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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 34. Leipzig (Sachsen), 26. August 1843.

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[Beginn Spaltensatz] und der Platz für einen Vorrath von 600 Tons Koh-
len. An Raum für die übrige Ausrüstung wie für die
Besatzung ist auf diese Weise nichts verloren gegangen.
Man wird sich eine Vorstellung von den Diensten, welche
dieses Fahrzeug zu leisten berufen ist, machen können,
wenn man vernimmt, daß es, außer seiner Besatzung,
bestehend aus 300 Offizieren und Matrosen, ein Regi-
ment Soldaten von 1000 Mann, mit allen zu einer
Reise nach dem Cap der guten Hoffnung erfoderlichen
[Spaltenumbruch] Lebensmitteln und Wasser, an Bord nehmen kann.
Seine Armirung wird aus 24 Geschützen von sehr gro-
ßem und weit größerm Caliber, als gewöhnliche Segel-
fregatten und Linienschiffe führen, bestehen. Es ist mit
zwei Maschinen versehen, welche als die größten zu be-
trachten sind, die bis jetzt sowol für Marine= als Han-
delsschiffe angefertigt wurden, indem sie zusammen nach
officieller Abschätzung eine Kraft von 625 Pferden re-
präsentiren.

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Corsica.
[Abbildung] Napoleon's Geburtshaus in Ajaccio.
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Die vorstehende Abbildung versetzt uns an die Wiege
des anßerordentlichsten Mannes der Weltgeschichte, denn
in dem durch dieselbe dargestellten Hause wurde Napoleon
am 15. August 1769 geboren und unter der Aufsicht
seiner Mutter Lätitia, geborenen Ramolini, bis in sein
zehntes Jahr erzogen. Es ist an der Rue Charles ge-
legen und noch jetzt im Besitze der Familie Ramolini.
Unter so manchen Reliquien aus der Kinderzeit des gro-
ßen Kaisers zeigt man den Fremden auch eine Kanone,
mit welcher Napoleon als Kind am liebsten spielte, un-
bewußt andeutend, was der ihm eingeborne Herrschergeist
einst nöthig haben würde, um seine Ansprüche auf die
Welt geltend zu machen.

Ajaccio verdankt seinen Ruhm diesem Hause, welches
an Merkwürdigkeit alles Übrige verdunkelt, dessen sich
die Stadt etwa noch rühmen kann. Sie ist die am
schönsten und regelmäßigsten gebaute Stadt auf der gan-
zen Jnsel und seit diese den Franzosen gehört, Depar-
tementshauptstadt und Sitz des Präfecten. Sie liegt in
südwestlicher Richtung von der ehemaligen Hauptstadt
Bastia auf der Westküste an dem gleichnamigen Meer-
busen und hat 10,000 Einwohner, einen guten Hafen
für Kriegs= und Handelsschiffe mit einem Molo, eine
Citadelle, eine Navigationsschule, einen alten Palast,
worin ehemals der genuesische Gouverneur wohnte, eine
sehenswerthe Kathedrale, Sardellen= und Korallenfischerei,
Weinbau, Handel mit Essenzen, Holz und Südfrüchten,
Pomeranzenschalen, Korallen u. s. w. Die Stadt lag
sonst eine Stunde von ihrer jetzigen Stelle an der in-
nersten Stelle des Meerbusens, wurde aber 1435 auf
die jetzige Stelle verlegt. Die Umgegend ist von einer
Fruchtbarkeit, wie sie in keinem Bezirke von Frankreich
[Spaltenumbruch] vorkommt. Der Boden braucht nicht gedüngt zu wer-
den und Alles gedeiht ohne Pflege. Cactus, Myrthen,
Moosheidelbeeren, Geißklee, Waldreben, Daphne und viele
andere Pflanzen wachsen hier in großer Menge wild und
im Frühjahre soll der Duft, der von den wilden Pflan-
zen aufsteigt, wahrhaft überwältigend sein.

Es gibt wenig Gegenden in Europa, die einen so
glücklichen Boden haben wie Corsica, er eignet sich fast
für jede Art des Anbaues. Der Öl=, der Maulbeer=,
der Citronenbaum und der größte Theil der tropischen
Gewächse kommt beinahe wild fort.

Corsica bildet eine einzige Bergmasse, nur an der
östlichen Küste, von der sich das Meer immer weiter zu-
rückzieht, finden sich nicht unbedeutende Ebenen mit
vielen Lagunen und Sümpfen. Der höchste Berg ist
der Monte Rotondo, ungefähr in der Mitte der Jnsel.
Er findet sich mit vielen andern 8000 Fuß übersteigen-
den Spitzen in der Kette, welche sich durch die größte
Breite der Jnsel zieht und sie in eine östliche und west-
liche Hälfte theilt.

Das Klima ist nur in den Hochgebirgen, deren
Spitzen beständig mit Schnee bedeckt sind, rauh, sonst
sehr mild und bis auf die sumpfigen Striche der Ost-
küste sehr gesund. Die Gebirge liefern viel Holz. Die
schönste Zierde der sie bedeckenden Waldungen ist der Ler-
chenbaum, der das vortrefflichste Zimmer= und Schiff-
bauholz gibt und vorzüglich schöne Mastbäume liefert.
Sein Holz ist etwas schwerer als das der nordischen
Fichte, aber da es auch harziger ist, so übertrifft es die
nordische Fichte an Elasticität und Festigkeit. Jn einem
Alter von 36--40 Jahren kann es schon zu Dielen,
Raaen und Masten verwendet werden. Läßt man den
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[Beginn Spaltensatz] und der Platz für einen Vorrath von 600 Tons Koh-
len. An Raum für die übrige Ausrüstung wie für die
Besatzung ist auf diese Weise nichts verloren gegangen.
Man wird sich eine Vorstellung von den Diensten, welche
dieses Fahrzeug zu leisten berufen ist, machen können,
wenn man vernimmt, daß es, außer seiner Besatzung,
bestehend aus 300 Offizieren und Matrosen, ein Regi-
ment Soldaten von 1000 Mann, mit allen zu einer
Reise nach dem Cap der guten Hoffnung erfoderlichen
[Spaltenumbruch] Lebensmitteln und Wasser, an Bord nehmen kann.
Seine Armirung wird aus 24 Geschützen von sehr gro-
ßem und weit größerm Caliber, als gewöhnliche Segel-
fregatten und Linienschiffe führen, bestehen. Es ist mit
zwei Maschinen versehen, welche als die größten zu be-
trachten sind, die bis jetzt sowol für Marine= als Han-
delsschiffe angefertigt wurden, indem sie zusammen nach
officieller Abschätzung eine Kraft von 625 Pferden re-
präsentiren.

[Ende Spaltensatz]

Corsica.
[Abbildung] Napoleon's Geburtshaus in Ajaccio.
[Beginn Spaltensatz]

Die vorstehende Abbildung versetzt uns an die Wiege
des anßerordentlichsten Mannes der Weltgeschichte, denn
in dem durch dieselbe dargestellten Hause wurde Napoleon
am 15. August 1769 geboren und unter der Aufsicht
seiner Mutter Lätitia, geborenen Ramolini, bis in sein
zehntes Jahr erzogen. Es ist an der Rue Charles ge-
legen und noch jetzt im Besitze der Familie Ramolini.
Unter so manchen Reliquien aus der Kinderzeit des gro-
ßen Kaisers zeigt man den Fremden auch eine Kanone,
mit welcher Napoleon als Kind am liebsten spielte, un-
bewußt andeutend, was der ihm eingeborne Herrschergeist
einst nöthig haben würde, um seine Ansprüche auf die
Welt geltend zu machen.

Ajaccio verdankt seinen Ruhm diesem Hause, welches
an Merkwürdigkeit alles Übrige verdunkelt, dessen sich
die Stadt etwa noch rühmen kann. Sie ist die am
schönsten und regelmäßigsten gebaute Stadt auf der gan-
zen Jnsel und seit diese den Franzosen gehört, Depar-
tementshauptstadt und Sitz des Präfecten. Sie liegt in
südwestlicher Richtung von der ehemaligen Hauptstadt
Bastia auf der Westküste an dem gleichnamigen Meer-
busen und hat 10,000 Einwohner, einen guten Hafen
für Kriegs= und Handelsschiffe mit einem Molo, eine
Citadelle, eine Navigationsschule, einen alten Palast,
worin ehemals der genuesische Gouverneur wohnte, eine
sehenswerthe Kathedrale, Sardellen= und Korallenfischerei,
Weinbau, Handel mit Essenzen, Holz und Südfrüchten,
Pomeranzenschalen, Korallen u. s. w. Die Stadt lag
sonst eine Stunde von ihrer jetzigen Stelle an der in-
nersten Stelle des Meerbusens, wurde aber 1435 auf
die jetzige Stelle verlegt. Die Umgegend ist von einer
Fruchtbarkeit, wie sie in keinem Bezirke von Frankreich
[Spaltenumbruch] vorkommt. Der Boden braucht nicht gedüngt zu wer-
den und Alles gedeiht ohne Pflege. Cactus, Myrthen,
Moosheidelbeeren, Geißklee, Waldreben, Daphne und viele
andere Pflanzen wachsen hier in großer Menge wild und
im Frühjahre soll der Duft, der von den wilden Pflan-
zen aufsteigt, wahrhaft überwältigend sein.

Es gibt wenig Gegenden in Europa, die einen so
glücklichen Boden haben wie Corsica, er eignet sich fast
für jede Art des Anbaues. Der Öl=, der Maulbeer=,
der Citronenbaum und der größte Theil der tropischen
Gewächse kommt beinahe wild fort.

Corsica bildet eine einzige Bergmasse, nur an der
östlichen Küste, von der sich das Meer immer weiter zu-
rückzieht, finden sich nicht unbedeutende Ebenen mit
vielen Lagunen und Sümpfen. Der höchste Berg ist
der Monte Rotondo, ungefähr in der Mitte der Jnsel.
Er findet sich mit vielen andern 8000 Fuß übersteigen-
den Spitzen in der Kette, welche sich durch die größte
Breite der Jnsel zieht und sie in eine östliche und west-
liche Hälfte theilt.

Das Klima ist nur in den Hochgebirgen, deren
Spitzen beständig mit Schnee bedeckt sind, rauh, sonst
sehr mild und bis auf die sumpfigen Striche der Ost-
küste sehr gesund. Die Gebirge liefern viel Holz. Die
schönste Zierde der sie bedeckenden Waldungen ist der Ler-
chenbaum, der das vortrefflichste Zimmer= und Schiff-
bauholz gibt und vorzüglich schöne Mastbäume liefert.
Sein Holz ist etwas schwerer als das der nordischen
Fichte, aber da es auch harziger ist, so übertrifft es die
nordische Fichte an Elasticität und Festigkeit. Jn einem
Alter von 36—40 Jahren kann es schon zu Dielen,
Raaen und Masten verwendet werden. Läßt man den
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[268/0004] 268 und der Platz für einen Vorrath von 600 Tons Koh- len. An Raum für die übrige Ausrüstung wie für die Besatzung ist auf diese Weise nichts verloren gegangen. Man wird sich eine Vorstellung von den Diensten, welche dieses Fahrzeug zu leisten berufen ist, machen können, wenn man vernimmt, daß es, außer seiner Besatzung, bestehend aus 300 Offizieren und Matrosen, ein Regi- ment Soldaten von 1000 Mann, mit allen zu einer Reise nach dem Cap der guten Hoffnung erfoderlichen Lebensmitteln und Wasser, an Bord nehmen kann. Seine Armirung wird aus 24 Geschützen von sehr gro- ßem und weit größerm Caliber, als gewöhnliche Segel- fregatten und Linienschiffe führen, bestehen. Es ist mit zwei Maschinen versehen, welche als die größten zu be- trachten sind, die bis jetzt sowol für Marine= als Han- delsschiffe angefertigt wurden, indem sie zusammen nach officieller Abschätzung eine Kraft von 625 Pferden re- präsentiren. Corsica. [Abbildung Napoleon's Geburtshaus in Ajaccio. ] Die vorstehende Abbildung versetzt uns an die Wiege des anßerordentlichsten Mannes der Weltgeschichte, denn in dem durch dieselbe dargestellten Hause wurde Napoleon am 15. August 1769 geboren und unter der Aufsicht seiner Mutter Lätitia, geborenen Ramolini, bis in sein zehntes Jahr erzogen. Es ist an der Rue Charles ge- legen und noch jetzt im Besitze der Familie Ramolini. Unter so manchen Reliquien aus der Kinderzeit des gro- ßen Kaisers zeigt man den Fremden auch eine Kanone, mit welcher Napoleon als Kind am liebsten spielte, un- bewußt andeutend, was der ihm eingeborne Herrschergeist einst nöthig haben würde, um seine Ansprüche auf die Welt geltend zu machen. Ajaccio verdankt seinen Ruhm diesem Hause, welches an Merkwürdigkeit alles Übrige verdunkelt, dessen sich die Stadt etwa noch rühmen kann. Sie ist die am schönsten und regelmäßigsten gebaute Stadt auf der gan- zen Jnsel und seit diese den Franzosen gehört, Depar- tementshauptstadt und Sitz des Präfecten. Sie liegt in südwestlicher Richtung von der ehemaligen Hauptstadt Bastia auf der Westküste an dem gleichnamigen Meer- busen und hat 10,000 Einwohner, einen guten Hafen für Kriegs= und Handelsschiffe mit einem Molo, eine Citadelle, eine Navigationsschule, einen alten Palast, worin ehemals der genuesische Gouverneur wohnte, eine sehenswerthe Kathedrale, Sardellen= und Korallenfischerei, Weinbau, Handel mit Essenzen, Holz und Südfrüchten, Pomeranzenschalen, Korallen u. s. w. Die Stadt lag sonst eine Stunde von ihrer jetzigen Stelle an der in- nersten Stelle des Meerbusens, wurde aber 1435 auf die jetzige Stelle verlegt. Die Umgegend ist von einer Fruchtbarkeit, wie sie in keinem Bezirke von Frankreich vorkommt. Der Boden braucht nicht gedüngt zu wer- den und Alles gedeiht ohne Pflege. Cactus, Myrthen, Moosheidelbeeren, Geißklee, Waldreben, Daphne und viele andere Pflanzen wachsen hier in großer Menge wild und im Frühjahre soll der Duft, der von den wilden Pflan- zen aufsteigt, wahrhaft überwältigend sein. Es gibt wenig Gegenden in Europa, die einen so glücklichen Boden haben wie Corsica, er eignet sich fast für jede Art des Anbaues. Der Öl=, der Maulbeer=, der Citronenbaum und der größte Theil der tropischen Gewächse kommt beinahe wild fort. Corsica bildet eine einzige Bergmasse, nur an der östlichen Küste, von der sich das Meer immer weiter zu- rückzieht, finden sich nicht unbedeutende Ebenen mit vielen Lagunen und Sümpfen. Der höchste Berg ist der Monte Rotondo, ungefähr in der Mitte der Jnsel. Er findet sich mit vielen andern 8000 Fuß übersteigen- den Spitzen in der Kette, welche sich durch die größte Breite der Jnsel zieht und sie in eine östliche und west- liche Hälfte theilt. Das Klima ist nur in den Hochgebirgen, deren Spitzen beständig mit Schnee bedeckt sind, rauh, sonst sehr mild und bis auf die sumpfigen Striche der Ost- küste sehr gesund. Die Gebirge liefern viel Holz. Die schönste Zierde der sie bedeckenden Waldungen ist der Ler- chenbaum, der das vortrefflichste Zimmer= und Schiff- bauholz gibt und vorzüglich schöne Mastbäume liefert. Sein Holz ist etwas schwerer als das der nordischen Fichte, aber da es auch harziger ist, so übertrifft es die nordische Fichte an Elasticität und Festigkeit. Jn einem Alter von 36—40 Jahren kann es schon zu Dielen, Raaen und Masten verwendet werden. Läßt man den

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 34. Leipzig (Sachsen), 26. August 1843, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig034_1843/4>, abgerufen am 23.11.2024.