Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 100. Leipzig (Sachsen), 30. November 1854.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] Were he in der Hast faden fortgeretten,
Das öhm ( ihn ) die Köhler nit geleppischt hetten.
Hett he sie kunt verpaschen, ja verpaschen.

Aber sie werden öhm wedr abgejagt,
Und Cuntz mit synen Gesellen
Uff Grünhayn in unsers Herrn Abts Gewalt
Gebracht und darnach auch uff Zwick gestalt,
Und mußten sich lan prellen, ja lan prellen.
Darvon fiel ab gar mancher Kopf
Und keiner der gefangen
Kam aus der Hafft also gantzbeinicht davon,
Schwerdt, Rad, Zangen und Strick die waren ihr Lohn,
Man sah die Rümper hangen, ja hangen.
So geht's wer wider die öberkeit
Sich unbesonnen empöret,
Wer es nicht meint, der schau an Cuntzen,
Syn Kop thu zu Freiberg noch herußer schmuntzen
Und jedermann davon lehret, ja lehret.
Gott thu den frommen Churförsten alls guts
Und laß die jungen Herren
Jn keyne Feyndes Hand mehr also komen,
Geb auch der Frau Churförstin veel fromm,
Daß sie sich in Ruh ernehren, ja ernehren.


Die Pfändung.

Kurze Zeit nach Beendigung des Siebenjährigen
Kriegs fuhr ein Landgeistlicher in der Mark Branden-
burg, der ehedem Feldprediger gewesen war, auf sei-
nem einspännigen Wägelchen nach seinem Filial zu
Amtsverrichtungen hinüber.

Der festere und um Vieles nähere Wiesenweg, die
in weiten Bogen sich hinziehende Landstraße abschnei-
dend, lockte ihn, der darüber hinführenden Spur zu
folgen. Aber kaum daß die Fahrt im lustigsten Trabe
fürderging, so trat auch schon ein breitschultriger
Bauernbursche dem Gefährt in den Weg, ausrufend:
"Jch pfände Sie, Herr Prediger! Das ist hier un-
erlaubter Weg."

Zu den Gemeinden des Geistlichen gehörte der
Pfänder nur seit kurzem, sonst hätte derselbe dem
geistlichen Herrn gegenüber wol ein Auge zugedrückt;
es hatte sich der Knecht nur erst in diese Gegend
vermiethet und wußte also wenig von der Person des
Pfarrherrn.

Dieser erwiderte mit sanfter Freundlichkeit: "Pfände
mich nicht, mein Sohn! Es steht ja kein Abmah-
nungszeichen vor dieser Spur, und ich habe in Amts-
geschäften Eile."

Was da! Geben Sie mir einen Thaler, so laß'
ich Sie fahren.

Jch habe kein Geld bei mir.

So spann' ich Jhr Pferd aus.

Thue das nicht, mein Sohn!

Warum nicht?

Um deiner selbst willen.

Wie so?

Weil du es ja doch wieder einspannen müßtest und
also doppelte Mühe hättest.

Das wollen wir sehen!

Nun meinetwegen, schloß jetzt der Prediger die Un-
terhaltung, und gelassen in seinem Wagen sitzenbleibend,
ließ er es ruhig geschehen, daß der Knecht den Gaul
ausspannte. Als derselbe aber damit fertig war, be-
gann der Geistliche: "Du hast ja wohl im vergange-
nen Kriege mitgefochten?"

Ja wohl!

Du warst auch einmal schwer verwundet?

Sehr schwer!

Da lagst du im Lazareth und jammertest und woll-
[Spaltenumbruch] test fast verzweifeln nicht nur an deiner zeitlichen Ge-
nesung, sondern auch an deinem ewigen Heile?

Ach, du gerechter Gott, ja, so war es, mir war
damals ganz entsetzlich zu Muthe!

Und da kam ein Feldprediger in das Lazareth und
sprach dir den Trost des göttlichen Wortes ein, und
stille ward deine Seele, und auch die Genesung von
deinem leiblichen Weh kam von Gottes Gnade hinterdrein.

Ach, Herr Pastor, ich glaube gar, Sie waren
jener Feldprediger selbst!

Der Pfarrherr nickte freundlich bejahend und ganz
beschämt spannte der Knecht den Gaul eiligst und mit
aller Sorgfalt wieder ein.



Filet.
[Abbildung]

Filet ist ein französisches Wort und bedeutet eigent-
lich soviel als Fädchen, Garn, Netz. Gewöhnlich ver-
steht man darunter ein aus roher Seide netzartig ge-
webtes Zeuch zu Shawls, Busentüchern u. s. w. Eine
Lieblingsbeschäftigung der Damen ist es, allerlei Filet-
putzsachen aus Zwirn, Wolle oder Seide zu stricken;
sie bedienen sich dazu einer Nadel, der Filetnadel, und
eines Stäbchens, auf welches sie die Maschen aufrei-
hen und von dessen Stärke die größere oder geringere
Dichtigkeit des Gestrickes abhängt. Die Gestalt dieser
Geräthschaften sowie die Haltung der Finger, die Ver-
schlingung der Knoten und die Bildung der Schleifen
ist aus der vorstehenden Abbildung ersichtlich. Beson-
ders wichtig ist diese Arbeit aber für das Netzstricken
sowol der Fischer als Jäger.



[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Were he in der Hast faden fortgeretten,
Das öhm ( ihn ) die Köhler nit geleppischt hetten.
Hett he sie kunt verpaschen, ja verpaschen.

Aber sie werden öhm wedr abgejagt,
Und Cuntz mit synen Gesellen
Uff Grünhayn in unsers Herrn Abts Gewalt
Gebracht und darnach auch uff Zwick gestalt,
Und mußten sich lan prellen, ja lan prellen.
Darvon fiel ab gar mancher Kopf
Und keiner der gefangen
Kam aus der Hafft also gantzbeinicht davon,
Schwerdt, Rad, Zangen und Strick die waren ihr Lohn,
Man sah die Rümper hangen, ja hangen.
So geht's wer wider die öberkeit
Sich unbesonnen empöret,
Wer es nicht meint, der schau an Cuntzen,
Syn Kop thu zu Freiberg noch herußer schmuntzen
Und jedermann davon lehret, ja lehret.
Gott thu den frommen Churförsten alls guts
Und laß die jungen Herren
Jn keyne Feyndes Hand mehr also komen,
Geb auch der Frau Churförstin veel fromm,
Daß sie sich in Ruh ernehren, ja ernehren.


Die Pfändung.

Kurze Zeit nach Beendigung des Siebenjährigen
Kriegs fuhr ein Landgeistlicher in der Mark Branden-
burg, der ehedem Feldprediger gewesen war, auf sei-
nem einspännigen Wägelchen nach seinem Filial zu
Amtsverrichtungen hinüber.

Der festere und um Vieles nähere Wiesenweg, die
in weiten Bogen sich hinziehende Landstraße abschnei-
dend, lockte ihn, der darüber hinführenden Spur zu
folgen. Aber kaum daß die Fahrt im lustigsten Trabe
fürderging, so trat auch schon ein breitschultriger
Bauernbursche dem Gefährt in den Weg, ausrufend:
„Jch pfände Sie, Herr Prediger! Das ist hier un-
erlaubter Weg.“

Zu den Gemeinden des Geistlichen gehörte der
Pfänder nur seit kurzem, sonst hätte derselbe dem
geistlichen Herrn gegenüber wol ein Auge zugedrückt;
es hatte sich der Knecht nur erst in diese Gegend
vermiethet und wußte also wenig von der Person des
Pfarrherrn.

Dieser erwiderte mit sanfter Freundlichkeit: „Pfände
mich nicht, mein Sohn! Es steht ja kein Abmah-
nungszeichen vor dieser Spur, und ich habe in Amts-
geschäften Eile.“

Was da! Geben Sie mir einen Thaler, so laß'
ich Sie fahren.

Jch habe kein Geld bei mir.

So spann' ich Jhr Pferd aus.

Thue das nicht, mein Sohn!

Warum nicht?

Um deiner selbst willen.

Wie so?

Weil du es ja doch wieder einspannen müßtest und
also doppelte Mühe hättest.

Das wollen wir sehen!

Nun meinetwegen, schloß jetzt der Prediger die Un-
terhaltung, und gelassen in seinem Wagen sitzenbleibend,
ließ er es ruhig geschehen, daß der Knecht den Gaul
ausspannte. Als derselbe aber damit fertig war, be-
gann der Geistliche: „Du hast ja wohl im vergange-
nen Kriege mitgefochten?“

Ja wohl!

Du warst auch einmal schwer verwundet?

Sehr schwer!

Da lagst du im Lazareth und jammertest und woll-
[Spaltenumbruch] test fast verzweifeln nicht nur an deiner zeitlichen Ge-
nesung, sondern auch an deinem ewigen Heile?

Ach, du gerechter Gott, ja, so war es, mir war
damals ganz entsetzlich zu Muthe!

Und da kam ein Feldprediger in das Lazareth und
sprach dir den Trost des göttlichen Wortes ein, und
stille ward deine Seele, und auch die Genesung von
deinem leiblichen Weh kam von Gottes Gnade hinterdrein.

Ach, Herr Pastor, ich glaube gar, Sie waren
jener Feldprediger selbst!

Der Pfarrherr nickte freundlich bejahend und ganz
beschämt spannte der Knecht den Gaul eiligst und mit
aller Sorgfalt wieder ein.



Filet.
[Abbildung]

Filet ist ein französisches Wort und bedeutet eigent-
lich soviel als Fädchen, Garn, Netz. Gewöhnlich ver-
steht man darunter ein aus roher Seide netzartig ge-
webtes Zeuch zu Shawls, Busentüchern u. s. w. Eine
Lieblingsbeschäftigung der Damen ist es, allerlei Filet-
putzsachen aus Zwirn, Wolle oder Seide zu stricken;
sie bedienen sich dazu einer Nadel, der Filetnadel, und
eines Stäbchens, auf welches sie die Maschen aufrei-
hen und von dessen Stärke die größere oder geringere
Dichtigkeit des Gestrickes abhängt. Die Gestalt dieser
Geräthschaften sowie die Haltung der Finger, die Ver-
schlingung der Knoten und die Bildung der Schleifen
ist aus der vorstehenden Abbildung ersichtlich. Beson-
ders wichtig ist diese Arbeit aber für das Netzstricken
sowol der Fischer als Jäger.



[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <lg n="7">
            <pb facs="#f0007" n="383"/>
            <fw type="pageNum" place="top">383</fw>
            <cb type="start"/>
            <l>Were he in der Hast faden fortgeretten,</l><lb/>
            <l>Das öhm ( ihn ) die Köhler nit geleppischt hetten.</l><lb/>
            <l>Hett he sie kunt verpaschen, ja verpaschen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l>Aber sie werden öhm wedr abgejagt,</l><lb/>
            <l>Und Cuntz mit synen Gesellen</l><lb/>
            <l>Uff Grünhayn in unsers Herrn Abts Gewalt</l><lb/>
            <l>Gebracht und darnach auch uff Zwick gestalt,</l><lb/>
            <l>Und mußten sich lan prellen, ja lan prellen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>Darvon fiel ab gar mancher Kopf</l><lb/>
            <l>Und keiner der gefangen</l><lb/>
            <l>Kam aus der Hafft also gantzbeinicht davon,</l><lb/>
            <l>Schwerdt, Rad, Zangen und Strick die waren ihr Lohn,</l><lb/>
            <l>Man sah die Rümper hangen, ja hangen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>So geht's wer wider die öberkeit</l><lb/>
            <l>Sich unbesonnen empöret,</l><lb/>
            <l>Wer es nicht meint, der schau an Cuntzen,</l><lb/>
            <l>Syn Kop thu zu Freiberg noch herußer schmuntzen</l><lb/>
            <l>Und jedermann davon lehret, ja lehret.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>Gott thu den frommen Churförsten alls guts</l><lb/>
            <l>Und laß die jungen Herren</l><lb/>
            <l>Jn keyne Feyndes Hand mehr also komen,</l><lb/>
            <l>Geb auch der Frau Churförstin veel fromm,</l><lb/>
            <l>Daß sie sich in Ruh ernehren, ja ernehren.</l>
          </lg>
        </lg>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Die Pfändung.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">K</hi>urze Zeit nach Beendigung des Siebenjährigen<lb/>
Kriegs fuhr ein Landgeistlicher in der Mark Branden-<lb/>
burg, der ehedem Feldprediger gewesen war, auf sei-<lb/>
nem einspännigen Wägelchen nach seinem Filial zu<lb/>
Amtsverrichtungen hinüber.</p><lb/>
        <p>Der festere und um Vieles nähere Wiesenweg, die<lb/>
in weiten Bogen sich hinziehende Landstraße abschnei-<lb/>
dend, lockte ihn, der darüber hinführenden Spur zu<lb/>
folgen. Aber kaum daß die Fahrt im lustigsten Trabe<lb/>
fürderging, so trat auch schon ein breitschultriger<lb/>
Bauernbursche dem Gefährt in den Weg, ausrufend:<lb/>
&#x201E;Jch pfände Sie, Herr Prediger! Das ist hier un-<lb/>
erlaubter Weg.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Zu den Gemeinden des Geistlichen gehörte der<lb/>
Pfänder nur seit kurzem, sonst hätte derselbe dem<lb/>
geistlichen Herrn gegenüber wol ein Auge zugedrückt;<lb/>
es hatte sich der Knecht nur erst in diese Gegend<lb/>
vermiethet und wußte also wenig von der Person des<lb/>
Pfarrherrn.</p><lb/>
        <p>Dieser erwiderte mit sanfter Freundlichkeit: &#x201E;Pfände<lb/>
mich nicht, mein Sohn! Es steht ja kein Abmah-<lb/>
nungszeichen vor dieser Spur, und ich habe in Amts-<lb/>
geschäften Eile.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Was da! Geben Sie mir einen Thaler, so laß'<lb/>
ich Sie fahren.</p><lb/>
        <p>Jch habe kein Geld bei mir.</p><lb/>
        <p>So spann' ich Jhr Pferd aus.</p><lb/>
        <p>Thue das nicht, mein Sohn!</p><lb/>
        <p>Warum nicht?</p><lb/>
        <p>Um deiner selbst willen.</p><lb/>
        <p>Wie so?</p><lb/>
        <p>Weil du es ja doch wieder einspannen müßtest und<lb/>
also doppelte Mühe hättest.</p><lb/>
        <p>Das wollen wir sehen!</p><lb/>
        <p>Nun meinetwegen, schloß jetzt der Prediger die Un-<lb/>
terhaltung, und gelassen in seinem Wagen sitzenbleibend,<lb/>
ließ er es ruhig geschehen, daß der Knecht den Gaul<lb/>
ausspannte. Als derselbe aber damit fertig war, be-<lb/>
gann der Geistliche: &#x201E;Du hast ja wohl im vergange-<lb/>
nen Kriege mitgefochten?&#x201C;</p><lb/>
        <p>Ja wohl!</p><lb/>
        <p>Du warst auch einmal schwer verwundet?</p><lb/>
        <p>Sehr schwer!</p><lb/>
        <p>Da lagst du im Lazareth und jammertest und woll-<lb/><cb n="2"/>
test fast verzweifeln nicht nur an deiner zeitlichen Ge-<lb/>
nesung, sondern auch an deinem ewigen Heile?</p><lb/>
        <p>Ach, du gerechter Gott, ja, so war es, mir war<lb/>
damals ganz entsetzlich zu Muthe!</p><lb/>
        <p>Und da kam ein Feldprediger in das Lazareth und<lb/>
sprach dir den Trost des göttlichen Wortes ein, und<lb/>
stille ward deine Seele, und auch die Genesung von<lb/>
deinem leiblichen Weh kam von Gottes Gnade hinterdrein.</p><lb/>
        <p>Ach, Herr Pastor, ich glaube gar, Sie waren<lb/>
jener Feldprediger selbst!</p><lb/>
        <p>Der Pfarrherr nickte freundlich bejahend und ganz<lb/>
beschämt spannte der Knecht den Gaul eiligst und mit<lb/>
aller Sorgfalt wieder ein.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Filet.</hi> </head><lb/>
        <figure/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">F</hi>ilet ist ein französisches Wort und bedeutet eigent-<lb/>
lich soviel als Fädchen, Garn, Netz. Gewöhnlich ver-<lb/>
steht man darunter ein aus roher Seide netzartig ge-<lb/>
webtes Zeuch zu Shawls, Busentüchern u. s. w. Eine<lb/>
Lieblingsbeschäftigung der Damen ist es, allerlei Filet-<lb/>
putzsachen aus Zwirn, Wolle oder Seide zu stricken;<lb/>
sie bedienen sich dazu einer Nadel, der Filetnadel, und<lb/>
eines Stäbchens, auf welches sie die Maschen aufrei-<lb/>
hen und von dessen Stärke die größere oder geringere<lb/>
Dichtigkeit des Gestrickes abhängt. Die Gestalt dieser<lb/>
Geräthschaften sowie die Haltung der Finger, die Ver-<lb/>
schlingung der Knoten und die Bildung der Schleifen<lb/>
ist aus der vorstehenden Abbildung ersichtlich. Beson-<lb/>
ders wichtig ist diese Arbeit aber für das Netzstricken<lb/>
sowol der Fischer als Jäger.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <cb type="end"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0007] 383 Were he in der Hast faden fortgeretten, Das öhm ( ihn ) die Köhler nit geleppischt hetten. Hett he sie kunt verpaschen, ja verpaschen. Aber sie werden öhm wedr abgejagt, Und Cuntz mit synen Gesellen Uff Grünhayn in unsers Herrn Abts Gewalt Gebracht und darnach auch uff Zwick gestalt, Und mußten sich lan prellen, ja lan prellen. Darvon fiel ab gar mancher Kopf Und keiner der gefangen Kam aus der Hafft also gantzbeinicht davon, Schwerdt, Rad, Zangen und Strick die waren ihr Lohn, Man sah die Rümper hangen, ja hangen. So geht's wer wider die öberkeit Sich unbesonnen empöret, Wer es nicht meint, der schau an Cuntzen, Syn Kop thu zu Freiberg noch herußer schmuntzen Und jedermann davon lehret, ja lehret. Gott thu den frommen Churförsten alls guts Und laß die jungen Herren Jn keyne Feyndes Hand mehr also komen, Geb auch der Frau Churförstin veel fromm, Daß sie sich in Ruh ernehren, ja ernehren. Die Pfändung. Kurze Zeit nach Beendigung des Siebenjährigen Kriegs fuhr ein Landgeistlicher in der Mark Branden- burg, der ehedem Feldprediger gewesen war, auf sei- nem einspännigen Wägelchen nach seinem Filial zu Amtsverrichtungen hinüber. Der festere und um Vieles nähere Wiesenweg, die in weiten Bogen sich hinziehende Landstraße abschnei- dend, lockte ihn, der darüber hinführenden Spur zu folgen. Aber kaum daß die Fahrt im lustigsten Trabe fürderging, so trat auch schon ein breitschultriger Bauernbursche dem Gefährt in den Weg, ausrufend: „Jch pfände Sie, Herr Prediger! Das ist hier un- erlaubter Weg.“ Zu den Gemeinden des Geistlichen gehörte der Pfänder nur seit kurzem, sonst hätte derselbe dem geistlichen Herrn gegenüber wol ein Auge zugedrückt; es hatte sich der Knecht nur erst in diese Gegend vermiethet und wußte also wenig von der Person des Pfarrherrn. Dieser erwiderte mit sanfter Freundlichkeit: „Pfände mich nicht, mein Sohn! Es steht ja kein Abmah- nungszeichen vor dieser Spur, und ich habe in Amts- geschäften Eile.“ Was da! Geben Sie mir einen Thaler, so laß' ich Sie fahren. Jch habe kein Geld bei mir. So spann' ich Jhr Pferd aus. Thue das nicht, mein Sohn! Warum nicht? Um deiner selbst willen. Wie so? Weil du es ja doch wieder einspannen müßtest und also doppelte Mühe hättest. Das wollen wir sehen! Nun meinetwegen, schloß jetzt der Prediger die Un- terhaltung, und gelassen in seinem Wagen sitzenbleibend, ließ er es ruhig geschehen, daß der Knecht den Gaul ausspannte. Als derselbe aber damit fertig war, be- gann der Geistliche: „Du hast ja wohl im vergange- nen Kriege mitgefochten?“ Ja wohl! Du warst auch einmal schwer verwundet? Sehr schwer! Da lagst du im Lazareth und jammertest und woll- test fast verzweifeln nicht nur an deiner zeitlichen Ge- nesung, sondern auch an deinem ewigen Heile? Ach, du gerechter Gott, ja, so war es, mir war damals ganz entsetzlich zu Muthe! Und da kam ein Feldprediger in das Lazareth und sprach dir den Trost des göttlichen Wortes ein, und stille ward deine Seele, und auch die Genesung von deinem leiblichen Weh kam von Gottes Gnade hinterdrein. Ach, Herr Pastor, ich glaube gar, Sie waren jener Feldprediger selbst! Der Pfarrherr nickte freundlich bejahend und ganz beschämt spannte der Knecht den Gaul eiligst und mit aller Sorgfalt wieder ein. Filet. [Abbildung] Filet ist ein französisches Wort und bedeutet eigent- lich soviel als Fädchen, Garn, Netz. Gewöhnlich ver- steht man darunter ein aus roher Seide netzartig ge- webtes Zeuch zu Shawls, Busentüchern u. s. w. Eine Lieblingsbeschäftigung der Damen ist es, allerlei Filet- putzsachen aus Zwirn, Wolle oder Seide zu stricken; sie bedienen sich dazu einer Nadel, der Filetnadel, und eines Stäbchens, auf welches sie die Maschen aufrei- hen und von dessen Stärke die größere oder geringere Dichtigkeit des Gestrickes abhängt. Die Gestalt dieser Geräthschaften sowie die Haltung der Finger, die Ver- schlingung der Knoten und die Bildung der Schleifen ist aus der vorstehenden Abbildung ersichtlich. Beson- ders wichtig ist diese Arbeit aber für das Netzstricken sowol der Fischer als Jäger.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig100_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig100_1854/7
Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 100. Leipzig (Sachsen), 30. November 1854, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig100_1854/7>, abgerufen am 09.06.2024.