226
Fleiſchhauer, beziehungsweiſe Fleiſchverſchleißer
eine Preiserhöhung eintreten, die ſich mit 20, 30,
ſogar 40 Heller per Kilogramm beziffert. Dieſe
Steigerung iſt nun nach Angaben der Vertreter
der Aktien-Großſchlächterei nicht gerechtfertigt,
denn ſie wäre zu vermeiden geweſen,
wenn die Fleiſchhauer ihren Bedarf
bei der Großſchlächterei decken wollten.
Aber das wollen ſie nicht und ſie haben ſich auf
dieſe Weiſe eine Rechnung zuſammengeſtellt, die
von der Bevölkerung bezahlt werden ſoll. Das
Kleines Feuilleton.
Eine Hüttenwirtin. Am 4. d. iſt die
Wirtin der „Göſtingerhütte“ bei Graz hochbetagt
geſtorben. Von ihr erzählt ein Touriſt in der
„G. Tp.“ einige nicht üble Anekdoten: Zur Zeit,
als das Stubenberghaus auf dem Schöckel noch
nicht eröffnet war, pflegten manche Touriſten
eine ſogenannte „Krainerwurſt“, mitzunehmen, um
ſie ſich in der „Göſtingerhütte“, die ſehr be-
ſcheidene Unterkunft bot, wärmen zu laſſen. Einſt
ſaßen einige Gäſte in der niedrigen Stube, denen
ſich bald ein weiterer zugeſellte. Der zuletzt Ge-
kommene entnahm ſeinem Ruckſack eine geſelchte
Wurſt und bat die alte Frau, ſie ihm heiß zu
machen. „Gebn S’ nur her, i hab eh grad a
Teewaſſer aufgeſtellt!“ So bekamen die einen ihren
„geſelchten“ Tee, in dem die Fettaugen herum-
ſchwammen, der andere eine „Teewurſt“. Es ſoll
ihnen aber nicht geſchadet haben. — Einſt erklomm
ein Berliner die Alm. Er hätte gern etwas zu
eſſen beſtellt, wußte aber als Fremder nicht recht,
was er begehren ſollte. Da ſah er, wie ſich ein
anderer Bergſteiger Schwarzbrot mit Butter
ſchmecken ließ. „Sie jute Frau, jeben Se mir och
mal ſo’ ne Butterſtulle!“ ſprach er die Alte an.
Die Göſtingermutter rührte ſich nicht. „Nanu,
haben Se nich jehört? Ick möchte och mal ſone
Butterſtulle haben!“ Die Angeredete blickte den
Berliner groß an, ſchüttelte den Kopf und ſtrickte
weiter. „Jetzt möchte ick doch wiſſen, ob ick ſone
Butterſtulle kriejen kann oder nich!“ Nun kam
Leben in die Alte. „Sö, wann S’ auf die Olm
gengan, müaßn S’ deutſch reden. Ihna Kaudawelſch
vaſteh i net!“
* Der Kongreß der Zauberer. Aus
London wird uns berichtet: Man lieſt bisweilen
in Märchen, daß die Zauberer ſich an irgend
einem unterirdiſchen Ort oder auf der Höhe eines
nie betretenen Berges verſammeln, um über die
Geſchicke der armen Menſchenkinder Gericht zu
halten. Dieſe Phantaſie der Märchen wird jetzt in
London zur Wahrheit. Zauberer kommen von
Weſten, von Süden, aus allen Teilen der Welt
und ſchließen ſich zu einer Geſellſchaft zuſammen,
die der Nachwelt unter dem Namen „Der Magier-
kreis von Großbritannien“ bekannt ſein wird.
Freilich ſind dieſe Zauberer nur „Profeſſoren der
Geheimkünſte“, Taſchenſpieler und Jongleure, die,
wie es in ihrem Programme heißt, „eine Ver-
einigung der Magier aus allen Ländern erſtreben,
um ihre Kunſt zu vervollkommen und ſie auf die
Höhe einer der ernſten Wiſſenſchaft zu heben“. Die
Geſellſchaft wird ihre wöchentlichen Zuſammen-
künfte haben, in der die Zauberer, fern von
profanen Augen, ihre neuen Tricks bereden, ihre
Geſchicklichkeit gegenſeitig bewundern und ihre gemein-
ſamen Intereſſen vertreten. Dieſer Tage fand die
Hauptverſammlung ſtatt. Ein großer Saal war
angefüllt mit den berühmteſten Beſchwörern,
Magiern und Illuſionskünſtlern, die man heut-
zutage bewundert, mit Leuten, die Papierblumen
aus dem Nichts hervorblühen laſſen, Goldſtücke
und Meerſchweinchen aus der Luft herunterholen,
eine Dame verſchwinden laſſen und durch einen
Schuß mit der Piſtole die Beſucher der Galerie
in ſchauernde Ehrfurcht verſetzen. Trotzdem verlief
der Kongreß in völlig ruhiger und ſachgemäßer
Weiſe, von keinem außergewöhnlichen und zauber-
haften Ereignis unterbrochen. Weder Meer-
ſchweinchen noch Goldſtücke fielen herunter. Der
Vorſitzende äußerte ſich dahin, daß der Haupt-
zweck der Verſammlung ſei, den häufig auftreten-
den Verſuchen entgegenzuſteuern, die das Publikum
mit den Methoden der Zauberkunſt bekannt zu
machen ſuchen. Es wurde folgende Reſolution an-
genommen: „Jedes Mitglied des ‚Magierkreiſes‘,
das einen Zaubertrick dem Publikum in irgend
einer Weiſe enthüllt, ſoll ausgeſtoßen werden“.
Aus dem ruſſiſchen Hofleben. Frau
M. Eagar, welche ſechs Jahre die Stelle einer
Gouvernante am gegenwärtigen ruſſiſchen Hofe
einnahm, erzählt in der engliſchen Monatsſchrift
„The leisure hour“ („Müßige Stunden) eine
Reihe außerordentlich intereſſanter Erinnerungen.
Einen großen Teil der Erinnerungen nimmt
ganz ſelbſtverſtändlich das Leben der kaiſerlichen
Kinder und deren Spielgenoſſen ein. Aber auch
an anderen Epiſoden aus dem ruſſiſchen Hof-
leben iſt die Veröffentlichung der Frau Eagar
reich genug. So erzählt die Dame beiſpiels-
weiſe folgendes von einer großen Hoffeſtlichkeit:
„Die Saiſon des Jahres 1903 war außerordent-
lich glänzend. Ihr größtes Ereignis war
der berühmte Koſtümball, welcher zuerſt
in dem alten Teil des Winterpalaſtes
gegeben, und dann auf Wunſch verſchiedener Ge-
ſandtſchaften im neuen Teil des Palaſtes wieder-
holt wurde. Alle Anweſenden trugen Koſtüme wie
ſie zur Zeit des Kaiſers Alexis, des Vaters
Peters des Großen getragen wurden. Die Kaiſerin
hatte ſich wie Alexis erſte Frau gekleidet und
ihre Hofdamen hatten ihre Trachten auf Grund
alter Gemälde und Koſtüme anfertigen laſſen, die
zu jener Zeit am Hofe getragen wurden. Das
Kleid der Kaiſerin war geradezu wundervoll. Es
war mit Gold und echten Perlen garniert, die
ganze Vorderſeite war mit koſtbaren Steinen
geſchmückt und zwei ſtarke Perlenſchnüre hingen
von jeder Seite herab. Kleid und Juwelen hatten
zuſammen einen Wert von über eine Million
Rubel.
Die Theaternamen. Eine ſehr berechtigte
Kritik knüpft die „Nordd. Allgem. Ztg.“ an die
Vorliebe mancher Bühnenkünſtlexinnen für merk-
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
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