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Reichspost. Nr. 19, Wien, 24.01.1899.

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Wien, Dienstag Reichspost 24. Jänner 1899 19

[Spaltenumbruch] Statthalterei in Innsbruck ernannt. In Anerkennung seines
unerschrockenen Verhaltens bei der Unterdrückung des
Brandes eines Laboratoriums erhielt der Gefreite Josef
Vale des Pionnier-Bataillons Nr. 15 das silberne Ver-
dienstkreuz.

* Bestellter Gattenmord.

Marie Zörer,
Gastwirthin in Gratwein, richtete an den ihr be-
kannten Südfrüchtenhändler Stampler in Gösting
ein Schreiben, worin sie ihn aufforderte, ihren
Gatten zu erschießen.
Gleichzeitig mit dem
Schreiben übersandte sie einen scharf geladenen
Revolver.
Stampler erstattete die Anzeige, worauf
Marie Zörer zum Landesgerichte in Graz vorgeladen
und nach der Einvernahme sofort in Haft behalten
wurde.

* Zweiunddreißig Personen von einem
wüthenden Hund gebissen.

In Szecsenyi
(Neograder Comitat) hat, wie von dort gemeldet wird,
ein toller Hund, während er verfolgt wurde, 32 Per-
sonen gebissen. Dieselben wurden in das Pasteur'sche
Institut in Budapest gebracht.

* Begnadigte Secundanten.

Im vorigen Jahre
fand in Czernowitz zwischen dem Rechtshörer Skorski
und einem Officier des 41. Infanterieregiments ein
Säbelduell statt, bei welchem Ersterer so schwer ver-
wundet wurde, daß er nach kurzer Zeit starb. Bei der
darauffolgenden Verhandlung vor dem Czernowitzer
Landesgerichte wurden die Secundanten Concepts-
praktikant Franz Newed und der Rechtshörer
Derer wegen Theilnahme an dem Verbrecheu des
Zweikampfes zu viermonatlichem, respective zweimonat-
lichem Kerker verurtheilt. Nun hat der Kaiser den
beiden Verutheilten die über sie verhängte Kerkerstrafe
nachgesehen.

* Gegen den Hetzruf "Los von Rom".

Eine
äußerst zeitgemäße Broschüre, betitelt: "Die Wahrheit",
eine Antwort auf den Ruf "Los von Rom", erschien
soeben im Verlage A. Opitz in Warnsdorf, in einer
Auflage von 7000 Expl. Diese auf Veranlassung des
Canisius-Preßvereines für die Diöcese Leitmeritz von
berufener Seite meisterhaft geschriebene, 54 Seiten um-
fassende Broschüre wurde als Nr. 14 der Broschüren-
Sammlung "Volksaufklärung" herausge-
geben. Dieselbe entspricht einem bei der gegenwärtigen
von Deutschradicalen und Altkatholiken betriebenen
Abfalls-Propaganda tief gefühlten Bedürfnisse der Ka-
tholiken. Sie widerlegt namentlich die von altkatholischer
Seite erhobenen Vorwürfe gegen die katholische Kirche
in sachlicher, objectiver und gründlicher Weise, indem
sie einerseits die im Kampfe gegen Rom besonders in
Frage kommenden katholischen Lehren und Einrichtungen
(Primat etc.), anderseits die heute üblichsten kirchenfeind-
lichen Phrasen kurz und beweiskräftig behandelt. Die
Broschüre hat demnach, obwohl die augenblickliche Zeit-
strömung in Böhmen mehr berücksichtigend, allgemeinen
und dauernden Werth. Sie ist katholischen Vereinen,
Priestern und Laien sehr zu empfehlen. Preis einzeln
5 kr. (fr. 7 kr.), 50 Expl. 2 fl. 40 kr., 100 Expl.
4 fl. 40 kr.; von 500 Expl. an 25 % Rabatt.

* Ein gestochener Sicherheitswachmann.

Gestern
um 1/412 Uhr Nachts provocirte im Tanzlocale des Gast-
wirthes Mudera, Laxenburgerstraße Nr. 59, der Tag-
löhner Wilhelm Bohaty, der als Trunkenbold, Raufbold
und Gewaltthäter ein polizeiliches Renomme genießt, den
dort auf Inspection befindlichen Sicherheitswachmann Anton
Tschipp so lange, bis dieser nicht umhin konnte, den
Bohaty für arretirt zu erklären. In diesem Augenblicke packte
Bohaty den Wachmann an der Brust, und ein zweiter
Alkoholiker der 42jährige Taglöhner August Schimmel,
Waldgasse Nr. 29 wohnhaft, assistirte ihm, indem er
Tschipp von rückwärts faßte. Die beiden Männer rissen
den Wachmann zu Boden und wollten mit einem Literglas
auf ihn losschlagen. Der hartbedrängte Wachmann konnte
sich angesichts der drohenden Gefahr seiner Gegner nicht
anders erwehren, als indem er von der Waffe Gebrauch
machte und mit dem Säbel bei de Gewaltthäter, und zwar
Bohaty am Oberschenkel, Schimmel am Kopfe verletzte. Erst
durch die Intervention der Sicherheitswachmänner Franz
Pils und Bruno Wlach wurde Wachmann Tschipp
von seinen Angreifern befreit. Bei dieser Action ist Sicher-
heitswachmann Wlach durch einen Messerstich am Bauche
verletzt worden. Dem Wachmann Pils wurde der Helm
beschädigt. Die überwältigten Gewaltthäter sind in das
Wiedner Krankenhaus gebracht worden.

* Ein Fahrraddieb.

Gestern um sechs Uhr begab
sich der Clavierlehrer Raimund Heller in die Maria-
hilfer Pfarrkirche und ließ sein mit einer Sperrkette versehe-
nes Fahrrad im Werthe von 150 fl. vor dem Thore stehen.
Als Zeller wieder auf die Straße trat, war das Rad ver-
schwunden. Passanten sagten ihm, sie hätten einen Mann
gesehen, der sich am Rade zu schaffen machte. Sie wiesen
dem Beschädigten die Richtung, in der sich der Mann ent-
fernt. Zeller theilte dies auf der Kreuzung Gumpendorfer-
straße-Windmühlgasse dem Sicherheitswachmann Grad-
nitzer
mit, der den jungen Mann mit dem Rad schon
früher im Auge behalten hatte, da er ihm verdächtig vor-
gekommen war. Der Bursche war eiligst davongelaufen, doch
verfolgte ihn der Wachmann durch die Windmühlgasse.
Als der Dieb die Verfolger auf den Fersen sah, warf er
das Rad, das ihn behinderte, weg und suchte über die
Theobaldstiege am Geländer abwärts gleitend, zu ent-
kommen, fiel aber zu Boden und wurde vom Sicherheits-
wachmann mit Hilfe eines Passanten festgenommen und
auf das Polizeicommissariat Mariahilf gebracht. Der Ver-
haftete, der 27jährige Eisendrehergehilfe Carl Scholta,
Hietzing, Einwandgasse Nr. 35 wohnhaft, wurde dem
Landesgerichte eingeliefert.

* Eine christlichsociale Versammlung der Staats-
diener.

Dienstag den 24. d. M. 10 Uhr Abends
findet in der Volkshalle des neuen Wiener Rathhauses eine
vom Reichsraths-Abgeordneten Prochazka einberufene
Versammlung der Staatsdiener statt. Fast alle christlich-
socialen Abgeordneten werden erscheinen. Staatsdiener
erscheint in Massen!


[Spaltenumbruch]
* Vom Zuge abgesprungen.

Gestern Früh
um 1/28 Uhr ist ein Hof- und Gerichtsadvocat nächst
der Station Meidling-Hauptstraße der Stadtbahn durch
Leichtsinn verunglückt. Der Advocat wollte nämlich in
genannten Station den Zug verlassen, erinnerte sich
aber daran erst, als der Train bereits in Bewegung
war. Kurz entschlossen sprang der Advocat vom rollen-
den Zuge ab, stürzte nieder und zog sich einen offenen
Schenkelbruch am rechten Bein zu. Der Verunglückte
wurde in das Wiedener Krankenhaus gebracht.

* Verunglücktes Kind.

Am 21. d. M. Nachmittags
um 4 Uhr befand sich die Handarbeiterin Caroline
Kordoch, Meidling, Pohlgasse 6 wohnhaft, mit ihren
18 Monate alten Töchterchen Caroline in der Wohnung
der Privaten Leopoldine Hutter, Meidling, Rosalien-
gasse 26 wohnhaft. Caroline Kordoch entfernte sich auf
einige Minuten aus dem Zimmer und in der Zwischenzeit war
ihr Töchterchen in ein mit heißen Wasser gefülltes Schaff
gefallen. Das arme Kind hatte am ganzen Körper lebens-
gefährliche Brandwunden erlitten. Die Kleine ist in das
Carolinen-Kinderspital gebracht worden.

* Erdbeben in Griechenland.

Aus Athen
wird telegraphirt: Heute (22.) Früh wurde auf dem
Peloponnes ein Erdbeben beobachtet. Zwei Ortschaften
wurden zerstört. In Philiatra, wo Häuser Risse erhielten
wurden dieselben geräumt. Es ist nicht bekannt, ob ein
Verlust von Menschenleben zu beklagen ist. Der angerichtete
Schaden ist ein beträchtlicher.

* Sturm in England.

In verschiedenen Theilen des
Landes herrschte, wie aus London gedrahtet wird, in
der vergangenen Nacht ein heftiger Sturm. Mehrere Flüsse
sind ausgetreten. Der zwischen Calais und Dover ver-
kehrende Postdampfer machte wiederholt vergebliche Versuche,
die Landungsstelle in Dover oder in Folkestone zu erreichen
und landete schließlich in letzterem Orte. Der Dampfer-
dienst im Canal war während der Nacht eingestellt.

* Die sanitären Verhältnisse in Wien

illustrirt eine statistische Tabelle, die der Convent der
barmherzigen Brüder über einzelne Krankheiten, die in
diesem Hospitale znr Behandlung kamen, zusammen-
gestellt hat. Während die Krankheitsformen der Selbst-
morde, der Verletzungen, des Nervensystems zu nehmen,
hat der Typhus rapid abgenommen. Im Jahre 1848
kamen auf je 1000 Kranke 70·6 Typhus-Kranke, im
Jahre 1858, 39·8, im Jahre 1865, 25·8, im Jahre
1878, 19·7, im Jahre 1888, 8·9 und im vorigen
Jahre 8·1. Was die Selbstmorde anlangt,
so begann die "Lebensmüdigkeit" in einem
Falle ein Alter von 11 Jahren.
Es folgen mit 14 Jahren 4 Fälle, mit 15 Jahren
2 Fälle, mit 16 Jahren 3 Fälle, mit 17 Jahren
12 Fälle, mit 18 Jahren 5 Fälle, mit 19 Jahren
3 Fälle, mit 20 Jahren 10 Fälle. In der Alters-
grenze 21--30 Jahre liegen 24 Fälle, 31--40 Jahre
weisen 10 Fälle auf, 41--50 Jahre 11 Fälle, 51 bis
60 Jahre 2 Fälle, das Alter von 62 und 68 Jahren
erreichten 2 derartige Fälle. Der Confession nach
waren 62 Lebensmüde katholisch, 3 evangelisch und
4 mosaisch, dem Stande nach 72 ledig, 14 verehelicht
und verwitwet. Was die Motive zum Selbstmord an-
langt, so haben unter den 89 im Berichtsjahre ausge-
wiesenen solchen Fällen als Motive: 10 unbekannt,
25 Lebensüberdruß, 4 körperliche Leiden, 6 Leiden-
schaften, 2 Laster, 13 Zwist und Aerger über Familien-
angehörige, 14 Kummer über Vermögensverhältnisse,
6 Unzufriedenheit mit der Lage und 9 Furcht vor
Strafe.

* Ein neuer Original-Roman der "Reichs-
post"

beginnt in der morgigen Nummer. Unter dem
Titel "Erna's Geschick" bietet uns eine Kennerin
des weiblichen Herzens und der aristokratischen Ver-
hältnisse eine bis zum Schlusse spannende und psycho-
logisch vertiefte Erzählung, deren Heldin eine liebens-
würdige, edle, aber leidenschaftliche Natur ist, die sich
aber in den schwersten Lagen des Lebens nur nach den
größten Versuchungen doch immer wieder selbst findet,
weil sie gehalten ist durch den Adel ihres Charakters.
Dieser Roman wird umso größeres Interesse erregen,
als er in heimischen Gauen, in Wien und Graz, sowie
im sonnigen Italien spielt. Die Verfasserin ist Helene
Baronin v. Falkenhausen.
Es ist zu
hoffen, daß es nicht die letzte literarische Gabe ist, mit
der sie die "Reichspost" beschenkt.

* Verunglückt.

Im Keller der Restauration Lehninger,
Johannesgasse Nr. 2, war heute Vormittags nach 9 Uhr
der 20jährige Kellerbursche Alois Fink beschäftigt, einen
Kohlensäuredruckapparat, der mit einem Bierfaß in Ver-
bindung stand, zu öffnen. Plötzlich explodirte das Faß und
die Trümmer desselben flogen Fink auf den Kopf. Er erlitt
eine schwere Gehirnerschütterung und mußte in das Spital
der Barmherzigen Brüder gebracht werden.

* Feuer.

Im Souterrainlocal der Pilsenetzer
Bierhalle, Stubenbastei Nr. 1, woselbst sich die
Schlafstellen der weiblichen Bediensteten befinden, ent-
stand am 21. d. M. Nachts nach 1/2 12 Uhr ein Feuer.
Eine Riegelwand war in Brand gerathen. Das Feuer
wurde sogleich entdeckt und konnte bald gelöscht
werden. -- Gestern Früh um 7 Uhr ist die Verkaufs-
hütte der Victualienhändlerin Anna Slanka auf
dem Laaerberg Nr. 230 in Brand gerathen und von
den Flammen nach kurzer Zeit verzehrt worden. Der
Schade beträgt 140 fl.

* Selbstmordchronik.

Heute Früh um 1/47 Uhr
trank die 24jährige Prostituirte Rosa U., Novaragasse 4
wohnhaft, eine Lösung von Phosphorzündhölzchenköpfchen
und zog sich schwere innere Verletzungen zu. Man brachte
sie in das Rudolfspital. Streit mit dem Geliebten ist das
Motiv des Selbstmordversuches. -- Wegen Lebensüberdruß
durchschnitt sich gestern Abends um 1/411 Uhr die 59jährige
Private Eva K., als sie allein in der Küche ihrer Wohnung,
Schönburggasse 28, weilte, mit einem Rasirmesser den Hals
und das linke Handgelenk und verletzte sich schwer. Die
[Spaltenumbruch] "Lebensmüde" wurde in das Wiedener Spital gebracht. --
Der 27jährige Zuckerbäckergehilfe Josef H. trank heute wegen
eines häuslichen Zwistes eine Laugensteinlösung und zog
sich hierdurch schwere Verätzungen im Munde zu. Er wurde
in das Rudolfspital gebracht. -- Heute Früh, kurz vor
7 Uhr hat sich der Juwelier Louis Abel in seiner
Wohnung, Technikerstraße 9, noch im Bette liegend, aus
einem Revolver eine Kugel in den Kopf gejagt und sich so-
fort getödtet. Kränkung über den Niedergang seines Ge-
schäftes ist der Grund des Selbstmordes. Das Geschäft war
im Jahre 1835 gegründet und befindet sich Wiedener Haupt-
straße 3.

* Festgenommener Schwindler.

Von dem
Sicherheitsbureau der Polizeidirection wurde am 21. d.
der 20jährige Kutscher Franz Wallner verhaftet.
Derselbe hat nämlich in den letzten Wochen Kindern
und Lehrlingen, Packete und Waaren, welche sie ab-
liefern sollten, unter listigen Vorspiegelungen heraus-
gelockt. Er schickte die Kinder unter einem lügenhaften
Vorhaben in ein Haus, versprach mittlerweile das
Packet zu halten, verschwand aber immer, kaum daß
sein Opfer das Haus betreten hatte. Bisher wurden
dem Schwindler elf Betrügereien nachgewiesen.

* Eine internationale Gaunerin.

Die von
den Gerichten in Landshut, München, Linz, Ansbach
und Wien wegen Diebstahles, Majestätsbeleidigung
und Betrug bereits abgestrafte 52jährige Handarbeiterin
Anna Haimerl, in Kehlheim geboren, wurde am 21. d.
wegen bedenklichen Besitzes von Futterstoffen verhaftet.
Sie gestand, die Stoffe gestohlen zu haben, weigerte
sich aber den Beschädigten zu nennen.

* Brandgeruch im Theater in der Josef-
stadt.

Sonntag Abends kurz vor Schluß der Vorstellung
"Wie man Männer fesselt" im Theater in der Josef-
stodt wurde von einigen Besuchern im Parterre ein
Brandgeruch verspürt. In Folge der nun entstandenen
Unruhe erhoben sich mehrere Personen von ihrem Sitze,
von denen einige sogar schnell das Schauspielhaus ver-
ließen. Nach nur wenigen Minuten beruhigte sich jedoch
wieder das Publicum, da eine eingehende Untersuchung
des Bühnenraumes, welche vorgenommen worden ist,
ergeben hat, daß nicht der geringste Anlaß zu einer
Gefahr vorliegt. Der Regisseur Herr Groß, die In-
spectionsbeamten der k. k. Polizeidirection und des
Stadtbauamtes erschienen auf offener Scene und theilten
dem Publicum mit, daß ein Grund zur Beunruhigung
nicht vorhanden sei. Die Vorstellung wurde nun ohne
weiteren Zwischenfall zu Ende geführt.

* Lebensretter und Taschendieb.

Der 24jähr.
Schlossergehilfe Leopold Weidler, wiederholt abge-
straft, wurde am 21. d. M. Abends in der Brigittenau
wegen eines verübten Taschendiebstahles festgenommen.
Der Bursche aber widersetzte sich mit Gewalt, biß den
Wachmann in den Finger und konnte nur mit Hilfe
von drei anderen Wachmänner und einem Verpflegs-
soldaten überwältigt werden. Weidler hatte einige
Stunden früher mit einem zweiten Arbeiter jenes
Mädchen, welches sich von der Brigittabrücke in den
Donaucanal gestürzt hatte, lebend den Wellen entrissen.

* Sterbefall.

Am 22. d. M. Mittags ist der bekannte
Hotelier Heß (Mitbesitzer des "Hotels König von Ungarn"
1. Bezirk, Schulerstraße Nr. 10, im 67. Lebensjahre ge-
storben.

* Ein Durchgegangener.

Dem "Tiroler
Volksblatt" wird aus Meran folgendes ergötzliche Ge-
schichtchen geschrieben: Ein hier zur Kur weilender
Professor wollte sich seinen Hund von München nach-
schicken lassen. Als nun das Thier die Station Kuf-
stein passirte, dort wegen der Zollrevision einen
Aufenthalt von einer halben Stunde zu gewärtigen hatte,
erbarmte sich ein Conducteur über das arme Hunger
und Durst leidende Thier, ließ dasselbe aus seinen
Käfig und gab ihm im reichlichen Maße zu essen und
zu trinken. Nachdem der Hund sich etwas gestärkt und
die Gegend betrachtet hatte, war er aus Dankbarkeit
aber auch schon -- davon -- und der arme Conducteur
hatte das Nachsehen. Die Zeit zur Abfahrt war heran-
gerückt und der Hund war aber nicht mehr zu sehen.
In der größten Angst und Verzweiflung packte der
Conducteur den erst besten Hund am Perron,
steckte diesen in den Käfig und der Zug
gerieth ins Rollen. Herr N. N. bekam nun das Bahn-
aviso zur Auslösung seines Hundes und begab sich
selbst zum Bahnhof um seinen Liebling zu empfangen.
Aber welch ein Erstaunen über die so "plötzliche Ver-
änderung" seines Hundes, welcher sofort wieder ver-
laden und retour gesandt wurde, nachdem sich der
Zufall aufgeklärt hatte. Herr N. N. ist aber bis
heute noch nicht in den Besitz seines eigentlichen
Hundes.

* Wetter.

Das Wetter bleibt voraussichtlich vor-
wiegend heiter, mild und ruhig.




Aus den Kronländern.
Krain.

Laibach.

(Die Südslaven und die
Majorität.)
Jüngst erschien in dem Organ des
Krainer Katholisch-nationalen ein geharnischter Artikel,
der den Austritt der katholischen Südslaven aus der
Majorität verlangte und Lärm schlug, als habe das
letzte Stündlein der Majorität schon geschlagen. --
Doch im Südslavenclub rührte sich nichts, im Gegentheil
man sagte lachend, mit dem Artikel der Slovener
habe man nichts zu schaffen. Nun erklärt der "Süden"
diese Erscheinungen und sagt, zwei Strömungen im
christlich-slavischen Verband drohten die Einigkeit zu
stören. "Beide Strömungen", sagt das citirte Blatt "er-
streben wohl dasselbe Endziel, aber mit verschiedenem

Wien, Dienſtag Reichspoſt 24. Jänner 1899 19

[Spaltenumbruch] Statthalterei in Innsbruck ernannt. In Anerkennung ſeines
unerſchrockenen Verhaltens bei der Unterdrückung des
Brandes eines Laboratoriums erhielt der Gefreite Joſef
Vale des Pionnier-Bataillons Nr. 15 das ſilberne Ver-
dienſtkreuz.

* Beſtellter Gattenmord.

Marie Zörer,
Gaſtwirthin in Gratwein, richtete an den ihr be-
kannten Südfrüchtenhändler Stampler in Göſting
ein Schreiben, worin ſie ihn aufforderte, ihren
Gatten zu erſchießen.
Gleichzeitig mit dem
Schreiben überſandte ſie einen ſcharf geladenen
Revolver.
Stampler erſtattete die Anzeige, worauf
Marie Zörer zum Landesgerichte in Graz vorgeladen
und nach der Einvernahme ſofort in Haft behalten
wurde.

* Zweiunddreißig Perſonen von einem
wüthenden Hund gebiſſen.

In Szecſenyi
(Neograder Comitat) hat, wie von dort gemeldet wird,
ein toller Hund, während er verfolgt wurde, 32 Per-
ſonen gebiſſen. Dieſelben wurden in das Paſteur’ſche
Inſtitut in Budapeſt gebracht.

* Begnadigte Secundanten.

Im vorigen Jahre
fand in Czernowitz zwiſchen dem Rechtshörer Skorski
und einem Officier des 41. Infanterieregiments ein
Säbelduell ſtatt, bei welchem Erſterer ſo ſchwer ver-
wundet wurde, daß er nach kurzer Zeit ſtarb. Bei der
darauffolgenden Verhandlung vor dem Czernowitzer
Landesgerichte wurden die Secundanten Concepts-
praktikant Franz Newed und der Rechtshörer
Derer wegen Theilnahme an dem Verbrecheu des
Zweikampfes zu viermonatlichem, reſpective zweimonat-
lichem Kerker verurtheilt. Nun hat der Kaiſer den
beiden Verutheilten die über ſie verhängte Kerkerſtrafe
nachgeſehen.

* Gegen den Hetzruf „Los von Rom“.

Eine
äußerſt zeitgemäße Broſchüre, betitelt: „Die Wahrheit“,
eine Antwort auf den Ruf „Los von Rom“, erſchien
ſoeben im Verlage A. Opitz in Warnsdorf, in einer
Auflage von 7000 Expl. Dieſe auf Veranlaſſung des
Caniſius-Preßvereines für die Diöceſe Leitmeritz von
berufener Seite meiſterhaft geſchriebene, 54 Seiten um-
faſſende Broſchüre wurde als Nr. 14 der Broſchüren-
Sammlung „Volksaufklärung“ herausge-
geben. Dieſelbe entſpricht einem bei der gegenwärtigen
von Deutſchradicalen und Altkatholiken betriebenen
Abfalls-Propaganda tief gefühlten Bedürfniſſe der Ka-
tholiken. Sie widerlegt namentlich die von altkatholiſcher
Seite erhobenen Vorwürfe gegen die katholiſche Kirche
in ſachlicher, objectiver und gründlicher Weiſe, indem
ſie einerſeits die im Kampfe gegen Rom beſonders in
Frage kommenden katholiſchen Lehren und Einrichtungen
(Primat ꝛc.), anderſeits die heute üblichſten kirchenfeind-
lichen Phraſen kurz und beweiskräftig behandelt. Die
Broſchüre hat demnach, obwohl die augenblickliche Zeit-
ſtrömung in Böhmen mehr berückſichtigend, allgemeinen
und dauernden Werth. Sie iſt katholiſchen Vereinen,
Prieſtern und Laien ſehr zu empfehlen. Preis einzeln
5 kr. (fr. 7 kr.), 50 Expl. 2 fl. 40 kr., 100 Expl.
4 fl. 40 kr.; von 500 Expl. an 25 % Rabatt.

* Ein geſtochener Sicherheitswachmann.

Geſtern
um ¼12 Uhr Nachts provocirte im Tanzlocale des Gaſt-
wirthes Mudera, Laxenburgerſtraße Nr. 59, der Tag-
löhner Wilhelm Bohaty, der als Trunkenbold, Raufbold
und Gewaltthäter ein polizeiliches Renommé genießt, den
dort auf Inſpection befindlichen Sicherheitswachmann Anton
Tſchipp ſo lange, bis dieſer nicht umhin konnte, den
Bohaty für arretirt zu erklären. In dieſem Augenblicke packte
Bohaty den Wachmann an der Bruſt, und ein zweiter
Alkoholiker der 42jährige Taglöhner Auguſt Schimmel,
Waldgaſſe Nr. 29 wohnhaft, aſſiſtirte ihm, indem er
Tſchipp von rückwärts faßte. Die beiden Männer riſſen
den Wachmann zu Boden und wollten mit einem Literglas
auf ihn losſchlagen. Der hartbedrängte Wachmann konnte
ſich angeſichts der drohenden Gefahr ſeiner Gegner nicht
anders erwehren, als indem er von der Waffe Gebrauch
machte und mit dem Säbel bei de Gewaltthäter, und zwar
Bohaty am Oberſchenkel, Schimmel am Kopfe verletzte. Erſt
durch die Intervention der Sicherheitswachmänner Franz
Pils und Bruno Wlach wurde Wachmann Tſchipp
von ſeinen Angreifern befreit. Bei dieſer Action iſt Sicher-
heitswachmann Wlach durch einen Meſſerſtich am Bauche
verletzt worden. Dem Wachmann Pils wurde der Helm
beſchädigt. Die überwältigten Gewaltthäter ſind in das
Wiedner Krankenhaus gebracht worden.

* Ein Fahrraddieb.

Geſtern um ſechs Uhr begab
ſich der Clavierlehrer Raimund Heller in die Maria-
hilfer Pfarrkirche und ließ ſein mit einer Sperrkette verſehe-
nes Fahrrad im Werthe von 150 fl. vor dem Thore ſtehen.
Als Zeller wieder auf die Straße trat, war das Rad ver-
ſchwunden. Paſſanten ſagten ihm, ſie hätten einen Mann
geſehen, der ſich am Rade zu ſchaffen machte. Sie wieſen
dem Beſchädigten die Richtung, in der ſich der Mann ent-
fernt. Zeller theilte dies auf der Kreuzung Gumpendorfer-
ſtraße-Windmühlgaſſe dem Sicherheitswachmann Grad-
nitzer
mit, der den jungen Mann mit dem Rad ſchon
früher im Auge behalten hatte, da er ihm verdächtig vor-
gekommen war. Der Burſche war eiligſt davongelaufen, doch
verfolgte ihn der Wachmann durch die Windmühlgaſſe.
Als der Dieb die Verfolger auf den Ferſen ſah, warf er
das Rad, das ihn behinderte, weg und ſuchte über die
Theobaldſtiege am Geländer abwärts gleitend, zu ent-
kommen, fiel aber zu Boden und wurde vom Sicherheits-
wachmann mit Hilfe eines Paſſanten feſtgenommen und
auf das Polizeicommiſſariat Mariahilf gebracht. Der Ver-
haftete, der 27jährige Eiſendrehergehilfe Carl Scholta,
Hietzing, Einwandgaſſe Nr. 35 wohnhaft, wurde dem
Landesgerichte eingeliefert.

* Eine chriſtlichſociale Verſammlung der Staats-
diener.

Dienſtag den 24. d. M. 10 Uhr Abends
findet in der Volkshalle des neuen Wiener Rathhauſes eine
vom Reichsraths-Abgeordneten Prochazka einberufene
Verſammlung der Staatsdiener ſtatt. Faſt alle chriſtlich-
ſocialen Abgeordneten werden erſcheinen. Staatsdiener
erſcheint in Maſſen!


[Spaltenumbruch]
* Vom Zuge abgeſprungen.

Geſtern Früh
um ½8 Uhr iſt ein Hof- und Gerichtsadvocat nächſt
der Station Meidling-Hauptſtraße der Stadtbahn durch
Leichtſinn verunglückt. Der Advocat wollte nämlich in
genannten Station den Zug verlaſſen, erinnerte ſich
aber daran erſt, als der Train bereits in Bewegung
war. Kurz entſchloſſen ſprang der Advocat vom rollen-
den Zuge ab, ſtürzte nieder und zog ſich einen offenen
Schenkelbruch am rechten Bein zu. Der Verunglückte
wurde in das Wiedener Krankenhaus gebracht.

* Verunglücktes Kind.

Am 21. d. M. Nachmittags
um 4 Uhr befand ſich die Handarbeiterin Caroline
Kordoch, Meidling, Pohlgaſſe 6 wohnhaft, mit ihren
18 Monate alten Töchterchen Caroline in der Wohnung
der Privaten Leopoldine Hutter, Meidling, Roſalien-
gaſſe 26 wohnhaft. Caroline Kordoch entfernte ſich auf
einige Minuten aus dem Zimmer und in der Zwiſchenzeit war
ihr Töchterchen in ein mit heißen Waſſer gefülltes Schaff
gefallen. Das arme Kind hatte am ganzen Körper lebens-
gefährliche Brandwunden erlitten. Die Kleine iſt in das
Carolinen-Kinderſpital gebracht worden.

* Erdbeben in Griechenland.

Aus Athen
wird telegraphirt: Heute (22.) Früh wurde auf dem
Peloponnes ein Erdbeben beobachtet. Zwei Ortſchaften
wurden zerſtört. In Philiatra, wo Häuſer Riſſe erhielten
wurden dieſelben geräumt. Es iſt nicht bekannt, ob ein
Verluſt von Menſchenleben zu beklagen iſt. Der angerichtete
Schaden iſt ein beträchtlicher.

* Sturm in England.

In verſchiedenen Theilen des
Landes herrſchte, wie aus London gedrahtet wird, in
der vergangenen Nacht ein heftiger Sturm. Mehrere Flüſſe
ſind ausgetreten. Der zwiſchen Calais und Dover ver-
kehrende Poſtdampfer machte wiederholt vergebliche Verſuche,
die Landungsſtelle in Dover oder in Folkeſtone zu erreichen
und landete ſchließlich in letzterem Orte. Der Dampfer-
dienſt im Canal war während der Nacht eingeſtellt.

* Die ſanitären Verhältniſſe in Wien

illuſtrirt eine ſtatiſtiſche Tabelle, die der Convent der
barmherzigen Brüder über einzelne Krankheiten, die in
dieſem Hoſpitale znr Behandlung kamen, zuſammen-
geſtellt hat. Während die Krankheitsformen der Selbſt-
morde, der Verletzungen, des Nervenſyſtems zu nehmen,
hat der Typhus rapid abgenommen. Im Jahre 1848
kamen auf je 1000 Kranke 70·6 Typhus-Kranke, im
Jahre 1858, 39·8, im Jahre 1865, 25·8, im Jahre
1878, 19·7, im Jahre 1888, 8·9 und im vorigen
Jahre 8·1. Was die Selbſtmorde anlangt,
ſo begann die „Lebensmüdigkeit“ in einem
Falle ein Alter von 11 Jahren.
Es folgen mit 14 Jahren 4 Fälle, mit 15 Jahren
2 Fälle, mit 16 Jahren 3 Fälle, mit 17 Jahren
12 Fälle, mit 18 Jahren 5 Fälle, mit 19 Jahren
3 Fälle, mit 20 Jahren 10 Fälle. In der Alters-
grenze 21—30 Jahre liegen 24 Fälle, 31—40 Jahre
weiſen 10 Fälle auf, 41—50 Jahre 11 Fälle, 51 bis
60 Jahre 2 Fälle, das Alter von 62 und 68 Jahren
erreichten 2 derartige Fälle. Der Confeſſion nach
waren 62 Lebensmüde katholiſch, 3 evangeliſch und
4 moſaiſch, dem Stande nach 72 ledig, 14 verehelicht
und verwitwet. Was die Motive zum Selbſtmord an-
langt, ſo haben unter den 89 im Berichtsjahre ausge-
wieſenen ſolchen Fällen als Motive: 10 unbekannt,
25 Lebensüberdruß, 4 körperliche Leiden, 6 Leiden-
ſchaften, 2 Laſter, 13 Zwiſt und Aerger über Familien-
angehörige, 14 Kummer über Vermögensverhältniſſe,
6 Unzufriedenheit mit der Lage und 9 Furcht vor
Strafe.

* Ein neuer Original-Roman der „Reichs-
poſt“

beginnt in der morgigen Nummer. Unter dem
Titel „Erna’s Geſchick“ bietet uns eine Kennerin
des weiblichen Herzens und der ariſtokratiſchen Ver-
hältniſſe eine bis zum Schluſſe ſpannende und pſycho-
logiſch vertiefte Erzählung, deren Heldin eine liebens-
würdige, edle, aber leidenſchaftliche Natur iſt, die ſich
aber in den ſchwerſten Lagen des Lebens nur nach den
größten Verſuchungen doch immer wieder ſelbſt findet,
weil ſie gehalten iſt durch den Adel ihres Charakters.
Dieſer Roman wird umſo größeres Intereſſe erregen,
als er in heimiſchen Gauen, in Wien und Graz, ſowie
im ſonnigen Italien ſpielt. Die Verfaſſerin iſt Helene
Baronin v. Falkenhauſen.
Es iſt zu
hoffen, daß es nicht die letzte literariſche Gabe iſt, mit
der ſie die „Reichspoſt“ beſchenkt.

* Verunglückt.

Im Keller der Reſtauration Lehninger,
Johannesgaſſe Nr. 2, war heute Vormittags nach 9 Uhr
der 20jährige Kellerburſche Alois Fink beſchäftigt, einen
Kohlenſäuredruckapparat, der mit einem Bierfaß in Ver-
bindung ſtand, zu öffnen. Plötzlich explodirte das Faß und
die Trümmer desſelben flogen Fink auf den Kopf. Er erlitt
eine ſchwere Gehirnerſchütterung und mußte in das Spital
der Barmherzigen Brüder gebracht werden.

* Feuer.

Im Souterrainlocal der Pilſenetzer
Bierhalle, Stubenbaſtei Nr. 1, woſelbſt ſich die
Schlafſtellen der weiblichen Bedienſteten befinden, ent-
ſtand am 21. d. M. Nachts nach ½ 12 Uhr ein Feuer.
Eine Riegelwand war in Brand gerathen. Das Feuer
wurde ſogleich entdeckt und konnte bald gelöſcht
werden. — Geſtern Früh um 7 Uhr iſt die Verkaufs-
hütte der Victualienhändlerin Anna Slanka auf
dem Laaerberg Nr. 230 in Brand gerathen und von
den Flammen nach kurzer Zeit verzehrt worden. Der
Schade beträgt 140 fl.

* Selbſtmordchronik.

Heute Früh um ¼7 Uhr
trank die 24jährige Proſtituirte Roſa U., Novaragaſſe 4
wohnhaft, eine Löſung von Phosphorzündhölzchenköpfchen
und zog ſich ſchwere innere Verletzungen zu. Man brachte
ſie in das Rudolfſpital. Streit mit dem Geliebten iſt das
Motiv des Selbſtmordverſuches. — Wegen Lebensüberdruß
durchſchnitt ſich geſtern Abends um ¼11 Uhr die 59jährige
Private Eva K., als ſie allein in der Küche ihrer Wohnung,
Schönburggaſſe 28, weilte, mit einem Raſirmeſſer den Hals
und das linke Handgelenk und verletzte ſich ſchwer. Die
[Spaltenumbruch] „Lebensmüde“ wurde in das Wiedener Spital gebracht. —
Der 27jährige Zuckerbäckergehilfe Joſef H. trank heute wegen
eines häuslichen Zwiſtes eine Laugenſteinlöſung und zog
ſich hierdurch ſchwere Verätzungen im Munde zu. Er wurde
in das Rudolfſpital gebracht. — Heute Früh, kurz vor
7 Uhr hat ſich der Juwelier Louis Abel in ſeiner
Wohnung, Technikerſtraße 9, noch im Bette liegend, aus
einem Revolver eine Kugel in den Kopf gejagt und ſich ſo-
fort getödtet. Kränkung über den Niedergang ſeines Ge-
ſchäftes iſt der Grund des Selbſtmordes. Das Geſchäft war
im Jahre 1835 gegründet und befindet ſich Wiedener Haupt-
ſtraße 3.

* Feſtgenommener Schwindler.

Von dem
Sicherheitsbureau der Polizeidirection wurde am 21. d.
der 20jährige Kutſcher Franz Wallner verhaftet.
Derſelbe hat nämlich in den letzten Wochen Kindern
und Lehrlingen, Packete und Waaren, welche ſie ab-
liefern ſollten, unter liſtigen Vorſpiegelungen heraus-
gelockt. Er ſchickte die Kinder unter einem lügenhaften
Vorhaben in ein Haus, verſprach mittlerweile das
Packet zu halten, verſchwand aber immer, kaum daß
ſein Opfer das Haus betreten hatte. Bisher wurden
dem Schwindler elf Betrügereien nachgewieſen.

* Eine internationale Gaunerin.

Die von
den Gerichten in Landshut, München, Linz, Ansbach
und Wien wegen Diebſtahles, Majeſtätsbeleidigung
und Betrug bereits abgeſtrafte 52jährige Handarbeiterin
Anna Haimerl, in Kehlheim geboren, wurde am 21. d.
wegen bedenklichen Beſitzes von Futterſtoffen verhaftet.
Sie geſtand, die Stoffe geſtohlen zu haben, weigerte
ſich aber den Beſchädigten zu nennen.

* Brandgeruch im Theater in der Joſef-
ſtadt.

Sonntag Abends kurz vor Schluß der Vorſtellung
„Wie man Männer feſſelt“ im Theater in der Joſef-
ſtodt wurde von einigen Beſuchern im Parterre ein
Brandgeruch verſpürt. In Folge der nun entſtandenen
Unruhe erhoben ſich mehrere Perſonen von ihrem Sitze,
von denen einige ſogar ſchnell das Schauſpielhaus ver-
ließen. Nach nur wenigen Minuten beruhigte ſich jedoch
wieder das Publicum, da eine eingehende Unterſuchung
des Bühnenraumes, welche vorgenommen worden iſt,
ergeben hat, daß nicht der geringſte Anlaß zu einer
Gefahr vorliegt. Der Regiſſeur Herr Groß, die In-
ſpectionsbeamten der k. k. Polizeidirection und des
Stadtbauamtes erſchienen auf offener Scene und theilten
dem Publicum mit, daß ein Grund zur Beunruhigung
nicht vorhanden ſei. Die Vorſtellung wurde nun ohne
weiteren Zwiſchenfall zu Ende geführt.

* Lebensretter und Taſchendieb.

Der 24jähr.
Schloſſergehilfe Leopold Weidler, wiederholt abge-
ſtraft, wurde am 21. d. M. Abends in der Brigittenau
wegen eines verübten Taſchendiebſtahles feſtgenommen.
Der Burſche aber widerſetzte ſich mit Gewalt, biß den
Wachmann in den Finger und konnte nur mit Hilfe
von drei anderen Wachmänner und einem Verpflegs-
ſoldaten überwältigt werden. Weidler hatte einige
Stunden früher mit einem zweiten Arbeiter jenes
Mädchen, welches ſich von der Brigittabrücke in den
Donaucanal geſtürzt hatte, lebend den Wellen entriſſen.

* Sterbefall.

Am 22. d. M. Mittags iſt der bekannte
Hotelier Heß (Mitbeſitzer des „Hotels König von Ungarn“
1. Bezirk, Schulerſtraße Nr. 10, im 67. Lebensjahre ge-
ſtorben.

* Ein Durchgegangener.

Dem „Tiroler
Volksblatt“ wird aus Meran folgendes ergötzliche Ge-
ſchichtchen geſchrieben: Ein hier zur Kur weilender
Profeſſor wollte ſich ſeinen Hund von München nach-
ſchicken laſſen. Als nun das Thier die Station Kuf-
ſtein paſſirte, dort wegen der Zollreviſion einen
Aufenthalt von einer halben Stunde zu gewärtigen hatte,
erbarmte ſich ein Conducteur über das arme Hunger
und Durſt leidende Thier, ließ dasſelbe aus ſeinen
Käfig und gab ihm im reichlichen Maße zu eſſen und
zu trinken. Nachdem der Hund ſich etwas geſtärkt und
die Gegend betrachtet hatte, war er aus Dankbarkeit
aber auch ſchon — davon — und der arme Conducteur
hatte das Nachſehen. Die Zeit zur Abfahrt war heran-
gerückt und der Hund war aber nicht mehr zu ſehen.
In der größten Angſt und Verzweiflung packte der
Conducteur den erſt beſten Hund am Perron,
ſteckte dieſen in den Käfig und der Zug
gerieth ins Rollen. Herr N. N. bekam nun das Bahn-
aviſo zur Auslöſung ſeines Hundes und begab ſich
ſelbſt zum Bahnhof um ſeinen Liebling zu empfangen.
Aber welch ein Erſtaunen über die ſo „plötzliche Ver-
änderung“ ſeines Hundes, welcher ſofort wieder ver-
laden und retour geſandt wurde, nachdem ſich der
Zufall aufgeklärt hatte. Herr N. N. iſt aber bis
heute noch nicht in den Beſitz ſeines eigentlichen
Hundes.

* Wetter.

Das Wetter bleibt vorausſichtlich vor-
wiegend heiter, mild und ruhig.




Aus den Kronländern.
Krain.

Laibach.

(Die Südſlaven und die
Majorität.)
Jüngſt erſchien in dem Organ des
Krainer Katholiſch-nationalen ein geharniſchter Artikel,
der den Austritt der katholiſchen Südſlaven aus der
Majorität verlangte und Lärm ſchlug, als habe das
letzte Stündlein der Majorität ſchon geſchlagen. —
Doch im Südſlavenclub rührte ſich nichts, im Gegentheil
man ſagte lachend, mit dem Artikel der Slovener
habe man nichts zu ſchaffen. Nun erklärt der „Süden“
dieſe Erſcheinungen und ſagt, zwei Strömungen im
chriſtlich-ſlaviſchen Verband drohten die Einigkeit zu
ſtören. „Beide Strömungen“, ſagt das citirte Blatt „er-
ſtreben wohl dasſelbe Endziel, aber mit verſchiedenem

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[4/0004] Wien, Dienſtag Reichspoſt 24. Jänner 1899 19 Statthalterei in Innsbruck ernannt. In Anerkennung ſeines unerſchrockenen Verhaltens bei der Unterdrückung des Brandes eines Laboratoriums erhielt der Gefreite Joſef Vale des Pionnier-Bataillons Nr. 15 das ſilberne Ver- dienſtkreuz. * Beſtellter Gattenmord. Marie Zörer, Gaſtwirthin in Gratwein, richtete an den ihr be- kannten Südfrüchtenhändler Stampler in Göſting ein Schreiben, worin ſie ihn aufforderte, ihren Gatten zu erſchießen. Gleichzeitig mit dem Schreiben überſandte ſie einen ſcharf geladenen Revolver. Stampler erſtattete die Anzeige, worauf Marie Zörer zum Landesgerichte in Graz vorgeladen und nach der Einvernahme ſofort in Haft behalten wurde. * Zweiunddreißig Perſonen von einem wüthenden Hund gebiſſen. In Szecſenyi (Neograder Comitat) hat, wie von dort gemeldet wird, ein toller Hund, während er verfolgt wurde, 32 Per- ſonen gebiſſen. Dieſelben wurden in das Paſteur’ſche Inſtitut in Budapeſt gebracht. * Begnadigte Secundanten. Im vorigen Jahre fand in Czernowitz zwiſchen dem Rechtshörer Skorski und einem Officier des 41. Infanterieregiments ein Säbelduell ſtatt, bei welchem Erſterer ſo ſchwer ver- wundet wurde, daß er nach kurzer Zeit ſtarb. Bei der darauffolgenden Verhandlung vor dem Czernowitzer Landesgerichte wurden die Secundanten Concepts- praktikant Franz Newed und der Rechtshörer Derer wegen Theilnahme an dem Verbrecheu des Zweikampfes zu viermonatlichem, reſpective zweimonat- lichem Kerker verurtheilt. Nun hat der Kaiſer den beiden Verutheilten die über ſie verhängte Kerkerſtrafe nachgeſehen. * Gegen den Hetzruf „Los von Rom“. Eine äußerſt zeitgemäße Broſchüre, betitelt: „Die Wahrheit“, eine Antwort auf den Ruf „Los von Rom“, erſchien ſoeben im Verlage A. Opitz in Warnsdorf, in einer Auflage von 7000 Expl. Dieſe auf Veranlaſſung des Caniſius-Preßvereines für die Diöceſe Leitmeritz von berufener Seite meiſterhaft geſchriebene, 54 Seiten um- faſſende Broſchüre wurde als Nr. 14 der Broſchüren- Sammlung „Volksaufklärung“ herausge- geben. Dieſelbe entſpricht einem bei der gegenwärtigen von Deutſchradicalen und Altkatholiken betriebenen Abfalls-Propaganda tief gefühlten Bedürfniſſe der Ka- tholiken. Sie widerlegt namentlich die von altkatholiſcher Seite erhobenen Vorwürfe gegen die katholiſche Kirche in ſachlicher, objectiver und gründlicher Weiſe, indem ſie einerſeits die im Kampfe gegen Rom beſonders in Frage kommenden katholiſchen Lehren und Einrichtungen (Primat ꝛc.), anderſeits die heute üblichſten kirchenfeind- lichen Phraſen kurz und beweiskräftig behandelt. Die Broſchüre hat demnach, obwohl die augenblickliche Zeit- ſtrömung in Böhmen mehr berückſichtigend, allgemeinen und dauernden Werth. Sie iſt katholiſchen Vereinen, Prieſtern und Laien ſehr zu empfehlen. Preis einzeln 5 kr. (fr. 7 kr.), 50 Expl. 2 fl. 40 kr., 100 Expl. 4 fl. 40 kr.; von 500 Expl. an 25 % Rabatt. * Ein geſtochener Sicherheitswachmann. Geſtern um ¼12 Uhr Nachts provocirte im Tanzlocale des Gaſt- wirthes Mudera, Laxenburgerſtraße Nr. 59, der Tag- löhner Wilhelm Bohaty, der als Trunkenbold, Raufbold und Gewaltthäter ein polizeiliches Renommé genießt, den dort auf Inſpection befindlichen Sicherheitswachmann Anton Tſchipp ſo lange, bis dieſer nicht umhin konnte, den Bohaty für arretirt zu erklären. In dieſem Augenblicke packte Bohaty den Wachmann an der Bruſt, und ein zweiter Alkoholiker der 42jährige Taglöhner Auguſt Schimmel, Waldgaſſe Nr. 29 wohnhaft, aſſiſtirte ihm, indem er Tſchipp von rückwärts faßte. Die beiden Männer riſſen den Wachmann zu Boden und wollten mit einem Literglas auf ihn losſchlagen. Der hartbedrängte Wachmann konnte ſich angeſichts der drohenden Gefahr ſeiner Gegner nicht anders erwehren, als indem er von der Waffe Gebrauch machte und mit dem Säbel bei de Gewaltthäter, und zwar Bohaty am Oberſchenkel, Schimmel am Kopfe verletzte. Erſt durch die Intervention der Sicherheitswachmänner Franz Pils und Bruno Wlach wurde Wachmann Tſchipp von ſeinen Angreifern befreit. Bei dieſer Action iſt Sicher- heitswachmann Wlach durch einen Meſſerſtich am Bauche verletzt worden. Dem Wachmann Pils wurde der Helm beſchädigt. Die überwältigten Gewaltthäter ſind in das Wiedner Krankenhaus gebracht worden. * Ein Fahrraddieb. Geſtern um ſechs Uhr begab ſich der Clavierlehrer Raimund Heller in die Maria- hilfer Pfarrkirche und ließ ſein mit einer Sperrkette verſehe- nes Fahrrad im Werthe von 150 fl. vor dem Thore ſtehen. Als Zeller wieder auf die Straße trat, war das Rad ver- ſchwunden. Paſſanten ſagten ihm, ſie hätten einen Mann geſehen, der ſich am Rade zu ſchaffen machte. Sie wieſen dem Beſchädigten die Richtung, in der ſich der Mann ent- fernt. Zeller theilte dies auf der Kreuzung Gumpendorfer- ſtraße-Windmühlgaſſe dem Sicherheitswachmann Grad- nitzer mit, der den jungen Mann mit dem Rad ſchon früher im Auge behalten hatte, da er ihm verdächtig vor- gekommen war. Der Burſche war eiligſt davongelaufen, doch verfolgte ihn der Wachmann durch die Windmühlgaſſe. Als der Dieb die Verfolger auf den Ferſen ſah, warf er das Rad, das ihn behinderte, weg und ſuchte über die Theobaldſtiege am Geländer abwärts gleitend, zu ent- kommen, fiel aber zu Boden und wurde vom Sicherheits- wachmann mit Hilfe eines Paſſanten feſtgenommen und auf das Polizeicommiſſariat Mariahilf gebracht. Der Ver- haftete, der 27jährige Eiſendrehergehilfe Carl Scholta, Hietzing, Einwandgaſſe Nr. 35 wohnhaft, wurde dem Landesgerichte eingeliefert. * Eine chriſtlichſociale Verſammlung der Staats- diener. Dienſtag den 24. d. M. 10 Uhr Abends findet in der Volkshalle des neuen Wiener Rathhauſes eine vom Reichsraths-Abgeordneten Prochazka einberufene Verſammlung der Staatsdiener ſtatt. Faſt alle chriſtlich- ſocialen Abgeordneten werden erſcheinen. Staatsdiener erſcheint in Maſſen! * Vom Zuge abgeſprungen. Geſtern Früh um ½8 Uhr iſt ein Hof- und Gerichtsadvocat nächſt der Station Meidling-Hauptſtraße der Stadtbahn durch Leichtſinn verunglückt. Der Advocat wollte nämlich in genannten Station den Zug verlaſſen, erinnerte ſich aber daran erſt, als der Train bereits in Bewegung war. Kurz entſchloſſen ſprang der Advocat vom rollen- den Zuge ab, ſtürzte nieder und zog ſich einen offenen Schenkelbruch am rechten Bein zu. Der Verunglückte wurde in das Wiedener Krankenhaus gebracht. * Verunglücktes Kind. Am 21. d. M. Nachmittags um 4 Uhr befand ſich die Handarbeiterin Caroline Kordoch, Meidling, Pohlgaſſe 6 wohnhaft, mit ihren 18 Monate alten Töchterchen Caroline in der Wohnung der Privaten Leopoldine Hutter, Meidling, Roſalien- gaſſe 26 wohnhaft. Caroline Kordoch entfernte ſich auf einige Minuten aus dem Zimmer und in der Zwiſchenzeit war ihr Töchterchen in ein mit heißen Waſſer gefülltes Schaff gefallen. Das arme Kind hatte am ganzen Körper lebens- gefährliche Brandwunden erlitten. Die Kleine iſt in das Carolinen-Kinderſpital gebracht worden. * Erdbeben in Griechenland. Aus Athen wird telegraphirt: Heute (22.) Früh wurde auf dem Peloponnes ein Erdbeben beobachtet. Zwei Ortſchaften wurden zerſtört. In Philiatra, wo Häuſer Riſſe erhielten wurden dieſelben geräumt. Es iſt nicht bekannt, ob ein Verluſt von Menſchenleben zu beklagen iſt. Der angerichtete Schaden iſt ein beträchtlicher. * Sturm in England. In verſchiedenen Theilen des Landes herrſchte, wie aus London gedrahtet wird, in der vergangenen Nacht ein heftiger Sturm. Mehrere Flüſſe ſind ausgetreten. Der zwiſchen Calais und Dover ver- kehrende Poſtdampfer machte wiederholt vergebliche Verſuche, die Landungsſtelle in Dover oder in Folkeſtone zu erreichen und landete ſchließlich in letzterem Orte. Der Dampfer- dienſt im Canal war während der Nacht eingeſtellt. * Die ſanitären Verhältniſſe in Wien illuſtrirt eine ſtatiſtiſche Tabelle, die der Convent der barmherzigen Brüder über einzelne Krankheiten, die in dieſem Hoſpitale znr Behandlung kamen, zuſammen- geſtellt hat. Während die Krankheitsformen der Selbſt- morde, der Verletzungen, des Nervenſyſtems zu nehmen, hat der Typhus rapid abgenommen. Im Jahre 1848 kamen auf je 1000 Kranke 70·6 Typhus-Kranke, im Jahre 1858, 39·8, im Jahre 1865, 25·8, im Jahre 1878, 19·7, im Jahre 1888, 8·9 und im vorigen Jahre 8·1. Was die Selbſtmorde anlangt, ſo begann die „Lebensmüdigkeit“ in einem Falle ein Alter von 11 Jahren. Es folgen mit 14 Jahren 4 Fälle, mit 15 Jahren 2 Fälle, mit 16 Jahren 3 Fälle, mit 17 Jahren 12 Fälle, mit 18 Jahren 5 Fälle, mit 19 Jahren 3 Fälle, mit 20 Jahren 10 Fälle. In der Alters- grenze 21—30 Jahre liegen 24 Fälle, 31—40 Jahre weiſen 10 Fälle auf, 41—50 Jahre 11 Fälle, 51 bis 60 Jahre 2 Fälle, das Alter von 62 und 68 Jahren erreichten 2 derartige Fälle. Der Confeſſion nach waren 62 Lebensmüde katholiſch, 3 evangeliſch und 4 moſaiſch, dem Stande nach 72 ledig, 14 verehelicht und verwitwet. Was die Motive zum Selbſtmord an- langt, ſo haben unter den 89 im Berichtsjahre ausge- wieſenen ſolchen Fällen als Motive: 10 unbekannt, 25 Lebensüberdruß, 4 körperliche Leiden, 6 Leiden- ſchaften, 2 Laſter, 13 Zwiſt und Aerger über Familien- angehörige, 14 Kummer über Vermögensverhältniſſe, 6 Unzufriedenheit mit der Lage und 9 Furcht vor Strafe. * Ein neuer Original-Roman der „Reichs- poſt“ beginnt in der morgigen Nummer. Unter dem Titel „Erna’s Geſchick“ bietet uns eine Kennerin des weiblichen Herzens und der ariſtokratiſchen Ver- hältniſſe eine bis zum Schluſſe ſpannende und pſycho- logiſch vertiefte Erzählung, deren Heldin eine liebens- würdige, edle, aber leidenſchaftliche Natur iſt, die ſich aber in den ſchwerſten Lagen des Lebens nur nach den größten Verſuchungen doch immer wieder ſelbſt findet, weil ſie gehalten iſt durch den Adel ihres Charakters. Dieſer Roman wird umſo größeres Intereſſe erregen, als er in heimiſchen Gauen, in Wien und Graz, ſowie im ſonnigen Italien ſpielt. Die Verfaſſerin iſt Helene Baronin v. Falkenhauſen. Es iſt zu hoffen, daß es nicht die letzte literariſche Gabe iſt, mit der ſie die „Reichspoſt“ beſchenkt. * Verunglückt. Im Keller der Reſtauration Lehninger, Johannesgaſſe Nr. 2, war heute Vormittags nach 9 Uhr der 20jährige Kellerburſche Alois Fink beſchäftigt, einen Kohlenſäuredruckapparat, der mit einem Bierfaß in Ver- bindung ſtand, zu öffnen. Plötzlich explodirte das Faß und die Trümmer desſelben flogen Fink auf den Kopf. Er erlitt eine ſchwere Gehirnerſchütterung und mußte in das Spital der Barmherzigen Brüder gebracht werden. * Feuer. Im Souterrainlocal der Pilſenetzer Bierhalle, Stubenbaſtei Nr. 1, woſelbſt ſich die Schlafſtellen der weiblichen Bedienſteten befinden, ent- ſtand am 21. d. M. Nachts nach ½ 12 Uhr ein Feuer. Eine Riegelwand war in Brand gerathen. Das Feuer wurde ſogleich entdeckt und konnte bald gelöſcht werden. — Geſtern Früh um 7 Uhr iſt die Verkaufs- hütte der Victualienhändlerin Anna Slanka auf dem Laaerberg Nr. 230 in Brand gerathen und von den Flammen nach kurzer Zeit verzehrt worden. Der Schade beträgt 140 fl. * Selbſtmordchronik. Heute Früh um ¼7 Uhr trank die 24jährige Proſtituirte Roſa U., Novaragaſſe 4 wohnhaft, eine Löſung von Phosphorzündhölzchenköpfchen und zog ſich ſchwere innere Verletzungen zu. Man brachte ſie in das Rudolfſpital. Streit mit dem Geliebten iſt das Motiv des Selbſtmordverſuches. — Wegen Lebensüberdruß durchſchnitt ſich geſtern Abends um ¼11 Uhr die 59jährige Private Eva K., als ſie allein in der Küche ihrer Wohnung, Schönburggaſſe 28, weilte, mit einem Raſirmeſſer den Hals und das linke Handgelenk und verletzte ſich ſchwer. Die „Lebensmüde“ wurde in das Wiedener Spital gebracht. — Der 27jährige Zuckerbäckergehilfe Joſef H. trank heute wegen eines häuslichen Zwiſtes eine Laugenſteinlöſung und zog ſich hierdurch ſchwere Verätzungen im Munde zu. Er wurde in das Rudolfſpital gebracht. — Heute Früh, kurz vor 7 Uhr hat ſich der Juwelier Louis Abel in ſeiner Wohnung, Technikerſtraße 9, noch im Bette liegend, aus einem Revolver eine Kugel in den Kopf gejagt und ſich ſo- fort getödtet. Kränkung über den Niedergang ſeines Ge- ſchäftes iſt der Grund des Selbſtmordes. Das Geſchäft war im Jahre 1835 gegründet und befindet ſich Wiedener Haupt- ſtraße 3. * Feſtgenommener Schwindler. Von dem Sicherheitsbureau der Polizeidirection wurde am 21. d. der 20jährige Kutſcher Franz Wallner verhaftet. Derſelbe hat nämlich in den letzten Wochen Kindern und Lehrlingen, Packete und Waaren, welche ſie ab- liefern ſollten, unter liſtigen Vorſpiegelungen heraus- gelockt. Er ſchickte die Kinder unter einem lügenhaften Vorhaben in ein Haus, verſprach mittlerweile das Packet zu halten, verſchwand aber immer, kaum daß ſein Opfer das Haus betreten hatte. Bisher wurden dem Schwindler elf Betrügereien nachgewieſen. * Eine internationale Gaunerin. Die von den Gerichten in Landshut, München, Linz, Ansbach und Wien wegen Diebſtahles, Majeſtätsbeleidigung und Betrug bereits abgeſtrafte 52jährige Handarbeiterin Anna Haimerl, in Kehlheim geboren, wurde am 21. d. wegen bedenklichen Beſitzes von Futterſtoffen verhaftet. Sie geſtand, die Stoffe geſtohlen zu haben, weigerte ſich aber den Beſchädigten zu nennen. * Brandgeruch im Theater in der Joſef- ſtadt. Sonntag Abends kurz vor Schluß der Vorſtellung „Wie man Männer feſſelt“ im Theater in der Joſef- ſtodt wurde von einigen Beſuchern im Parterre ein Brandgeruch verſpürt. In Folge der nun entſtandenen Unruhe erhoben ſich mehrere Perſonen von ihrem Sitze, von denen einige ſogar ſchnell das Schauſpielhaus ver- ließen. Nach nur wenigen Minuten beruhigte ſich jedoch wieder das Publicum, da eine eingehende Unterſuchung des Bühnenraumes, welche vorgenommen worden iſt, ergeben hat, daß nicht der geringſte Anlaß zu einer Gefahr vorliegt. Der Regiſſeur Herr Groß, die In- ſpectionsbeamten der k. k. Polizeidirection und des Stadtbauamtes erſchienen auf offener Scene und theilten dem Publicum mit, daß ein Grund zur Beunruhigung nicht vorhanden ſei. Die Vorſtellung wurde nun ohne weiteren Zwiſchenfall zu Ende geführt. * Lebensretter und Taſchendieb. Der 24jähr. Schloſſergehilfe Leopold Weidler, wiederholt abge- ſtraft, wurde am 21. d. M. Abends in der Brigittenau wegen eines verübten Taſchendiebſtahles feſtgenommen. Der Burſche aber widerſetzte ſich mit Gewalt, biß den Wachmann in den Finger und konnte nur mit Hilfe von drei anderen Wachmänner und einem Verpflegs- ſoldaten überwältigt werden. Weidler hatte einige Stunden früher mit einem zweiten Arbeiter jenes Mädchen, welches ſich von der Brigittabrücke in den Donaucanal geſtürzt hatte, lebend den Wellen entriſſen. * Sterbefall. Am 22. d. M. Mittags iſt der bekannte Hotelier Heß (Mitbeſitzer des „Hotels König von Ungarn“ 1. Bezirk, Schulerſtraße Nr. 10, im 67. Lebensjahre ge- ſtorben. * Ein Durchgegangener. Dem „Tiroler Volksblatt“ wird aus Meran folgendes ergötzliche Ge- ſchichtchen geſchrieben: Ein hier zur Kur weilender Profeſſor wollte ſich ſeinen Hund von München nach- ſchicken laſſen. Als nun das Thier die Station Kuf- ſtein paſſirte, dort wegen der Zollreviſion einen Aufenthalt von einer halben Stunde zu gewärtigen hatte, erbarmte ſich ein Conducteur über das arme Hunger und Durſt leidende Thier, ließ dasſelbe aus ſeinen Käfig und gab ihm im reichlichen Maße zu eſſen und zu trinken. Nachdem der Hund ſich etwas geſtärkt und die Gegend betrachtet hatte, war er aus Dankbarkeit aber auch ſchon — davon — und der arme Conducteur hatte das Nachſehen. Die Zeit zur Abfahrt war heran- gerückt und der Hund war aber nicht mehr zu ſehen. In der größten Angſt und Verzweiflung packte der Conducteur den erſt beſten Hund am Perron, ſteckte dieſen in den Käfig und der Zug gerieth ins Rollen. Herr N. N. bekam nun das Bahn- aviſo zur Auslöſung ſeines Hundes und begab ſich ſelbſt zum Bahnhof um ſeinen Liebling zu empfangen. Aber welch ein Erſtaunen über die ſo „plötzliche Ver- änderung“ ſeines Hundes, welcher ſofort wieder ver- laden und retour geſandt wurde, nachdem ſich der Zufall aufgeklärt hatte. Herr N. N. iſt aber bis heute noch nicht in den Beſitz ſeines eigentlichen Hundes. * Wetter. Das Wetter bleibt vorausſichtlich vor- wiegend heiter, mild und ruhig. Aus den Kronländern. Krain. Laibach. (Die Südſlaven und die Majorität.) Jüngſt erſchien in dem Organ des Krainer Katholiſch-nationalen ein geharniſchter Artikel, der den Austritt der katholiſchen Südſlaven aus der Majorität verlangte und Lärm ſchlug, als habe das letzte Stündlein der Majorität ſchon geſchlagen. — Doch im Südſlavenclub rührte ſich nichts, im Gegentheil man ſagte lachend, mit dem Artikel der Slovener habe man nichts zu ſchaffen. Nun erklärt der „Süden“ dieſe Erſcheinungen und ſagt, zwei Strömungen im chriſtlich-ſlaviſchen Verband drohten die Einigkeit zu ſtören. „Beide Strömungen“, ſagt das citirte Blatt „er- ſtreben wohl dasſelbe Endziel, aber mit verſchiedenem

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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 19, Wien, 24.01.1899, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost019_1899/4>, abgerufen am 16.04.2024.