Reichspost. Nr. 19, Wien, 24.01.1899.Wien, Dienstag Reichspost 24. Jänner 1899 19 [Spaltenumbruch] Ministerium Veränderungen vollziehen, indem Minister- präsident Smet de Nayer und Arbeitsminister Nyssens ihre Demission geben würden. Von den Philippinen. Madrid, 23. Jänner. Nach einer Depesche aus Madrid, 22. Jänner. Die Regierung der Ver- Washington. 22. Jänner. (Meldung des Die macedonische Bewegung. Konstantinopel, 22. Jänner. Den hiesigen Die neue Verwaltung des Sudan. Kairo, 22. Jänner. Der Sudan wurde für Die Nicaragua-Vill. Nicaragua, 23. Jänner. Die gestern vom Die Unruhen in China. London, 23. Jänner. Wie die "Times" aus Rom, 22. Jänner. Wie die "Tribuna" meldet, Die Zustände am Congo. Brüssel, 23. Jänner. Das Journal "Le Pa- Der Run auf der galizischen Sparcassa. Lemberg, 23. Jänner. Der Andrang bei Die Währungsfrage in den Vereinigten Staaten. Washington, 22. Jänner. Der Währungs- [Spaltenumbruch] London, 23. Jänner. Die "Times" meldet aus Lemberg, 23. Jänner. Herrenhausmitglied und Rom, 22. Jänner. Die Agenzia Stefani meldet Paris, 22. Jänner. Der Lieutenant-Gonverneur Vndapest, 23. Jänner. Der Reichstagsabgeord- Kaschau, 23. Jänner. Die preußische Konstautinopel, 24. Jänner. Mit Rücksicht auf Petersburg, 22. Jänner. General Annen- Madrid, 22. Jänner. Ueber dringende Bitte London, 23. Jänner. Das am Freitag Abends Theater, Kunst und Musik. -- Deutsches Volkstheater. "Halbe -- Raimundthcater. Samstag gab es wieder -- Im Münchner Hoftheater fand, wie von dort -- Wohlthätigkeitsconcert. Sonntag, den 5. März, "Nochmals das Huß-Denkmal." Unter diesem Titel erklärt das "Linzer Volksblatt" "Die Katholische Volkspartei ist durch die Erklärung (Pod- Die Jungczechen haben nun Gelegenheit, zu zeigen, Gewerbegerichtswahlen. Gestern fanden in sämmtlichen Wiener Gemeindebezirken Wien, Dienſtag Reichspoſt 24. Jänner 1899 19 [Spaltenumbruch] Miniſterium Veränderungen vollziehen, indem Miniſter- präſident Smet de Nayer und Arbeitsminiſter Nyſſens ihre Demiſſion geben würden. Von den Philippinen. Madrid, 23. Jänner. Nach einer Depeſche aus Madrid, 22. Jänner. Die Regierung der Ver- Waſhington. 22. Jänner. (Meldung des Die macedoniſche Bewegung. Konſtantinopel, 22. Jänner. Den hieſigen Die neue Verwaltung des Sudan. Kairo, 22. Jänner. Der Sudan wurde für Die Nicaragua-Vill. Nicaragua, 23. Jänner. Die geſtern vom Die Unruhen in China. London, 23. Jänner. Wie die „Times“ aus Rom, 22. Jänner. Wie die „Tribuna“ meldet, Die Zuſtände am Congo. Brüſſel, 23. Jänner. Das Journal «Le Pa- Der Run auf der galiziſchen Sparcaſſa. Lemberg, 23. Jänner. Der Andrang bei Die Währungsfrage in den Vereinigten Staaten. Waſhington, 22. Jänner. Der Währungs- [Spaltenumbruch] London, 23. Jänner. Die „Times“ meldet aus Lemberg, 23. Jänner. Herrenhausmitglied und Rom, 22. Jänner. Die Agenzia Stefani meldet Paris, 22. Jänner. Der Lieutenant-Gonverneur Vndapeſt, 23. Jänner. Der Reichstagsabgeord- Kaſchau, 23. Jänner. Die preußiſche Konſtautinopel, 24. Jänner. Mit Rückſicht auf Petersburg, 22. Jänner. General Annen- Madrid, 22. Jänner. Ueber dringende Bitte London, 23. Jänner. Das am Freitag Abends Theater, Kunſt und Muſik. — Deutſches Volkstheater. „Halbe — Raimundthcater. Samſtag gab es wieder — Im Münchner Hoftheater fand, wie von dort — Wohlthätigkeitsconcert. Sonntag, den 5. März, „Nochmals das Huß-Denkmal.“ Unter dieſem Titel erklärt das „Linzer Volksblatt“ „Die Katholiſche Volkspartei iſt durch die Erklärung (Pod- Die Jungczechen haben nun Gelegenheit, zu zeigen, Gewerbegerichtswahlen. Geſtern fanden in ſämmtlichen Wiener Gemeindebezirken <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0006" n="6"/><fw place="top" type="header">Wien, Dienſtag Reichspoſt 24. Jänner 1899 19</fw><lb/><cb/> Miniſterium Veränderungen vollziehen, indem Miniſter-<lb/> präſident Smet de Nayer und Arbeitsminiſter Nyſſens<lb/> ihre <hi rendition="#g">Demiſſion</hi> geben würden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von den Philippinen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 23. Jänner.</dateline> <p>Nach einer Depeſche aus<lb/><hi rendition="#g">Manila</hi> beſchloß eine in Malolos abgehaltene Ver-<lb/> ſammlung von Aufſtändiſchen, die in Haft befindlichen<lb/> Civilperſonen in Freiheit zu ſetzen. Die Freilaſſung der<lb/> Militärperſonen wird demnächſt erfolgen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 22. Jänner.</dateline> <p>Die Regierung der Ver-<lb/> einigten Staaten kündigt an, daß ſie im Begriffe ſei,<lb/><hi rendition="#g">Schritte zur Freilaſſung der</hi> ge-<lb/> fangenen <hi rendition="#g">Spanier auf den Philippinen</hi><lb/> einzuleiten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Waſhington.</hi> 22. Jänner.</dateline> <p>(Meldung des<lb/> Reuter’ſchen Bureau.) In autoritativen Kreiſen wird<lb/> verſichert, daß die <hi rendition="#g">Philippinen Com-<lb/> miſſion keine Executivgewalt</hi> haben,<lb/> ſondern im vollen Sinne des Wortes lediglich ein be-<lb/> rathender Körper ſein werde. Admiral <hi rendition="#g">Dewey</hi> und<lb/> General <hi rendition="#g">Otis</hi> könnten jedoch, jeder in ſeiner amt-<lb/> lichen Eigenſchaft als Commandant der See- bezw.<lb/> der Landſtreitkräfte, die von der <hi rendition="#g">Commiſſion<lb/> feſtgelegte Politik</hi> ausführen.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die macedoniſche Bewegung.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 22. Jänner.</dateline> <p>Den hieſigen<lb/> Botſchaftern gingen von Kaptſchen und Anderen ge-<lb/> zeichneten Zuſchriften des macedoniſchen Comités in<lb/> Sofia zu, in welchen eine Intervention bezüglich der<lb/> in Macedonien und im Vilajet Adrianopel ein-<lb/> zuführenden Reformen verlangt wird, widrigenfalls<lb/> der Ausbruch von Unruhen als unvermeidlich an-<lb/> zuſehen wäre.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die neue Verwaltung des Sudan.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Kairo,</hi> 22. Jänner.</dateline> <p>Der Sudan wurde für<lb/> Verwaltungszwecke in vier Bezirke erſter und drei<lb/> Bezirke zweiter Claſſe eingetheilt. Die Bezirke erſter<lb/> Claſſe ſind Omdurman bis Abu-Haras blauen und<lb/> Abu-Haſer am weißen Nil, Sennaar, Kaſſala und<lb/> Faſchoda, jene zweiter Claſſe Aſſuan, Wadi-Halfa und<lb/> Suakim. <hi rendition="#g">Kitſchener Paſcha</hi> wurde zum<lb/><hi rendition="#g">General-Gouverneur</hi> des Sudan er-<lb/> nannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Nicaragua-Vill.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Nicaragua,</hi> 23. Jänner.</dateline> <p>Die geſtern vom<lb/><hi rendition="#g">Senate angenommene Canal-Vor-<lb/> lage</hi> entſpricht — von einigen allerdings weſentlichen<lb/> Abänderungen abgeſehen — der Morgan-Bill. Darnach<lb/> behält die Geſellſchaft den Namen „Maritime Canal-<lb/> Company“ bei. Die Vorlage beſtimmt die Ausgabe<lb/> von 100 Millionen Dollars in Antheilen zu 100 Dollars,<lb/> wovon die Vereinigten Staaten 92,500.000 Dollars<lb/> übernehmen. Es ſollen ſieben Directoren ernannt<lb/> werden, und zwar fünf aus den Vereinigten Staaten,<lb/> einer aus Nicaragua und einer aus Coſtarica. Der<lb/> Canal ſoll in ſechs Jahren fertig ſein und nicht mehr<lb/> als 115 Millionen Dollars koſten, die vom Schatzamte<lb/> auszuwerfen ſind. Die Bill fordert die Abſchaffung<lb/> aller dem Canalbaue hin<supplied>de</supplied>rlichen Verträge und ge-<lb/> währleiſtet die Neutralität des Canals.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Unruhen in China.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 23. Jänner.</dateline> <p>Wie die „Times“ aus<lb/> Shanghai meldet, hätten die Unruhen in der Provinz<lb/> Nyanhwei die Geſtalt eines organiſirten Aufſtandes<lb/> angenommen. Die von der Regierung angeordneten<lb/> Maßnahmen deuten darauf hin, daß ſie die Lage als<lb/> ernſt betrachte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 22. Jänner.</dateline> <p>Wie die „Tribuna“ meldet,<lb/> ſollen die Schiffe „Elba“ und „Aetna“ in der nächſten<lb/> Zeit in den chineſiſchen Gewäſſern ſtationiren. Was<lb/> die Beſitzergreifung eines chineſiſchen Hafens betrifft, ſo<lb/> ſei die Nachricht mindeſtens verfrüht.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Zuſtände am Congo.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Brüſſel,</hi> 23. Jänner.</dateline> <p>Das Journal <hi rendition="#aq">«Le Pa-<lb/> triote»</hi> ſpricht in einem die <hi rendition="#g">Zuſtände</hi> im <hi rendition="#g">Congo</hi><lb/> behandelnden Artikel von <hi rendition="#g">neuen Kämpfen</hi> mit<lb/> den <hi rendition="#g">Aufſtändiſchen,</hi> wobei europäiſche Offi-<lb/> ciere und zahlreiche Soldaten getödtet worden wären.<lb/> Die Aufſtändiſchen von der <hi rendition="#g">Mongola,</hi> welche<lb/> zahlreiche Gewehre und Patronen beſitzen ſollen, hätten<lb/> durch die benachbarten Stämme Verſtärkungen er-<lb/> halten. Ein Theil der Wahrheit wurde verſchwiegen<lb/> und die Verluſte ſollen beträchtlicher ſein als mit-<lb/> getheilt wurde. Der <hi rendition="#g">ganze Landſtrich</hi><lb/> zwiſchen dem Zuſammenfluß des Ubayhi<lb/> mit dem Congo und dem Tanganikaſee ſoll in<lb/><hi rendition="#g">höchſter Gährung</hi> begriffen ſein. Die <hi rendition="#g">Auf-<lb/> ſtändiſchen von Luluaburg</hi> ſeien <hi rendition="#g">noch<lb/> nicht vernichtet</hi> und <hi rendition="#g">ſetzen</hi> den <hi rendition="#g">Kampf<lb/> fort.</hi> Die Truppen ſcheinen weitere Anfſtände zu<lb/> fürchten, da das Anſehen der Europäer ſehr erſchüttert<lb/> ſei. Das Blatt conſtatirt zum Schluſſe ſeiner Ans-<lb/> führungen, daß der Congoſtaat ſich in ſchwieriger Lage<lb/> befinde und im Innern, ſowie von Außen bedroht ſei.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Run auf der galiziſchen Sparcaſſa.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Lemberg,</hi> 23. Jänner.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">Andrang</hi> bei<lb/> der Galiziſchen Sparcaſſa iſt heute <hi rendition="#g">viel geringer</hi><lb/> als in den letzten Tagen. Es hat den Anſchein, daß<lb/> nunmehr <hi rendition="#g">Beruhigung</hi> im <hi rendition="#g">Publicum</hi> platz-<lb/> greifen werde.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Währungsfrage in den Vereinigten<lb/> Staaten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Waſhington,</hi> 22. Jänner.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">Währungs-<lb/> ausſchuß</hi> des Repräſentantenhauſes nahm durch<lb/> Parteiabſtimmung eine Vorlage an, deren Hauptzüge<lb/> die nachdrückliche Empfehlung der Goldwährung und<lb/> die allmälige Einziehung der Greenbacks ſind.</p> </div><lb/> <cb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 23. Jänner.</dateline> <p>Die „Times“ meldet aus<lb/> Philadelphia über die vom <hi rendition="#g">Münzausſchuſſe</hi><lb/> des Repräſentantenhauſes angenommene <hi rendition="#g">Bill,</hi> dieſelbe<lb/> verbiete die Prägung von Silberdollars aus anderen<lb/> als den gegenwärtig im Staatsſchatze befindlichen Sil-<lb/> berbullions und ſehe die Einziehung von Greenbacks<lb/> und Schatznoten vor mit der Beſtimmung, daß dieſelben,<lb/> wenn ſie einmal in Gold eingelöſt ſind, nur gegen<lb/> Gold wieder ausgegeben werden können.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Lemberg,</hi> 23. Jänner.</dateline> <p>Herrenhausmitglied und<lb/> Landtags-Abgeordneter Graf Stefan <hi rendition="#g">Zamoyski</hi> iſt<lb/> auf ſeinem Gute <hi rendition="#g">Wyſacko</hi> im Alter von 61 Jahren<lb/><hi rendition="#g">geſtorben.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 22. Jänner.</dateline> <p>Die Agenzia Stefani meldet<lb/> aus <hi rendition="#g">Maſſauah: Ras Makonnen</hi> räumte<lb/> Agame und begab ſich mit ſeinen Truppen in der<lb/> Richtung nach Aguddi im Süden von Adigrat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 22. Jänner.</dateline> <p>Der Lieutenant-Gonverneur<lb/> des franzöſiſchen Congo, Doliſie, iſt in Orleans an<lb/> einer Lungenentzündung geſtorben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Vndapeſt,</hi> 23. Jänner.</dateline> <p>Der Reichstagsabgeord-<lb/> nete Guſtav <hi rendition="#g">Groisz</hi> iſt heute geſtorben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Kaſchau,</hi> 23. Jänner.</dateline> <p>Die <hi rendition="#g">preußiſche<lb/> Officiersdeputation</hi> unter Führung des<lb/> Oberſten Schwarzkoppen iſt hier eingetroffen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Konſtautinopel,</hi> 24. Jänner.</dateline> <p>Mit Rückſicht auf<lb/> die Umtriebe armeniſcher Banden an der <hi rendition="#g">perſiſchen<lb/> Grenze</hi> wurde mit der Aufſtellung zahlreicher Block-<lb/> häuſer daſelbſt begonnen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 22. Jänner.</dateline> <p>General <hi rendition="#g">Annen-<lb/> kowe,</hi> der Erbauer der transkaſpiſchen Eiſenbahn, iſt<lb/> geſtorben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 22. Jänner.</dateline> <p>Ueber dringende Bitte<lb/> Salmeronde und anderer Republikaner verſprach Miniſter-<lb/> präſident Sagaſta, dem nächſten Miniſterrathe einen<lb/> Entwurf, betreffend die <hi rendition="#g">Begnadigung</hi> der im<lb/> Gefängniſſe von Montjuich internirten <hi rendition="#g">Anarchiſten</hi><lb/> vorzulegen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 23. Jänner.</dateline> <p>Das am Freitag Abends<lb/> von Oſtende abgegangene Packetboot landete heute Nach-<lb/> mittags Paſſagiere und Poſt in Queenborough, nach-<lb/> dem es mehr als 24 Stunden vergeblich verſucht hatte,<lb/> in Dover anzulegen. Auch ein zweites belgiſches Packet-<lb/> boot legte in Queenborough an.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Theater, Kunſt und Muſik.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Deutſches Volkstheater.</hi> </head> <p><hi rendition="#g">„Halbe<lb/> Menſchen“,</hi> Komödie in drei Acten von Richard<lb/> Nordmann (Frau Langkammer) iſt am Samſtag<lb/> Abends bei der Première durchgefallen und derart<lb/> ausgeziſcht worden, daß auch nicht ein einziges Mal<lb/> irgend einer der Darſteller auf den ſich öfters<lb/> regenden Applaus der Claqueure vor den Vorhang zu<lb/> treten wagte. Es müßten auch „halbe Menſchen“<lb/> ſein, die ſich ſolch ein Stück gefallen ließen, in dem<lb/> von Handlung keine Spur, dagegen eine Fülle faden,<lb/> immer wiederkehrenden „geiſtreich“ ſein ſollenden Ge-<lb/> redes und eine Unſumme von Blödſinn enthalten iſt.<lb/> Der Adel ſoll perſiflirt werden, der jetzige Wiener<lb/> Adel — aber wie?! Um ein Weib, das vor lauter<lb/> Geld Langeweile hat und ſich „unglücklich“ fühlt,<lb/> ſchlagen ſich zwei verheiratete und zwei unverheiratete<lb/> adelig „halbe Menſchen“, die auch nichts Anderes und<lb/> Beſſeres zu thun haben. Jeder von ihnen macht ſich<lb/> dabei lächerlich und ſie nacheinander glücklich und<lb/> wieder unglücklich und umgekehrt, bis die Frau er-<lb/> kennt, daß ſie es eigentlich doch noch am beſten bei<lb/> ihrem eigenen Manne habe, der nichts thut als<lb/> ſchlafen und eſſen, ſie aber in Ruhe läßt.<lb/> Das iſt die Idee — das heißt das <hi rendition="#g">ſoll</hi><lb/> die Idee der Komödie ſein, die zur Tragödie<lb/> wurde und zur „Komödie der Irrung“ für die Direction<lb/> und die Frau Odilon. Beide haben ſich nämlich in<lb/> große Koſten geſtürzt, erſtere mit der Inſcenirung,<lb/> letztere mit vier neuen Toiletten, eine ſchöner als die<lb/> andere, — das Schönſte am ganzen Stück. „Eine<lb/> Premiere beſuche ich nicht wieder am Deutſchen Volks-<lb/> theater“, ſagte eine Dame, als ſie das Theater verließ.<lb/> Wir begriffen dieſen Schmerz. Frau Odilon hat ganz<lb/> ausgezeichnet die von Glück zu Unglück, von Lebensziel<lb/> zu Lebensziel beſtändig taumelnde gelangweilte Dame<lb/> der Welt geſpielt und geſprochen. Die übrigen Darſteller<lb/> plagten ſich mit ihren thörichten carrikirten Rollen auch<lb/> redlich ab, ohne Erfolg natürlich. Darin ſind ſie nicht<lb/> Schuld, aber den ſämtlichen Darſtellern des „Deutſchen<lb/> Volkstheaters“ müſſen wir auch aus dieſem Anlaß wie<lb/> ſchon öfter den Vorwurf machen, daß ſie fortgeſetzt ſo<lb/><hi rendition="#g">undeutlich</hi> als möglich ſprechen, ſo daß man in<lb/> einiger Entfernung von der Bühne nur etwa ein gutes<lb/> Drittel verſteht, etwas wenig für den, der ſein Eintritts-<lb/> billet ganz bezahlen muß. Wenn wir zum Schluß noch<lb/> bemerken, daß Richard Nordmann auch die Verfaſſerin<lb/> der „gefallenen Engel“ iſt, ſo thun wir es, um der<lb/> Hoffnung Raum zu geben, daß auch Frau Langkammer<lb/> jetzt zu den definitiv „gefallenen Engeln“ gehören werde.<lb/> Ihr Stück <hi rendition="#g">hat</hi> nicht gefallen, aber es <hi rendition="#g">iſt</hi> gefallen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Raimundthcater.</hi> </head> <p>Samſtag gab es wieder<lb/> eine Premierevorſtellung: Fr. Radler’s Volksſtück:<lb/><hi rendition="#g">„Quitt“.</hi> Ein Volksſtück im Sinne der guten alten<lb/> Zeit, aber doch mit einigen, allerdings von Lascivitäten<lb/> freien Anklängen an die moderne Richtung. Wir haben<lb/> dabei die ſtark realiſtiſche Herausarbeitung einzelner<lb/> Scenen, insbeſondere auch die der materialiſtiſchen Zeit-<lb/> ſtrömung Rechnung tragende Schlußſcene im Auge.<lb/> Ein reicher Fabrikant hatte in ſeiner Jugend ein<lb/><cb/> Mädchen verführt und wird nach Jahren von dem<lb/> Bruder der Betrogenen, der als verkommenes Indivi-<lb/> duum aus Amerika zurückkehrt, daran erinnert. Der<lb/> Fabrikant erwehrt ſich der Erpreſſungsverſuche des<lb/> Abenteurers und dieſer ſchwört fürchterliche Rache. Es<lb/> gelingt ihm, den Aufenthaltsort des unehelichen Sohnes<lb/> des Fabrikanten zu eruiren, der das Werk-<lb/> zeug ſeiner Rache ſein ſoll. Der Fabrikant trifft mit<lb/> ſeinem Sohne, den er todt geglaubt hat,<lb/> vor ſeiner Wertheimiſchen zuſammen, die der junge bis<lb/> dahin brave und unbeſcholtene Mann über Anleitung<lb/> des amerikaniſchen Onkels ſoeben erbrochen hat. Die Scene,<lb/> wo Vater und Sohn unter ſo eigenthümlichen Ver-<lb/> hältniſſen ſich finden, iſt von großer Wirkung. Der<lb/> Onkel aus Amerika ſieht durch die Verſöhnung zwiſchen<lb/> Vater und Sohn ſeinen Racheplan geſtört, er hält Ab-<lb/> rechnung mit ſeinem verfehlten Leben, ein Schuß und<lb/> der Verbrecher hat geendet. „Quitt“ iſt des Selbſt-<lb/> mörders letztes Wort. Um die Darſtellung machten<lb/> ſich Fräulein <hi rendition="#g">Nieſe,</hi> die Herren <hi rendition="#g">Polandt,<lb/> Popp, Krug, Straßmayer, Natzler</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Godai</hi> verdient. Sie fanden reichen Beifall.<lb/> Der Verfaſſer wurde nach jedem Actſchluß hervor-<lb/> gerufen. Der Aufführung wohnten Bürgermeiſter<lb/> Dr. Lueger und die beiden Vicebürgermeiſter bei. Der<lb/> Autor iſt nämlich ein höherer Magiſtratsbeamter.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Im Münchner Hoftheater</hi> </head> <p>fand, wie von dort<lb/> depeſchirt wird, Sonntag die Erſtaufführung von Siegfried<lb/><hi rendition="#g">Wagner’s „Bärenhäuter“</hi> ſtatt, der zahlreiche<lb/> Muſikſchriftſteller, ſowie auch franzöſiſche und engliſche Be-<lb/> richterſtatter beiwohnten und die einen durchſchlagenden<lb/> Erfolg erzielte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Wohlthätigkeitsconcert.</hi> </head> <p>Sonntag, den 5. März,<lb/> um 2 Uhr Nachmittags wird im Dreher-Park zu wohl-<lb/> thätigen Zweck eine volksthümliche Aufführung von Joſef<lb/><hi rendition="#g">Haydn</hi>’s Oratorium der <hi rendition="#g">„Schöpfung“</hi> veranſtaltet.<lb/> Ihre gütige Mitwirkung haben bereits mehrere bedeutende<lb/> Soliſten und viele hervorragende Orcheſtermitglieder der k. k.<lb/> Hofoper zugeſagt. Um den Chor möglichſt glanzvoll zu ge-<lb/> ſtalten, ergeht an die Sängerinnen und Sänger Wiens die<lb/> freundliche Aufforderung möglichſt zahlreich mitzuwirken.<lb/> Die Chorproben werden im Saale „Ehrbar“ abgehalten.<lb/> Schriftliche Anmeldungen nimmt bis 5. Februar entgegen<lb/> der Dirigent des Concerts, Herr Joh. Strasky, Mitglied der<lb/> k. k. Hofoper, 12. Bez., Haſchkagaſſe 3.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">„Nochmals das Huß-Denkmal.“</hi> </head><lb/> <p>Unter dieſem Titel erklärt das „Linzer Volksblatt“<lb/> am 22. d. M. in einem längeren Artikel, daß die<lb/> „Katholiſche Volkspartei“ durch die bisherigen Er-<lb/> klärungen des Prager Bürgermeiſters Dr. Podlipny in<lb/> Sachen des Huß-Denkmals <hi rendition="#g">„nicht beruhigt“</hi><lb/> ſei. Es verlangt, daß die Jungczechen die Hußfrage<lb/> wenigſtens <hi rendition="#g">„zurückſtellen“,</hi> ſo lange ſie mit der<lb/> „Katholiſchen Volkspartei“ beiſammen ſeien. Weniger<lb/> vom Standpunkte kirchlicher Grundſätze kann wohl die<lb/> „Katholiſche Volkspartei“ nicht fordern. Das Linzer<lb/> Blatt äußert ſich, nachdem es die Ausführungen der<lb/> „Reichspoſt“ diesfalls citirt hat, alſo:</p><lb/> <p>„Die Katholiſche Volkspartei iſt durch die Erklärung (Pod-<lb/> lipny’s) <hi rendition="#g">nicht</hi> beruhigt, ſie ſieht nach wie vor in der Er-<lb/> richtung des Hußdenkmals eine Provocation der Katholiken<lb/> und der Deutſchen. Wenn jemals die Errichtung des<lb/> Hußdenkmals <hi rendition="#g">zur Thatſache würde,</hi> ſähe ſich<lb/> die Katholiſche Volkspartei <hi rendition="#g">ſogleich genöthigt,</hi><lb/> die Conſequenzen zu ziehen. Dies möge man in Böhmen<lb/> beherzigen. Die „Reichspoſt“ mag aber daraus erſehen,<lb/> daß unſere Partei wirklich entſchloſſen iſt, innerhalb der<lb/> Majorität nichts zu dulden, was ein Unrecht oder Schimpf<lb/> gegen die katholiſche Kirche oder das deutſche Volk wäre.<lb/> In Prag ſelbſt aber möge man aus der Begier, mit der<lb/> ſich die deutſch-oppoſitionelle Preſſe dieſes Falles bemächtigt<lb/> hat, und aus dem Eifer, mit dem ſie einen Keil zwiſchen<lb/> die Majoritätsparteien zu treiben ſucht, erkennen, daß man<lb/> mit dem Feuer geſpielt hat. Die Hußfrage muß, ſolange die<lb/><hi rendition="#g">Jungczechen auf ein gutes Einver-<lb/> nehmen mit der Katholiſchen Volks-<lb/> partei Gewicht legen,</hi> <hi rendition="#b">zurückgeſtellt</hi> werden.<lb/> Mit derlei Fragen können ſie ſich unter einem „deutſch-<lb/> czechiſchen Bürgerminiſterium“ beſchäftigen, aber nicht zu einer<lb/> Zeit, wo die Majorität zum weitaus größeren Theil conſer-<lb/> vativ iſt. Wir begreifen überhaupt nicht, wie ſich eine ge-<lb/> ſunde politiſche Partei für eine Ehrung des Huß begeiſtern<lb/> kann. Der Huſſitismus iſt doch ein Tiefpunkt im Leben<lb/> und der Entwicklung der czechiſchen Nation, und wäre der<lb/> Geiſt des Huß nicht von ihr gewichen, ſo wäre ſie längſt<lb/> ausgerottet worden. Von dem Augenblicke an, da dieſer<lb/> Geiſt wieder Macht gewinnt, wird es mit der czechiſchen<lb/> Nation auch wieder abwärts gehen. Es wäre doch traurig,<lb/> wenn die Czechen keine anderen Männer zu feiern hätten,<lb/> wie den Huß,“</p><lb/> <p>Die Jungczechen haben nun Gelegenheit, zu zeigen,<lb/> wie viel Werth ſie auf die Bundesgenoſſenſchaft der<lb/> „Katholiſchen Volkspartei“ legen. Dieſelbe hat auch in<lb/> dieſem Falle an die Neuhuſſiten die ſicher gelindeſte<lb/> Anforderung, nämlich die der bloßen <hi rendition="#g">„Zurück-<lb/> ſtellung“</hi> der Huß-Frage auf beſtimmte Zeit, ge-<lb/> ſtellt, alſo <hi rendition="#g">nicht einmal die Bekehrung</hi><lb/> derſelben vom Huß-Cultus beanſprucht. Nachſichtiger<lb/> kann gewiß nicht vorgegangen werden. Die Jungczechen<lb/> ſtehen am Scheidewege und vor der Wahl, ihre Grund-<lb/> ſätze wenigſtens zeitweiſe zu verleugnen, oder auf die<lb/> Bundesgenoſſenſchaft der „Katholiſchen Volkspartei“<lb/> zu verzichten. Nun haben die maßgebenden jungczechi-<lb/> ſchen Factoren das Wort.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gewerbegerichtswahlen.</hi> </head><lb/> <p>Geſtern fanden in ſämmtlichen Wiener Gemeindebezirken<lb/> und in Floridsdorf-Stadlau die Wahlen für das Wiener<lb/> Gewerbegericht, und zwar für den Wahlkörper der Arbeiter,<lb/><hi rendition="#aq">IV.</hi> Gruppe (Leder-, Textil-, Bekleidungs- und chemiſche<lb/> Induſtrie), ſtatt. Die Wahlen endigten mit einem Siege der<lb/> von der ſocialdemokratiſchen Partei aufgeſtellten Candidaten.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0006]
Wien, Dienſtag Reichspoſt 24. Jänner 1899 19
Miniſterium Veränderungen vollziehen, indem Miniſter-
präſident Smet de Nayer und Arbeitsminiſter Nyſſens
ihre Demiſſion geben würden.
Von den Philippinen.
Madrid, 23. Jänner. Nach einer Depeſche aus
Manila beſchloß eine in Malolos abgehaltene Ver-
ſammlung von Aufſtändiſchen, die in Haft befindlichen
Civilperſonen in Freiheit zu ſetzen. Die Freilaſſung der
Militärperſonen wird demnächſt erfolgen.
Madrid, 22. Jänner. Die Regierung der Ver-
einigten Staaten kündigt an, daß ſie im Begriffe ſei,
Schritte zur Freilaſſung der ge-
fangenen Spanier auf den Philippinen
einzuleiten.
Waſhington. 22. Jänner. (Meldung des
Reuter’ſchen Bureau.) In autoritativen Kreiſen wird
verſichert, daß die Philippinen Com-
miſſion keine Executivgewalt haben,
ſondern im vollen Sinne des Wortes lediglich ein be-
rathender Körper ſein werde. Admiral Dewey und
General Otis könnten jedoch, jeder in ſeiner amt-
lichen Eigenſchaft als Commandant der See- bezw.
der Landſtreitkräfte, die von der Commiſſion
feſtgelegte Politik ausführen.
Die macedoniſche Bewegung.
Konſtantinopel, 22. Jänner. Den hieſigen
Botſchaftern gingen von Kaptſchen und Anderen ge-
zeichneten Zuſchriften des macedoniſchen Comités in
Sofia zu, in welchen eine Intervention bezüglich der
in Macedonien und im Vilajet Adrianopel ein-
zuführenden Reformen verlangt wird, widrigenfalls
der Ausbruch von Unruhen als unvermeidlich an-
zuſehen wäre.
Die neue Verwaltung des Sudan.
Kairo, 22. Jänner. Der Sudan wurde für
Verwaltungszwecke in vier Bezirke erſter und drei
Bezirke zweiter Claſſe eingetheilt. Die Bezirke erſter
Claſſe ſind Omdurman bis Abu-Haras blauen und
Abu-Haſer am weißen Nil, Sennaar, Kaſſala und
Faſchoda, jene zweiter Claſſe Aſſuan, Wadi-Halfa und
Suakim. Kitſchener Paſcha wurde zum
General-Gouverneur des Sudan er-
nannt.
Die Nicaragua-Vill.
Nicaragua, 23. Jänner. Die geſtern vom
Senate angenommene Canal-Vor-
lage entſpricht — von einigen allerdings weſentlichen
Abänderungen abgeſehen — der Morgan-Bill. Darnach
behält die Geſellſchaft den Namen „Maritime Canal-
Company“ bei. Die Vorlage beſtimmt die Ausgabe
von 100 Millionen Dollars in Antheilen zu 100 Dollars,
wovon die Vereinigten Staaten 92,500.000 Dollars
übernehmen. Es ſollen ſieben Directoren ernannt
werden, und zwar fünf aus den Vereinigten Staaten,
einer aus Nicaragua und einer aus Coſtarica. Der
Canal ſoll in ſechs Jahren fertig ſein und nicht mehr
als 115 Millionen Dollars koſten, die vom Schatzamte
auszuwerfen ſind. Die Bill fordert die Abſchaffung
aller dem Canalbaue hinderlichen Verträge und ge-
währleiſtet die Neutralität des Canals.
Die Unruhen in China.
London, 23. Jänner. Wie die „Times“ aus
Shanghai meldet, hätten die Unruhen in der Provinz
Nyanhwei die Geſtalt eines organiſirten Aufſtandes
angenommen. Die von der Regierung angeordneten
Maßnahmen deuten darauf hin, daß ſie die Lage als
ernſt betrachte.
Rom, 22. Jänner. Wie die „Tribuna“ meldet,
ſollen die Schiffe „Elba“ und „Aetna“ in der nächſten
Zeit in den chineſiſchen Gewäſſern ſtationiren. Was
die Beſitzergreifung eines chineſiſchen Hafens betrifft, ſo
ſei die Nachricht mindeſtens verfrüht.
Die Zuſtände am Congo.
Brüſſel, 23. Jänner. Das Journal «Le Pa-
triote» ſpricht in einem die Zuſtände im Congo
behandelnden Artikel von neuen Kämpfen mit
den Aufſtändiſchen, wobei europäiſche Offi-
ciere und zahlreiche Soldaten getödtet worden wären.
Die Aufſtändiſchen von der Mongola, welche
zahlreiche Gewehre und Patronen beſitzen ſollen, hätten
durch die benachbarten Stämme Verſtärkungen er-
halten. Ein Theil der Wahrheit wurde verſchwiegen
und die Verluſte ſollen beträchtlicher ſein als mit-
getheilt wurde. Der ganze Landſtrich
zwiſchen dem Zuſammenfluß des Ubayhi
mit dem Congo und dem Tanganikaſee ſoll in
höchſter Gährung begriffen ſein. Die Auf-
ſtändiſchen von Luluaburg ſeien noch
nicht vernichtet und ſetzen den Kampf
fort. Die Truppen ſcheinen weitere Anfſtände zu
fürchten, da das Anſehen der Europäer ſehr erſchüttert
ſei. Das Blatt conſtatirt zum Schluſſe ſeiner Ans-
führungen, daß der Congoſtaat ſich in ſchwieriger Lage
befinde und im Innern, ſowie von Außen bedroht ſei.
Der Run auf der galiziſchen Sparcaſſa.
Lemberg, 23. Jänner. Der Andrang bei
der Galiziſchen Sparcaſſa iſt heute viel geringer
als in den letzten Tagen. Es hat den Anſchein, daß
nunmehr Beruhigung im Publicum platz-
greifen werde.
Die Währungsfrage in den Vereinigten
Staaten.
Waſhington, 22. Jänner. Der Währungs-
ausſchuß des Repräſentantenhauſes nahm durch
Parteiabſtimmung eine Vorlage an, deren Hauptzüge
die nachdrückliche Empfehlung der Goldwährung und
die allmälige Einziehung der Greenbacks ſind.
London, 23. Jänner. Die „Times“ meldet aus
Philadelphia über die vom Münzausſchuſſe
des Repräſentantenhauſes angenommene Bill, dieſelbe
verbiete die Prägung von Silberdollars aus anderen
als den gegenwärtig im Staatsſchatze befindlichen Sil-
berbullions und ſehe die Einziehung von Greenbacks
und Schatznoten vor mit der Beſtimmung, daß dieſelben,
wenn ſie einmal in Gold eingelöſt ſind, nur gegen
Gold wieder ausgegeben werden können.
Lemberg, 23. Jänner. Herrenhausmitglied und
Landtags-Abgeordneter Graf Stefan Zamoyski iſt
auf ſeinem Gute Wyſacko im Alter von 61 Jahren
geſtorben.
Rom, 22. Jänner. Die Agenzia Stefani meldet
aus Maſſauah: Ras Makonnen räumte
Agame und begab ſich mit ſeinen Truppen in der
Richtung nach Aguddi im Süden von Adigrat.
Paris, 22. Jänner. Der Lieutenant-Gonverneur
des franzöſiſchen Congo, Doliſie, iſt in Orleans an
einer Lungenentzündung geſtorben.
Vndapeſt, 23. Jänner. Der Reichstagsabgeord-
nete Guſtav Groisz iſt heute geſtorben.
Kaſchau, 23. Jänner. Die preußiſche
Officiersdeputation unter Führung des
Oberſten Schwarzkoppen iſt hier eingetroffen.
Konſtautinopel, 24. Jänner. Mit Rückſicht auf
die Umtriebe armeniſcher Banden an der perſiſchen
Grenze wurde mit der Aufſtellung zahlreicher Block-
häuſer daſelbſt begonnen.
Petersburg, 22. Jänner. General Annen-
kowe, der Erbauer der transkaſpiſchen Eiſenbahn, iſt
geſtorben.
Madrid, 22. Jänner. Ueber dringende Bitte
Salmeronde und anderer Republikaner verſprach Miniſter-
präſident Sagaſta, dem nächſten Miniſterrathe einen
Entwurf, betreffend die Begnadigung der im
Gefängniſſe von Montjuich internirten Anarchiſten
vorzulegen.
London, 23. Jänner. Das am Freitag Abends
von Oſtende abgegangene Packetboot landete heute Nach-
mittags Paſſagiere und Poſt in Queenborough, nach-
dem es mehr als 24 Stunden vergeblich verſucht hatte,
in Dover anzulegen. Auch ein zweites belgiſches Packet-
boot legte in Queenborough an.
Theater, Kunſt und Muſik.
— Deutſches Volkstheater. „Halbe
Menſchen“, Komödie in drei Acten von Richard
Nordmann (Frau Langkammer) iſt am Samſtag
Abends bei der Première durchgefallen und derart
ausgeziſcht worden, daß auch nicht ein einziges Mal
irgend einer der Darſteller auf den ſich öfters
regenden Applaus der Claqueure vor den Vorhang zu
treten wagte. Es müßten auch „halbe Menſchen“
ſein, die ſich ſolch ein Stück gefallen ließen, in dem
von Handlung keine Spur, dagegen eine Fülle faden,
immer wiederkehrenden „geiſtreich“ ſein ſollenden Ge-
redes und eine Unſumme von Blödſinn enthalten iſt.
Der Adel ſoll perſiflirt werden, der jetzige Wiener
Adel — aber wie?! Um ein Weib, das vor lauter
Geld Langeweile hat und ſich „unglücklich“ fühlt,
ſchlagen ſich zwei verheiratete und zwei unverheiratete
adelig „halbe Menſchen“, die auch nichts Anderes und
Beſſeres zu thun haben. Jeder von ihnen macht ſich
dabei lächerlich und ſie nacheinander glücklich und
wieder unglücklich und umgekehrt, bis die Frau er-
kennt, daß ſie es eigentlich doch noch am beſten bei
ihrem eigenen Manne habe, der nichts thut als
ſchlafen und eſſen, ſie aber in Ruhe läßt.
Das iſt die Idee — das heißt das ſoll
die Idee der Komödie ſein, die zur Tragödie
wurde und zur „Komödie der Irrung“ für die Direction
und die Frau Odilon. Beide haben ſich nämlich in
große Koſten geſtürzt, erſtere mit der Inſcenirung,
letztere mit vier neuen Toiletten, eine ſchöner als die
andere, — das Schönſte am ganzen Stück. „Eine
Premiere beſuche ich nicht wieder am Deutſchen Volks-
theater“, ſagte eine Dame, als ſie das Theater verließ.
Wir begriffen dieſen Schmerz. Frau Odilon hat ganz
ausgezeichnet die von Glück zu Unglück, von Lebensziel
zu Lebensziel beſtändig taumelnde gelangweilte Dame
der Welt geſpielt und geſprochen. Die übrigen Darſteller
plagten ſich mit ihren thörichten carrikirten Rollen auch
redlich ab, ohne Erfolg natürlich. Darin ſind ſie nicht
Schuld, aber den ſämtlichen Darſtellern des „Deutſchen
Volkstheaters“ müſſen wir auch aus dieſem Anlaß wie
ſchon öfter den Vorwurf machen, daß ſie fortgeſetzt ſo
undeutlich als möglich ſprechen, ſo daß man in
einiger Entfernung von der Bühne nur etwa ein gutes
Drittel verſteht, etwas wenig für den, der ſein Eintritts-
billet ganz bezahlen muß. Wenn wir zum Schluß noch
bemerken, daß Richard Nordmann auch die Verfaſſerin
der „gefallenen Engel“ iſt, ſo thun wir es, um der
Hoffnung Raum zu geben, daß auch Frau Langkammer
jetzt zu den definitiv „gefallenen Engeln“ gehören werde.
Ihr Stück hat nicht gefallen, aber es iſt gefallen.
— Raimundthcater. Samſtag gab es wieder
eine Premierevorſtellung: Fr. Radler’s Volksſtück:
„Quitt“. Ein Volksſtück im Sinne der guten alten
Zeit, aber doch mit einigen, allerdings von Lascivitäten
freien Anklängen an die moderne Richtung. Wir haben
dabei die ſtark realiſtiſche Herausarbeitung einzelner
Scenen, insbeſondere auch die der materialiſtiſchen Zeit-
ſtrömung Rechnung tragende Schlußſcene im Auge.
Ein reicher Fabrikant hatte in ſeiner Jugend ein
Mädchen verführt und wird nach Jahren von dem
Bruder der Betrogenen, der als verkommenes Indivi-
duum aus Amerika zurückkehrt, daran erinnert. Der
Fabrikant erwehrt ſich der Erpreſſungsverſuche des
Abenteurers und dieſer ſchwört fürchterliche Rache. Es
gelingt ihm, den Aufenthaltsort des unehelichen Sohnes
des Fabrikanten zu eruiren, der das Werk-
zeug ſeiner Rache ſein ſoll. Der Fabrikant trifft mit
ſeinem Sohne, den er todt geglaubt hat,
vor ſeiner Wertheimiſchen zuſammen, die der junge bis
dahin brave und unbeſcholtene Mann über Anleitung
des amerikaniſchen Onkels ſoeben erbrochen hat. Die Scene,
wo Vater und Sohn unter ſo eigenthümlichen Ver-
hältniſſen ſich finden, iſt von großer Wirkung. Der
Onkel aus Amerika ſieht durch die Verſöhnung zwiſchen
Vater und Sohn ſeinen Racheplan geſtört, er hält Ab-
rechnung mit ſeinem verfehlten Leben, ein Schuß und
der Verbrecher hat geendet. „Quitt“ iſt des Selbſt-
mörders letztes Wort. Um die Darſtellung machten
ſich Fräulein Nieſe, die Herren Polandt,
Popp, Krug, Straßmayer, Natzler
und Godai verdient. Sie fanden reichen Beifall.
Der Verfaſſer wurde nach jedem Actſchluß hervor-
gerufen. Der Aufführung wohnten Bürgermeiſter
Dr. Lueger und die beiden Vicebürgermeiſter bei. Der
Autor iſt nämlich ein höherer Magiſtratsbeamter.
— Im Münchner Hoftheater fand, wie von dort
depeſchirt wird, Sonntag die Erſtaufführung von Siegfried
Wagner’s „Bärenhäuter“ ſtatt, der zahlreiche
Muſikſchriftſteller, ſowie auch franzöſiſche und engliſche Be-
richterſtatter beiwohnten und die einen durchſchlagenden
Erfolg erzielte.
— Wohlthätigkeitsconcert. Sonntag, den 5. März,
um 2 Uhr Nachmittags wird im Dreher-Park zu wohl-
thätigen Zweck eine volksthümliche Aufführung von Joſef
Haydn’s Oratorium der „Schöpfung“ veranſtaltet.
Ihre gütige Mitwirkung haben bereits mehrere bedeutende
Soliſten und viele hervorragende Orcheſtermitglieder der k. k.
Hofoper zugeſagt. Um den Chor möglichſt glanzvoll zu ge-
ſtalten, ergeht an die Sängerinnen und Sänger Wiens die
freundliche Aufforderung möglichſt zahlreich mitzuwirken.
Die Chorproben werden im Saale „Ehrbar“ abgehalten.
Schriftliche Anmeldungen nimmt bis 5. Februar entgegen
der Dirigent des Concerts, Herr Joh. Strasky, Mitglied der
k. k. Hofoper, 12. Bez., Haſchkagaſſe 3.
„Nochmals das Huß-Denkmal.“
Unter dieſem Titel erklärt das „Linzer Volksblatt“
am 22. d. M. in einem längeren Artikel, daß die
„Katholiſche Volkspartei“ durch die bisherigen Er-
klärungen des Prager Bürgermeiſters Dr. Podlipny in
Sachen des Huß-Denkmals „nicht beruhigt“
ſei. Es verlangt, daß die Jungczechen die Hußfrage
wenigſtens „zurückſtellen“, ſo lange ſie mit der
„Katholiſchen Volkspartei“ beiſammen ſeien. Weniger
vom Standpunkte kirchlicher Grundſätze kann wohl die
„Katholiſche Volkspartei“ nicht fordern. Das Linzer
Blatt äußert ſich, nachdem es die Ausführungen der
„Reichspoſt“ diesfalls citirt hat, alſo:
„Die Katholiſche Volkspartei iſt durch die Erklärung (Pod-
lipny’s) nicht beruhigt, ſie ſieht nach wie vor in der Er-
richtung des Hußdenkmals eine Provocation der Katholiken
und der Deutſchen. Wenn jemals die Errichtung des
Hußdenkmals zur Thatſache würde, ſähe ſich
die Katholiſche Volkspartei ſogleich genöthigt,
die Conſequenzen zu ziehen. Dies möge man in Böhmen
beherzigen. Die „Reichspoſt“ mag aber daraus erſehen,
daß unſere Partei wirklich entſchloſſen iſt, innerhalb der
Majorität nichts zu dulden, was ein Unrecht oder Schimpf
gegen die katholiſche Kirche oder das deutſche Volk wäre.
In Prag ſelbſt aber möge man aus der Begier, mit der
ſich die deutſch-oppoſitionelle Preſſe dieſes Falles bemächtigt
hat, und aus dem Eifer, mit dem ſie einen Keil zwiſchen
die Majoritätsparteien zu treiben ſucht, erkennen, daß man
mit dem Feuer geſpielt hat. Die Hußfrage muß, ſolange die
Jungczechen auf ein gutes Einver-
nehmen mit der Katholiſchen Volks-
partei Gewicht legen, zurückgeſtellt werden.
Mit derlei Fragen können ſie ſich unter einem „deutſch-
czechiſchen Bürgerminiſterium“ beſchäftigen, aber nicht zu einer
Zeit, wo die Majorität zum weitaus größeren Theil conſer-
vativ iſt. Wir begreifen überhaupt nicht, wie ſich eine ge-
ſunde politiſche Partei für eine Ehrung des Huß begeiſtern
kann. Der Huſſitismus iſt doch ein Tiefpunkt im Leben
und der Entwicklung der czechiſchen Nation, und wäre der
Geiſt des Huß nicht von ihr gewichen, ſo wäre ſie längſt
ausgerottet worden. Von dem Augenblicke an, da dieſer
Geiſt wieder Macht gewinnt, wird es mit der czechiſchen
Nation auch wieder abwärts gehen. Es wäre doch traurig,
wenn die Czechen keine anderen Männer zu feiern hätten,
wie den Huß,“
Die Jungczechen haben nun Gelegenheit, zu zeigen,
wie viel Werth ſie auf die Bundesgenoſſenſchaft der
„Katholiſchen Volkspartei“ legen. Dieſelbe hat auch in
dieſem Falle an die Neuhuſſiten die ſicher gelindeſte
Anforderung, nämlich die der bloßen „Zurück-
ſtellung“ der Huß-Frage auf beſtimmte Zeit, ge-
ſtellt, alſo nicht einmal die Bekehrung
derſelben vom Huß-Cultus beanſprucht. Nachſichtiger
kann gewiß nicht vorgegangen werden. Die Jungczechen
ſtehen am Scheidewege und vor der Wahl, ihre Grund-
ſätze wenigſtens zeitweiſe zu verleugnen, oder auf die
Bundesgenoſſenſchaft der „Katholiſchen Volkspartei“
zu verzichten. Nun haben die maßgebenden jungczechi-
ſchen Factoren das Wort.
Gewerbegerichtswahlen.
Geſtern fanden in ſämmtlichen Wiener Gemeindebezirken
und in Floridsdorf-Stadlau die Wahlen für das Wiener
Gewerbegericht, und zwar für den Wahlkörper der Arbeiter,
IV. Gruppe (Leder-, Textil-, Bekleidungs- und chemiſche
Induſtrie), ſtatt. Die Wahlen endigten mit einem Siege der
von der ſocialdemokratiſchen Partei aufgeſtellten Candidaten.
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