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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 89. Leipzig (Sachsen), 7. September 1854.

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[Beginn Spaltensatz] unreinigt und durch den Gebrauch beschmuzt waren, um
so besser die Flammen dämpften."

Die gründlichen Untersuchungen von Nees von Esen-
beck und Dr. Nöggerath haben jedoch dargethan, daß
diese Stelle des Tacitus als ein geschichtlicher Beweis für
die vulkanischen Ausbrüche am Rhein und in der Eifel
von durchaus keinem Werthe sei, indem darin höchst
wahrscheinlich nur von einem in der Gegend von Köln
vorgefallenen Haide= oder Moorbrande die Rede sei.
Jst nun aber auch diese Stelle nicht durch eine vulka-
nische Eruption zu erklären, so finden wir doch in ge-
wissen Lagerungsverhältnissen der vulkanischen Asche und
des Bimsteins Beweise genug, um anzunehmen, daß
die letzten Eruptionen von vulkanischer Asche erfolgt sind,
als die Gegend schon von Menschen bevölkert war.

Als ein noch gegenwärtig thätiger und letzter Act
der vulkanischen Wirksamkeit erscheinen die vielen Sauer-
quellen, die in der ganzen vulkanischen Eifel, besonders
aber in der Umgebung des Sees von Laach vorkommen.
Sie werden gebildet, indem die in den Klüften des Schiefer-
gebirges emporsteigende Kohlensäure sich in den obern
Teufen mit dem Wasser der Quellen vereinigt, und
geben durch ihr Aufsprudeln die Entwickelung der
Kohlensäure zu erkennen. Jn der Umgebung jenes
Sees und im Brohlthale entspringen allein mehr als
1000 solcher Säuerlinge. Besonders merkwürdig unter
ihnen sind der Brudeldreis am Kyllfluß und der Waller-
born bei Hetzerath, wo die Kohlensäure aus Spalten
des Grauwackengebirges wie aus einem Blasebalge durch
das sie gewöhnlich sperrende Wasser mit solcher Heftig-
keit ausströmt, daß man das Geräusch mehre hundert
Schritte weit hört. An zahllosen Punkten entwickelt
sich auch das Gas unmittelbar aus dem Boden, z. B.
im Thale von Burgbrohl, herab. Hier findet man in
den kleinen Vertiefungen am Gehänge stets todte Vögel,
Mäuse und andere Thiere vom ausströmenden Gase er-
stickt. Auf den Feldern gedeiht hier und da die Vege-
tation nicht; aus dem Bache steigen ununterbrochen die
Gasblasen auf, und einzelne Keller unter den Häusern
von Burgbrohl sind so überfüllt mit Kohlensäure, daß
sich die Eigenthümer nicht hineinwagen. Solche Punkte,
wo dieses Gas unsichtbar aus dem Boden emporsteigt,
nennt man Mofetten. Bekannt ist diejenige am nörd-
lichen Ufer des Sees von Laach, welche eine 3 Fuß tiefe und
ungefähr 7 Fuß weite Grube bildet, in der ebenfalls
fortwährend todte Thiere liegen. Auf dem Wehrer
Bruch, eine Meile von jenem See entfernt, sind so
zahlreiche Mofetten, daß man bei feuchter Jahreszeit
sich nicht dahin begeben darf, und in Hanebach, unweit
des Perler Kopfes, sind Fälle vorgekommen, daß Vieh
in den Ställen durch Kohlensäureentwickelung gestorben
ist. Wie ungeheuer die Menge des ausströmenden Ga-
ses ist, läßt sich daraus abnehmen, daß eine einzige
Quelle von Burgbrohl in 24 Stunden 6146 Kubikfuß,
und bei Nauheim 10,000 Centner Gas in einem Jahre
liefert.

Es mögen nun noch einige merkwürdige vulkanische
Eigenthümlichkeiten jener Gegend erwähnt werden.

Eine der Vordereifel ganz besonders zukommende
Erscheinung, die der dortigen Gegend einen eigenthüm-
lich schwermüthigen Charakter verleiht, sind die soge-
nannten Maare. Obwol dieselben keine Hügel bilden,
und nur selten anstehende vulkanische Gesteinsmassen und
Lavaströme besitzen, so sind sie doch offenbar Producte
vulkanischer Eruptionen. Sie bilden gewöhnlich voll-
kommen kreisrunde, kesselförmige Einsenkungen in dem
Grauwackenschiefer und zeigen nur an ihrem Rande, der
gewöhnlich von einem Kraterwalle bedeckt ist, welcher
[Spaltenumbruch] aus Schlacken, Lapilli und andern vulkanischen Aus-
würflingen besteht, die Spuren früherer vulkanischer Thä-
tigkeit. Oft sind diese Kessel außerordentlich tief unter
die Oberfläche des Schieferplateau eingesenkt, und es
sammeln sich daher die Wasser der benachbarten Quellen
in ihnen an und bilden so kleine Seen in der Tiefe,
die man hier Maare, gewöhnlich aber Kraterseen ( cra-
teres lacs
) nennt. Jhre Entstehung erklärt Naumann
in seiner Geognosie auf folgende Weise:

"Wenn in einer Gegend bei dem plötzlichen Durch-
bruche der vulkanischen Thätigkeit Spalten gebildet wur-
den, so ist es sehr wohl denkbar, wie an einzelnen offen
gebliebenen Punkten dieser Spalten die Dämpfe augen-
blicklich mit solcher Heftigkeit nach außen explodirten,
daß sie in den obersten Theilen der Erdkruste, welche
ihrer Gewalt nicht zu widerstehen vermochten, den Effect
einer Pulvermühle ausübten, und folglich das um ihren
Ausströmungspunkt anstehende Gestein zerschmetterten,
pulverisirten und nach allen Richtungen hinausschleuder-
ten. Dadurch entstand zuvörderst eine kesselförmige Ver-
tiefung, an deren Rande die zurückfallenden Gesteins-
trümmer aufgehäuft wurden; war nun zugleich die Lava
in der Spalte hoch genug heraufgetrieben, so werden
auch Schlacken und andere Auswürflinge mit heraus-
geflogen sein, welche gleichzeitig mit den Bruchstücken
des Wandgesteins der Ringe zum Niederfallen gelang-
ten, auch wol nach der ersten Explosion noch in größerer
Menge aufgehäuft werden konnten."

Das schönste dieser Maare ist das Pulvermaar bei
Gillenfeld, zwei Stunden von Daun. Es liegt am
nördlichen Abhange eines erloschenen Vulkans und bil-
det eine äußerst regelmäßige Vertiefung von 6500 Fuß
Umfang. Jn der Tiefe breitet sich der schöne Wasser-
spiegel eines ovalen Sees aus, der eine beträchtliche
Tiefe hier haben soll. Der Thonschiefer, in dem das
Maar eingesenkt ist, wird rund um dasselbe von aschen-
artigen Sandschichten bedeckt, und nur an einer Stelle,
dicht am Rande des Sees, steht etwas feste Lava in
ganzen Felsen an.

Sehr interessant ist auch das Meerfelder Maar am
Fuße des Mosenbergs, des schönsten Vulkans der Eifel.
Dieser Schlackenhügel hat eine Höhe von 1,600 Fuß
über dem Meere und erhebt sich steil, aber nicht bedeu-
tend, höchstens 2 -- 300 Fuß über das ihn umgebende
Schieferplateau. Fünf Hügel bilden die Begrenzungen
seiner Krater, die ihn zu dem interessantesten Berge des
vulkanischen Rheindistricts machen. Der Graf von
Montlosier, einer der ausgezeichnetsten Kenner der Vul-
kane, sagt, er habe nie einen so schönen Berg gesehen,
und er könne in die Reihe der schönsten Piks der Au-
vergne treten. Auf einen engen Raum zusammenge-
drängt, enthält er drei kleine deutliche Krater, die von
Süd nach Nord liegen und von denen der mittlere, jetzt
bis zu einer gewissen Höhe mit Wasser erfüllt, außer-
ordentlich wohl erhalten, rund und von schroffen Schlacken-
wänden umgeben ist. Der wichtigste ist jedoch der süd-
liche; dieser ist an der Südseite von einem basaltischen
mit Felsblöcken bedeckten Lavastrome durchbrochen, der
sich kaum 100 Schritte breit über den Berg nach Süd-
osten eine halbe Stunde lang hinabschlängelt und in ein
schluchtiges Thal fließt, mit welchem er südöstlich in den
Horngraben sich senkt. Wo das Thal beginnt, ist er
sehr niedrig; er erhebt sich aber bald und zieht als ein
langer Felsrücken durch die Mitte des Thals, sodaß sich
nun auf seinen beiden Seiten ein schmales Nebenthal
befindet. Wo der Berg in der Nähe des Horngrabens
steilern Abfall hat, senkt sich der Strom ganz und bil-
det auf eine ziemliche Strecke eine trockene Wiese, wirft
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] unreinigt und durch den Gebrauch beschmuzt waren, um
so besser die Flammen dämpften.“

Die gründlichen Untersuchungen von Nees von Esen-
beck und Dr. Nöggerath haben jedoch dargethan, daß
diese Stelle des Tacitus als ein geschichtlicher Beweis für
die vulkanischen Ausbrüche am Rhein und in der Eifel
von durchaus keinem Werthe sei, indem darin höchst
wahrscheinlich nur von einem in der Gegend von Köln
vorgefallenen Haide= oder Moorbrande die Rede sei.
Jst nun aber auch diese Stelle nicht durch eine vulka-
nische Eruption zu erklären, so finden wir doch in ge-
wissen Lagerungsverhältnissen der vulkanischen Asche und
des Bimsteins Beweise genug, um anzunehmen, daß
die letzten Eruptionen von vulkanischer Asche erfolgt sind,
als die Gegend schon von Menschen bevölkert war.

Als ein noch gegenwärtig thätiger und letzter Act
der vulkanischen Wirksamkeit erscheinen die vielen Sauer-
quellen, die in der ganzen vulkanischen Eifel, besonders
aber in der Umgebung des Sees von Laach vorkommen.
Sie werden gebildet, indem die in den Klüften des Schiefer-
gebirges emporsteigende Kohlensäure sich in den obern
Teufen mit dem Wasser der Quellen vereinigt, und
geben durch ihr Aufsprudeln die Entwickelung der
Kohlensäure zu erkennen. Jn der Umgebung jenes
Sees und im Brohlthale entspringen allein mehr als
1000 solcher Säuerlinge. Besonders merkwürdig unter
ihnen sind der Brudeldreis am Kyllfluß und der Waller-
born bei Hetzerath, wo die Kohlensäure aus Spalten
des Grauwackengebirges wie aus einem Blasebalge durch
das sie gewöhnlich sperrende Wasser mit solcher Heftig-
keit ausströmt, daß man das Geräusch mehre hundert
Schritte weit hört. An zahllosen Punkten entwickelt
sich auch das Gas unmittelbar aus dem Boden, z. B.
im Thale von Burgbrohl, herab. Hier findet man in
den kleinen Vertiefungen am Gehänge stets todte Vögel,
Mäuse und andere Thiere vom ausströmenden Gase er-
stickt. Auf den Feldern gedeiht hier und da die Vege-
tation nicht; aus dem Bache steigen ununterbrochen die
Gasblasen auf, und einzelne Keller unter den Häusern
von Burgbrohl sind so überfüllt mit Kohlensäure, daß
sich die Eigenthümer nicht hineinwagen. Solche Punkte,
wo dieses Gas unsichtbar aus dem Boden emporsteigt,
nennt man Mofetten. Bekannt ist diejenige am nörd-
lichen Ufer des Sees von Laach, welche eine 3 Fuß tiefe und
ungefähr 7 Fuß weite Grube bildet, in der ebenfalls
fortwährend todte Thiere liegen. Auf dem Wehrer
Bruch, eine Meile von jenem See entfernt, sind so
zahlreiche Mofetten, daß man bei feuchter Jahreszeit
sich nicht dahin begeben darf, und in Hanebach, unweit
des Perler Kopfes, sind Fälle vorgekommen, daß Vieh
in den Ställen durch Kohlensäureentwickelung gestorben
ist. Wie ungeheuer die Menge des ausströmenden Ga-
ses ist, läßt sich daraus abnehmen, daß eine einzige
Quelle von Burgbrohl in 24 Stunden 6146 Kubikfuß,
und bei Nauheim 10,000 Centner Gas in einem Jahre
liefert.

Es mögen nun noch einige merkwürdige vulkanische
Eigenthümlichkeiten jener Gegend erwähnt werden.

Eine der Vordereifel ganz besonders zukommende
Erscheinung, die der dortigen Gegend einen eigenthüm-
lich schwermüthigen Charakter verleiht, sind die soge-
nannten Maare. Obwol dieselben keine Hügel bilden,
und nur selten anstehende vulkanische Gesteinsmassen und
Lavaströme besitzen, so sind sie doch offenbar Producte
vulkanischer Eruptionen. Sie bilden gewöhnlich voll-
kommen kreisrunde, kesselförmige Einsenkungen in dem
Grauwackenschiefer und zeigen nur an ihrem Rande, der
gewöhnlich von einem Kraterwalle bedeckt ist, welcher
[Spaltenumbruch] aus Schlacken, Lapilli und andern vulkanischen Aus-
würflingen besteht, die Spuren früherer vulkanischer Thä-
tigkeit. Oft sind diese Kessel außerordentlich tief unter
die Oberfläche des Schieferplateau eingesenkt, und es
sammeln sich daher die Wasser der benachbarten Quellen
in ihnen an und bilden so kleine Seen in der Tiefe,
die man hier Maare, gewöhnlich aber Kraterseen ( cra-
tères lacs
) nennt. Jhre Entstehung erklärt Naumann
in seiner Geognosie auf folgende Weise:

„Wenn in einer Gegend bei dem plötzlichen Durch-
bruche der vulkanischen Thätigkeit Spalten gebildet wur-
den, so ist es sehr wohl denkbar, wie an einzelnen offen
gebliebenen Punkten dieser Spalten die Dämpfe augen-
blicklich mit solcher Heftigkeit nach außen explodirten,
daß sie in den obersten Theilen der Erdkruste, welche
ihrer Gewalt nicht zu widerstehen vermochten, den Effect
einer Pulvermühle ausübten, und folglich das um ihren
Ausströmungspunkt anstehende Gestein zerschmetterten,
pulverisirten und nach allen Richtungen hinausschleuder-
ten. Dadurch entstand zuvörderst eine kesselförmige Ver-
tiefung, an deren Rande die zurückfallenden Gesteins-
trümmer aufgehäuft wurden; war nun zugleich die Lava
in der Spalte hoch genug heraufgetrieben, so werden
auch Schlacken und andere Auswürflinge mit heraus-
geflogen sein, welche gleichzeitig mit den Bruchstücken
des Wandgesteins der Ringe zum Niederfallen gelang-
ten, auch wol nach der ersten Explosion noch in größerer
Menge aufgehäuft werden konnten.“

Das schönste dieser Maare ist das Pulvermaar bei
Gillenfeld, zwei Stunden von Daun. Es liegt am
nördlichen Abhange eines erloschenen Vulkans und bil-
det eine äußerst regelmäßige Vertiefung von 6500 Fuß
Umfang. Jn der Tiefe breitet sich der schöne Wasser-
spiegel eines ovalen Sees aus, der eine beträchtliche
Tiefe hier haben soll. Der Thonschiefer, in dem das
Maar eingesenkt ist, wird rund um dasselbe von aschen-
artigen Sandschichten bedeckt, und nur an einer Stelle,
dicht am Rande des Sees, steht etwas feste Lava in
ganzen Felsen an.

Sehr interessant ist auch das Meerfelder Maar am
Fuße des Mosenbergs, des schönsten Vulkans der Eifel.
Dieser Schlackenhügel hat eine Höhe von 1,600 Fuß
über dem Meere und erhebt sich steil, aber nicht bedeu-
tend, höchstens 2 — 300 Fuß über das ihn umgebende
Schieferplateau. Fünf Hügel bilden die Begrenzungen
seiner Krater, die ihn zu dem interessantesten Berge des
vulkanischen Rheindistricts machen. Der Graf von
Montlosier, einer der ausgezeichnetsten Kenner der Vul-
kane, sagt, er habe nie einen so schönen Berg gesehen,
und er könne in die Reihe der schönsten Piks der Au-
vergne treten. Auf einen engen Raum zusammenge-
drängt, enthält er drei kleine deutliche Krater, die von
Süd nach Nord liegen und von denen der mittlere, jetzt
bis zu einer gewissen Höhe mit Wasser erfüllt, außer-
ordentlich wohl erhalten, rund und von schroffen Schlacken-
wänden umgeben ist. Der wichtigste ist jedoch der süd-
liche; dieser ist an der Südseite von einem basaltischen
mit Felsblöcken bedeckten Lavastrome durchbrochen, der
sich kaum 100 Schritte breit über den Berg nach Süd-
osten eine halbe Stunde lang hinabschlängelt und in ein
schluchtiges Thal fließt, mit welchem er südöstlich in den
Horngraben sich senkt. Wo das Thal beginnt, ist er
sehr niedrig; er erhebt sich aber bald und zieht als ein
langer Felsrücken durch die Mitte des Thals, sodaß sich
nun auf seinen beiden Seiten ein schmales Nebenthal
befindet. Wo der Berg in der Nähe des Horngrabens
steilern Abfall hat, senkt sich der Strom ganz und bil-
det auf eine ziemliche Strecke eine trockene Wiese, wirft
[Ende Spaltensatz]

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Als ein noch gegenwärtig thätiger und letzter Act der vulkanischen Wirksamkeit erscheinen die vielen Sauer- quellen, die in der ganzen vulkanischen Eifel, besonders aber in der Umgebung des Sees von Laach vorkommen. Sie werden gebildet, indem die in den Klüften des Schiefer- gebirges emporsteigende Kohlensäure sich in den obern Teufen mit dem Wasser der Quellen vereinigt, und geben durch ihr Aufsprudeln die Entwickelung der Kohlensäure zu erkennen. Jn der Umgebung jenes Sees und im Brohlthale entspringen allein mehr als 1000 solcher Säuerlinge. Besonders merkwürdig unter ihnen sind der Brudeldreis am Kyllfluß und der Waller- born bei Hetzerath, wo die Kohlensäure aus Spalten des Grauwackengebirges wie aus einem Blasebalge durch das sie gewöhnlich sperrende Wasser mit solcher Heftig- keit ausströmt, daß man das Geräusch mehre hundert Schritte weit hört. An zahllosen Punkten entwickelt sich auch das Gas unmittelbar aus dem Boden, z. B. im Thale von Burgbrohl, herab. Hier findet man in den kleinen Vertiefungen am Gehänge stets todte Vögel, Mäuse und andere Thiere vom ausströmenden Gase er- stickt. Auf den Feldern gedeiht hier und da die Vege- tation nicht; aus dem Bache steigen ununterbrochen die Gasblasen auf, und einzelne Keller unter den Häusern von Burgbrohl sind so überfüllt mit Kohlensäure, daß sich die Eigenthümer nicht hineinwagen. Solche Punkte, wo dieses Gas unsichtbar aus dem Boden emporsteigt, nennt man Mofetten. Bekannt ist diejenige am nörd- lichen Ufer des Sees von Laach, welche eine 3 Fuß tiefe und ungefähr 7 Fuß weite Grube bildet, in der ebenfalls fortwährend todte Thiere liegen. Auf dem Wehrer Bruch, eine Meile von jenem See entfernt, sind so zahlreiche Mofetten, daß man bei feuchter Jahreszeit sich nicht dahin begeben darf, und in Hanebach, unweit des Perler Kopfes, sind Fälle vorgekommen, daß Vieh in den Ställen durch Kohlensäureentwickelung gestorben ist. Wie ungeheuer die Menge des ausströmenden Ga- ses ist, läßt sich daraus abnehmen, daß eine einzige Quelle von Burgbrohl in 24 Stunden 6146 Kubikfuß, und bei Nauheim 10,000 Centner Gas in einem Jahre liefert. Es mögen nun noch einige merkwürdige vulkanische Eigenthümlichkeiten jener Gegend erwähnt werden. Eine der Vordereifel ganz besonders zukommende Erscheinung, die der dortigen Gegend einen eigenthüm- lich schwermüthigen Charakter verleiht, sind die soge- nannten Maare. Obwol dieselben keine Hügel bilden, und nur selten anstehende vulkanische Gesteinsmassen und Lavaströme besitzen, so sind sie doch offenbar Producte vulkanischer Eruptionen. Sie bilden gewöhnlich voll- kommen kreisrunde, kesselförmige Einsenkungen in dem Grauwackenschiefer und zeigen nur an ihrem Rande, der gewöhnlich von einem Kraterwalle bedeckt ist, welcher aus Schlacken, Lapilli und andern vulkanischen Aus- würflingen besteht, die Spuren früherer vulkanischer Thä- tigkeit. Oft sind diese Kessel außerordentlich tief unter die Oberfläche des Schieferplateau eingesenkt, und es sammeln sich daher die Wasser der benachbarten Quellen in ihnen an und bilden so kleine Seen in der Tiefe, die man hier Maare, gewöhnlich aber Kraterseen ( cra- tères lacs ) nennt. Jhre Entstehung erklärt Naumann in seiner Geognosie auf folgende Weise: „Wenn in einer Gegend bei dem plötzlichen Durch- bruche der vulkanischen Thätigkeit Spalten gebildet wur- den, so ist es sehr wohl denkbar, wie an einzelnen offen gebliebenen Punkten dieser Spalten die Dämpfe augen- blicklich mit solcher Heftigkeit nach außen explodirten, daß sie in den obersten Theilen der Erdkruste, welche ihrer Gewalt nicht zu widerstehen vermochten, den Effect einer Pulvermühle ausübten, und folglich das um ihren Ausströmungspunkt anstehende Gestein zerschmetterten, pulverisirten und nach allen Richtungen hinausschleuder- ten. Dadurch entstand zuvörderst eine kesselförmige Ver- tiefung, an deren Rande die zurückfallenden Gesteins- trümmer aufgehäuft wurden; war nun zugleich die Lava in der Spalte hoch genug heraufgetrieben, so werden auch Schlacken und andere Auswürflinge mit heraus- geflogen sein, welche gleichzeitig mit den Bruchstücken des Wandgesteins der Ringe zum Niederfallen gelang- ten, auch wol nach der ersten Explosion noch in größerer Menge aufgehäuft werden konnten.“ Das schönste dieser Maare ist das Pulvermaar bei Gillenfeld, zwei Stunden von Daun. Es liegt am nördlichen Abhange eines erloschenen Vulkans und bil- det eine äußerst regelmäßige Vertiefung von 6500 Fuß Umfang. Jn der Tiefe breitet sich der schöne Wasser- spiegel eines ovalen Sees aus, der eine beträchtliche Tiefe hier haben soll. Der Thonschiefer, in dem das Maar eingesenkt ist, wird rund um dasselbe von aschen- artigen Sandschichten bedeckt, und nur an einer Stelle, dicht am Rande des Sees, steht etwas feste Lava in ganzen Felsen an. Sehr interessant ist auch das Meerfelder Maar am Fuße des Mosenbergs, des schönsten Vulkans der Eifel. Dieser Schlackenhügel hat eine Höhe von 1,600 Fuß über dem Meere und erhebt sich steil, aber nicht bedeu- tend, höchstens 2 — 300 Fuß über das ihn umgebende Schieferplateau. Fünf Hügel bilden die Begrenzungen seiner Krater, die ihn zu dem interessantesten Berge des vulkanischen Rheindistricts machen. Der Graf von Montlosier, einer der ausgezeichnetsten Kenner der Vul- kane, sagt, er habe nie einen so schönen Berg gesehen, und er könne in die Reihe der schönsten Piks der Au- vergne treten. Auf einen engen Raum zusammenge- drängt, enthält er drei kleine deutliche Krater, die von Süd nach Nord liegen und von denen der mittlere, jetzt bis zu einer gewissen Höhe mit Wasser erfüllt, außer- ordentlich wohl erhalten, rund und von schroffen Schlacken- wänden umgeben ist. Der wichtigste ist jedoch der süd- liche; dieser ist an der Südseite von einem basaltischen mit Felsblöcken bedeckten Lavastrome durchbrochen, der sich kaum 100 Schritte breit über den Berg nach Süd- osten eine halbe Stunde lang hinabschlängelt und in ein schluchtiges Thal fließt, mit welchem er südöstlich in den Horngraben sich senkt. Wo das Thal beginnt, ist er sehr niedrig; er erhebt sich aber bald und zieht als ein langer Felsrücken durch die Mitte des Thals, sodaß sich nun auf seinen beiden Seiten ein schmales Nebenthal befindet. Wo der Berg in der Nähe des Horngrabens steilern Abfall hat, senkt sich der Strom ganz und bil- det auf eine ziemliche Strecke eine trockene Wiese, wirft

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 89. Leipzig (Sachsen), 7. September 1854, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig089_1854/6>, abgerufen am 27.11.2024.