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Reichspost. Nr. 133, Wien, 14.06.1898.

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133 Wien, Dienstag Reichspost 14. Juni 1898

[Spaltenumbruch] "Oesterreichischen Zucht- und Nutzviehausstellung" (27. bis
inclusive 30. August d. J.), sowie an der temporären Aus-
stellung für Milch- und Molkereiproducten (6. bis incl.
9. October d. J.) und die Widmung eines Betrages von
200 fl. aus dem Genossenschaftsvermögen zu diesem Zwecke
beschlossen. Nach Bestimmung der Umlagen pro 1898, Be-
stimmung des Voranschlages für das Jahr 1898 und Wahl
von drei Revisoren und zwei Ersatzmännern zur Prüfung
der Rechnungen pro 1898 erstattete der Vorsteher einen
ausführlichen Bericht über das vom Landtage beschlossene
Landesversicherungsgesetz, worauf die Versammlung geschlossen
wurde.




Die Frohnleichnahms-Prozessionen

des gestrigen Sonntags in den Bezirken erfreuten sich
des herrlichsten Wetters und entfalteten sich darum in
voller Pracht. Die Betheiligung des Volkes war eine
überaus zahlreiche, der aufgewandte Glanz, der grüne
Schmuck der Straßen und Häuser ein der Feier und
Sitte entsprechender. Besonders die weibliche Jugend
stellte allenthalben eine große Menge weiß- und bunt-
gekleideter Kinder, die Statuen, Bilder, Embleme,
Blumen u. s. w. trugen. Freilich blieb auch noch
mancher berechtigte Wunsch unerfüllt. So könnte
und sollte ganz gewiß die Betheiligung der den
einzelnen Pfarreien angehörigen und in Wien weilen-
den Gemeinde- und Stadträthe, der Landes- und
Reichsvertreter eine zahlreichere sein. In der Stadt,
wo der Kaiser und der ganze kaiserliche Hof,
und die ganze officiell hochstehende Welt das gute
Beispiel gibt, müßte es eigentlich Ehrenpflicht jedes
Functionärs, zumal der Vertreter des christlichen Volkes
sein, dem Umgang zu folgen, von zwingenden Ab-
haltungsgründen abgesehen. Das Frohnleichnamsfest ist
und bleibt eben die glänzendste äußere Kundgebung des
christlichen Glaubens und Lebens. Man meldet uns
z. B. vom Neubau, wo drei Pfarrumgänge sind, daß
demselben nur Bezirksausschüsse und Bezirksvorsteher
beiwohnten, ohne daß auch nur ein Abgeordneter im
Zuge zu bemerken war. Der Abgeordnete Gregorig
war einige Tage zuvor nach Karlsbad gereist, hätte
sonst wohl nicht gefehlt. Im Zuge des Josefstädter Um-
ganges fehlte auch in diesem Jahre der Abgeordnete
Professor Schlesinger nicht. Es werden auch gewiß noch
andere christliche Volksvertreter an der Procession
theilgenommen haben, indessen ihrer Zahl entsprechend
war deren Betheiligung nicht.

Wenigstens ist dies als auffällig bemerkt und
uns zur Constatirung mitgetheilt worden. Ein Miß-
brauch, der freilich schon veraltet scheint, aber doch
endlich abgeschafft zu werden verdient, ist, daß die
Musikcapellen, welche den Zug eröffnen, häufig eine
lustige Tanz- oder Marschmelodie intoniren. Es läge
doch sehr nahe und wäre, der Würde und Bedeutung
einer kirchlichen Feier doch einzig entsprechend, irgend
ein sacramentales Kirchenlied zu spielen, wie dies auch
anderwärts, z. B. in Deutschland, allenthalben Gebrauch
ist. Vielfach entstehen im Zuge auch lange Unter-
brechungen, die durch häufiges Stillstehen der vorderen
Glieder vermieden werden müßten. Recht störend und
unschön wirkt es, daß viele, namentlich ganz kleine
Kinder, von Müttern, weiblichen Verwandten und
Dienstboten beglettet mitten unter der Schaar der
weißgekleideten Mädchen erscheinen. Erwachsene stören
die Harmonie dieses schönsten Theiles der Procession.
Ganz kleine Kinder, die noch geführt, fast noch
getragen werden müssen, gehören nicht in die Procession,
die übrigen können durch andere Aufsichtsorgane außer-
halb des geschlossenen Kinderzuges überwacht werden.
Endlich reißt immer mehr der Gebrauch ein, statt
weiß gekleideter Kinder auch Mädchen in
andersfarbigen hellen Kleidchen mitmarschieren zu lassen,
und doch ist gerade die weiße Farbe als die Farbe der
Unschuld das, was dem Mädchen-Zuge seine symbolische,
schöne Bedeutung giebt. Bleibt es aber schon bei dieser
Sitte, so mögen wenigstens die weißgekleideten Kinder
getrennt für sich im Zuge einherschreiten. Man weist
uns darauf hin, daß P. Urban, der ehemalige Schotten-
felder Pfarrer, bei seinen stadtberühmten Umgängen
derlei nie geduldet habe. Endlich gestatten wir uns den
Hinweis, daß es eine hübsche Aufgabe der Mitglieder
christlicher Vereine wäre, die den Umgang arrangierenden
Geistlichen vor und während demselben zu unterstützen.
Wir machen diese Bemerkungen nur, damit die so
schöne Sitte des Umganges immer glänzender und
würdiger sich gestalte und so auch ihrerseits Zeugniß
ablege von dem wieder christlich gewordenen Wien.




Zum Kaiserfest der Schützen

werden bereits die mächtigsten Vorbereitungen getroffen.
Jenseits der Reichsbrücke sind Bauten errichtet, die einen
Raum decken, fast so groß wie ein ansehnliches Stadtviertel.
Bis zum 25. d. M. soll die elektrische Kleinbahn Praterstern-
Militär-Schießstätte fertig und auch der rege Omnibusverkehr
dorthin vermittelt sein. Dann kann das Kaiser-Ju-
biläums- und fünfte österreichische
Bundesschießen
beginnen. Am Freitag besichtigte
das Comite die Bauten auf dem Festplatz. Anwesend waren:
Der Präsident Oberstjägermeister Leo Freiherr von Gudenus,
die Mitglieder des Executivcomite's: Max Gerstle, Alexander
Tritsch, Gustav v. Zieglmayer, der Obmann des Vergnügungs-
comite's Graf Rudolph van der Straten, der Obmann des
Baucomite's Oberingenenieur Joseph Klose, der Erbauer der
Festhalle Architekt Ludwig Baumann, der Obmann des
Schießcomite's Carl Wetzelsberger etc. Die Festhalle ist nach
den Plänen des Architekten Ludwig Baumann vom Zimmer-
meister Neubauer errichtet. Sie umfaßt 4000 Quadratmeter,
bietet Fassungsraum für 3500 Personen und enthält alle
erforderlichen Wirtschaftsräume, dann Räume für verschiedene
[Spaltenumbruch] Productionen und Tanzunterhaltungen, Garderoben, Post-,
Polizei- und Feuerwehrlocalitäten.

Die neue Schießhalle des Wiener Schützenvereins ist vom
Oberingenieur Klose entworfen und vom Zimmermeister
Carl Wicker erbaut. Die Halle ist über 100 Meter lang,
12 Meter breit, enthält 61 Schießstände und viele Neben-
localitäten. Da in einer Front von 450 Meter auf 219
Scheiben geschossen wird, mußte auch die Schießhalle der
Militär-Schießstätte entsprechend umgestaltet werden. Eine
Halle von 60 Meter Länge ist für das Schießen mit Kapsel-
gewehren bestimmt. Ein Gabentempel, Musikpavillons, ein
Cafehaus, größere und kleinere Objecte sind außer diesen
Hauptbauten aufgeführt worden. Die gesammten Baukosten
des Jubiläumsschießens erreichen den Betrag von 125.000 fl.
Das Programm umfaßt außer dem Festzuge am
Sonntag, den 26. Juni verschiedene Veranstaltungen bis
Mittwoch, den 6. Juli. Der Vergnügungsaus-
schuß
steht unter dem Präsidium des Herrn August Fetz-
mann, Vorstand des Schubertbundes und des Wiener Sänger-
verbandes, und unter dem Vicepräsidium der Herren Victor
Freiher v. Erlanger und Ferdinand Rebay. Die Schieß-
ordnung
bietet allen Handfeuerwaffen, auch der
Armeewaffe und dem Kapfelgewehr den berechtigten Platz.
Ausgesetzt sind für die Sieger 2000 Preise im
Werthe von
100.000 Kronen baar und
weiters Prämien im Werthe von etwa
120.000 Kronen.
Außerdem wird die Hälfte der
Schußeinlagen bei den Festscheiben -- man rechnet auf einen
Eingang von etwa 100.000 Kronen -- an die Schützen
vertheilt werden. Dazu kommen noch zahlreiche werthvolle
Ehrengaben. Der interessanteste Schützenkampf findet Mitt-
woch, den 29. d. M., um 3 Uhr Nachmittags statt, wo die
aus allen Vereinen der Welt auserlesenen Meister-
schützen
auf den Gewehr-, Pistolen- und Kapselgewehr-
Punktscheiben den Concurrenzkampf um die Ehrenpocale und
Meisterschaften ausfechten werden. Als Prämien wer-
den vertheilt: goldene und silberne Festmünzen, Schützen-
becher, silberne Herrenuhren und silberne Eßbestecke.




Handelsangestellte Wiens.

Wir werden um Aufnahme folgender Zuschrift ersucht:
Wie bekannt, hielten die vereinigten Wiener Gemischtwaren-
verschleißer und Fragner am 1. Juni l. J. in der Volks-
halle des neuen Wiener Rathhauses eine Versammlung ab,
um gegen jede weitere Ausdehnung der Sonntagsruhe Stel-
lung zn nehmen, wobei der Handelskammerrath Papst
sich in den beleidigensten Worten, sowohl über die Handels-
angestellten, als auch über die christlichen Arbeiter und
Wiener Frauen äußerte.

Um eine entsprechende Antwort ertheilen zu können
versammeln sich Dienstag, den 14. Juni schon
vor 8 Uhr Abends die christlichen Arbeiter unter der Führung
des Herrn Kunschak in der Volkshalle des neuen
Rathhauses,
worauf wir Handelsangestellte um 9 Uhr
Abends mit Vertretern befreundeter Privatbeamtenvereine
folgen und ebenfalls unsere Stellung durch Fassung einer
Resolution präcisiren werden.

Die uns angethane Beschimpfung, daß wir nichts ar-
beiten, wohl aber viel Geld verdienen wollen, darf nicht
stillschweigend geduldet werden. Handelsangestellte erscheinet
daher massenhaft und zwar so zeitlich als möglich, eventuell
schon vor 8 Uhr, wenn das nicht möglich ist, mögen die
Collegen gleich nach Geschäftsschluß kommen. Eingeladen sind
alle Reichsraths- und Landtagsabgeordnete, Stadt- und
Gemeinderäthe. Mit collegialen Gruß Heinrich Fraß.

Einladungen sind bei den Gefertigten, 1. Bez., Kruger-
straße 6, II. St. erhältlich.




Heute, Dienstag, den 14. Juni, um 9 Uhr
Abends große Versammlung in der Volkshalle des neuen
Rathhauses.

Tagesordnung:

1. Ist es wahr, daß die Handelsangestellten nichts
arbeiten, dafür aber viel Geld verdienen wollen?

2. Sind die Arbeiter gegen die Sonntagsruhe beim
Handelsstande?

3. Fassung einer Entrüstungsresolution wider die Gegner
der Sonntagsruhe.

Collegen, welche erst zu einer späteren Stunde vom
Geschäfte abkommen können, mögen ebenfalls zur Versamm-
lung gehen, damit dieselbe einen imposanten Besuch aufzu-
weisen in der Lage ist.

Erscheint Alle, Alle!




Telegramme.
Der spanisch-amerikanische Krieg.

Die "Agencia Fabra" ver-
zeichnet vom 8. Juni aus Manila datirtes Privat-
telegramm, welches die Lage daselbst besser darstellt und
sagt, daß, obwohl die Provinz Manila insurgirt ist,
die Hauptstadt doch entschlossen sei, Wiederstand zu
leisten. Der öffentliche Geist sei ausgezeichnet, die Be-
festigungswerke seien verstärkt
und
neue Freiwilligen Bataillone orga-
nisirt worden. Die Insurgenten wagten bisher nicht,
den Platz anzugreifen, wo Lebensmittel für 2 Monate
vorhanden sind. Admiral Dewy wird vor Erhalt
von Verstärkungen keinen Angriff ausführen.

"Heraldo" veröffentlicht zahl-
reiche auf den letzten Aufstand auf den Philip-
pinen,
darunter die provisorische Con-
stituirung der Republik
auf dem Archipel,
bezügliche Documente.

Morgen wird in den Kammern die De-
batte
bezüglich der Philippinen stattfinden,
die sehr lebhaft werden dürfte.

"New-York Herald" ver-
öffentlicht folgende Depesche aus Washington: Manila
hat sich ergeben; ob an Admiral Dewey oder an
die Aufständischen, ist in amtlichen Kreisen noch nicht
bekannt.


[Spaltenumbruch]

Aus Havana wird vom
10. d. gemeldet: Heute Früh eröffneten 8 Kriegsschiffe
des Geschwaders Sampson's ein Bom-
bardement auf Santiago de Cuba.

Die Kanonade dauerte 3 Stunden. Spanische Truppen
wiesen den Feind ab, welcher sich, ohne daß ihm die
Landung gelungen wäre, zurückzog.

Wie eine über King-
ston
vom Bord eines Preßschiffes auf der Höhe von
Santiago de Cuba eingetroffene Depesche
meldet, habe das Kanonenboot "Suwanee" am letzten
Mittwoch 300.000 Patronen, 2000 Messer und 400
Gewehre ausgeschifft und sie 800 Aufständi-
schen
übergeben, welche von dem in den Bergen
westlich
von Santiago aufgeschlagenen In-
surgentenlager entsendet worden waren. Die Zahl der
dort lagernden Aufständischen betrage 5000.

Einer telegraphischen
Meldung aus Kingston zu Folge landete das
amerikanische Kanonenboot "Vixen" in Asse-
rado 400 Gewehre, 5 Tonnen Lebensmittel und
60.000 Patronen für die Aufständischen im
Südosten Cubas.

Eine officielle Depesche des
General Blanco aus Havana besagt: Ein ameri-
kanischer Kreuzer und zwei Kanonenboote liegen vor
Havana, zwei amerikanische Schiffe vor Mariel, eines
vor Cardenas und zwei vor Caibarien. Vor Matanzas
und Cienfugos befindet sich kein amerikanisches Schiff.
Bezüglich Caimaneros fehlen Nachrichten. Fünfzehn
amerikanische Schiffe liegen sieben Meilen vor San-
tiago de Cuba.

Ein Telegramm aus
Kingston (Jamaica) meldet, daß amerikanische
Märinemannschaften
gestern in der Gu-
antanamo-Baigelandet
seien und auf den
Ruinen der äußeren Befestigungen die amerika-
nische Flagge gehißt
hätten. Die Landung
sei durch die amerikanischen Kriegsschiffe gedeckt worden,
welche die Spanier mit Granaten aus den Schanzen
vertrieben hätten.

Wie verlautet, betrage die
Zahl der in Guantanamo gelandeten Marinemann-
schaften 600. Dieselben hätten die Häuser nieder-
gebrannt, um sich vor dem gelben Fieber zu schützen.

Hier ist folgendes an
Bord des Zeitungsdepeschenbootes "Dauntleß" auf der
Höhe von Guantanamo von gestern Früh datirtes Tele-
gramm eingetroffen: "Die Freitag gelandeten
Marine mannschaften kämpfen
seit
gestern Nachmittags mit spanischen Regu-
lären
und Guerillas seit 13 Stunden fast
ununterbrochen. Der amerikanische Kreuzer "Marble-
head" landete Verstärkungen. Soweit bisher bekannt
ist, sind vier Amerikaner todt und einer verwundet.
Die Verluste der Spanier sind unbekannt."

Ein Brief aus Tampa
besagt, Mittwoch wurde die Armee des
Generals Shafter
auf 30 Dampfern mit
Munition, Lebensmitteln und Pferden verladen.
Sie war zur Abfahrt bereit, als eine Depesche der
Regierung befahl, daß sie noch im Hafen zu verbleiben
habe. Es ging das Gerücht, daß man 4 spanische
Schiffe bemerkt hätte. Im Hafen werden An-
stalten getroffen,
um einen eventuellen An-
griffspanischer Torpedoboote abzu-
wehren.
14 Pferde sind vor Hitze gefallen, die
anderen wurden Donnerstag ausgeschifft. Die Mann-
schaft bleibt an Bord,
wo sie eng
zusammengepfercht
ist und von der Hitze
zu leiden hat.

Der "New-York Herald"
erhält eine Depesche aus Washington, nach
welcher die Armee des Generals Shafter
bestimmt Samstag
nach Keywest abgeht.

Hier wird behauptet, unter
der Mannschaft des Geschwaders des Admirals
Sampson sei das Gelbe Fieber ausge-
brochen. Die Provinz Santiago sei von jeher die vom
Gelben Fieber am meisten heimgesuchte gewesen.

In Mac Henry kamen
zwei neue Erkrankungen an gelbem Fieber vor.

Das Schatzamt belegte
den Capitän des deutschen Dampfers "Schleswig" mit
einer Geldstrafe von 50 Dollars, weil er sich von den
englischen Behörden in Kingston beim Verlassen des
Hafens kein Gesundheitsattest hatte ausstellen lassen.

Der Capitän des deutschen
Dampfers "Schleswig" hat die ihm auferlegte Geld-
strafe bezahlt, worauf das Schiff freigegeben wurde.

Die Agencia Fabra ver-
sichert, daß die von einem Londoner Blatte gebrachte
Meldung von der Existenz eines Telegrammes des
Miniderpräsidenten Sagasta in Betreff angeblicher
Friedensverhandlungen jeder Grundlage
entbehre.

"Heralda" bespricht einen Artikel des "Gaulois",
welcher sich zu Gunsten des Friedens erklärt und sagt,
daß dieser Artikel weder die Ansicht der Regierung,
noch irgend einer politischen Partei wiedergebe.

Präsident Mac
Kinley
hat heute die Kriegskostenbill
unterzeichnet.

Das Schatzamt eröffnet eine Subscription auf
260 Millionen Dollars 3%iger Bonds. Die Sub-
scriptionslisten sollen am 14. Juli geschlossen werden.


133 Wien, Dienſtag Reichspoſt 14. Juni 1898

[Spaltenumbruch] „Oeſterreichiſchen Zucht- und Nutzviehausſtellung“ (27. bis
incluſive 30. Auguſt d. J.), ſowie an der temporären Aus-
ſtellung für Milch- und Molkereiproducten (6. bis incl.
9. October d. J.) und die Widmung eines Betrages von
200 fl. aus dem Genoſſenſchaftsvermögen zu dieſem Zwecke
beſchloſſen. Nach Beſtimmung der Umlagen pro 1898, Be-
ſtimmung des Voranſchlages für das Jahr 1898 und Wahl
von drei Reviſoren und zwei Erſatzmännern zur Prüfung
der Rechnungen pro 1898 erſtattete der Vorſteher einen
ausführlichen Bericht über das vom Landtage beſchloſſene
Landesverſicherungsgeſetz, worauf die Verſammlung geſchloſſen
wurde.




Die Frohnleichnahms-Prozeſſionen

des geſtrigen Sonntags in den Bezirken erfreuten ſich
des herrlichſten Wetters und entfalteten ſich darum in
voller Pracht. Die Betheiligung des Volkes war eine
überaus zahlreiche, der aufgewandte Glanz, der grüne
Schmuck der Straßen und Häuſer ein der Feier und
Sitte entſprechender. Beſonders die weibliche Jugend
ſtellte allenthalben eine große Menge weiß- und bunt-
gekleideter Kinder, die Statuen, Bilder, Embleme,
Blumen u. ſ. w. trugen. Freilich blieb auch noch
mancher berechtigte Wunſch unerfüllt. So könnte
und ſollte ganz gewiß die Betheiligung der den
einzelnen Pfarreien angehörigen und in Wien weilen-
den Gemeinde- und Stadträthe, der Landes- und
Reichsvertreter eine zahlreichere ſein. In der Stadt,
wo der Kaiſer und der ganze kaiſerliche Hof,
und die ganze officiell hochſtehende Welt das gute
Beiſpiel gibt, müßte es eigentlich Ehrenpflicht jedes
Functionärs, zumal der Vertreter des chriſtlichen Volkes
ſein, dem Umgang zu folgen, von zwingenden Ab-
haltungsgründen abgeſehen. Das Frohnleichnamsfeſt iſt
und bleibt eben die glänzendſte äußere Kundgebung des
chriſtlichen Glaubens und Lebens. Man meldet uns
z. B. vom Neubau, wo drei Pfarrumgänge ſind, daß
demſelben nur Bezirksausſchüſſe und Bezirksvorſteher
beiwohnten, ohne daß auch nur ein Abgeordneter im
Zuge zu bemerken war. Der Abgeordnete Gregorig
war einige Tage zuvor nach Karlsbad gereiſt, hätte
ſonſt wohl nicht gefehlt. Im Zuge des Joſefſtädter Um-
ganges fehlte auch in dieſem Jahre der Abgeordnete
Profeſſor Schleſinger nicht. Es werden auch gewiß noch
andere chriſtliche Volksvertreter an der Proceſſion
theilgenommen haben, indeſſen ihrer Zahl entſprechend
war deren Betheiligung nicht.

Wenigſtens iſt dies als auffällig bemerkt und
uns zur Conſtatirung mitgetheilt worden. Ein Miß-
brauch, der freilich ſchon veraltet ſcheint, aber doch
endlich abgeſchafft zu werden verdient, iſt, daß die
Muſikcapellen, welche den Zug eröffnen, häufig eine
luſtige Tanz- oder Marſchmelodie intoniren. Es läge
doch ſehr nahe und wäre, der Würde und Bedeutung
einer kirchlichen Feier doch einzig entſprechend, irgend
ein ſacramentales Kirchenlied zu ſpielen, wie dies auch
anderwärts, z. B. in Deutſchland, allenthalben Gebrauch
iſt. Vielfach entſtehen im Zuge auch lange Unter-
brechungen, die durch häufiges Stillſtehen der vorderen
Glieder vermieden werden müßten. Recht ſtörend und
unſchön wirkt es, daß viele, namentlich ganz kleine
Kinder, von Müttern, weiblichen Verwandten und
Dienſtboten beglettet mitten unter der Schaar der
weißgekleideten Mädchen erſcheinen. Erwachſene ſtören
die Harmonie dieſes ſchönſten Theiles der Proceſſion.
Ganz kleine Kinder, die noch geführt, faſt noch
getragen werden müſſen, gehören nicht in die Proceſſion,
die übrigen können durch andere Aufſichtsorgane außer-
halb des geſchloſſenen Kinderzuges überwacht werden.
Endlich reißt immer mehr der Gebrauch ein, ſtatt
weiß gekleideter Kinder auch Mädchen in
andersfarbigen hellen Kleidchen mitmarſchieren zu laſſen,
und doch iſt gerade die weiße Farbe als die Farbe der
Unſchuld das, was dem Mädchen-Zuge ſeine ſymboliſche,
ſchöne Bedeutung giebt. Bleibt es aber ſchon bei dieſer
Sitte, ſo mögen wenigſtens die weißgekleideten Kinder
getrennt für ſich im Zuge einherſchreiten. Man weiſt
uns darauf hin, daß P. Urban, der ehemalige Schotten-
felder Pfarrer, bei ſeinen ſtadtberühmten Umgängen
derlei nie geduldet habe. Endlich geſtatten wir uns den
Hinweis, daß es eine hübſche Aufgabe der Mitglieder
chriſtlicher Vereine wäre, die den Umgang arrangierenden
Geiſtlichen vor und während demſelben zu unterſtützen.
Wir machen dieſe Bemerkungen nur, damit die ſo
ſchöne Sitte des Umganges immer glänzender und
würdiger ſich geſtalte und ſo auch ihrerſeits Zeugniß
ablege von dem wieder chriſtlich gewordenen Wien.




Zum Kaiſerfeſt der Schützen

werden bereits die mächtigſten Vorbereitungen getroffen.
Jenſeits der Reichsbrücke ſind Bauten errichtet, die einen
Raum decken, faſt ſo groß wie ein anſehnliches Stadtviertel.
Bis zum 25. d. M. ſoll die elektriſche Kleinbahn Praterſtern-
Militär-Schießſtätte fertig und auch der rege Omnibusverkehr
dorthin vermittelt ſein. Dann kann das Kaiſer-Ju-
biläums- und fünfte öſterreichiſche
Bundesſchießen
beginnen. Am Freitag beſichtigte
das Comité die Bauten auf dem Feſtplatz. Anweſend waren:
Der Präſident Oberſtjägermeiſter Leo Freiherr von Gudenus,
die Mitglieder des Executivcomité’s: Max Gerſtle, Alexander
Tritſch, Guſtav v. Zieglmayer, der Obmann des Vergnügungs-
comité’s Graf Rudolph van der Straten, der Obmann des
Baucomité’s Oberingenenieur Joſeph Kloſe, der Erbauer der
Feſthalle Architekt Ludwig Baumann, der Obmann des
Schießcomité’s Carl Wetzelsberger ꝛc. Die Feſthalle iſt nach
den Plänen des Architekten Ludwig Baumann vom Zimmer-
meiſter Neubauer errichtet. Sie umfaßt 4000 Quadratmeter,
bietet Faſſungsraum für 3500 Perſonen und enthält alle
erforderlichen Wirtſchaftsräume, dann Räume für verſchiedene
[Spaltenumbruch] Productionen und Tanzunterhaltungen, Garderoben, Poſt-,
Polizei- und Feuerwehrlocalitäten.

Die neue Schießhalle des Wiener Schützenvereins iſt vom
Oberingenieur Kloſe entworfen und vom Zimmermeiſter
Carl Wicker erbaut. Die Halle iſt über 100 Meter lang,
12 Meter breit, enthält 61 Schießſtände und viele Neben-
localitäten. Da in einer Front von 450 Meter auf 219
Scheiben geſchoſſen wird, mußte auch die Schießhalle der
Militär-Schießſtätte entſprechend umgeſtaltet werden. Eine
Halle von 60 Meter Länge iſt für das Schießen mit Kapſel-
gewehren beſtimmt. Ein Gabentempel, Muſikpavillons, ein
Caféhaus, größere und kleinere Objecte ſind außer dieſen
Hauptbauten aufgeführt worden. Die geſammten Baukoſten
des Jubiläumsſchießens erreichen den Betrag von 125.000 fl.
Das Programm umfaßt außer dem Feſtzuge am
Sonntag, den 26. Juni verſchiedene Veranſtaltungen bis
Mittwoch, den 6. Juli. Der Vergnügungsaus-
ſchuß
ſteht unter dem Präſidium des Herrn Auguſt Fetz-
mann, Vorſtand des Schubertbundes und des Wiener Sänger-
verbandes, und unter dem Vicepräſidium der Herren Victor
Freiher v. Erlanger und Ferdinand Rebay. Die Schieß-
ordnung
bietet allen Handfeuerwaffen, auch der
Armeewaffe und dem Kapfelgewehr den berechtigten Platz.
Ausgeſetzt ſind für die Sieger 2000 Preiſe im
Werthe von
100.000 Kronen baar und
weiters Prämien im Werthe von etwa
120.000 Kronen.
Außerdem wird die Hälfte der
Schußeinlagen bei den Feſtſcheiben — man rechnet auf einen
Eingang von etwa 100.000 Kronen — an die Schützen
vertheilt werden. Dazu kommen noch zahlreiche werthvolle
Ehrengaben. Der intereſſanteſte Schützenkampf findet Mitt-
woch, den 29. d. M., um 3 Uhr Nachmittags ſtatt, wo die
aus allen Vereinen der Welt auserleſenen Meiſter-
ſchützen
auf den Gewehr-, Piſtolen- und Kapſelgewehr-
Punktſcheiben den Concurrenzkampf um die Ehrenpocale und
Meiſterſchaften ausfechten werden. Als Prämien wer-
den vertheilt: goldene und ſilberne Feſtmünzen, Schützen-
becher, ſilberne Herrenuhren und ſilberne Eßbeſtecke.




Handelsangeſtellte Wiens.

Wir werden um Aufnahme folgender Zuſchrift erſucht:
Wie bekannt, hielten die vereinigten Wiener Gemiſchtwaren-
verſchleißer und Fragner am 1. Juni l. J. in der Volks-
halle des neuen Wiener Rathhauſes eine Verſammlung ab,
um gegen jede weitere Ausdehnung der Sonntagsruhe Stel-
lung zn nehmen, wobei der Handelskammerrath Papſt
ſich in den beleidigenſten Worten, ſowohl über die Handels-
angeſtellten, als auch über die chriſtlichen Arbeiter und
Wiener Frauen äußerte.

Um eine entſprechende Antwort ertheilen zu können
verſammeln ſich Dienſtag, den 14. Juni ſchon
vor 8 Uhr Abends die chriſtlichen Arbeiter unter der Führung
des Herrn Kunſchak in der Volkshalle des neuen
Rathhauſes,
worauf wir Handelsangeſtellte um 9 Uhr
Abends mit Vertretern befreundeter Privatbeamtenvereine
folgen und ebenfalls unſere Stellung durch Faſſung einer
Reſolution präciſiren werden.

Die uns angethane Beſchimpfung, daß wir nichts ar-
beiten, wohl aber viel Geld verdienen wollen, darf nicht
ſtillſchweigend geduldet werden. Handelsangeſtellte erſcheinet
daher maſſenhaft und zwar ſo zeitlich als möglich, eventuell
ſchon vor 8 Uhr, wenn das nicht möglich iſt, mögen die
Collegen gleich nach Geſchäftsſchluß kommen. Eingeladen ſind
alle Reichsraths- und Landtagsabgeordnete, Stadt- und
Gemeinderäthe. Mit collegialen Gruß Heinrich Fraß.

Einladungen ſind bei den Gefertigten, 1. Bez., Kruger-
ſtraße 6, II. St. erhältlich.




Heute, Dienſtag, den 14. Juni, um 9 Uhr
Abends große Verſammlung in der Volkshalle des neuen
Rathhauſes.

Tagesordnung:

1. Iſt es wahr, daß die Handelsangeſtellten nichts
arbeiten, dafür aber viel Geld verdienen wollen?

2. Sind die Arbeiter gegen die Sonntagsruhe beim
Handelsſtande?

3. Faſſung einer Entrüſtungsreſolution wider die Gegner
der Sonntagsruhe.

Collegen, welche erſt zu einer ſpäteren Stunde vom
Geſchäfte abkommen können, mögen ebenfalls zur Verſamm-
lung gehen, damit dieſelbe einen impoſanten Beſuch aufzu-
weiſen in der Lage iſt.

Erſcheint Alle, Alle!




Telegramme.
Der ſpaniſch-amerikaniſche Krieg.

Die „Agencia Fabra“ ver-
zeichnet vom 8. Juni aus Manila datirtes Privat-
telegramm, welches die Lage daſelbſt beſſer darſtellt und
ſagt, daß, obwohl die Provinz Manila inſurgirt iſt,
die Hauptſtadt doch entſchloſſen ſei, Wiederſtand zu
leiſten. Der öffentliche Geiſt ſei ausgezeichnet, die Be-
feſtigungswerke ſeien verſtärkt
und
neue Freiwilligen Bataillone orga-
niſirt worden. Die Inſurgenten wagten bisher nicht,
den Platz anzugreifen, wo Lebensmittel für 2 Monate
vorhanden ſind. Admiral Dewy wird vor Erhalt
von Verſtärkungen keinen Angriff ausführen.

„Heraldo“ veröffentlicht zahl-
reiche auf den letzten Aufſtand auf den Philip-
pinen,
darunter die proviſoriſche Con-
ſtituirung der Republik
auf dem Archipel,
bezügliche Documente.

Morgen wird in den Kammern die De-
batte
bezüglich der Philippinen ſtattfinden,
die ſehr lebhaft werden dürfte.

„New-York Herald“ ver-
öffentlicht folgende Depeſche aus Waſhington: Manila
hat ſich ergeben; ob an Admiral Dewey oder an
die Aufſtändiſchen, iſt in amtlichen Kreiſen noch nicht
bekannt.


[Spaltenumbruch]

Aus Havana wird vom
10. d. gemeldet: Heute Früh eröffneten 8 Kriegsſchiffe
des Geſchwaders Sampſon’s ein Bom-
bardement auf Santiago de Cuba.

Die Kanonade dauerte 3 Stunden. Spaniſche Truppen
wieſen den Feind ab, welcher ſich, ohne daß ihm die
Landung gelungen wäre, zurückzog.

Wie eine über King-
ſton
vom Bord eines Preßſchiffes auf der Höhe von
Santiago de Cuba eingetroffene Depeſche
meldet, habe das Kanonenboot „Suwanee“ am letzten
Mittwoch 300.000 Patronen, 2000 Meſſer und 400
Gewehre ausgeſchifft und ſie 800 Aufſtändi-
ſchen
übergeben, welche von dem in den Bergen
weſtlich
von Santiago aufgeſchlagenen In-
ſurgentenlager entſendet worden waren. Die Zahl der
dort lagernden Aufſtändiſchen betrage 5000.

Einer telegraphiſchen
Meldung aus Kingſton zu Folge landete das
amerikaniſche Kanonenboot „Vixen“ in Aſſe-
rado 400 Gewehre, 5 Tonnen Lebensmittel und
60.000 Patronen für die Aufſtändiſchen im
Südoſten Cubas.

Eine officielle Depeſche des
General Blanco aus Havana beſagt: Ein ameri-
kaniſcher Kreuzer und zwei Kanonenboote liegen vor
Havana, zwei amerikaniſche Schiffe vor Mariel, eines
vor Cardenas und zwei vor Caibarien. Vor Matanzas
und Cienfugos befindet ſich kein amerikaniſches Schiff.
Bezüglich Caimaneros fehlen Nachrichten. Fünfzehn
amerikaniſche Schiffe liegen ſieben Meilen vor San-
tiago de Cuba.

Ein Telegramm aus
Kingston (Jamaica) meldet, daß amerikaniſche
Märinemannſchaften
geſtern in der Gu-
antanamo-Baigelandet
ſeien und auf den
Ruinen der äußeren Befeſtigungen die amerika-
niſche Flagge gehißt
hätten. Die Landung
ſei durch die amerikaniſchen Kriegsſchiffe gedeckt worden,
welche die Spanier mit Granaten aus den Schanzen
vertrieben hätten.

Wie verlautet, betrage die
Zahl der in Guantanamo gelandeten Marinemann-
ſchaften 600. Dieſelben hätten die Häuſer nieder-
gebrannt, um ſich vor dem gelben Fieber zu ſchützen.

Hier iſt folgendes an
Bord des Zeitungsdepeſchenbootes „Dauntleß“ auf der
Höhe von Guantanamo von geſtern Früh datirtes Tele-
gramm eingetroffen: „Die Freitag gelandeten
Marine mannſchaften kämpfen
ſeit
geſtern Nachmittags mit ſpaniſchen Regu-
lären
und Guerillas ſeit 13 Stunden faſt
ununterbrochen. Der amerikaniſche Kreuzer „Marble-
head“ landete Verſtärkungen. Soweit bisher bekannt
iſt, ſind vier Amerikaner todt und einer verwundet.
Die Verluſte der Spanier ſind unbekannt.“

Ein Brief aus Tampa
beſagt, Mittwoch wurde die Armee des
Generals Shafter
auf 30 Dampfern mit
Munition, Lebensmitteln und Pferden verladen.
Sie war zur Abfahrt bereit, als eine Depeſche der
Regierung befahl, daß ſie noch im Hafen zu verbleiben
habe. Es ging das Gerücht, daß man 4 ſpaniſche
Schiffe bemerkt hätte. Im Hafen werden An-
ſtalten getroffen,
um einen eventuellen An-
griffſpaniſcher Torpedoboote abzu-
wehren.
14 Pferde ſind vor Hitze gefallen, die
anderen wurden Donnerſtag ausgeſchifft. Die Mann-
ſchaft bleibt an Bord,
wo ſie eng
zuſammengepfercht
iſt und von der Hitze
zu leiden hat.

Der „New-York Herald“
erhält eine Depeſche aus Waſhington, nach
welcher die Armee des Generals Shafter
beſtimmt Samſtag
nach Keyweſt abgeht.

Hier wird behauptet, unter
der Mannſchaft des Geſchwaders des Admirals
Sampſon ſei das Gelbe Fieber ausge-
brochen. Die Provinz Santiago ſei von jeher die vom
Gelben Fieber am meiſten heimgeſuchte geweſen.

In Mac Henry kamen
zwei neue Erkrankungen an gelbem Fieber vor.

Das Schatzamt belegte
den Capitän des deutſchen Dampfers „Schleswig“ mit
einer Geldſtrafe von 50 Dollars, weil er ſich von den
engliſchen Behörden in Kingston beim Verlaſſen des
Hafens kein Geſundheitsatteſt hatte ausſtellen laſſen.

Der Capitän des deutſchen
Dampfers „Schleswig“ hat die ihm auferlegte Geld-
ſtrafe bezahlt, worauf das Schiff freigegeben wurde.

Die Agencia Fabra ver-
ſichert, daß die von einem Londoner Blatte gebrachte
Meldung von der Exiſtenz eines Telegrammes des
Miniderpräſidenten Sagaſta in Betreff angeblicher
Friedensverhandlungen jeder Grundlage
entbehre.

„Heralda“ beſpricht einen Artikel des „Gaulois“,
welcher ſich zu Gunſten des Friedens erklärt und ſagt,
daß dieſer Artikel weder die Anſicht der Regierung,
noch irgend einer politiſchen Partei wiedergebe.

Präſident Mac
Kinley
hat heute die Kriegskoſtenbill
unterzeichnet.

Das Schatzamt eröffnet eine Subſcription auf
260 Millionen Dollars 3%iger Bonds. Die Sub-
ſcriptionsliſten ſollen am 14. Juli geſchloſſen werden.


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[5/0005] 133 Wien, Dienſtag Reichspoſt 14. Juni 1898 „Oeſterreichiſchen Zucht- und Nutzviehausſtellung“ (27. bis incluſive 30. Auguſt d. J.), ſowie an der temporären Aus- ſtellung für Milch- und Molkereiproducten (6. bis incl. 9. October d. J.) und die Widmung eines Betrages von 200 fl. aus dem Genoſſenſchaftsvermögen zu dieſem Zwecke beſchloſſen. Nach Beſtimmung der Umlagen pro 1898, Be- ſtimmung des Voranſchlages für das Jahr 1898 und Wahl von drei Reviſoren und zwei Erſatzmännern zur Prüfung der Rechnungen pro 1898 erſtattete der Vorſteher einen ausführlichen Bericht über das vom Landtage beſchloſſene Landesverſicherungsgeſetz, worauf die Verſammlung geſchloſſen wurde. Die Frohnleichnahms-Prozeſſionen des geſtrigen Sonntags in den Bezirken erfreuten ſich des herrlichſten Wetters und entfalteten ſich darum in voller Pracht. Die Betheiligung des Volkes war eine überaus zahlreiche, der aufgewandte Glanz, der grüne Schmuck der Straßen und Häuſer ein der Feier und Sitte entſprechender. Beſonders die weibliche Jugend ſtellte allenthalben eine große Menge weiß- und bunt- gekleideter Kinder, die Statuen, Bilder, Embleme, Blumen u. ſ. w. trugen. Freilich blieb auch noch mancher berechtigte Wunſch unerfüllt. So könnte und ſollte ganz gewiß die Betheiligung der den einzelnen Pfarreien angehörigen und in Wien weilen- den Gemeinde- und Stadträthe, der Landes- und Reichsvertreter eine zahlreichere ſein. In der Stadt, wo der Kaiſer und der ganze kaiſerliche Hof, und die ganze officiell hochſtehende Welt das gute Beiſpiel gibt, müßte es eigentlich Ehrenpflicht jedes Functionärs, zumal der Vertreter des chriſtlichen Volkes ſein, dem Umgang zu folgen, von zwingenden Ab- haltungsgründen abgeſehen. Das Frohnleichnamsfeſt iſt und bleibt eben die glänzendſte äußere Kundgebung des chriſtlichen Glaubens und Lebens. Man meldet uns z. B. vom Neubau, wo drei Pfarrumgänge ſind, daß demſelben nur Bezirksausſchüſſe und Bezirksvorſteher beiwohnten, ohne daß auch nur ein Abgeordneter im Zuge zu bemerken war. Der Abgeordnete Gregorig war einige Tage zuvor nach Karlsbad gereiſt, hätte ſonſt wohl nicht gefehlt. Im Zuge des Joſefſtädter Um- ganges fehlte auch in dieſem Jahre der Abgeordnete Profeſſor Schleſinger nicht. Es werden auch gewiß noch andere chriſtliche Volksvertreter an der Proceſſion theilgenommen haben, indeſſen ihrer Zahl entſprechend war deren Betheiligung nicht. Wenigſtens iſt dies als auffällig bemerkt und uns zur Conſtatirung mitgetheilt worden. Ein Miß- brauch, der freilich ſchon veraltet ſcheint, aber doch endlich abgeſchafft zu werden verdient, iſt, daß die Muſikcapellen, welche den Zug eröffnen, häufig eine luſtige Tanz- oder Marſchmelodie intoniren. Es läge doch ſehr nahe und wäre, der Würde und Bedeutung einer kirchlichen Feier doch einzig entſprechend, irgend ein ſacramentales Kirchenlied zu ſpielen, wie dies auch anderwärts, z. B. in Deutſchland, allenthalben Gebrauch iſt. Vielfach entſtehen im Zuge auch lange Unter- brechungen, die durch häufiges Stillſtehen der vorderen Glieder vermieden werden müßten. Recht ſtörend und unſchön wirkt es, daß viele, namentlich ganz kleine Kinder, von Müttern, weiblichen Verwandten und Dienſtboten beglettet mitten unter der Schaar der weißgekleideten Mädchen erſcheinen. Erwachſene ſtören die Harmonie dieſes ſchönſten Theiles der Proceſſion. Ganz kleine Kinder, die noch geführt, faſt noch getragen werden müſſen, gehören nicht in die Proceſſion, die übrigen können durch andere Aufſichtsorgane außer- halb des geſchloſſenen Kinderzuges überwacht werden. Endlich reißt immer mehr der Gebrauch ein, ſtatt weiß gekleideter Kinder auch Mädchen in andersfarbigen hellen Kleidchen mitmarſchieren zu laſſen, und doch iſt gerade die weiße Farbe als die Farbe der Unſchuld das, was dem Mädchen-Zuge ſeine ſymboliſche, ſchöne Bedeutung giebt. Bleibt es aber ſchon bei dieſer Sitte, ſo mögen wenigſtens die weißgekleideten Kinder getrennt für ſich im Zuge einherſchreiten. Man weiſt uns darauf hin, daß P. Urban, der ehemalige Schotten- felder Pfarrer, bei ſeinen ſtadtberühmten Umgängen derlei nie geduldet habe. Endlich geſtatten wir uns den Hinweis, daß es eine hübſche Aufgabe der Mitglieder chriſtlicher Vereine wäre, die den Umgang arrangierenden Geiſtlichen vor und während demſelben zu unterſtützen. Wir machen dieſe Bemerkungen nur, damit die ſo ſchöne Sitte des Umganges immer glänzender und würdiger ſich geſtalte und ſo auch ihrerſeits Zeugniß ablege von dem wieder chriſtlich gewordenen Wien. Zum Kaiſerfeſt der Schützen werden bereits die mächtigſten Vorbereitungen getroffen. Jenſeits der Reichsbrücke ſind Bauten errichtet, die einen Raum decken, faſt ſo groß wie ein anſehnliches Stadtviertel. Bis zum 25. d. M. ſoll die elektriſche Kleinbahn Praterſtern- Militär-Schießſtätte fertig und auch der rege Omnibusverkehr dorthin vermittelt ſein. Dann kann das Kaiſer-Ju- biläums- und fünfte öſterreichiſche Bundesſchießen beginnen. Am Freitag beſichtigte das Comité die Bauten auf dem Feſtplatz. Anweſend waren: Der Präſident Oberſtjägermeiſter Leo Freiherr von Gudenus, die Mitglieder des Executivcomité’s: Max Gerſtle, Alexander Tritſch, Guſtav v. Zieglmayer, der Obmann des Vergnügungs- comité’s Graf Rudolph van der Straten, der Obmann des Baucomité’s Oberingenenieur Joſeph Kloſe, der Erbauer der Feſthalle Architekt Ludwig Baumann, der Obmann des Schießcomité’s Carl Wetzelsberger ꝛc. Die Feſthalle iſt nach den Plänen des Architekten Ludwig Baumann vom Zimmer- meiſter Neubauer errichtet. Sie umfaßt 4000 Quadratmeter, bietet Faſſungsraum für 3500 Perſonen und enthält alle erforderlichen Wirtſchaftsräume, dann Räume für verſchiedene Productionen und Tanzunterhaltungen, Garderoben, Poſt-, Polizei- und Feuerwehrlocalitäten. Die neue Schießhalle des Wiener Schützenvereins iſt vom Oberingenieur Kloſe entworfen und vom Zimmermeiſter Carl Wicker erbaut. Die Halle iſt über 100 Meter lang, 12 Meter breit, enthält 61 Schießſtände und viele Neben- localitäten. Da in einer Front von 450 Meter auf 219 Scheiben geſchoſſen wird, mußte auch die Schießhalle der Militär-Schießſtätte entſprechend umgeſtaltet werden. Eine Halle von 60 Meter Länge iſt für das Schießen mit Kapſel- gewehren beſtimmt. Ein Gabentempel, Muſikpavillons, ein Caféhaus, größere und kleinere Objecte ſind außer dieſen Hauptbauten aufgeführt worden. Die geſammten Baukoſten des Jubiläumsſchießens erreichen den Betrag von 125.000 fl. Das Programm umfaßt außer dem Feſtzuge am Sonntag, den 26. Juni verſchiedene Veranſtaltungen bis Mittwoch, den 6. Juli. Der Vergnügungsaus- ſchuß ſteht unter dem Präſidium des Herrn Auguſt Fetz- mann, Vorſtand des Schubertbundes und des Wiener Sänger- verbandes, und unter dem Vicepräſidium der Herren Victor Freiher v. Erlanger und Ferdinand Rebay. Die Schieß- ordnung bietet allen Handfeuerwaffen, auch der Armeewaffe und dem Kapfelgewehr den berechtigten Platz. Ausgeſetzt ſind für die Sieger 2000 Preiſe im Werthe von 100.000 Kronen baar und weiters Prämien im Werthe von etwa 120.000 Kronen. Außerdem wird die Hälfte der Schußeinlagen bei den Feſtſcheiben — man rechnet auf einen Eingang von etwa 100.000 Kronen — an die Schützen vertheilt werden. Dazu kommen noch zahlreiche werthvolle Ehrengaben. Der intereſſanteſte Schützenkampf findet Mitt- woch, den 29. d. M., um 3 Uhr Nachmittags ſtatt, wo die aus allen Vereinen der Welt auserleſenen Meiſter- ſchützen auf den Gewehr-, Piſtolen- und Kapſelgewehr- Punktſcheiben den Concurrenzkampf um die Ehrenpocale und Meiſterſchaften ausfechten werden. Als Prämien wer- den vertheilt: goldene und ſilberne Feſtmünzen, Schützen- becher, ſilberne Herrenuhren und ſilberne Eßbeſtecke. Handelsangeſtellte Wiens. Wir werden um Aufnahme folgender Zuſchrift erſucht: Wie bekannt, hielten die vereinigten Wiener Gemiſchtwaren- verſchleißer und Fragner am 1. Juni l. J. in der Volks- halle des neuen Wiener Rathhauſes eine Verſammlung ab, um gegen jede weitere Ausdehnung der Sonntagsruhe Stel- lung zn nehmen, wobei der Handelskammerrath Papſt ſich in den beleidigenſten Worten, ſowohl über die Handels- angeſtellten, als auch über die chriſtlichen Arbeiter und Wiener Frauen äußerte. Um eine entſprechende Antwort ertheilen zu können verſammeln ſich Dienſtag, den 14. Juni ſchon vor 8 Uhr Abends die chriſtlichen Arbeiter unter der Führung des Herrn Kunſchak in der Volkshalle des neuen Rathhauſes, worauf wir Handelsangeſtellte um 9 Uhr Abends mit Vertretern befreundeter Privatbeamtenvereine folgen und ebenfalls unſere Stellung durch Faſſung einer Reſolution präciſiren werden. Die uns angethane Beſchimpfung, daß wir nichts ar- beiten, wohl aber viel Geld verdienen wollen, darf nicht ſtillſchweigend geduldet werden. Handelsangeſtellte erſcheinet daher maſſenhaft und zwar ſo zeitlich als möglich, eventuell ſchon vor 8 Uhr, wenn das nicht möglich iſt, mögen die Collegen gleich nach Geſchäftsſchluß kommen. Eingeladen ſind alle Reichsraths- und Landtagsabgeordnete, Stadt- und Gemeinderäthe. Mit collegialen Gruß Heinrich Fraß. Einladungen ſind bei den Gefertigten, 1. Bez., Kruger- ſtraße 6, II. St. erhältlich. Heute, Dienſtag, den 14. Juni, um 9 Uhr Abends große Verſammlung in der Volkshalle des neuen Rathhauſes. Tagesordnung: 1. Iſt es wahr, daß die Handelsangeſtellten nichts arbeiten, dafür aber viel Geld verdienen wollen? 2. Sind die Arbeiter gegen die Sonntagsruhe beim Handelsſtande? 3. Faſſung einer Entrüſtungsreſolution wider die Gegner der Sonntagsruhe. Collegen, welche erſt zu einer ſpäteren Stunde vom Geſchäfte abkommen können, mögen ebenfalls zur Verſamm- lung gehen, damit dieſelbe einen impoſanten Beſuch aufzu- weiſen in der Lage iſt. Erſcheint Alle, Alle! Telegramme. Der ſpaniſch-amerikaniſche Krieg. Madrid, 12. Juni. Die „Agencia Fabra“ ver- zeichnet vom 8. Juni aus Manila datirtes Privat- telegramm, welches die Lage daſelbſt beſſer darſtellt und ſagt, daß, obwohl die Provinz Manila inſurgirt iſt, die Hauptſtadt doch entſchloſſen ſei, Wiederſtand zu leiſten. Der öffentliche Geiſt ſei ausgezeichnet, die Be- feſtigungswerke ſeien verſtärkt und neue Freiwilligen Bataillone orga- niſirt worden. Die Inſurgenten wagten bisher nicht, den Platz anzugreifen, wo Lebensmittel für 2 Monate vorhanden ſind. Admiral Dewy wird vor Erhalt von Verſtärkungen keinen Angriff ausführen. Madrid, 12. Juni. „Heraldo“ veröffentlicht zahl- reiche auf den letzten Aufſtand auf den Philip- pinen, darunter die proviſoriſche Con- ſtituirung der Republik auf dem Archipel, bezügliche Documente. Morgen wird in den Kammern die De- batte bezüglich der Philippinen ſtattfinden, die ſehr lebhaft werden dürfte. New-York, 13. Juni. „New-York Herald“ ver- öffentlicht folgende Depeſche aus Waſhington: Manila hat ſich ergeben; ob an Admiral Dewey oder an die Aufſtändiſchen, iſt in amtlichen Kreiſen noch nicht bekannt. Madrid, 11. Juni. Aus Havana wird vom 10. d. gemeldet: Heute Früh eröffneten 8 Kriegsſchiffe des Geſchwaders Sampſon’s ein Bom- bardement auf Santiago de Cuba. Die Kanonade dauerte 3 Stunden. Spaniſche Truppen wieſen den Feind ab, welcher ſich, ohne daß ihm die Landung gelungen wäre, zurückzog. New-York, 11. Juni. Wie eine über King- ſton vom Bord eines Preßſchiffes auf der Höhe von Santiago de Cuba eingetroffene Depeſche meldet, habe das Kanonenboot „Suwanee“ am letzten Mittwoch 300.000 Patronen, 2000 Meſſer und 400 Gewehre ausgeſchifft und ſie 800 Aufſtändi- ſchen übergeben, welche von dem in den Bergen weſtlich von Santiago aufgeſchlagenen In- ſurgentenlager entſendet worden waren. Die Zahl der dort lagernden Aufſtändiſchen betrage 5000. New-York, 12. Juni. Einer telegraphiſchen Meldung aus Kingſton zu Folge landete das amerikaniſche Kanonenboot „Vixen“ in Aſſe- rado 400 Gewehre, 5 Tonnen Lebensmittel und 60.000 Patronen für die Aufſtändiſchen im Südoſten Cubas. Madrid, 12. Juni. Eine officielle Depeſche des General Blanco aus Havana beſagt: Ein ameri- kaniſcher Kreuzer und zwei Kanonenboote liegen vor Havana, zwei amerikaniſche Schiffe vor Mariel, eines vor Cardenas und zwei vor Caibarien. Vor Matanzas und Cienfugos befindet ſich kein amerikaniſches Schiff. Bezüglich Caimaneros fehlen Nachrichten. Fünfzehn amerikaniſche Schiffe liegen ſieben Meilen vor San- tiago de Cuba. New-York, 11. Juni. Ein Telegramm aus Kingston (Jamaica) meldet, daß amerikaniſche Märinemannſchaften geſtern in der Gu- antanamo-Baigelandet ſeien und auf den Ruinen der äußeren Befeſtigungen die amerika- niſche Flagge gehißt hätten. Die Landung ſei durch die amerikaniſchen Kriegsſchiffe gedeckt worden, welche die Spanier mit Granaten aus den Schanzen vertrieben hätten. New-York, 12. Juni. Wie verlautet, betrage die Zahl der in Guantanamo gelandeten Marinemann- ſchaften 600. Dieſelben hätten die Häuſer nieder- gebrannt, um ſich vor dem gelben Fieber zu ſchützen. New-York, 13. Juni. Hier iſt folgendes an Bord des Zeitungsdepeſchenbootes „Dauntleß“ auf der Höhe von Guantanamo von geſtern Früh datirtes Tele- gramm eingetroffen: „Die Freitag gelandeten Marine mannſchaften kämpfen ſeit geſtern Nachmittags mit ſpaniſchen Regu- lären und Guerillas ſeit 13 Stunden faſt ununterbrochen. Der amerikaniſche Kreuzer „Marble- head“ landete Verſtärkungen. Soweit bisher bekannt iſt, ſind vier Amerikaner todt und einer verwundet. Die Verluſte der Spanier ſind unbekannt.“ New-York, 12. Juni. Ein Brief aus Tampa beſagt, Mittwoch wurde die Armee des Generals Shafter auf 30 Dampfern mit Munition, Lebensmitteln und Pferden verladen. Sie war zur Abfahrt bereit, als eine Depeſche der Regierung befahl, daß ſie noch im Hafen zu verbleiben habe. Es ging das Gerücht, daß man 4 ſpaniſche Schiffe bemerkt hätte. Im Hafen werden An- ſtalten getroffen, um einen eventuellen An- griffſpaniſcher Torpedoboote abzu- wehren. 14 Pferde ſind vor Hitze gefallen, die anderen wurden Donnerſtag ausgeſchifft. Die Mann- ſchaft bleibt an Bord, wo ſie eng zuſammengepfercht iſt und von der Hitze zu leiden hat. New-York, 12. Juni. Der „New-York Herald“ erhält eine Depeſche aus Waſhington, nach welcher die Armee des Generals Shafter beſtimmt Samſtag nach Keyweſt abgeht. Madrid, 12. Juni. Hier wird behauptet, unter der Mannſchaft des Geſchwaders des Admirals Sampſon ſei das Gelbe Fieber ausge- brochen. Die Provinz Santiago ſei von jeher die vom Gelben Fieber am meiſten heimgeſuchte geweſen. New-York, 11. Juni. In Mac Henry kamen zwei neue Erkrankungen an gelbem Fieber vor. Washington, 11. Juni. Das Schatzamt belegte den Capitän des deutſchen Dampfers „Schleswig“ mit einer Geldſtrafe von 50 Dollars, weil er ſich von den engliſchen Behörden in Kingston beim Verlaſſen des Hafens kein Geſundheitsatteſt hatte ausſtellen laſſen. New-York, 11. Juni. Der Capitän des deutſchen Dampfers „Schleswig“ hat die ihm auferlegte Geld- ſtrafe bezahlt, worauf das Schiff freigegeben wurde. Madrid, 12. Juni. Die Agencia Fabra ver- ſichert, daß die von einem Londoner Blatte gebrachte Meldung von der Exiſtenz eines Telegrammes des Miniderpräſidenten Sagaſta in Betreff angeblicher Friedensverhandlungen jeder Grundlage entbehre. „Heralda“ beſpricht einen Artikel des „Gaulois“, welcher ſich zu Gunſten des Friedens erklärt und ſagt, daß dieſer Artikel weder die Anſicht der Regierung, noch irgend einer politiſchen Partei wiedergebe. Waſhington, 11. Juni. Präſident Mac Kinley hat heute die Kriegskoſtenbill unterzeichnet. Das Schatzamt eröffnet eine Subſcription auf 260 Millionen Dollars 3%iger Bonds. Die Sub- ſcriptionsliſten ſollen am 14. Juli geſchloſſen werden.

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 133, Wien, 14.06.1898, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost133_1898/5>, abgerufen am 24.11.2024.