Reichspost. Nr. 133, Wien, 14.06.1898.Wien, Dienstag Reichspost 14. Juni 1898 133 [Spaltenumbruch] Madrid, 11. Juni. Die heutige Sitzung des Redner schließt mit der Versicherung, alle an ihn Nachdem sowohl der Colonienminister, als auch der Madrid, 12. Juni. Die Minister zeigten sich Kriegsminister Correa wird heute Abends dem Der Minister des Aeußern erklärte, die Minister Der Prager Bürgermeister in Brünn. Brünn, 13. Juni. Anläßlich der Ankunft des Da für Nachmittag ein Festzug nach Königs- Infolge des später eingetretenen Platzregens Von der Polizei wurden über 150 Per- Bisher sind zehn Verletzungen leichten Schon am 11. d. M. hatte sich unter der deut- Entgleisung. Pilsen, 13. Juni. Bei der Einfahrt des Spanische Falschmünzer. Algeciras, 13. Juni. Hier wurde eine Falsch- Die Vorgänge in der Türkei. Konstantinopel, 13. Juni. Der Sultan Im heutigen Ministerrathe gelangt die Kirchen- Es verlautet, Marschall Edhem Pascha General Omer Ruschdi Pascha, der Ein Erdbeben. Lagonegro, 12. Juni. Heute um Mitternacht Eine chinesische Universität. Peking, 12. Juni. Ein kaiserliches Decret ordnet Arbeiter-Excesse in Ungarn. Budapest, 13. Juni. Gerüchtweise verlautet, in Petersburg, 12. Juni. Anläßlich der fünf- Buenos-Ayres, 12. Juni. General Kora Krakau, 13. Juni. Der ehemalige Reichsraths- Belgrad, 13. Juni. Der König ernannte 60 London, 13. Juni. "Daily Chronicle" zu Folge London, 13. Juni. Die "Times" meldet aus Zara, 13. Juni. Der Statthalter FZM. Edler Bad Brückenau, 12. Juni. Kaiserin Elisa- Zusammenstoß zwischen Christlich-Socialen und Socialdemokraten. Traismauer, 12. Juni. Dex Volkswahlverein in St. Pölten hat für den heutigen Die Versammlung, welche gegen zwei Stunden währte, Die Enthüllung des Markart-Denkmales. Vierzehn Jahre nach dem Tode des Meisters ist heute Wien, Dienſtag Reichspoſt 14. Juni 1898 133 [Spaltenumbruch] Madrid, 11. Juni. Die heutige Sitzung des Redner ſchließt mit der Verſicherung, alle an ihn Nachdem ſowohl der Colonienminiſter, als auch der Madrid, 12. Juni. Die Miniſter zeigten ſich Kriegsminiſter Correa wird heute Abends dem Der Miniſter des Aeußern erklärte, die Miniſter Der Prager Bürgermeiſter in Brünn. Brünn, 13. Juni. Anläßlich der Ankunft des Da für Nachmittag ein Feſtzug nach Königs- Infolge des ſpäter eingetretenen Platzregens Von der Polizei wurden über 150 Per- Bisher ſind zehn Verletzungen leichten Schon am 11. d. M. hatte ſich unter der deut- Entgleiſung. Pilſen, 13. Juni. Bei der Einfahrt des Spaniſche Falſchmünzer. Algeciras, 13. Juni. Hier wurde eine Falſch- Die Vorgänge in der Türkei. Konſtantinopel, 13. Juni. Der Sultan Im heutigen Miniſterrathe gelangt die Kirchen- Es verlautet, Marſchall Edhem Paſcha General Omer Ruſchdi Paſcha, der Ein Erdbeben. Lagonegro, 12. Juni. Heute um Mitternacht Eine chineſiſche Univerſität. Peking, 12. Juni. Ein kaiſerliches Decret ordnet Arbeiter-Exceſſe in Ungarn. Budapeſt, 13. Juni. Gerüchtweiſe verlautet, in Petersburg, 12. Juni. Anläßlich der fünf- Buenos-Ayres, 12. Juni. General Kora Krakau, 13. Juni. Der ehemalige Reichsraths- Belgrad, 13. Juni. Der König ernannte 60 London, 13. Juni. „Daily Chronicle“ zu Folge London, 13. Juni. Die „Times“ meldet aus Zara, 13. Juni. Der Statthalter FZM. Edler Bad Brückenau, 12. Juni. Kaiſerin Eliſa- Zuſammenſtoß zwiſchen Chriſtlich-Socialen und Socialdemokraten. Traismauer, 12. Juni. Dex Volkswahlverein in St. Pölten hat für den heutigen Die Verſammlung, welche gegen zwei Stunden währte, Die Enthüllung des Markart-Denkmales. Vierzehn Jahre nach dem Tode des Meiſters iſt heute <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0006" n="6"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wien, Dienſtag Reichspoſt 14. Juni 1898 133</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 11. Juni.</dateline> <p>Die heutige Sitzung des<lb/> Senates war ſehr ſtark beſucht. Im Laufe der Sitzung<lb/> erſchien der deutſche und der italieniſche Botſchafter<lb/> auf der Diplomatentribüne. Der ehemalige Gouverneur<lb/> der Philippinen, Marſchall Primo de Rivera weiſt<lb/> nach, daß er im Jahre 1881, als er das erſte Mal<lb/> Gouverneur der Philippinen war, einen Bericht an die<lb/> Regierung erſtattet habe, in welchem er die Noth-<lb/> wendigkeit darlegte, die Vertheidigungsmittel zu Lande<lb/> zu vermehren und eine ſtarke Cscarde nach den<lb/> Philippinen zu entſenden. Am 12. März 1898 habe<lb/> die Regierung ihm ein Telegramm übermittelt, in<lb/> welchem ihm mitgetheilt wurde, daß er den Ausbruch<lb/> der Feindſeligkeiten mit den Vereinigten Staaten nicht<lb/> zu befürchten habe und demnach ohne Hinderniß nach<lb/> Spanien zurückkehren könne. Am 27. März habe er<lb/> ein anderes Telegramm erhalten, in welchem ihm die<lb/> Wahrſcheinlichkeit des Ausbruches des Krieges angezeigt<lb/> und der Auftrag ertheilt wurde, die Mittel zur Ver-<lb/> theidigung vorzubereiten. Mit welchen Mitteln, ruft Redner<lb/> aus, konnte ich mich vertheidigen, wenn man mir alles,<lb/> was ich ſeit 1881 verlangte, verweigert hat? Redner<lb/> fährt fört, er wolle keine Enthüllungen über gewiſſe<lb/> Dinge machen (eine Stimme ruft: Der Augenblick iſt<lb/> gekommen, alles zu ſagen) man müſſe im Intereſſe<lb/> Spaniens Schweigen beobachten. In Folge des Mangels<lb/> am Nothwendigſten ſei die ſpaniſche Escadre zum Unter-<lb/> gang verurtheilt geweſen.</p><lb/> <p>Redner ſchließt mit der Verſicherung, alle an ihn<lb/> in Betreff ſeiner Verwaltung der Philippinen gerichteten<lb/> Fragen beantworten zu wollen.</p><lb/> <p>Nachdem ſowohl der Colonienminiſter, als auch der<lb/> Kriegsminiſter noch die Verwaltung Rivera’s gelobt<lb/> hatten, erſcheint der Zwiſchenfall erledigt und wird die<lb/> Berathung des Budgets fortgeſetzt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 12. Juni.</dateline> <p>Die Miniſter zeigten ſich<lb/> über den heute abgehaltenen <hi rendition="#g">Miniſterrath</hi> ſehr<lb/> reſervirt. Die Agencia Fabra erfährt jedoch, daß ſich<lb/> der Miniſterrath hauptſächlich mit der Frage der Hilfs-<lb/> mittel und des Abkommens mit den Minoritäten in der<lb/> Kammer wegen ſofortiger Annahme des Budgets be-<lb/> faßte. Weiters beſchäftigte er ſich mit der Reiſe des<lb/> Marineminiſters Aunon. Es wurden ein Brief und<lb/> Depeſchen bezüglich der von Aunon angeordneter Maß-<lb/> nahmen verleſen.</p><lb/> <p>Kriegsminiſter Correa wird heute Abends dem<lb/> Generalcapitän von Puertorico neuerdings telegraphiren,<lb/> um zu erfahren, ob ſich der Torpedojäger „Terror“<lb/> noch immer dort befinde.</p><lb/> <p>Der Miniſter des Aeußern erklärte, die Miniſter<lb/> dürften und könnten aus Patriotismus keinerlei Mit-<lb/> theilungen machen.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Prager Bürgermeiſter in Brünn.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Brünn,</hi> 13. Juni.</dateline> <p>Anläßlich der Ankunft des<lb/> Prager Bürgermeiſters <hi rendition="#g">Dr. Podlipny</hi> zur<lb/><hi rendition="#g">Palacky-Feier</hi> zog geſtern Vormittags eine<lb/><hi rendition="#g">demonſtrirende Menge</hi> zum <hi rendition="#g">Bahnhof</hi><lb/> und, als der Platz vor demſelbem geräumt wurde, in<lb/> die Stadt zurück, wo es noch vor der Ankunft des<lb/> Dr. Podlipny, die um 12 Uhr Mittags erfolgte, zu<lb/><hi rendition="#g">Schlägereien</hi> kam, ſo daß die Polizeiwache<lb/> wiederholt einſchreiten mußte. Als dann Dr. Podlipny<lb/> zum <hi rendition="#aq">«Besedni dum»</hi> durch die Straßen fuhr, wurde<lb/> gejohlt, gepfiſſen und geſchrien, und einerſeits deutſche,<lb/> andererſeits czechiſche Lieder abgeſungen. Auch bei<lb/> dieſem Anlaſſe kam es zu <hi rendition="#g">Zwiſtigkeiten</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Schlägereien.</hi> </p><lb/> <p>Da für Nachmittag ein <hi rendition="#g">Feſtzug</hi> nach <hi rendition="#g">Königs-<lb/> feld</hi> geplant war, verſammelte ſich vor dem Café<lb/> Beber eine große Menge von Deutſchen, welche beim<lb/><hi rendition="#g">Paſſiren des Feſtzuges</hi> in <hi rendition="#g">Johlen,<lb/> Pfuirufe</hi> und <hi rendition="#g">Pfeifen</hi> ausbrach und deutſche<lb/> Lieder ſang, was mit böhmiſchen Liedern erwiedert<lb/> wurde, ſo daß die circa 30 Mann ſtarke Polizei, um<lb/> Conflicten vorzubeugen, einen Cordon ziehen mußte.</p><lb/> <p>Infolge des ſpäter eingetretenen <hi rendition="#g">Platzregens</hi><lb/> kehrten die <hi rendition="#g">Ausflügler</hi> einzeln von Königsfeld<lb/> nach Brünn <hi rendition="#g">zurück,</hi> wo ſie von den beim Café<lb/> Beber angeſammelten Deutſchen mit Pfeifen empfangen<lb/> wurden. Aehnliche Vorgänge ſetzten ſich bis gegen<lb/> 9 Uhr Abends fort. Gegen 10 Uhr trat in der Stadt<lb/> ziemliche Ruhe ein.</p><lb/> <p>Von der <hi rendition="#g">Polizei</hi> wurden über 150 <hi rendition="#g">Per-<lb/> ſonen angehalten,</hi> jedoch bald wieder auf<lb/> freien Fuß geſetzt.</p><lb/> <p>Bisher ſind <hi rendition="#g">zehn Verletzungen</hi> leichten<lb/> Grades bekannt. Beim Café Beber wurde eine Scheibe<lb/> eingeſchlagen und in einer Buchhandlung ein Auslage-<lb/> fenſter eingedrückt.</p><lb/> <p>Schon <hi rendition="#g">am</hi> 11. d. M. hatte ſich unter der <hi rendition="#g">deut-<lb/> ſchen Bevölkerung</hi> eine große <hi rendition="#g">Erregung</hi><lb/> kundgegeben. Gegen 5 Uhr Nachmittags hatten ſich<lb/> mehrere hundert <hi rendition="#g">junger Leute</hi> vor dem hieſigen<lb/><hi rendition="#g">Bahnhofe</hi> angeſammelt, um gegen die ankommen-<lb/> den Theilnehmer der Feier zu <hi rendition="#g">demonſtriren.</hi><lb/> Mit dem 5 Uhr-Schnellzuge kamen einige Abgeordnete<lb/> an, die jedoch erſt ſpäter, in der Ferdinandsgaſſe, er-<lb/> kannt und hier mit Pfeifen empfangen wurden. Als ſich<lb/> nun gegen 8 Uhr Abends eine mehrere <hi rendition="#g">Hundert<lb/> zählende Menge</hi> abermals vor dem Bahnhofe<lb/> angeſammelt hatte, in der Vorausſetzung, daß Dr. Pod-<lb/> lipny kommen werde, mußte der Platz vor dem Bahn-<lb/> hofe geräumt werden, was mit Johlen und Pfeifen be-<lb/> antwortet wurde. Da jedoch Dr. Podlipny nicht ein-<lb/> traf, zerſtreute ſich ein Theil der Demonſtranten, wäh-<lb/> rend der größere Theil ſich beim Café Beber anſammelte<lb/><cb/> und von dort, deutſche Lieder ſingend, durch die<lb/> Straßen zog, um ſich dann gleichfalls zu zerſtreuen.<lb/> Gegen 9 Uhr Abends war Ruhe eingetreten. (Siehe<lb/> auch zweiten Bericht unter Kronländer: Mähren-<lb/> Brünn.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Entgleiſung.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Pilſen,</hi> 13. Juni.</dateline> <p>Bei der <hi rendition="#g">Einfahrt</hi> des<lb/><hi rendition="#g">Perſonenzuges</hi> Nr. 312 in die Station<lb/> Böhm.-Kübitzen-Vollmau auf der Strecke Furth im<lb/> Walde—Pilſen <hi rendition="#g">entgleiſte</hi> geſtern die <hi rendition="#g">Zugs-<lb/> locomotive</hi> und der Dienſtwagen nach Paſſirung<lb/> des Einfahrtswechſels, wodurch der Zug eine Ver-<lb/> ſpätung von 2 Stunden 18 Minuten erlitt. Die<lb/> Reiſenden mußten umſteigen. <hi rendition="#g">Verletzungen</hi> ſind<lb/><hi rendition="#g">keine</hi> vorgekommen. Die Erhebungen ſind im Zuge.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Spaniſche Falſchmünzer.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Algeciras,</hi> 13. Juni.</dateline> <p>Hier wurde eine Falſch-<lb/> münzerbande entdeckt. Das falſche Geld war für<lb/> Gibraltar beſtimmt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Vorgänge in der Türkei.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 13. Juni.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">Sultan<lb/> begnadigte</hi> 25 in Wan verhaftete Armenier.</p><lb/> <p>Im heutigen Miniſterrathe gelangt die <hi rendition="#g">Kirchen-<lb/> affaire</hi> in Kumanowo zur Berathung.</p><lb/> <p>Es verlautet, Marſchall <hi rendition="#g">Edhem Paſcha</hi><lb/> werde entweder Commandant des <hi rendition="#aq">VII.</hi> Corps in<lb/> Yemen, um das Land zu pacificiren und die un-<lb/> ſicheren Nachbargebiete zu occupiren, oder Comman-<lb/> dant des <hi rendition="#aq">III.</hi> Corps in Saloniki oder aber Ober-<lb/> commandant in Rumelien, inbegriffen Macedonien und<lb/> Albanien, welch letzteren Titel der verſtorbene Marſchall<lb/> Derwiſch Paſcha führte.</p><lb/> <p>General <hi rendition="#g">Omer Ruſchdi Paſcha,</hi> der<lb/> bisherige Generalſtabschef Edhem Paſchas, wurde zum<lb/> Adlatus des Chefs des Generalſtabes ernannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Erdbeben.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Lagonegro,</hi> 12. Juni.</dateline> <p>Heute um Mitternacht<lb/> wurde hier ein ſtarker Erdſtoß verſpürt, der jedoch<lb/> keinen Schaden anrichtete. In Lauria wurde gleichfalls<lb/> ein ſtarkes Erdbeben bemerkt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine chineſiſche Univerſität.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Peking,</hi> 12. Juni.</dateline> <p>Ein kaiſerliches Decret ordnet<lb/> die Errichtung einer <hi rendition="#g">Univerſität nach euro-<lb/> päiſchem Muſter in Peking</hi> an. Hohe<lb/> Würdenträger erhielten die Weiſung, unverzüglich über<lb/> die Ausführung des Decretes zu berathen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Arbeiter-Exceſſe in Ungarn.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 13. Juni.</dateline> <p>Gerüchtweiſe verlautet, in<lb/><hi rendition="#g">Balmaz-Ujvaros</hi> ſeien die <hi rendition="#g">fremden<lb/> Arbeiter von den einheimiſchen<lb/> überfallen worden.</hi> Die Gendarmerie ſei<lb/> genöthigt geweſen, von der Feuerwaffe Gebrauch zu<lb/> machen; ein Arbeiter ſei getödtet und drei verwundet<lb/> worden.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 12. Juni.</dateline> <p>Anläßlich der <hi rendition="#g">fünf-<lb/> und zwanzigſten Jahresfeier des<lb/> Feldzuges,</hi> in welchem General <hi rendition="#g">Kauffmann</hi><lb/> das <hi rendition="#g">Khanat von Chiwa</hi> eroberte, fand heute<lb/> ein von den Officieren, welche an dem Feldzuge theil-<lb/> genommen hatten, veranſtaltetes Bankett ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Buenos-Ayres,</hi> 12. Juni.</dateline> <p>General <hi rendition="#g">Kora</hi><lb/> wurde zum Präſidenten der argentiniſchen Republik<lb/> gewählt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Krakau,</hi> 13. Juni.</dateline> <p>Der ehemalige Reichsraths-<lb/> abgeordnete und Landesgerichtspräſident des Ruhe-<lb/> ſtandes, Joſef <hi rendition="#g">Jaſinski</hi> iſt geſtern in Folge eines<lb/> Blutſturzes geſtorben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Belgrad,</hi> 13. Juni.</dateline> <p>Der König ernannte 60<lb/><hi rendition="#g">Deputirte</hi> für die <hi rendition="#g">Skupſchtina.</hi> Der größere<lb/> Theil derſelben beſteht aus höheren Beamten verſchie-<lb/> dener Reſſorts ohne ausgeſprochene Parteirichtung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 13. Juni.</dateline> <p>„Daily Chronicle“ zu Folge<lb/> wird der <hi rendition="#g">Geſandte</hi> der <hi rendition="#g">ſüdafrikaniſchen<lb/> Republik,</hi> Leyds, während ſeines hieſigen Auf-<lb/> enthaltes <hi rendition="#g">Verhandlungen</hi> zur Aufnahme einer<lb/> Anleihe im Betrage von 5,000.000 Pfund Sterling<lb/> eröffnen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 13. Juni.</dateline> <p>Die „Times“ meldet aus<lb/><hi rendition="#g">Riode Janeiro</hi> vom 11. d. M.: Es wird be-<lb/> richtet, die Regierung habe mit 7 einheimiſchen und<lb/> 5 fremden Banken ein Abkommen getroffen, wonach die<lb/> Converſion der 4%igen Goldanleihe vom Jahre 1890<lb/> in eine 5%ige Papieranlehe garantirt wird. Man er-<lb/> wartet, daß ein Decret erklären wird, die Converſion<lb/> werde vom 1. Juli ab durchgeführt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Zara,</hi> 13. Juni.</dateline> <p>Der Statthalter FZM. Edler<lb/> von <hi rendition="#g">David</hi> inſpicirte Samſtag die Garniſon von<lb/> Caſtelnuovo und hierauf das Werk in Kobila.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Bad Brückenau,</hi> 12. Juni.</dateline> <p>Kaiſerin <hi rendition="#g">Eliſa-<lb/> beth</hi> iſt Nachmittags nach beendigter Cur über Würz-<lb/> burg nach München abgereiſt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zuſammenſtoß zwiſchen Chriſtlich-Socialen<lb/> und Socialdemokraten.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Traismauer,</hi> 12. Juni.</dateline><lb/> <p>Dex Volkswahlverein in St. Pölten hat für den heutigen<lb/> Sonntag nach Traismauer eine öffentliche, frei zugängliche<lb/> Wählerverſammlung einberufen, die einen überaus ſtürmiſchen<lb/> Verlauf nahm und vorzeitig geſchloſſen werden mußte. Die<lb/> Bräuhaus-Bierhalle, in welcher die Verſammlung Nachmittags<lb/> ſtattfand, war geradezu lebensgefährlich überfüllt, der Garten<lb/><cb/> und die anderen Schanklocalitäten dicht beſetzt, wiewohl es<lb/> zeitweiſe in Strömen regnete. Ueber die weithin vernehm-<lb/> baren Tumultſcenen aviſirt, erſchien auch die Gendarmerie<lb/> vor dem Hauſe.</p><lb/> <p>Die Verſammlung, welche gegen zwei Stunden währte,<lb/> nahm folgenden Verlauf: Selbe wird vom Vorſitzenden,<lb/> Herrn <hi rendition="#g">Rautek,</hi> eröffnet; worauf der Reichsraths- und<lb/> Landtags-Abgeordnete <hi rendition="#g">Wohlmeyer</hi> die Rednertribüne<lb/> betritt und von den Socialdemokraten mit Zurufen, wie<lb/> „Pfui Wohlmeyer!“, „Wohlmeyer abtreten!“ empfangen<lb/> wird. Abg. Wohlmeyer erſucht um Ruhe mit der Bemer-<lb/> kung, daß noch Bürger, Bauern und Gewerbetreibende in<lb/> Menge da ſind, die ihren gewählten Abgeordneten hören<lb/> wollen und ſich pon politiſchen Gegnern nicht terrori-<lb/> ſiren laſſen. Er wolle ſeinen Wählern den Rechen-<lb/> ſchaftsbericht über ſeine Thätigkeit im Reichsrathe<lb/> und im Landtag erſtatten. (Rufe: Vielleicht über die den<lb/> Krüppeln geſtohlenen 12.000 Gulden!) Ein alter Bauer<lb/> ruft, zu den Socialdemokraten gewendet: „Ihr benimmt’s<lb/> Euch wie dumme Buben!“ Gegenrufe: „Sie ſind ein alter<lb/> Eſel! Schauen Sie, daß außi kommen.“ (Großer Lärm und<lb/> heftiger Wortwechſel.) <hi rendition="#g">Vorſitzen der</hi> (zu den Social-<lb/> demokraten): Wenn Sie die heutige Verſammlung ſtören<lb/> oder ſprengen wollen, dann iſt es die letzte frei zugängliche<lb/> Verſammlung. Abg. <hi rendition="#g">Wohlmeyer:</hi> Wenn die Social-<lb/> demokratie als eine ernſte, politiſche Partei genommen werden<lb/> will, dann muß ſie dieſen politiſchen Ernſt auch den Gegnern<lb/> gegenüber wahren. Rufe: Wir brauchen Ihre weiſen Lehren<lb/> nicht! Fahren’s ab! (Großer Lärm.) Der Bürgermeiſter<lb/><hi rendition="#g">Blank</hi> aus Traismauer erſucht die anweſenden Social-<lb/> demokraten, Ruhe und Ordnung zu halten. Der Führer<lb/> der Socialdemokraten, Herr <hi rendition="#g">Rheinländer,</hi> mahnt<lb/> ſeine Collegen zur Ruhe und erſucht den Abg. Wohlmeyer<lb/> fortzufahren, da er ihm dann erwiedern werde. Bei theil-<lb/> weiſe eingetretener Ruhe erſtattet nun der Abg. <hi rendition="#g">Wohl-<lb/> meyer</hi> einen Theil ſeines Rechenſchaftsberichtes, in deſſen<lb/> Verlauf er ſagt, daß ſich die liberale, großcapitaliſtiſche<lb/> Partei hinter die Aermſten der Armen, nähmlich hinter<lb/> die <hi rendition="#g">Socialdemokratie</hi> geſteckt hat, um den<lb/> Bauer- und Gewerbeſtand gänzlich zu untergraben. (Stür-<lb/> miſcher Widerſpruch auf Seite der Socialdemokraten. Rufe:<lb/> Pfui Teufel! Sie ſind der richtige Volksvertreter! Schämen<lb/> Sie ſich! Sie haben den Krüppeln die 12.000 fl. geſtohlen!)<lb/> Abg. <hi rendition="#g">Wohlmeyer:</hi> Von einem Diebſtahl iſt keine<lb/> Rede, das verbiete ich mir entſchieden! Ich habe nur bean-<lb/> tragt, daß die Vertheilung der 12.000 Gulden durch den<lb/> Landesausſchuß geſchieht, weil die Arbeiterkrankencaſſe über<lb/> die Summen gar keine Rechnungen gelegt hat. Durch meinen<lb/> Antrag wird Niemand benachtheiligt. — <hi rendition="#g">Rheinländer</hi><lb/> (Socialdemokrat): Das können Sie den Bauern vormachen,<lb/> uns aber nicht! — (Entrüſtungszurufe von den Bauern.)<lb/> Abg. <hi rendition="#g">Wohlmeyer</hi> (zu den Socialdemokraten): Sie<lb/> ſchöpfen Ihre Weisheit aus der „Arbeiter-Zeitung“, ein<lb/> total verlogenes Blatt, das ich jetzt klagen werde! (Wider-<lb/> ſpruch und lebhafter Beifall.) Abg. <hi rendition="#g">Wohlmeyer</hi><lb/> (fortfahrend): Bei Ihren Führern in Wien konnte<lb/> keine Controle vorgenommen werden, ob die Subvention<lb/> richtig vertheilt war oder nicht. Der beſte Beweis hiefür iſt,<lb/> daß die Namen der Unterſtützungsbedürftigen anders und<lb/> die Namen der thatſächlich Empfangsbeſtätigenden auch anders<lb/> gelautet haben. (Toſender Sturm. Rufe: Lügner! Herunter<lb/> mit ihm! Schmeißt’s ihn obi!) Während dieſes Trubels<lb/> erſcheint im Saale der zweite Redner, Reichsraths- und<lb/> Landtagsabgeordnete Mſgr. Dr. <hi rendition="#g">Scheicher;</hi> ihm folgt<lb/> noch der dritte Redner, Herr <hi rendition="#g">Kunſchak</hi> aus Wien. Abg.<lb/><hi rendition="#g">Scheicher</hi> wird von ſeinen Geſinnungsgenoſſen mit<lb/> ſtürmiſchen Hochrufen begrüßt; die Socialdemokraten ver-<lb/> halten ſich ziemlich ruhig, einzelne rufen „Heil, <hi rendition="#aq">P.</hi> Scheicher!“<lb/> Den nachfolgenden Kunſchak, der von den Chriſtlich-Socialen<lb/> lebhaft acclamirt wird, überſchütten die Socialdemokraten<lb/> mit ſtürmiſchen Pfuirufen. Ein Verſammlungstheilnehmer<lb/> proteſtirt laut dagegen, daß ſich auch 16, 17 und 18jährige<lb/> Burſchen ſo benehmen. (Stürmiſcher Wiederſpruch auf Seite<lb/> der Socialdemokraten. Vorſitzender mahnt zur Ruhe. Ruf:<lb/> Gehen Sie lieber Schuh’ flicken! Gegenrufe: Beſſer Schuh’<lb/> flicken, als Schuh’ ſtehlen. Großer Lärm.) Rufe: Wie die<lb/> Buben! — Herr <hi rendition="#g">Kunſchak:</hi> Aber nicht die Lehrbuben,<lb/> die Ihr (Socialdemokraten) in Wien organiſirt habt’s. Es<lb/> melden ſich 2 Socialdemokraten zum Worte, welche den Abg.<lb/> Wohlmayer nochmals in der bekannten Subventions-<lb/> angelegenheit von 12.000 fl. interpelliren, worauf der<lb/> Interpellirte erwidert. (Großer Beifall bei den Geſinnungs-<lb/> genoſſen und Widerſpruch.) Es gelangt hierauf Herr<lb/><hi rendition="#g">Kunſchak</hi> zum Wort, was eine Lärmſcene ſonder-<lb/> gleichen zur Folge hat, ſo daß er kaum einige Sätze<lb/> ſprechen kann. Socialiſtenführer Herr <hi rendition="#g">Böhm</hi> ſteigt auf<lb/> einen Stuhl und ruft den Genoſſen zu: „Es gereicht uns<lb/> zu keiner Ehre, wenn wir ſo ſpectakeln ..... Stürmiſche<lb/> Rufe: „Pfui!“ „Du biſt eh Aner von den Schwarzen!“<lb/> „Scham Dich!“ — Es entſteht ein furchtbarer Lärm. Man<lb/> kann kaum mehr das eigene Wort hören; die Bauern<lb/> ſchaaren ſich um die Socialdemokraten und umringen ſie,<lb/> der Bürgermeiſter mahnt zur Beſinnung, es ſcheint, daß es<lb/> jeden Moment zum blutigen Zuſammenſtoß kommen muß.<lb/> In dieſem Möment ſchreit der Vorſitzende mit überlauter<lb/> Stimme in die Verſammlung hinein, daß dieſelbe geſchloſſen<lb/> ſei. Das von den Socialdemokraten angeſtimmte Lied der<lb/> Arbeit wird durch die Volkshymne der Chriſtlich Socialen<lb/> übertönt, worauf die Letzteren unter Hohnrufen der Social-<lb/> demokraten truppweiſe den Saal verlaſſen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Enthüllung des Markart-Denkmales.</hi> </head><lb/> <p>Vierzehn Jahre nach dem Tode des Meiſters iſt heute<lb/> das Denkmal Hans Markart’s im Stadtparke enthüllt wor-<lb/> den. Die Feier der Enthüllung geſtaltete ſich ſehr intim und<lb/> auf dem beſchränkten Raume hatten ſich außer den offi-<lb/> ciellen Perſönlichkeiten und vielen Künſtlern, nur die Ange-<lb/> hörigen und perſönlichen Freunde Markart’s eingefunden.<lb/> Rathsdiener in Gala hielten an beiden Eingängen gegen<lb/> die Ringſtraße Wache und ſtanden zu beiden Seiten des<lb/> Denkmales. Vor dem Denkmal war ein Podium errichtet,<lb/> auf dem die Mitglieder des Männergeſangvereines Auf-<lb/> ſtellung nahmen. Unterhalb des Podiums ſtanden im Halb-<lb/> kreiſe zwei Reihen Stühle und davor blieb ein Raum frei,<lb/> auf dem ſich die Zeugen der Enthüllung verſammelten.<lb/> Unter denſelben waren zu ſehen: Statthalter Graf Kiel-<lb/> mansegg, die geheimen Räthe Nicolaus Dumba und<lb/> Bezecny, Polizeipräſident Habrda, Vice-Bürgermeiſter Stro-<lb/> bach in Vertretung des Bürgermeiſters Dr. Lueger, der<lb/> heute in Audienz bei ſeiner Majeſtät dem Kaiſer war, Graf<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0006]
Wien, Dienſtag Reichspoſt 14. Juni 1898 133
Madrid, 11. Juni. Die heutige Sitzung des
Senates war ſehr ſtark beſucht. Im Laufe der Sitzung
erſchien der deutſche und der italieniſche Botſchafter
auf der Diplomatentribüne. Der ehemalige Gouverneur
der Philippinen, Marſchall Primo de Rivera weiſt
nach, daß er im Jahre 1881, als er das erſte Mal
Gouverneur der Philippinen war, einen Bericht an die
Regierung erſtattet habe, in welchem er die Noth-
wendigkeit darlegte, die Vertheidigungsmittel zu Lande
zu vermehren und eine ſtarke Cscarde nach den
Philippinen zu entſenden. Am 12. März 1898 habe
die Regierung ihm ein Telegramm übermittelt, in
welchem ihm mitgetheilt wurde, daß er den Ausbruch
der Feindſeligkeiten mit den Vereinigten Staaten nicht
zu befürchten habe und demnach ohne Hinderniß nach
Spanien zurückkehren könne. Am 27. März habe er
ein anderes Telegramm erhalten, in welchem ihm die
Wahrſcheinlichkeit des Ausbruches des Krieges angezeigt
und der Auftrag ertheilt wurde, die Mittel zur Ver-
theidigung vorzubereiten. Mit welchen Mitteln, ruft Redner
aus, konnte ich mich vertheidigen, wenn man mir alles,
was ich ſeit 1881 verlangte, verweigert hat? Redner
fährt fört, er wolle keine Enthüllungen über gewiſſe
Dinge machen (eine Stimme ruft: Der Augenblick iſt
gekommen, alles zu ſagen) man müſſe im Intereſſe
Spaniens Schweigen beobachten. In Folge des Mangels
am Nothwendigſten ſei die ſpaniſche Escadre zum Unter-
gang verurtheilt geweſen.
Redner ſchließt mit der Verſicherung, alle an ihn
in Betreff ſeiner Verwaltung der Philippinen gerichteten
Fragen beantworten zu wollen.
Nachdem ſowohl der Colonienminiſter, als auch der
Kriegsminiſter noch die Verwaltung Rivera’s gelobt
hatten, erſcheint der Zwiſchenfall erledigt und wird die
Berathung des Budgets fortgeſetzt.
Madrid, 12. Juni. Die Miniſter zeigten ſich
über den heute abgehaltenen Miniſterrath ſehr
reſervirt. Die Agencia Fabra erfährt jedoch, daß ſich
der Miniſterrath hauptſächlich mit der Frage der Hilfs-
mittel und des Abkommens mit den Minoritäten in der
Kammer wegen ſofortiger Annahme des Budgets be-
faßte. Weiters beſchäftigte er ſich mit der Reiſe des
Marineminiſters Aunon. Es wurden ein Brief und
Depeſchen bezüglich der von Aunon angeordneter Maß-
nahmen verleſen.
Kriegsminiſter Correa wird heute Abends dem
Generalcapitän von Puertorico neuerdings telegraphiren,
um zu erfahren, ob ſich der Torpedojäger „Terror“
noch immer dort befinde.
Der Miniſter des Aeußern erklärte, die Miniſter
dürften und könnten aus Patriotismus keinerlei Mit-
theilungen machen.
Der Prager Bürgermeiſter in Brünn.
Brünn, 13. Juni. Anläßlich der Ankunft des
Prager Bürgermeiſters Dr. Podlipny zur
Palacky-Feier zog geſtern Vormittags eine
demonſtrirende Menge zum Bahnhof
und, als der Platz vor demſelbem geräumt wurde, in
die Stadt zurück, wo es noch vor der Ankunft des
Dr. Podlipny, die um 12 Uhr Mittags erfolgte, zu
Schlägereien kam, ſo daß die Polizeiwache
wiederholt einſchreiten mußte. Als dann Dr. Podlipny
zum «Besedni dum» durch die Straßen fuhr, wurde
gejohlt, gepfiſſen und geſchrien, und einerſeits deutſche,
andererſeits czechiſche Lieder abgeſungen. Auch bei
dieſem Anlaſſe kam es zu Zwiſtigkeiten und
Schlägereien.
Da für Nachmittag ein Feſtzug nach Königs-
feld geplant war, verſammelte ſich vor dem Café
Beber eine große Menge von Deutſchen, welche beim
Paſſiren des Feſtzuges in Johlen,
Pfuirufe und Pfeifen ausbrach und deutſche
Lieder ſang, was mit böhmiſchen Liedern erwiedert
wurde, ſo daß die circa 30 Mann ſtarke Polizei, um
Conflicten vorzubeugen, einen Cordon ziehen mußte.
Infolge des ſpäter eingetretenen Platzregens
kehrten die Ausflügler einzeln von Königsfeld
nach Brünn zurück, wo ſie von den beim Café
Beber angeſammelten Deutſchen mit Pfeifen empfangen
wurden. Aehnliche Vorgänge ſetzten ſich bis gegen
9 Uhr Abends fort. Gegen 10 Uhr trat in der Stadt
ziemliche Ruhe ein.
Von der Polizei wurden über 150 Per-
ſonen angehalten, jedoch bald wieder auf
freien Fuß geſetzt.
Bisher ſind zehn Verletzungen leichten
Grades bekannt. Beim Café Beber wurde eine Scheibe
eingeſchlagen und in einer Buchhandlung ein Auslage-
fenſter eingedrückt.
Schon am 11. d. M. hatte ſich unter der deut-
ſchen Bevölkerung eine große Erregung
kundgegeben. Gegen 5 Uhr Nachmittags hatten ſich
mehrere hundert junger Leute vor dem hieſigen
Bahnhofe angeſammelt, um gegen die ankommen-
den Theilnehmer der Feier zu demonſtriren.
Mit dem 5 Uhr-Schnellzuge kamen einige Abgeordnete
an, die jedoch erſt ſpäter, in der Ferdinandsgaſſe, er-
kannt und hier mit Pfeifen empfangen wurden. Als ſich
nun gegen 8 Uhr Abends eine mehrere Hundert
zählende Menge abermals vor dem Bahnhofe
angeſammelt hatte, in der Vorausſetzung, daß Dr. Pod-
lipny kommen werde, mußte der Platz vor dem Bahn-
hofe geräumt werden, was mit Johlen und Pfeifen be-
antwortet wurde. Da jedoch Dr. Podlipny nicht ein-
traf, zerſtreute ſich ein Theil der Demonſtranten, wäh-
rend der größere Theil ſich beim Café Beber anſammelte
und von dort, deutſche Lieder ſingend, durch die
Straßen zog, um ſich dann gleichfalls zu zerſtreuen.
Gegen 9 Uhr Abends war Ruhe eingetreten. (Siehe
auch zweiten Bericht unter Kronländer: Mähren-
Brünn.)
Entgleiſung.
Pilſen, 13. Juni. Bei der Einfahrt des
Perſonenzuges Nr. 312 in die Station
Böhm.-Kübitzen-Vollmau auf der Strecke Furth im
Walde—Pilſen entgleiſte geſtern die Zugs-
locomotive und der Dienſtwagen nach Paſſirung
des Einfahrtswechſels, wodurch der Zug eine Ver-
ſpätung von 2 Stunden 18 Minuten erlitt. Die
Reiſenden mußten umſteigen. Verletzungen ſind
keine vorgekommen. Die Erhebungen ſind im Zuge.
Spaniſche Falſchmünzer.
Algeciras, 13. Juni. Hier wurde eine Falſch-
münzerbande entdeckt. Das falſche Geld war für
Gibraltar beſtimmt.
Die Vorgänge in der Türkei.
Konſtantinopel, 13. Juni. Der Sultan
begnadigte 25 in Wan verhaftete Armenier.
Im heutigen Miniſterrathe gelangt die Kirchen-
affaire in Kumanowo zur Berathung.
Es verlautet, Marſchall Edhem Paſcha
werde entweder Commandant des VII. Corps in
Yemen, um das Land zu pacificiren und die un-
ſicheren Nachbargebiete zu occupiren, oder Comman-
dant des III. Corps in Saloniki oder aber Ober-
commandant in Rumelien, inbegriffen Macedonien und
Albanien, welch letzteren Titel der verſtorbene Marſchall
Derwiſch Paſcha führte.
General Omer Ruſchdi Paſcha, der
bisherige Generalſtabschef Edhem Paſchas, wurde zum
Adlatus des Chefs des Generalſtabes ernannt.
Ein Erdbeben.
Lagonegro, 12. Juni. Heute um Mitternacht
wurde hier ein ſtarker Erdſtoß verſpürt, der jedoch
keinen Schaden anrichtete. In Lauria wurde gleichfalls
ein ſtarkes Erdbeben bemerkt.
Eine chineſiſche Univerſität.
Peking, 12. Juni. Ein kaiſerliches Decret ordnet
die Errichtung einer Univerſität nach euro-
päiſchem Muſter in Peking an. Hohe
Würdenträger erhielten die Weiſung, unverzüglich über
die Ausführung des Decretes zu berathen.
Arbeiter-Exceſſe in Ungarn.
Budapeſt, 13. Juni. Gerüchtweiſe verlautet, in
Balmaz-Ujvaros ſeien die fremden
Arbeiter von den einheimiſchen
überfallen worden. Die Gendarmerie ſei
genöthigt geweſen, von der Feuerwaffe Gebrauch zu
machen; ein Arbeiter ſei getödtet und drei verwundet
worden.
Petersburg, 12. Juni. Anläßlich der fünf-
und zwanzigſten Jahresfeier des
Feldzuges, in welchem General Kauffmann
das Khanat von Chiwa eroberte, fand heute
ein von den Officieren, welche an dem Feldzuge theil-
genommen hatten, veranſtaltetes Bankett ſtatt.
Buenos-Ayres, 12. Juni. General Kora
wurde zum Präſidenten der argentiniſchen Republik
gewählt.
Krakau, 13. Juni. Der ehemalige Reichsraths-
abgeordnete und Landesgerichtspräſident des Ruhe-
ſtandes, Joſef Jaſinski iſt geſtern in Folge eines
Blutſturzes geſtorben.
Belgrad, 13. Juni. Der König ernannte 60
Deputirte für die Skupſchtina. Der größere
Theil derſelben beſteht aus höheren Beamten verſchie-
dener Reſſorts ohne ausgeſprochene Parteirichtung.
London, 13. Juni. „Daily Chronicle“ zu Folge
wird der Geſandte der ſüdafrikaniſchen
Republik, Leyds, während ſeines hieſigen Auf-
enthaltes Verhandlungen zur Aufnahme einer
Anleihe im Betrage von 5,000.000 Pfund Sterling
eröffnen.
London, 13. Juni. Die „Times“ meldet aus
Riode Janeiro vom 11. d. M.: Es wird be-
richtet, die Regierung habe mit 7 einheimiſchen und
5 fremden Banken ein Abkommen getroffen, wonach die
Converſion der 4%igen Goldanleihe vom Jahre 1890
in eine 5%ige Papieranlehe garantirt wird. Man er-
wartet, daß ein Decret erklären wird, die Converſion
werde vom 1. Juli ab durchgeführt.
Zara, 13. Juni. Der Statthalter FZM. Edler
von David inſpicirte Samſtag die Garniſon von
Caſtelnuovo und hierauf das Werk in Kobila.
Bad Brückenau, 12. Juni. Kaiſerin Eliſa-
beth iſt Nachmittags nach beendigter Cur über Würz-
burg nach München abgereiſt.
Zuſammenſtoß zwiſchen Chriſtlich-Socialen
und Socialdemokraten.
Traismauer, 12. Juni.
Dex Volkswahlverein in St. Pölten hat für den heutigen
Sonntag nach Traismauer eine öffentliche, frei zugängliche
Wählerverſammlung einberufen, die einen überaus ſtürmiſchen
Verlauf nahm und vorzeitig geſchloſſen werden mußte. Die
Bräuhaus-Bierhalle, in welcher die Verſammlung Nachmittags
ſtattfand, war geradezu lebensgefährlich überfüllt, der Garten
und die anderen Schanklocalitäten dicht beſetzt, wiewohl es
zeitweiſe in Strömen regnete. Ueber die weithin vernehm-
baren Tumultſcenen aviſirt, erſchien auch die Gendarmerie
vor dem Hauſe.
Die Verſammlung, welche gegen zwei Stunden währte,
nahm folgenden Verlauf: Selbe wird vom Vorſitzenden,
Herrn Rautek, eröffnet; worauf der Reichsraths- und
Landtags-Abgeordnete Wohlmeyer die Rednertribüne
betritt und von den Socialdemokraten mit Zurufen, wie
„Pfui Wohlmeyer!“, „Wohlmeyer abtreten!“ empfangen
wird. Abg. Wohlmeyer erſucht um Ruhe mit der Bemer-
kung, daß noch Bürger, Bauern und Gewerbetreibende in
Menge da ſind, die ihren gewählten Abgeordneten hören
wollen und ſich pon politiſchen Gegnern nicht terrori-
ſiren laſſen. Er wolle ſeinen Wählern den Rechen-
ſchaftsbericht über ſeine Thätigkeit im Reichsrathe
und im Landtag erſtatten. (Rufe: Vielleicht über die den
Krüppeln geſtohlenen 12.000 Gulden!) Ein alter Bauer
ruft, zu den Socialdemokraten gewendet: „Ihr benimmt’s
Euch wie dumme Buben!“ Gegenrufe: „Sie ſind ein alter
Eſel! Schauen Sie, daß außi kommen.“ (Großer Lärm und
heftiger Wortwechſel.) Vorſitzen der (zu den Social-
demokraten): Wenn Sie die heutige Verſammlung ſtören
oder ſprengen wollen, dann iſt es die letzte frei zugängliche
Verſammlung. Abg. Wohlmeyer: Wenn die Social-
demokratie als eine ernſte, politiſche Partei genommen werden
will, dann muß ſie dieſen politiſchen Ernſt auch den Gegnern
gegenüber wahren. Rufe: Wir brauchen Ihre weiſen Lehren
nicht! Fahren’s ab! (Großer Lärm.) Der Bürgermeiſter
Blank aus Traismauer erſucht die anweſenden Social-
demokraten, Ruhe und Ordnung zu halten. Der Führer
der Socialdemokraten, Herr Rheinländer, mahnt
ſeine Collegen zur Ruhe und erſucht den Abg. Wohlmeyer
fortzufahren, da er ihm dann erwiedern werde. Bei theil-
weiſe eingetretener Ruhe erſtattet nun der Abg. Wohl-
meyer einen Theil ſeines Rechenſchaftsberichtes, in deſſen
Verlauf er ſagt, daß ſich die liberale, großcapitaliſtiſche
Partei hinter die Aermſten der Armen, nähmlich hinter
die Socialdemokratie geſteckt hat, um den
Bauer- und Gewerbeſtand gänzlich zu untergraben. (Stür-
miſcher Widerſpruch auf Seite der Socialdemokraten. Rufe:
Pfui Teufel! Sie ſind der richtige Volksvertreter! Schämen
Sie ſich! Sie haben den Krüppeln die 12.000 fl. geſtohlen!)
Abg. Wohlmeyer: Von einem Diebſtahl iſt keine
Rede, das verbiete ich mir entſchieden! Ich habe nur bean-
tragt, daß die Vertheilung der 12.000 Gulden durch den
Landesausſchuß geſchieht, weil die Arbeiterkrankencaſſe über
die Summen gar keine Rechnungen gelegt hat. Durch meinen
Antrag wird Niemand benachtheiligt. — Rheinländer
(Socialdemokrat): Das können Sie den Bauern vormachen,
uns aber nicht! — (Entrüſtungszurufe von den Bauern.)
Abg. Wohlmeyer (zu den Socialdemokraten): Sie
ſchöpfen Ihre Weisheit aus der „Arbeiter-Zeitung“, ein
total verlogenes Blatt, das ich jetzt klagen werde! (Wider-
ſpruch und lebhafter Beifall.) Abg. Wohlmeyer
(fortfahrend): Bei Ihren Führern in Wien konnte
keine Controle vorgenommen werden, ob die Subvention
richtig vertheilt war oder nicht. Der beſte Beweis hiefür iſt,
daß die Namen der Unterſtützungsbedürftigen anders und
die Namen der thatſächlich Empfangsbeſtätigenden auch anders
gelautet haben. (Toſender Sturm. Rufe: Lügner! Herunter
mit ihm! Schmeißt’s ihn obi!) Während dieſes Trubels
erſcheint im Saale der zweite Redner, Reichsraths- und
Landtagsabgeordnete Mſgr. Dr. Scheicher; ihm folgt
noch der dritte Redner, Herr Kunſchak aus Wien. Abg.
Scheicher wird von ſeinen Geſinnungsgenoſſen mit
ſtürmiſchen Hochrufen begrüßt; die Socialdemokraten ver-
halten ſich ziemlich ruhig, einzelne rufen „Heil, P. Scheicher!“
Den nachfolgenden Kunſchak, der von den Chriſtlich-Socialen
lebhaft acclamirt wird, überſchütten die Socialdemokraten
mit ſtürmiſchen Pfuirufen. Ein Verſammlungstheilnehmer
proteſtirt laut dagegen, daß ſich auch 16, 17 und 18jährige
Burſchen ſo benehmen. (Stürmiſcher Wiederſpruch auf Seite
der Socialdemokraten. Vorſitzender mahnt zur Ruhe. Ruf:
Gehen Sie lieber Schuh’ flicken! Gegenrufe: Beſſer Schuh’
flicken, als Schuh’ ſtehlen. Großer Lärm.) Rufe: Wie die
Buben! — Herr Kunſchak: Aber nicht die Lehrbuben,
die Ihr (Socialdemokraten) in Wien organiſirt habt’s. Es
melden ſich 2 Socialdemokraten zum Worte, welche den Abg.
Wohlmayer nochmals in der bekannten Subventions-
angelegenheit von 12.000 fl. interpelliren, worauf der
Interpellirte erwidert. (Großer Beifall bei den Geſinnungs-
genoſſen und Widerſpruch.) Es gelangt hierauf Herr
Kunſchak zum Wort, was eine Lärmſcene ſonder-
gleichen zur Folge hat, ſo daß er kaum einige Sätze
ſprechen kann. Socialiſtenführer Herr Böhm ſteigt auf
einen Stuhl und ruft den Genoſſen zu: „Es gereicht uns
zu keiner Ehre, wenn wir ſo ſpectakeln ..... Stürmiſche
Rufe: „Pfui!“ „Du biſt eh Aner von den Schwarzen!“
„Scham Dich!“ — Es entſteht ein furchtbarer Lärm. Man
kann kaum mehr das eigene Wort hören; die Bauern
ſchaaren ſich um die Socialdemokraten und umringen ſie,
der Bürgermeiſter mahnt zur Beſinnung, es ſcheint, daß es
jeden Moment zum blutigen Zuſammenſtoß kommen muß.
In dieſem Möment ſchreit der Vorſitzende mit überlauter
Stimme in die Verſammlung hinein, daß dieſelbe geſchloſſen
ſei. Das von den Socialdemokraten angeſtimmte Lied der
Arbeit wird durch die Volkshymne der Chriſtlich Socialen
übertönt, worauf die Letzteren unter Hohnrufen der Social-
demokraten truppweiſe den Saal verlaſſen.
Die Enthüllung des Markart-Denkmales.
Vierzehn Jahre nach dem Tode des Meiſters iſt heute
das Denkmal Hans Markart’s im Stadtparke enthüllt wor-
den. Die Feier der Enthüllung geſtaltete ſich ſehr intim und
auf dem beſchränkten Raume hatten ſich außer den offi-
ciellen Perſönlichkeiten und vielen Künſtlern, nur die Ange-
hörigen und perſönlichen Freunde Markart’s eingefunden.
Rathsdiener in Gala hielten an beiden Eingängen gegen
die Ringſtraße Wache und ſtanden zu beiden Seiten des
Denkmales. Vor dem Denkmal war ein Podium errichtet,
auf dem die Mitglieder des Männergeſangvereines Auf-
ſtellung nahmen. Unterhalb des Podiums ſtanden im Halb-
kreiſe zwei Reihen Stühle und davor blieb ein Raum frei,
auf dem ſich die Zeugen der Enthüllung verſammelten.
Unter denſelben waren zu ſehen: Statthalter Graf Kiel-
mansegg, die geheimen Räthe Nicolaus Dumba und
Bezecny, Polizeipräſident Habrda, Vice-Bürgermeiſter Stro-
bach in Vertretung des Bürgermeiſters Dr. Lueger, der
heute in Audienz bei ſeiner Majeſtät dem Kaiſer war, Graf
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