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Reichspost. Nr. 78, Wien, 06.04.1897.

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Wien, Dienstag, 6. April 1897 Reichspost 78

[Spaltenumbruch] beamte August Keller, 38 Jahre alt, verhaftet
worden, der zum Nachtheile der Bodencreditanstalt für
Kleingrundbesitzer in Budapest Coupons und Pfand-
scheine im Werthe von circa 110.000 fl. gefälscht hat.
Er wurde nach Budapest gebracht. Seine mitschuldige
Gattin Marie, geborene Popp, 40 Jahre alt, konnte
nicht ermittelt werden. Nun ist erhoben worden, daß
sie vom 22. bis 29. December v. J. unter dem Namen
Marie Popp in einem Hotel in Klagenfurt gewohnt
hat und zu Anfang Februar d. J. in Budapest war.
Sie nennt sich auch Honossy, Killer und
Hiller, ist blond und hübsch, gegenwärtig kränklich,
spricht ungarisch und deutsch und ändert beständig ihren
Wohnort. Im Sommer hält sie sich in Badeorten auf.
Den größten Theil der erschwindelten Summe oder
einen Depotschein über dieselbe dürfte sie bei sich haben.
Sie hat angenehme Manieren und ein Mal an der
rechten Wange. Das beschädigte Geldinstitut hat auf
die Ausforschung der Keller und die Einbringung der
bei ihr befindlichen Werthe eine Belohnung von
1000 Kronen und 5% des gefundenen Gutes aus-
ausgesetzt.

* Großer Diebstahl.

Aus Nizza wird uns be-
richtet: Dem polnischen Grafen Chrapowicki wurde
dieser Tage auf dem Bahnhofe von Nizza ein Koffer ge-
stohlen, der Pretiosen im Werthe von 150.000 Francs ent-
halten haben soll.

* Der Vater die Tochter ermordet.

Aus Paris
wird berichtet: Hier erschoß der Tapezierer Lamarre
seine 17jährige Tochter in der Erbitterung über deren
unmoralischen Lebenswandel. Nachdem er die Tochter er-
schossen, jagte er sich eine Kugel in den Kopf; da dieselbe
ihn nicht tödtete, durchschnitt er sich mit einem Rasirmesser
die Kehle.

* Schneefall in Galizien.

Vom 3. April wird aus
Galizien gemeldet: Heute gab es in ganz Galizien großen
Schneefall und empfindliche Kälte.

* Raubmord.

Im Dorfe Antonowka (Bezirk [Tr]umacz)
bei Tarnopol wurden der reiche Landwirth Kohut und
seine Familie Nachts ermordet und beraubt. Die Thäter
sind noch nicht entdeckt.

* Der erste Wiener Landsturm.

Am
4. April 1797 wurde über Aufforderung des Re-
gierungs-Präsidenten Grafen Franz von
Sauran
der erste freiwillige Landsturm gebildet;
schon am 12. April 1797 haben sich 40.000 Mann
gemeldet; insbesonders eifrig waren die Tischler, die
5 Bataillone mit 1500 Mann stellten. Studenten unter
dem Commando des greisen Directors Schmutzer
bildeten ein eigenes Corps, ebenso die Angehörigen des
Handelsstandes. Wien glich im April 1797 einem
förmlichen Heerlager. Der Landsturm kam nicht zur
Anwendung, sondern nahm nur an dem Leichen-
begängniß des am 30. April 1797 verstorbenen Siegers
von Aspern Erzherzog Carl Theil. In den
folgenden Franzosenkriegen nahmen jedoch wie bekannt
die Wiener Landsturmmänner lebhaften Antheil.

* Raufhandel.

Gestern Nachts entstand in einem
Gasthause in der Siebenbrunnengasse Nr. 5a zwischen dem
28jährigen Buchbindergehilfen Max Friedl, Mittersteig
Nr. 25 wohnhaft, und mehreren Gästen ein Raufhandel,
bei welcher Gelegenheit Friedl vor die Thür gesetzt wurde.
Er stürzte zu Boden und zog sich einen Bruch des rechten
Unterschenkels zu.

* Jalsche italienische Lire.

In der Wechselstube des
Rudolf Rentler, Kärntnerstraße 51 erschienen am 3. d.
zwei elegant gekleidete Männer und ersuchten um Umwechs-
lung einer italienischen Note zu fünfhundert Lire. Da aus
der Mitte der Note ein Stückchen herausgerissen war, wurde
die Umwechslung nicht vorgenommen und die beiden Herren
entfernten sich wieder. Die bezeichnete italienische Note dürfte
eine falsche gewesen sein. Am 13. v. M. wurden nämlich hier
drei falsche Noten zu fünfhundert Lire in Verkehr gebracht.
Die Personsbeschreibung der Verschleißer dieser Noten paßt
genau auf jene zwei Männer, welche in der Rentler'schen
Wechselstube die italienische Note zu 500 Lire am 3. d. M.
einwechseln wollten.

* Der Wiener Thierschutzverein gegen den
Taubenfang.

Wie es nicht anders zu erwarten war, hat
sich der Wiener Thierschutzverein in der gestern stattge-
fundenen Sitzung gegen den Taubenfang ausgesprochen und
beschlossen, eine Eingabe an die k. k. Polizeidirection zu
richten. In derselben wird darauf hingewiesen, daß das
rücksichtslose, brutale, thierquälerische Einfangen der Tauben
mit Netzen zur Zeit der Brut, das Hineinpferchen und
-Pressen der gesangenen Thiere in Säcken, bei den Wienern
gerechten Unwillen hervorgerufen und daß auch die Blätter
gegen diesen thierquälerischen Taubenfang ihre Stimmen er-
hoben haben. Der Wiener Thierschutzverein weist auf die
gesetzlichen Bestimmungen hin, wonach Vögel zur Zeit der
Brut nicht gefangen werden dürfen und der Transport von
Vogelgattungen in dichtmaschigen Säcken nicht gestattet ist.
Der Wiener Thierschutzverein ist der Ansicht, daß wenn auf
eine Verminderung der Tauben hingewirkt werden soll, der
Taubenfang zu einer anderen Zeit und nicht in thier-
quälerischer, öffentlich Aergerniß erregender Weise vorzu-
nehmen ist.

* Verhafteter Einbrecher.

Am 23. v. M. wurde
die Wohnung der Josefa Pecha, Ottakring, Herbst-
straße 38, erbrochen. Der thäter entwendete Wertheffecten
in der Höhe von mehr als 100 fl. Gestern ist der
27jährige Ratencassier Josef Brosik, Ottakring,
Gaullachergasse 28 wohnhaft, wegen dringenden Verdachtes,
diesen Einbruchsdiebstahl verübt zu haben, verhaftet worden.
Brosik hat auch am 9. v. M. bei Frau Francisca Gödl,
Ottakring, Wichtelgasse 7, einen Einbruch verübt und
Effecten im Werthe von 50 fl. gestohlen.

* Geplünderter Inwelierladen.

Dem Uhrmacher
Josef Lipach in Friedland wurden durch Einbruch
30 silberne und 7 goldene Uhren, 12 silberne und goldene
Uhrketten, 95 goldene, silberne und Doubleringe, 74 goldene,
silberne und Doublearmbänder, 100 Anhängsel, 5 Officiers-
ketten, 30 Brochen etc., 2000 fl. werth, gestohlen.

* Plötzlich gestorben.

Der 33jährige Stenograph
Abraham Braksmayer, Neubaugasse 33 wohnhaft,
wurde am 4. d. Früh todt im Bette aufgefunden. Braks-
[Spaltenumbruch] mayer trug seit zehn Jahren wegen eines Kehlkopfleidens
eine Canüle. Dieselbe dürfte sich im Schlafe verrückt und
verschlossen haben, so daß Braksmayer den Tod durch Er-
sticken gefunden hat. -- Die 47jährige Samenhändlerin
Anna Maninger, Margarethen, Kriehubergasse 19
wohnhaft, stürzte am 3. d. Abends auf der Matzleinsdorfer-
straße in Folge Herzschlages zusammen und starb während
des Transportes in die nahegelegene Wachstube.

* Feuer.

Im Keller der Buchbinder-Fabrik von J.
und B. Herson, Favoriten, Puchsbaumgasse 25, gerieth
heute Vormittags eine bedeutende Menge Papierabfälle in
Vrand. Die Feuerwehr hatte in Folge der starken Rauch-
entwicklung schwere Arbeit und konnte die Flammen bei
Anwendung der Rauchhaube erst nach längerer Zeit löschen.

* Unfälle.

Der 28jährige Asphaltirer Carl Scheikel,
Margarethen, Siebenbrunnengasse 39 wohnhaft, erlitt da-
durch heute Früh in der Neubaugasse Brandwunden an der
rechten Hand, daß beim Kochen von Asphalt die Flüssigkeit
überströmte. -- Der 52jährige Straßenkehrer Josef Jank,
Lerchenfelderstraße 10 wohnhaft, stürzte heute Vormittags
auf der Fischerstiege vom Schlage getroffen bewußtlos zu-
sammen.

* Selbstmordversuch im Eisenbahncoupee.

Der
26 jährige vacirende Commis David Kaufmann, der
gestern aus Jägerndorf zugereist ist, erschien Nachts in der
Centralstation der Freiwilligen Rettungsgesellschaft und gab
an, daß er im Coupee bei Wagram aus Noth die Köpfchen
von zwei Packets Zündhölzchen in Benzin gelöst, getrunken
habe. Er wurde ins Spital der Barmherzigen Brüder ge-
bracht.

* Ueberfahren.

Ein Einspännerkutscher, der heute in
trunkenem Zustande über den Hernalsergürtel fuhr, stürzte
dadurch, daß er an der Ecke der Ottakringerstraße an einen
Hydranten anfuhr, vom Bocke, und erlitt außer Quetschungen
am rechten Ohre eine Loslösung der rechten Ohrmuschel und
innere Verletzungen.

* Durch Ueberfahren getödtet.

Heute Früh wurde
vor dem neuen Rathhause cine circa 70 jährige Frau,
anscheinend Oebstlerin, von einem Stellwagen überfahren,
und erlitt so schwere Verletzungen, daß sie bei Ankunft der
Aerzte der Rettungsgesellschaft' starb. Der Sicherheitswach-
rayonsposten hat Namen und Nationale des Kutschers
notirt.

* Wetterbericht.

Unbeständig und kühl, mit zeitweisen
Niederschlägen voraussichtlich.




Die "Reichspost" augezeigt.

In Folge einer Anzeige des Schönerianers Doctor
v. Mühlwerth in Krems wurde von der Staats-
anwaltschaft gegen die "Reichspost" eine Anklage wegen
Vergehens nach Art. VIII des Gesetzes vom 17. De-
cember 1862 erhoben, weil die in der Nummer vom
30. December v. J. erschienene Correspondenz aus
Waidhofen a. d. Thaya, enthaltend einen Bericht
über die Gerichtsverhandlung des Pfarrers Döller
contra Abg. Dötz, geeignet sei, die öffentliche Meinung
zu Ungunsten des Angeklagten zu beeinflussen.

Es hatte sich deshalb der verantwortliche Re-
dacteur Hikisch vor einem Erkenntnißgerichte unter
dem Vorsitze des Hofrathes R. v. Holzinger,
Staatsanwalt Dr. Bobies, diesbezüglich zu ver-
antworten. Derselbe gab an, die incriminirte Notiz
nur flüchtig durchgelesen und nichts Ungesetzliches
in derselben gefunden zu haben, da er anderenfalls einen
derartigen Passus zweifellos eliminirt hätte. Die Absicht,
in irgend einer Weise die Oeffentlichkeit zu Ungunsten
Abg. Dötz zu beeinflussen, sei ihm vollständig ferne ge-
legen und daher ein animus injuriandi nicht vorhanden.
Ueber den Autor der beanständeten Correspondenz ver-
weigerte unser verantwortliche Redacteur jede Auskunft.

Der Vertheidiger, Dr. Max Anton Löw con-
statirte, daß die Staatsanwaltschaft sich erst in Folge
der Dennciation des Dr. v. Mühlwerth be-
wogen sah, diese Klage zu erheben und zog daraus die
Folgerung, daß, wenn der Staatsanwalt etwas über-
sieht, dasselbe auch einem verantwortlichen Redacteur
passiren könne.

Der Gerichtshof verurtheilte schließlich unseren
verantwortlichen Redacteur zu 50 fl. Geldstrafe.




Theater, Kunst und Musik.
-- Theater a. d. Wien.

Morgen wird die Operette
"Die Göttin der Vernunft" zum Benefiz der Autoren zum
25. Male aufgeführt. Johann Strauß hat die Partitur
sowohl um eine Ouverture, als auch um einen Walzer (für
Herrn Josephi) im zweiten und um ein Marschquartett (der
Damen Dirkens und Kopacsi und der Herren Streitmann
und Werner) im dritten Acte bereichert. -- Als nächste
Novität wird die Gesangsposse "Der Mann ohne Kopf"
von Julius Horst und E. Lunzer, Musik von Heinrich
Müller, vorbereitet.

-- Raimundtheater.

Nächsten Donnerstag wird das
Volksstück mit Gesang in 5 Acten von C. Costa "Glücks-
narren" zum ersten Male gegeben. Die Bertheilung der
Rollen ist folgende: Edi Fellmeier, Fabrikant, Herr Krug;
Franz Wendl, Herr Balajthy; Anna, dessen Frau, Fräulein
Niese; Josef Inpfler, Beamter, Herr Fröden; Fritz, dessen
Neffe, Herr Godai; Fanny Weiß, Schneidermamsell,
Fräulein Horst; Poldl, Lehrjung bei Wendl, Herr Natzler;
Ziegler, Herr Kneidinger; Glanz, Messerschmidt, Herr
Dürer; Peter Stöckel, Schuhmacher, Herr Göstl; Susi,
dessen Frau, Frau Kneidinger; Frau Resi, Frau Anatour-
Bruck; Frau Lisi, Frau Millmann; Frau Fanni, Fräulein
Hirschhuber; Sali, Fräulein Meißner; Mimi, Fräulein
Fenzella; Cilli, Fräulein Felder; Schackerl, Deutschmeister,
Herr Kreith; Ferdl, Pionnier, Herr Seitz; Liebsch, eine
Hausirerin, Fräulein Kiesewald; Ein armes Weib, Fräulein
Jarsky; deren Mann, Herr Groß.

-- Im Deutschen Volkstheater

wird heute "Das
grobe Hemd" von C. Karlweis, ebenso Mittwoch und
Samstag gegeben. -- Dienstag gelangt "Die goldene Eva"
von Fr. v. Schönthau und Koppel-Ellfeld
zur Darstellung. -- Donnerstag, den 8. d., geht als volks-
thümliche Abendvorstellung bei ermäßigten Preisen "Das
[Spaltenumbruch] vierte Gebot" von L. Anzengruber mit den Herren
Tyrolt und Martinelli als Vater und Sohn
Schalanter in Scene. -- Dienstag, Donnerstag und Samstag
finden Nachmittags 3 Uhr die ersten "Urania"-Vorstellungen
bei ermäßigten Preisen statt. Der erläuternde Vortrag "Ein
Ausflug nach dem Monde" wird von Herrn O. Eppens
gesprochen werden.

-- Die zum Besten der Errichtung einer
Wiener "Urania" stattfindenden "Urania"-
Vorstellungen werden vorerst bis Ostern fortgesetzt. Der
populär-wissenschaftliche Ausstattungsvortrag "Ein Ausflug
nach dem Monde", sowie die nach Angabe hervorragender
Astronomen von namhaften Decorationsmalern hergestellten
Ansichten von Mondlandschaften sind für jeden Gebildeten
fesselnd, namentlich aber für die studirende Jugend unge-
mein belehrend; sie gewähren einen Anschauungsunter-
richt, der auf aftronomisch-meteorologischem Gebiete in so
vollendeter Weise nicht bald wieder geboten werden dürfte.
Um nun den Minderbemittelten den Besuch dieser
"Urania"-Vorstellungen zu erleichtern, hat die Direction
des Deutschen Voltstheaters für die am 6., 8., 10. und
13. d. um 3 Uhr Nachmittags stattfindenden Vorstellungen
die bedeutend ermäßigten Preise der gewöhnlichen Nach-
mittagsvorstellungen angesetzt und von der Einhebung einer
Vorverkaufsgebühr Anstand genommen.

-- Carl-Thcater.

In dieser Woche tritt Herr
Ferdinand Bonn noch dreimal auf. Morgen, Dienstag,
in "Trilby", Mittwoch in "Die officielle Frau" und
Freitag als "Kean". Am Donnerstag wird "Francillon"
mit Frl. Nilasson vom Berliner Thalia-Theater zum
ersten Male gespielt. Am Samstag beginnt Ermetti
Zacconi in "Spettri" ("Gespenster" von H. Ibsen)
sein Gastspiel. Heute hat der Verkauf der Karten für
diesen fünftägigen Gastspielcyclus begonnen.

-- Berliner Philharmoniker.

Heute, Montag,
Abends 1/28 Uhr, findet im großen Mufikvereinssaal das
erste Concert (I. Cyclus, I. Abend) der Berliner
Philharmoniker
unter der Leitung Felix Wein-
gartner's
statt. Als Pietätsact für den dahinge-
schiedenen Meister Johannes Brahms wird dasselbe
statt mit der Freischütz-Ouverture mit Brahms Tra-
gischer Ouverture
begonnen.

-- Die Erzherzoge Eugen und Otto besuchten
gestern die Vorstellung des "Biberpelz", Diebscomödie von
Gerhart Hauptmann.

-- Künstlerhaus.

Erzherzog Eugen hat die Jahres-
Ausstellung im Künstlerhause gestern neuerdings besichtigt.
Die Betheiligung des Publicums ist eine sehr rege, wofür
die Ziffer der Besucher, wie der Ankäufe spricht, bezüglich
welcher gegen Schluß dieser Woche eine weitere Liste zur
Veröffentlichung gelangen wird.

-- Deutsches Volkstheater.

Gerhart Haupt-
mann
erobert langsam die deutsche Bühne, das kann
man seit der Erstaufführung am 3. d. M. behaupten,
ohne ein Dementi befürchten zu müssen. Man hat die
"versunkene Glocke" als kein Stück erklärt, und geht
doch hin, um sich an der märchenhaften Schönheit der
Dichtung zu berauschen; man hat auch am Samstag
Leute gehört, daß "Der Biberpelz" kein Stück
sei, daß er keine rechte Handlung und vor allem keinen
Schluß habe, und doch wird man sich am Ende der
immer mächtiger aufdämmernden Ueberzeugung nicht
verschließen wollen und können, daß wir es endlich ein-
mal wieder mit einem Dichter zu thun haben, und
daß er uns die beste Comödie gegeben hat, die seit
dem "Zerbrochenen Krug" in deutschen Landen ge-
schrieben worden ist. Hauptmann's Comödie erinnert
auch in der Einfachheit ihres Apparates an das unver-
gängliche Werk Kleist's. In einem Dorfe bei Berlin
kommen Diebereien vor; der Amtsvorsteher, der sie
verfolgen soll, wirft sich jedoch auf die politisch Ver-
dächtigen, und behandelt die braven Bürger wie Ver-
brecher, die Diebe als Musterbilder der Rechtschaffenheit.
Das ist alles. Aber es ist mit einer ganz unnachahm-
lichen Feinheit, mit einem Witz gemacht, daß man lange
nach dem Schlusse noch wie ein Gourmand nach einem
Diner bei Lucull mit der Zunge schnalzt. Und es wurde
überdies ausgezeichnet gespielt. Besonders Frau
Schmittlein, die diebische Schiffersfrau, Herr
Eppens, ihr Mann, und Herr Rüller, der
junkerhafte Amtsvorsteher, sind alles Lobes würdig.
Die Aufnahme der Novität war zum Theile eine be-
geisterte; am Schlusse regte sich einige Opposition,
welche jedoch unterlag.




Kreta.

In der französischen Kammer fand der Minister
Hanotaux bei der Beantwortung der Interpellation des
Deputirten Gauthier über die Ereignisse im Oriente,
daß der von ihm vor 14 Tagen entwickelte Plan, be-
treffend die Autonomie Kretas in Ausführung begriffen
sei. Es sei unrichtig, wenn man sage, die Autonomie
sei von den Kretern nicht beifällig aufgenommen worden,
da man die Meinung der Kreter nicht nach der Mei-
nung der Aufständischen beurtheilen dürfe. Die
europäischen Contingente hätten die Küstenstädte besetzt.
Wenn es nothwendig sein sollte, würden die Mächte
neue Maßregeln zum Schutze der Küstenstädte treffen,
Die Mächte verharren im Einvernehmen, ihre An-
strengungen auf die Verhinderung dessen zu richten, daß
die gegenwärtigen Ereignisse schwere Consequenzen
für den allgemeinen Frieden nach sich ziehen
Andererseits verfolgen wir auf Kreta die Einführung
der Autonomie durch neue Maßnahmen, die gegenwärtig
unter den Mächten durch Vermittlung ihrer Botschafter
in Konstantinopel den Gegenstand von Berathungen
bilden. Wir sind der Ansicht, daß in dieser doppelten
Aufgabe, die Europa übernommen hat, die Zeit den
Rathschlägen der Weisheit und der Furcht, die Jeder-
mann die Gefahr eines blutigen Conflictes einflößt, zu
Hilfe kommen wird."


Wien, Dienſtag, 6. April 1897 Reichspoſt 78

[Spaltenumbruch] beamte Auguſt Keller, 38 Jahre alt, verhaftet
worden, der zum Nachtheile der Bodencreditanſtalt für
Kleingrundbeſitzer in Budapeſt Coupons und Pfand-
ſcheine im Werthe von circa 110.000 fl. gefälſcht hat.
Er wurde nach Budapeſt gebracht. Seine mitſchuldige
Gattin Marie, geborene Popp, 40 Jahre alt, konnte
nicht ermittelt werden. Nun iſt erhoben worden, daß
ſie vom 22. bis 29. December v. J. unter dem Namen
Marie Popp in einem Hotel in Klagenfurt gewohnt
hat und zu Anfang Februar d. J. in Budapeſt war.
Sie nennt ſich auch Honoſſy, Killer und
Hiller, iſt blond und hübſch, gegenwärtig kränklich,
ſpricht ungariſch und deutſch und ändert beſtändig ihren
Wohnort. Im Sommer hält ſie ſich in Badeorten auf.
Den größten Theil der erſchwindelten Summe oder
einen Depotſchein über dieſelbe dürfte ſie bei ſich haben.
Sie hat angenehme Manieren und ein Mal an der
rechten Wange. Das beſchädigte Geldinſtitut hat auf
die Ausforſchung der Keller und die Einbringung der
bei ihr befindlichen Werthe eine Belohnung von
1000 Kronen und 5% des gefundenen Gutes aus-
ausgeſetzt.

* Großer Diebſtahl.

Aus Nizza wird uns be-
richtet: Dem polniſchen Grafen Chrapowicki wurde
dieſer Tage auf dem Bahnhofe von Nizza ein Koffer ge-
ſtohlen, der Pretioſen im Werthe von 150.000 Francs ent-
halten haben ſoll.

* Der Vater die Tochter ermordet.

Aus Paris
wird berichtet: Hier erſchoß der Tapezierer Lamarre
ſeine 17jährige Tochter in der Erbitterung über deren
unmoraliſchen Lebenswandel. Nachdem er die Tochter er-
ſchoſſen, jagte er ſich eine Kugel in den Kopf; da dieſelbe
ihn nicht tödtete, durchſchnitt er ſich mit einem Raſirmeſſer
die Kehle.

* Schneefall in Galizien.

Vom 3. April wird aus
Galizien gemeldet: Heute gab es in ganz Galizien großen
Schneefall und empfindliche Kälte.

* Raubmord.

Im Dorfe Antonowka (Bezirk [Tr]umacz)
bei Tarnopol wurden der reiche Landwirth Kohut und
ſeine Familie Nachts ermordet und beraubt. Die Thäter
ſind noch nicht entdeckt.

* Der erſte Wiener Landſturm.

Am
4. April 1797 wurde über Aufforderung des Re-
gierungs-Präſidenten Grafen Franz von
Sauran
der erſte freiwillige Landſturm gebildet;
ſchon am 12. April 1797 haben ſich 40.000 Mann
gemeldet; insbeſonders eifrig waren die Tiſchler, die
5 Bataillone mit 1500 Mann ſtellten. Studenten unter
dem Commando des greiſen Directors Schmutzer
bildeten ein eigenes Corps, ebenſo die Angehörigen des
Handelsſtandes. Wien glich im April 1797 einem
förmlichen Heerlager. Der Landſturm kam nicht zur
Anwendung, ſondern nahm nur an dem Leichen-
begängniß des am 30. April 1797 verſtorbenen Siegers
von Aſpern Erzherzog Carl Theil. In den
folgenden Franzoſenkriegen nahmen jedoch wie bekannt
die Wiener Landſturmmänner lebhaften Antheil.

* Raufhandel.

Geſtern Nachts entſtand in einem
Gaſthauſe in der Siebenbrunnengaſſe Nr. 5a zwiſchen dem
28jährigen Buchbindergehilfen Max Friedl, Mitterſteig
Nr. 25 wohnhaft, und mehreren Gäſten ein Raufhandel,
bei welcher Gelegenheit Friedl vor die Thür geſetzt wurde.
Er ſtürzte zu Boden und zog ſich einen Bruch des rechten
Unterſchenkels zu.

* Jalſche italieniſche Lire.

In der Wechſelſtube des
Rudolf Rentler, Kärntnerſtraße 51 erſchienen am 3. d.
zwei elegant gekleidete Männer und erſuchten um Umwechs-
lung einer italieniſchen Note zu fünfhundert Lire. Da aus
der Mitte der Note ein Stückchen herausgeriſſen war, wurde
die Umwechslung nicht vorgenommen und die beiden Herren
entfernten ſich wieder. Die bezeichnete italieniſche Note dürfte
eine falſche geweſen ſein. Am 13. v. M. wurden nämlich hier
drei falſche Noten zu fünfhundert Lire in Verkehr gebracht.
Die Perſonsbeſchreibung der Verſchleißer dieſer Noten paßt
genau auf jene zwei Männer, welche in der Rentler’ſchen
Wechſelſtube die italieniſche Note zu 500 Lire am 3. d. M.
einwechſeln wollten.

* Der Wiener Thierſchutzverein gegen den
Taubenfang.

Wie es nicht anders zu erwarten war, hat
ſich der Wiener Thierſchutzverein in der geſtern ſtattge-
fundenen Sitzung gegen den Taubenfang ausgeſprochen und
beſchloſſen, eine Eingabe an die k. k. Polizeidirection zu
richten. In derſelben wird darauf hingewieſen, daß das
rückſichtsloſe, brutale, thierquäleriſche Einfangen der Tauben
mit Netzen zur Zeit der Brut, das Hineinpferchen und
-Preſſen der geſangenen Thiere in Säcken, bei den Wienern
gerechten Unwillen hervorgerufen und daß auch die Blätter
gegen dieſen thierquäleriſchen Taubenfang ihre Stimmen er-
hoben haben. Der Wiener Thierſchutzverein weiſt auf die
geſetzlichen Beſtimmungen hin, wonach Vögel zur Zeit der
Brut nicht gefangen werden dürfen und der Transport von
Vogelgattungen in dichtmaſchigen Säcken nicht geſtattet iſt.
Der Wiener Thierſchutzverein iſt der Anſicht, daß wenn auf
eine Verminderung der Tauben hingewirkt werden ſoll, der
Taubenfang zu einer anderen Zeit und nicht in thier-
quäleriſcher, öffentlich Aergerniß erregender Weiſe vorzu-
nehmen iſt.

* Verhafteter Einbrecher.

Am 23. v. M. wurde
die Wohnung der Joſefa Pecha, Ottakring, Herbſt-
ſtraße 38, erbrochen. Der thäter entwendete Wertheffecten
in der Höhe von mehr als 100 fl. Geſtern iſt der
27jährige Ratencaſſier Joſef Broſik, Ottakring,
Gaullachergaſſe 28 wohnhaft, wegen dringenden Verdachtes,
dieſen Einbruchsdiebſtahl verübt zu haben, verhaftet worden.
Broſik hat auch am 9. v. M. bei Frau Francisca Gödl,
Ottakring, Wichtelgaſſe 7, einen Einbruch verübt und
Effecten im Werthe von 50 fl. geſtohlen.

* Geplünderter Inwelierladen.

Dem Uhrmacher
Joſef Lipach in Friedland wurden durch Einbruch
30 ſilberne und 7 goldene Uhren, 12 ſilberne und goldene
Uhrketten, 95 goldene, ſilberne und Doubleringe, 74 goldene,
ſilberne und Doublearmbänder, 100 Anhängſel, 5 Officiers-
ketten, 30 Brochen ꝛc., 2000 fl. werth, geſtohlen.

* Plötzlich geſtorben.

Der 33jährige Stenograph
Abraham Braksmayer, Neubaugaſſe 33 wohnhaft,
wurde am 4. d. Früh todt im Bette aufgefunden. Braks-
[Spaltenumbruch] mayer trug ſeit zehn Jahren wegen eines Kehlkopfleidens
eine Canüle. Dieſelbe dürfte ſich im Schlafe verrückt und
verſchloſſen haben, ſo daß Braksmayer den Tod durch Er-
ſticken gefunden hat. — Die 47jährige Samenhändlerin
Anna Maninger, Margarethen, Kriehubergaſſe 19
wohnhaft, ſtürzte am 3. d. Abends auf der Matzleinsdorfer-
ſtraße in Folge Herzſchlages zuſammen und ſtarb während
des Transportes in die nahegelegene Wachſtube.

* Feuer.

Im Keller der Buchbinder-Fabrik von J.
und B. Herſon, Favoriten, Puchsbaumgaſſe 25, gerieth
heute Vormittags eine bedeutende Menge Papierabfälle in
Vrand. Die Feuerwehr hatte in Folge der ſtarken Rauch-
entwicklung ſchwere Arbeit und konnte die Flammen bei
Anwendung der Rauchhaube erſt nach längerer Zeit löſchen.

* Unfälle.

Der 28jährige Asphaltirer Carl Scheikel,
Margarethen, Siebenbrunnengaſſe 39 wohnhaft, erlitt da-
durch heute Früh in der Neubaugaſſe Brandwunden an der
rechten Hand, daß beim Kochen von Asphalt die Flüſſigkeit
überſtrömte. — Der 52jährige Straßenkehrer Joſef Jank,
Lerchenfelderſtraße 10 wohnhaft, ſtürzte heute Vormittags
auf der Fiſcherſtiege vom Schlage getroffen bewußtlos zu-
ſammen.

* Selbſtmordverſuch im Eiſenbahncoupee.

Der
26 jährige vacirende Commis David Kaufmann, der
geſtern aus Jägerndorf zugereiſt iſt, erſchien Nachts in der
Centralſtation der Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft und gab
an, daß er im Coupée bei Wagram aus Noth die Köpfchen
von zwei Packets Zündhölzchen in Benzin gelöst, getrunken
habe. Er wurde ins Spital der Barmherzigen Brüder ge-
bracht.

* Ueberfahren.

Ein Einſpännerkutſcher, der heute in
trunkenem Zuſtande über den Hernalſergürtel fuhr, ſtürzte
dadurch, daß er an der Ecke der Ottakringerſtraße an einen
Hydranten anfuhr, vom Bocke, und erlitt außer Quetſchungen
am rechten Ohre eine Loslöſung der rechten Ohrmuſchel und
innere Verletzungen.

* Durch Ueberfahren getödtet.

Heute Früh wurde
vor dem neuen Rathhauſe cine circa 70 jährige Frau,
anſcheinend Oebſtlerin, von einem Stellwagen überfahren,
und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie bei Ankunft der
Aerzte der Rettungsgeſellſchaft’ ſtarb. Der Sicherheitswach-
rayonspoſten hat Namen und Nationale des Kutſchers
notirt.

* Wetterbericht.

Unbeſtändig und kühl, mit zeitweiſen
Niederſchlägen vorausſichtlich.




Die „Reichspoſt“ augezeigt.

In Folge einer Anzeige des Schönerianers Doctor
v. Mühlwerth in Krems wurde von der Staats-
anwaltſchaft gegen die „Reichspoſt“ eine Anklage wegen
Vergehens nach Art. VIII des Geſetzes vom 17. De-
cember 1862 erhoben, weil die in der Nummer vom
30. December v. J. erſchienene Correſpondenz aus
Waidhofen a. d. Thaya, enthaltend einen Bericht
über die Gerichtsverhandlung des Pfarrers Döller
contra Abg. Dötz, geeignet ſei, die öffentliche Meinung
zu Ungunſten des Angeklagten zu beeinfluſſen.

Es hatte ſich deshalb der verantwortliche Re-
dacteur Hikiſch vor einem Erkenntnißgerichte unter
dem Vorſitze des Hofrathes R. v. Holzinger,
Staatsanwalt Dr. Bobies, diesbezüglich zu ver-
antworten. Derſelbe gab an, die incriminirte Notiz
nur flüchtig durchgeleſen und nichts Ungeſetzliches
in derſelben gefunden zu haben, da er anderenfalls einen
derartigen Paſſus zweifellos eliminirt hätte. Die Abſicht,
in irgend einer Weiſe die Oeffentlichkeit zu Ungunſten
Abg. Dötz zu beeinfluſſen, ſei ihm vollſtändig ferne ge-
legen und daher ein animus injuriandi nicht vorhanden.
Ueber den Autor der beanſtändeten Correſpondenz ver-
weigerte unſer verantwortliche Redacteur jede Auskunft.

Der Vertheidiger, Dr. Max Anton Löw con-
ſtatirte, daß die Staatsanwaltſchaft ſich erſt in Folge
der Dennciation des Dr. v. Mühlwerth be-
wogen ſah, dieſe Klage zu erheben und zog daraus die
Folgerung, daß, wenn der Staatsanwalt etwas über-
ſieht, dasſelbe auch einem verantwortlichen Redacteur
paſſiren könne.

Der Gerichtshof verurtheilte ſchließlich unſeren
verantwortlichen Redacteur zu 50 fl. Geldſtrafe.




Theater, Kunſt und Muſik.
— Theater a. d. Wien.

Morgen wird die Operette
„Die Göttin der Vernunft“ zum Benefiz der Autoren zum
25. Male aufgeführt. Johann Strauß hat die Partitur
ſowohl um eine Ouverture, als auch um einen Walzer (für
Herrn Joſephi) im zweiten und um ein Marſchquartett (der
Damen Dirkens und Kopacſi und der Herren Streitmann
und Werner) im dritten Acte bereichert. — Als nächſte
Novität wird die Geſangspoſſe „Der Mann ohne Kopf“
von Julius Horſt und E. Lunzer, Muſik von Heinrich
Müller, vorbereitet.

— Raimundtheater.

Nächſten Donnerſtag wird das
Volksſtück mit Geſang in 5 Acten von C. Coſta „Glücks-
narren“ zum erſten Male gegeben. Die Bertheilung der
Rollen iſt folgende: Edi Fellmeier, Fabrikant, Herr Krug;
Franz Wendl, Herr Balajthy; Anna, deſſen Frau, Fräulein
Nieſe; Joſef Inpfler, Beamter, Herr Fröden; Fritz, deſſen
Neffe, Herr Godai; Fanny Weiß, Schneidermamſell,
Fräulein Horſt; Poldl, Lehrjung bei Wendl, Herr Natzler;
Ziegler, Herr Kneidinger; Glanz, Meſſerſchmidt, Herr
Dürer; Peter Stöckel, Schuhmacher, Herr Göſtl; Suſi,
deſſen Frau, Frau Kneidinger; Frau Reſi, Frau Anatour-
Bruck; Frau Liſi, Frau Millmann; Frau Fanni, Fräulein
Hirſchhuber; Sali, Fräulein Meißner; Mimi, Fräulein
Fenzella; Cilli, Fräulein Felder; Schackerl, Deutſchmeiſter,
Herr Kreith; Ferdl, Pionnier, Herr Seitz; Liebſch, eine
Hauſirerin, Fräulein Kieſewald; Ein armes Weib, Fräulein
Jarsky; deren Mann, Herr Groß.

— Im Deutſchen Volkstheater

wird heute „Das
grobe Hemd“ von C. Karlweis, ebenſo Mittwoch und
Samſtag gegeben. — Dienſtag gelangt „Die goldene Eva“
von Fr. v. Schönthau und Koppel-Ellfeld
zur Darſtellung. — Donnerſtag, den 8. d., geht als volks-
thümliche Abendvorſtellung bei ermäßigten Preiſen „Das
[Spaltenumbruch] vierte Gebot“ von L. Anzengruber mit den Herren
Tyrolt und Martinelli als Vater und Sohn
Schalanter in Scene. — Dienſtag, Donnerſtag und Samſtag
finden Nachmittags 3 Uhr die erſten „Urania“-Vorſtellungen
bei ermäßigten Preiſen ſtatt. Der erläuternde Vortrag „Ein
Ausflug nach dem Monde“ wird von Herrn O. Eppens
geſprochen werden.

— Die zum Beſten der Errichtung einer
Wiener „Urania“ ſtattfindenden „Urania“-
Vorſtellungen werden vorerſt bis Oſtern fortgeſetzt. Der
populär-wiſſenſchaftliche Ausſtattungsvortrag „Ein Ausflug
nach dem Monde“, ſowie die nach Angabe hervorragender
Aſtronomen von namhaften Decorationsmalern hergeſtellten
Anſichten von Mondlandſchaften ſind für jeden Gebildeten
feſſelnd, namentlich aber für die ſtudirende Jugend unge-
mein belehrend; ſie gewähren einen Anſchauungsunter-
richt, der auf aftronomiſch-meteorologiſchem Gebiete in ſo
vollendeter Weiſe nicht bald wieder geboten werden dürfte.
Um nun den Minderbemittelten den Beſuch dieſer
„Urania“-Vorſtellungen zu erleichtern, hat die Direction
des Deutſchen Voltstheaters für die am 6., 8., 10. und
13. d. um 3 Uhr Nachmittags ſtattfindenden Vorſtellungen
die bedeutend ermäßigten Preiſe der gewöhnlichen Nach-
mittagsvorſtellungen angeſetzt und von der Einhebung einer
Vorverkaufsgebühr Anſtand genommen.

— Carl-Thcater.

In dieſer Woche tritt Herr
Ferdinand Bonn noch dreimal auf. Morgen, Dienſtag,
in „Trilby“, Mittwoch in „Die officielle Frau“ und
Freitag als „Kean“. Am Donnerſtag wird „Francillon“
mit Frl. Nilaſſon vom Berliner Thalia-Theater zum
erſten Male geſpielt. Am Samſtag beginnt Ermetti
Zacconi in „Spettri“ („Geſpenſter“ von H. Ibſen)
ſein Gaſtſpiel. Heute hat der Verkauf der Karten für
dieſen fünftägigen Gaſtſpielcyclus begonnen.

— Berliner Philharmoniker.

Heute, Montag,
Abends ½8 Uhr, findet im großen Mufikvereinsſaal das
erſte Concert (I. Cyclus, I. Abend) der Berliner
Philharmoniker
unter der Leitung Felix Wein-
gartner’s
ſtatt. Als Pietätsact für den dahinge-
ſchiedenen Meiſter Johannes Brahms wird dasſelbe
ſtatt mit der Freiſchütz-Ouverture mit Brahms Tra-
giſcher Ouverture
begonnen.

— Die Erzherzoge Eugen und Otto beſuchten
geſtern die Vorſtellung des „Biberpelz“, Diebscomödie von
Gerhart Hauptmann.

— Künſtlerhaus.

Erzherzog Eugen hat die Jahres-
Ausſtellung im Künſtlerhauſe geſtern neuerdings beſichtigt.
Die Betheiligung des Publicums iſt eine ſehr rege, wofür
die Ziffer der Beſucher, wie der Ankäufe ſpricht, bezüglich
welcher gegen Schluß dieſer Woche eine weitere Liſte zur
Veröffentlichung gelangen wird.

— Deutſches Volkstheater.

Gerhart Haupt-
mann
erobert langſam die deutſche Bühne, das kann
man ſeit der Erſtaufführung am 3. d. M. behaupten,
ohne ein Dementi befürchten zu müſſen. Man hat die
„verſunkene Glocke“ als kein Stück erklärt, und geht
doch hin, um ſich an der märchenhaften Schönheit der
Dichtung zu berauſchen; man hat auch am Samſtag
Leute gehört, daß „Der Biberpelz“ kein Stück
ſei, daß er keine rechte Handlung und vor allem keinen
Schluß habe, und doch wird man ſich am Ende der
immer mächtiger aufdämmernden Ueberzeugung nicht
verſchließen wollen und können, daß wir es endlich ein-
mal wieder mit einem Dichter zu thun haben, und
daß er uns die beſte Comödie gegeben hat, die ſeit
dem „Zerbrochenen Krug“ in deutſchen Landen ge-
ſchrieben worden iſt. Hauptmann’s Comödie erinnert
auch in der Einfachheit ihres Apparates an das unver-
gängliche Werk Kleiſt’s. In einem Dorfe bei Berlin
kommen Diebereien vor; der Amtsvorſteher, der ſie
verfolgen ſoll, wirft ſich jedoch auf die politiſch Ver-
dächtigen, und behandelt die braven Bürger wie Ver-
brecher, die Diebe als Muſterbilder der Rechtſchaffenheit.
Das iſt alles. Aber es iſt mit einer ganz unnachahm-
lichen Feinheit, mit einem Witz gemacht, daß man lange
nach dem Schluſſe noch wie ein Gourmand nach einem
Diner bei Lucull mit der Zunge ſchnalzt. Und es wurde
überdies ausgezeichnet geſpielt. Beſonders Frau
Schmittlein, die diebiſche Schiffersfrau, Herr
Eppens, ihr Mann, und Herr Rüller, der
junkerhafte Amtsvorſteher, ſind alles Lobes würdig.
Die Aufnahme der Novität war zum Theile eine be-
geiſterte; am Schluſſe regte ſich einige Oppoſition,
welche jedoch unterlag.




Kreta.

In der franzöſiſchen Kammer fand der Miniſter
Hanotaux bei der Beantwortung der Interpellation des
Deputirten Gauthier über die Ereigniſſe im Oriente,
daß der von ihm vor 14 Tagen entwickelte Plan, be-
treffend die Autonomie Kretas in Ausführung begriffen
ſei. Es ſei unrichtig, wenn man ſage, die Autonomie
ſei von den Kretern nicht beifällig aufgenommen worden,
da man die Meinung der Kreter nicht nach der Mei-
nung der Aufſtändiſchen beurtheilen dürfe. Die
europäiſchen Contingente hätten die Küſtenſtädte beſetzt.
Wenn es nothwendig ſein ſollte, würden die Mächte
neue Maßregeln zum Schutze der Küſtenſtädte treffen,
Die Mächte verharren im Einvernehmen, ihre An-
ſtrengungen auf die Verhinderung deſſen zu richten, daß
die gegenwärtigen Ereigniſſe ſchwere Conſequenzen
für den allgemeinen Frieden nach ſich ziehen
Andererſeits verfolgen wir auf Kreta die Einführung
der Autonomie durch neue Maßnahmen, die gegenwärtig
unter den Mächten durch Vermittlung ihrer Botſchafter
in Konſtantinopel den Gegenſtand von Berathungen
bilden. Wir ſind der Anſicht, daß in dieſer doppelten
Aufgabe, die Europa übernommen hat, die Zeit den
Rathſchlägen der Weisheit und der Furcht, die Jeder-
mann die Gefahr eines blutigen Conflictes einflößt, zu
Hilfe kommen wird.“


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[4/0004] Wien, Dienſtag, 6. April 1897 Reichspoſt 78 beamte Auguſt Keller, 38 Jahre alt, verhaftet worden, der zum Nachtheile der Bodencreditanſtalt für Kleingrundbeſitzer in Budapeſt Coupons und Pfand- ſcheine im Werthe von circa 110.000 fl. gefälſcht hat. Er wurde nach Budapeſt gebracht. Seine mitſchuldige Gattin Marie, geborene Popp, 40 Jahre alt, konnte nicht ermittelt werden. Nun iſt erhoben worden, daß ſie vom 22. bis 29. December v. J. unter dem Namen Marie Popp in einem Hotel in Klagenfurt gewohnt hat und zu Anfang Februar d. J. in Budapeſt war. Sie nennt ſich auch Honoſſy, Killer und Hiller, iſt blond und hübſch, gegenwärtig kränklich, ſpricht ungariſch und deutſch und ändert beſtändig ihren Wohnort. Im Sommer hält ſie ſich in Badeorten auf. Den größten Theil der erſchwindelten Summe oder einen Depotſchein über dieſelbe dürfte ſie bei ſich haben. Sie hat angenehme Manieren und ein Mal an der rechten Wange. Das beſchädigte Geldinſtitut hat auf die Ausforſchung der Keller und die Einbringung der bei ihr befindlichen Werthe eine Belohnung von 1000 Kronen und 5% des gefundenen Gutes aus- ausgeſetzt. * Großer Diebſtahl. Aus Nizza wird uns be- richtet: Dem polniſchen Grafen Chrapowicki wurde dieſer Tage auf dem Bahnhofe von Nizza ein Koffer ge- ſtohlen, der Pretioſen im Werthe von 150.000 Francs ent- halten haben ſoll. * Der Vater die Tochter ermordet. Aus Paris wird berichtet: Hier erſchoß der Tapezierer Lamarre ſeine 17jährige Tochter in der Erbitterung über deren unmoraliſchen Lebenswandel. Nachdem er die Tochter er- ſchoſſen, jagte er ſich eine Kugel in den Kopf; da dieſelbe ihn nicht tödtete, durchſchnitt er ſich mit einem Raſirmeſſer die Kehle. * Schneefall in Galizien. Vom 3. April wird aus Galizien gemeldet: Heute gab es in ganz Galizien großen Schneefall und empfindliche Kälte. * Raubmord. Im Dorfe Antonowka (Bezirk Trumacz) bei Tarnopol wurden der reiche Landwirth Kohut und ſeine Familie Nachts ermordet und beraubt. Die Thäter ſind noch nicht entdeckt. * Der erſte Wiener Landſturm. Am 4. April 1797 wurde über Aufforderung des Re- gierungs-Präſidenten Grafen Franz von Sauran der erſte freiwillige Landſturm gebildet; ſchon am 12. April 1797 haben ſich 40.000 Mann gemeldet; insbeſonders eifrig waren die Tiſchler, die 5 Bataillone mit 1500 Mann ſtellten. Studenten unter dem Commando des greiſen Directors Schmutzer bildeten ein eigenes Corps, ebenſo die Angehörigen des Handelsſtandes. Wien glich im April 1797 einem förmlichen Heerlager. Der Landſturm kam nicht zur Anwendung, ſondern nahm nur an dem Leichen- begängniß des am 30. April 1797 verſtorbenen Siegers von Aſpern Erzherzog Carl Theil. In den folgenden Franzoſenkriegen nahmen jedoch wie bekannt die Wiener Landſturmmänner lebhaften Antheil. * Raufhandel. Geſtern Nachts entſtand in einem Gaſthauſe in der Siebenbrunnengaſſe Nr. 5a zwiſchen dem 28jährigen Buchbindergehilfen Max Friedl, Mitterſteig Nr. 25 wohnhaft, und mehreren Gäſten ein Raufhandel, bei welcher Gelegenheit Friedl vor die Thür geſetzt wurde. Er ſtürzte zu Boden und zog ſich einen Bruch des rechten Unterſchenkels zu. * Jalſche italieniſche Lire. In der Wechſelſtube des Rudolf Rentler, Kärntnerſtraße 51 erſchienen am 3. d. zwei elegant gekleidete Männer und erſuchten um Umwechs- lung einer italieniſchen Note zu fünfhundert Lire. Da aus der Mitte der Note ein Stückchen herausgeriſſen war, wurde die Umwechslung nicht vorgenommen und die beiden Herren entfernten ſich wieder. Die bezeichnete italieniſche Note dürfte eine falſche geweſen ſein. Am 13. v. M. wurden nämlich hier drei falſche Noten zu fünfhundert Lire in Verkehr gebracht. Die Perſonsbeſchreibung der Verſchleißer dieſer Noten paßt genau auf jene zwei Männer, welche in der Rentler’ſchen Wechſelſtube die italieniſche Note zu 500 Lire am 3. d. M. einwechſeln wollten. * Der Wiener Thierſchutzverein gegen den Taubenfang. Wie es nicht anders zu erwarten war, hat ſich der Wiener Thierſchutzverein in der geſtern ſtattge- fundenen Sitzung gegen den Taubenfang ausgeſprochen und beſchloſſen, eine Eingabe an die k. k. Polizeidirection zu richten. In derſelben wird darauf hingewieſen, daß das rückſichtsloſe, brutale, thierquäleriſche Einfangen der Tauben mit Netzen zur Zeit der Brut, das Hineinpferchen und -Preſſen der geſangenen Thiere in Säcken, bei den Wienern gerechten Unwillen hervorgerufen und daß auch die Blätter gegen dieſen thierquäleriſchen Taubenfang ihre Stimmen er- hoben haben. Der Wiener Thierſchutzverein weiſt auf die geſetzlichen Beſtimmungen hin, wonach Vögel zur Zeit der Brut nicht gefangen werden dürfen und der Transport von Vogelgattungen in dichtmaſchigen Säcken nicht geſtattet iſt. Der Wiener Thierſchutzverein iſt der Anſicht, daß wenn auf eine Verminderung der Tauben hingewirkt werden ſoll, der Taubenfang zu einer anderen Zeit und nicht in thier- quäleriſcher, öffentlich Aergerniß erregender Weiſe vorzu- nehmen iſt. * Verhafteter Einbrecher. Am 23. v. M. wurde die Wohnung der Joſefa Pecha, Ottakring, Herbſt- ſtraße 38, erbrochen. Der thäter entwendete Wertheffecten in der Höhe von mehr als 100 fl. Geſtern iſt der 27jährige Ratencaſſier Joſef Broſik, Ottakring, Gaullachergaſſe 28 wohnhaft, wegen dringenden Verdachtes, dieſen Einbruchsdiebſtahl verübt zu haben, verhaftet worden. Broſik hat auch am 9. v. M. bei Frau Francisca Gödl, Ottakring, Wichtelgaſſe 7, einen Einbruch verübt und Effecten im Werthe von 50 fl. geſtohlen. * Geplünderter Inwelierladen. Dem Uhrmacher Joſef Lipach in Friedland wurden durch Einbruch 30 ſilberne und 7 goldene Uhren, 12 ſilberne und goldene Uhrketten, 95 goldene, ſilberne und Doubleringe, 74 goldene, ſilberne und Doublearmbänder, 100 Anhängſel, 5 Officiers- ketten, 30 Brochen ꝛc., 2000 fl. werth, geſtohlen. * Plötzlich geſtorben. Der 33jährige Stenograph Abraham Braksmayer, Neubaugaſſe 33 wohnhaft, wurde am 4. d. Früh todt im Bette aufgefunden. Braks- mayer trug ſeit zehn Jahren wegen eines Kehlkopfleidens eine Canüle. Dieſelbe dürfte ſich im Schlafe verrückt und verſchloſſen haben, ſo daß Braksmayer den Tod durch Er- ſticken gefunden hat. — Die 47jährige Samenhändlerin Anna Maninger, Margarethen, Kriehubergaſſe 19 wohnhaft, ſtürzte am 3. d. Abends auf der Matzleinsdorfer- ſtraße in Folge Herzſchlages zuſammen und ſtarb während des Transportes in die nahegelegene Wachſtube. * Feuer. Im Keller der Buchbinder-Fabrik von J. und B. Herſon, Favoriten, Puchsbaumgaſſe 25, gerieth heute Vormittags eine bedeutende Menge Papierabfälle in Vrand. Die Feuerwehr hatte in Folge der ſtarken Rauch- entwicklung ſchwere Arbeit und konnte die Flammen bei Anwendung der Rauchhaube erſt nach längerer Zeit löſchen. * Unfälle. Der 28jährige Asphaltirer Carl Scheikel, Margarethen, Siebenbrunnengaſſe 39 wohnhaft, erlitt da- durch heute Früh in der Neubaugaſſe Brandwunden an der rechten Hand, daß beim Kochen von Asphalt die Flüſſigkeit überſtrömte. — Der 52jährige Straßenkehrer Joſef Jank, Lerchenfelderſtraße 10 wohnhaft, ſtürzte heute Vormittags auf der Fiſcherſtiege vom Schlage getroffen bewußtlos zu- ſammen. * Selbſtmordverſuch im Eiſenbahncoupee. Der 26 jährige vacirende Commis David Kaufmann, der geſtern aus Jägerndorf zugereiſt iſt, erſchien Nachts in der Centralſtation der Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft und gab an, daß er im Coupée bei Wagram aus Noth die Köpfchen von zwei Packets Zündhölzchen in Benzin gelöst, getrunken habe. Er wurde ins Spital der Barmherzigen Brüder ge- bracht. * Ueberfahren. Ein Einſpännerkutſcher, der heute in trunkenem Zuſtande über den Hernalſergürtel fuhr, ſtürzte dadurch, daß er an der Ecke der Ottakringerſtraße an einen Hydranten anfuhr, vom Bocke, und erlitt außer Quetſchungen am rechten Ohre eine Loslöſung der rechten Ohrmuſchel und innere Verletzungen. * Durch Ueberfahren getödtet. Heute Früh wurde vor dem neuen Rathhauſe cine circa 70 jährige Frau, anſcheinend Oebſtlerin, von einem Stellwagen überfahren, und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie bei Ankunft der Aerzte der Rettungsgeſellſchaft’ ſtarb. Der Sicherheitswach- rayonspoſten hat Namen und Nationale des Kutſchers notirt. * Wetterbericht. Unbeſtändig und kühl, mit zeitweiſen Niederſchlägen vorausſichtlich. Die „Reichspoſt“ augezeigt. In Folge einer Anzeige des Schönerianers Doctor v. Mühlwerth in Krems wurde von der Staats- anwaltſchaft gegen die „Reichspoſt“ eine Anklage wegen Vergehens nach Art. VIII des Geſetzes vom 17. De- cember 1862 erhoben, weil die in der Nummer vom 30. December v. J. erſchienene Correſpondenz aus Waidhofen a. d. Thaya, enthaltend einen Bericht über die Gerichtsverhandlung des Pfarrers Döller contra Abg. Dötz, geeignet ſei, die öffentliche Meinung zu Ungunſten des Angeklagten zu beeinfluſſen. Es hatte ſich deshalb der verantwortliche Re- dacteur Hikiſch vor einem Erkenntnißgerichte unter dem Vorſitze des Hofrathes R. v. Holzinger, Staatsanwalt Dr. Bobies, diesbezüglich zu ver- antworten. Derſelbe gab an, die incriminirte Notiz nur flüchtig durchgeleſen und nichts Ungeſetzliches in derſelben gefunden zu haben, da er anderenfalls einen derartigen Paſſus zweifellos eliminirt hätte. Die Abſicht, in irgend einer Weiſe die Oeffentlichkeit zu Ungunſten Abg. Dötz zu beeinfluſſen, ſei ihm vollſtändig ferne ge- legen und daher ein animus injuriandi nicht vorhanden. Ueber den Autor der beanſtändeten Correſpondenz ver- weigerte unſer verantwortliche Redacteur jede Auskunft. Der Vertheidiger, Dr. Max Anton Löw con- ſtatirte, daß die Staatsanwaltſchaft ſich erſt in Folge der Dennciation des Dr. v. Mühlwerth be- wogen ſah, dieſe Klage zu erheben und zog daraus die Folgerung, daß, wenn der Staatsanwalt etwas über- ſieht, dasſelbe auch einem verantwortlichen Redacteur paſſiren könne. Der Gerichtshof verurtheilte ſchließlich unſeren verantwortlichen Redacteur zu 50 fl. Geldſtrafe. Theater, Kunſt und Muſik. — Theater a. d. Wien. Morgen wird die Operette „Die Göttin der Vernunft“ zum Benefiz der Autoren zum 25. Male aufgeführt. Johann Strauß hat die Partitur ſowohl um eine Ouverture, als auch um einen Walzer (für Herrn Joſephi) im zweiten und um ein Marſchquartett (der Damen Dirkens und Kopacſi und der Herren Streitmann und Werner) im dritten Acte bereichert. — Als nächſte Novität wird die Geſangspoſſe „Der Mann ohne Kopf“ von Julius Horſt und E. Lunzer, Muſik von Heinrich Müller, vorbereitet. — Raimundtheater. Nächſten Donnerſtag wird das Volksſtück mit Geſang in 5 Acten von C. Coſta „Glücks- narren“ zum erſten Male gegeben. Die Bertheilung der Rollen iſt folgende: Edi Fellmeier, Fabrikant, Herr Krug; Franz Wendl, Herr Balajthy; Anna, deſſen Frau, Fräulein Nieſe; Joſef Inpfler, Beamter, Herr Fröden; Fritz, deſſen Neffe, Herr Godai; Fanny Weiß, Schneidermamſell, Fräulein Horſt; Poldl, Lehrjung bei Wendl, Herr Natzler; Ziegler, Herr Kneidinger; Glanz, Meſſerſchmidt, Herr Dürer; Peter Stöckel, Schuhmacher, Herr Göſtl; Suſi, deſſen Frau, Frau Kneidinger; Frau Reſi, Frau Anatour- Bruck; Frau Liſi, Frau Millmann; Frau Fanni, Fräulein Hirſchhuber; Sali, Fräulein Meißner; Mimi, Fräulein Fenzella; Cilli, Fräulein Felder; Schackerl, Deutſchmeiſter, Herr Kreith; Ferdl, Pionnier, Herr Seitz; Liebſch, eine Hauſirerin, Fräulein Kieſewald; Ein armes Weib, Fräulein Jarsky; deren Mann, Herr Groß. — Im Deutſchen Volkstheater wird heute „Das grobe Hemd“ von C. Karlweis, ebenſo Mittwoch und Samſtag gegeben. — Dienſtag gelangt „Die goldene Eva“ von Fr. v. Schönthau und Koppel-Ellfeld zur Darſtellung. — Donnerſtag, den 8. d., geht als volks- thümliche Abendvorſtellung bei ermäßigten Preiſen „Das vierte Gebot“ von L. Anzengruber mit den Herren Tyrolt und Martinelli als Vater und Sohn Schalanter in Scene. — Dienſtag, Donnerſtag und Samſtag finden Nachmittags 3 Uhr die erſten „Urania“-Vorſtellungen bei ermäßigten Preiſen ſtatt. Der erläuternde Vortrag „Ein Ausflug nach dem Monde“ wird von Herrn O. Eppens geſprochen werden. — Die zum Beſten der Errichtung einer Wiener „Urania“ ſtattfindenden „Urania“- Vorſtellungen werden vorerſt bis Oſtern fortgeſetzt. Der populär-wiſſenſchaftliche Ausſtattungsvortrag „Ein Ausflug nach dem Monde“, ſowie die nach Angabe hervorragender Aſtronomen von namhaften Decorationsmalern hergeſtellten Anſichten von Mondlandſchaften ſind für jeden Gebildeten feſſelnd, namentlich aber für die ſtudirende Jugend unge- mein belehrend; ſie gewähren einen Anſchauungsunter- richt, der auf aftronomiſch-meteorologiſchem Gebiete in ſo vollendeter Weiſe nicht bald wieder geboten werden dürfte. Um nun den Minderbemittelten den Beſuch dieſer „Urania“-Vorſtellungen zu erleichtern, hat die Direction des Deutſchen Voltstheaters für die am 6., 8., 10. und 13. d. um 3 Uhr Nachmittags ſtattfindenden Vorſtellungen die bedeutend ermäßigten Preiſe der gewöhnlichen Nach- mittagsvorſtellungen angeſetzt und von der Einhebung einer Vorverkaufsgebühr Anſtand genommen. — Carl-Thcater. In dieſer Woche tritt Herr Ferdinand Bonn noch dreimal auf. Morgen, Dienſtag, in „Trilby“, Mittwoch in „Die officielle Frau“ und Freitag als „Kean“. Am Donnerſtag wird „Francillon“ mit Frl. Nilaſſon vom Berliner Thalia-Theater zum erſten Male geſpielt. Am Samſtag beginnt Ermetti Zacconi in „Spettri“ („Geſpenſter“ von H. Ibſen) ſein Gaſtſpiel. Heute hat der Verkauf der Karten für dieſen fünftägigen Gaſtſpielcyclus begonnen. — Berliner Philharmoniker. Heute, Montag, Abends ½8 Uhr, findet im großen Mufikvereinsſaal das erſte Concert (I. Cyclus, I. Abend) der Berliner Philharmoniker unter der Leitung Felix Wein- gartner’s ſtatt. Als Pietätsact für den dahinge- ſchiedenen Meiſter Johannes Brahms wird dasſelbe ſtatt mit der Freiſchütz-Ouverture mit Brahms Tra- giſcher Ouverture begonnen. — Die Erzherzoge Eugen und Otto beſuchten geſtern die Vorſtellung des „Biberpelz“, Diebscomödie von Gerhart Hauptmann. — Künſtlerhaus. Erzherzog Eugen hat die Jahres- Ausſtellung im Künſtlerhauſe geſtern neuerdings beſichtigt. Die Betheiligung des Publicums iſt eine ſehr rege, wofür die Ziffer der Beſucher, wie der Ankäufe ſpricht, bezüglich welcher gegen Schluß dieſer Woche eine weitere Liſte zur Veröffentlichung gelangen wird. — Deutſches Volkstheater. Gerhart Haupt- mann erobert langſam die deutſche Bühne, das kann man ſeit der Erſtaufführung am 3. d. M. behaupten, ohne ein Dementi befürchten zu müſſen. Man hat die „verſunkene Glocke“ als kein Stück erklärt, und geht doch hin, um ſich an der märchenhaften Schönheit der Dichtung zu berauſchen; man hat auch am Samſtag Leute gehört, daß „Der Biberpelz“ kein Stück ſei, daß er keine rechte Handlung und vor allem keinen Schluß habe, und doch wird man ſich am Ende der immer mächtiger aufdämmernden Ueberzeugung nicht verſchließen wollen und können, daß wir es endlich ein- mal wieder mit einem Dichter zu thun haben, und daß er uns die beſte Comödie gegeben hat, die ſeit dem „Zerbrochenen Krug“ in deutſchen Landen ge- ſchrieben worden iſt. Hauptmann’s Comödie erinnert auch in der Einfachheit ihres Apparates an das unver- gängliche Werk Kleiſt’s. In einem Dorfe bei Berlin kommen Diebereien vor; der Amtsvorſteher, der ſie verfolgen ſoll, wirft ſich jedoch auf die politiſch Ver- dächtigen, und behandelt die braven Bürger wie Ver- brecher, die Diebe als Muſterbilder der Rechtſchaffenheit. Das iſt alles. Aber es iſt mit einer ganz unnachahm- lichen Feinheit, mit einem Witz gemacht, daß man lange nach dem Schluſſe noch wie ein Gourmand nach einem Diner bei Lucull mit der Zunge ſchnalzt. Und es wurde überdies ausgezeichnet geſpielt. Beſonders Frau Schmittlein, die diebiſche Schiffersfrau, Herr Eppens, ihr Mann, und Herr Rüller, der junkerhafte Amtsvorſteher, ſind alles Lobes würdig. Die Aufnahme der Novität war zum Theile eine be- geiſterte; am Schluſſe regte ſich einige Oppoſition, welche jedoch unterlag. — in — Kreta. In der franzöſiſchen Kammer fand der Miniſter Hanotaux bei der Beantwortung der Interpellation des Deputirten Gauthier über die Ereigniſſe im Oriente, daß der von ihm vor 14 Tagen entwickelte Plan, be- treffend die Autonomie Kretas in Ausführung begriffen ſei. Es ſei unrichtig, wenn man ſage, die Autonomie ſei von den Kretern nicht beifällig aufgenommen worden, da man die Meinung der Kreter nicht nach der Mei- nung der Aufſtändiſchen beurtheilen dürfe. Die europäiſchen Contingente hätten die Küſtenſtädte beſetzt. Wenn es nothwendig ſein ſollte, würden die Mächte neue Maßregeln zum Schutze der Küſtenſtädte treffen, Die Mächte verharren im Einvernehmen, ihre An- ſtrengungen auf die Verhinderung deſſen zu richten, daß die gegenwärtigen Ereigniſſe ſchwere Conſequenzen für den allgemeinen Frieden nach ſich ziehen Andererſeits verfolgen wir auf Kreta die Einführung der Autonomie durch neue Maßnahmen, die gegenwärtig unter den Mächten durch Vermittlung ihrer Botſchafter in Konſtantinopel den Gegenſtand von Berathungen bilden. Wir ſind der Anſicht, daß in dieſer doppelten Aufgabe, die Europa übernommen hat, die Zeit den Rathſchlägen der Weisheit und der Furcht, die Jeder- mann die Gefahr eines blutigen Conflictes einflößt, zu Hilfe kommen wird.“

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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 78, Wien, 06.04.1897, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost078_1897/4>, abgerufen am 26.04.2024.