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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 26. Leipzig (Sachsen), 1. Juli 1843.

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[Beginn Spaltensatz] so lange vorenthalten? fragte der Fürst, sichtbar er-
heitert.

Jch wußte nichts von all den Dingen, die Sie mir
eben berichtet haben, ich wußte nur, daß ich den Säbel Mi-
chael 's besitze und harrte auf eine Gelegenheit, Jhnen den-
selben auszuliefern, ohne Jhnen durch die traurigen Erin-
nerungen, die er in Jhnen wecken muß, allzu weh zu thun.

Nun, ich mache dir keine Vorwürfe darüber, du bist
in meinem Herzen an Michael's Stelle getreten; durch
die Wiedererlangung des durch ihn verlorenen Säbels
hast du dir Rechte auf meine ganze Dankbarkeit erwor-
ben; wollte Gott, ich könnte dir lohnen, wie ich wollte.
Aber ich bin mit furchtbaren Eiden gebunden, gegen
meine Neigung zu handeln.

Sie wollen mir Jhre Tochter auch jetzt noch versa-
gen? fiel hier Dolgoruki gekränkt ein.

Nein, das nicht, seit der Säbel wieder in meinen
Händen, ist das Schwert des Verderbens, welches ich
über den Häuptern der Meinigen schweben sah, verschwun-
den, aber ich kann dich nicht zum Träger meines Namens,
zum Erben meiner Güter machen, wie ich es wünsche.
Siehe, Michael war nicht mein Sohn, ich erzog ihn
aber als solchen, als ich sah, daß mir der Himmel einen
Leibeserben versagt habe; aber der Himmel hat ihn ver-
worfen, weil russisches Blut in seinen Adern floß. Jch
muß der Vorschrift streng genügen, die in einem alten
Documente meines Familienarchivs enthalten ist.

Bei diesen Worten ergriff der alte Fürst Dolgoruki's
Hand und führte ihn in das Familienarchiv. Hier öff-
nete er einen köstlichen Juwelenschrank und langte eine
goldene Kapsel hervor, in dem sich ein Pergament be-
fand, auf welchem folgende Worte standen: "Peter der
Große erhob mich wenige Stunden vor seinem Tode für
den Eifer, den ich stets für ihn an den Tag gelegt
hatte, durch Einhändigung seines Säbels zum Fürsten.
Jch mußte ihm schwören, den Säbel immer auf den Erst-
geborenen des Hauses vererben zu lassen; wenn aber einst
ein Erbe keinen männlichen Nachkommen haben würde,
sollte er ein Kind der Fremde adoptiren und in den
Grundsätzen erziehen, welche die Rapaki's zu. [unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]allen Zei-
ten ausgezeichnet haben."

Dieses Pergament war von dem jedesmaligen Erben
des Säbels und durch diesen des Rapaki'schen Fürstenti-
tels und Fürstenreichthums mit zugefügtem Schwure un-
terschrieben. Michael war der letzte der Unterschriebenen;
seine Stelle auszufüllen, mußte nun eine neue Wahl
getroffen werden.

Als Dolgoruki dem Greise die Geschichte der Auffin-
dung des Säbels erzählt hatte, ließ sich Letzterer eine
genaue Beschreibung von der Person des Auffinders geben.

Meine Wahl ist getroffen, rief er, als ihm Dolgo-
ruki so umständlich, als es möglich war, die Geschichte
des Knaben geliefert hatte. Der Knabe ist meinem ver-
storbenen Feodor ähnlich und durch die Auffindung des
Säbels zu seinem Stellvertreter auf Erden vom Him-
mel selbst ausersehen. Der Umstand, daß er völlig ver-
waist ist, spricht auch für ihn. Kurz, ich möchte ihn
lieber heute als morgen hier haben.

Dolgoruki, welcher der Pflege Martha's sein Leben
und Handri durch den Säbel sein Erdenglück verdankte
und überdies einer der edelsten Menschen war, war weit
entfernt, dem Greise seinen Entschluß auszureden. Er
machte sich einige Tage darauf auf den Weg, um den
Erwählten selbst zu holen, und kam gerade an dem
Tage, wo er das Jahr vorher von Handri den heilbrin-
genden Säbel empfangen hatte, in Martha's Dorf.
Aber die Vögel, die er suchte, waren ausgeflogen und
hatten ihr Nest wo anders gebaut. Glücklicherweise wußte
[Spaltenumbruch] alle Welt, wo das neue Nest war, und es waren keine
zwei Stunden verflossen, so stand Dolgoruki mitten un-
ter Martha's Familie und zwei Tage darauf war Handri
bereits mit ihm auf dem Rückwege nach Rußland. Die
Reise ging glücklich von statten und die Reisenden kamen
wohlbehalten an Ort und Stelle an. Hans, welcher
aus Liebe zu Handri Martha in die Stadt gefolgt
war, war von Dolgoruki mitgenommen worden, weil er
russisch verstand und der bisherige Erzieher Handri's ge-
wesen war. Er machte sich bei dem alten Rapaki bald
beliebt, durfte als ein mit mannichfachen Kenntnissen
versehener Mann auch ferner mit seinem bisherigen Zög-
linge umgehen und trug nicht wenig zu der glücklichen
Entfaltung desselben bei.

Wenige Jahre waren vergangen, so hatte sich der
junge Fürst alle die feinen Formen angeeignet, welche
das Leben der höhern Stände auszeichnen. Der alte
Rapaki, welcher in der That viele Ähnlichkeiten mit sei-
nem frühzeitig verstorbenen Sohne Feodor in ihm und
an ihm fand, gewann ihn in kurzer Zeit sehr lieb und
hörte ihn mit Vergnügen von seinem unfürstlichen Leben
im Hause seiner Mutter Hanna und seiner Pflegemutter
Martha erzählen. Die Familie der Letztern wurde mit
reichen Geschenken überschüttet, sodaß Jürge nach einigen
Jahren im Stande war, den Traum, den er vor dem
Eintritte der schrecklichen Katastrophe, deren am Ein-
gange dieser Geschichte gedacht worden ist, zu verwirkli-
chen: er kaufte sich ein kleines Rittergut in der Nähe
der Stadt. Jan bezog im J. 1822 die Universität Leip-
zig und wurde sechs Jahre darauf in dem Dorfe, wo er
das Licht der Welt erblickt hatte, wohlbestallter Pfarrer
und mit Marja vermählt. Hanka und Lena hatten eine
glänzendere Bestimmung. Lena wurde von Dolgoruki
und seiner Gemahlin ins Haus genommen und als sie
keine Kinder bekamen, an Kindesstatt angenommen und
später an einen vornehmen Russen verheirathet; Hanka
aber wurde die Gemahlin des jungen Fürsten Rapaki,
zu dem sie schon in ihrer frühesten Jugend so viele Nei-
gung gezeigt hatte. Alles war, weil das Glück auf das
Unglück folgte, doppelt glücklich.

Somit hat der verhängnißvolle Säbel, der alles die-
ses Glück veranlaßte, sein Prädicat gerechtfertigt und wir
schließen unsere Erzählung mit dem Wunsche, daß un-
sere Leser zur Belohnung für ihre Geduld in Zeiten der
Noth ebenfalls mit einem solchen wunderthätigen Säbel
in Berührung kommen mögen.



Ölmesser.

Bei der Temperatur des siedenden Wassers zeigen die
verschiedenen Öle ein sehr verschiedenes Gewicht. Darauf
gründet Launot einen eigenen Ölmesser, welcher aus einem
Aräometer ( Dichtigkeitsmesser ) , einem Thermometer und
einem Kännchen aus Weißblech besteht, in welches man
das zu prüfende Öl in einem hohlen Cylinder von Weiß-
blech bringt. Das Aräometer hat einen sehr dünnen
Stengel, sodaß er die kleinsten Unterschiede in der Dich-
tigkeit oder dem specifischen Gewichte bemerkbar machen
muß. Er ist für diesen Zweck mit einer Scala versehen,
die 200° über 0 uud 25 darunter umfaßt. Will man
nun ein Öl prüfen, so bringt man das Weißblechkänn-
chen über das Feuer, thut das Thermometer in den Öl-
cylinder und wartet, bis das Öl 101 Grad Wärme hat.
Jetzt taucht man das Aräometer in das Öl. Jst es
Rüböl, so bleibt der Messer bei 0° stehen, in Leinöl
sinkt es bis zu 210°, in Dotteröl bis zu 124°, in
Fischthran bis zu 83°, in Hanföl bis 136°.



[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] so lange vorenthalten? fragte der Fürst, sichtbar er-
heitert.

Jch wußte nichts von all den Dingen, die Sie mir
eben berichtet haben, ich wußte nur, daß ich den Säbel Mi-
chael 's besitze und harrte auf eine Gelegenheit, Jhnen den-
selben auszuliefern, ohne Jhnen durch die traurigen Erin-
nerungen, die er in Jhnen wecken muß, allzu weh zu thun.

Nun, ich mache dir keine Vorwürfe darüber, du bist
in meinem Herzen an Michael's Stelle getreten; durch
die Wiedererlangung des durch ihn verlorenen Säbels
hast du dir Rechte auf meine ganze Dankbarkeit erwor-
ben; wollte Gott, ich könnte dir lohnen, wie ich wollte.
Aber ich bin mit furchtbaren Eiden gebunden, gegen
meine Neigung zu handeln.

Sie wollen mir Jhre Tochter auch jetzt noch versa-
gen? fiel hier Dolgoruki gekränkt ein.

Nein, das nicht, seit der Säbel wieder in meinen
Händen, ist das Schwert des Verderbens, welches ich
über den Häuptern der Meinigen schweben sah, verschwun-
den, aber ich kann dich nicht zum Träger meines Namens,
zum Erben meiner Güter machen, wie ich es wünsche.
Siehe, Michael war nicht mein Sohn, ich erzog ihn
aber als solchen, als ich sah, daß mir der Himmel einen
Leibeserben versagt habe; aber der Himmel hat ihn ver-
worfen, weil russisches Blut in seinen Adern floß. Jch
muß der Vorschrift streng genügen, die in einem alten
Documente meines Familienarchivs enthalten ist.

Bei diesen Worten ergriff der alte Fürst Dolgoruki's
Hand und führte ihn in das Familienarchiv. Hier öff-
nete er einen köstlichen Juwelenschrank und langte eine
goldene Kapsel hervor, in dem sich ein Pergament be-
fand, auf welchem folgende Worte standen: „Peter der
Große erhob mich wenige Stunden vor seinem Tode für
den Eifer, den ich stets für ihn an den Tag gelegt
hatte, durch Einhändigung seines Säbels zum Fürsten.
Jch mußte ihm schwören, den Säbel immer auf den Erst-
geborenen des Hauses vererben zu lassen; wenn aber einst
ein Erbe keinen männlichen Nachkommen haben würde,
sollte er ein Kind der Fremde adoptiren und in den
Grundsätzen erziehen, welche die Rapaki's zu. [unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]allen Zei-
ten ausgezeichnet haben.“

Dieses Pergament war von dem jedesmaligen Erben
des Säbels und durch diesen des Rapaki'schen Fürstenti-
tels und Fürstenreichthums mit zugefügtem Schwure un-
terschrieben. Michael war der letzte der Unterschriebenen;
seine Stelle auszufüllen, mußte nun eine neue Wahl
getroffen werden.

Als Dolgoruki dem Greise die Geschichte der Auffin-
dung des Säbels erzählt hatte, ließ sich Letzterer eine
genaue Beschreibung von der Person des Auffinders geben.

Meine Wahl ist getroffen, rief er, als ihm Dolgo-
ruki so umständlich, als es möglich war, die Geschichte
des Knaben geliefert hatte. Der Knabe ist meinem ver-
storbenen Feodor ähnlich und durch die Auffindung des
Säbels zu seinem Stellvertreter auf Erden vom Him-
mel selbst ausersehen. Der Umstand, daß er völlig ver-
waist ist, spricht auch für ihn. Kurz, ich möchte ihn
lieber heute als morgen hier haben.

Dolgoruki, welcher der Pflege Martha's sein Leben
und Handri durch den Säbel sein Erdenglück verdankte
und überdies einer der edelsten Menschen war, war weit
entfernt, dem Greise seinen Entschluß auszureden. Er
machte sich einige Tage darauf auf den Weg, um den
Erwählten selbst zu holen, und kam gerade an dem
Tage, wo er das Jahr vorher von Handri den heilbrin-
genden Säbel empfangen hatte, in Martha's Dorf.
Aber die Vögel, die er suchte, waren ausgeflogen und
hatten ihr Nest wo anders gebaut. Glücklicherweise wußte
[Spaltenumbruch] alle Welt, wo das neue Nest war, und es waren keine
zwei Stunden verflossen, so stand Dolgoruki mitten un-
ter Martha's Familie und zwei Tage darauf war Handri
bereits mit ihm auf dem Rückwege nach Rußland. Die
Reise ging glücklich von statten und die Reisenden kamen
wohlbehalten an Ort und Stelle an. Hans, welcher
aus Liebe zu Handri Martha in die Stadt gefolgt
war, war von Dolgoruki mitgenommen worden, weil er
russisch verstand und der bisherige Erzieher Handri's ge-
wesen war. Er machte sich bei dem alten Rapaki bald
beliebt, durfte als ein mit mannichfachen Kenntnissen
versehener Mann auch ferner mit seinem bisherigen Zög-
linge umgehen und trug nicht wenig zu der glücklichen
Entfaltung desselben bei.

Wenige Jahre waren vergangen, so hatte sich der
junge Fürst alle die feinen Formen angeeignet, welche
das Leben der höhern Stände auszeichnen. Der alte
Rapaki, welcher in der That viele Ähnlichkeiten mit sei-
nem frühzeitig verstorbenen Sohne Feodor in ihm und
an ihm fand, gewann ihn in kurzer Zeit sehr lieb und
hörte ihn mit Vergnügen von seinem unfürstlichen Leben
im Hause seiner Mutter Hanna und seiner Pflegemutter
Martha erzählen. Die Familie der Letztern wurde mit
reichen Geschenken überschüttet, sodaß Jürge nach einigen
Jahren im Stande war, den Traum, den er vor dem
Eintritte der schrecklichen Katastrophe, deren am Ein-
gange dieser Geschichte gedacht worden ist, zu verwirkli-
chen: er kaufte sich ein kleines Rittergut in der Nähe
der Stadt. Jan bezog im J. 1822 die Universität Leip-
zig und wurde sechs Jahre darauf in dem Dorfe, wo er
das Licht der Welt erblickt hatte, wohlbestallter Pfarrer
und mit Marja vermählt. Hanka und Lena hatten eine
glänzendere Bestimmung. Lena wurde von Dolgoruki
und seiner Gemahlin ins Haus genommen und als sie
keine Kinder bekamen, an Kindesstatt angenommen und
später an einen vornehmen Russen verheirathet; Hanka
aber wurde die Gemahlin des jungen Fürsten Rapaki,
zu dem sie schon in ihrer frühesten Jugend so viele Nei-
gung gezeigt hatte. Alles war, weil das Glück auf das
Unglück folgte, doppelt glücklich.

Somit hat der verhängnißvolle Säbel, der alles die-
ses Glück veranlaßte, sein Prädicat gerechtfertigt und wir
schließen unsere Erzählung mit dem Wunsche, daß un-
sere Leser zur Belohnung für ihre Geduld in Zeiten der
Noth ebenfalls mit einem solchen wunderthätigen Säbel
in Berührung kommen mögen.



Ölmesser.

Bei der Temperatur des siedenden Wassers zeigen die
verschiedenen Öle ein sehr verschiedenes Gewicht. Darauf
gründet Launot einen eigenen Ölmesser, welcher aus einem
Aräometer ( Dichtigkeitsmesser ) , einem Thermometer und
einem Kännchen aus Weißblech besteht, in welches man
das zu prüfende Öl in einem hohlen Cylinder von Weiß-
blech bringt. Das Aräometer hat einen sehr dünnen
Stengel, sodaß er die kleinsten Unterschiede in der Dich-
tigkeit oder dem specifischen Gewichte bemerkbar machen
muß. Er ist für diesen Zweck mit einer Scala versehen,
die 200° über 0 uud 25 darunter umfaßt. Will man
nun ein Öl prüfen, so bringt man das Weißblechkänn-
chen über das Feuer, thut das Thermometer in den Öl-
cylinder und wartet, bis das Öl 101 Grad Wärme hat.
Jetzt taucht man das Aräometer in das Öl. Jst es
Rüböl, so bleibt der Messer bei 0° stehen, in Leinöl
sinkt es bis zu 210°, in Dotteröl bis zu 124°, in
Fischthran bis zu 83°, in Hanföl bis 136°.



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Hier öff- nete er einen köstlichen Juwelenschrank und langte eine goldene Kapsel hervor, in dem sich ein Pergament be- fand, auf welchem folgende Worte standen: „Peter der Große erhob mich wenige Stunden vor seinem Tode für den Eifer, den ich stets für ihn an den Tag gelegt hatte, durch Einhändigung seines Säbels zum Fürsten. Jch mußte ihm schwören, den Säbel immer auf den Erst- geborenen des Hauses vererben zu lassen; wenn aber einst ein Erbe keinen männlichen Nachkommen haben würde, sollte er ein Kind der Fremde adoptiren und in den Grundsätzen erziehen, welche die Rapaki's zu. _____allen Zei- ten ausgezeichnet haben.“ Dieses Pergament war von dem jedesmaligen Erben des Säbels und durch diesen des Rapaki'schen Fürstenti- tels und Fürstenreichthums mit zugefügtem Schwure un- terschrieben. Michael war der letzte der Unterschriebenen; seine Stelle auszufüllen, mußte nun eine neue Wahl getroffen werden. Als Dolgoruki dem Greise die Geschichte der Auffin- dung des Säbels erzählt hatte, ließ sich Letzterer eine genaue Beschreibung von der Person des Auffinders geben. Meine Wahl ist getroffen, rief er, als ihm Dolgo- ruki so umständlich, als es möglich war, die Geschichte des Knaben geliefert hatte. Der Knabe ist meinem ver- storbenen Feodor ähnlich und durch die Auffindung des Säbels zu seinem Stellvertreter auf Erden vom Him- mel selbst ausersehen. Der Umstand, daß er völlig ver- waist ist, spricht auch für ihn. Kurz, ich möchte ihn lieber heute als morgen hier haben. Dolgoruki, welcher der Pflege Martha's sein Leben und Handri durch den Säbel sein Erdenglück verdankte und überdies einer der edelsten Menschen war, war weit entfernt, dem Greise seinen Entschluß auszureden. Er machte sich einige Tage darauf auf den Weg, um den Erwählten selbst zu holen, und kam gerade an dem Tage, wo er das Jahr vorher von Handri den heilbrin- genden Säbel empfangen hatte, in Martha's Dorf. Aber die Vögel, die er suchte, waren ausgeflogen und hatten ihr Nest wo anders gebaut. Glücklicherweise wußte alle Welt, wo das neue Nest war, und es waren keine zwei Stunden verflossen, so stand Dolgoruki mitten un- ter Martha's Familie und zwei Tage darauf war Handri bereits mit ihm auf dem Rückwege nach Rußland. Die Reise ging glücklich von statten und die Reisenden kamen wohlbehalten an Ort und Stelle an. Hans, welcher aus Liebe zu Handri Martha in die Stadt gefolgt war, war von Dolgoruki mitgenommen worden, weil er russisch verstand und der bisherige Erzieher Handri's ge- wesen war. Er machte sich bei dem alten Rapaki bald beliebt, durfte als ein mit mannichfachen Kenntnissen versehener Mann auch ferner mit seinem bisherigen Zög- linge umgehen und trug nicht wenig zu der glücklichen Entfaltung desselben bei. Wenige Jahre waren vergangen, so hatte sich der junge Fürst alle die feinen Formen angeeignet, welche das Leben der höhern Stände auszeichnen. Der alte Rapaki, welcher in der That viele Ähnlichkeiten mit sei- nem frühzeitig verstorbenen Sohne Feodor in ihm und an ihm fand, gewann ihn in kurzer Zeit sehr lieb und hörte ihn mit Vergnügen von seinem unfürstlichen Leben im Hause seiner Mutter Hanna und seiner Pflegemutter Martha erzählen. Die Familie der Letztern wurde mit reichen Geschenken überschüttet, sodaß Jürge nach einigen Jahren im Stande war, den Traum, den er vor dem Eintritte der schrecklichen Katastrophe, deren am Ein- gange dieser Geschichte gedacht worden ist, zu verwirkli- chen: er kaufte sich ein kleines Rittergut in der Nähe der Stadt. Jan bezog im J. 1822 die Universität Leip- zig und wurde sechs Jahre darauf in dem Dorfe, wo er das Licht der Welt erblickt hatte, wohlbestallter Pfarrer und mit Marja vermählt. Hanka und Lena hatten eine glänzendere Bestimmung. Lena wurde von Dolgoruki und seiner Gemahlin ins Haus genommen und als sie keine Kinder bekamen, an Kindesstatt angenommen und später an einen vornehmen Russen verheirathet; Hanka aber wurde die Gemahlin des jungen Fürsten Rapaki, zu dem sie schon in ihrer frühesten Jugend so viele Nei- gung gezeigt hatte. Alles war, weil das Glück auf das Unglück folgte, doppelt glücklich. Somit hat der verhängnißvolle Säbel, der alles die- ses Glück veranlaßte, sein Prädicat gerechtfertigt und wir schließen unsere Erzählung mit dem Wunsche, daß un- sere Leser zur Belohnung für ihre Geduld in Zeiten der Noth ebenfalls mit einem solchen wunderthätigen Säbel in Berührung kommen mögen. Ölmesser. Bei der Temperatur des siedenden Wassers zeigen die verschiedenen Öle ein sehr verschiedenes Gewicht. Darauf gründet Launot einen eigenen Ölmesser, welcher aus einem Aräometer ( Dichtigkeitsmesser ) , einem Thermometer und einem Kännchen aus Weißblech besteht, in welches man das zu prüfende Öl in einem hohlen Cylinder von Weiß- blech bringt. Das Aräometer hat einen sehr dünnen Stengel, sodaß er die kleinsten Unterschiede in der Dich- tigkeit oder dem specifischen Gewichte bemerkbar machen muß. Er ist für diesen Zweck mit einer Scala versehen, die 200° über 0 uud 25 darunter umfaßt. Will man nun ein Öl prüfen, so bringt man das Weißblechkänn- chen über das Feuer, thut das Thermometer in den Öl- cylinder und wartet, bis das Öl 101 Grad Wärme hat. Jetzt taucht man das Aräometer in das Öl. Jst es Rüböl, so bleibt der Messer bei 0° stehen, in Leinöl sinkt es bis zu 210°, in Dotteröl bis zu 124°, in Fischthran bis zu 83°, in Hanföl bis 136°.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 26. Leipzig (Sachsen), 1. Juli 1843, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig026_1843/3>, abgerufen am 24.11.2024.