Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 34. Leipzig (Sachsen), 26. August 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] sonen. Es sind an 1200 Deutsche dort, deren ehren-
voller Ruf, welchen ihnen ihr Fleiß und ihr Betragen
begründet hat, ihnen die feierliche Aufnahme in die Rechte
der britischen Unterthanen verschaffte. Die Eingeborenen,
Farbige mit schlichten Haaren, Bart und wohlgebildet,
sind der Zahl nach im Abnehmen. Sie sind wenig zum
Anbau zu gebrauchen, da sie lieber herumstreifen und
jagen.

Die Hauptstadt Adelaide, von der eine Abbildung
dem Berichte voransteht, sieht so freundlich und wohnlich
aus, daß man sich unwillkürlich dahin wünscht. Sie
liegt sechs Miles östlich vom Hafen, einem der besten
und sichersten, die es gibt; die Ansicht bietet in erster
Linie die Dreifaltigkeitskirche und die Bank von Süd-
australien dar. Zur Linken ist die Brücke über den Tor-
rens, in der Mitte das Regierungsgebäude. Außerdem
sind noch fünf Kirchen, ein Theater, ein Clubhaus, eine
Musikhalle, eine Kaserne und ein Gefängniß zu nennen.
Jn 1960 Häusern wohnen 7000 Personen, es ist aber
noch Raum für 2000 darin.

Der Viehstand war im J. 1841 folgender: Horn-
vieh 16,696, Schafe 242,055, Pferde 1252, Schweine,
Ziegen, Geflügel in ähnlichem Verhältnisse.

Zum Schlusse noch einige Regeln für die Auswan-
derer. Sie müssen sich zur Fahrt besonders mit Weiß-
zeuch versehen, da in den Colonien das Arbeitslohn theuer
ist, weil die Handarbeit das Hauptcapital der Bevölke-
rung bildet. Am zweckmäßigsten kauft man in den Ein-
schiffungshäfen Leinen= und Baumwollenstoffe ein und
verarbeitet sie während der Fahrt. Nach den ersten Wo-
chen der Abfahrt macht die Annäherung der heißen Zone
den öftern Wechsel einer leichtern Bekleidung sowie die
Ablegung der schweren nothwendig. Auswanderer mit
Kindern thun wohl, wenn sie einen Vorrath von Sago
und weißem Zwieback mitnehmen.



Die Eisenbahnen Amerikas.

Zwischen den Eisenbahnen Nordamerikas und Europas
gibt es einen Hauptunterschied darin, daß man in Eu-
ropa den Hauptvortheil derselben, den Zeitgewinn, nicht
so auszubeuten wagt, wie in Amerika. Die meisten bis-
her in England und auf dem Continente angelegten Bah-
nen bleiben an den äußersten Grenzen der durch sie ver-
bundenen Städte oder enden in entlegenen, dünn bevöl-
kerten Theilen derselben; die Passagiere müssen, um zu
den Bahnhöfen oder von ihnen zu ihrer Wohnung zu
gelangen, oft weite Strecken mit andern Fahrgelegenhei-
ten zurücklegen und, abgesehen von den damit verbunde-
nen Unbequemlichkeiten und Unkosten, einen nicht unbe-
deutenden Theil der Zeit opfern, welche sie durch die
schnelle Beförderung auf der Bahn gewinnen. Nicht
minder groß sind die Nachtheile, welche in Bezug auf
den Waarentransport, vorzüglich die Umladung und Über-
führung der Güter, eintreten und welche noch fühlbarer
werden, wenn zwei Eisenbahnen, deren eine als die Fort-
setzung der andern dienen soll, an entgegengesetzten oder
doch weit voneinander entfernten Punkten einer Stadt
enden.

Jn Nordamerika, wo man den Grundsatz: "Zeit ist
Geld", am besten zu würdigen versteht, ist in dieser Be-
ziehung Vieles besser als in der alten Welt. Alle gro-
ßen Städte der Union, wie Neuyork, Philadelphia, Bal-
timore und Neuorleans sind von Eisenbahnen durchschnit-
ten, die häufig durch die belebtesten Straßen gehen. Die
Endpunkte größerer Bahnen sind überall so viel wie mög-
[Spaltenumbruch] lich dem Centrum des Geschäftstheils der Stadt nahe
gelegt, und wo verschiedene Bahnen in entlegenen
Theilen der Stadt enden, sind sie durch Verbindungs-
bahnen vereinigt. Außerdem führen gewöhnlich Zweige
zu dem Hafen, den Bassins von Kanälen und zu an-
dern wichtigen Plätzen der Stadt, ja bis in die Maga-
zine der Kaufleute und Spediteurs, damit diese ihre
Waaren unmittelbar in die Bahnwagen verladen und
aus denselben in ihre Lager deponiren können.

Jn Neuyork geht die hauptsächlich zu Spazierfahr-
ten bestimmte Bahn durch die ganze Stadt in einer
Länge von beinahe einer Meile. Man bedient sich der-
selben wie eines Omnibus, indem man an vielen Punk-
ten aus= und einsteigen kann. Nachdem dieselbe mehre
Jahre, ohne irgend eine Veranlassung zu Beschwerden
gegeben zu haben, durch die breite Bowleystraße im Be-
triebe war, gestattete man ihre Verlängerung durch mehre
enge, lebhafte Straßen bis zur Stadthalle, von wo in
mehren Richtungen Zweigbahnen zum Hafen angelegt
werden sollen.

Jn Baltimore ist sowol die Baltimore=Ohio als
auch die Philadelphia=Baltimore=Bahn eine Stunde weit
durch die Stadt geführt und beide treffen in der Nähe
des Hafens an einem Punkte zusammen. Von der er-
stern gehen 15 Seitenbahnen durch ebenso viele Stra-
ßen, die von ihr berührt werden. Eine dritte Haupt-
bahn, jene von Baltimore nach York, endigt im Jnnern
der Stadt mit drei Armen und man kann wol anneh-
men, daß alle innerhalb der Grenzen der eigentlichen
Stadt angelegten Gleise zusammen auf2 1 / 2 deutsche Mei-
len betragen.

Jn Neuorleans führt die Port=Chartrainbahn durch
die ganze Kanalstraße bis zum Mississippi; ebenso durch-
schneiden die Carroltonbahn mit ihren Zweigen und die
Orleans=Streetbahn einen großen Theil der Stadt.

Eine Gesellschaft, die ihre Bahn in das Jnnere der
Stadt verlängern will, muß um die Erlaubniß dazu bei
der Stadtbehörde nachsuchen und bekommt sie gewöhn-
lich unter der Bedingung, daß 1 ) nicht mit Locomoti-
ven, sondern mit Pferden; 2 ) mit geringerer Geschwin-
digkeit durch die Straßen gefahren werde. Das Erstere
macht oft zwei Stationen oder Bahnhöfe nöthig, einen
außerhalb der Stadt, wo die Locomotiven ankommen
und abgehen, und einen am eigentlichen Bahnende in-
nerhalb der Stadt. Jn kleinern Städten findet diese
Beschränkung selten statt.



Das britische Kriegsdampfschiff Penelope.

Von keinem Schiffe, sagen englische Blätter, hat man
seit kurzem so viel gesprochen als von der Penelope,
welche, früher eine Segelfregatte, jetzt in ein Kriegs-
dampfschiff von einer Größe und Gewalt ohne Gleichen
umgewandelt und auf so furchtbare Art armirt worden
ist, daß es wol zwei Linienschiffen Trotz bieten kann, ab-
gesehen von dem besondern Vortheile, den es durch seine
Dampfkraft voraus hat, welche [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]ihm weit besser gestattet,
seine Stellung gegen die Linienschiffe[unleserliches Material] zu wählen, als um-
gekehrt. Es war dies eine der Fregatten von 46 Ka-
nonen, welche seiner Zeit nach dem französischen Modell
der Hebe erbaut wurden, und wovon 30 oder 40 in
verschiedenen unserer Häfen, sämmtlich noch gut conser-
virt, still liegen. Um sie in ein Dampfschiff zu verwan-
deln, wurde die Fregatte in ein Bassin ( Dock ) gebracht,
hier in der Mitte durchschnitten und in diesem Schnitte
um 63 Fuß verlängert. Jn diesem hinzugekommenen
mittlern Raume befinden sich die Kessel, die Maschinen
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] sonen. Es sind an 1200 Deutsche dort, deren ehren-
voller Ruf, welchen ihnen ihr Fleiß und ihr Betragen
begründet hat, ihnen die feierliche Aufnahme in die Rechte
der britischen Unterthanen verschaffte. Die Eingeborenen,
Farbige mit schlichten Haaren, Bart und wohlgebildet,
sind der Zahl nach im Abnehmen. Sie sind wenig zum
Anbau zu gebrauchen, da sie lieber herumstreifen und
jagen.

Die Hauptstadt Adelaide, von der eine Abbildung
dem Berichte voransteht, sieht so freundlich und wohnlich
aus, daß man sich unwillkürlich dahin wünscht. Sie
liegt sechs Miles östlich vom Hafen, einem der besten
und sichersten, die es gibt; die Ansicht bietet in erster
Linie die Dreifaltigkeitskirche und die Bank von Süd-
australien dar. Zur Linken ist die Brücke über den Tor-
rens, in der Mitte das Regierungsgebäude. Außerdem
sind noch fünf Kirchen, ein Theater, ein Clubhaus, eine
Musikhalle, eine Kaserne und ein Gefängniß zu nennen.
Jn 1960 Häusern wohnen 7000 Personen, es ist aber
noch Raum für 2000 darin.

Der Viehstand war im J. 1841 folgender: Horn-
vieh 16,696, Schafe 242,055, Pferde 1252, Schweine,
Ziegen, Geflügel in ähnlichem Verhältnisse.

Zum Schlusse noch einige Regeln für die Auswan-
derer. Sie müssen sich zur Fahrt besonders mit Weiß-
zeuch versehen, da in den Colonien das Arbeitslohn theuer
ist, weil die Handarbeit das Hauptcapital der Bevölke-
rung bildet. Am zweckmäßigsten kauft man in den Ein-
schiffungshäfen Leinen= und Baumwollenstoffe ein und
verarbeitet sie während der Fahrt. Nach den ersten Wo-
chen der Abfahrt macht die Annäherung der heißen Zone
den öftern Wechsel einer leichtern Bekleidung sowie die
Ablegung der schweren nothwendig. Auswanderer mit
Kindern thun wohl, wenn sie einen Vorrath von Sago
und weißem Zwieback mitnehmen.



Die Eisenbahnen Amerikas.

Zwischen den Eisenbahnen Nordamerikas und Europas
gibt es einen Hauptunterschied darin, daß man in Eu-
ropa den Hauptvortheil derselben, den Zeitgewinn, nicht
so auszubeuten wagt, wie in Amerika. Die meisten bis-
her in England und auf dem Continente angelegten Bah-
nen bleiben an den äußersten Grenzen der durch sie ver-
bundenen Städte oder enden in entlegenen, dünn bevöl-
kerten Theilen derselben; die Passagiere müssen, um zu
den Bahnhöfen oder von ihnen zu ihrer Wohnung zu
gelangen, oft weite Strecken mit andern Fahrgelegenhei-
ten zurücklegen und, abgesehen von den damit verbunde-
nen Unbequemlichkeiten und Unkosten, einen nicht unbe-
deutenden Theil der Zeit opfern, welche sie durch die
schnelle Beförderung auf der Bahn gewinnen. Nicht
minder groß sind die Nachtheile, welche in Bezug auf
den Waarentransport, vorzüglich die Umladung und Über-
führung der Güter, eintreten und welche noch fühlbarer
werden, wenn zwei Eisenbahnen, deren eine als die Fort-
setzung der andern dienen soll, an entgegengesetzten oder
doch weit voneinander entfernten Punkten einer Stadt
enden.

Jn Nordamerika, wo man den Grundsatz: „Zeit ist
Geld“, am besten zu würdigen versteht, ist in dieser Be-
ziehung Vieles besser als in der alten Welt. Alle gro-
ßen Städte der Union, wie Neuyork, Philadelphia, Bal-
timore und Neuorleans sind von Eisenbahnen durchschnit-
ten, die häufig durch die belebtesten Straßen gehen. Die
Endpunkte größerer Bahnen sind überall so viel wie mög-
[Spaltenumbruch] lich dem Centrum des Geschäftstheils der Stadt nahe
gelegt, und wo verschiedene Bahnen in entlegenen
Theilen der Stadt enden, sind sie durch Verbindungs-
bahnen vereinigt. Außerdem führen gewöhnlich Zweige
zu dem Hafen, den Bassins von Kanälen und zu an-
dern wichtigen Plätzen der Stadt, ja bis in die Maga-
zine der Kaufleute und Spediteurs, damit diese ihre
Waaren unmittelbar in die Bahnwagen verladen und
aus denselben in ihre Lager deponiren können.

Jn Neuyork geht die hauptsächlich zu Spazierfahr-
ten bestimmte Bahn durch die ganze Stadt in einer
Länge von beinahe einer Meile. Man bedient sich der-
selben wie eines Omnibus, indem man an vielen Punk-
ten aus= und einsteigen kann. Nachdem dieselbe mehre
Jahre, ohne irgend eine Veranlassung zu Beschwerden
gegeben zu haben, durch die breite Bowleystraße im Be-
triebe war, gestattete man ihre Verlängerung durch mehre
enge, lebhafte Straßen bis zur Stadthalle, von wo in
mehren Richtungen Zweigbahnen zum Hafen angelegt
werden sollen.

Jn Baltimore ist sowol die Baltimore=Ohio als
auch die Philadelphia=Baltimore=Bahn eine Stunde weit
durch die Stadt geführt und beide treffen in der Nähe
des Hafens an einem Punkte zusammen. Von der er-
stern gehen 15 Seitenbahnen durch ebenso viele Stra-
ßen, die von ihr berührt werden. Eine dritte Haupt-
bahn, jene von Baltimore nach York, endigt im Jnnern
der Stadt mit drei Armen und man kann wol anneh-
men, daß alle innerhalb der Grenzen der eigentlichen
Stadt angelegten Gleise zusammen auf2 1 / 2 deutsche Mei-
len betragen.

Jn Neuorleans führt die Port=Chartrainbahn durch
die ganze Kanalstraße bis zum Mississippi; ebenso durch-
schneiden die Carroltonbahn mit ihren Zweigen und die
Orleans=Streetbahn einen großen Theil der Stadt.

Eine Gesellschaft, die ihre Bahn in das Jnnere der
Stadt verlängern will, muß um die Erlaubniß dazu bei
der Stadtbehörde nachsuchen und bekommt sie gewöhn-
lich unter der Bedingung, daß 1 ) nicht mit Locomoti-
ven, sondern mit Pferden; 2 ) mit geringerer Geschwin-
digkeit durch die Straßen gefahren werde. Das Erstere
macht oft zwei Stationen oder Bahnhöfe nöthig, einen
außerhalb der Stadt, wo die Locomotiven ankommen
und abgehen, und einen am eigentlichen Bahnende in-
nerhalb der Stadt. Jn kleinern Städten findet diese
Beschränkung selten statt.



Das britische Kriegsdampfschiff Penelope.

Von keinem Schiffe, sagen englische Blätter, hat man
seit kurzem so viel gesprochen als von der Penelope,
welche, früher eine Segelfregatte, jetzt in ein Kriegs-
dampfschiff von einer Größe und Gewalt ohne Gleichen
umgewandelt und auf so furchtbare Art armirt worden
ist, daß es wol zwei Linienschiffen Trotz bieten kann, ab-
gesehen von dem besondern Vortheile, den es durch seine
Dampfkraft voraus hat, welche [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]ihm weit besser gestattet,
seine Stellung gegen die Linienschiffe[unleserliches Material] zu wählen, als um-
gekehrt. Es war dies eine der Fregatten von 46 Ka-
nonen, welche seiner Zeit nach dem französischen Modell
der Hebe erbaut wurden, und wovon 30 oder 40 in
verschiedenen unserer Häfen, sämmtlich noch gut conser-
virt, still liegen. Um sie in ein Dampfschiff zu verwan-
deln, wurde die Fregatte in ein Bassin ( Dock ) gebracht,
hier in der Mitte durchschnitten und in diesem Schnitte
um 63 Fuß verlängert. Jn diesem hinzugekommenen
mittlern Raume befinden sich die Kessel, die Maschinen
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0003" n="267"/><fw type="pageNum" place="top">267</fw><cb type="start"/>
sonen. Es sind an 1200 Deutsche dort, deren ehren-<lb/>
voller Ruf, welchen ihnen ihr Fleiß und ihr Betragen<lb/>
begründet hat, ihnen die feierliche Aufnahme in die Rechte<lb/>
der britischen Unterthanen verschaffte. Die Eingeborenen,<lb/>
Farbige mit schlichten Haaren, Bart und wohlgebildet,<lb/>
sind der Zahl nach im Abnehmen. Sie sind wenig zum<lb/>
Anbau zu gebrauchen, da sie lieber herumstreifen und<lb/>
jagen.</p><lb/>
        <p>Die Hauptstadt Adelaide, von der eine Abbildung<lb/>
dem Berichte voransteht, sieht so freundlich und wohnlich<lb/>
aus, daß man sich unwillkürlich dahin wünscht. Sie<lb/>
liegt sechs Miles östlich vom Hafen, einem der besten<lb/>
und sichersten, die es gibt; die Ansicht bietet in erster<lb/>
Linie die Dreifaltigkeitskirche und die Bank von Süd-<lb/>
australien dar. Zur Linken ist die Brücke über den Tor-<lb/>
rens, in der Mitte das Regierungsgebäude. Außerdem<lb/>
sind noch fünf Kirchen, ein Theater, ein Clubhaus, eine<lb/>
Musikhalle, eine Kaserne und ein Gefängniß zu nennen.<lb/>
Jn 1960 Häusern wohnen 7000 Personen, es ist aber<lb/>
noch Raum für 2000 darin.</p><lb/>
        <p>Der Viehstand war im J. 1841 folgender: Horn-<lb/>
vieh 16,696, Schafe 242,055, Pferde 1252, Schweine,<lb/>
Ziegen, Geflügel in ähnlichem Verhältnisse.</p><lb/>
        <p>Zum Schlusse noch einige Regeln für die Auswan-<lb/>
derer. Sie müssen sich zur Fahrt besonders mit Weiß-<lb/>
zeuch versehen, da in den Colonien das Arbeitslohn theuer<lb/>
ist, weil die Handarbeit das Hauptcapital der Bevölke-<lb/>
rung bildet. Am zweckmäßigsten kauft man in den Ein-<lb/>
schiffungshäfen Leinen= und Baumwollenstoffe ein und<lb/>
verarbeitet sie während der Fahrt. Nach den ersten Wo-<lb/>
chen der Abfahrt macht die Annäherung der heißen Zone<lb/>
den öftern Wechsel einer leichtern Bekleidung sowie die<lb/>
Ablegung der schweren nothwendig. Auswanderer mit<lb/>
Kindern thun wohl, wenn sie einen Vorrath von Sago<lb/>
und weißem Zwieback mitnehmen.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Die Eisenbahnen Amerikas.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">Z</hi>wischen den Eisenbahnen Nordamerikas und Europas<lb/>
gibt es einen Hauptunterschied darin, daß man in Eu-<lb/>
ropa den Hauptvortheil derselben, den Zeitgewinn, nicht<lb/>
so auszubeuten wagt, wie in Amerika. Die meisten bis-<lb/>
her in England und auf dem Continente angelegten Bah-<lb/>
nen bleiben an den äußersten Grenzen der durch sie ver-<lb/>
bundenen Städte oder enden in entlegenen, dünn bevöl-<lb/>
kerten Theilen derselben; die Passagiere müssen, um zu<lb/>
den Bahnhöfen oder von ihnen zu ihrer Wohnung zu<lb/>
gelangen, oft weite Strecken mit andern Fahrgelegenhei-<lb/>
ten zurücklegen und, abgesehen von den damit verbunde-<lb/>
nen Unbequemlichkeiten und Unkosten, einen nicht unbe-<lb/>
deutenden Theil der Zeit opfern, welche sie durch die<lb/>
schnelle Beförderung auf der Bahn gewinnen. Nicht<lb/>
minder groß sind die Nachtheile, welche in Bezug auf<lb/>
den Waarentransport, vorzüglich die Umladung und Über-<lb/>
führung der Güter, eintreten und welche noch fühlbarer<lb/>
werden, wenn zwei Eisenbahnen, deren eine als die Fort-<lb/>
setzung der andern dienen soll, an entgegengesetzten oder<lb/>
doch weit voneinander entfernten Punkten einer Stadt<lb/>
enden.</p><lb/>
        <p>Jn Nordamerika, wo man den Grundsatz: &#x201E;Zeit ist<lb/>
Geld&#x201C;, am besten zu würdigen versteht, ist in dieser Be-<lb/>
ziehung Vieles besser als in der alten Welt. Alle gro-<lb/>
ßen Städte der Union, wie Neuyork, Philadelphia, Bal-<lb/>
timore und Neuorleans sind von Eisenbahnen durchschnit-<lb/>
ten, die häufig durch die belebtesten Straßen gehen. Die<lb/>
Endpunkte größerer Bahnen sind überall so viel wie mög-<lb/><cb n="2"/>
lich dem Centrum des Geschäftstheils der Stadt nahe<lb/>
gelegt, und wo verschiedene Bahnen in entlegenen<lb/>
Theilen der Stadt enden, sind sie durch Verbindungs-<lb/>
bahnen vereinigt. Außerdem führen gewöhnlich Zweige<lb/>
zu dem Hafen, den Bassins von Kanälen und zu an-<lb/>
dern wichtigen Plätzen der Stadt, ja bis in die Maga-<lb/>
zine der Kaufleute und Spediteurs, damit diese ihre<lb/>
Waaren unmittelbar in die Bahnwagen verladen und<lb/>
aus denselben in ihre Lager deponiren können.</p><lb/>
        <p>Jn Neuyork geht die hauptsächlich zu Spazierfahr-<lb/>
ten bestimmte Bahn durch die ganze Stadt in einer<lb/>
Länge von beinahe einer Meile. Man bedient sich der-<lb/>
selben wie eines Omnibus, indem man an vielen Punk-<lb/>
ten aus= und einsteigen kann. Nachdem dieselbe mehre<lb/>
Jahre, ohne irgend eine Veranlassung zu Beschwerden<lb/>
gegeben zu haben, durch die breite Bowleystraße im Be-<lb/>
triebe war, gestattete man ihre Verlängerung durch mehre<lb/>
enge, lebhafte Straßen bis zur Stadthalle, von wo in<lb/>
mehren Richtungen Zweigbahnen zum Hafen angelegt<lb/>
werden sollen.</p><lb/>
        <p>Jn Baltimore ist sowol die Baltimore=Ohio als<lb/>
auch die Philadelphia=Baltimore=Bahn eine Stunde weit<lb/>
durch die Stadt geführt und beide treffen in der Nähe<lb/>
des Hafens an einem Punkte zusammen. Von der er-<lb/>
stern gehen 15 Seitenbahnen durch ebenso viele Stra-<lb/>
ßen, die von ihr berührt werden. Eine dritte Haupt-<lb/>
bahn, jene von Baltimore nach York, endigt im Jnnern<lb/>
der Stadt mit drei Armen und man kann wol anneh-<lb/>
men, daß alle innerhalb der Grenzen der eigentlichen<lb/>
Stadt angelegten Gleise zusammen auf2 1 / 2 deutsche Mei-<lb/>
len betragen.</p><lb/>
        <p>Jn Neuorleans führt die Port=Chartrainbahn durch<lb/>
die ganze Kanalstraße bis zum Mississippi; ebenso durch-<lb/>
schneiden die Carroltonbahn mit ihren Zweigen und die<lb/>
Orleans=Streetbahn einen großen Theil der Stadt.</p><lb/>
        <p>Eine Gesellschaft, die ihre Bahn in das Jnnere der<lb/>
Stadt verlängern will, muß um die Erlaubniß dazu bei<lb/>
der Stadtbehörde nachsuchen und bekommt sie gewöhn-<lb/>
lich unter der Bedingung, daß 1 ) nicht mit Locomoti-<lb/>
ven, sondern mit Pferden; 2 ) mit geringerer Geschwin-<lb/>
digkeit durch die Straßen gefahren werde. Das Erstere<lb/>
macht oft zwei Stationen oder Bahnhöfe nöthig, einen<lb/>
außerhalb der Stadt, wo die Locomotiven ankommen<lb/>
und abgehen, und einen am eigentlichen Bahnende in-<lb/>
nerhalb der Stadt. Jn kleinern Städten findet diese<lb/>
Beschränkung selten statt.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das britische Kriegsdampfschiff Penelope.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">V</hi>on keinem Schiffe, sagen englische Blätter, hat man<lb/>
seit kurzem so viel gesprochen als von der Penelope,<lb/>
welche, früher eine Segelfregatte, jetzt in ein Kriegs-<lb/>
dampfschiff von einer Größe und Gewalt ohne Gleichen<lb/>
umgewandelt und auf so furchtbare Art armirt worden<lb/>
ist, daß es wol zwei Linienschiffen Trotz bieten kann, ab-<lb/>
gesehen von dem besondern Vortheile, den es durch seine<lb/>
Dampfkraft voraus hat, welche <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="3"/>ihm weit besser gestattet,<lb/>
seine Stellung gegen die Linienschiffe<gap reason="illegible"/> zu wählen, als um-<lb/>
gekehrt. Es war dies eine der Fregatten von 46 Ka-<lb/>
nonen, welche seiner Zeit nach dem französischen Modell<lb/>
der Hebe erbaut wurden, und wovon 30 oder 40 in<lb/>
verschiedenen unserer Häfen, sämmtlich noch gut conser-<lb/>
virt, still liegen. Um sie in ein Dampfschiff zu verwan-<lb/>
deln, wurde die Fregatte in ein Bassin ( Dock ) gebracht,<lb/>
hier in der Mitte durchschnitten und in diesem Schnitte<lb/>
um 63 Fuß verlängert. Jn diesem hinzugekommenen<lb/>
mittlern Raume befinden sich die Kessel, die Maschinen<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0003] 267 sonen. Es sind an 1200 Deutsche dort, deren ehren- voller Ruf, welchen ihnen ihr Fleiß und ihr Betragen begründet hat, ihnen die feierliche Aufnahme in die Rechte der britischen Unterthanen verschaffte. Die Eingeborenen, Farbige mit schlichten Haaren, Bart und wohlgebildet, sind der Zahl nach im Abnehmen. Sie sind wenig zum Anbau zu gebrauchen, da sie lieber herumstreifen und jagen. Die Hauptstadt Adelaide, von der eine Abbildung dem Berichte voransteht, sieht so freundlich und wohnlich aus, daß man sich unwillkürlich dahin wünscht. Sie liegt sechs Miles östlich vom Hafen, einem der besten und sichersten, die es gibt; die Ansicht bietet in erster Linie die Dreifaltigkeitskirche und die Bank von Süd- australien dar. Zur Linken ist die Brücke über den Tor- rens, in der Mitte das Regierungsgebäude. Außerdem sind noch fünf Kirchen, ein Theater, ein Clubhaus, eine Musikhalle, eine Kaserne und ein Gefängniß zu nennen. Jn 1960 Häusern wohnen 7000 Personen, es ist aber noch Raum für 2000 darin. Der Viehstand war im J. 1841 folgender: Horn- vieh 16,696, Schafe 242,055, Pferde 1252, Schweine, Ziegen, Geflügel in ähnlichem Verhältnisse. Zum Schlusse noch einige Regeln für die Auswan- derer. Sie müssen sich zur Fahrt besonders mit Weiß- zeuch versehen, da in den Colonien das Arbeitslohn theuer ist, weil die Handarbeit das Hauptcapital der Bevölke- rung bildet. Am zweckmäßigsten kauft man in den Ein- schiffungshäfen Leinen= und Baumwollenstoffe ein und verarbeitet sie während der Fahrt. Nach den ersten Wo- chen der Abfahrt macht die Annäherung der heißen Zone den öftern Wechsel einer leichtern Bekleidung sowie die Ablegung der schweren nothwendig. Auswanderer mit Kindern thun wohl, wenn sie einen Vorrath von Sago und weißem Zwieback mitnehmen. Die Eisenbahnen Amerikas. Zwischen den Eisenbahnen Nordamerikas und Europas gibt es einen Hauptunterschied darin, daß man in Eu- ropa den Hauptvortheil derselben, den Zeitgewinn, nicht so auszubeuten wagt, wie in Amerika. Die meisten bis- her in England und auf dem Continente angelegten Bah- nen bleiben an den äußersten Grenzen der durch sie ver- bundenen Städte oder enden in entlegenen, dünn bevöl- kerten Theilen derselben; die Passagiere müssen, um zu den Bahnhöfen oder von ihnen zu ihrer Wohnung zu gelangen, oft weite Strecken mit andern Fahrgelegenhei- ten zurücklegen und, abgesehen von den damit verbunde- nen Unbequemlichkeiten und Unkosten, einen nicht unbe- deutenden Theil der Zeit opfern, welche sie durch die schnelle Beförderung auf der Bahn gewinnen. Nicht minder groß sind die Nachtheile, welche in Bezug auf den Waarentransport, vorzüglich die Umladung und Über- führung der Güter, eintreten und welche noch fühlbarer werden, wenn zwei Eisenbahnen, deren eine als die Fort- setzung der andern dienen soll, an entgegengesetzten oder doch weit voneinander entfernten Punkten einer Stadt enden. Jn Nordamerika, wo man den Grundsatz: „Zeit ist Geld“, am besten zu würdigen versteht, ist in dieser Be- ziehung Vieles besser als in der alten Welt. Alle gro- ßen Städte der Union, wie Neuyork, Philadelphia, Bal- timore und Neuorleans sind von Eisenbahnen durchschnit- ten, die häufig durch die belebtesten Straßen gehen. Die Endpunkte größerer Bahnen sind überall so viel wie mög- lich dem Centrum des Geschäftstheils der Stadt nahe gelegt, und wo verschiedene Bahnen in entlegenen Theilen der Stadt enden, sind sie durch Verbindungs- bahnen vereinigt. Außerdem führen gewöhnlich Zweige zu dem Hafen, den Bassins von Kanälen und zu an- dern wichtigen Plätzen der Stadt, ja bis in die Maga- zine der Kaufleute und Spediteurs, damit diese ihre Waaren unmittelbar in die Bahnwagen verladen und aus denselben in ihre Lager deponiren können. Jn Neuyork geht die hauptsächlich zu Spazierfahr- ten bestimmte Bahn durch die ganze Stadt in einer Länge von beinahe einer Meile. Man bedient sich der- selben wie eines Omnibus, indem man an vielen Punk- ten aus= und einsteigen kann. Nachdem dieselbe mehre Jahre, ohne irgend eine Veranlassung zu Beschwerden gegeben zu haben, durch die breite Bowleystraße im Be- triebe war, gestattete man ihre Verlängerung durch mehre enge, lebhafte Straßen bis zur Stadthalle, von wo in mehren Richtungen Zweigbahnen zum Hafen angelegt werden sollen. Jn Baltimore ist sowol die Baltimore=Ohio als auch die Philadelphia=Baltimore=Bahn eine Stunde weit durch die Stadt geführt und beide treffen in der Nähe des Hafens an einem Punkte zusammen. Von der er- stern gehen 15 Seitenbahnen durch ebenso viele Stra- ßen, die von ihr berührt werden. Eine dritte Haupt- bahn, jene von Baltimore nach York, endigt im Jnnern der Stadt mit drei Armen und man kann wol anneh- men, daß alle innerhalb der Grenzen der eigentlichen Stadt angelegten Gleise zusammen auf2 1 / 2 deutsche Mei- len betragen. Jn Neuorleans führt die Port=Chartrainbahn durch die ganze Kanalstraße bis zum Mississippi; ebenso durch- schneiden die Carroltonbahn mit ihren Zweigen und die Orleans=Streetbahn einen großen Theil der Stadt. Eine Gesellschaft, die ihre Bahn in das Jnnere der Stadt verlängern will, muß um die Erlaubniß dazu bei der Stadtbehörde nachsuchen und bekommt sie gewöhn- lich unter der Bedingung, daß 1 ) nicht mit Locomoti- ven, sondern mit Pferden; 2 ) mit geringerer Geschwin- digkeit durch die Straßen gefahren werde. Das Erstere macht oft zwei Stationen oder Bahnhöfe nöthig, einen außerhalb der Stadt, wo die Locomotiven ankommen und abgehen, und einen am eigentlichen Bahnende in- nerhalb der Stadt. Jn kleinern Städten findet diese Beschränkung selten statt. Das britische Kriegsdampfschiff Penelope. Von keinem Schiffe, sagen englische Blätter, hat man seit kurzem so viel gesprochen als von der Penelope, welche, früher eine Segelfregatte, jetzt in ein Kriegs- dampfschiff von einer Größe und Gewalt ohne Gleichen umgewandelt und auf so furchtbare Art armirt worden ist, daß es wol zwei Linienschiffen Trotz bieten kann, ab- gesehen von dem besondern Vortheile, den es durch seine Dampfkraft voraus hat, welche ___ihm weit besser gestattet, seine Stellung gegen die Linienschiffe_ zu wählen, als um- gekehrt. Es war dies eine der Fregatten von 46 Ka- nonen, welche seiner Zeit nach dem französischen Modell der Hebe erbaut wurden, und wovon 30 oder 40 in verschiedenen unserer Häfen, sämmtlich noch gut conser- virt, still liegen. Um sie in ein Dampfschiff zu verwan- deln, wurde die Fregatte in ein Bassin ( Dock ) gebracht, hier in der Mitte durchschnitten und in diesem Schnitte um 63 Fuß verlängert. Jn diesem hinzugekommenen mittlern Raume befinden sich die Kessel, die Maschinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig034_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig034_1843/3
Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 34. Leipzig (Sachsen), 26. August 1843, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig034_1843/3>, abgerufen am 06.06.2024.