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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 89. Leipzig (Sachsen), 7. September 1854.

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[Abbildung] Londonbrücke im Jahre 1599.


Erloschene deutsche Vulkane. [Beginn Spaltensatz]

Jn den frühesten Zeiten, in welche zurück keines Men-
schen Gedächtniß reicht, hat es auch in unserm Vater-
lande an zahlreichen feuerspeienden Bergen nicht gefehlt.
Noch jetzt sind die Spuren von ihnen deutlich vorhanden.

Das eigentliche vulkanische Gebiet in Deutschland ist
die jetzt sogenannte Eifel, ein Landstrich, den ein Hoch-
plateau zwischen den Flüssen Rhein, Mosel, Roer und
Sauer bildet, also im rhein=westfälischen Gebirge.

Besonders ist die Niedereifel, wie man sie nennt,
an vulkanischen Bildungen so reich, daß man hier etwa
20 Krater bestimmt erkannt hat.

Der größte ehemalige Eruptionskrater ist der Mosen-
berg bei Bettenfeld, nicht allzu weit von Manderscheid.
Aus der Ferne erscheint er als ein drei= bis fünf-
gipfeliger Berg; die Gipfel sind die Ringe seiner Kra-
ter. Ganz deutlich sind noch die Spuren eines Lava-
stroms zu erkennen, der in einer Breite von etwa
100 Fuß eine halbe Stunde weit am östlichen Abhange
verfolgt werden kann.

Anderwärts sind die Spuren solcher ehemaligen vul-
kanischen Ausrüstung jener ganzen Gegend weniger deut-
lich und sie aufzufinden, sind die Augen guter Geolo-
gen nöthig, welche namentlich in der Neuzeit jenen Land-
strich fleißig bereist und untersucht haben.

Es sei gestattet, aus einem größern Aufsatze über
erloschene Vulkane am Rheine einige Bruchstücke her-
überzunehmen.

Auf die Frage: Zu welcher Zeit die Glutsteine jener
Feuerberge ihren Kratern entflossen und ihre Aschen-
und Bimssteinregen herausgeschleudert wurden, kann kein
[Spaltenumbruch] Mensch Auskunft ertheilen. Nach den Lagerungsver-
hältnissen der vulkanischen Gebilde können wir annehmen,
daß dieselben nach der Bildung der Braunkohlenforma-
tion und der der Flußgeschiebe zu einer Zeit ihren An-
fang genommen haben, als die Gegend bereits im We-
sentlichen ihre jetzige Physiognomie angenommen hatte.
Berge und Thäler, mit Ausnahme der vulkanischen,
waren bereits gebildet und die Vegetation der jetzigen
ähnlich, vielleicht völlig dieselbe; ja die Bimsteineruptio-
nen hätten sich vielleicht selbst in historischer Zeit zu-
tragen können, wenn für die Rheingegenden dieselbe
weiter, wie bis zu der Zeit der Römer zurückgriffe.
Eine Zeit lang glaubte man sogar, daß eine Stelle in
den Annalen des römischen Schriftstellers Tacitus auf
einen vulkanischen Ausbruch zur Zeit der Römer hin-
deutete. Er schreibt:

"Aber auch die mit uns verbündete Völkerschaft der
Juhonen wurde durch ein unvermuthetes Unglück heim-
gesucht. Denn Feuer, die aus der Erde schlugen, er-
griffen hin und wieder Landhäuser, Fluren und Dörfer,
und erreichten sogar die Mauern der neuangelegten
Pflanzstadt ( Köln oder Andernach? ) . Sie waren nicht
zu löschen, weder wenn Platzregen fiel, noch durch Fluß-
wasser oder durch andere Flüssigkeit, bis einige Land-
leute, in Ermangelung aller Hülfe und aus Zorn über
ihren Verlust, von fern her Steine auf die Flammen
warfen, und als diese sich hierauf legten, näher hinzu-
gehend, sie mit Prügeln und andern Schlägen wie
wilde Thiere abwehrten. Zuletzt riß man die Kleider
vom Leibe und warf sie hinein, die, je mehr sie ver-
[Ende Spaltensatz]



[Abbildung] Londonbrücke im Jahre 1599.


Erloschene deutsche Vulkane. [Beginn Spaltensatz]

Jn den frühesten Zeiten, in welche zurück keines Men-
schen Gedächtniß reicht, hat es auch in unserm Vater-
lande an zahlreichen feuerspeienden Bergen nicht gefehlt.
Noch jetzt sind die Spuren von ihnen deutlich vorhanden.

Das eigentliche vulkanische Gebiet in Deutschland ist
die jetzt sogenannte Eifel, ein Landstrich, den ein Hoch-
plateau zwischen den Flüssen Rhein, Mosel, Roer und
Sauer bildet, also im rhein=westfälischen Gebirge.

Besonders ist die Niedereifel, wie man sie nennt,
an vulkanischen Bildungen so reich, daß man hier etwa
20 Krater bestimmt erkannt hat.

Der größte ehemalige Eruptionskrater ist der Mosen-
berg bei Bettenfeld, nicht allzu weit von Manderscheid.
Aus der Ferne erscheint er als ein drei= bis fünf-
gipfeliger Berg; die Gipfel sind die Ringe seiner Kra-
ter. Ganz deutlich sind noch die Spuren eines Lava-
stroms zu erkennen, der in einer Breite von etwa
100 Fuß eine halbe Stunde weit am östlichen Abhange
verfolgt werden kann.

Anderwärts sind die Spuren solcher ehemaligen vul-
kanischen Ausrüstung jener ganzen Gegend weniger deut-
lich und sie aufzufinden, sind die Augen guter Geolo-
gen nöthig, welche namentlich in der Neuzeit jenen Land-
strich fleißig bereist und untersucht haben.

Es sei gestattet, aus einem größern Aufsatze über
erloschene Vulkane am Rheine einige Bruchstücke her-
überzunehmen.

Auf die Frage: Zu welcher Zeit die Glutsteine jener
Feuerberge ihren Kratern entflossen und ihre Aschen-
und Bimssteinregen herausgeschleudert wurden, kann kein
[Spaltenumbruch] Mensch Auskunft ertheilen. Nach den Lagerungsver-
hältnissen der vulkanischen Gebilde können wir annehmen,
daß dieselben nach der Bildung der Braunkohlenforma-
tion und der der Flußgeschiebe zu einer Zeit ihren An-
fang genommen haben, als die Gegend bereits im We-
sentlichen ihre jetzige Physiognomie angenommen hatte.
Berge und Thäler, mit Ausnahme der vulkanischen,
waren bereits gebildet und die Vegetation der jetzigen
ähnlich, vielleicht völlig dieselbe; ja die Bimsteineruptio-
nen hätten sich vielleicht selbst in historischer Zeit zu-
tragen können, wenn für die Rheingegenden dieselbe
weiter, wie bis zu der Zeit der Römer zurückgriffe.
Eine Zeit lang glaubte man sogar, daß eine Stelle in
den Annalen des römischen Schriftstellers Tacitus auf
einen vulkanischen Ausbruch zur Zeit der Römer hin-
deutete. Er schreibt:

„Aber auch die mit uns verbündete Völkerschaft der
Juhonen wurde durch ein unvermuthetes Unglück heim-
gesucht. Denn Feuer, die aus der Erde schlugen, er-
griffen hin und wieder Landhäuser, Fluren und Dörfer,
und erreichten sogar die Mauern der neuangelegten
Pflanzstadt ( Köln oder Andernach? ) . Sie waren nicht
zu löschen, weder wenn Platzregen fiel, noch durch Fluß-
wasser oder durch andere Flüssigkeit, bis einige Land-
leute, in Ermangelung aller Hülfe und aus Zorn über
ihren Verlust, von fern her Steine auf die Flammen
warfen, und als diese sich hierauf legten, näher hinzu-
gehend, sie mit Prügeln und andern Schlägen wie
wilde Thiere abwehrten. Zuletzt riß man die Kleider
vom Leibe und warf sie hinein, die, je mehr sie ver-
[Ende Spaltensatz]

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[293/0005] 293 [Abbildung Londonbrücke im Jahre 1599.] Erloschene deutsche Vulkane. Jn den frühesten Zeiten, in welche zurück keines Men- schen Gedächtniß reicht, hat es auch in unserm Vater- lande an zahlreichen feuerspeienden Bergen nicht gefehlt. Noch jetzt sind die Spuren von ihnen deutlich vorhanden. Das eigentliche vulkanische Gebiet in Deutschland ist die jetzt sogenannte Eifel, ein Landstrich, den ein Hoch- plateau zwischen den Flüssen Rhein, Mosel, Roer und Sauer bildet, also im rhein=westfälischen Gebirge. Besonders ist die Niedereifel, wie man sie nennt, an vulkanischen Bildungen so reich, daß man hier etwa 20 Krater bestimmt erkannt hat. Der größte ehemalige Eruptionskrater ist der Mosen- berg bei Bettenfeld, nicht allzu weit von Manderscheid. Aus der Ferne erscheint er als ein drei= bis fünf- gipfeliger Berg; die Gipfel sind die Ringe seiner Kra- ter. Ganz deutlich sind noch die Spuren eines Lava- stroms zu erkennen, der in einer Breite von etwa 100 Fuß eine halbe Stunde weit am östlichen Abhange verfolgt werden kann. Anderwärts sind die Spuren solcher ehemaligen vul- kanischen Ausrüstung jener ganzen Gegend weniger deut- lich und sie aufzufinden, sind die Augen guter Geolo- gen nöthig, welche namentlich in der Neuzeit jenen Land- strich fleißig bereist und untersucht haben. Es sei gestattet, aus einem größern Aufsatze über erloschene Vulkane am Rheine einige Bruchstücke her- überzunehmen. Auf die Frage: Zu welcher Zeit die Glutsteine jener Feuerberge ihren Kratern entflossen und ihre Aschen- und Bimssteinregen herausgeschleudert wurden, kann kein Mensch Auskunft ertheilen. Nach den Lagerungsver- hältnissen der vulkanischen Gebilde können wir annehmen, daß dieselben nach der Bildung der Braunkohlenforma- tion und der der Flußgeschiebe zu einer Zeit ihren An- fang genommen haben, als die Gegend bereits im We- sentlichen ihre jetzige Physiognomie angenommen hatte. Berge und Thäler, mit Ausnahme der vulkanischen, waren bereits gebildet und die Vegetation der jetzigen ähnlich, vielleicht völlig dieselbe; ja die Bimsteineruptio- nen hätten sich vielleicht selbst in historischer Zeit zu- tragen können, wenn für die Rheingegenden dieselbe weiter, wie bis zu der Zeit der Römer zurückgriffe. Eine Zeit lang glaubte man sogar, daß eine Stelle in den Annalen des römischen Schriftstellers Tacitus auf einen vulkanischen Ausbruch zur Zeit der Römer hin- deutete. Er schreibt: „Aber auch die mit uns verbündete Völkerschaft der Juhonen wurde durch ein unvermuthetes Unglück heim- gesucht. Denn Feuer, die aus der Erde schlugen, er- griffen hin und wieder Landhäuser, Fluren und Dörfer, und erreichten sogar die Mauern der neuangelegten Pflanzstadt ( Köln oder Andernach? ) . Sie waren nicht zu löschen, weder wenn Platzregen fiel, noch durch Fluß- wasser oder durch andere Flüssigkeit, bis einige Land- leute, in Ermangelung aller Hülfe und aus Zorn über ihren Verlust, von fern her Steine auf die Flammen warfen, und als diese sich hierauf legten, näher hinzu- gehend, sie mit Prügeln und andern Schlägen wie wilde Thiere abwehrten. Zuletzt riß man die Kleider vom Leibe und warf sie hinein, die, je mehr sie ver-

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 89. Leipzig (Sachsen), 7. September 1854, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig089_1854/5>, abgerufen am 24.11.2024.