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Reichspost. Nr. 27, Wien, 28.01.1896.

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27 Wien, Dienstag Reichspost 28. Jänner 1896

[Spaltenumbruch]
* Vom Hofe.

Erzherzog Ludwig Victor be-
suchte heute Nachmittags um halb 3 Uhr die Aquarell-
Ausstellung im Künstlerhause.

* Spende.

Der Kaiser hat der Rettungsgesellschaft
aus Anlaß der Rettungsarbeiten beim Brunneneinsturze in
Döbling 1000 fl. zugewendet.

* Hofdiner.

Heute um 6 Uhr Abends fand aus
Anlaß des Geburtstages des deutschen Kaisers und Königs
von Preußen im Marmorsaale der Hofburg eine Allerh.
Tafel statt. Während des Diners brachte Se. Majestät
einen Toast auf das Wohl des Kaiser Wilhelm aus.

* Der Geburtstag des deutschen Kaisers.

Aus
Anlaß des Geburtstages des deutschen Kaisers fand heute
Nachmittags um 1 Uhr bei dem deutschen Botschafter
Grafen zu Eulenburg und ein Dejeuneur dinatoire statt.

* Streik.

In der Eisengießerei von Leopold
Quittner im neunten Bezirke sind heute sämmtliche
dort beschäftigte Arbeiter -- 280 an der Zahl -- in Aus-
stand getreten. Die Ursache des Ausstandes sind Chika-
nen des Werkleiters und sanitätswidrige Einrichtungen
in der Fabrik.

* Christliche Wählerversammlung im Lanner-
Saale.

Der gestrige Abend vereinigte die christlichen
Wähler des III. Wahlkörpers des 1. Bezirkes im Lanner-
saale zu einer äußerst zahlreichen Versammlung. Als
Dr. Lueger und Prinz Alois Liechtenstein er-
schienen, wurden sie mit nicht endenwollenden stürmischen
Hochrufen empfangen. Comitemitglied Belohlawek
eröffnete die Versammlung und ertheilte Dr. Lueger
das Wort. Mit gewohnter Meisterschaft und Geist legte der
Redner die jetzige politische Lage in Wien dar; er schloß mit
den Worten: wir Antiliberalen sind fertig, unsere
Bataillone kampfbereit, auf zum Kampfe und zum --
Sieg. Nach ihm ergriff statt des verhinderten Reichs-
raths-Abgeordneten Dr. Pattai Prinz Liechten-
stein
das Wort. Er sprach über die großen Aufgaben
des Reichsrathes, Ausgleich, Gewerbe- und Wahlreform,
um mit den Worten zu enden: Lassen wir den Liberalen
den Tanz, bald kommt der Aschermittwoch und wir werden
sie fasten lernen. Den Rednern wurde für ihre mit
stürmischen Beifall aufgenommenen Reden der Dank votirt.
Als Dritter sprach Dr. Porzer, dessen Mittheilung,
daß Dr. v. Friebeis die Abhaltung der Versammung
in der Volkshalle des Rathhauses nicht gestattete, einen
Sturm der Entrüstung hervorrief. Nachdem der Vorsitzende
noch aufmerksam machte, daß liberale Agenten von Wähler
zu Wähler schleichen, um sie für die Judenliberalen zu
kapern, schloß er um 3/410 Uhr die Versammlung.

* Mission.

Vom 19. bis 26. Jänner wurde in der
Pfarrkirche zu Hörnesdorf (Bez. Mistelbach) eine
Volksmission durch die Redemptoristenpatres aus Eggenburg:
Rector Wieser, Reiner und Polepil mit sehr
schönem Erfolge abgehalten. Besonders anerkennenswerth
ist es, daß der Ziegeleibesitzer Martin Weingaßner in
Frättingsdorf seinen Arbeitern frei gab, damit sie die
Gnadenzeit der Mission benützen konnten, was sie auch
thaten. Es empfingen über tausend Personen die heiligen
Sacramente. Besonders feierlich gestaltete sich die Schluß-
feierlichkeiten am 26. Nachm. mit der Kreuzweihe. Nach dem
Te Deum dankte Ortspfarrer Johann Nep. Kopsch den
PP. Missionären für ihre aufopfernde Mühe.

* Im Traucrgemach des Priesters.

Am 25. d.
verschied der hochw. Priester der Congregation der Mission
Franz Xav. Nowak im Missionshause Währing, Vincenz-
gasse Nr. 3 im Alter von 27 Jahren an einer Gehirnhaut-
entzündung. Unter außergewöhnlicher Betheiligung fand
heute Früh das Leichenbegängniß des Verstorbenen statt.
Nach der Einsegnung setzte sich der Zug, an welchem sich
circa tausend Personen betheiligten, nach dem Gersthofer
Friedhofe in Bewegung, woselbst die Leiche zur Ruhe ge-
bettet wurde.

* Socialisten in Ungarn.

Die Budapester Post-
Oberdirection hat gegen die im Unter-Beamtenpersonal be-
merkbar gewordene socialistische Bewegung Maß-
regeln ergriffen. Welcher Art aber diese Maßregeln sind,
wird nicht gemeldet. Wahrscheinlich echte "liberale", den
"freiheitlichen" Tendenzen der ungarischen Machthaber ent-
sprechend.

* Brand,

Die Papierfabrik von Raimund Kubek
in Bubentsch ist heute Nachts ein Raub der Flammen
geworden. Das Feuer verbreitete sich so schnell, daß die
Arbeiter, die in voller Arbeit waren, nur mit genauer Noth
das Leben retten konnten. Alle Maschinenbestandtheile und
Vorräthe sowie der größte Theil des Gebäudes sind ein-
geäschert.

* Eine Reform des kirchlichen Documents.

Die
Firma Freitag und Berndt in Wien VII/1. hat
neuartige Tauf-, Trauungs- und Todtenscheine angefertigt
bei denen eine Fälschung derartiger Documente ausgeschlossen
ist. Diese neue Ausgabe ist aus starkem kräftigen Papier
und mit bunten Unterdruck versehen, so daß auch das
Aussehen eines solchen Documentes ein bedeutend hüb-
scheres wird. Die Originale lagen der Bischofsconferenz vor
und fanden allseitigen Beifall.




Telegramme.
Die Verstaatlichung der Schulen.

Gegenüber den in jüngster Zeit
gegen die Regierung erhobenen Anschuldigungen, daß diese
Verstaaatlichung des gesammten Schul-
wesens
und die Säcularisation der
Kirchengüter anstrebe meldet das ungarische
Telegraphen-Correspondenz-Bureau, daß diese Anschul-
digungen nichts als böswillige Erfindun-
gen
sind; übrigens verweist es auf eine officielle
jüngst vom Cultusminister Wlassic abgegebene Er-
klärung folgenden Juhaltes: "Ich erkläre, daß die Be-
hauptung, als würden wir für die ausschließliche Ver-
staatlichung, ja für die Säcularisation Stellung nehmen,
Ich habe öfters im eigenen wie im Namen der Regie-
rung erklärt, daß diese Regierung weder für die exclu-
sive Verstaatlichung noch noch für Säcularisation
Stellung nehmen könne und auch niemals Stellung
nimmt. In dieser Beziehung ist also kein Grund
zur Unruhe vorhanden." (Siehe "Politische Rundschau,
Ungarn."


[Spaltenumbruch]
Die Landtage.

Dr. Schlesinger theilte der
Adreßcommission mit, daß die Deutschen darauf ver-
zichten,
in das Subcomite der Adreßcommission
Mitglieder zu entsenden, weil sie, nachdem sie an den merito-
rischen Berathungen in der Adreßcommission nicht theilnehmen,
sich auch an den Berathungen des Subcomites nicht bethei-
ligen werden.

Sitzung des Landtages. (Schluß.)
Nach Erledigung der Tagesordnung, welche zumeist wirth-
schaftlichen Angelegenheiten gewidmet war, wird die Sitzung
geschlossen. -- Die Adreßcommission hielt eine
kurze Sitzung ab, in welcher die Mittheilung entgegen ge-
nommen uwrde, daß von deutscher Seite keine
Betheiligung
stattfände. Hierauf wurde das Sub-
comite
gewählt: Herold, Kramar, Glakovsky, Prinz
Ferdinand Lobkowitz, Prazak und Dr. Prinz Friedrich
Schwarzenberg.

Der Statthalter bringt eine
Vorlage betreffend die Erhaltung der Murregulirungsbauten
ein. Nach Erledigung kleinerer Angelegenheiten wurde der
Sonderausschuß zur Vorberathung des Antrages betreffend
die Ausgleichs verhandlungen mit Ungarn ge-
wählt. Nächste Sitzung Sonntag. (?)

Fürstbischof Dr. Kahn
begründet ausführlich seinen behufs Hebung des
Bauernstandes
eingebrachten Antrag auf Erlassung
eines Gesetzes, mit welchem die bestehenden bäuerlichen
Besitzungen in bestimmte Classen von Ganz-, Halb- und
Viertel-Huben eingetheilt und Veräußerungen derselben
mehrfachen Beschränkungen unterworfen werden sollen, wobei
der Landesausschuß mit Hilfe der Landes-Hypothekbank
durch Gewährung von langfristigen Darlehen und durch
eventuelle zeitweilige Erwerbung solcher Realitäten mitzu-
wirken hätte. Nach längerer Debatte wurde der Antrag
einem zu wählenden Agrarausschusse zugewiesen. Für die
zu erbauende Gurkthal-Localbahn wurde seitens des
Landes der Betrag von 100.000 fl. zur Uebernahme von
Stammactien bewilligt und bezüglich der Localbahn
Kühnsdorf-Eisenkappel der Landesausschuß
mit weiteren Erhebungen und Verhandlungen betraut.

Deutscher Reichstag.

Im Reichstage wurde heute ein
Antrag des Abg. Paasche eingebracht, wonach den In-
habern von Mühlen oder Mälzereien, für die Ausfuhr
ihrer Fabrikate, sowie den Inhabern von Preßhefefabriken
für die Ausfuhr der Preßhefe eine Erleichterung dahin zu
gewähren sei, daß der Eingangszoll bei Ausfuhr einer ent-
sprechenden Menge verwendeten Getreides, einschließlich Mais
nachgelassen wird. Das "zur Mühle, Mälzerei oder Preß-
hefefabrik" zollamtlich abgefertigte ausländische und sonstige
Getreide darf in unverarbeitetem Zustande nur mit Genehmi-
gung der Steuerbehörde veräußert werden.

Geburtsfest des deutschen Kaisers.

Einer der ersten Glück-
wünsche welche dem deutschen Kaiser heute früh
zugiengen, war derjenige des Fürsten Bismarck.
Dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe verlieh der
Kaiser das Großcomthurkreuz des Hausordens von
Hohenzollern, dem Professor Behring den Kronen-
orden zweiter Classe und den Botschafter Grafen
Eulenburg in Wien das Comthurkreuz und
Stern des Hausordens von Hohenzollern, dem Minister
Freiherrn v. Hammerstein den Rothen Adler-
orden und dem Minister Von der Recke den Stern
zum Rothen Adlerorden. -- Heute früh fand Tag-
reveille
der Garnison statt. Vormittags wurde
Gratulationscour im Weißen Saale des Schloßes ab-
gehalten; Nachmittags findet ein Familiendiner statt.

Französische Kammer.

Hubbard interpellirt
wegen der Flucht Vitrac des Roziers, der in der Ver-
öffentlichung der Liste der 104 durch die "France"
compromittirt erscheint. -- Mirman sagt, um das
Parlament herum herrsche eine Verdachts-
Atmosphäre,
weil man Gemeinschaften mit
gewissen Journalisten und anderen Individuen
eingehe. Redner nennt verschiedene Namen und wird
zur Ordnung gerufen. Der Ministerpräsident erklärt,
daß über Vitrac des Roziers nicht die Präventivhaft
verhängt werden konnte, weil es sich um eine einfache
Verleumdungs-Angelegenheit handelte. Der Minister-
präsident versichert schließlich, daß er keine Zeitung sub-
ventionirt.

Ministerkrise in Rumänien.

In der Kammer verlas
Ministerpräsident Sturdza ein königliches Decret,
durch welches die Demission des Ministers des
Innern, Fleva, angenommen und der Ministerprä-
sident interimistisch mit der Führung dieses Ministeriums
betraut wird. -- In politischen Kreisen wird durch die
Demission des Ministers Fleva die endgiltige
Homogenität der gegenwärtigen Regierung als
hergestellt betrachtet, indem die übrigen Minister sich
immer sowohl unter einander als auch mit dem
Ministerpräsidenten in Uebereinstimmung befanden.

Der Glaubenswechsel des Prinzen Boris.

Es bestätigt sich, daß Minister-
präsident Stoilow Freitag Abends im Club der
Nationalpartei erklärt habe, er könne versichern, daß die
Ceremonie des Uebertrittes des Prinzen Boris zum
orthodoxen Glauben sicher noch im Laufe dieser
Sobranje-Session, welche mit 30. Jänner a. St. zu Ende
geht, stattfinden werde. Der Ministerpräsident richtete an die
Präfecten ein Rundschreiben, in welchem er denselben mit-
theilt, daß demnächst die Ceremonie des Uebertrittes
des Prinzen Boris stattfinden werde und daß sie hievon die
Bevölkerung in Kenntniß setzen sollen, damit sich dieselbe zur
eventuellen Theilnahme an der Ceremonie bereit halte. In
den Kreisen der Sobranje-Majorität wird die of-
ficielle Theilnahme Rußlands
an der
[Spaltenumbruch] Ceremonie für sicher gehalten. -- Der bulgarische
Exarch Josef, der auf der Reise hieher begriffen ist,
ist in Adrianopel eingetroffen, wo er mit großen Ehren
empfangen wurde.

Prinz Ferdinand von
Coburg ist heute hier eingtroffen und im Hotel de
Londres abgestiegen. Wie man versichert wird Prinz
Ferdinand heute Abends im Vaticanempfan-
gen
werden.

Madagascar.

In der hiesigen Presse ver-
breitete Meldungen aus Madagascar vom 23. d. M.,
berichten von einem Aufstand der Eingebornen
gegen die Howas im Districte Vatomandey. Ein
norwegischer Händler namens Engle und mehrere Howas-
officiere waren getödet worden. Der Aufstand
gewinne täglich an Ausdehnung.

Italien in Afrika.

Die Agenzia Stefanie meldet aus
Adahagamus: Ueber den Marsch der Colonne
Galliano's sind widersprechende Gerüchte im Umlaufe.
Einige Kundschafter berichten, daß die Ascaris seines
Vataillons entwaffnet worden seien, andere ver-
sichern, sie bewaffnet gesehen und kein Anzeichen von
einem Conflicte bemerkt zu haben. Bis jetzt ist Oberst-
lieutenant Galliano hier noch nicht eingetroffen, und
auch der Bote, welchen General Baratieri an Ras
Makonnen abgesandt hatte, nicht zurückgekehrt.

Der Aufstand auf Cuba.

Nach einer Meldung des interi-
mistischen Gouverneurs von Cuba wird die Verfol-
gung
des Feindes eifrig fortgesetzt und haben
mehrere für die spanischen Truppen günstige Gefechte mit
den Insurgenten stattgefunden. Oberst Galvis hat
die unter Gomez stehenden feindlichen Streitkräfte geschlagen.
Nach der Aussage von Gefangenen wäre Gomez ver-
wundet
und hätte sich derselbe mit 20 Mann von seiner
Bande getrennt. Der Insurgentenführer Miranda
erlitt in der Provinz Matanzas gleichfalls eine Niederlage

Grubenkatastrophe.

Einer Depesche aus Cardiff
zu Folge wurden in einer Kohlengrube bei
Tylorstown in Folge einer Explosion
80 Bergarbeiter verschüttet. Die Zahl der Umgekom-
menen ist unbekannt.




Graf Badeni und
Dr. von Bilinski sind heute Nachmittags hier
eingetroffen. Zu ihrer Begrüßung hatten sich alle Nota-
bilitäten des Landes und der Stadt Lemberg ein-
gefunden.

Heute erschien ein Erlaß des
Kaisers, mit welchem bekanntgegeben wird, die daß zur
Preisaufgabe-Ergänzung der tanzenden Maenade gesandten
Arbeiten bei aller Anerkennung der Vorzüge einiger Arbeiten
nicht entsprechen, weßhalb der Preis von 2000 Mark nicht
verliehen werden konnte. Der Kaiser bestimmt für den
nächsten Wettbewerb dieselbe Aufgabe und erhöht den Preis
auf 3000 Mark.

Der amerikanische Botschafter
Runyon ist heute Nachts an Herzschlag gestorben.

Die "Nordd. Allg. Ztg." erklärt
die Nachricht, daß sich demnächst zwei deutsche Kriegs-
schiffe
zur Betreibung der Zahlung der deutschen
Eisenbahnforderung nach Puerto Cabello begeben
und dort eventuell Marine-Soldaten gelandet werden sollen,
als falsch. Richtig ist, daß die deutsche Regierung durch
eine Note bei der venezuelanischen Regierung auf die
Zahlung der fälligen Garantiesumme zurück-
gekommen ist.

Wie die Blätter melden, sei der
Chefredacteur des in Budapest erscheinenden "Olvast",
F. Szeles,
welcher nach London geflüchtet, jedoch unter
der Zusicherung, daß er nicht werde belästigt werden, nach
Frankreich wieder zurückgekehrt war, im Laufe der letzten
Woche in St. Julien (Departement Haute-Savoie) ver-
haftet
worden, wo er in Gewahrsam gehalten werde.
Die Pariser Freunde Szeles' bemühen sich, seine Freilassung
zu erwirken.

Der Ministerrath wird sich
mit der Einführung einer Einfuhrsteuer auf
Cuba beschäftigen. Einige Minister wünschen, daß die
Steuer sich sowohl auf ausländische als auf nationale Pro-
ducte erstrecken solle. -- Depeschen aus Cuba besagen,
Maximo Gomez, welcher an einer alten Wunde leide,
werde von Unruhe geplagt. Eine von Lacret
befehligte Insurgentenbande wurde, als sie versuchte, in
die Provinz Matanzas einzudringen, zurückge-
schlagen.

Bautenminister Radosavl-
jevic
hat eine Vorlage betreffend die Erbauung einer
Eisenbahn durch das Timok-Thal von Negotin
nach Nisch ausgearbeitet.




Literatur.

"Katholischer Schulfreund" nennt sich eine neue
katholische, pädagogische Monatsschrift, deren erstes Heft
soeben erschienen ist. Als Beilage enthält sie "Der katho-
lische Jüngling
nach dem Vorbilde des heiligen Aloisius
von Gonzaga", ein der Belehrung und Unterhaltung der
katholischen männlichen Jugend gewidmetes Blatt. Den
reichen Inhalt zeigen: 1. Im "Katholischen
Schulfreund":
Was wollen wir? -- Gruß im
Herrn. -- Der selige Joh. Bapt. de la Salle als Pädagog.
-- Kurze Erwägungen vom seligen de la Salle. -- Neu-
jahr 1896. -- Das Prager Jesuskind. -- Eine Eisenbahn-
geschichte. -- Die Anstalten der Schulbrüder in Oesterreich-
Ungarn. -- Erstes Marienheim bei Wien. -- Goldene
Sprüche. -- Vereins-Angelegenheiten u. s. w. 2. In
"Der katholische Jüngling": Leitstern der
Jugend. -- St. Aloisius. -- Miramar. -- Der Libanon,
historischer Roman. -- Die heiligen Drei Könige. -- Aus
dem Leben der Krokodile. -- Denksprüche. -- Vereinschronik
-- Zeitvertreib und Scherz. Dazu vier schöne Bilder: Das

27 Wien, Dienſtag Reichspoſt 28. Jänner 1896

[Spaltenumbruch]
* Vom Hofe.

Erzherzog Ludwig Victor be-
ſuchte heute Nachmittags um halb 3 Uhr die Aquarell-
Ausſtellung im Künſtlerhauſe.

* Spende.

Der Kaiſer hat der Rettungsgeſellſchaft
aus Anlaß der Rettungsarbeiten beim Brunneneinſturze in
Döbling 1000 fl. zugewendet.

* Hofdiner.

Heute um 6 Uhr Abends fand aus
Anlaß des Geburtstages des deutſchen Kaiſers und Königs
von Preußen im Marmorſaale der Hofburg eine Allerh.
Tafel ſtatt. Während des Diners brachte Se. Majeſtät
einen Toaſt auf das Wohl des Kaiſer Wilhelm aus.

* Der Geburtstag des deutſchen Kaiſers.

Aus
Anlaß des Geburtstages des deutſchen Kaiſers fand heute
Nachmittags um 1 Uhr bei dem deutſchen Botſchafter
Grafen zu Eulenburg und ein Dejeuneur dinatoire ſtatt.

* Streik.

In der Eiſengießerei von Leopold
Quittner im neunten Bezirke ſind heute ſämmtliche
dort beſchäftigte Arbeiter — 280 an der Zahl — in Aus-
ſtand getreten. Die Urſache des Ausſtandes ſind Chika-
nen des Werkleiters und ſanitätswidrige Einrichtungen
in der Fabrik.

* Chriſtliche Wählerverſammlung im Lanner-
Saale.

Der geſtrige Abend vereinigte die chriſtlichen
Wähler des III. Wahlkörpers des 1. Bezirkes im Lanner-
ſaale zu einer äußerſt zahlreichen Verſammlung. Als
Dr. Lueger und Prinz Alois Liechtenſtein er-
ſchienen, wurden ſie mit nicht endenwollenden ſtürmiſchen
Hochrufen empfangen. Comitemitglied Belohlawek
eröffnete die Verſammlung und ertheilte Dr. Lueger
das Wort. Mit gewohnter Meiſterſchaft und Geiſt legte der
Redner die jetzige politiſche Lage in Wien dar; er ſchloß mit
den Worten: wir Antiliberalen ſind fertig, unſere
Bataillone kampfbereit, auf zum Kampfe und zum —
Sieg. Nach ihm ergriff ſtatt des verhinderten Reichs-
raths-Abgeordneten Dr. Pattai Prinz Liechten-
ſtein
das Wort. Er ſprach über die großen Aufgaben
des Reichsrathes, Ausgleich, Gewerbe- und Wahlreform,
um mit den Worten zu enden: Laſſen wir den Liberalen
den Tanz, bald kommt der Aſchermittwoch und wir werden
ſie faſten lernen. Den Rednern wurde für ihre mit
ſtürmiſchen Beifall aufgenommenen Reden der Dank votirt.
Als Dritter ſprach Dr. Porzer, deſſen Mittheilung,
daß Dr. v. Friebeis die Abhaltung der Verſammung
in der Volkshalle des Rathhauſes nicht geſtattete, einen
Sturm der Entrüſtung hervorrief. Nachdem der Vorſitzende
noch aufmerkſam machte, daß liberale Agenten von Wähler
zu Wähler ſchleichen, um ſie für die Judenliberalen zu
kapern, ſchloß er um ¾10 Uhr die Verſammlung.

* Miſſion.

Vom 19. bis 26. Jänner wurde in der
Pfarrkirche zu Hörnesdorf (Bez. Miſtelbach) eine
Volksmiſſion durch die Redemptoriſtenpatres aus Eggenburg:
Rector Wieſer, Reiner und Polepil mit ſehr
ſchönem Erfolge abgehalten. Beſonders anerkennenswerth
iſt es, daß der Ziegeleibeſitzer Martin Weingaßner in
Frättingsdorf ſeinen Arbeitern frei gab, damit ſie die
Gnadenzeit der Miſſion benützen konnten, was ſie auch
thaten. Es empfingen über tauſend Perſonen die heiligen
Sacramente. Beſonders feierlich geſtaltete ſich die Schluß-
feierlichkeiten am 26. Nachm. mit der Kreuzweihe. Nach dem
Te Deum dankte Ortspfarrer Johann Nep. Kopſch den
PP. Miſſionären für ihre aufopfernde Mühe.

* Im Traucrgemach des Prieſters.

Am 25. d.
verſchied der hochw. Prieſter der Congregation der Miſſion
Franz Xav. Nowak im Miſſionshauſe Währing, Vincenz-
gaſſe Nr. 3 im Alter von 27 Jahren an einer Gehirnhaut-
entzündung. Unter außergewöhnlicher Betheiligung fand
heute Früh das Leichenbegängniß des Verſtorbenen ſtatt.
Nach der Einſegnung ſetzte ſich der Zug, an welchem ſich
circa tauſend Perſonen betheiligten, nach dem Gerſthofer
Friedhofe in Bewegung, woſelbſt die Leiche zur Ruhe ge-
bettet wurde.

* Socialiſten in Ungarn.

Die Budapeſter Poſt-
Oberdirection hat gegen die im Unter-Beamtenperſonal be-
merkbar gewordene ſocialiſtiſche Bewegung Maß-
regeln ergriffen. Welcher Art aber dieſe Maßregeln ſind,
wird nicht gemeldet. Wahrſcheinlich echte „liberale“, den
„freiheitlichen“ Tendenzen der ungariſchen Machthaber ent-
ſprechend.

* Brand,

Die Papierfabrik von Raimund Kubek
in Bubentſch iſt heute Nachts ein Raub der Flammen
geworden. Das Feuer verbreitete ſich ſo ſchnell, daß die
Arbeiter, die in voller Arbeit waren, nur mit genauer Noth
das Leben retten konnten. Alle Maſchinenbeſtandtheile und
Vorräthe ſowie der größte Theil des Gebäudes ſind ein-
geäſchert.

* Eine Reform des kirchlichen Documents.

Die
Firma Freitag und Berndt in Wien VII/1. hat
neuartige Tauf-, Trauungs- und Todtenſcheine angefertigt
bei denen eine Fälſchung derartiger Documente ausgeſchloſſen
iſt. Dieſe neue Ausgabe iſt aus ſtarkem kräftigen Papier
und mit bunten Unterdruck verſehen, ſo daß auch das
Ausſehen eines ſolchen Documentes ein bedeutend hüb-
ſcheres wird. Die Originale lagen der Biſchofsconferenz vor
und fanden allſeitigen Beifall.




Telegramme.
Die Verſtaatlichung der Schulen.

Gegenüber den in jüngſter Zeit
gegen die Regierung erhobenen Anſchuldigungen, daß dieſe
Verſtaaatlichung des geſammten Schul-
weſens
und die Säculariſation der
Kirchengüter anſtrebe meldet das ungariſche
Telegraphen-Correſpondenz-Bureau, daß dieſe Anſchul-
digungen nichts als böswillige Erfindun-
gen
ſind; übrigens verweiſt es auf eine officielle
jüngſt vom Cultusminiſter Wlaſſic abgegebene Er-
klärung folgenden Juhaltes: „Ich erkläre, daß die Be-
hauptung, als würden wir für die ausſchließliche Ver-
ſtaatlichung, ja für die Säculariſation Stellung nehmen,
Ich habe öfters im eigenen wie im Namen der Regie-
rung erklärt, daß dieſe Regierung weder für die exclu-
ſive Verſtaatlichung noch noch für Säculariſation
Stellung nehmen könne und auch niemals Stellung
nimmt. In dieſer Beziehung iſt alſo kein Grund
zur Unruhe vorhanden.“ (Siehe „Politiſche Rundſchau,
Ungarn.“


[Spaltenumbruch]
Die Landtage.

Dr. Schleſinger theilte der
Adreßcommiſſion mit, daß die Deutſchen darauf ver-
zichten,
in das Subcomité der Adreßcommiſſion
Mitglieder zu entſenden, weil ſie, nachdem ſie an den merito-
riſchen Berathungen in der Adreßcommiſſion nicht theilnehmen,
ſich auch an den Berathungen des Subcomités nicht bethei-
ligen werden.

Sitzung des Landtages. (Schluß.)
Nach Erledigung der Tagesordnung, welche zumeiſt wirth-
ſchaftlichen Angelegenheiten gewidmet war, wird die Sitzung
geſchloſſen. — Die Adreßcommiſſion hielt eine
kurze Sitzung ab, in welcher die Mittheilung entgegen ge-
nommen uwrde, daß von deutſcher Seite keine
Betheiligung
ſtattfände. Hierauf wurde das Sub-
comité
gewählt: Herold, Kramar, Glakovsky, Prinz
Ferdinand Lobkowitz, Prazak und Dr. Prinz Friedrich
Schwarzenberg.

Der Statthalter bringt eine
Vorlage betreffend die Erhaltung der Murregulirungsbauten
ein. Nach Erledigung kleinerer Angelegenheiten wurde der
Sonderausſchuß zur Vorberathung des Antrages betreffend
die Ausgleichs verhandlungen mit Ungarn ge-
wählt. Nächſte Sitzung Sonntag. (?)

Fürſtbiſchof Dr. Kahn
begründet ausführlich ſeinen behufs Hebung des
Bauernſtandes
eingebrachten Antrag auf Erlaſſung
eines Geſetzes, mit welchem die beſtehenden bäuerlichen
Beſitzungen in beſtimmte Claſſen von Ganz-, Halb- und
Viertel-Huben eingetheilt und Veräußerungen derſelben
mehrfachen Beſchränkungen unterworfen werden ſollen, wobei
der Landesausſchuß mit Hilfe der Landes-Hypothekbank
durch Gewährung von langfriſtigen Darlehen und durch
eventuelle zeitweilige Erwerbung ſolcher Realitäten mitzu-
wirken hätte. Nach längerer Debatte wurde der Antrag
einem zu wählenden Agrarausſchuſſe zugewieſen. Für die
zu erbauende Gurkthal-Localbahn wurde ſeitens des
Landes der Betrag von 100.000 fl. zur Uebernahme von
Stammactien bewilligt und bezüglich der Localbahn
Kühnsdorf-Eiſenkappel der Landesausſchuß
mit weiteren Erhebungen und Verhandlungen betraut.

Deutſcher Reichstag.

Im Reichstage wurde heute ein
Antrag des Abg. Paaſche eingebracht, wonach den In-
habern von Mühlen oder Mälzereien, für die Ausfuhr
ihrer Fabrikate, ſowie den Inhabern von Preßhefefabriken
für die Ausfuhr der Preßhefe eine Erleichterung dahin zu
gewähren ſei, daß der Eingangszoll bei Ausfuhr einer ent-
ſprechenden Menge verwendeten Getreides, einſchließlich Mais
nachgelaſſen wird. Das „zur Mühle, Mälzerei oder Preß-
hefefabrik“ zollamtlich abgefertigte ausländiſche und ſonſtige
Getreide darf in unverarbeitetem Zuſtande nur mit Genehmi-
gung der Steuerbehörde veräußert werden.

Geburtsfeſt des deutſchen Kaiſers.

Einer der erſten Glück-
wünſche welche dem deutſchen Kaiſer heute früh
zugiengen, war derjenige des Fürſten Bismarck.
Dem Reichskanzler Fürſten Hohenlohe verlieh der
Kaiſer das Großcomthurkreuz des Hausordens von
Hohenzollern, dem Profeſſor Behring den Kronen-
orden zweiter Claſſe und den Botſchafter Grafen
Eulenburg in Wien das Comthurkreuz und
Stern des Hausordens von Hohenzollern, dem Miniſter
Freiherrn v. Hammerſtein den Rothen Adler-
orden und dem Miniſter Von der Recke den Stern
zum Rothen Adlerorden. — Heute früh fand Tag-
reveille
der Garniſon ſtatt. Vormittags wurde
Gratulationscour im Weißen Saale des Schloßes ab-
gehalten; Nachmittags findet ein Familiendiner ſtatt.

Franzöſiſche Kammer.

Hubbard interpellirt
wegen der Flucht Vitrac des Roziers, der in der Ver-
öffentlichung der Liſte der 104 durch die „France“
compromittirt erſcheint. — Mirman ſagt, um das
Parlament herum herrſche eine Verdachts-
Atmoſphäre,
weil man Gemeinſchaften mit
gewiſſen Journaliſten und anderen Individuen
eingehe. Redner nennt verſchiedene Namen und wird
zur Ordnung gerufen. Der Miniſterpräſident erklärt,
daß über Vitrac des Roziers nicht die Präventivhaft
verhängt werden konnte, weil es ſich um eine einfache
Verleumdungs-Angelegenheit handelte. Der Miniſter-
präſident verſichert ſchließlich, daß er keine Zeitung ſub-
ventionirt.

Miniſterkriſe in Rumänien.

In der Kammer verlas
Miniſterpräſident Sturdza ein königliches Decret,
durch welches die Demiſſion des Miniſters des
Innern, Fleva, angenommen und der Miniſterprä-
ſident interimiſtiſch mit der Führung dieſes Miniſteriums
betraut wird. — In politiſchen Kreiſen wird durch die
Demiſſion des Miniſters Fleva die endgiltige
Homogenität der gegenwärtigen Regierung als
hergeſtellt betrachtet, indem die übrigen Miniſter ſich
immer ſowohl unter einander als auch mit dem
Miniſterpräſidenten in Uebereinſtimmung befanden.

Der Glaubenswechſel des Prinzen Boris.

Es beſtätigt ſich, daß Miniſter-
präſident Stoilow Freitag Abends im Club der
Nationalpartei erklärt habe, er könne verſichern, daß die
Ceremonie des Uebertrittes des Prinzen Boris zum
orthodoxen Glauben ſicher noch im Laufe dieſer
Sobranje-Seſſion, welche mit 30. Jänner a. St. zu Ende
geht, ſtattfinden werde. Der Miniſterpräſident richtete an die
Präfecten ein Rundſchreiben, in welchem er denſelben mit-
theilt, daß demnächſt die Ceremonie des Uebertrittes
des Prinzen Boris ſtattfinden werde und daß ſie hievon die
Bevölkerung in Kenntniß ſetzen ſollen, damit ſich dieſelbe zur
eventuellen Theilnahme an der Ceremonie bereit halte. In
den Kreiſen der Sobranje-Majorität wird die of-
ficielle Theilnahme Rußlands
an der
[Spaltenumbruch] Ceremonie für ſicher gehalten. — Der bulgariſche
Exarch Joſef, der auf der Reiſe hieher begriffen iſt,
iſt in Adrianopel eingetroffen, wo er mit großen Ehren
empfangen wurde.

Prinz Ferdinand von
Coburg iſt heute hier eingtroffen und im Hotel de
Londres abgeſtiegen. Wie man verſichert wird Prinz
Ferdinand heute Abends im Vaticanempfan-
gen
werden.

Madagascar.

In der hieſigen Preſſe ver-
breitete Meldungen aus Madagascar vom 23. d. M.,
berichten von einem Aufſtand der Eingebornen
gegen die Howas im Diſtricte Vatomandey. Ein
norwegiſcher Händler namens Engle und mehrere Howas-
officiere waren getödet worden. Der Aufſtand
gewinne täglich an Ausdehnung.

Italien in Afrika.

Die Agenzia Stefanie meldet aus
Adahagamus: Ueber den Marſch der Colonne
Galliano’s ſind widerſprechende Gerüchte im Umlaufe.
Einige Kundſchafter berichten, daß die Ascaris ſeines
Vataillons entwaffnet worden ſeien, andere ver-
ſichern, ſie bewaffnet geſehen und kein Anzeichen von
einem Conflicte bemerkt zu haben. Bis jetzt iſt Oberſt-
lieutenant Galliano hier noch nicht eingetroffen, und
auch der Bote, welchen General Baratieri an Ras
Makonnen abgeſandt hatte, nicht zurückgekehrt.

Der Aufſtand auf Cuba.

Nach einer Meldung des interi-
miſtiſchen Gouverneurs von Cuba wird die Verfol-
gung
des Feindes eifrig fortgeſetzt und haben
mehrere für die ſpaniſchen Truppen günſtige Gefechte mit
den Inſurgenten ſtattgefunden. Oberſt Galvis hat
die unter Gomez ſtehenden feindlichen Streitkräfte geſchlagen.
Nach der Ausſage von Gefangenen wäre Gomez ver-
wundet
und hätte ſich derſelbe mit 20 Mann von ſeiner
Bande getrennt. Der Inſurgentenführer Miranda
erlitt in der Provinz Matanzas gleichfalls eine Niederlage

Grubenkataſtrophe.

Einer Depeſche aus Cardiff
zu Folge wurden in einer Kohlengrube bei
Tylorstown in Folge einer Exploſion
80 Bergarbeiter verſchüttet. Die Zahl der Umgekom-
menen iſt unbekannt.




Graf Badeni und
Dr. von Bilinski ſind heute Nachmittags hier
eingetroffen. Zu ihrer Begrüßung hatten ſich alle Nota-
bilitäten des Landes und der Stadt Lemberg ein-
gefunden.

Heute erſchien ein Erlaß des
Kaiſers, mit welchem bekanntgegeben wird, die daß zur
Preisaufgabe-Ergänzung der tanzenden Maenade geſandten
Arbeiten bei aller Anerkennung der Vorzüge einiger Arbeiten
nicht entſprechen, weßhalb der Preis von 2000 Mark nicht
verliehen werden konnte. Der Kaiſer beſtimmt für den
nächſten Wettbewerb dieſelbe Aufgabe und erhöht den Preis
auf 3000 Mark.

Der amerikaniſche Botſchafter
Runyon iſt heute Nachts an Herzſchlag geſtorben.

Die „Nordd. Allg. Ztg.“ erklärt
die Nachricht, daß ſich demnächſt zwei deutſche Kriegs-
ſchiffe
zur Betreibung der Zahlung der deutſchen
Eiſenbahnforderung nach Puerto Cabello begeben
und dort eventuell Marine-Soldaten gelandet werden ſollen,
als falſch. Richtig iſt, daß die deutſche Regierung durch
eine Note bei der venezuelaniſchen Regierung auf die
Zahlung der fälligen Garantieſumme zurück-
gekommen iſt.

Wie die Blätter melden, ſei der
Chefredacteur des in Budapeſt erſcheinenden „Olvaſt“,
F. Szeles,
welcher nach London geflüchtet, jedoch unter
der Zuſicherung, daß er nicht werde beläſtigt werden, nach
Frankreich wieder zurückgekehrt war, im Laufe der letzten
Woche in St. Julien (Departement Haute-Savoie) ver-
haftet
worden, wo er in Gewahrſam gehalten werde.
Die Pariſer Freunde Szeles’ bemühen ſich, ſeine Freilaſſung
zu erwirken.

Der Miniſterrath wird ſich
mit der Einführung einer Einfuhrſteuer auf
Cuba beſchäftigen. Einige Miniſter wünſchen, daß die
Steuer ſich ſowohl auf ausländiſche als auf nationale Pro-
ducte erſtrecken ſolle. — Depeſchen aus Cuba beſagen,
Maximo Gomez, welcher an einer alten Wunde leide,
werde von Unruhe geplagt. Eine von Lacret
befehligte Inſurgentenbande wurde, als ſie verſuchte, in
die Provinz Matanzas einzudringen, zurückge-
ſchlagen.

Bautenminiſter Radoſavl-
jevic
hat eine Vorlage betreffend die Erbauung einer
Eiſenbahn durch das Timok-Thal von Negotin
nach Niſch ausgearbeitet.




Literatur.

„Katholiſcher Schulfreund“ nennt ſich eine neue
katholiſche, pädagogiſche Monatsſchrift, deren erſtes Heft
ſoeben erſchienen iſt. Als Beilage enthält ſie „Der katho-
liſche Jüngling
nach dem Vorbilde des heiligen Aloiſius
von Gonzaga“, ein der Belehrung und Unterhaltung der
katholiſchen männlichen Jugend gewidmetes Blatt. Den
reichen Inhalt zeigen: 1. Im „Katholiſchen
Schulfreund“:
Was wollen wir? — Gruß im
Herrn. — Der ſelige Joh. Bapt. de la Salle als Pädagog.
— Kurze Erwägungen vom ſeligen de la Salle. — Neu-
jahr 1896. — Das Prager Jeſuskind. — Eine Eiſenbahn-
geſchichte. — Die Anſtalten der Schulbrüder in Oeſterreich-
Ungarn. — Erſtes Marienheim bei Wien. — Goldene
Sprüche. — Vereins-Angelegenheiten u. ſ. w. 2. In
„Der katholiſche Jüngling“: Leitſtern der
Jugend. — St. Aloiſius. — Miramar. — Der Libanon,
hiſtoriſcher Roman. — Die heiligen Drei Könige. — Aus
dem Leben der Krokodile. — Denkſprüche. — Vereinschronik
— Zeitvertreib und Scherz. Dazu vier ſchöne Bilder: Das

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[5/0005] 27 Wien, Dienſtag Reichspoſt 28. Jänner 1896 * Vom Hofe. Erzherzog Ludwig Victor be- ſuchte heute Nachmittags um halb 3 Uhr die Aquarell- Ausſtellung im Künſtlerhauſe. * Spende. Der Kaiſer hat der Rettungsgeſellſchaft aus Anlaß der Rettungsarbeiten beim Brunneneinſturze in Döbling 1000 fl. zugewendet. * Hofdiner. Heute um 6 Uhr Abends fand aus Anlaß des Geburtstages des deutſchen Kaiſers und Königs von Preußen im Marmorſaale der Hofburg eine Allerh. Tafel ſtatt. Während des Diners brachte Se. Majeſtät einen Toaſt auf das Wohl des Kaiſer Wilhelm aus. * Der Geburtstag des deutſchen Kaiſers. Aus Anlaß des Geburtstages des deutſchen Kaiſers fand heute Nachmittags um 1 Uhr bei dem deutſchen Botſchafter Grafen zu Eulenburg und ein Dejeuneur dinatoire ſtatt. * Streik. In der Eiſengießerei von Leopold Quittner im neunten Bezirke ſind heute ſämmtliche dort beſchäftigte Arbeiter — 280 an der Zahl — in Aus- ſtand getreten. Die Urſache des Ausſtandes ſind Chika- nen des Werkleiters und ſanitätswidrige Einrichtungen in der Fabrik. * Chriſtliche Wählerverſammlung im Lanner- Saale. Der geſtrige Abend vereinigte die chriſtlichen Wähler des III. Wahlkörpers des 1. Bezirkes im Lanner- ſaale zu einer äußerſt zahlreichen Verſammlung. Als Dr. Lueger und Prinz Alois Liechtenſtein er- ſchienen, wurden ſie mit nicht endenwollenden ſtürmiſchen Hochrufen empfangen. Comitemitglied Belohlawek eröffnete die Verſammlung und ertheilte Dr. Lueger das Wort. Mit gewohnter Meiſterſchaft und Geiſt legte der Redner die jetzige politiſche Lage in Wien dar; er ſchloß mit den Worten: wir Antiliberalen ſind fertig, unſere Bataillone kampfbereit, auf zum Kampfe und zum — Sieg. Nach ihm ergriff ſtatt des verhinderten Reichs- raths-Abgeordneten Dr. Pattai Prinz Liechten- ſtein das Wort. Er ſprach über die großen Aufgaben des Reichsrathes, Ausgleich, Gewerbe- und Wahlreform, um mit den Worten zu enden: Laſſen wir den Liberalen den Tanz, bald kommt der Aſchermittwoch und wir werden ſie faſten lernen. Den Rednern wurde für ihre mit ſtürmiſchen Beifall aufgenommenen Reden der Dank votirt. Als Dritter ſprach Dr. Porzer, deſſen Mittheilung, daß Dr. v. Friebeis die Abhaltung der Verſammung in der Volkshalle des Rathhauſes nicht geſtattete, einen Sturm der Entrüſtung hervorrief. Nachdem der Vorſitzende noch aufmerkſam machte, daß liberale Agenten von Wähler zu Wähler ſchleichen, um ſie für die Judenliberalen zu kapern, ſchloß er um ¾10 Uhr die Verſammlung. * Miſſion. Vom 19. bis 26. Jänner wurde in der Pfarrkirche zu Hörnesdorf (Bez. Miſtelbach) eine Volksmiſſion durch die Redemptoriſtenpatres aus Eggenburg: Rector Wieſer, Reiner und Polepil mit ſehr ſchönem Erfolge abgehalten. Beſonders anerkennenswerth iſt es, daß der Ziegeleibeſitzer Martin Weingaßner in Frättingsdorf ſeinen Arbeitern frei gab, damit ſie die Gnadenzeit der Miſſion benützen konnten, was ſie auch thaten. Es empfingen über tauſend Perſonen die heiligen Sacramente. Beſonders feierlich geſtaltete ſich die Schluß- feierlichkeiten am 26. Nachm. mit der Kreuzweihe. Nach dem Te Deum dankte Ortspfarrer Johann Nep. Kopſch den PP. Miſſionären für ihre aufopfernde Mühe. * Im Traucrgemach des Prieſters. Am 25. d. verſchied der hochw. Prieſter der Congregation der Miſſion Franz Xav. Nowak im Miſſionshauſe Währing, Vincenz- gaſſe Nr. 3 im Alter von 27 Jahren an einer Gehirnhaut- entzündung. Unter außergewöhnlicher Betheiligung fand heute Früh das Leichenbegängniß des Verſtorbenen ſtatt. Nach der Einſegnung ſetzte ſich der Zug, an welchem ſich circa tauſend Perſonen betheiligten, nach dem Gerſthofer Friedhofe in Bewegung, woſelbſt die Leiche zur Ruhe ge- bettet wurde. * Socialiſten in Ungarn. Die Budapeſter Poſt- Oberdirection hat gegen die im Unter-Beamtenperſonal be- merkbar gewordene ſocialiſtiſche Bewegung Maß- regeln ergriffen. Welcher Art aber dieſe Maßregeln ſind, wird nicht gemeldet. Wahrſcheinlich echte „liberale“, den „freiheitlichen“ Tendenzen der ungariſchen Machthaber ent- ſprechend. * Brand, Die Papierfabrik von Raimund Kubek in Bubentſch iſt heute Nachts ein Raub der Flammen geworden. Das Feuer verbreitete ſich ſo ſchnell, daß die Arbeiter, die in voller Arbeit waren, nur mit genauer Noth das Leben retten konnten. Alle Maſchinenbeſtandtheile und Vorräthe ſowie der größte Theil des Gebäudes ſind ein- geäſchert. * Eine Reform des kirchlichen Documents. Die Firma Freitag und Berndt in Wien VII/1. hat neuartige Tauf-, Trauungs- und Todtenſcheine angefertigt bei denen eine Fälſchung derartiger Documente ausgeſchloſſen iſt. Dieſe neue Ausgabe iſt aus ſtarkem kräftigen Papier und mit bunten Unterdruck verſehen, ſo daß auch das Ausſehen eines ſolchen Documentes ein bedeutend hüb- ſcheres wird. Die Originale lagen der Biſchofsconferenz vor und fanden allſeitigen Beifall. Telegramme. Die Verſtaatlichung der Schulen. Budapeſt, 27. Jänner. Gegenüber den in jüngſter Zeit gegen die Regierung erhobenen Anſchuldigungen, daß dieſe Verſtaaatlichung des geſammten Schul- weſens und die Säculariſation der Kirchengüter anſtrebe meldet das ungariſche Telegraphen-Correſpondenz-Bureau, daß dieſe Anſchul- digungen nichts als böswillige Erfindun- gen ſind; übrigens verweiſt es auf eine officielle jüngſt vom Cultusminiſter Wlaſſic abgegebene Er- klärung folgenden Juhaltes: „Ich erkläre, daß die Be- hauptung, als würden wir für die ausſchließliche Ver- ſtaatlichung, ja für die Säculariſation Stellung nehmen, Ich habe öfters im eigenen wie im Namen der Regie- rung erklärt, daß dieſe Regierung weder für die exclu- ſive Verſtaatlichung noch noch für Säculariſation Stellung nehmen könne und auch niemals Stellung nimmt. In dieſer Beziehung iſt alſo kein Grund zur Unruhe vorhanden.“ (Siehe „Politiſche Rundſchau, Ungarn.“ Die Landtage. Prag, 27. Jänner. Dr. Schleſinger theilte der Adreßcommiſſion mit, daß die Deutſchen darauf ver- zichten, in das Subcomité der Adreßcommiſſion Mitglieder zu entſenden, weil ſie, nachdem ſie an den merito- riſchen Berathungen in der Adreßcommiſſion nicht theilnehmen, ſich auch an den Berathungen des Subcomités nicht bethei- ligen werden. Prag, 27. Jänner. Sitzung des Landtages. (Schluß.) Nach Erledigung der Tagesordnung, welche zumeiſt wirth- ſchaftlichen Angelegenheiten gewidmet war, wird die Sitzung geſchloſſen. — Die Adreßcommiſſion hielt eine kurze Sitzung ab, in welcher die Mittheilung entgegen ge- nommen uwrde, daß von deutſcher Seite keine Betheiligung ſtattfände. Hierauf wurde das Sub- comité gewählt: Herold, Kramar, Glakovsky, Prinz Ferdinand Lobkowitz, Prazak und Dr. Prinz Friedrich Schwarzenberg. Graz, 27. Jänner. Der Statthalter bringt eine Vorlage betreffend die Erhaltung der Murregulirungsbauten ein. Nach Erledigung kleinerer Angelegenheiten wurde der Sonderausſchuß zur Vorberathung des Antrages betreffend die Ausgleichs verhandlungen mit Ungarn ge- wählt. Nächſte Sitzung Sonntag. (?) Klagenfurt, 27. Jänner. Fürſtbiſchof Dr. Kahn begründet ausführlich ſeinen behufs Hebung des Bauernſtandes eingebrachten Antrag auf Erlaſſung eines Geſetzes, mit welchem die beſtehenden bäuerlichen Beſitzungen in beſtimmte Claſſen von Ganz-, Halb- und Viertel-Huben eingetheilt und Veräußerungen derſelben mehrfachen Beſchränkungen unterworfen werden ſollen, wobei der Landesausſchuß mit Hilfe der Landes-Hypothekbank durch Gewährung von langfriſtigen Darlehen und durch eventuelle zeitweilige Erwerbung ſolcher Realitäten mitzu- wirken hätte. Nach längerer Debatte wurde der Antrag einem zu wählenden Agrarausſchuſſe zugewieſen. Für die zu erbauende Gurkthal-Localbahn wurde ſeitens des Landes der Betrag von 100.000 fl. zur Uebernahme von Stammactien bewilligt und bezüglich der Localbahn Kühnsdorf-Eiſenkappel der Landesausſchuß mit weiteren Erhebungen und Verhandlungen betraut. Deutſcher Reichstag. Berlin, 27. Jänner. Im Reichstage wurde heute ein Antrag des Abg. Paaſche eingebracht, wonach den In- habern von Mühlen oder Mälzereien, für die Ausfuhr ihrer Fabrikate, ſowie den Inhabern von Preßhefefabriken für die Ausfuhr der Preßhefe eine Erleichterung dahin zu gewähren ſei, daß der Eingangszoll bei Ausfuhr einer ent- ſprechenden Menge verwendeten Getreides, einſchließlich Mais nachgelaſſen wird. Das „zur Mühle, Mälzerei oder Preß- hefefabrik“ zollamtlich abgefertigte ausländiſche und ſonſtige Getreide darf in unverarbeitetem Zuſtande nur mit Genehmi- gung der Steuerbehörde veräußert werden. Geburtsfeſt des deutſchen Kaiſers. Berlin, 27. Jänner. Einer der erſten Glück- wünſche welche dem deutſchen Kaiſer heute früh zugiengen, war derjenige des Fürſten Bismarck. Dem Reichskanzler Fürſten Hohenlohe verlieh der Kaiſer das Großcomthurkreuz des Hausordens von Hohenzollern, dem Profeſſor Behring den Kronen- orden zweiter Claſſe und den Botſchafter Grafen Eulenburg in Wien das Comthurkreuz und Stern des Hausordens von Hohenzollern, dem Miniſter Freiherrn v. Hammerſtein den Rothen Adler- orden und dem Miniſter Von der Recke den Stern zum Rothen Adlerorden. — Heute früh fand Tag- reveille der Garniſon ſtatt. Vormittags wurde Gratulationscour im Weißen Saale des Schloßes ab- gehalten; Nachmittags findet ein Familiendiner ſtatt. Franzöſiſche Kammer. Paris, 27 Jänner. Hubbard interpellirt wegen der Flucht Vitrac des Roziers, der in der Ver- öffentlichung der Liſte der 104 durch die „France“ compromittirt erſcheint. — Mirman ſagt, um das Parlament herum herrſche eine Verdachts- Atmoſphäre, weil man Gemeinſchaften mit gewiſſen Journaliſten und anderen Individuen eingehe. Redner nennt verſchiedene Namen und wird zur Ordnung gerufen. Der Miniſterpräſident erklärt, daß über Vitrac des Roziers nicht die Präventivhaft verhängt werden konnte, weil es ſich um eine einfache Verleumdungs-Angelegenheit handelte. Der Miniſter- präſident verſichert ſchließlich, daß er keine Zeitung ſub- ventionirt. Miniſterkriſe in Rumänien. Bukareſt, 27. Jänner. In der Kammer verlas Miniſterpräſident Sturdza ein königliches Decret, durch welches die Demiſſion des Miniſters des Innern, Fleva, angenommen und der Miniſterprä- ſident interimiſtiſch mit der Führung dieſes Miniſteriums betraut wird. — In politiſchen Kreiſen wird durch die Demiſſion des Miniſters Fleva die endgiltige Homogenität der gegenwärtigen Regierung als hergeſtellt betrachtet, indem die übrigen Miniſter ſich immer ſowohl unter einander als auch mit dem Miniſterpräſidenten in Uebereinſtimmung befanden. Der Glaubenswechſel des Prinzen Boris. Sofia, 27. Jänner. Es beſtätigt ſich, daß Miniſter- präſident Stoilow Freitag Abends im Club der Nationalpartei erklärt habe, er könne verſichern, daß die Ceremonie des Uebertrittes des Prinzen Boris zum orthodoxen Glauben ſicher noch im Laufe dieſer Sobranje-Seſſion, welche mit 30. Jänner a. St. zu Ende geht, ſtattfinden werde. Der Miniſterpräſident richtete an die Präfecten ein Rundſchreiben, in welchem er denſelben mit- theilt, daß demnächſt die Ceremonie des Uebertrittes des Prinzen Boris ſtattfinden werde und daß ſie hievon die Bevölkerung in Kenntniß ſetzen ſollen, damit ſich dieſelbe zur eventuellen Theilnahme an der Ceremonie bereit halte. In den Kreiſen der Sobranje-Majorität wird die of- ficielle Theilnahme Rußlands an der Ceremonie für ſicher gehalten. — Der bulgariſche Exarch Joſef, der auf der Reiſe hieher begriffen iſt, iſt in Adrianopel eingetroffen, wo er mit großen Ehren empfangen wurde. Rom, 27. Jänner. Prinz Ferdinand von Coburg iſt heute hier eingtroffen und im Hotel de Londres abgeſtiegen. Wie man verſichert wird Prinz Ferdinand heute Abends im Vaticanempfan- gen werden. Madagascar. London, 27. Jänner. In der hieſigen Preſſe ver- breitete Meldungen aus Madagascar vom 23. d. M., berichten von einem Aufſtand der Eingebornen gegen die Howas im Diſtricte Vatomandey. Ein norwegiſcher Händler namens Engle und mehrere Howas- officiere waren getödet worden. Der Aufſtand gewinne täglich an Ausdehnung. Italien in Afrika. Rom, 27. Jänner. Die Agenzia Stefanie meldet aus Adahagamus: Ueber den Marſch der Colonne Galliano’s ſind widerſprechende Gerüchte im Umlaufe. Einige Kundſchafter berichten, daß die Ascaris ſeines Vataillons entwaffnet worden ſeien, andere ver- ſichern, ſie bewaffnet geſehen und kein Anzeichen von einem Conflicte bemerkt zu haben. Bis jetzt iſt Oberſt- lieutenant Galliano hier noch nicht eingetroffen, und auch der Bote, welchen General Baratieri an Ras Makonnen abgeſandt hatte, nicht zurückgekehrt. Der Aufſtand auf Cuba. Madrid, 26. Jänner. Nach einer Meldung des interi- miſtiſchen Gouverneurs von Cuba wird die Verfol- gung des Feindes eifrig fortgeſetzt und haben mehrere für die ſpaniſchen Truppen günſtige Gefechte mit den Inſurgenten ſtattgefunden. Oberſt Galvis hat die unter Gomez ſtehenden feindlichen Streitkräfte geſchlagen. Nach der Ausſage von Gefangenen wäre Gomez ver- wundet und hätte ſich derſelbe mit 20 Mann von ſeiner Bande getrennt. Der Inſurgentenführer Miranda erlitt in der Provinz Matanzas gleichfalls eine Niederlage Grubenkataſtrophe. London, 27. Jänner. Einer Depeſche aus Cardiff zu Folge wurden in einer Kohlengrube bei Tylorstown in Folge einer Exploſion 80 Bergarbeiter verſchüttet. Die Zahl der Umgekom- menen iſt unbekannt. Lemberg, 27. Jänner. Graf Badeni und Dr. von Bilinski ſind heute Nachmittags hier eingetroffen. Zu ihrer Begrüßung hatten ſich alle Nota- bilitäten des Landes und der Stadt Lemberg ein- gefunden. Berlin, 27. Jänner. Heute erſchien ein Erlaß des Kaiſers, mit welchem bekanntgegeben wird, die daß zur Preisaufgabe-Ergänzung der tanzenden Maenade geſandten Arbeiten bei aller Anerkennung der Vorzüge einiger Arbeiten nicht entſprechen, weßhalb der Preis von 2000 Mark nicht verliehen werden konnte. Der Kaiſer beſtimmt für den nächſten Wettbewerb dieſelbe Aufgabe und erhöht den Preis auf 3000 Mark. Berlin, 27. Jänner. Der amerikaniſche Botſchafter Runyon iſt heute Nachts an Herzſchlag geſtorben. Berlin, 27. Jänner. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ erklärt die Nachricht, daß ſich demnächſt zwei deutſche Kriegs- ſchiffe zur Betreibung der Zahlung der deutſchen Eiſenbahnforderung nach Puerto Cabello begeben und dort eventuell Marine-Soldaten gelandet werden ſollen, als falſch. Richtig iſt, daß die deutſche Regierung durch eine Note bei der venezuelaniſchen Regierung auf die Zahlung der fälligen Garantieſumme zurück- gekommen iſt. Paris, 27. Jänner. Wie die Blätter melden, ſei der Chefredacteur des in Budapeſt erſcheinenden „Olvaſt“, F. Szeles, welcher nach London geflüchtet, jedoch unter der Zuſicherung, daß er nicht werde beläſtigt werden, nach Frankreich wieder zurückgekehrt war, im Laufe der letzten Woche in St. Julien (Departement Haute-Savoie) ver- haftet worden, wo er in Gewahrſam gehalten werde. Die Pariſer Freunde Szeles’ bemühen ſich, ſeine Freilaſſung zu erwirken. Madrid, 27. Jänner. Der Miniſterrath wird ſich mit der Einführung einer Einfuhrſteuer auf Cuba beſchäftigen. Einige Miniſter wünſchen, daß die Steuer ſich ſowohl auf ausländiſche als auf nationale Pro- ducte erſtrecken ſolle. — Depeſchen aus Cuba beſagen, Maximo Gomez, welcher an einer alten Wunde leide, werde von Unruhe geplagt. Eine von Lacret befehligte Inſurgentenbande wurde, als ſie verſuchte, in die Provinz Matanzas einzudringen, zurückge- ſchlagen. Belgrad, 27. Jänner. Bautenminiſter Radoſavl- jevic hat eine Vorlage betreffend die Erbauung einer Eiſenbahn durch das Timok-Thal von Negotin nach Niſch ausgearbeitet. Literatur. „Katholiſcher Schulfreund“ nennt ſich eine neue katholiſche, pädagogiſche Monatsſchrift, deren erſtes Heft ſoeben erſchienen iſt. Als Beilage enthält ſie „Der katho- liſche Jüngling nach dem Vorbilde des heiligen Aloiſius von Gonzaga“, ein der Belehrung und Unterhaltung der katholiſchen männlichen Jugend gewidmetes Blatt. Den reichen Inhalt zeigen: 1. Im „Katholiſchen Schulfreund“: Was wollen wir? — Gruß im Herrn. — Der ſelige Joh. Bapt. de la Salle als Pädagog. — Kurze Erwägungen vom ſeligen de la Salle. — Neu- jahr 1896. — Das Prager Jeſuskind. — Eine Eiſenbahn- geſchichte. — Die Anſtalten der Schulbrüder in Oeſterreich- Ungarn. — Erſtes Marienheim bei Wien. — Goldene Sprüche. — Vereins-Angelegenheiten u. ſ. w. 2. In „Der katholiſche Jüngling“: Leitſtern der Jugend. — St. Aloiſius. — Miramar. — Der Libanon, hiſtoriſcher Roman. — Die heiligen Drei Könige. — Aus dem Leben der Krokodile. — Denkſprüche. — Vereinschronik — Zeitvertreib und Scherz. Dazu vier ſchöne Bilder: Das

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 27, Wien, 28.01.1896, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost027_1896/5>, abgerufen am 03.05.2024.