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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 85. Leipzig (Sachsen), 10. August 1854.

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[Beginn Spaltensatz] treulose Paris, das Gastrecht misbrauchend, Helenen
entführte, und als der fromme Held Aeneas seinen
Vater Anchises aus dem brennenden Troja rettete. Das
Holz der Wellingtonia ist leicht, weich und von röth-
licher Farbe, ähnlich dem Brasilienholz oder dem des
Taxodium sempervirens. Vom untern Theile jenes
Baums wurde 21 Fuß lang die Rinde abgenommen
und nach S.=Francisco zur Ausstellung gebracht. Dort
bildet sie in ihrem natürlichen Zustande einen Teppich,
groß genug, um ein Piano und Sitzplätze für 40 Per-
sonen aufzunehmen. Bei einer Gelegenheit wurden
140 Kinder darauf mit Bequemlichkeit untergebracht.

Aus der vollständigen Beschreibung dieses Baums
durch Herrn Veitch in Chelsea geht hervor, daß [unleserliches Material - 13 Zeichen fehlen]Wel-
lingtonia eine ganz neue Gattung bildet, die von allen
bisher bekannten vollständig zu unterscheiden ist. Vom
Standpunkte der Parkanlagen betrachtet, kann sie nicht
hoch genug geschätzt werden; denn der Baum, der im-
mer grün ist, ohne Zweifel in der Jugend schnell wächst,
unser strenges Klima ( wie das englische ) gut verträgt,
gewährt einen wahrhaft majestätischen Anblick.



Dietrich Kagelwit.

Dietrich Kagelwit, der bekannte Günstling Kaiser
Karl's IV., durch dessen Einfluß er zuletzt ( im Jahre
1361 ) unter dem Namen Theodoricus auf den erz-
bischöflichen Stuhl von Magdeburg erhoben wurde, ge-
hörte unstreitig zu den bedeutendsten Männern seiner
Zeit. Mönch und Erzbischof, Landwirth und Reichs-
verweser, Feldherr und Friedensstifter -- zu all diesen
Ämtern und Würden vereinigte Dietrich die vortreff-
lichsten Eigenschaften in gleich hohem Grade in sich!

Ueber seinen Namen sowol wie über seine eigent-
liche Herkunft ist von jeher viel gestritten worden. Böh-
mische Autoren insbesondere sind es, welche aus dem
Familiennamen des von ihnen Hochgefeierten seine böh-
mische Abkunft zu erweisen versucht haben, indem sie
das Schloß Kagelwit oder Kugelweit im Bechiner
Kreise Böhmens als seine Geburtsstätte bezeichnen.
Merkwürdig bleibt ferner auch die in einigen Chroni-
ken sich findende Herleitung des Namens Kagelwit von
der Mönchskutte Dietrich's, nach welcher ihm jener
Name um deshalb gegeben worden sei, "weilen er eine
weite Kogel, Gugel oder Kappe an seiner Kutte ge-
tragen habe u. s. w." Die unterrichtetsten Chronisten
versichern indeß einstimmig, er sei ein Stendaler Kind,
weichen jedoch wiederum darin voneinander ab, daß sie
ihn bald eines Bäckers, bald eines Webers, bald eines
Tuchmachers und Gewandschneiders Sohn nennen. Die
letztere Angabe dürfte unsers Erachtens wol die rich-
tigste sein, denn noch heute wird in dem uralten Gilde-
hause der Tuchmacher auf der Weberstraße zu Stendal
außer einem kleinen, fein gearbeiteten Altar mit dem
Bildnisse Dietrich's auch eine ganze Kriegsrüstung dessel-
ben zur Erhaltung seines Andenkens sorgfältig aufbe-
wahrt.

Die Ältern bestimmten den Knaben für die Kirche;
er sollte sich dem geistlichen Stande widmen und des-
halb schickten sie ihn in das Kloster Lehnin. Dort, als
Cisterciensermönch, bildete er sich sehr bald zum --
tüchtigsten Landwirth und Finanzmann aus, indem er
als Oekonom oder Procurator des tief in Schulden
steckenden Klosters dasselbe durch weise Sparsamkeit und
gute Wirthschaft binnen kurzer Zeit in den blühendsten
Zustand versetzte. Späterhin soll ihn Bischof Ludwig
[Spaltenumbruch] von Brandenbnrg zu einer Sendung nach Rom ver-
wendet haben, von wo er nach Einigen als Bischof zu
Hebron, nach Andern aber als Bischof von Sarepta
heimkehrte. Nach dem Tode des Bischofs Ludwig von
Brandenburg bemühte er sich sehr, dessen Nachfolger
zu werden, allein vergebens, und nun sehen wir ihn
kurze Zeit darauf in die Dienste Karl's IV. treten, der
ihn schon im Kloster Lehnin als einen geschickten und
klugen Mann, namentlich aber auch als einen vorzüg-
lichen Wirth kennen gelernt hatte.

Der Kaiser setzte ihn anfangs über ein kleines,
dürftiges Schloß und Gut -- vielleicht war es das
oben erwähnte Kagelwit! -- welches bisher nicht ein-
mal die Unterhaltungskosten eingetragen hatte. Hier
überraschte er ihn einstmals mit seinem ganzen Hof-
staate und zwar zu einer Zeit, da er wußte, daß da-
selbst nicht das Geringste an Lebensmitteln vorräthig
war. Nichtsdestoweniger verlangte der Kaiser von dem
Schloßherrn Bewirthung, lediglich um zu sehen, wie
sich derselbe helfen würde. Da ließ Dietrich in der
Eile einige junge Enten und Hühner für die kaiserliche
Tafel schlachten; damit aber auch das zahlreiche kaiser-
liche Gefolge etwas bekäme, so ließ er alle Schweine
aus den benachbarten Vorwerken zusammentreiben, ih-
nen die Ohren und Schwänze abschneiden und solche
auf verschiedene Art zwar, jedoch aufs leckerste zuberei-
ten, dann aber den Gästen so reichlich davon auftischen,
daß Alle gesättigt wurden. Als ihn nun der Kaiser,
voller Verwunderung hierüber, fragte, wie er so ge-
schwind und so überraschend viel zu essen habe ver-
schaffen können, zeigte ihm Dietrich, auf welche Weise
ihn seine Heerden diesen Vorrath verschafft hätten, ohne
daß auch nur ein einziges Stück derselben ihm verlo-
ren gegangen wäre. Diese Art, sich so schnell, so gut
und so wohlfeil zu helfen, gefiel dem die Sparsamkeit
liebenden Kaiser sehr und er vertraute ihm von da an
mehre und wichtigere Geschäfte, besonders in Finanz-
und Wirthschaftsangelegenheiten an.

Vorzüglich aber gebrauchte er ihn auch mit bestem
Erfolge in Böhmen zur Demüthigung und Unterjo-
chung der übermüthigen Barone und Edelleute daselbst.
Je höher indeß Dietrich in der Gunst des Kaisers
stieg, desto mehr wuchsen der Neid und Haß seiner
Gegner und wiederholt wurde er heimlich bei Karl ver-
klagt, daß er lediglich sich zu bereichern suche, auf des
Kaisers Jnteressen aber nicht genug sähe. Endlich ließ
ihn Karln der festen Ueberzeugung, daß der genannte
Mann sich wohl zu vertheidigen wissen werde, in Ge-
genwart seiner Ankläger vor sich fodern und bestimmte
einen Tag, an welchem er seine Rechnung ablegen
sollte. Da erklärte Dietrich, daß er dies gleich auf
der Stelle, in demselben Augenblicke zu thun bereit
sei, und voller Erwartung befahl ihm darauf der Kai-
ser, daß er nur seine Rechnung machen solle.

Ohne weiteres Bedenken versetzte Dietrich nun:
"Meine Rechnung ist ganz kurz, allergnädigster Kai-
ser! Jch kam zu dir als ein armer Mönch in schlich-
ter Kutte und hatte nur wenige Groschen in meiner
Tasche. Wenn du mir dies zu behalten erlaubst, so
ist alles Übrige, was ich erworben habe, das Deinige,
du magst es hinnehmen!"

Der Kaiser sah mit Vergnügen, wie fein und ge-
schickt Dietrich sich aus der ihm gelegten Schlinge zu
ziehen gewußt und sagte zu den Anwesenden: "Wer
unter euch würde mir wol auf die Art seine Rech-
nung ablegen können?"

Beschämt und mit niedergeschlagenen Augen schwie-
gen Alle still; Dietrich aber stieg nun nur um so hö-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] treulose Paris, das Gastrecht misbrauchend, Helenen
entführte, und als der fromme Held Aeneas seinen
Vater Anchises aus dem brennenden Troja rettete. Das
Holz der Wellingtonia ist leicht, weich und von röth-
licher Farbe, ähnlich dem Brasilienholz oder dem des
Taxodium sempervirens. Vom untern Theile jenes
Baums wurde 21 Fuß lang die Rinde abgenommen
und nach S.=Francisco zur Ausstellung gebracht. Dort
bildet sie in ihrem natürlichen Zustande einen Teppich,
groß genug, um ein Piano und Sitzplätze für 40 Per-
sonen aufzunehmen. Bei einer Gelegenheit wurden
140 Kinder darauf mit Bequemlichkeit untergebracht.

Aus der vollständigen Beschreibung dieses Baums
durch Herrn Veitch in Chelsea geht hervor, daß [unleserliches Material – 13 Zeichen fehlen]Wel-
lingtonia eine ganz neue Gattung bildet, die von allen
bisher bekannten vollständig zu unterscheiden ist. Vom
Standpunkte der Parkanlagen betrachtet, kann sie nicht
hoch genug geschätzt werden; denn der Baum, der im-
mer grün ist, ohne Zweifel in der Jugend schnell wächst,
unser strenges Klima ( wie das englische ) gut verträgt,
gewährt einen wahrhaft majestätischen Anblick.



Dietrich Kagelwit.

Dietrich Kagelwit, der bekannte Günstling Kaiser
Karl's IV., durch dessen Einfluß er zuletzt ( im Jahre
1361 ) unter dem Namen Theodoricus auf den erz-
bischöflichen Stuhl von Magdeburg erhoben wurde, ge-
hörte unstreitig zu den bedeutendsten Männern seiner
Zeit. Mönch und Erzbischof, Landwirth und Reichs-
verweser, Feldherr und Friedensstifter — zu all diesen
Ämtern und Würden vereinigte Dietrich die vortreff-
lichsten Eigenschaften in gleich hohem Grade in sich!

Ueber seinen Namen sowol wie über seine eigent-
liche Herkunft ist von jeher viel gestritten worden. Böh-
mische Autoren insbesondere sind es, welche aus dem
Familiennamen des von ihnen Hochgefeierten seine böh-
mische Abkunft zu erweisen versucht haben, indem sie
das Schloß Kagelwit oder Kugelweit im Bechiner
Kreise Böhmens als seine Geburtsstätte bezeichnen.
Merkwürdig bleibt ferner auch die in einigen Chroni-
ken sich findende Herleitung des Namens Kagelwit von
der Mönchskutte Dietrich's, nach welcher ihm jener
Name um deshalb gegeben worden sei, „weilen er eine
weite Kogel, Gugel oder Kappe an seiner Kutte ge-
tragen habe u. s. w.“ Die unterrichtetsten Chronisten
versichern indeß einstimmig, er sei ein Stendaler Kind,
weichen jedoch wiederum darin voneinander ab, daß sie
ihn bald eines Bäckers, bald eines Webers, bald eines
Tuchmachers und Gewandschneiders Sohn nennen. Die
letztere Angabe dürfte unsers Erachtens wol die rich-
tigste sein, denn noch heute wird in dem uralten Gilde-
hause der Tuchmacher auf der Weberstraße zu Stendal
außer einem kleinen, fein gearbeiteten Altar mit dem
Bildnisse Dietrich's auch eine ganze Kriegsrüstung dessel-
ben zur Erhaltung seines Andenkens sorgfältig aufbe-
wahrt.

Die Ältern bestimmten den Knaben für die Kirche;
er sollte sich dem geistlichen Stande widmen und des-
halb schickten sie ihn in das Kloster Lehnin. Dort, als
Cisterciensermönch, bildete er sich sehr bald zum —
tüchtigsten Landwirth und Finanzmann aus, indem er
als Oekonom oder Procurator des tief in Schulden
steckenden Klosters dasselbe durch weise Sparsamkeit und
gute Wirthschaft binnen kurzer Zeit in den blühendsten
Zustand versetzte. Späterhin soll ihn Bischof Ludwig
[Spaltenumbruch] von Brandenbnrg zu einer Sendung nach Rom ver-
wendet haben, von wo er nach Einigen als Bischof zu
Hebron, nach Andern aber als Bischof von Sarepta
heimkehrte. Nach dem Tode des Bischofs Ludwig von
Brandenburg bemühte er sich sehr, dessen Nachfolger
zu werden, allein vergebens, und nun sehen wir ihn
kurze Zeit darauf in die Dienste Karl's IV. treten, der
ihn schon im Kloster Lehnin als einen geschickten und
klugen Mann, namentlich aber auch als einen vorzüg-
lichen Wirth kennen gelernt hatte.

Der Kaiser setzte ihn anfangs über ein kleines,
dürftiges Schloß und Gut — vielleicht war es das
oben erwähnte Kagelwit! — welches bisher nicht ein-
mal die Unterhaltungskosten eingetragen hatte. Hier
überraschte er ihn einstmals mit seinem ganzen Hof-
staate und zwar zu einer Zeit, da er wußte, daß da-
selbst nicht das Geringste an Lebensmitteln vorräthig
war. Nichtsdestoweniger verlangte der Kaiser von dem
Schloßherrn Bewirthung, lediglich um zu sehen, wie
sich derselbe helfen würde. Da ließ Dietrich in der
Eile einige junge Enten und Hühner für die kaiserliche
Tafel schlachten; damit aber auch das zahlreiche kaiser-
liche Gefolge etwas bekäme, so ließ er alle Schweine
aus den benachbarten Vorwerken zusammentreiben, ih-
nen die Ohren und Schwänze abschneiden und solche
auf verschiedene Art zwar, jedoch aufs leckerste zuberei-
ten, dann aber den Gästen so reichlich davon auftischen,
daß Alle gesättigt wurden. Als ihn nun der Kaiser,
voller Verwunderung hierüber, fragte, wie er so ge-
schwind und so überraschend viel zu essen habe ver-
schaffen können, zeigte ihm Dietrich, auf welche Weise
ihn seine Heerden diesen Vorrath verschafft hätten, ohne
daß auch nur ein einziges Stück derselben ihm verlo-
ren gegangen wäre. Diese Art, sich so schnell, so gut
und so wohlfeil zu helfen, gefiel dem die Sparsamkeit
liebenden Kaiser sehr und er vertraute ihm von da an
mehre und wichtigere Geschäfte, besonders in Finanz-
und Wirthschaftsangelegenheiten an.

Vorzüglich aber gebrauchte er ihn auch mit bestem
Erfolge in Böhmen zur Demüthigung und Unterjo-
chung der übermüthigen Barone und Edelleute daselbst.
Je höher indeß Dietrich in der Gunst des Kaisers
stieg, desto mehr wuchsen der Neid und Haß seiner
Gegner und wiederholt wurde er heimlich bei Karl ver-
klagt, daß er lediglich sich zu bereichern suche, auf des
Kaisers Jnteressen aber nicht genug sähe. Endlich ließ
ihn Karln der festen Ueberzeugung, daß der genannte
Mann sich wohl zu vertheidigen wissen werde, in Ge-
genwart seiner Ankläger vor sich fodern und bestimmte
einen Tag, an welchem er seine Rechnung ablegen
sollte. Da erklärte Dietrich, daß er dies gleich auf
der Stelle, in demselben Augenblicke zu thun bereit
sei, und voller Erwartung befahl ihm darauf der Kai-
ser, daß er nur seine Rechnung machen solle.

Ohne weiteres Bedenken versetzte Dietrich nun:
„Meine Rechnung ist ganz kurz, allergnädigster Kai-
ser! Jch kam zu dir als ein armer Mönch in schlich-
ter Kutte und hatte nur wenige Groschen in meiner
Tasche. Wenn du mir dies zu behalten erlaubst, so
ist alles Übrige, was ich erworben habe, das Deinige,
du magst es hinnehmen!“

Der Kaiser sah mit Vergnügen, wie fein und ge-
schickt Dietrich sich aus der ihm gelegten Schlinge zu
ziehen gewußt und sagte zu den Anwesenden: „Wer
unter euch würde mir wol auf die Art seine Rech-
nung ablegen können?“

Beschämt und mit niedergeschlagenen Augen schwie-
gen Alle still; Dietrich aber stieg nun nur um so hö-
[Ende Spaltensatz]

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[262/0006] 262 treulose Paris, das Gastrecht misbrauchend, Helenen entführte, und als der fromme Held Aeneas seinen Vater Anchises aus dem brennenden Troja rettete. Das Holz der Wellingtonia ist leicht, weich und von röth- licher Farbe, ähnlich dem Brasilienholz oder dem des Taxodium sempervirens. Vom untern Theile jenes Baums wurde 21 Fuß lang die Rinde abgenommen und nach S.=Francisco zur Ausstellung gebracht. Dort bildet sie in ihrem natürlichen Zustande einen Teppich, groß genug, um ein Piano und Sitzplätze für 40 Per- sonen aufzunehmen. Bei einer Gelegenheit wurden 140 Kinder darauf mit Bequemlichkeit untergebracht. Aus der vollständigen Beschreibung dieses Baums durch Herrn Veitch in Chelsea geht hervor, daß _____________Wel- lingtonia eine ganz neue Gattung bildet, die von allen bisher bekannten vollständig zu unterscheiden ist. Vom Standpunkte der Parkanlagen betrachtet, kann sie nicht hoch genug geschätzt werden; denn der Baum, der im- mer grün ist, ohne Zweifel in der Jugend schnell wächst, unser strenges Klima ( wie das englische ) gut verträgt, gewährt einen wahrhaft majestätischen Anblick. Dietrich Kagelwit. Dietrich Kagelwit, der bekannte Günstling Kaiser Karl's IV., durch dessen Einfluß er zuletzt ( im Jahre 1361 ) unter dem Namen Theodoricus auf den erz- bischöflichen Stuhl von Magdeburg erhoben wurde, ge- hörte unstreitig zu den bedeutendsten Männern seiner Zeit. Mönch und Erzbischof, Landwirth und Reichs- verweser, Feldherr und Friedensstifter — zu all diesen Ämtern und Würden vereinigte Dietrich die vortreff- lichsten Eigenschaften in gleich hohem Grade in sich! Ueber seinen Namen sowol wie über seine eigent- liche Herkunft ist von jeher viel gestritten worden. 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Nach dem Tode des Bischofs Ludwig von Brandenburg bemühte er sich sehr, dessen Nachfolger zu werden, allein vergebens, und nun sehen wir ihn kurze Zeit darauf in die Dienste Karl's IV. treten, der ihn schon im Kloster Lehnin als einen geschickten und klugen Mann, namentlich aber auch als einen vorzüg- lichen Wirth kennen gelernt hatte. Der Kaiser setzte ihn anfangs über ein kleines, dürftiges Schloß und Gut — vielleicht war es das oben erwähnte Kagelwit! — welches bisher nicht ein- mal die Unterhaltungskosten eingetragen hatte. Hier überraschte er ihn einstmals mit seinem ganzen Hof- staate und zwar zu einer Zeit, da er wußte, daß da- selbst nicht das Geringste an Lebensmitteln vorräthig war. Nichtsdestoweniger verlangte der Kaiser von dem Schloßherrn Bewirthung, lediglich um zu sehen, wie sich derselbe helfen würde. Da ließ Dietrich in der Eile einige junge Enten und Hühner für die kaiserliche Tafel schlachten; damit aber auch das zahlreiche kaiser- liche Gefolge etwas bekäme, so ließ er alle Schweine aus den benachbarten Vorwerken zusammentreiben, ih- nen die Ohren und Schwänze abschneiden und solche auf verschiedene Art zwar, jedoch aufs leckerste zuberei- ten, dann aber den Gästen so reichlich davon auftischen, daß Alle gesättigt wurden. Als ihn nun der Kaiser, voller Verwunderung hierüber, fragte, wie er so ge- schwind und so überraschend viel zu essen habe ver- schaffen können, zeigte ihm Dietrich, auf welche Weise ihn seine Heerden diesen Vorrath verschafft hätten, ohne daß auch nur ein einziges Stück derselben ihm verlo- ren gegangen wäre. Diese Art, sich so schnell, so gut und so wohlfeil zu helfen, gefiel dem die Sparsamkeit liebenden Kaiser sehr und er vertraute ihm von da an mehre und wichtigere Geschäfte, besonders in Finanz- und Wirthschaftsangelegenheiten an. 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Jch kam zu dir als ein armer Mönch in schlich- ter Kutte und hatte nur wenige Groschen in meiner Tasche. Wenn du mir dies zu behalten erlaubst, so ist alles Übrige, was ich erworben habe, das Deinige, du magst es hinnehmen!“ Der Kaiser sah mit Vergnügen, wie fein und ge- schickt Dietrich sich aus der ihm gelegten Schlinge zu ziehen gewußt und sagte zu den Anwesenden: „Wer unter euch würde mir wol auf die Art seine Rech- nung ablegen können?“ Beschämt und mit niedergeschlagenen Augen schwie- gen Alle still; Dietrich aber stieg nun nur um so hö-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 85. Leipzig (Sachsen), 10. August 1854, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig085_1854/6>, abgerufen am 06.06.2024.