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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 86. Leipzig (Sachsen), 17. August.

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[Beginn Spaltensatz] aus diesem Schmuck!" Aber entrüstet ruft die Sul-
tanin ihm zu: "Entferne dich aus meinen Augen, un-
reines Geschöpf!"

Wutherfüllt und mit Rachegedanken geht der Sklave
geradeswegs zu seinem Herrn zurück und [unleserliches Material - 4 Zeichen fehlen]sagt ihm:
"Herr! Jch habe eben einen Mann bei deiner Frau
gefunden; ich sah sie Beide in dem blauen Zimmer.
Bei meinem Anblick ist der Mann in Bestürzung ge-
rathen und die Sultanin hat ihn schnell in den und
den Koffer versteckt." Er beschrieb gleichzeitig den
Koffer.

Ueber diese Worte geräth der Sultan in Wuth
gegen seinen Diener.

Du lügst, ungläubiger Hund! schrie er ihm zu.
Er gab sodann Befehl, ihm den Kopf abzuschlagen;
man ergreift ihn und einen Augenblick darauf rollt der
Kopf auf die Erde. Als die Hinrichtung beendigt ist,
erhebt sich der Khalif, legt seine Pantoffeln an und
begibt sich in die Wohnung seiner Frau. Sie war eben
damit beschäftigt, ihr Haar in Ordnung zu bringen.
Er tritt ein und setzt sich ihr gegenüber auf den Koffer,
welchen der Sklave ihm bezeichnet hatte. Nachdem die
Unterhaltung eröffnet ist, sagt er zu ihr: "Woher
kommt es, daß du eine so große Vorliebe für dieses
Zimmer hast?"

Weil ich meine Kleider darin habe, erwiderte sie.

Gut, das mag sein, versetzte der Khalif. Darf
ich hoffen, daß du mir von den Koffern, die du hier
hast, einen wirst abtreten wollen?

Nimm, mein Gebieter, welchen du willst, nur den
nicht, auf welchen du sitzest.

Den aber gerade möchte ich haben; du mußt ihn
mir geben.

Nachdem sie einen Augenblick gestutzt, sagte sie:
"Gut denn, er ist dein."

Auf ein Zeichen des Khalifen erschienen Neger.
"Nehmt diesen Koffer", sagt er ihnen, "und tragt ihn
in den Audienzsaal und wartet auf mich."

Während die Sklaven den Befehl des Herrn aus-
führten, zeigte sich auf dem Angesicht der Sultanin
eine unbeschreibliche Verwirrung.

Was hast du denn, daß deine Gesichtszüge sich so
verändern? sagt der Khalif. Vielleicht liegt dieser
Koffer dir sehr am Herzen?

Verzeih', mein Herr! Jch hänge nicht an diesem
Gegenstande. Wenn ich dir ein wenig aufgeregt er-
scheine, so kommt es daher, daß ich eben ein plötzli-
ches Unwohlsein empfinde.

Gott wird dich heilen, sagt der Khalif und ent-
fernt sich.

Als er in den Audienzsaal eintrat, fand er den
Koffer auf die Erde gestellt.

Hebet den Teppich auf! befahl er den Negern und
grabet ein Loch, tief und so groß, daß ein Mann
hinein kann.

Als die Grube fertig war, winkte er den Koffer
heranzubringen und an den Rand der Grube zu stellen.
Dann sprach er, den Fuß auf den Koffer stellend, die
Worte: "Es ist mir eine Mittheilung gemacht wor-
den. Wenn sie wahr ist, so wird deine Kleidung dein
Leichentuch, diese Kiste dein Sarg sein und Gott ist
es, der dich opfert. Wenn die Mittheilung falsch ist,
so begrabe ich einen Koffer und es ist an ihm nicht
viel verloren."

Während er dies sprach, gab er dem Koffer einen
Stoß und derselbe gleitete auf den Boden der Grube.

Gott verzeihe mir! fügte er hinzu, indem er eine
Handvoll Erde auf den Koffer warf.

[Spaltenumbruch]

Die Neger schütteten die Grube zu, ebneten den
Boden und breiteten den Teppich wieder aus.

Der Khalif saß zu Gericht bis zur Zeit des Mahls
und trat dann in seine Wohnung, wo die beiden Gat-
ten thaten, als wäre nichts zwischen ihnen vorgefallen.
Des Koffers ward nicht wieder geda



Spute dich!
( Fortsetzung. )

Karl 's Wirthschaft ging ganz nach Wünschen. Er
sputete sich, um die Felder in noch bessern Zustand zu
versetzen, wodurch sein Gütchen nur gewinnen konnte.
Die Jahre, welche er auf demselben durchlebte, gehör-
ten für den Landmann zu den glücklichen. Kein Mis-
geschick traf Karl als "kleinen Bauer", denn er war
mit seiner Frau und den Kindern gesund und hatte
bei guten Preisen des Getreides reichliche, gesegnete
Ernten.

Freilich dachte er bei Allem, was er vornahm,
immer noch: "Spute dich!" Arbeit hatte er nämlich
vollauf, weil er und seine Johanna mit Hülfe einer
Magd Alles selbst verrichteten.

Die alte Frau Wirker sah mit unendlicher Lust auf
das Glück, welches das Thun ihres Sohnes begleitete.
Dieser aber kannte kein schöneres Vergnügen, als ihr
die Jahre ihres Alters auf jede Weise zu erheitern,
wobei ihm Johanna wacker beistand. Karl sollte jedoch
seine alte gute Mutter nicht lange mehr haben. Sie
fühlte sich eines Abends sehr unwohl und eilte, um
aus dem Großmutterstuhle ins Bett zu kommen. Jhr
Übelbefinden nahm von Stunde zu Stunde zu. Nachts
gegen 11 Uhr rief sie ihrem am Bett sitzenden Sohne
zu: "Sputet euch, Karl, und kommt Alle zu mir her.
Jch möchte euch noch einmal sehen; sputet euch!"

Karl erschrak. Er rief schnell die Seinen ans
Bett der Mutter und sendete zugleich die Magd zum
Arzte des Dorfs, welcher schon einige mal dagewesen
war und den Zustand der Frau Wirker gar nicht so
bedenklich gefunden hatte.

Während Karl's Familie sich um das Bett der
Kranken versammelte, athmete diese von Minute zu
Minute ängstlicher. Zugleich hatte sich ein heftiger
Schlucken eingestellt. Der Arzt erschien und machte
eine sehr bedenkliche Miene. Karl fragte ihn nach sei-
nem Urtheile und erhielt ein Achselzucken zur Antwort.

Jst's so sehr schlimm? sprach Karl heimlich zum
Arzte.

Dieser sagte dem treuen Sohne leise ins Ohr:
"Ergeben Sie sich drein, der Todtenschlucken hat sich
schon eingestellt; wahrscheinlich nur einige Minuten
noch, nach den Schlägen dts Pulses zu urtheilen!"

Karl wurde blaß, wendete sich um und trocknete
sich die Augen, um seiner Mutter von seinem innern
Schmerze nichts merken zu lassen.

Die Kranke seufzte plötzlich recht tief; alle Lebens-
geister kehrten ihr noch eiumal zurück, das müde Auge
bekam wieder einiges Feuer; sie blickte im Kreise ihrer
Lieben umher, reichte allen Umstehenden die Hand und
sprach in gebrochenen Sätzen: "Meine Kinder, -- es
ist Abend geworden für mich, -- wir haben hier keine
bleibende Stätte, -- ich werde nun bald zu Gott ge-
rufen! -- Mir ist so bang ums Herz; er kommt bald,
-- mein Erlöser! -- Jch danke euch -- für eure treue
Liebe, -- Gott segne euch, -- bleibt fromm und
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] aus diesem Schmuck!“ Aber entrüstet ruft die Sul-
tanin ihm zu: „Entferne dich aus meinen Augen, un-
reines Geschöpf!“

Wutherfüllt und mit Rachegedanken geht der Sklave
geradeswegs zu seinem Herrn zurück und [unleserliches Material – 4 Zeichen fehlen]sagt ihm:
„Herr! Jch habe eben einen Mann bei deiner Frau
gefunden; ich sah sie Beide in dem blauen Zimmer.
Bei meinem Anblick ist der Mann in Bestürzung ge-
rathen und die Sultanin hat ihn schnell in den und
den Koffer versteckt.“ Er beschrieb gleichzeitig den
Koffer.

Ueber diese Worte geräth der Sultan in Wuth
gegen seinen Diener.

Du lügst, ungläubiger Hund! schrie er ihm zu.
Er gab sodann Befehl, ihm den Kopf abzuschlagen;
man ergreift ihn und einen Augenblick darauf rollt der
Kopf auf die Erde. Als die Hinrichtung beendigt ist,
erhebt sich der Khalif, legt seine Pantoffeln an und
begibt sich in die Wohnung seiner Frau. Sie war eben
damit beschäftigt, ihr Haar in Ordnung zu bringen.
Er tritt ein und setzt sich ihr gegenüber auf den Koffer,
welchen der Sklave ihm bezeichnet hatte. Nachdem die
Unterhaltung eröffnet ist, sagt er zu ihr: „Woher
kommt es, daß du eine so große Vorliebe für dieses
Zimmer hast?“

Weil ich meine Kleider darin habe, erwiderte sie.

Gut, das mag sein, versetzte der Khalif. Darf
ich hoffen, daß du mir von den Koffern, die du hier
hast, einen wirst abtreten wollen?

Nimm, mein Gebieter, welchen du willst, nur den
nicht, auf welchen du sitzest.

Den aber gerade möchte ich haben; du mußt ihn
mir geben.

Nachdem sie einen Augenblick gestutzt, sagte sie:
„Gut denn, er ist dein.“

Auf ein Zeichen des Khalifen erschienen Neger.
„Nehmt diesen Koffer“, sagt er ihnen, „und tragt ihn
in den Audienzsaal und wartet auf mich.“

Während die Sklaven den Befehl des Herrn aus-
führten, zeigte sich auf dem Angesicht der Sultanin
eine unbeschreibliche Verwirrung.

Was hast du denn, daß deine Gesichtszüge sich so
verändern? sagt der Khalif. Vielleicht liegt dieser
Koffer dir sehr am Herzen?

Verzeih', mein Herr! Jch hänge nicht an diesem
Gegenstande. Wenn ich dir ein wenig aufgeregt er-
scheine, so kommt es daher, daß ich eben ein plötzli-
ches Unwohlsein empfinde.

Gott wird dich heilen, sagt der Khalif und ent-
fernt sich.

Als er in den Audienzsaal eintrat, fand er den
Koffer auf die Erde gestellt.

Hebet den Teppich auf! befahl er den Negern und
grabet ein Loch, tief und so groß, daß ein Mann
hinein kann.

Als die Grube fertig war, winkte er den Koffer
heranzubringen und an den Rand der Grube zu stellen.
Dann sprach er, den Fuß auf den Koffer stellend, die
Worte: „Es ist mir eine Mittheilung gemacht wor-
den. Wenn sie wahr ist, so wird deine Kleidung dein
Leichentuch, diese Kiste dein Sarg sein und Gott ist
es, der dich opfert. Wenn die Mittheilung falsch ist,
so begrabe ich einen Koffer und es ist an ihm nicht
viel verloren.“

Während er dies sprach, gab er dem Koffer einen
Stoß und derselbe gleitete auf den Boden der Grube.

Gott verzeihe mir! fügte er hinzu, indem er eine
Handvoll Erde auf den Koffer warf.

[Spaltenumbruch]

Die Neger schütteten die Grube zu, ebneten den
Boden und breiteten den Teppich wieder aus.

Der Khalif saß zu Gericht bis zur Zeit des Mahls
und trat dann in seine Wohnung, wo die beiden Gat-
ten thaten, als wäre nichts zwischen ihnen vorgefallen.
Des Koffers ward nicht wieder geda



Spute dich!
( Fortsetzung. )

Karl 's Wirthschaft ging ganz nach Wünschen. Er
sputete sich, um die Felder in noch bessern Zustand zu
versetzen, wodurch sein Gütchen nur gewinnen konnte.
Die Jahre, welche er auf demselben durchlebte, gehör-
ten für den Landmann zu den glücklichen. Kein Mis-
geschick traf Karl als „kleinen Bauer“, denn er war
mit seiner Frau und den Kindern gesund und hatte
bei guten Preisen des Getreides reichliche, gesegnete
Ernten.

Freilich dachte er bei Allem, was er vornahm,
immer noch: „Spute dich!“ Arbeit hatte er nämlich
vollauf, weil er und seine Johanna mit Hülfe einer
Magd Alles selbst verrichteten.

Die alte Frau Wirker sah mit unendlicher Lust auf
das Glück, welches das Thun ihres Sohnes begleitete.
Dieser aber kannte kein schöneres Vergnügen, als ihr
die Jahre ihres Alters auf jede Weise zu erheitern,
wobei ihm Johanna wacker beistand. Karl sollte jedoch
seine alte gute Mutter nicht lange mehr haben. Sie
fühlte sich eines Abends sehr unwohl und eilte, um
aus dem Großmutterstuhle ins Bett zu kommen. Jhr
Übelbefinden nahm von Stunde zu Stunde zu. Nachts
gegen 11 Uhr rief sie ihrem am Bett sitzenden Sohne
zu: „Sputet euch, Karl, und kommt Alle zu mir her.
Jch möchte euch noch einmal sehen; sputet euch!“

Karl erschrak. Er rief schnell die Seinen ans
Bett der Mutter und sendete zugleich die Magd zum
Arzte des Dorfs, welcher schon einige mal dagewesen
war und den Zustand der Frau Wirker gar nicht so
bedenklich gefunden hatte.

Während Karl's Familie sich um das Bett der
Kranken versammelte, athmete diese von Minute zu
Minute ängstlicher. Zugleich hatte sich ein heftiger
Schlucken eingestellt. Der Arzt erschien und machte
eine sehr bedenkliche Miene. Karl fragte ihn nach sei-
nem Urtheile und erhielt ein Achselzucken zur Antwort.

Jst's so sehr schlimm? sprach Karl heimlich zum
Arzte.

Dieser sagte dem treuen Sohne leise ins Ohr:
„Ergeben Sie sich drein, der Todtenschlucken hat sich
schon eingestellt; wahrscheinlich nur einige Minuten
noch, nach den Schlägen dts Pulses zu urtheilen!“

Karl wurde blaß, wendete sich um und trocknete
sich die Augen, um seiner Mutter von seinem innern
Schmerze nichts merken zu lassen.

Die Kranke seufzte plötzlich recht tief; alle Lebens-
geister kehrten ihr noch eiumal zurück, das müde Auge
bekam wieder einiges Feuer; sie blickte im Kreise ihrer
Lieben umher, reichte allen Umstehenden die Hand und
sprach in gebrochenen Sätzen: „Meine Kinder, — es
ist Abend geworden für mich, — wir haben hier keine
bleibende Stätte, — ich werde nun bald zu Gott ge-
rufen! — Mir ist so bang ums Herz; er kommt bald,
— mein Erlöser! — Jch danke euch — für eure treue
Liebe, — Gott segne euch, — bleibt fromm und
[Ende Spaltensatz]

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Er rief schnell die Seinen ans Bett der Mutter und sendete zugleich die Magd zum Arzte des Dorfs, welcher schon einige mal dagewesen war und den Zustand der Frau Wirker gar nicht so bedenklich gefunden hatte. Während Karl's Familie sich um das Bett der Kranken versammelte, athmete diese von Minute zu Minute ängstlicher. Zugleich hatte sich ein heftiger Schlucken eingestellt. Der Arzt erschien und machte eine sehr bedenkliche Miene. Karl fragte ihn nach sei- nem Urtheile und erhielt ein Achselzucken zur Antwort. Jst's so sehr schlimm? sprach Karl heimlich zum Arzte. Dieser sagte dem treuen Sohne leise ins Ohr: „Ergeben Sie sich drein, der Todtenschlucken hat sich schon eingestellt; wahrscheinlich nur einige Minuten noch, nach den Schlägen dts Pulses zu urtheilen!“ Karl wurde blaß, wendete sich um und trocknete sich die Augen, um seiner Mutter von seinem innern Schmerze nichts merken zu lassen. Die Kranke seufzte plötzlich recht tief; alle Lebens- geister kehrten ihr noch eiumal zurück, das müde Auge bekam wieder einiges Feuer; sie blickte im Kreise ihrer Lieben umher, reichte allen Umstehenden die Hand und sprach in gebrochenen Sätzen: „Meine Kinder, — es ist Abend geworden für mich, — wir haben hier keine bleibende Stätte, — ich werde nun bald zu Gott ge- rufen! — Mir ist so bang ums Herz; er kommt bald, — mein Erlöser! — Jch danke euch — für eure treue Liebe, — Gott segne euch, — bleibt fromm und

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Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 86. Leipzig (Sachsen), 17. August, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig086_1854/2>, abgerufen am 23.11.2024.